CD-Reviews März 2015
Wertung:
  9.0 bis 10 Kaufempfehlung.         7.5 bis 8.9 Gut.
  4.0 bis 7.4 Vor Kauf reinhören.    0.0 bis 3.9 Nicht empfohlen.
SCORPIONS – Return To Forever
Sony Music
Fünf Jahrzehnte Scorpions! 50 Jahre harter Rock und 50 Jahre tolle Live-Shows. Was für ein Jubiläum, angetrieben von den beiden Motoren Rudolf Schenker (67 Jahre) sowie Klaus Meine (67 Jahre) und ihrem langjährigen Meistergitarristen Matthias Jabs (60 Jahre). Veröffentlichen die Scorpions nach ihrem Rücktritt vom Rücktritt ein Album, das alle wegbläst oder ein laues Lüftchen darstellt? Zumindest mit dem Opener "Going Out With A Bang" rockt sich der Fünfer schon mal kräftig ins Bewusstsein des Hörers zurück. "We Built This House" ist analog von "Rhythm Of Love" ("Savage Amusement") eine coole Rocknummer, die sofort ins Ohr und die Beine geht. "Rock My Car" lebt von der vorantreibenden Schlagzeugarbeit des zurückgekehrten Trommlers James Kottak, um dann mit "House Of Cards", "Gypsy Life" und "Eye Of The Storm" drei typische Scorpions-Balladen zu veröffentlichen. "All For One", "Rock'n'Roll Band" (schnell), "Catch Your Luck And Play", "Hard Rockin‘ The Place" und "The Scratch" (erinnert an "Radar Love") sind kraftvolle Rock-Songs in bester Scorpions-Manier, die keinen Fan von Alben wie "Love Drive", "Love At First Sting", "Crazy World", "Humanity – Hour 1" oder "Sting In The Tail" enttäuschen werden. Logisch ist "Return To Forever" kein weiteres "Blackout" geworden, die wohl härteste Scheibe der Hannoveraner, aber dafür ein Werk, das keinen Fan enttäuschen wird und zu Recht die volle Punktzahl bekommt. Denn! Wie schon Judas Priest gehen die Scorpions hier den Weg, der sie bekannt und berühmt gemacht hat, und das steht den Jungs bestens zu Gesicht. Wer sich die Deluxe-Edition schnappt, bekommt mit "Dancing With The Moonlight" einen fetten Bonustrack und mit den beiden ruhigen "When The Truth Is A Lie" und "Who We Are" weitere Songs fürs Herz. Ich bin restlos begeistert von diesem Werk, das ich den Herren in dieser Form nicht mehr zugetraut hatte. Aber frei nach dem Motto: "Schuster bleib bei deinen Leisten" haben die Deutschen eine Qualität abgeliefert, die ich mir heute von anderen, nicht so alten Bands, wünsche. Ich freue mich auf die kommende Tour und eine Band, die in den letzten 50 Jahren immer für eins gestanden ist - auch wenn nicht alle Alben das gleiche Level halten konnten - für eine hart rockende und auf der Bühne hart arbeitende Band, die immer authentisch ihr Ding durchgezogen hat! Ich ziehe meinen Hut vor dieser Band und diesen Musikern, die mit "Return To Forever" einen famosen Geburtstags-Rundling in die rockende Umlaufbahn schiessen und jeden begeistern werden. Selbst diejenigen, welche es eine gewisse Zeit cool fanden, die Scorpions als Plüsch-Band abzustempeln (was sie NIE waren), sie belächelten und durch den Dreck zogen. Gebührt einer Band eine Auszeichnung für ihr musikalisches Lebenswerk, dann können dies nur die Scorpions sein!
Tinu  

Punkte: 10 von 10
NEAL MORSE BAND - The Grand Experiment
InsideOut Music
Nach dem starken "Momentum"-Album von 2012 legt die Neal Morse Band nun mit "The Grand Experiment" nach. Und wie! Eingespielt von Neal Morse, Mike Portnoy, Randy George. Mit dabei noch Eric Gillette und Bill Hubauer. Das Besondere an diesem Werk ist, wie der Titel schon verrät, die Neal Morse Band. Alle Songs wurden von den 5 Musikern zusammen komponiert und arrangiert. Deshalb klingt die Band auch etwas anders als bei den anderen Neal Morse-Alben. Angefangen beim 10 -Minuten-Opener "The Call", eine Prog-Nummer auf allerhöchstem musikalischen Niveau. Diese Nummer knallt und rockt wie Sau. Dann der Titeltrack, mit dem von Gitarrist Eric Gillette komponierten Riff, einfach grandios, ein Song, der auch glänzt mit einem starken Refrain und tollen Chören. Neal singt hier ganz anders als sonst. Dann das akustische "Waterfall", mit drei akustischen Gitarren gespielt und unglaublich schönen Chören veredelt. Oder dann das modern klingende "Agenda", auch hier wieder ganz neuer Gesangs-Stil von Neal Morse. Hammersong mit starker Gitarre und originellem Refrain. Und zum Schluss des regulären Albums: das 26 Minuten lange "Alive Again", ein Long-Track wie aus dem Prog-Lehrbuch. Unglaublich spannend, total verspielt. Hier zeigt die Neal Morse Band all ihr Können und ihre unglaubliche Art zusammen grosse Prog-Songs zu komponieren. Auf der Special Edition gibt’s noch eine 2. CD mit drei Bonus-Songs der aktuellen Besetzung plus 2 Livetracks vom Morsefest. Und dazu noch eine spannende 45 minütige Making Of-DVD. Sehr empfehlenswert, hier sieht man den Spass, den die fünf Musiker zusammen im Studio hatten. Und dazu gibt es noch Videos von "Agenda" und "The Grand Experiment". Für mich ist dieses Album eines der Besten, das Neal je gemacht hat, auch dadurch, dass dies hier keine Alleinarbeit des Meisters war und dadurch viele Einflüsse der anderen Musiker wie auch von Mike Portnoy in dieses grandiose Progwerk einfliessen. Pflichtkauf für Proggies!
Crazy Beat 

Punkte: 9.6 von 10
MELECHESH - Enki
Nuclear Blast/Warner
Absolut empfehlenswertes Black Metal-Album (Betonung auf Metal!) mit homogener Produktion und tollen Vibes! Meine Kritik könnte hier eigentlich bereits zu Ende sein... Das mit ungebildet grob gesagt "arabischem Flair" durchzogene Material dieser speziellen Band deckt von energiegeladenem Bangerstoff bis hin zu spirituell wogenden Fünfblattverneigungen (vor allem "Doorways To Irkala") ein angenehm breites Spektrum ab und bietet damit über eine Stunde glutäugiges, positiv-martialisches Djinn-Kopfkino, bei dem man den Wüstensand geradezu im Maul und zwischen den Zähnen spüren kann. Und wer bereits dem Vorgängeralbum "The Epigenesis" hörig war, darf sich freuen, denn "Enki" ist nichts anderes als eine fettere, fokussiertere, turbogeladene Weiterführung der bewährten Schiene, viel Vergnügen! Ich hatte ausserdem in Vergangenheit mal das Vergnügen, als Support von Bandkopf Ashmedi & Co. spielen zu dürfen. Ihre Liveshow hat mich damals umgehauen! Tighte, energische Darbietung, cooles Posing, giftige Screams und mittels Zuhilfenahme eines räucherstäbchengeschwängerten Dunstes (konstant von der Bühne geblasen) wurde auch der olfaktorische Sinn stetig einbezogen. Seitdem riechen Melechesh-Alben für mich immer nach einer Mischung aus Patchouli, orientalischem Räucherwerk und sexy Oase (bzw. was ich mir darunter halt so vorstelle). Uneingeschränkte Kaufempfehlung für jeden unter euch, der wie ich der Meinung ist, dass attraktive, sumerische Ziegenböcke aggressiv sein und einen streng riechenden Sack haben müssen! Anhören!
Hardy  
Punkte: 9.5 von 10
EUROPE – War Of Kings
UDR Music/Warner
Zu Unrecht werden die Jungs um Showmaster Joey Tempest dem Plüschrock zugeordnet. Auch wenn Europe mit "The Final Countdown" sämtliche Spitzenplätze der Hitparaden auf der Welt 1986 für sich verbuchten (alleine in der Schweiz gab es eine Platin-Auszeichnung), so waren die Schweden immer eine hart rockende Band. Eine, die ihre Stärke auf der Bühne ausspielte und seit dem Comeback mit den vier veröffentlichten Studiowerken weit weg von diesen Top 3 Spitzenplatzierungen waren. Der Rock war weniger massentauglich, deswegen aber nicht minder schlechter. Speziell mit "Last Look At Eden" veröffentlichte der Fünfer einen kleinen Meilenstein, den sie vorher auf eine andere Art und Weise schon mit "Wings Of Tomorrow" und "Prisoners In Paradise" hatten. "War Of Kings" überzeugt nicht nur mit einem geilen, simplen Schachbrettmotiv als Cover, sondern auch mit fetten Riffs, einen kräftigen Gesang und erneut vielen packenden Refrains. Alleine "Hole In My Pocket" ist der Kaufpreis dieses Werkes wert. Meistergitarrist John Norum (ersetzte für kurze Zeit mal George Lynch bei Dokken und liess den Saitenderwisch sehr alt aussehen) zaubert unglaubliche Riffs aus seinem Instrument ("The Second Day"). Dieser Track hätte auch auf eine früheren Scheibe gepasst, würde man den seit "Start From The Dark" gewöhnten moderneren Sound einer typischen achtziger Produktion unterziehen. Mit "Praise You" duelliert sich der Schweden-Haufen mit Uriah Heep oder Black Sabbath, was die Jungs aber mit einer unheimlichen Lässigkeit zelebrieren. Speziell John überzeugt mit einer Lockerheit, die schon fast mit einer positiven Frechheit gleichzusetzen ist. Oder die Rainbow-Hommage zu Joe Lynn Turner-Zeiten mit "California 405". Mit "Days Of Rock'n'Roll" darf dann endlich auch Norum seine Vorliebe für Thin Lizzy ausleben. "Children Of The Mind" zeigt die Herren von einer harten, verträumten Seite, und "Rainbow Bridge" mit einem passenden arabischen Keyboard-Solo. Der balladeske Moment darf bei Europe nicht fehlen. Allerdings kann "Angels (With Broken Hearts)" zu keiner Sekunde mit dem monumentalen "New Love In Town" konkurrenzieren. "War Of Kings" ist ein fantastisches Album geworden, das aber ein bisschen im Schatten von "Last Look At Eden" steht und die hart rockende Hitdichte von "Wings Of Tomorrow" oder "Prisoners In Paradise" vermissen lässt. Trotzdem ein Album, das man gehört haben muss!
Tinu 

Punkte: 9.3 von 10
SACRAL RAGE - Illusions In Infinite Void
Cruz Del Sur Music
Neues aus Griechenland. "Illusions In Infinite Void" ist der Debut-Longplayer der griechischen Nachwuchs Melodic/Speed Metal-Kombo Sacral Rage. Eine Band, die auch mit einigen Legenden aus den 80er Jahren wie Watchtower, Annihilator und Vicious Rumors vertraut zu sein scheinen. Die Band von Vaggelis F. (Drums), Marios P. (Gitarre), Spyros S. (Bass) und Dimitris K. (Gesang) haben zusammen neun komplizierte und spannende Metal-Songs, in filigraner Handarbeit produziert. Mit den komplexen Texten über Horror, Übernatürliches, Seelenfindung und verbotenen Religionen ist es nicht schwer, Songs wie "Lost Chapter E.: Sutratma" in sein Herz zu schliessen. Dimitris schrilles Heulen steigt bei fast allen Songs in ungeahnte Höhen und geben dem Sound einen speziellen Effekt. Rasend technische Speed Metal-Kost gibt es dann bei "Panic In The Urals (Burning Skies)" und "En Cima Del Mal" auf die Ohren und der Gesang erinnert an Ex-Fates Warnings John Arch. Mit der giftigen Nummer "Waltz In Madness" sollte auch der letzte Zweifler an der Qualität der Jungs überzeugt sein. "Into Mental East" kommt die meiste Zeit rein instrumental aus, was das Stück aber keineswegs langweilig macht – im Gegenteil! Mit "Lost Chapter E.: Amarna‘s Reign" nimmt die Band voll Kurs auf das progressive Geschwindigkeitsgebiet. Es mangelt aber trotzdem nicht an akrobatischen Rhythmen und dunkler Atmosphäre. "Illusions In Infinite Void" ist durchaus eine sehr beeindruckende Platte, die Freude beim Hören macht. Wer älteres Material der Band hören möchte, dem sei die EP "Deadly Bits Of Iron Fragments" von 2013 wärmstens empfohlen. Mit Sacral Rage hat die Metalszene wieder eine Band, von der man sicherlich noch mehr in der Zukunft hören wird. Reinhören lohnt sich!
Oliver H.  
Punkte: 9.0 von 10
DR. LIVING DEAD! – Crush The Sublime Gods
Century Media/Universal
Dr. Living Dead! Die schwedische Kombo mit Totenkopfmaske meldet sich mit neuem Album zurück. Das Coverartwork ist Geschmackssache und sollte keineswegs als Argument genutzt werden, die Platte nicht anzuhören. Dr. Living Dead! gelten seit jeher als untote Kopie von Suicidal Tendencies, und so klingen sie auch mehr denn je. Das liegt sicherlich zu einem Grossteil am neuen Mann am Mikro, Dr. Mania. Hinter dem Schlagzeug hat neu Dr. Slam Platz genommen. Der Wechsel macht sich allerdings nur wirklich beim Gesang bemerkbar, da die Felle weiterhin kompromisslos und mit dem nötigen Nachdruck bearbeitet werden. Wer sich jetzt aber freut, dass Dr. Living Dead! wie Suicidal Tendencies klingen, der wird herb enttäuscht werden. Mich persönlich erinnert der Gesang teilweise eher an Joey Belladonna von Anthrax zu Zeiten von "Among The Living". Das musikalische Fundament dieser Platte wird mit brachialen Gitarrenriffs gelegt und durch hochdynamische Arrangements vollendet. "The Big Four" zeigen, was sie drauf haben, und geben den Beweis, dass Aggression nicht ohne Melodien oder sogar Balladen auskommen muss. "Crush The Sublime Gods” bietet eine breite Palette an Mid Tempo-Songs wie "Another Life”, "Force Fed”, ultra schnelle Tracks wie "Civilized To Death” oder "Scanners” und sogar groovige Nummern wie "No Way Out”. Der Schluss der Platte mündet in dem sechs minütigen Epos "Wake Up... Join The Dead". Dieses Album beinhaltet das Ganze musikalische Können der Band, und dies hört man auch. An die Qualität des hochgelobten Vorgängers "Radioactive Intervention" reichen sie mit der aktuellen Scheibe meiner Meinung nach jedoch nicht ganz heran. "Crush The Sublime Gods" ist ein ebenso kurzweiliges wie anspruchsvolles Album geworden, das sich hauptsächlich an Fans des kalifornischen Crossover-Sounds richtet oder all jene, die offen für harte Musik sind. Den Preis für innovative neue Musik werden die Schweden mit ihrem Sound sicher nie gewinnen, aber dafür gibt es hier ehrliche Musik auf die Ohren.
Oliver H. 
Punkte: 9.0 von 10
MOONSPELL – Extinct
Napalm Records/Universal
Ay caramba, das Cover von „Extinct“ ist ja mal schmerzhaft zum Betrachten – also, wenn man sich die Narben und Wunden lebhaft vorstellt. Ein Omen auf das, was uns musikalisch erwartet? Mitnichten… Ehrlich gesagt ist mir persönlich „Extinct“ um einiges zahmer vorgekommen, als beispielsweise noch „Alpha Noir“. Das beginnt nur schon beim Opener „Breathe (Until We Are No More)“ – das Soundgerüst erinnert mehr an etwas härteren, gothisch angehauchten Metal, der Gesang ebenso. Das geht mit dem folgenden Titeltrack genau so weiter, die ursprüngliche Härte und Ruppigkeit ist ansatzweise noch vorhanden und wird auch gut eingesetzt, aber die, sagen wir, ‚weichere‘ Seite von Moonspell als solches, nicht nur der Gesang, hat eindeutig Vorrang. Das ist beileibe kein Grund, in bitterschwarze Tränen auszubrechen und den heimischen Balistovorrat in sich reinzufuttern! Es heisst lediglich, dass sich Moonspell als Band verändert haben. Allerdings, und das muss betont werden, sind die Trademarks immer noch vorhanden, beispielsweise Fernandos unverkennbarer Gesang oder die kreischenden Gitarren sowie bestimmte Melodiebögen oder Effekte, die ganz klar Moonspell als solches erkennen lassen. Gut beobachten lässt sich der Wandel an „Medusalem“, welches zuerst stark an die Sisters Of Mercy mit „Temple Of Love“ erinnert, dann aber mit exotischer Instrumentierung aufwartet und den Härtegrad nochmals nach oben schraubt.

Gut, und jetzt nochmals im Klartext: Moonspell haben ihren Härtegrad seit der letzten Scheibe ein wenig zurückgefahren, aber dafür mit der Atmosphäre nochmals einen Zacken zugelegt. Ich persönlich wage zu behaupten, dass „Extinct“ eines der eingängigsten Alben der Band ist – somit können gut Hörer einen Fuss in diesem Genre fassen, welche vielleicht bisher nichts mit Dark/Gothic Metal anzufangen wussten und auch eine gewisse Härte durchaus zu schätzen wissen. Dieses Album mag vielleicht die Gemüter erhitzen und die bisherige Fanbase spalten, aber es zeigt auch: Moonspell sind wandelbar und verstehen es, auch mit weniger Aggression absolut superbe, musikalische Dunkelheit zu erschaffen. Ausprobieren heisst hier demnach die Devise!
Toby S. 
Punkte: 9.0 von 10
STEVEN WILSON - Hand. Cannot. Erase.
Kscope/Irascible
Es braucht schon etwas, um als Genie oder Genius zu gelten und zu Lebzeiten erst recht. Solche Menschen werden meist von ihrer Begabung unaufhaltsam angetrieben, scheinen rast- wie zeitlos. Dem stets umtriebigen Kanadier Devin Townsend gleich, tanzt Steven Wilson schon eine ganze Weile ebenso auf verschiedenen Hochzeiten wie Porcupine Tree, Blackfield, No-Man, Bass Communion oder Expanding Mindfuck. Und wenn das noch nicht genug ist, macht er einfach sein eigenes Solo-Ding. Obwohl stilistisch breit gefächert, wird der 47-jährige Brite jedoch vor allem in der Prog-Szene wahr genommen und entsprechend verehrt. Meine Wenigkeit hat sich eine Weile lang mit Porcupine Tree befasst, sprich diese angehört, aber schon länger nicht mehr. Und nun landet diesen Monat also die neue Solo-Scheibe des Meisters himself auf meinem Tisch. Wahrlich keine leichte Aufgabe, aber womöglich bin ich unbefangener als eingefleischte Proggies und/oder Die-Hard Fans. «Hand. Cannot. Erase.» ist seit dem Debüt «Insurgentes» von 2009 das vierte eigene Werk und schliesst nahtlos an den Vorgänger «The Raven That Refused to Sing (And Other Stories)» von 2013 an, das übrigens von keinem Geringerem als der Musik-Ikone Alan Parsons produziert wurde. Aktuell ist ein gewisser Anteil aus der Ecke des Jazz-Rock immer noch vorhanden, wie zum Beispiel bei «Home Invasion», aber insgesamt zu vorher betrachtet, spürbar reduziert. Vielfach ändern aber die Stile während eines Longtracks, nachzuhören bei «3 Years Older» oder auch die Laut-/Leisethematik innerhalb des progressiven Spektrums. Fakt ist auf jeden Fall, und das ist schon immer so gewesen, dass diese Art von Musik keine "easy listening" Geschichte ist und man sich für diesen kompositorisch brillanten Sound einfach die entsprechende Zeit nehmen muss. Mit Vorteil auch durch die vorherige Schaffung des richtigen Ambiente, sprich am Besten zuerst die Vinyl-LP auflegen, tief ins Sofa fallen lassen, an einem Glas schweren Rotwein nippen und die Alltagssorgen vergessend, richtiggehend in den Klangkosmos des Steven Wilson ein- wie abtauchen. «Hand. Cannot. Erase.» ist definitiv nicht "Rock n' Roll" oder instrumentales "Fastfood Tralalalala", sondern gehobene Liebhaber-Musik für (Prog-) Freaks!
Rockslave  
Punkte: 9.0 von 10
THERAPY? - Disquiet
Amazing Records Company
Fuck! Therapy haben ein neues Album am Start, das wollen wir doch sofort unter die Lupe nehmen. Letztes Jahr haben die Irländer ihren Millionenhit von 1994 "Troublegum" (geiles Album) live zum besten gegeben. Darum geht es jetzt, juhui, wieder in diese Richtung mit dem Songwriting. Punk/Metal mit coolen Melodien, aber immer noch pickelhart gespielt. Ja, da kann die amerikanische Konkurrenz einpacken - Therapy? sind diesen ganzen, wie Pilze aus dem Boden gestossenen Klonbands ein Universum voraus. Zurück zum Wesentlichen: Die 11 Songs halten sich kurz, sind hart und melodisch, haben einen grossen wiedererkennungswert, ja die Iren klangen schon lange nicht mehr so frisch wie heute. Mit "Disquiet" hat man zum Glück ein Werk erschaffen, das die Band wieder ins Geschäft zurückbringt und somit die Band wieder in aller Munde bringt, was für eine ältere Truppe wie Therapy? immens wichtig ist. Ich bin auch froh, dass Therapy? die Kurve gekriegt haben und bin happy, dass diese Ausnahmeband wieder back to the roots ist und Vollgas gibt.
Daniel J.  
Punkte: 9.0 von 10
TOTO - XIV
Frontiers Records/Musikvertrieb
Es soll ja bekanntlich immer noch Leute geben, die Toto nach wie vor nur an deren Hits wie «Hold The Line», «Africa» oder «Rosanna» festmachen. Diese sind jedoch in der Minderzahl und das ist auch gut so. Projekte wie "Rock Meets Classic" untergraben dies allerdings bis wieder in die Gegenwart hinein, aber wer zum Beispiel Toto und "RMC" am gleichen Ort, sprich in der Stadthalle von Sursee, in der jüngeren Vergangenheit live gesehen hat, weiss um die Unterschiede, respektive wie viel mehr die ganze Band Toto gegenüber einem "bloss eingeladenen" Steve Lukather drauf hat, der dann im Wesentlichen die eben erwähnten Klassiker spielen muss. Die AOR-Kings aus Los Angeles hatten bis anhin eine bewegte Karriere, während der, wie bei ihren Kollegen von Journey, mehrere Sänger die Geschichte prägten und, wie Nazareth 1999 mit Darrell Sweet (R.I.P.), 1992 der plötzliche Tod ihres grandiosen Schlagzeugers Jeff Porcaro (R.I.P.) zu beklagen war. Trotzdem ging es weiter, wenn auch mit einigen Besetzungswechseln, respektive Rückkehrern. Weitere Studio-Alben wie auch Live-Produktionen hielten die Die-Hard Fans derweil bei der Stange. 2006 erschien mit «Falling In Between» eine vergleichsweise recht harte Scheibe, die den Range der Fans aber entsprechend erweitern konnte. Die ungebrochen begehrten Live-Auftritte mutierten dann ja regelmässig zu Soundhappenings der Sonderklasse. Trotzdem zog Steve Lukather 2008 den Stecker, um diesen Entscheid nur zwei Jahre später gleich wieder umzustossen. Und nun schreiben wir das Jahr 2015 und die Fans der Amis können tatsächlich nach neun Jahren Unterbruch bald das vierzehnte Studio-Album (den Soundtrack vom Film «Dune» mitgezählt) mit dem simplen Titel «XIV», in den Händen halten.

Schon alleine die Ankündigung schraubte die Erwartungen daran in schwindelerregende Höhen, weil zuvor eigentlich gar keine neue Scheibe mehr auf dem Plan stand. Der flotte Opener «Running Out Of Time» wirkt dann schon mal beruhigend, sprich trägt die Handschrift der aktuellen Protagonisten mit Neuzugang Keith Carlock am Schlagzeug, der den Porcaro-Nachfolger Simon Philipps unlängst ablöste. Live wird aber (wie schon 2010) Shannon Forest diesen Job innehaben. Beim zweiten Song «Burn» war ich mir eigentlich ziemlich sicher, dass wir es hier nicht mit der 17.Version des Whitesnake-Klassikers zu tun bekommen..., und so kommts denn auch daher! Zuerst mit einem Piano zu Beginn, bis das Ganze nachher fast ein wenig "platzt. Die Stimme von Joseph Williams erinnert dabei an eine Mischung aus Chris de Burgh und John Lees (Barclay James Harvest). Ist ok, aber mir persönlich gefällt die Klangfarbe von Bobby Kimball besser. Musikalisch gibt es aber nichts zu mäkeln, auch wenn zum Beispiel «Orphan» entfernt an The Police erinnert. Dafür gibt es mit «Unknown Soldier (For Jeffrey) eine hammergeile Halbballade mit erhöhtem Akustik-Anteil und «Little Things» markiert eine weitere Zuckerballade der Güteklasse 1A. Herrlich auch der jazzfunkige Groove von «Chinatown», wo man Toto schon nach kurzer Zeit sofort heraus hören kann und kein bisschen altbacken wirkt. Hinten raus gibt es nochmals weichere Klänge mit «All The Tears That» und Fluffiges mit «Fortune», bevor «Great Expectations» noch ein letztes Mal aus dem Vollen schöpft. Knapp eine Dekade später sind Toto definitiv wieder zurück und das Konzert von Hinwil am 20.Juni 2015 ("Rock The Ring") ist ein absoluter Pflichttermin, don't miss it!
Rockslave 
Punkte: 9.0 von 10
REIGN OF FURY – Death Be Thy Shepherd
Moshtuneage Label
Die britischen Thrasher von Reign Of Fury setzen bei der Veröffentlichung von ihrem zweiten Album auf Originalität – dies gelingt mit "Death Be Thy Shepherd" in der Tat sehr gut. Mit den erforderlichen abgehackten Riffs, Band-Gesang und abwechslungsreichen Tempowechseln, machen die Jungs aus England genau das, was Thrasher unweigerlich verlangen. Der Opener "Faustian Mastery" lädt bereits in den ersten neun Minuten zum Headbangen und Moshen ein. Besondere Erwähnung verdienen da auch "Gates Of Sanity" und "Death Be Thy Shepherd". "All Is Lost" erscheint da im Gegenzug wie ein Fremdkörper auf der Platte, ist aber für Freunde von Volbeat und Metallica sicherlich auch mehr als geniessbar. Mit "Hypnotise The Masses" und "The Love Of A Dying God" ziehen Reign Of Fury alle musikalischen Register. Besonders die melodischen und schnell gespielten Gitarrensoli von Ed Westlake und Jon Priestley, die beinahe bei jedem Song einen wichtigen Platz einnehmen, klingen mehr als überzeugend und harmonieren äusserst perfekt mit dem Gesamtkonzept der Scheibe. "Death Be Thy Shepherd" strotzt vor sauberem Gitarrensound und aggressivem Gesang, dem es aber nie an Harmonie fehlt. Besonders die melodischen Momente erinnern an die besten Zeiten von Kanadas beliebtesten Söhnen Annihilator und mit den langen und ebenso üppigen Kompositionen an Metallica’s "...And Justice For All". Einige werden wohl wirklich die Flucht ergreifen, wenn Bison Steed seine kehligen Schreie herausdrückt und die Hörer auf eine andere Ebene beamt... bitte mehr davon!
Oliver H. 
Punkte: 9.0 von 10
LONELY ROBOT - Please Come Home
InsideOut Music
Kennt jemand die Bands: It Bites, Arena, Kino, Frost und The Urbane? Ja, dann gefällt euch sicher auch Lonely Robot, weil in all diesen Bands ein Mann entweder Gitarre spielt und auch singt. Yes, ich rede vom Multiinstrumentalisten John Mitchell. Bis auf einem Gastbeitrag von Steve Hogarth, Nik Kershaw und Drummer Craig Blundell, hat John nicht nur alle Instrumente eingespielt, sondern das Ganze auch noch selbst produziert. Und ihm ist hier ein grossartiges, modernes, atmosphärisches Prog Rock-Album gelungen. Was auffällt, ist, dass John viel daran liegt, gute Melodien mit tollen Gitarren-Arrangements zu vermischen, was ihm hier bestens gelingt. Ich mag auch seine gefühlvoll gespielten Gitarren-Soli, und da gibt’s hier eine Menge davon. Ein Highlight hier ist das 8-Minuten-Epos "Lonely Robot". Beginnt ruhig und geht dann in einen grandiosen, von verzerrten Gitarren begleiteten Refrain, grosses Prog-Kino. Oder das wunderschöne "Oubliette", das John mit den beiden englischen Sängerinnen Kim Seviour und Rebecca Neew zusammen singt. John Mitchell gelingen hier elf wunderbare Prog Rock-Songs, die natürlich Anleihen zu seiner Hauptband Arena nicht leugnen können. Auch Mitchells Stimme ist wunderbar und sehr gefühlvoll, passt perfekt zur Musik des Ausnahmekünstlers. Arena- und Kino-Fans werden "Please Come Home" lieben.
Crazy Beat 
Punkte: 8.9 von 10
ENFORCER – From Beyond
Nuclear Blast/Warner
Enforcer starten ihren neusten Streich mit einem schon fast verdächtigen Destruction-Feeling ("Destoyer"). Speziell der leicht keifende Gesang von Olaf Wikstrand überzeugt von der ersten Sekunde an. Enforcer gehören zusammen mit Skull Fist, Striker oder auch White Wizzard ganz klar zur Speerspitze der neuen, jungen und wilden Metal-Bands, die ihre Einflüsse bei Judas Priest, Iron Maiden, Riot und Mercyful Fate sehen. Aber auch die Ur-Exciter oder Savage Grace und die alten Rage haben einen gewissen nachhaltigen Input auf die Schweden gehabt. Neben dem kräftigen Gesang ist es die Gitarrenarbeit von Olaf und Joseph Tholl, welche jeden Traditionalisten ins Schwärmen bringen wird. Die doppelläufigen Gitarren-Parts, wie beim Titelsong, lassen Enforcer viel erwachsener erklingen als noch auf den drei Vorgängerscheiben. Das heisst, das schwedische Quartett hat seine eigene Nische gefunden und dank eines Labels, das an die Truppe glaubt, sind Enforcer ein ganz heisser Kandidat, die Maidens und Priests dieser Erde zu beerben. Die Frage ist nur, wird sich Olaf immer so hoch kreischend präsentieren können? Selbst ein Ausnahmetalent wie Rob Halford musste seinen Tribut zahlen... Aber solange Enforcer sich so gekonnt durch die Songs spielen wie bei "One With Fire" (Iron Maiden lassen grüssen), oder bei "Farewell" (Riot stehen Pate), spielt es keine Rolle, denn hier schreit sich der Gute die Seele aus dem Körper. "From Beyond" ist ein cooles Werk, das mit Liedern wie dem pfeilschnellen "Hell Will Follow" ein kleine Offenbarung beherbergt, nicht nur wegen seinen Tempowechseln, und zu den ganz grossen Alben von 2015 werden kann.
Tinu 
Punkte: 8.8 von 10
THE AGONIST - Eye Of Providence
Century Media/Universal
Kanada hat viel mehr zu bieten als Eishockey und Ahornsirup. Melodischen Death Metal mit einer Frau am Mikro. Die alte Sängerin ist zu Arch Enemy abgehauen, was halt im Business allgemein so ist, wenn die bekanntere Band ein verlockendes Angebot macht. Die neue, Vicky Psarakis, fügt sich aber ohne zu murren in das Bandgefüge ein und bezaubert mit ihrer, nein, nicht süssen Art, sondern natürlich mit harten Growls ein. Zwischendurch gibt es Aufhellungen im Soundgewitter mit Cleangesang, aber sonst ist man auf Aggressionskurs, und die Truppe macht das wirklich gut. Komplexität, gepaart mit Melodien, gibt ein erstaunliches Resultat ab, das Lust auf mehr macht. Die 13 Songs beinhalten eigentlich alles, was man gerne hört, eben diese fetten Gitarren, die aber intelligent gespielt und mit Melodien gepaart werden und einem alles zerstörenden Gesang - scheisse klingt die Frau heavy! Ehrlich hat hier der Sängerwechsel gar nicht gestört, im Gegenteil - die Kanadier klingen frischer als auch schon. Tolle Scheibe!
Daniel J.   

Punkte: 8.8 von 10

2. Meinung:
So kann’s gehen – im Zuge meiner Youtube-Recherche nach neuem, brauchbarem Material für meine Lauscher bin ich im Zuge von Arch Enemy auf The Agonist gestossen – das Video zu „Gates Of Horn And Ivory“ hat mich dann zu dem Entschluss gebracht, den neuen Output rezensieren zu wollen. Nun, die gute Frau White-Gluz, die ja bekanntermassen jetzt bei Arch Enemy das Mikrofon würgt, war ja vorhin bei The Agonist tätig. Wieso sie gewechselt hat, soll jetzt keine Rolle spielen – zumal Vicky Psarakis einen wohl ähnlichen, jedoch in einigen Punkten differenzierteren Gesangsstil pflegt als ihre Vorgängerin. Oder mir scheint dies zumindest so. Fakt ist: Growlen kann Frau Psarakis sehr animalisch, tief und angriffig, dennoch verständlich – aber sie kann genau so gut clean singen. Mir persönlich ist es, als ob nun The Agonist nicht mehr ganz so brutal-knallhart daherkommen, sondern auch ‚weichere‘ Zwischentöne zulassen. Das hört man deutlich an Tracks wie „A Gentle Disease“ oder „As Above So Below“, in welchen der Cleangesang deutliche Vorrechte erhält. Andersrum hört man bei „Danse Macabre“ sehr schön, wie Frau Psarakis ab Minute 01:48 sich in die Höhe schreit, bis die Stimme kippt. Sehr emotional und natürlich – und das sind eigentlich zwei gute Stichworte für „Eye Of Providence“. Ich denke, dass diese Scheibe deutlich mehr an Individualismus zu bieten hat als die Vorgänger. Aber vielleicht meine ich das jetzt auch nur. Egal, ich kann auf jeden Fall nach mehreren Hördurchgängen vermelden: The Agonist haben ein Album erschaffen, das vermutlich die bisherige Fanbase spalten wird – aber es dürften aufgrund der Veränderungen auch neue Anhänger gewonnen werden. Und, verdammt, die Scheibe ist es wert, mindestens mal angetestet zu werden!
Toby S.  
Punkte: 8.0 von 10
ONE I CINEMA - One I Cinema
Sistina Records
Die 2013 von Marco Meyer gegründete Band präsentiert hier ihr Debut. Musikalisch tobt man sich in der Alternative Rock/Metal-Ecke aus. der Opener "Broken Hearts" legt gleich los mit ordentlich Druck und fetten Gitarren und zeigt das Potential der jungen deutschen Band. Und so geht’s auch gleich weiter: fette Gitarren und dazu ein melodiöser Refrain - "Not My Fault" ist eine starke Nummer. Ich mag die treibenden Drums, gepaart mit dieser tollen Gesangsmelodie. Interessant auch, dass Marco alle Songs allein komponiert hat und im Studio alle Instrumente selbst eingespielt hat und sich erst danach auf die Suche nach Mitmusikern gemacht hat. Grosses Kompliment an Marco. Alle elf Tracks haben einen grandiosen Songaufbau, sind durchdacht und leben von vielen Facetten. Wie "The Mirror", ein wahrlich grosser Rock-Song. Auch die ruhigeren Sachen wie "Stay" sind echt klasse und verspielt. Marco hat ein gutes Gespür für gute Melodien und die dazu passenden Instrumente. Das kann man auch bestens hören bei "Melissa" und "Melissa Pt2". Und wenn ihr euch das interessante "If Anyone Cared" anhört, wisst ihr, was ich meine. Jeder der elf Songs ist einmalig und gefällt nach jedem Durchlauf mehr. Wem also fette Gitarren, starke Songstrukturen, treibende Drums und tolle Gesänge gefallen, sollte One I Cinema unbedingt antesten, hier spürt man den Geist des Rock`n`Roll hautnah.
Crazy Beat   

Punkte: 8.8 von 10
BENIGHTED - Brutalive the Sick
Season Of Mist/Irascible
Die französische Grindcore-Kapelle Benighted feiert Jubiläum und zelebriert ihr 15-jähriges Bestehen mit der Veröffentlichung eines Live-Albums. Zur Freude der Fans enthält diese Scheibe auch eine DVD und das Gesamtpaket trägt den Titel „Brutalive the Sick“. Alle Songs und Filmaufnahmen wurden am Sylak Open Air 2014 aufgenommen. Für Kenner ist das Album natürlich nichts Neues, da die meisten Titel von den letzten drei Benighted Alben stammen. Nichts desto trotz, Respekt vor diesem Album, da sich bis jetzt noch nicht viele Grindcore Bands in der Königsklasse - ein Livealbum - heran gewagt haben. Fans der härteren musikalischen Richtung werden sicher Freude an dieser Scheibe haben. Derbe Drescherei wechselt sich mit aktivem Publikumskontakt ab. Zu Beginn von „Carnivore Sublime“ ertönen Klatscheinlagen, denen nur noch das klassische „oi…oi…oi…“ fehlt, bevor die herzhafte Knüppelei wieder Fahrt aufnimmt. Beeindruckend ist auch, was Julien Truchan und Pierre Arnoux stimmlich abliefern. Bei „Noise“ oder „Prey“ kommt dies herrlich zum Tragen. Zwischenzeitlich fahren die Jungs sogar das Tempo ein wenig runter, damit sich jeder geschundene Nacken ein wenig Erholung gönnen kann. Wer sich dann bereits bis „Fritzl“ vorgearbeitet hat, wird sogar mit deutschen Texten überrascht und kann diese womöglich sogar verstehen. „Brutalive the Sick“ zeigt sich nicht nur von der Soundqualität und von der Liveatmosphäre her von der besten Seite, sondern auch spielerisch sind die Franzosen auf höchstem Niveau. Jeder Break sitzt, jeder Akkord messerscharf gespielt und die Drums prügeln punktgenau auf die Zuhörer ein, wie dies „Experience your Flesh“ oder „Slaughter Suicide“ eindrücklich unter Beweis stellt. Mit „Brutalive the Sick“ gibt es einen amtlichen Rundumschlag quer durch die Diskografie der Franzosen. Grossartiger Grindcore – mit einem Livealbum, das wirklich Spass macht.
Oliver H.  

Punkte: 8.6 von 10
THE MIDNIGHT GHOST TRAIN - Cold Was The Ground
Napalm Records/Universal
Wenn Howlin‘ Wolf und Screamin’ Jay Hawkins auf sumpfigen, tonnenschweren Sludge treffen, dann wird daraus The Midnight Gost Train. Auch auf dem dritten - wie üblich rein analog - aufgenommenen Longplayer setzt das bärtige Trio ganz auf seine Stärken, saucoole Riffs und Licks werden von Mike Boyne und seinem amtlich im Vordergrund pumpenden Bass begleitet, währenddessen Drummer Brandon Burghart mit seinem perkussiven, entfesselten Stil seinen donnernden Tribut an John Bonham und Bill Ward zollt. Die oberderben Vocals von Sänger/Gitarrist Steve Moss krönen wie gewohnt das wüste Geholze, lediglich im ruhigen, sehr stimmigen "The Little Sparrow" überrascht der Frontkoloss mit einer unerwarteten Spoken Words-Performance, was den Fluss des ganzen Albums sehr angenehm auflockert. Diese drei Minuten sind allerdings auch der einzig wirklich stille Moment auf einem Album, das ansonsten durch lautstarke, schiere Energie glänzt. Wenn The Midnight Ghost Train loslegen, dann ist es durchaus angebracht, von vertonter Urgewalt zu sprechen, wer die drei Amis schon mal live erlebt hat, weiss, wovon ich spreche. So und nicht anders muss schweisstreibender Rock’n‘Roll klingen, der den Spirit des Delta Blues in sich trägt und diesen mit dem unwiderstehlichen Groove des Sludge und Stoner Rock vereint. Das hat Authentizität, Glaubwürdigkeit und unheimlich viel Seele. "Cold Was The Ground" ist ein sehr geiles Album, das förmlich dazu auffordert, sich auch mal dem Backkatalog dieses Powertrios zuzuwenden.
Mirko B.  

Punkte: 8.6 von 10
MABEL GREER'S TOYSHOP - New Way Of Life
RSK
Die legendäre YES-Vorgängerband (1966 gegründet) meldet sich mit einem neuen Album zurück. Zu deren Ur-Besetzung auch Peter Banks, Chris Squire und Jon Anderson und Tony Kay einst angehörten. Nachdem sich die beiden Gründungsmitglieder Clive Bayley und Robert Hagger nach 45 Jahren wieder begegneten und beschlossen ein neues MGT-Album zu machen, wurde dieses von Billy Sherwood produziert, ebenfalls ein ehemaliges YES-Mitglied. Und heraus kam ein Werk mit neuen und auch älteren neu arrangierten Songs, ein Prog Rock-Album mit sehr interessanten Nummern. Sowohl ältere Klassiker wie das relaxte "Get Yourself Together" und auch neue Nummern wie "Singing To Your Heart", ergänzen sich sehr gut. Letzteres mit einem tollen Refrain. Etwas untypisch für Prog Rock ist, dass alle 11 Tracks zwischen drei und sieben Minuten dauern. Aber auch in dieser Zeitspanne überzeugen die Briten mit verspielten Liedern mit hohem Melodieanteil. Zwei der Songs, nun in neuer Version vorliegend, dürften YES-Kenner bereits bestens vertraut sein: "Beyond & Before" und auch "Sweetness" befanden sich schon auf dem Band-betitelten Debutalbum, "Yes", aus dem Jahre 1969. Ich finde, "New Way Of Life" ist ein spannendes, interessantes und lebendiges Prog Rock-Werk geworden, das sicher und auch logischerweise an YES erinnert, aber trotzdem irgendwie anders ist. Auf jedenfall ist es spannende Musik für Proggies, nicht nur für YES-Fans.
Crazy Beat  

Punkte: 8.6 von 10
ENSLAVED – In Times
Nuclear Blast/Warner
Der Auftakt startet gleich ungewohnt wuchtig, nach dem letzten Album hätte ich nicht erwartet, nochmals eine solche Menge Black Metal von Enslaved zu hören. Unüberhörbar sind die progressiven Ansätze, welche sie natürlich nach wie vor verfolgen und auch gekonnt in ihre Lieder einweben. So ist bereits das zweite Lied ‚Building With Fire‘ schon eher eines, was ich nach Ritiir erwartet habe: rockige Rhythmen, klarer Gesang und nur zwischendurch einmal Screams. Mit Chören und epischen Gitarrenparts, gemischt mit harmonischen Riffs, überzeugt ‚One Thousand Years Of Rain‘ mit anderen Stärken. Hier hört man gegen Ende tatsächlich folkige Ansätze, ohne dabei kitschig zu klingen. Grossartig ist auch ‚Nauthir Bleeding‘, welches zu Beginn ein wenig an Alcest erinnert und trotzdem nach wie vor unverkennbar nach Enslaved klingt. Dieser Eindruck zieht sich überhaupt durch das ganze Album hindurch, trotz all den möglichen Einflüssen tragen die Songs den Stempel von Enslaved. Ich mag mich nicht erinnern wann ich das letzte Mal so ein vielschichtiges, abwechslungsreiches und spannendes Album gehört habe. Während der Vorgänger mir persönlich an gewissen Stellen fast zu komplex war, klingen die Nordmänner auf ihrem neusten Album direkter und abwechslungsreicher. Und das trotz Lieder, die alle nicht kürzer als 8 Minuten sind. Eine grossartige Scheibe, die manche Stunden Spass verspricht.
Tristan 

Punkte: 8.5 von 10
STEVE ROTHERY - The Ghosts Of Pripyat
InsideOut Music
Steve war Gründungsmitglied von Marillion und an vielen Klassikern der Proggies beteiligt. Sein erstes Solo-Werk, dessen erste Songs schon 1985 entstanden sind, ist nun endlich fertig geworden. Und es ist ein wundervolles Album geworden, Instrumental und mit viel Feeling. Die meisten Songs fangen sehr ruhig an wie der Titelsong "Morpheus", der mich stark an Pink Floyd erinnert. Mit der Zeit wird der knapp 8 Minuten dauernde Track volumöser, breiter atmosphärischer und endet in einem unglaublichen Gitarrensoli. Auch das elf Minuten lange "Old Man Of The Sea" trägt den Zuhörer weg in die musikalische Welt von Steve. Die wunderschönen Spielereien mit der Gitarre zeigen, dass Steve zu den besten und gefühlvollsten Gitarristen im Prog Rock zählt. Das Auf und Ab, laut und leise, die Dynamik dieses Songs sind erste Sahne. "White Pass" eine Mischung aus Pink Floyd und Dire Straits, ebenfalls wunderschön gespielt, verzaubert den Zuhörer vom ersten Augenblick an. Auch bei "Yesterday`s Hero", unglaublich diese gefühlvollen Soli, die Steve aus seiner Gitarre zaubert. Auch wenn die Gitarre so richtig chruncht und die Soli verzerrt und lauter werden, zeigt Steve seine Vielseitigkeit an den 6 Saiten. "The Ghosts Of Pripyat" ist zwar grösstenteils ein ruhiges Album, das ab und zu etwas lauter wird und trotz fehlendem Gesang ein ganz tolles Prog Rock-Werk geworden ist. Proggies: unbedingt anchecken!
Crazy Beat 

Punkte: 8.5 von 10
NASTY - Shokka
BDHW
Die 2005 gegründeten Belgier von Nasty beglücken uns auf ihrem neusten Werk "Shokka" mit frischem Grind/Hardcore, der es versteht neue und alte Schule zu vereinen. Auf den 33 Minuten, verteilt auf 18 Tracks, finden sich auch drei Liveaufnahmen vom Summerblast Festival in Trier, welche zwar gesondert betrachtet werden müssen, aber sich defintiv gut anhören und auch nicht fehl am Platz wirken. Auf den restlichen 15 Songs wird einem einiges geboten. Nasty wirken wie eine Zeittafel des Hardcore, in jedem Song finden sich Elemente von neuem, punkigem HC der marke Hatesphere, aber auch Deathcore, wie es sonst nur Mnemic zelebrieren sowie old school-lastigen NYCHC. Unterstrichen wird diese Mischung aus immerwiederkehrenden, aber nie langweiligen Breakdowns und fast schon doomigen und sehr tiefen Death Metal-Riffs. Was sich zunächst wie eine willkürliche und planlose Melangerie von Draufgängerriffs anhört, entpuppt sich beim hören dieses Albums nicht nur als erfrischend anders, sonder auch als unheimlich gut.
Steve Butcher 

Punkte: 8.5 von 10
FATEFUL FINALITY - Battery
Steamhammer/Musikvertrieb
Thrash Metal ist en vogue. Die alten Säcke wie Exodus, Testament oder Kreator sind immer noch da, und das will doch einiges aussagen über dieses Genre. Fateful Finality aus Süddeutschland wollen aus dem berühmten Schatten dieser grossen Bands treten, und ich muss ehrlich zugestehen, dass sie dafür das nötige Talent und Potenzial haben. Das Songwriting ist gut, das musikalische Können (ein nicht zu unterschätzender Aspekt) ist ebenfalls vorhanden. Gesanglich kann man auch mithalten, und zu guter letzt hat man eine gute Produktion, ein ebenfalls wichtiger Punkt. Tja, was will ich hier eigentlich noch gross rummeckern? Fateful Finality sind eine ernst zu nehmende Truppe, die das Feld von hinten aufräumt. Weiter so Jungs, es kommt gut so!
Daniel J. 

Punkte: 8.5 von 10
MAJESTY – Generation Steel
NoiseArt Records/Universal
Die deutschen True-Metaller Majesty befinden sich zurzeit in einem beachtenswerten Hoch. Denn rund 15 Monate nach "Banners High" erscheint mit "Generation Steel" bereits der Nachfolger. Nimmt man dazu noch "Thunder Rider", welches am 4. Januar 2013 veröffentlicht wurde, haben wir innerhalb von ein bisschen mehr als zwei Jahren drei Alben! Dieses Tempo sind sich heute nur noch ältere Metalheads gewohnt, welche in den frühen 80er Jahren nach dem Kauf der aktuellsten Iron Maiden-, Saxon- oder Judas Priest-Scheiben bereits wieder Geld für deren Nachfolger sparen mussten. Das schöne bei Majesty: Auch hier sind keinerlei Qualitätseinbussen auszumachen. Majesty sind True Metal in Reinkultur, und True Metal ist Majesty! Zumindest ist mir keine andere Band bekannt, welche anno 2015 derart konsequent dieses Genre beackert. Dabei haben sich diesmal gar kleine HammerFall-Zitate eingeschlichen. Die Chöre des Eröffnungstracks "Hawks Will Fly" tendieren stark in Richtung Schweden. Das bleibt aber, abgesehen von der unvermeidbaren Nähe zu Manowar, die einzige Heldenhuldigung. Denn generell gilt: Majesty stehen seit längerem für sich selbst! Böse Zungen könnten behaupten, dass die Deutschen mittlerweile bei sich selber klauen. Und tatsächlich klingen einige Lieder sehr vertraut. Wer aber aus den bekannten Zutaten Hymnen à la "Generation Steel", "Children Of The Dark" oder "War For Metal" zusammenschmelzt, der hat definitiv Talent. Kommt dazu, dass Majesty bewusst mal aufs Gas drücken und dann wieder rhythmisch stampfen oder auch mal Keyboardklänge einbauen. "Generation Steel" bleibt bis zum Schluss spannend. Wem die Band zu klischeehaft ist, dem empfehle ich, eines der Konzerte zu besuchen. Sind die Lieder auf CD gut, wirken sie von der Bühne noch um einige Klassen besser. Schlussendlich gilt für dieses Album das gleiche wie bereits für seinen Vorgänger "Banner’s High": "Generation Steel" ist das Album, welches Manowar zurzeit gerne schreiben würden, aber irgendwie nicht können!
Roger W.   
Punkte: 8.5 von 10
EVIL INVADERS – Pulses Of Pleasure
Napalm Records/Universal
Mit einem sehr Schmier (Destruction) ähnlichen Geschrei, der ab und an auch an Paul Baloff von Exodus erinnert, schiessen Evil Invaders ihren ersten kompletten Longplayer in die Erdumlaufbahn. Was der belgische Thrash-Haufen hier abliefert, ist gar nicht mal von schlechten Eltern. Es donnert aus allen Rohren und liegt musikalisch gesehen in der Schnittmenge von alten Exodus, Razor und Destruction und einigen alten Exciter-Anleihen. Schon der Opener "Fast, Loud'n'Rude" und der folgende Titelsong machen keine Gefangenen und lassen die Thrash-Keule mächtig kreisen. Dabei geht der Vierer aber einen fetten "Old School"-Weg. Hört man die tolle Doppel-Gitarrenarbeit beim Titelsong, fühlt man sich wie von Geisterhand in die gute, alte Zeit zurückkatapultiert. Das Album bietet kaum Zeit zum Verschnaufen, und "Eclipse Of The Mind" (erinnert an die Gitarrenarbeit von Mike – Destruction), "Siren" (Metal Church lassen grüssen), "Stairway To Insanity" (Mischung aus Lizzy Borden und Riot), "Shot To Paradise" (erinnert an die ersten Iron Maiden-Tracks mit einem Schuss Venom), und "Master Of Illusion" (Judas Priest und Exciter lassen grüssen) sind leicht zu konsumierende Songs, die Laune machen. Evil Invaders gehen zusammen mit Majesty auf Tour, und ich gehe jede Wette ein, dass jede Band, die nach Evil Invaders auf die Bühne geht, sich sehr warm anziehen muss. Die Belgier werden um jeden Fan kämpfen, das machen sie auch auf dieser Scheibe und gewinnen dabei viel Land. Eine durchaus interessante Scheibe, welche den alten Thrash-Helden gerecht wird und nicht auf Teufel komm raus modern klingen muss.
Tinu   
Punkte: 8.5 von 10
GLOOMBALL – The Quiet Monster
Steamhammer/Musikvertrieb
Nachdem ich letzten Monat die Ehre hatte, die Rocker von Otherwise rezensieren zu dürfen, bin ich zusätzlich erfreut, nun Gloomball unter die Lupe nehmen zu können. Warum ich diese beiden Bands nebeneinander erwähne? Gloomball spielen auch eine Art von Heavy Rock, der immer wieder mit melodischen Einsprengseln ergänzt wird, mal brachial rockend, dann wiederum nachdenklich, beinahe sanft… Und der Sänger Alen Ljubic hat eine richtig schön kratzende Rockstimme, die er ebenso variabel einsetzt wie seine Kumpels die Instrumente. Zu Beginn, nach dem Intro „The Quiet… „, als das „Monster“ von der Leine gelassen wird, dachte ich zuerst: Schade, der gute Herr singt ein wenig gepresst und eintönig, wie wenn er sich nicht wohl fühlen würde. Dieser Eindruck wird aber sehr schnell korrigiert, und es stellt sich heraus: Diese Art zu singen gehört zum Track einfach dazu. „Straight To Hell“ doppelt dann gleich nach, und jetzt entfaltet sich auch noch mehr als vorher schon der Umfang, in welchem sich die Vocals entfalten. „All Beauty Dies“ ist dann die erste Ballade, und es ist keine Schande, wenn auch gestandene Rocker eine Zähre verdrücken – irgendwas oder irgendwen gibt es schliesslich immer zu betrauern. Wer auf den Vibe von Godsmack, die Intensität von Staind (zu „Break The Cycle“-Zeiten) oder den Groove von Shakra steht, der kann mit „The Quiet Monster“ nicht falsch liegen. So viel geile Mucke verlangt nach Kippen und einem Bier, ich bin dann mal beides holen.
Toby S.   
Punkte: 8.5 von 10
MASTER OF DISGUISE – The Savage And The Grace
Limb Music
Auf diese Scheibe war ich sehr gespannt. Lege ich mir doch heute noch gerne das Debut-Album "Back With A Vengeance" von Master Of Disguise in den CD-Player. Der an die legendären Savage Grace erinnernde Sound füllte bei mir eine Lücke, welche die Amis damals hinterliessen. "Thrash With Class" oder, anders ausgedrückt, melodischer Thrash Metal (Power/Speed Metal) mit vielen technischen Finessen war und ist das Markenzeicher dieser beiden Truppen. Der zweite Streich von Master Of Disguise steht dem Debut in nichts nach – auch wenn das Debut noch eine Spur frischer und gradliniger klang! "Conquering The World" zeigt, welches Potential im Quartett liegt, und mit dem Flotsam And Jetsam-Coversong "Hammerhead" nennt der zweite Streich eine fulminante Nummer sein eigen. Allerdings wird hier klar, dass man einen Eric AK nicht ersetzen kann. Auch ein Alexx Stahl nicht. Ansonsten überzeugen die Jungs auf der ganzen Linie. Auch mit dem typischen Savage Grace-Polizisten, welcher das Cover zum zweiten Mal ziert. Wer auf den typischen achtziger Speed Metal amerikanischer Prägung steht, wird erneut an Master Of Disguise nicht vorbei kommen und bei diesen Anhängern offene Türen einrennen. Anspieltipps sind klar das schnelle "Heavens Fall", der verspielte Instrumentaltrack "Judgement Day", das Maiden-artige und galoppierende "New Horizons", das gesanglich sensationell gesungene/geschrieene "Sins Of The Damned" oder der kleine Hit "Enforcer". Mit dem abschliessende "War Of The Gods (Part 1)" werden nochmals alle Register gezogen. Leider wird Master Of Disguise auch das gleiche Leid ereilen wie ihren grossen musikalischen Vorbilder Savage Grace. Die Wenigsten werden sich mit diesem Sound anfreunden, weil er einfach zu gut für diese Welt ist. Leider!
Tinu   
Punkte: 8.5 von 10
ALCOA - Parlour Tricks
Bridge 9 Records
Mit Alcoa steht uns eine spezielle Formation ins Haus. Zwar sind Alcoa das Nebenprojekt von Derek Archambault, seineszeichen Frontmann der Melodic/Hardcore-Band Defeater, doch zu hören gibt es ausnahmsweise keine Metalwalzen, sondern Old American Country mit Alternative Rock-Einflüssen. Mit Alcoa beweist Derek Archambault, dass er sich nicht nur auf die Frontmannqualitäten einer Hardcore-Formation beschränken muss, sonder erstaunliche Fähigkeiten im Singer/Songwriter-Genre hat. Angenehm ist vor allem, dass die bekannte Country-Melancholie nicht wirklich Einzug gefunden hat, bereits die ersten drei Lieder, einschliesslich dem Liebeslied "All Dolled Up", kommen relativ poppig daher, ohne aufgesetzt zu wirken. Natürlich finden sich mit "It Won`t Get Better" und "13 Years Bad Luck" auch die nachdenklicher und eher typischen Country-Songs auf dem Album. Der Rest kommt aber eher rockig und sehr erfrischend daher. Alles in allem bestätigt dieses Album, was sowieso jeder weiss: Es muss nicht immer Metal sein.
Steve Butcher   
Punkte: 8.5 von 10
SCARAB – Serpents Of The Nile
ViciSolum Productions
Wenn aus unserer Sicht “exotische” Bands Elemente ihrer Folklore in ein metallisches Gewand hüllen, finden wir das in der Regel schon mal interessant. Wenn so eine Band dann noch aus einem dem Metal nicht gerade wohlgesonnenen Umfeld stammt, wie in diesem Fall aus der ägyptischen Hauptstadt Kairo, dann gesellt sich alsdann eine gehörige Portion Respekt dazu. Und wenn es zu guter Letzt technisches und kompositorisches Können sowie ein alles zermalmender Power-Mix mit jeder westlichen Produktion locker aufnehmen können, dann jubelt der Rezensent. Beim Thema Death Metal und Ägypten erwartet man von mir natürlich einen Vergleich mit den Platzhirschen Nile, sei’s drum. Im Vergleich zu den Amis gehen Scarab einen winzig kleinen Tick weniger technisch vor und setzen stattdessen mehr auf Atmosphäre, wozu vor allem der sehr dezent und gezielt agierende Keyboarder beiträgt. Aber auch die Gitarrensoli bestechen durch ihre träumerisch-orientalische Melodieführung, welche oft in angenehmen Kontrast zum brachialen und tödlich präzisen Soundmassaker der sechs Ägypter stehen und somit immer wieder hörenswerte Akzente setzen. Der Heimvorteil in Form des kulturellen Backgrounds setzt sich hier gegen blosse Inspiration ganz klar durch, und man nimmt den Jungs die intensive Beschäftigung mit der eigenen Geschichte jederzeit ab. Nicht minder intensiv gestaltet sich die auditive Beschäftigung mit den acht Tracks inklusive Intro, denn lediglich Letzteres beschränkt sich auf knappe drei Minuten Spielzeit, die restlichen sieben Highspeed-Granaten schlagen mit nicht weniger als fünf bis neun Minuten zu Buche, und das ohne auch nur eine Sekunde lang anzustrengen oder gar zu langweilen, diese Kunst muss man auch erst mal beherrschen. Wer hätte gedacht, dass uns ausgerechnet sechs Nordafrikaner ein solch geiles Brett vor den Latz knallen und uns sagen, dass in Sachen anspruchsvoller Death Metal noch lange nicht alles gesagt ist? Scarab – das sind sechs junge Ägypter, die sich im Jahr 2006 zusammengerauft haben, um den steinigen Death Metal – Berg zu erklimmen und sich einen Platz ganz nah am Gipfel zu sichern. Nun, mit ihrem zweiten Longplayer sind sie jedenfalls auf dem besten Weg dahin, Respekt!
Mirko B.   
Punkte: 8.5 von 10
MOTOR SISTER - Ride
Metal Blade/Sony Music
Ohne Genaueres über diese Combo zu wissen oder je zuvor was davon gehört zu haben, suggeriert der Bandname zumindest schon mal eine bestimmte Stilrichtung der Marke Sleaze, Glam oder Rotz Rock. Ein Blick ins offizielle Info-Sheet, das für die sonst üblichen Verhältnisse ellenlang ausgefallen ist, fördert jedoch Musikernamen hervor, die man eher mit anderem "Lärm" in Verbindung bringt. Kurz auf den Punkt gebracht sprechen wir hier unter anderem von Scott Ian (g, Anthrax), Joey Vera (b, Armored Saint, Fates Warning) und John Tempesta (d, The Cult, White Zombie). Wer jetzt immer noch nur Bahnhof versteht, den kann ich gut verstehen, denn hinter dem Ganzen steht die Geschichte eines amerikanischen Rock-Trios mit dem Namen Mother Superior, das von 1993 bis 2011 existierte und in der Zeit acht Alben veröffentlicht hat. Die Protagonisten waren Gitarrist und Sänger Jim Wilson, Bassist Marcus Blake und Schlagzeuger Jason Mackenroth, der 2005 von Matt Tecu abgelöst wurde. Eine Zeit lang bildeten sie die Backing Band von Henry Rollins.

So weit so gut, aber ich hatte die Truppe bisher nie auf dem Radar, dafür Scott Ian umso mehr. Das lag zum einen daran, dass er schon immer voll auf die Mucke stand und zum anderen arbeitet Wilson schon eine Weile mit Scotts Frau Pearl Aday zusammen, respektive gehörten alle Members vor über zehn Jahren zu dessen Band Pearl. Nun war unlängst mal der 50. Geburtstag von Ian und dazu wünschte er sich nicht mehr, als mit ein paar Kumpels bei sich zu Hause seine Lieblingssongs von Mother Superior zu zocken. Nach ein paar Anrufen waren die oben genannten Musiker sofort dabei, unter ihnen eben auch Jim Wilson. Was zunächst als einmalige Sache geplant war, bereitete erstens allen Beteiligten grossen Spass und zweitens als Metal Blade davon Wind bekam, dass eine Anfrage für ein Album in der Luft lag, schritt man umgehend zur Tat und 48 Stunden später war die live (!) eingespielte Scheibe mit dem neuen Namen Motor Sister komplett im Kasten! Nebst dem erfüllten Traum von Scott frohlockte auch Gründer Jim über das neue Leben, das den alten Songs wieder eingehaucht wurde und dass diese aufgrund der zweiten Gitarre besser denn je klingen. So ist das Album «Ride» ziemlich spontan entstanden und es kann gut sein, dass es dereinst womöglich ganz neue Songs geben wird. Motor Sister klingen zunächst mal auf jeden Fall und im Sinne einer "Best-Of" von Mother Superior frisch wie total eingespielt zugleich. Wer also an sich lange vergessenem Classic Hard und Bluesrock aus Los Angeles in neuem Sound-Gewand zugetan ist, sollte da unbedingt mal rein hören. Es lohnt sich wirklich und zeigt überdies den etatmässigen Anthrax-Shredderer von einer neuen wie zugleich ungewohnten Seite!
Rockslave   
Punkte: 8.3 von 10
THRUST – Fist Held High 1 & 2 (Re-Release)
Metal Blade/Sony Music
Hier handelt es sich um die Wiederveröffentlichung der amerikanischen Thrust, welche 1984 ihr Debutalbum "Fist Held High" veröffentlichten. Ein Album, das speziell die damals aufkommende US Metal-Szene (Riot, Lizzy Borden, Omen, Hallows Eve, Helstar) begeistern konnte. Metal Blade veröffentlicht diese Scheibe zum 35-jährigen Band-Jubiläum. Zusammen mit vielen Live- und Demo-Songs sowie dem niemals veröffentlichten "Reincarnation"-Album. Thrust gingen leider schnell in der Versenkung unter, haben aber nie an Flair verloren und können noch heute mit ihrem Debut-Werk "Fist Held High" überzeugen. Wie auch die vier zusätzlichen Live-Songs (es rumpelt mächtig, aber mit Flair) oder "Destructor", den man vom vierten "Metal Massacre"-Sampler kennt. Herausragend ist neben der Gitarrenarbeit (Ron Cooke) auch der Gesang von Mark Stewart, der eine ähnliche Faszination wie Stacy Anderson von Hallow's Eve hat. Auf der zweiten Scheibe sind die schon etwas ausgeklügelten Songs von "Reincarnation" und acht Demo-Songs zu hören. Wieso die Tracks von "Reincarnation" bis anhin nie den Weg in den CD-Player fanden, gehört zu den gut gehüteten Geheimnissen in der Musikwelt. Alleine "Wasted", "Get Crazy" oder "God Only Knows" (was für eine unter die Haut gehende (Halb-) Ballade) gehören zum Besten, was der US Metal jemals veröffentlichte. Schön, dass diese Scheiben endlich oder wieder erhältlich sind. Metal-Fans, vergesst Hell, hier wird wirklich Metal geboten, oder anders gesagt: Nun wissen wir endlich, woher Hell ihren Einfluss geklaut haben.
Tinu
    
Punkte: keine Wertung
SOILWORK - Live In The Heart Of Helsinki (live) (CD und DVD/Blueray)
Nuclear Blast/Warner
Soilwork vorstellen zu müssen, hiesse sicher, Eulen nach Athen zu tragen oder so. Ganze 20 Jahre gibt es die schwedische Melodic/Death Metal-Band schon, und nun heißt es einen Karriererückblick zu machen. Nach dieser langen Zeit und 10 Alben kann und darf man das natürlich ohne Wenn und Aber. Man spielt sich durch das ganze Repertoire, wie sie schon auf den Alben zu hören sind - fette Melodie, geiler Gesang vom Chef "Björn "Speed" Strip und natürlich die ganzen Aggressionen. Die 23 Songs klingen nicht zu klinisch wie sonst auf diesen ganzen Live-Scheiben, wo man nicht zu unrecht manchmal das Gefühl hat, dass die Zuschauer einfach dazugemischt werden. Die erste Livescheibe der Skandinavier ist auf jedenfall sehr gelungen und gibt Fans und Einsteigern beidermassen Value for money. So Jungs, jetzt gilt es die nächsten 20 Jahre in die Hand zu nehmen beziehungsweise die Gitarre einzustöpseln und Vollgas geben wie immer bei Soilwork.
Daniel J.
   
Punkte: keine Wertung
FORTID – 9
Schwarzdorn Production
Eine Pagan Black Metal Band die überraschen kann - das kommt inzwischen selten vor. Bei Fortid sieht dies anders aus. Mit äusserst abwechslungsreichen Songstrukturen, vielschichtigem Gesang, mal schwarzmetallisch shreddernden und mal sanft melodiösen Gitarren lässt man aufhorchen. Wie bei vielen seiner Landesgenossen widerspiegelt sich in der von Einar Thorberg erschaffenen Musik die Heimatverbundenheit und die Liebe zur rohen nordischen Natur. Aufgewachsen in Island, lebt Thorberg heute in Norwegen, wo er vor einigen Jahren das Glück hatte, Musiker für ein stabiles Line-Up um sich scharen zu können. In vereinzelten Soloeinlagen tritt jeder von ihnen mal in den Vordergrund. Trotz ihrer Eigenständigkeit sind bei Fortid durchaus auch Parallelen zu bekannteren Grössen - allen voran Enslaved - zu finden. Wenn auch etwas weniger progressiv - Fans der genannten Band dürfen hier bedenkenlos zugreifen.
Patricia L.
 
Punkte: 8.2 von 10
BLACK PUSSY - Magic Mustache
Made In China Records
Hippies, Stoner und sonstige abgespacte Freaks aufgepasst, hier kommt frisches akustisches Kraftfutter, das eure Schlaghosen flattern lassen wird! Der Opener "Let’s Start A War" ist zwar wenig originell und glücklicherweise auch verhältnismässig kurz, aber danach brechen die fünf Jungs aus Portland, Oregon, endlich aus und hauen neun absolut knackige Tracks raus, welche klingen wie eine Kollaboration aus Monster Magnet, Hawkwind und Pink Floyd mit Syd Barrett. Ich seh echt nur noch Kerzen, sich drehende, kunterbunte Wandprojektionen und wabernde Lavalampen vor meinem geistigen Auge, begleitet von intensivem Patchouli-Duft in der Nase, und diese Stimme im Ohr sagt mir immer wieder "Hey Mann, alles cool und groovy!". Nicht, dass ich jetzt meine schwarzen Denim and Leather-Klamotten gegen weite Samthosen und geblümte Hemden tauschen möchte, aber diese Scheibe hat was, ohne jeden Zweifel. Die Akkorde und Riffs sind schön breitwandig auf dem basslastigen Sound ausgelegt, dazu kommt ein Schlagzeuger, der sein Kit amtlich bearbeitet, anstatt es zu streicheln, ein Keyboarder, der für die nötige Dosis an psychedelischen Klängen sorgt, und zuletzt Mastermind Dustin Hill, der mit seinem melodischen Gesangsstil zusätzliche Farbtupfer beisteuert. Der abschliessende Titeltrack fasst eigentlich alles zusammen, was diese Band ausmacht, Originalität, Melodie, viel Feeling, tonnenweise Groove... ganz geile Scheibe, für Genreliebhaber fast unverzichtbar.
Mirko B. 

Punkte: 8.2 von 10
BLEEDING - Behind Transparent Walls
Pure Prog Records/Non Stop Music
Dies ist das Debut-Werk der norddeutschen Band Bleeding, nach einer selbstveröffentlichten EP im Jahre 2011. Die Jungs haben sich musikalisch dem Prog Metal verschrieben und huldigen nach eigenen Angaben ihren 90ern-Helden Psychotic Waltz, Sieges Even und Depressive Age. Als erstes fällt mir gleich die fette Produktion auf. Die Gitarren drücken ohne Ende, die Drums knallen, so muss das sein. Die ersten beiden Songs sind fette Metalsongs mit eingestreuten Prog-Parts, echt interessant. "Humanoluminiscene" beginnt mit einem langsamen, schweren Gitarrenriff, legt später an Tempo zu und geht dann in einen ruhigen Part über, zum Schluss wird dann wieder ordentlich Gas gegeben, interessanter Track. Sehr viel Abwechslung wird hier geboten, Von atmosphärischen Parts geht’s bis zu deftigen Trash-Einschüben und das Ganze klingt sehr modern. Zum Schluss kommt dann noch das 12 Minuten lange "Solitude Pt1 +Pt2", bei dem die norddeutschen Jungs nochmals alle Register ihres Könnens ziehen und ein sehr interessantes Album abschliessen. Und eben: Die Produktion ist einfach Hammer, cooler Rundling!
Crazy Beat 

Punkte: 8.1 von 10
THE ANSWER – Raise A Little Hell
Napalm Records/Universal
Die irischen Hard Rocker wollen diesmal nur eine kleine Hölle heraufbeschwören. Diese Bescheidenheit passt super zum neuen Album, welche für eine grössere Hölle (leider) zu wenig zwingend rockt. Anders als bei früheren Werken braucht "Raise A Little Hell" viel Zeit, bis es ein wenig wirkt und erreicht trotzdem nie die Klasse der Überalben "Rise" und "New Horizon". Woran das liegt, ist objektiv gehört schwer zu beantworten. Subjektiv wahrgenommen waren The Answer auch schon packender. Es fehlt der Drive der besagten Werke. Nimmt man die Songs einzeln und auf einer grossen Anlage, sind die Unterschiede zu früher praktisch nicht erkennbar. Aber vielleicht braucht "Raise A Little Hell" einfach noch mehr Zeit und eine packende Live-Performance. Das Potential ist durchaus vorhanden. Zumal die Iren das gewohnte Soundspektrum abdecken und sich oft in Led Zeppelin‘scher Manier in ein Hard Rock-Riffgewitter steigern. Wer neuinterpretierten 70er-Hard Rock mag, kann mit The Answer trotz einigen Längen auch 2015 nichts falsch machen.
Roger W.   

Punkte: 8.0 von 10
LOCH VOSTOK - From These Waters
ViciSolum Productions
Dieser extrem sympathische Haufen schwer bärtiger Musiker aus Uppsala/Schweden bringt bereits sein fünftes Album raus, und ich hab von denen noch nie auch nur gehört... so viele Bücher, so wenig Zeit. Das eigene Genre als "Extreme Progressive Metal" zu bezeichnen finde ich aber schon mal ziemlich passend, da die Mischung aus natürlich groovendem und mit vielen kleinen Details versehenen Metal, einer tollen Darbietung von überzeugendem (ab und zu mehrstimmigem) Klargesang und krächzenden Growls sowie einem guten Flow in den Abläufen (Queensrÿche...) für ein angenehmes Hörerlebnis sorgt. Die einzelnen Lieder sind durchdacht und instrumental hörbar mit viel Liebe eingespielt. Das Keyboard nimmt eine für den Gesamtsound sehr relevante, aber dennoch meistens unaufdringliche Rolle ein, und auch rhythmisch punkten Bass und Schlagzeug mit einer astreinen Performance. Ich kann wirklich nichts Schlechtes berichten. Dumm nur, dass ich dieses "powermetallische" Subgenre (und dazu zähle ich Verdächtige wie die bereits erwähnten Queensrÿche, Stratovarius und Konsorten) auf Teufel komm raus nicht ausstehen kann. Aber wer mal mit King Diamond touren durfte und solche Bärte hat, kann kein schlechter Mensch sein. Loch Vostok sind daher eine der eher löblichen Ausnahmen. Reinhören!
Hardy    

Punkte: 8.0 von 10
THE VIBES - Standing At Your Own Grave
Lux Noise
Vor einem Jahr stand das Aarauer Power-Trio noch vor dem Aus, nachdem Differenzen bezüglich der weiteren musikalischen Ausrichtung unweigerlich zu persönlichen Spannungen geführt hatten. Und was machen die drei? Anstatt schmollend den Kopf in den Sand zu stecken und sich zwecks Selbsttröstung die Eier zu kraulen, entern sie die Luzerner Foolpark Studios und rotzen das vierte Album der Bandgeschichte ein. Das nenne ich positive Kanalisierung negativer Energien, denn der vorangegangene Frust hört man der Scheibe zu keiner Sekunde an, ganz im Gegenteil. Es wird hochenergisch drauflosgerockt, wobei der gezielte Einsatz von Bluesharp und Orgel immer wieder sehr dezente Southern Rock–Akzente setzt. Die Band lässt sich stilistisch allerdings nicht einengen, Rotz Rock, Bluesy Party Rock, Dirty Beer‘n‘Whiskey-Rock‘n‘Roll... egal wo man sie einzuordnen versucht, sie werden es nicht zulassen, weil sie überall zugleich zu Hause sind und viel Wert auf Abwechslung und Dynamik legen. In solchen Fällen halte ich mich gerne an die übliche Ansage von Frontwarze Lemmy (für den die drei auch schon die Bühne vorgeglüht haben) und nenne es einfach Rock’n‘Roll, ehrlich, echt, schmutzig und voller Gefühl. Wäre wirklich zu schade gewesen, wenn das Trio letztes Jahr die Flinte ins Korn geworfen hätte, der Albumtitel drückt genau ihre damalige Situation aus: Sie standen vor ihrem eigenen Grab und mussten eine Entscheidung treffen. Sie haben sich richtig entschieden!
Mirko B.    

Punkte: 8.0 von 10
DYSRIDER – Bury The Omen
Tenacity Music
So unbekannt der Bandname vielleicht klingen mag - die Westschweizer sind in der Schweizer Symphonyc Metal Szene kein unbeschriebenes Blatt mehr. Unter dem Namen Trophallaxy hat man bereits zwei Studioalben veröffentlicht, die durchwegs positive Reaktionen einfuhren. Aufgrund der Differenzen zwischen den beiden Komponisten und dem daraus resultierenden Abgang von Yannick, machte man einen Schnitt, wechselte den Bandnamen und bis zu einem gewissen Grad auch die musikalische Ausrichtung. Obwohl die charakteristische Stimme und die Celloeinlagen von Joëlle erhalten bleiben, ist das neue Material insgesamt deutlich düsterer und aggressiver ausgefallen. Die Death Metal Riffs und die kräftigen Growls von Jonathan bilden starke Kontraste. Für die Höhepunkte sind einmal mehr die fantastischen Instrumentalisten der Band verantwortlich. Keyboard und Gitarren liefern sich atemberaubende Soloduelle, ohne dass dabei die Stimmung verloren geht. Die Band scheint die Metamorphose unbeschadet überstanden zu haben - mit "Bury The Omen" liefert Dysrider Qualitätsware ab.
Patricia L.    

Punkte: 8.0 von 10
TALON – Fourplay
Escape Music/Non Stop Music
Die kalifornische Band Talon entstand aus den Resten von Voxen. Diese wiederum konnten international mit dem Album "Sacrifice" in Erscheinung treten. Unter anderem enthielt das Album einen Song, der im Film "Outbreak" mit Dustin Hoffman Verwendung fand. Gute Voraussetzungen für Talon. Mit Michael O'Mara hatte die Formation auch einen erstklassigen Sänger in ihren Reihen, der dem melodiösen Hard Rock Identität und Seele einhauchte. Leider wurde das Mikrofon für das zweite Album an Chandler Mogel weitergegeben, für den dritten Output an Shawn Pelata. Drei Alben, drei Sänger - das bedeutet oft Identitätsverlust und unter Umständen das Ende einer Band. Talon haben das einzig Richtige gemacht, indem sie Originalshouter M. O'Mara zurückholten und nun in alter Frische mit "Fourplay" auf der Matte stehen. Musikalisch bewegen sich die Jungs im typischen, traditionellen US-Melodic Rock/Metal, der seit den Achtzigern aus der Szene nicht mehr wegzudenken ist. Talon haben diverse starke Songs verfasst, die mit wuchtigen, frischen Melodien mit hohem Memory-Effekt überzeugen. Es wird offensichtlich grossen Wert gelegt auf catchy Hooklines, ergänzt mit spritzigen Riffs und Soli. Der Härtegrad ist enorm vielfältig und reicht von AOR-Balladen über Sleazy/Hard Rock bis zu dezenten Metalklängen. "Fourplay" ist ein starkes Album, das zwar nicht zum Füllen von grossen Stadien reicht, Danger Danger- oder Firehouse-Fans mit hoher Wahrscheinlichkeit aber zu Freudensprüngen animieren dürfte.
Chris C.    
Punkte: 8.0 von 10
OCEANWAKE – Sunless
ViciSolum Productions
Mit einem Fünfzehnminüter beginnt die gerade mal vier Songs umfassende Scheibe von Oceanwake. Der Post Death Doom der Finnen präsentiert sich nachdenklich und stimmungsvoll. Dass ausgerechnet Korpiklaani-Fronter Jonne Järvelä eine solch düstere Scheibe produziert, ist doch eine kleine Überraschung. Tatsächlich ist allen Beteiligten ein absolut stimmiges Werk gelungen. Die Instrumente werden mit viel Ausdruck gespielt und haben einen grandiosen Klang - genauso wie die organischen Trommeln. Unterschiedlichste Stimmungen abgedeckt, besonders 'Avanturine' kann mit einer Vielschichtigkeit punkten, die seinesgleichen sucht. Neben Swallow The Sun hat es noch Platz an der finnischen Doom Metal Sonne - vielleicht für Oceanwake?
Patricia L.    
Punkte: 8.0 von 10
COLDBURN - Down In The Dumps
BDHW
Coldburn aus Leipzig haben sich mit vergangenen Veröffentlichungen und Auftritten bereits einen Namen in der lokalen Szene gemacht. Die Hardcorer versuchen nun mit "Down In The Dumps", sich einem breiteren Publikum anzubieten. Coldburn spielen auf den ersten Blick respektive den ersten Hörgenuss klassischen, straighten New York-Strassen-HC. Natürlich bolzt das Ganze gewaltig, und natürlich wird gegen das Etablishment gejault. Was Coldburn jedoch beherrschen, ist, Tiefgang zu entwickeln, über allem hängt eine spürbare Melancholie, und die guten Lyrics sind nicht nur von Tiefgang geprägt, sondern werden auch mit voller Überzeugung dargeboten. Wo bei anderen sich alles ein wenig nach Mittel zum Zweck oder gar aufgesetzt anhört, kauft man Coldburn jede Silbe und jedes Riff ab und will gleich selber mit dem wütenden Heugabelmob durch die Strassen ziehen.
Steve Butcher    
Punkte: 8.0 von 10

FRANKENSTEIN ROOSTER - The Nerdvrotic Sounds Escape
Scarlet Records
Frankenstein Rooster sind im Jahre 2008 gegründet worden vom Gitarristen Raffaele Indira und dem später dazugekommene Drummer Camille Colleluori. Ja, es gibt hier nur diese zwei Musiker, aber dafür klingt ihr Funk/Jazz Rock und Heavy Metal sehr originell. Auf mich macht der Sound der Italiener einen Eindruck, als ob diese sehr guten Musiker permanent in einer Jam-Session spielten. Musikalisch wie schon erwähnt sehr vielseitig, sehr virtuos, ja sogar sehr komplex oder nennen wir es progressiv fiedeln die Südländer in Sphären, wo andere Musiker schon gar nicht hinkommen, weil sie schlicht die Klasse dafür nicht haben. Ja, fast hätte ich es vergessen in meiner Euphorie: Einen Sänger gibt es keinen, aber das fällt nicht in das Gewicht, zu gut sind die Songs. Jetzt muss man einfach noch dir nötige Zeit dafür aufwenden, und schon ist man Fan von Frankenstein Rooster.
Daniel J.    
Punkte: 8.0 von 10
DRAKKAR – Run With The Wolf
My Kingdom Music/Non Stop Music
Einen ziemlich ungewöhnlichen Sound präsentieren uns die Italiener Drakkar auf ihrem fünften Album. Hier treffen stampfende Gitarrenriffs zusammen mit einem an Matthew Barlow (Iced Earth) erinnernden Gesang auf Deep Purple’sche Hammond-Orgel-Klänge. Bestes Beispiel für diese noch nie dagewesene Hochzeit ist der Titeltrack. Hört man sich dieses Album ein wenig warm, entpuppt sich dieser stampfende Bastard sogar als dezent progressiv. Und dies nicht nur aufgrund von unerwarteten Taktwechseln, sondern auch, weil die Band genug frech ist, plötzlich mit Folkelementen aufzuwarten. So geschehen zum Beispiel bei "Ride The Storm". Dazu kommen bei diesem Lied auch ungewöhnliche Gesangspassagen. Wer sich für "Run With The Wolf" Zeit nimmt, hört also mehr als den oberflächlichen Standard-Heavy Metal, als dass man ihn beim ersten Durchgang noch klassiert. Hier ist definitiv vieles besser, als es anfänglich erscheint. Für den grossen Durchbruch dürfte es trotzdem nicht reichen. Dafür bräuchte es neben guten Liedern noch einen zwingenden Hit. Und dieser ist leider auch nach intensivem Hören nicht zu finden. "Run With The Wolf" zeigt aber eindrücklich, dass italienische Heavy Metal-Bands durchaus bereit sind, neue Pfade zu beschreiten. Für unsere Szene ist dieses Album definitiv eine Bereicherung. Wer die Italiener kennen lernen will, hat jetzt eine gute Gelegenheit dazu. Dem Album liegt regulär eine Bonus-CD bei, auf welchem fünf alte Lieder neu aufgenommen wurden. Diese erweitern das musikalische Spektrum von Drakkar noch einmal. Besonders eindrücklich ist dies beim ruhigen Epos "Galadriel’s Song". Wer frischen Heavy Metal auf die Ohren möchte, kann mit "Run With The Wolf" nichts falsch machen.
Roger W.      
Punkte: 8.0 von 10
TONY MILLS - Over My Dead Body
Battlegod Productions
Tony Mills dürfte den meisten bekannt sein als Sänger von TNT und Shy, auch spielte er unter anderem eine Weile in einer Rush-Coverband. Hier präsentiert uns der gebürtige Engländer sein neuestes Solo-Werk. Ziemlich guter Hard Rock mit einer Metal-Mischung, mit Anleihen zu TNT und auch des Öfteren Queensrÿche. "We Should Be On By Now" klingt so in etwa wie die neuen Queensrÿche. Hier zeigt Tony, wie gut und gefühlvoll er singen kann. Er geht hier musikalisch sehr vielseitig zur Sache, so gibt’s tolle, ruhige Sachen, genauso wie Songs, die mich sehr an TNT erinnern, wie "No Love Lost". Oder auch das rockige "Gate 21", da hört man sogar Parallelen zu Ronni Le Tekros Gitarre. Ganz geil das geheimnisvolle "My Death" - hier zeigt Tony seine gesangliche Vielfältigkeit, toller Song. Bei "Bitter Suite" überzeugt der A Capella-Kanon, der schon an Queen erinnert, ganz stark. Weiter geht’s mit "Northern Star", "4 In The Morning" und "Somewhere In London" allesamt spannende Rocksongs. Zum Ausklang dann noch "Free Spirits", eine würdige Abschlussballade mit schönen Chören und einer bleibenden Refrain-Melodie. Wer gerne Bands hört wie TNT und neuere Queensrÿche und auf gute Gesangsmelodien und Chöre steht, dem dürfte "Over My Dead Body" ganz bestimmt gefallen.
Crazy Beat    

Punkte:
8.0 von 10
FORTY SHADES - Camera Silens
7hard/K-Tel
Die Anfänge der Schweizer Band reichen bis ins Jahr 2007 zurück, als sich Tobias Gut (keyb/piano) und Frontfrau Manuela Kraller (Ex-Xandria) unter dem Namen Nagor Mar ans Werk machten, die Welt des Symphonic Metal zu bereichern. Mehr als ein 3-Track Demo schaute dabei jedoch nicht heraus. Mehr noch verhinderten diverse Besetzungswechsel die angestrebte Kontinuität. Dies änderte sich, als Tobi Gut zusammen mit Schlagzeuger Christian Wittwer beschloss, diese Stil-Schiene zu verlassen und neue Mitstreiter für eine progressivere Ausrichtung zu gewinnen. Die Suche nach geeigneten Kandidaten zog sich schliesslich bis 2012 hin und ging einher mit der Festlegung des neuen Bandnamens Forty Shades. Herzstück des aktuellen Line-Ups ist mitunter der aus Deutschland stammende Frontmann Tosse Basler, der es möglich macht, die Vorstellungen seiner Kollegen und seine eigenen optimal einzubringen. Das Resultat dessen gipfelt nun im full lenght Debüt-Album «Camera Silens», dessen Titel aus dem Lateinischen stammt und für einen total dunklen und schallisolierten Raum steht. Dieser hinterlässt seine Spuren auch von den Texten her, die aber noch weitere Themen wie den Aleister Crowley Tarot und die griechische wie ägyptische Mythologie bemühen. Musikalisch liegen die insgesamt zwölf Songs für meine Ohren am ehesten in der Schnittmenge von Vanden Plas, Crown Of Glory, Kirk und Communic. «Camera Silens» erschliesst sich einem aber nicht von Anfang an, will heissen man muss sich die entsprechende Zeit für dieses vielfältige Werk nehmen. Da für mich die Texte nicht im Vordergrund stehen, steht der Fokus ganz auf der Musik. Speziell was Tosse mit seiner Stimme im ganzen Range zwischen Growls und kräftigem Clean-Gesang abliefert, ist bewundernswert. Vor allem im Wissen darüber, dass der Frontmann aus Rheinland Pfalz ursprünglich eigentlich aus der Hardrock-Ecke stammt und sich die Düsterabteilung noch nicht so lange zur Brust genommen hat. Ob das live auch überzeugend reproduziert werden kann, muss ich nächstens mal abchecken. Die Instrumentierung und der Sound auf dem Album sind auf jeden Fall absolut auf der Höhe Zeit und weisen klar internationales Format auf. «Seven Moons» mit dem Keyboard-Sound von Rammstein's Flake ist so zu sagen etwas eingängiger als Rest, der sich aber, je länger man sich damit befasst, wundersam öffnet und einen regelrechten Klang-Kosmos freigibt. Anspruchsvolle Progger werden sich diese Zeit für die Erkundung ganz bestimmt nehmen und das sei an dieser Stelle auch wärmstens für alle anderen Interessierten empfohlen. Musik unterliegt aber immer einer emotional gesteuerten wie individuellen Wahrnehmung. «Camera Silens» ist daher kein Alltags-Hitalbum, sondern erfordert, respektive verdient die aktive Auseinandersetzung, um diesen ausladenden Kompositionen wirklich gerecht zu werden.
Rockslave    

Punkte:
8.0 von 10
CRIMSON WIND – Last Poetry Line
Pitch Black Records
Die Jungs aus Palermo haben sich durch und durch dem Symphonic/Power Metal verschrieben. Seit ihrem Debut "The Wings Of Salvation" sind nun doch gute drei Jahre verstrichen, und Fans der Sizilianer werden das neue Album sicherlich mit Spannung erwarten. Das neue Werk "Last Poetry Line" wird auf jeden Fall den Erwartungen gerecht. Der Opener "Black Shelter" ist zwar noch ein wenig zurückhaltend, zeigt aber durchaus den Weg an, den Claudio Florio und seine Mannen gehen wollen. Mit dem druckvollen Titeltrack "Last Poetry Line" setzen sie aber noch gehörig einen drauf und zeigen ihre musikalischen Qualitäten. Geradlinige, schnörkellose Riffs, die sich unweigerlich im Gehirn festsetzen. Daneben immer wieder zahlreiche Soli, die wie ein Duell zwischen Gitarre und Synthesizer wirken, schlussendlich aber zu einem harmonischen Ganzen verschmelzen. Spätestens bei den Balladen "The Hills Gaze In Silence" und "Whisper" lässt sich eine gewisse Ähnlichkeit mit Sonata Arctica nicht mehr leugnen. Die Stimme von Guido Macaione ist unverfälscht und klar und kommt der von Sänger Tony Kakko sehr nahe. Omnipräsent ist – wie bei dem finnischen Vorbild auch – das Keyboard, das hier jede Möglichkeit nutzt, mit aufwendigen Spielereien auf sich aufmerksam zu machen. "Death Dwells In Sight" und "In Vain" könnte man wiederum in die Dream Theater-Schublade stecken. "Heirloom" kann über die ganze Strecke von neun Minuten voll überzeugen, bevor der Bonustrack "Farewell Is Forever", dieses Machwerk instrumentalisiert beendet. Fans von Bands wie Sonata Arctica, Labyrinth und Rhapsody Of Fire sollten unbedingt einmal hineinhören.
Oliver H.    

Punkte:
8.0 von 10
THE 69 EYES -The Best Of Helsinki Vampires (Best Of)
Nuclear Blast/Warner
Die Finnen machen eine Mischung aus Sleaze, Glam und Gothic Rock - und das mit einer klassischen Badass-Vampir-Attitüde, die einfach Stil hat. The 69 Eyes spielen gern mit Gothic-Klischees. Doch während andere an dem Punkt meist ins Kitschige abdriften, verarbeiten die Finnen das Ganze mit einem Anflug von bittersüssem Humor und einem unerschütterlichen Selbstbewusstsein. Das Best Of-Album hält so ziemlich, was es verspricht: Das Beste aus knapp 25 Jahren Bandgeschichte ist hier auf 2 CDs vertreten! Los geht’s mit dem rockigen "Lost Boys", und gleich danach folgt mein persönlicher Favorit: "Perfect Skin". Natürlich ist auch der Klassiker "Feel Berlin" mit von der Partie. Auch eine Ballade darf natürlich nicht fehlen: Die Wahl fiel auf das wunderschöne Duett "Rosary Blue" mit Kat von D (Tattoo-Artist aus den USA). Nach der kleinen Verschnaufpause kickt gleich das nächste Highlight rein: "Never Say Die" bringt wieder mehr Tempo auf die Scheibe, dicht gefolgt von "Gothic Girl". Was mir fehlt, sind unter anderem "Angels" und "Frankenhooker" (Beide vom 2007 erschienen Album "Angels"), allerdings ist die Best Of-Tracklist aus meiner Sicht ansonsten ziemlich komplett. Die sehr ausgewogene Mischung mit vielen sehr guten Tracks und wenig Füllmaterial bietet 114 Minuten feinstes Entertainment. Wer The 69 Eyes bisher noch nicht kannte, ist mit diesem Album bestens versorgt, allerdings suchen langjährige Fans vergeblich nach etwas wirklich Neuem. Das ist dann auch der grosse Minuspunkt – man hat halt alles schon gehört. Und obwohl das Album nicht langweilig wirkt, ist der Stil halt schon ziemlich gleichbleibend und wenig überraschend. Doch The 69 Eyes haben nun mal Stil – und den bringen sie gekonnt rüber!
Patricia H.    
 
Punkte: keine Wertung
RAISED FIST - From The North
Epitaph Records
Als sich vor über 20 Jahren in Schweden etliche Bands dazu aufmachten, zu späteren Legenden der ersten Sweden-Death-Welle zu werden, hat sich in den Jahren fast klangheimlich eine weitere Band in einem anderen Genre einen Legendenmythos geschaffen. Im Kriegsnebel, den die etlichen Death-Bands aus dieser Zeit verursachten, ragte eine einzelne Faust empor, bereit, um die Hardcore-Szene aufzumischen. Raised Fist waren geboren, und nun steht, 20 Jahre später, mit "From The North" ihr siebentes Album in den Regalen. Wer die Band aus Anfangstagen kennt, wird eine stilistische Neuorientierung bemerken, Vermehrt treten stampfende Mid Tempo-Rhythmen des Schlagzeuges in den Vordergrund. Die Gitarrenriffs wirken derber und orientieren sich stärker an Rock und Metal. Und Sänger Alexander "Alle" Hagman hat sich vom raplastigen HC-Geshoute früherer Tage verabschiedet und kommt nun merklich "metalliger" daher. Daran aber, dass Hagmans Stimme sicherlich atypisch und eigenwillig ist, hat sich nichts geändert. Raised Fist schaffen es auf "From The North" die Ausstrahlung und die Brachialität mit den atmosphärischeren und progressiveren Elementen des Metals zu vereinen, so bieten die 11 Lieder eine angenehme Kombination aus Mitgröhlparts und tiefergehenden Passagen.
Steve Butcher    
Punkte:
8.0 von 10
SUBORNED - From Space
SAOL Music
Schweizer Thrash Metal hat viel zu bieten, wie jeder von uns Eidgenossen weiss. Das kann auch die Band von Suborned bestätigen. V.O. Pulver hat den Jungs und dem Mädel, ja, ihr lest es richtig, der Posten am Mikro geht an Lucie Werlen, einen Retro-Sound verpasst, gewollt oder nicht ist hier die Frage. Ich nehme an, dass dies gewollt ist, denn wie wir alle wissen, ist Herr Pulver eine Ikone als Musiker, aber auch als Produzent sehr wichtig für unseres kleines Land. Die neun Songs thrashen ganz schön mit coolen Gitarrenriffs, groovigen Breaks und sehr guten Vocals (habe zum keinem Zeitpunkt bemerkt das hier eine Frau singt). Vor allem Song Nummer zwei, "From Space", ist sehr eingängig, bringt das musikalische können der Jungs aufs Parkett und zeigt mit dem schnellen Part, dass man auch auf Keators "Pleasure To Kill" (eine meiner Lieblingsscheiben) eine gute Figur gemacht hätte. Was es für die Helvetier noch zu berücksichtigen gilt, ist beim Songwriting mehr Fluss einzubringen, manchmal sind mir die Songs zu sehr zusammengestückelt, da fehlt ein feines Händchen und natürlich Routine, aber das schaffen die Jungs auch, da bin ich mir sicher. Übrigens sind Suborned aktuell auf Europatournee mit keiner geringeren Band als Overkill und Sanctuary. Coole Sache!
Daniel J.    
Punkte:
7.9 von 10
DYING GORGEOUS LIES – First World Breakdown
Massacre Records/Musikvertrieb
Mit „First World Breakdown“ kommt die zweite Platte der Thrash-Metal Band Dying Gorgeous Lies auf den Markt. Nachdem das erste Album und die zuletzt produzierte EP in Eigenregie produziert wurden, kann man bei „First World Breakdown“ Massacre Records als Label angeben. Dieser große Sprung nach oben lässt natürlich aufhorchen und weckt Erwartungen. Beim ersten Mal hören, bin ich irgendwie überfordert und weiß meine Gedanken noch nicht wirklich in Worte zu fassen, was diese Scheibe angeht. Während mich die ersten Songs nicht wirklich vom Hocker reissen, werde ich bei „Suppressing Fire“ das erste Mal hellhörig. Fette Gitarrenriffs, die bei einer Live-Show sicherlich den einen oder anderen zu einer „Circle-Pit“ Einlage animieren werden. Mit „Join my Hate“ legen sie sogar noch eine Schippe musikalisches Können obendrauf. Brachialer Metal mit einer beeindruckenden Stimme von Frontfrau Liz. Nach der dritten Spielminute wird der Hörer sogar von einem fast schon Viking Metal angelehnten Gitarrenspiel überrascht, das in einem rasenden Solo endet. Das nächste Stück, „Schein“ ist eine Überraschung. Es ist eine Zusammenarbeit mit Nord von Hämatom. Er und Liz singen auf Deutsch im Duett. Der Song klingt melodiöser als der Rest des Albums und erinnert stark an klassischen harten Deutschrock. Für mich persönlich aber eine Bereicherung der Platte. Die nächste Nummer, die für eine gewisse Abwechslung sorgt, ist dann „Jay“. Hier werden, wenn man das so sagen kann, sogar eher „ruhige“ Töne angeschlagen und Markus A. Giestl von Code Red hat hier ebenfalls einen Auftritt als Gastsänger. Gefällt mir ganz gut, wenn Dying Gorgeous Lies mal nicht so auf Krawall gebürstet sind und abwechslungsreichen, melodischen Metal zum Besten geben. Klassische Thrash Titel auf „First World Breakdown“ sind Stücke, wie „Rise Again“ oder „United“, die für wenig Überraschung, dafür gehöriges Dröhnen auf den Ohren sorgen. „First World Breakdown“ kann durchaus als gutes Album angesehen werden. Totalausfälle gibt es auf der Scheibe keine, dafür ein paar wirklich heisse Nummern. Meine Empfehlung geht an alle, die auf Female-Fronted Metal und/oder auf technisch melodischen Thrash Metal mit Abwechslung stehen.
Oliver H.    
Punkte:
7.9 von 10
VENOM - From The Very Dephts
Spinefarm Records/Universal
Der aus heutiger Sicht bereits kultbehaftete Auftritt als Freitags-Headliner beim BYH!!!-Festival in Balingen (D) von 2012 ist mir immer noch in bester Erinnerung. Es war, kaum zu glauben, mein allererstes Live-Erlebnis mit Cronos, dem einzig verbliebenen Ur-Mitglied der Band, die den Stil "Black Metal" begründet hat, obwohl sich dieser nachher, musikalisch gesehen, in eine andere Richtung weiter entwickelte. Nichtsdestotrotz zeigte das aktuelle Line-Up, zu dem noch Gitarrist La Rage und Drummer Danté gehören, dass Venom immer noch locker imstande sind, geile Shows, bestehend aus alten Klassikern und neuen Songs, abzuliefern. Studiomässig war das letztmals 2011 mit dem Album «Fallen Angels», das eigentlich ganz ordentlich ausgefallen ist und einiges darauf wieder nach den guten alten Zeiten klingt. Danach wurde es erneut wieder etwas ruhiger..., bis heuer im Januar, als Cronos und seine Vasallen "70000 Tons Of Metal" beehrten und dort gleich die komplette neue Langrille «From The Very Dephts» live aufführten! Zusammen mit der Ankündigung des Auftrittes am kommenden "Rock Hard"-Festival in Gelsenkirchen (D) im Mai steht das lärmige Trio somit wieder voll im Saft. Er habe sich im Studio noch nie so wohl gefühlt, verkündete Herr Lant unlängst in Interviews und das hört man schon ab dem Opener in Form des flott vorwärts treibenden Titeltracks in der Tat an. Nicht minder typisch geht «The Death Of Rock n' Roll» zu Werke, wo nebst Cronos' unverwüstlichen Vocals auch sein Bass vorzüglich voll unten rein röchelt. Spätestens bei «Smoke» werden die früher belächelten spielerischen Fähigkeiten bei diversen Bassläufen hörbar, die der führenden Gitarre von La Rage folgen. Interessant ist auch, wie sich die Eigenproduktionen von Conrad T. Lant unterscheiden. «Fallen Angels» wirkt etwas trockener, die Gitarre ist einen Tick leiser und der Bass nicht so verzerrt. Dennoch schiebt der Vorgänger meines Erachtens etwas mehr, als der neue Silberling. Herrlich aber, wie der Tieftöner auch bei «Long Haired Punks» los bollert. Das Tempo wird ebenso schön variiert und unter dem Strich bleibt somit eine feine Scheibe zurück, die die weit über 30-jährigen Trademarks dieser Kultcombo mühelos in die Gegenwart zu transportieren vermag. Bloss schade, dass sie nach 2006 dieses Jahr nicht im Billing vom "Sweden Rock"-Festival stehen.
Rockslave 

Punkte:
7.8 von 10
NECROWRETCH - With Serpents Scourge
Century Media/Universal
Das französische Bläck Metal-Trio rund um Mastermind, Gitarrist und Sänger Vlad bringen nach ihrem vielbeachteten Debut nun ihren Zweitling "With Serpents Scourge" auf den Markt. Ganze 18 Monate am Stück hat Sänger Vlad nach eigenen Angaben an diesem Werk hantiert, bis es nun seines Herrn würdig geworden ist. Amphycion (Bass) und Ilmar (Schlagzeug) fügen sich zwar gut ein, bestechen aber nicht durch besondere Fähigkeiten, was zwar dem Mastermind dienlich sein kann, den Eindruck aber bekräftigt, dass es sich hier eigentlich um ein Soloprojekt handelt. Denn was wirklich heraussticht, sind Gitarre, Gesang und das gesamte Songwriting, was ja bekantermassen auf einen Herren zurückzuführen ist. Das Riffing wechselt sich ab zwischen schnellen und rastlosen Black Metal-Riffings und Stakkato-Death-Riffs. Was sich nach technischer Limitiertheit anhört, ist sicherlich kein Tommy Vetterli-Coroner-Techical Riffing, besticht jedoch durch eingängige Melodieführung. Was aber das Sahnehäubchen auf der guten Necrowretch-Torte ist, ist die Stimme respektive das Gekrächze von Vlad. Zwar ist es klassisches Blackgekrächze, was man sicherlich mögen muss, jedoch hat Vlad eine satanisch gute und vor allem eine wiederzuerkennende und eigenständige Stimme.
Steve Butcher 

Punkte:
7.5 von 10
COR - Lieber tot als Sklave
Rügencore/Cargo Records
Das aktuelle, zehnte (!) Album "Lieber tot als Sklave" der deutschen Punk-Hardcorler COR ist nun zusammen mit einer unterhaltsamen Tour-DVD erhältlich. Als waschechte DIY-Haudegen kümmern sich die jungs aus Rügen um alles, von Produktion über Tour bis hin zu vermarktung. Der CD merkt man das nicht an, soll heissen, "Lieber tot als Sklave" glänzt nicht nur durch ein nettes Artwork, sonder die 14 Tracks hauen auch ordentlich rein. Der punkige Hardcore wird mit einer feinen Prise (Thrash-)Metal aufgepeppt, und die einzelheiten kommen dank herausragender Produktion auch zum Tragen. Diese gute Aufnahmetechnik ist auch von Nöten, denn die Stimme des Shouters Friedemann ist sehr eigenwillig, und die tollen Texte wollen auch verstanden werden. An der Stimme werden sich wohl die meisten Geister scheiden, Frontmann Friedemann hat seine ganz eigene Art zu shouten und versucht sich gelegentlich auch in melodiöseren Passagen. Was sich anfänglich durchaus ein wenig schief anhört, erweist sich bei näherer Betrachtung als zweckdienlich zur Attitüde und dem Gesamteindruck, denn die Band hinterlässt, respektive hinterlassen will. Mit dem Titeltrack und der Humornummer "Ich auch" finden sich gar zwei potenzielle Gassenhauer unter den 14 wirklich guten DIY-HC-Songs.
Steve Butcher 

Punkte:
7.5 von 10
EDEN’S CURSE – Live With The Curse (live)
AFM Records/Musikvertrieb
Ein sinnvolles Livealbum präsentieren uns die Melodic-Metaller Eden’s Curse. Sinnvoll deswegen, weil man hier eine Liederauswahl der vier bisher erschienen Alben mit dem neuen Sänger Nikola Mijic hören kann. Der Serbe macht seine Sache wirklich gut und wirkt zu keiner Sekunde wie ein Ersatz von Namensgeber Michael Eden. Das Mastering hat Dennis Ward übernommen, weshalb man sich über einen fast schon Studio-Album-artigen Sound freuen kann. Für Live-Stimmung sorgen diverse Ansagen und Publikumsspiele. Die 20 Tracks wurden am 28. November 2014 im The Classic Grand in Glasgow aufgenommen. Und tatsächlich wird teilweise Englisch mit schottischem Akzent gesprochen. Die Lieder sind so, wie sie halt bei Eden’s Curse sind: Irgendwo zwischen gutem Durchschnitt und gut. Wobei sie von der Live-Atmosphäre klar profitieren. Allerdings fehlt mir hier ein klarer Live-Höhepunkt. Die Lieder dümpeln trotz Publikum eher belanglos durch die rund 100 Minuten. Rätselhaft bleibt der Einsatz von Helloween-Sänger Andi Deris bei "Black Widow". Zwar nimmt seine Stimme in diesem Lied eine wichtige Rolle ein, trotzdem bleibt es auch nach einer Internet-Recherche zweifelhaft, ob Deris an diesem Abend anwesend war. Den Trick mit dem Band ist wahrscheinlich und stellt die unangenehme Frage, wie viel bei Eden’s Curse und besonders bei diesem Album wirklich live ist. Für Fans der Band ist "Live With The Curse" aufgrund des neuen Sängers eine lohnenswerte Investition. Alle anderen verpassen hier aber trotz gut gespielten Liedern wenig. Für einen Anwärter auf das Live-Album des Jahres passiert hier leider zu wenig.
Roger W. 

Punkte:
keine Wertung
STRAINS OF MADNESS – Dancing With The Dead
Non Stop Music
Strain Of Madness – das ist dreckiger Rock’n’Roll aus Bern! Deftige Gitarren, treibende Drums und ein Frontmann mit leicht kratziger Stimme – fertig ist das Erfolgsrezept. Das Debut der Kombo heisst "Dance With The Dead" und ist das Ergebnis eines Crowdfundings. Ganz genial finde ich dabei auch das Artwork des Albums, wobei es weit düsterer wirkt als die Musik der Berner selbst. Das Konzept erinnert ein wenig an Ozzy Osbourne, Motörhead und Konsorten, allerdings fehlt mir hier noch ein wenig das Unverkennbare und Einzigartige. Die Kompositionen sind nicht sonderlich ausgefallen, aber durchaus solide. Da wäre vielleicht noch ein bisschen mehr drin gewesen, doch für ein Debutalbum ist das schon mal ein sehr guter Anfang! Highlights sind zum Beispiel der Opener "Take My Heart" oder auch "Rise Of The Fools", das mit einem tollen Old School-Rock’n’Roll-Intro beginnt und dann fast schon ein wenig punkig, aber auf jeden Fall deutlich dreckiger wird. Witzig ist auch der Track "Mosquito": Die Berner haben den nervigen Viechern tatsächlich einen Song gewidmet! Auch der letzte Track "Werewolf" kick nochmal richtig rein, ein sehr schöner Abschluss. Fazit: Das Debut von Strain of Madness macht auf jeden Fall Spass und Lust auf mehr! Man darf gespannt sein, was da in Zukunft sonst noch aus der Ecke kommt....
Patricia H.   

Punkte:
7.5 von 10
NEGATIVE SELF – Negative Self
High Roller Records/Musikvertrieb
Andreas Sandberg. Wem kommt dieser Name bekannt vor? Sandberg war der Sänger der schwedischen Hardcore/Metal-Crossover-Sensation Dr. Living Dead!. Aus beruflichen Gründen hat er die Band verlassen. Mittlerweile hat er seine eigene Band gegründet: Negative Self. Ein Blick auf das Artwork macht unmissverständlich klar, dass Negative Self von den Crossover-Pionieren Suicidal Tendencies beeinflusst worden sind. Negative Self vermischen all das, was ihnen gefällt: Punk, Hardcore, Metal und auch melodischen Stoff. Mit "Back On Track", "Another Year" und "Dancing With The Dead" legen sie schon mal ordentlich an Tempo vor. Auffällig für ihre Musik ist aber dennoch, dass kaum ein Stück von Anfang bis Ende die gleiche Geschwindigkeit beibehält. Immer wieder werden Mid Tempo-Parts eingestreut oder das Tempo sogar massiv erhöht wie beim Titeltrack "Negative Self" oder "My Own Company". Mit "Tied Down" ist der Band eine ebenso groovige wie abwechslungsreiche Nummer gelungen, die wirklich ins Ohr geht. Bei letzterem zeigen Negative Self viele Facetten ihres Könnens. Für mich persönlich ist hier auch die Stimme von Sandberg mit der Art der Musik für einmal stimmig. Ansonsten werde ich über den gesamten Zeitverlauf der Scheibe (ca. 37 Minuten) das Gefühl nicht los, dass Musik und Gesang sich irgendwie beissen. Das liegt aber bekanntlich immer am Geschmack der Hörer. Wer also ein treuer Fan und Anhänger von Mike Muir und Co. ist, sollte sich diese Platte auf keinen Fall entgehen lassen, denn aus technischer Sicht wurde die Scheibe vom Bassisten Frank Guldstrand (seines Zeichens ausgebildeter Tontechniker) äußerst fachmännisch produziert.
Oliver H.  

Punkte:
7.5 von 10
NOCTURNALIA - Above Below Within
Gaphals
Der schwedische Fünfer Nocturnalia ist ganz tief in den frühen Siebzigern verwurzelt, als die ersten Versuche, Rockmusik in verschiedene Sparten zu kategorisieren, noch eher holprig und unbeholfen wirkten, Hard Rock beispielsweise lief damals in der Schweiz weitläufig unter dem wenig schmeichelnden Titel "wilde Musik"... Dementsprechend überflüssig waren diese frühen Schubladisierungsversuche, und genau diesem Umstand wird der Nocturnalia-Zweitling auch gerecht. "Above Below Within" entführt den aufmerksamen Zuhörer zurück in eine Zeit, in der genretypische Korsetts praktisch inexistent waren und in der selbst die Veröffentlichungen von Top Acts noch viele Ecken, Kanten und naturbelassene Nebengeräusche aus den Aufnahmesessions – und somit ungleich mehr Seele als viele der heutigen Outputs - hatten. Da wir aber mittlerweile im Jahr 2015 leben, erwartet man zurecht von mir, dass ich dem Sound dieser interessanten Band ein Label verpasse, das den Stil wenigstens ansatzweise umschreibt - einigen wir uns somit mal auf ganz leicht psychedelisch angehauchten Retro Rock mit latenten Krautrock-Elementen, knackig und kompetent eingespielt und von einer echten Charakterstimme eingesungen. Die Mélange aus Led Zeppelin, MC5, Amboy Dukes und Camel bietet viel Hörvergnügen jenseits des metallischen Tellerrandes, selbst dann, wenn sich die Jungs mit dem ausufernden, ganz entfernt an "Stairway To Heaven" erinnernden "Lady Of The Woods" und dem schwermütigen Finale "Towards The End" auch mal eine Verschnaufpause gönnen. Dazwischen reihen sich geschmackssichere Rocknummern ein, die jeden Schlaghosenfan zumindest ein sehr breites Lächeln ins Gesicht zaubern dürften. Pflichtkauf für Freaks, die von Kadavar, Blues Pills & Co. nicht genug bekommen können.
Mirko B.
  
Punkte:
7.1 von 10
KARYN CRISIS’ GOSPEL OF THE WITCHES – Salem’s Wounds
Century Media/Universal
Karyn Crisis dürfte einigen noch aus ihrer Zeit bei Crisis (bis 2006) bekannt sein. Sie ist der wohl beste Beweis dafür, dass der Schein oft trügt – die kleine, schmale Frau ist nämlich nicht nur in engelhaften Clearvocals, sondern auch in abgrundtiefen dämonischen Growls zu Hause. Die Sängerin war Mitte der 90er stilgebend für so manche Female Fronted Band im härteren Bereich des Metal. Seither hatte sie sich allerdings von der Musik abgewandt und sich auf die spirituelle Ebene begeben – die Amerikanerin ist mittlerweile eine gefragte Lektorin in der Esoterik-Community. Entsprechend spirituell und okkult angehaucht ist auch ihre Rückkehr zur Musik mit ihrem neuen Projekt Karyn Crisis‘ Gospel Of The Witches, welches sie mit Ehemann Davide Tiso (Ephel Duat) aufgezogen hat. Unterstützung erhält das Paar von Drummer Charlie Schmid (Vaura) und den Backing Vocals von Ross Dolan (Immolation) und Mike Hill (Tombs). Bei Live-Auftritten übernimmt Bob Vigna (Immolation) die Gitarre. Doch nun zum Album: Der Stil ist ziemlich schwierig zu beschreiben. Es ist eine äusserst düstere Mischung aus Gothic Rock und progressiven, fast schon Doom-lastigen Elementen, wobei das Okkulte über allem schwebt wie ein drohendes Damokles-Schwert. Ich will hier gar nicht gross auf die einzelnen Tracks eingehen, denn "Salem’s Wounds" ist ganz klar ein rundes Gesamtkonzept, welches einen in die leicht beängstigende Welt des Okkulten und Unbekannten hineinzieht. Besonders beeindruckend ist die Stimmgewalt von Sängerin Karyn. Oft wird ihre Stimme mit den männlichen Backing Vocals überlagert, was den Eindruck von Besessenheit erweckt – passt sehr gut in die Atmosphäre und zur Thematik des Albums. Im Vordergrund steht die spirituelle Erfahrung des Übernatürlichen, in allen Facetten. Mir persönlich ist das Ganze ein wenig gar zu schwer und schleppend, doch Fans des okkulten Metals haben hier eine rare Schwarze Perle vor sich. Es ist jedenfalls alles andere als leichte Kost!
Patricia H.  

Punkte:
7.0 von 10
AXEMASTER - Overture To Madness
Pure Steel Records/Non Stop Music
Axemaster sind Veteranen der US-Power Metal–Szene, welche die Band allerdings bereits in ihrer Blütezeit von 1987 bis 1990 in die dritten Liga abgeschoben hatte, dabei war der leicht thrashig angehauchte Stahl, den die Jungs damals schmiedeten, gar nicht mal so schlecht. Nach geschlagenen fünfundzwanzig Jahren meldet sich nun Leadgitarrist und einzig verbliebenes Gründungsmitglied Joe Sims mit rundumerneuerter (aber nach den Bandpics zu urteilen nicht unbedingt jüngeren) Mannschaft zurück. Nach wie vor bewegt man sich irgendwo in der Schnittmenge zwischen Lääz Rockit und Forbidden, zwar ohne deren Klasse jemals zu erreichen, aber dennoch mit genügend Energie und Ideenreichtum, um beim geneigten Fan Anklang zu finden. Ich empfinde das Album als in sich wachsend; hat man sich erst mal an den relativ eintönigen Gesang von Geoff McGraw gewöhnt, offenbaren die einzelnen Nummern unweigerlich ihre bedrohliche Tiefe, wobei neben den düsteren Stakkatoriffs vor allem Drummer Brian Henderson mit seinem variantenreichen, kräftigen Spiel für viel Power sorgt. Selbst Tracks wie "Sinister" oder "Epic", die ob ihrer anfänglichen Schrägheit etwas irritieren, wandeln sich mit zunehmender Spielzeit zu komplexen, durchschlagenden Power/Thrash Metal-Abrissbirnen, die ganz gut in den Nacken gehen. Axemaster waren nie Everybody’s Darling bei den selbsternannten Musikexperten der schreibenden Zunft, aber wenigstens haben sie jetzt in der Schweiz einen Schreiberling, der Gefallen an ihrem Werk findet. Sicherlich kein Pflichtkauf, aber reinhören ist dringend empfohlen, am besten in "Thirty Pieces Of Silver", "Crimson Haze", "Statue Of Liberty" oder dem alles pulverisierenden "Chyld".
Mirko B.  

Punkte:
7.0 von 10
NACHTSCHATTEN – Prolog
Sonic Revolution/Non Stop Music
Schön, dass man in der heutigen Zeit als Rezensent der rockigen und metallischen Musik noch richtige CDs zugesendet bekommt – mir gehen die MP3-Dateien langsam aber sicher auf die Eier. Aber genug davon, darüber zu meckern bewirkt leider kein Ändern bei den anderen Labelfuzzies. Gut, nun zu Nachtschatten – „Prolog“ ist das Debut-Album der Deutschen und beinhaltet, grob gesagt, melodisch gehaltenen Death Metal, modern abgemischt und gut produziert. Der Sound ist absolut brauchbar, man kann die Instrumente voneinander unterscheiden, die atmosphärischen Einschübe sind nicht aufdringlich, kurzum: Man beherrscht sein Handwerk. Diejenigen, welche meine Rezensionen kennen, wissen, was nun folgt: das grosse ‚Aber‘. Nun, meiner persönlichen Meinung nach leiden Nachtschatten am Gesang. Nicht, dass er schlecht wäre, die deutschen Texte werden deutlich gegrowlt (eigentlich ist es mehr ein heiseres Schreien), und der Textinhalt ist auch gut – subtil und interpretationslastig, sehr lobenswert! Nein, was mir zu schaffen macht, ist die Monotonie, welche sich einschleicht – Daniel Wengle macht seinen Job echt gut, aber es fehlt einfach an Abwechslung. So werden die Tracks zu meinem Bedauern sehr anstrengend. Wenn die Jungs diesen Punkt irgendwie verändern können, ohne sich selbst zu verbiegen, dann haben wir hier eine sehr gute, deutsche Melodic/Death Metal-Band mit intelligenten Texten am Start. Ich bin gespannt, was nach dem Prolog folgt...
Toby S.
   
Punkte:
7.0 von 10
MAGIC KINGDOM – Savage Requiem
AFM Records/Musikvertrieb
Lustig! Der belgische Magic Kingdom-Gitarrist und Mastermind Dushan Petrossi outet sich auf seiner Webseite als knallharter Yngwie Malmsteen-Fan. Hier stimmt nicht nur die Frisur, sondern auch das Posing und die Bildsprache. Was das mit der neuen Scheibe von Magic Kingdom zu tun hat? Viel! Denn die vielen Klassik-Anleihen innerhalb dieses Albums und die geschredderten Gitarren-Läufe verneigen sich immer wieder vor dem gebürtigen Schweden. Das Album selbst bietet genau das, was man von einer Band mit diesem Namen erwartet: melodischer Power Metal mit viel Bombast, einem gewissen Popappeal und einigen potentiellen Ohrwürmern. Obwohl ich genau dieses Gerne mag, tendiere ich bei gefühlten 90 Prozent aller Bands aus dieser Ecke schnell zu ermüden. Leider gehören Magic Kingdom nicht zu den anderen 10 Prozent. Denn auf "Savage Requiem" wird trotz grosser musikalischer Klasse schnell alles zu viel. Und das, obwohl Magic Kingdom durchaus auch mal das Tempo drosseln und nicht immer im Hetzmodus musizieren. Live könnte die Sache bei einer hervorragenden Performance durchaus funktionieren. Auf CD ist die Band einfach eine weitere hochklassige Power Metal-Band, der das gewisse Etwas fehlt. Power Metal-Fans können ruhig mal rein hören. Denn ich schliesse nicht aus, dass "Savage Requiem" für einige Metalheads hier tatsächlich wie ein heiliger Gral sein könnte.
Roger W.    

Punkte:
7.0 von 10
SMASH INTO PIECES – The Apocalypse DJ
Gain Music/Sony
Bereits der Name der Schweden Smash Into Pieces lässt Schlüsse zu, die Band im Genre des Alternative Rock anzusiedeln. Dies wird dann auch mit den ersten Klängen des Albums "The Apocalypse DJ" bestätigt. Im April 2013 erschien das Debut der Kapelle. "Unbreakable" stiess weit über die schwedischen Landesgrenzen hinaus auf ein positives Feedback. Vor allem die jüngere Modern Rock-Generation schien Gefallen am frischen Sound der fünf Jungs zu finden. Nun erscheint das Zweitwerk, das zweifelsohne die gute Reputation verstärken wird. Im Fahrwasser von Alter Bridge geben Smash Into Pieces ein äusserst gute Figur ab. Die Truppe besticht durch die Kombination einer düsteren Grundstimmung, mit knackigen, hoch melodiösen Songstrukturen. Wuchtige Riffs bilden die Basis, die mit dezenten Keyboardklängen ergänzt und mit Grunge-typischen Powervocals abgerundet werden. Sporadisch wurden auch elektronische Spielereien integriert, die unaufdringlich für kreative Akzente sorgen. Das Songwriting ist ebenfalls nicht von schlechten Eltern. Wobei kein Track wirklich für Aufsehen sorgt, aber auch keiner mit einer Nullwertung versehen werden muss. Um international aber wirklich für Aufsehen zu sorgen, mangelt es der Formation an Eigenständigkeit. Obwohl man eine gewisse Radiotauglichkeit nicht von der Hand weisen kann, ist das Gesamtpaket zu unspektakulär.
Chris C.    

Punkte:
7.0 von 10
GALAR – De Gjenlevende
Dark Essence Records
Dass Folk Metal nicht nur aus stumpfsinnigen Vierzeilern und schlechten Keyboardmelodien bestehen kann, daran erinnert Galar mit ihrem dritten Album. Die Norweger haben ihrer Basis aus Black Metal eine gehörige Portion Folk mit eingemischt, was sich einerseits in den Melodien und Chören zeigt, anderseits aber auch in der Instrumentierung. So gibt es immer mal wieder Pianostellen oder Hörner, was den episch wirkenden Liedern viel Tiefe verleiht. Wer Fejd kennt, kann sich vorstellen, in welche Richtung das Album tendiert. Als Anspieltipp kann da ‚Bokens Hymne‘ herhalten, hier kriegt man einen guten Eindruck über das restliche Album. Spannend aufgebaut, dynamisch und vielseitig verbindet das Lied verschiedenste Elemente zu einem grossartigen Stück Musik. Natürlich kommen melodische, eiskalte Riffs nicht zu kurz, genauso wie man es von einer norwegischen Band halt erwarten kann. ‚Gjeternes Tunge Steg‘ beispielsweise geht gleich von Beginn an in die Vollen und geht dann im letzten Drittel erst ein wenig auf die Bremse, um Platz für Hörner und Geigen zu schaffen. Ein Album, das nicht wirklich Neues macht, das aber gut umsetzt und glaubhaft umsetzt.
Tristan   
 
Punkte: 7.0 von 10
GHOST BATH – Moonlover
Northern Silence Records
Ein Album mit so einem tollen Cover kann doch gar nicht schlecht sein. So zumindest mein erster Gedanken. Das verzweifelte Schreien, die minimalistischen Gitarren und das eher rudimentäre Songwriting lässt gleich Erinnerungen an alte Lifelover aufkeimen. Damals, als sie noch den leicht verwaschenen Sound hatten. Ghost Bath aus Amerika geben sich auf dem zweiten Album aber auch immer wieder Mühe, die eng gesteckten Grenzen ein wenig auszuloten. So gibt es bei ‚Golden Number‘ tatsächlich ein Solo, welches dem Lied einen spannenden Kontrast verschafft. Über den Rest des Albums herrscht grösstenteils gut dargebotener Weltschmerz und Verzweiflung. Auch wenn ‚Beneath The Shade Tree‘ stellenweise nicht sauber und mehr improvisiert als durchdacht klingt, stört das den Gesamteindruck nicht wirklich. Der Übergang von ‚Silver Flower 1‘ zum zweiten Part ist fliessend, das Lied wechselt vom atmosphärischen Insektengezirpe zum stampfenden Teil. So verliert der Track nach und nach die verträumte Stimmung, geht mehr und mehr weg vom sommerlichen Abend im Park, wandert Richtung Autobahnbrücke. Der Abschluss mit ‚Death And The Maid‘ verbindet nochmals jugendliches Stürmen und Drängen in Form von rockigen Rhythmen und simplen Leads, die einem aber gut im Kopf bleiben. Wer gutes, depressives Metal mag soll hier unbedingt reinhören.
Tristan    
Punkte: 7.0 von 10
LETHAL SAINT – WWIII
Pure Steel Records/Non Stop Music
Zypern spielt Heavy Metal! Und dies mit einer Inbrunst, dass es eine wahre Freude ist. Dabei suchen Lethal Saint vor allem die Nähe von alten Iced Earth. Besonders beim Gesang sind die Parallelen offensichtlich. Dieser prägt mit dem messerscharfen Riffing derart stark den Sound von "WWIII", das man hier gar von einem kleinen Bruder der vereisten Erde sprechen kann. Eigenständigkeit sieht also anders auch. Aber was soll’s: Hier trieft alles vor Leidenschaft für unsere geliebte Musik. Wer von den wilden Breaks und Riffs mal Luft braucht, findet diese im kurzen Instrumental "Omen". Ansonsten regieren mal stampfende, mal schnellere Rhythmen, die sich immer auf der schwer definierbaren Grenze zwischen Trash- und Heavy Metal bewegen. Diese gefallen, nützen sich aber bereits nach kurzer Zeit bereits ab. Trotz aller Qualität gelingt es Lethal Saint nicht, die Spannung bis zum Ende zu halten. Die Lieder ausserhalb des Albumkontextes gehört offenbaren keine Ausfälle - im Paket gehen aber vor allem die Songs im hinteren Album-Bereich unter. Und dies, obwohl gerade der Titelsong am Ende des Albums eine bedrohliche Atmosphäre aufbaut. Iced Earth-Jünger und Thrash Metal-Maniacs können mit "WWIII" nichts falsch machen. Für eine Bestnote ist aber noch zu viel Luft nach oben offen.
Roger W.    
Punkte: 7.0 von 10
CREST OF DARKNESS – Evil Messiah (EP)
My Kingdom Music
Vor zwei Jahren erst haben die Norweger ihr letztes Album veröffentlicht, aber zum zwanzigjährigen Jubiläum ist sich die Band nichts zu schade und hat ganze drei neue Lieder auf eine EP gepresst! Ist das nicht der Wahnsinn? Als Bonus gibt es obendrauf noch eine Interpretation von Alice Cooper’s ‚Sick Things‘. Genau darauf hat die hungrige Fangemeinschaft gewartet! Soundqualität wie aus den Endneunzigern, dazu abwechslungsweise rumpelnde oder mit dezenten (Fisher Price-) Keyboards unterlegte Riffs und fertig ist der Kuchen. Die Songs klingen nicht per se schlecht, aber packen halt auch nicht. Wer für eine Viertelstunde neue und eher mittelmässige Musik kaufen will kann sich aber auch eine lokale Band suchen und der eine Demo abkaufen.
Tristan    

Punkte: keine Wertung
BEDEMON - Child Of Darkness (Re-Release)
Relapse Records/Non Stop Music
Auch wenn die ganze Chose vor zehn Jahren schon mal veröffentlicht worden ist, wird diese Scheiblette den traditionsbewussten Doomster erneut Pipi in die Augen treiben. Bedemon existierten als parallel laufendes Nebenprojekt von Pentagram in den frühen Siebzigern und boten den Pentagram-Urmitgliedern Randy Palmer (R.I.P.), Geof O‘Keefe und Bobby Liebling, unterstützt durch Mike Matthews am Bass, eine willkommene Nebenspielwiese, auf der sie ihre noch dunklere und heftigere Seite zeigen konnten. Ursprünglich war dieses Material nie zur Veröffentlichung vorgesehen, der Vierer hatte anfangs nicht mal einen Bandnamen. Man traf sich einfach spasseshalber im Pentagram–Bandraum, übte schnell ein paar Songs aufgrund fragmentarisch vorhandener Ideen ein und liess dazu glücklicherweise das Aufnahmegerät mitlaufen. Die Tracks haben somit bestenfalls die Soundqualität eines billigen Demos, teilweise rutscht man gar auf das Niveau eines schlechten Bootlegs ab, aber hier geht es überhaupt nicht um die Soundqualität, sondern um die historische Bedeutung dieser Aufnahmen, die zwischen 1973 und 1979 entstanden sind. "Child Of Darkness" ist ein ungeschminktes Tondokument des frühen Doom, das offenbart, wie vier Musiker ihren eigenen Stil suchten, irgendwo im Dreieck zwischen den damaligen Szenegiganten Black Sabbath – denen man im Song "Frozen Fear" überdeutlich Tribut zollt - den okkulten Hippies Black Widow und den Feedback-Chaoten Blue Cheer. Die Linernotes von Mike Matthews und Geof O'Keefe bieten zusätzliche Infos zu den Songs, was die ganze Sache wertig abrundet. Wirklich schade, dass aus diesem Spassprojekt nie eine richtige Band mit entsprechend professionellen Aufnahmen geworden ist, denn das Potential wäre enorm gewesen, und den 2001 geschmiedeten Reunion-Plänen hat ein Jahr später der tödliche Autounfall von Gitarrist Randy Palmer ein jähes Ende bereitet. Teile des abschliessenden Instrumentals "Axe To Grind" wurden durch Geof O’Keefe erst 2001 vollendet, und an dessen Ende hört mal noch ganz leise Randy Palmers Stimme, sozusagen die berühmten letzten Worte, mit denen er das Kapitel Bedemon definitiv mit ins Grab genommen hat. Grottig im Klang, für Musikhistoriker dennoch unverzichtbar.
Mirko B.    

Punkte: keine Wertung
ANNISOKAY - Enigmatic Smile
Long Branch Records/Musikvertrieb
Das zweite Werk der Deutschen aus Halle sollte die Gruppe in der weiten Welt bekannt machen. Man hat in den USA mit Joey Sturgis (Emmure) zusammen gearbeitet, und das ist doch schon mal was. Der Stil beschreiben sie mit mit Post/Hardcore. Gesanglich gibt es Growls und Cleangesang, so wie bei den meisten Metalcore-Bands. Melodien werden auch eingebaut, und das nicht wenig, auch das wirkt und punktet. Eigentlich ein gutes Metalcorewerk, nur ist mir das Ganze einfach zu ausgeleiert, und neues findet man nur selten, was aber nicht heissen soll, dass wir hier ein schlechtes Album haben. Leute, deren Lebensinhalt aus Metalcore besteht, können und sollen hier auch zugreifen, denn hier gibt es gute deutsche Wertarbeit.
Daniel J.  

Punkte: 6.9 von 10
DYNFARI – Vegferð tímans
Code 666
Bands aus Island oder noch weiter nördlich machen oftmals keine leichte Musik. So auch Dynfari, welche seit fünf Jahren Bestehen bereits ihr drittes Album veröffentlichen. Die Mischung ist nicht neu: repetitive Riffs, viel Hall, immer wieder Platz für melodiöse Leadgitarren, zwischendurch auch Klargesang. Die Vergleiche zu Solstafir liegen da nicht nur geografisch nahe, sondern lassen sich auch vom Musikstil her ziehen. Das vorliegende Album getraut sich aber auch mal heftiger in die Saiten zu greifen. Ja bei ‚Vegferd 3‘ kann man sogar moderne Suicide Black Metal Ansätze raus hören. Vorherrschend sind aber dann doch die melodischen, atmosphärischen Klangcollagen, welche dem startenden Frühling eine melancholische Begleitung verpassen. Am Ende des Tages bleiben die Songs aber zu wenig eingängig oder eigenständig, als dass man sie sich über längere Zeit merken würde. Zu empfehlen für alle jene, die beim letzten Agalloch Album gerne ein wenig mehr gehabt hätten.
Tristan  

Punkte: 6.8 von 10
VIPER SOLFA – Carving An Icon
Massacre Records/Musikvertrieb
Die 2013 gegründete, norwegische Formation Viper Solfa hat sich dem Dark Metal und seinen Abwandlungen verschrieben - kein Wunder, denn sie setzt sich aus ehemaligen Trail Of Tears-Mitgliedern zusammen, allen voran Mastermind Ronny Thorsen. Für die giftigen, modernen Kompositionen hat man als Ergänzung zu Thorsens Growls eine entsprechende weibliche Stimme gesucht und diese in Miriam "Sphinx" Renvåg gefunden. Für die Kompositionen, Keyboard-Arrangements und Gitarren zeigt sich Morfeus, seines Zeichens ehemaliger Livegitarrist bei Mayhem, verantwortlich. Bei den klingenden Namen sind die Erwartungen entsprechend hoch geschraubt. Technisch ist an dem Material tatsächlich nichts auszusetzen und trotzdem, berühren kann es nicht. Die Musik wirkt zu steif - zu durchdacht. Da es sich bei "Carving An Icon" um das Debut der Band handelt, kann diesbezüglich natürlich noch einiges passieren.
Patricia L. 

Punkte: 6.5 von 10
OPIUM LORD – The Calendrical Cycle – Eye Of Earth
Candlelight Records/Irascible
Ohalätz, wie man so schön sagt, das Teil brettert bereits ab Sekunde eins ordentlich los, nur um sogleich innezuhalten – ist es Doom? Ist es Sludge? Eher ein Bastard aus beiden, mit einem, ähm, ‚Sänger‘, der klingt, als wäre er zu angepisst, um normal singen oder growlen zu können. Ist mehr ein Schrei-Growlen, würde ich mal sagen. Geht fast in Richtung Pläck Meddl. Der Nachfolger mit dem süssen Titel „Pink Mass“ haut in die gleiche Kerbe, wartet allerdings noch mit einem krank klingenden Zwischenteil auf. Abwechslung muss ja schliesslich sein, man kann ja nicht immer nur drauflos holzen. Nun, man kann die Stücke wenigstens voneinander unterscheiden, aber allen haftet eines an: Diese ganz spezielle, krank klingende Mucke, die eine Atmosphäre versprüht, von welcher man sich einfach nicht sicher ist, ob sie nun aus konsumierten Drogen oder dem generellen Wahnsinn entstammt. Speziell, echt. Der Rausschmeisser „Krocodil“ (sic!) zieht dann nochmals alle Register und stürzt den unvorsichtigen Hörer hinab in seine eigenen Abgründe. Nun: So speziell diese Mucke auch sein mag, so muss doch die Abwechslung und die ganz eigene Art, Sound zu erschaffen, hervorgehoben werden. Wer auf Experimente im doomigen, schleppenden Sektor steht, der darf Opium Lord gerne zuhören – ich für meinen Teil suche erstmal ne Packung Kopfschmerztabletten.
Toby S.  

Punkte: 6.5 von 10
BULLDOZING BASTARD - Under The Ram
High Roller Records/Musikvertrieb
Zuerst dachte ich, mir sei wieder die übliche, ausgelutschte "Stumpf ist Trumpf"–Publikation aufgejubelt worden, doch ich musste relativ schnell erkennen, dass das Duo aus Detmold, NRW, den Dreh irgendwie raus hat, dem totgeglaubten Punk 'n'Metal–Rock'n'Roll neues Leben einzuhauchen. Dies vor allem, weil man trotz aller Bemühungen, möglichst hart und böse zu wirken, jederzeit spürt mit wieviel Spass und Augenzwinkern die Band ans lärmige Tageswerk geht. Und wenn die Attitüde schon stimmt, verzeiht man Genözider und Irön Kommander wohlwollend die gezielt gesuchte Nähe zu Venom, Motörhead, ganz frühen Voivod und Bulldozer, zumal einige der Nummern wirklich zum bekloppten Rumhopsen auf dem heimischen Sofa verleiten. Der im Schlusslicht "Once The Dust Has Settled" umgesetzte Versuch, etwas epischer und, naja, erwachsener zu klingen, will in meinen Ohren zwar nicht ganz zum übrigen Sound der Truppe passen, aber den Jungs sei der kleine Ausflug in neue musikalische Gefilde durchaus gegönnt, zumal es sich dabei um den einzigen Ausreisser in den sonst sehr thrash-punkig gehaltenen Nummern handelt. Hätte man der ganzen Chose soundtechnisch noch ordentliche Bullenklöten verpasst, wäre ein "Hey! Geil ist das!" drin gewesen, diesmal reicht es aber aufgrund des Hühnerbrust-Mixes lediglich für ein anerkennendes "Nicht von schlechten Eltern!" - immerhin.
Mirko B.   
Punkte: 6.5 von 10
NIGHT - Soldiers Of Time
Gaphals
Auch wenn andere Schreiberlinge voll des Lobes für die schwedischen True Metaller sind, kann ich Schmierfink mich leider nicht ohne Vorbehalte ins kollektive Frohlocken einreihen. Der sich stark an den Trademarks klassischer NWOBHM-Bands wie den frühen Iron Maiden oder Cloven Hoof orientierende Sound des Quartetts hat zwar durchaus seine Momente, nur fehlt unterm Strich irgendwie die Abwechslung. Die knackigeren Songs ähneln sich in den Harmonien und vor allem in den Gesangslinien wie ein Ei dem anderen, und die ebenso vorhandenen ruhigeren Songs verleiten mich auch nicht unbedingt zu Begeisterungsstürmen. Was am meisten auffällt, ist die an den ganz jungen Kai Hansen erinnernde Stimme von Gitarrist/Sänger Oskar Andersson (alias Burning Fire...), die zwar hoch und laut, aber ebenso gewöhnungsbedürftig ist und zudem über wenig Dynamik verfügt. Mit jedem Durchgang gewinnt das Album zwar an Substanz, kaufen würde ich es mir aber schlussendlich doch nicht. Für Traditionalisten, die in Sachen Metal alles, aber wirklich alles aus den späten Siebzigern und ganz frühen Achtzigern sammeln, ist "Soldiers Of Time" durchaus reizvoll, mich hat hingegen trotz aller Hingabe und guter Ansätze der sprichwörtliche Funken einfach nicht erreicht. Reinhören und selber beurteilen.
Mirko B.   
Punkte: 6.1 von 10
AIRSTREAM - Kingdom Of Isolation
Metalville/Musikvertrieb
Vor drei Jahren erschien das Debüt-Album der schwedischen Band Sky Of Rage. Dem recht melodischen und gleichzeitig knackigen Heavy Metal war jedoch kein grösserer Erfolg beschieden. Eigentlich zu Unrecht, aber solche Bands gibt es mittlerweile wie Sand am Meer und nur wenige davon kommen nachhaltig zu Ehre oder gar Ruhm. Der Sänger dieser Combo heisst Staffan "Stiff" Karlsson und verfügt über eine kräftige wie variable Stimme. Ideal für diese Stilecke, aber das Ganze verfehlte den gewünschten Effekt. Ohne Sky Of Rage offiziell beerdigt zu haben, hat Mr. Karlsson nun eine weitere Band angeschoben, mit der er sein Glück (ver-) sucht. Airstream nennt sich die Truppe und mit dem ehemaligen Thunder-Bassist Micke Höglund steht zudem ein immerhin etwas bekannterer Name im Line-Up. Des Weiteren wirken beim Titelsong Kee Marcello (Ex-Europe) und Thomas Larsson (Ex-Glenn Hughes Band) mit. Was das soundmässig für Veränderungen mit sich bringt, ist offensichtlich, denn mit deutlich hörbarem Keyboard-Einsatz geht der Stil nun mehr in Richtung Melodic Progressive Metal. Karlssons Vocals sind hier ausserdem mehr gefordert als vorher, aber Piano-Klänge wie bei «You Had The World In Your Hands» lassen die frühere Härte weitgehend vermissen. Zur Abteilung Weichspüler gehört man deswegen aber keinesfalls, was zum Beispiel der Opener «The Power Of Music» oder «Addicted» nach der Hälfte offenbart. Anerkennender Weise verfügt Gitarrist Mathias Brask zudem, bis auf ein paar zu laute Griffwechsel, über grundsätzlich flinke Finger und packt einige töfte Soli aus. Insgesamt plätschert «Kingdom Of Isolation» kompositorisch aber eher schmalbrüstig und zahnlos an mir vorbei. Nach mehreren Durchgängen steht zweifelsfrei fest, dass Sky Of Rage aktuell wohl die besseren Chancen hätten, entsprechend wahr genommen zu werden. Airstream klingen zu beliebig, die Keyboards oft zu klebrig und die an sich guten Vocals einen Tick zu angestrengt. Der leicht düstere Titeltrack geht soweit in Ordnung, «Lost In Fears» leidet derweil an einem grottigen Drum-Sound und «House Of Pain» als abschliessender Song setzt wenigstens noch einen mittleren Bombast-Farbtupfer, doch das ist unter dem Strich und bei der heutigen Konkurrenz, besonders aus der eigenen Heimat Schweden, einfach zu wenig!
Rockslave   
Punkte: 6.0 von 10
DOPE STARS INC. – TeraPunk
Subsound
Fast 4 Jahre ist es her, seit die Italiener ihr letztes Album "Ultrawired" (2011) rausgebracht haben. Das von Fans lang ersehnte Nachfolgewerk heisst "TeraPunk" und schlägt, wie der Name es schon vermuten lässt, noch ein wenig tiefer in die Punk-Bresche hinein. Die Mischung aus Cyberpunk, Industrial und Dark Rock hat durchaus was für sich, wobei sie sich leider auch ziemlich schnell aushängt und wie bei einem Kaugummi allzu schnell die zackige Geschmacksnote verliert. Viele der eingängigen Melodien sind tanzbar, und der Einsatz von Synthies sorgt für die entsprechend schwere Industrial-Atmosphäre. Aber so richtig mitreissen tut es mich nun doch nicht. Zwar geht der Rhythmus schnell in die Beine, aber die klassischen Highlights fehlen einfach und es gibt nur wenige Tracks, die aus der Monotonie herausstechen. Einer davon ist "Do It Yourself", ein Punk-Song, der stark an Green Day und Konsorten erinnert - ob das nun positiv oder negativ gewertet wird, ist wohl Geschmackssache. Ein wahres Highlight hingegen ist "Spider Claw", und auch der Opener "It’s Going To Rain For You" sowie das nachfolgende "Many Thanks" kicken richtig schön rein. Fazit: Die 40 Minuten Spielzeit machen durchaus Spass, sind aber genauso schnell wieder vergessen...
Patricia H.   
Punkte: 6.0 von 10
THE BLACK GOAT UPRISING - Medusa
Eigenvertrieb
Da ein bisschen Church of Satan, dort ein bisschen Beschäftigung in einer psychiatrischen Klinik und entsprechend eingesetzte Aufnahmen der Schreie der dortigen Insassen, und fertig ist das nächste ganz grosse Ding in Sachen Dark-Ambient-Doom-Noise-Drone, wenigstens, sofern man dazu bereit ist, sich geschlagene dreiundsechzig Minuten lang mit einer Endlosschleife, bestehend aus megadüsteren Glockenklängen, schweren Keyboardteppichen, sporadisch auftauchenden, höllisch tiefen Gitarrenakkorden und allerlei Geplänkel aus dem reichhaltigen Fundus der Soundtracks und Effekte für Horrorfilme, zu widmen. Für Rocker und Metaller eine sehr grenzwertige Angelegenheit, aber in seinem schwarzen Kern nicht völlig uninteressant, obwohl mir in dieser Randnische politisch unkorrekte Martial-Industrial-Neoklassik–Grenzgänger wie Der Blutharsch oder Arditi aufgrund ihrer martialen Ausrichtung und der perkussiven Elemente eher zusagen. Dennoch muss ich The Black Goat Uprising zugestehen, dass sie mit ihren bedrückenden Klängen durchaus imstande sind, eine wirklich unheimliche Atmosphäre zu erzeugen, die ihre Wirkung nicht verfehlt. Wer also noch nach einer geeigneten Geräuschkulisse für die heimische Ritualkammer sucht, liegt bei "Medusa" goldrichtig. Ein anderer Verwendungszweck kommt mir für dieses in bedrohliche und beklemmende Klänge umgewandelte Unheil beim besten Willen nicht in den Sinn. "Medusa" kann man auf der Homepage des vermummten Trios ordern.
Mirko B.   
Punkte: 6.0 von 10
CARACH ANGREN – This Is Not A Fairytale
Seasons Of Mist/Irascible
Da die Mitglieder von Cradle of Filth im Augenblick eher Zeit für ihre Nebenprojekte brauchen, wackelt der Thron des Horror Black Metals. Als Anwärter dafür haben sich Carach Angren schon vor einigen Jahren beworben, so richtig geklappt hat das aber noch nicht. Daran wird auch die Gruselversion von Hänsel und Gretel nichts ändern. Denn auch wenn die Orchestrierung an und für sich einiges zu bieten hat und sehr spannend daher kommt, so fehlt es bei den restlichen Instrumenten am Feingefühl für das Miteinander. So dienen die Gitarren grösstenteils als unspektakuläre Lückenfüller, die Songs weisen nur selten wiederkehrende Parts aus und das Schlagzeug versucht sich zwischen Rhythmusgitarren, Vocals und Keyboard zu vermitteln. Womit wir schon beim grössten Minuspunkt der ganzen Scheibe sind: die Texte. Wie bereits beim Vorgänger wirkt es ganz so, als ob die Herren erst die Texte geschrieben hätten und diese ohne grosse Anpassung vorlesen, während die Musik verssucht sich daran anzupassen. Was die Texte halt in den Mittelpunkt rückt. Und das hilft der Story überhaupt nicht weiter. Die Mischung aus Märchen, Horror, kaputter Familiengeschichte, Sex und Drogen wirkt zu plakativ und niemals vergleichbar mit der dezenten, verdrehten und schwer verständlichen Sprache der englischen Vergleichsgrösse. Schade um die guten, abwechslungsreichen Vocals (die Hexenstimme bei ‚Dreaming Of A Nightmare In Eden‘ klingt echt gruselig), aber die Songs bröseln zu oft auseinander wie ein trockener Keks. Für das nächste Mal gerne weniger Text und mehr Musik.
Tristan    
Punkte: 6.0 von 10
TRAUMA – Rapture And Wrath
Pure Steel Records/Non Stop Music
Wieso Trauma dermassen abgefeiert werden, ist mir schleierhaft. Auch wenn die Jungs auf dem zweiten, legendären "Metal Massacre"-Sampler mitgespielt haben und der legendäre Cliff Burton (ehemaliger und leider viel zu früh verstorbener Metallica-Bassist) Mitglied dieser Truppe war... Donny Hillier wird gesanglich mit Geoff Tate und Bruce Dickinson verglichen, was doch schon eine gewagte Geschichte ist. Sicher jodelt Donny in ähnlichen Höhen, aber da wackelt es doch an zu vielen Stellen. Auch wenn die Lieder tolle Sequenzen haben, aber genau der angebliche Ausnahmesänger zerstört locker mit seiner Stimme das Flair der Songs. Da hätte ein John Arch (Fates Warning) sicher mehr aus den Tracks herausholen können. Hört euch nur mal den Start von "Kingdom Come" an und was Mister Hillier mit seinem Gesang aus dem Track macht. Ansonsten bewegt sich der Vierer zwischen klassischem/traditionellem Metal und den Grooves der ersten Metallica-Outputs. Aber eben, es holpert...
Tinu    
Punkte: 5.8 von 10
DAN REED – Transmission
AOR Heaven/Non Stop Music
Ausgehend von Portland, Oregon, konnte sich die damalige Formation Dan Reed Network Ende der Achtziger, Anfang der Neunziger weit über die Staatsgrenzen und Landesgrenzen hinaus einen ausgezeichneten Ruf erarbeiten. Vor allem ihr innovativer Sound suchte seinesgleichen. Die illustre Band kombinierte die Rock-Basis mit Soul-, Funk- und Jazz-Elementen. Der Erfolg gab ihnen recht. Die drei Alben dieser Ära verkauften sich über zwei Millionen mal. Auch live stiess die Band durchwegs auf positive Resonanzen, unter anderem durch Tourneen mit so unterschiedlichen Bands wie den Rolling Stones, Bon Jovi, David Bowie, Midnigth Oil, Run DMC oder UB 40. Zu Beginn des neuen Jahrtausends verbrachte Dan mehrere Jahre in Indien, Jerusalem und Tibet und liess sich in Prag nieder. Seit 2010 ist der Mann nun wieder musikalisch aktiv und wird mit "Transmission" mit seinem dritten Soloalbum vorstellig. Leider hat Mr. Reed offensichtlich seine Tugenden der Vergangenheit, die ihm beinahe den grossen Durchbruch bescherten, hinter sich gelassen. Sämtliche Hard Rock-Attitüden wurden aussen vorgelassen. Der Sound driftet in seichteste AOR/Pop-Gefilde ab, die nur noch rudimentär mit Rock'n'Roll in Verbindung gebracht werden können. Wirklich schade, denn musikalisch ist D. Reed äusserst versiert, was er in der Vergangenheit zur Genüge gezeigt hat. "Transmission" besitzt zwar Herz und Seele, ist aber schlichtweg langweilig. Keine relevanten Riffs, keine herausragenden Songs, kein Drive, keine Hooks. Es muss die Frage gestellt werden, wer an diesem Album schlussendlich Gefallen findet. Rocker und Metalheads jeglicher Couleur werden kaum daran interessiert sein.
Chris C.     

Punkte: 5.0 von 10
CRYPT SERMON – Out Of The Garden
Dark Descent Records
Hmm… Die Amis haben’s ja ziemlich mit Religion, da kommen Crypt Sermon gerade recht. Ihr Doom Metal der Marke Candlemass oder Orange Goblin ist geprägt von religiösen Texten, wobei das nicht zwingend ein Manko sein muss. Soll ja schliesslich jeder glauben, was er oder sie will. Das Soundgerüst ist ziemlich solide gehalten, mit einem ziemlich deftigen Touch von old school, sprich: Black Sabbath gucken praktisch bei jedem Riff um die Ecke. Der ehemalige Bassist/Sänger, jetzt nur noch Sänger, macht seinen Job auch ganz ordentlich und kann seine Stimme zwischenzeitlich beinahe so flehend wie Messiah Marcolin in die Höhe schrauben. Wer sich von den doch ziemlich eindeutigen Texten und der Tatsache, dass Crypt Sermon einfach nur eine weitere Doom-Kapelle nach ursprünglichem Strickmuster sind, der darf sich „Out Of The Garden“ gerne mal antun. Ich persönlich eile in die nächste Kirche, um Vergebung zu erflehen, weil ich diese Scheibe nicht sooo gut benote – vergebens.
Toby S.    

Punkte: 5.0 von 10
MANIFEST – ... And For This We Should Be Damned?
ViciSolum Productions
Tjaja, die Norweger – immer für eine Überraschung gut. Die könnne wirklich mehr als das übliche Pandabären-Meddl-Gegeifere. Manifest hauen nun mit „… And For This We Should Be Damned?“ ihre vierte Scheibe raus, und ganz ehrlich: Da es scheint, als wäre die Truppe trotz Aktivitäten seit 1999 nicht wirklich über den Status als Underground-Band hinausgekommen, wird es vermutlich mit diesem Output auch nicht gelingen. Warum dies? Nun, zuerst einmal wirken die Tracks eher, sagen wir mal, verwirrend. Man vermisst den roten Faden, die Struktur – es wirkt, als hätte man sich während einer Spontan-Session dazu entschlossen, das Aufnahmegerät mitlaufen zu lassen. Was nun nicht heisst, dass der Sound extrem mies ist, ganz und gar nicht – aber der Charme einer Proberaum-Aufnahme ist deutlich zu verspüren. Und dann ist da noch diese eher eigenwillige Mischung aus Death, Thrash und einigen Metalcore-Elementen… Man mag mich nun einen Ignoranten schimpfen, aber irgendwie gibt mir dieses vertonte Chaos überhaupt nichts. Aber Leute, die einen eher aggressiven Soundtrack zum Moshen und generell Frustabbauen suchen, sollten hier auf jeden Fall mal reinhören – wie gesagt, schlecht sind Manifest definitiv nicht, aber man muss ihre Art und Weise, Musik zu erschaffen, mögen.
Toby S.    

Punkte: 5.0 von 10
PROWLER – Stallions Of Steel
Pure Steel Records/Non Stop Music
Nee Leute. Neben den neuen Scheiben von Enforcer, Evil Invaders und Master Of Disguise kackten Prowler gnadenlos ab. Auch wenn es die 100. Veröffentlichung von Pure Steel Records ist, aber ein Jubiläum ist diese Scheibe wahrlich nicht. Klingt alles cool, nach ganz alten Grave Digger und wildem Verlangen, auch Metal zu spielen. Aber das hatten wir alles schon x-mal bedeutend besser. Muss den Pure Steel wirklich jede Band in die Umlaufbahn schiessen? Tut man wirklich damit sich beziehungsweise den Fans eine Gefallen? Sorry Prowler, ihr scheint das, was ihr macht, zu mögen. Aber in der Flut an neuen Scheiben geht ihr unbemerkt unter. Da fehlt es an zu vielen Ecken und Enden, und der Wiedererkennungsgrad ist ganz einfach zu niedrig.
Tinu    

Punkte: 5.0 von 10
MINDEAD – Controlling The Tides
Bleeding Nose Records
4 Deutsche, die eine Mischung aus Metalcore und Thrash spielen, das Ganze noch in einem relativ groovigen Gewand mit atmosphärischen Einschüben – das Grundrezept (mal abgesehen von der Staatszugehörigkeit) kennen wir schon, ist nix Neues. Da muss man sich schon was einfallen lassen, um aus der breiten Masse ähnlich gestrickter Veröffentlichungen hervorzustechen. Nun, Mindead versuchen es zumindest – scheitern aber meiner Meinung nach am eigenen Anspruch. Der da wäre: Verschiedene Einflüsse unter einen Hut zu bringen, die irgendwie nicht so recht zusammenpassen wollen. Man nehme nur das Metalcore-Geschrei: Dies wird in „Trains And Losses“ gut hörbar, die cleane Stimme kommt gut, aber dann setzt eben auch das Geschrei ein – in einer ziemlich ruhig gehaltenen Nummer ist dies doch gewagt. Es kann funktionieren, zugegeben, aber hier sträubt sich in mir irgendwas, es wirkt einfach nicht ‚richtig‘. Ist schwierig zu beschreiben… Wie eine Art künstlich erzeugt. Gut, eben, die guten Ansätze mal weggelassen: Mindead spielen zu sehr in den bekannten Gefilden, als dass sich eine Eigenständigkeit herauskristallisieren könnte. Als Vergleich könnte man Degradead hinzuziehen: Die spielen zwar im Melodic/Death-Sektor und klingen ähnlich wie verschiedene Götheborger Vorbilder, aber man kann sich an etwas orientieren. Das gelingt auf „Controlling The Tides“ nicht wirklich. Anhören auf eigenes Risiko hin!
Toby S.   

Punkte: 5.0 von 10
WINDSOR DRIVE – Windsor Drive
AOR Heaven/Non Stop Music
Windsor Drive wurden von den beiden befreundeten Musikern Kipp Wilde (Vocals, Keyboards) und Owen Jones (Drums) ins Leben gerufen. Verstärkt werden die beiden von Daniel Sukow (Guitar) und Jon Wasleske (Bass). Zu Hause ist die Formation in Wisconsin nach eigenen Angaben die Heimat des American Football Teams "Green Bay Packers" und der TV-Sitcom "Die wilden Siebziger". Die Truppe hat sich nach der Strasse benannt, an der die Songs entstanden. Die Begeisterung hält sich in Grenzen. Zwischen 2007 und 2013 entstanden vier EPs, die mit landesweiten Konzerten, inklusive diversen Festivalauftritten, promotet wurden. Nun erscheint das erste, selbst betitelte Full Length-Album. Die Band widmet sich dem Indie Rock bzw. dem Britpop. Handwerklich gehen die Jungs sehr geschickt vor und verfassten Tracks, die durchaus Charme besitzen. Leider ist das ganze Schaffen völlig unspektakulär, um nicht das Wort langweilig zu verwenden. Rock'n'Roll- und Metal-Freaks jeglicher Genrebevorzugung werden kaum gefallen an Windsor Drive finden, höchstens bei der kommerziell ausgerichteten MTV-Generation könnte das Ganze auf Interesse stossen.
Chris C.   

Punkte: 4.5 von 10
DEUS X MACHINA - X
Power Prog
Bevor ich hier überhaupt richtig los legen konnte, musste zuerst einmal in Erfahrung gebracht werden, mit wem wir es hier eigentlich zu tun kriegen, denn Google spuckt unter dem Bandnamen Deus X Machina an sich schon die hier gemeinten Argentinier aus. Wer sich aber nicht achtet, landet gleichermassen bei den polnischen Black Metallern von Vesania, deren letzten Herbst erschienenes viertes Album mit dem fast exakt gleichen Namen als Album-Titel («Deus Ex Machina») aufwartet! Bei der vorliegenden Review handelt es sich also um die Südamerikaner, deren Debüt «X» in der Heimat bereits im Sommer 2014 das Licht der Welt erblickt hat und nun bei uns über Power Prog Records (offensichtlich nur digital!) nochmals und mit einem anderen Cover (wieder-) veröffentlicht wird. Ein erster Durchlauf lässt mich nun aber ernsthaft fragen, warum man, den scheinbaren Erfolgen in der Heimat zum Trotz, diese Mischung aus Sonata Arctica, Angra, Rhapsody und Ähnlichem aus dieser Ecke nochmals auf die Menschheit los lässt. Nicht, dass vor allem die zwei erstgenannten Bands etwa schlecht wären, aber das, was Deus X Machina daraus gebastelt haben, ist nicht wirklich innovativ. Progressiver Power Metal mit Tempo-Exzessen sowie ätzendem Synthie wie zu Beginn bei «Dawn Of Ashes», «The Devourer» oder dem obernöligen «Reborn In The Fire» geht gar nicht. Dazu kommt die oben weg viel zu drucklose Gesangsstimme von Frontmann Sebastian Ferraro. Obwohl gedrosseltere Tracks der Sorte «Enslaved» oder «The Rise Of The Archangel» ganz ok sind, die Ballade «Farewell» weitgehend auch, bleibt unter dem Strich nicht viel übrig, was mich dazu bewegen würde, diese Mucke jemals wieder hervor zu nehmen. Daran ändert auch das 12-minütige Epos mit dem Bandnamen als Titel kaum was, da hier der Gesang gegen den Schluss hin abermals kränkelt. Die Krönung des schlechten Geschmacks leisten sich die Gauchos jedoch mit der undiskutabel fürchterlichen Cover-Version vom 82er Survivor-Hit «The Eye Of The Tiger»! Pfui, ich habe fertig!!
Rockslave   
Punkte: 4.0 von 10
INVINCIBLE FORCE – Satan Rebellion Metal
Dark Descent Records
Hui, da kommt Geballer gaaanz alter Schule auf einen zu! Nachdem knapp eine Minute lang einer diffusen Soundkulisse gelauscht werden darf, geht das Gerödel gleich in die Vollen – ohne Umschweife, ohne Kompromisse, alles gleich voll auf die Zwölf und mitten in die Magengrube rein. Der Sound der vier Chilenen orientiert sich stark an uralten Venom, Hellhammer, Bathory und was einem sonst noch an illustren Namen der urtümlichen Death Metal-Gesellschaft einfällt. Ohne Keyboards oder sonstigen Schnickschnack wie beispielsweise Verschnaufspausen wird hier das volle Brett auf den Hörer losgelassen. Mehr braucht man eigentlich nicht zu sagen, die Songs ähneln sich allesamt, signifikante Unterschiede sind vermutlich nur den Die Hard-Fans vorbehalten. Ich für meinen Teil gebe eine Empfehlung, aber auch nur das, an die erwähnte Zielgruppe ab und klopf den Staub der Vergangenheit aus meinen Klamotten.
Toby S.   

Punkte: 4.0 von 10
SKELETHAL – Morbid Revelations (Compilation)
Pulverised Records
Französischer Death Metal, der wie anno dunnemal klingt? Check. Exotenbonus? Check. Old school as fuck? Aber so was von. Liebe Leute, was wir hier vor uns haben, ist quasi eine Zusammenstellung aller Lieder aus dem Demo („Morbid Ovation“, 2012), den EPs („Deathmanicvs Revelation“ und „Interstellar Knowledge Of The Purple Entity“, beide 2014) sowie dem Split-Beitrag zur Scheibe „2012 Demos“ mit Insians. Neues Material? Nur der letzte Track „Dead At KFJC – Radio Show“, der knapp 13 Minuten geht. Nun, es wirkt, als hätte man einfach die Tracks der genannten Scheiben ohne wenigstens den Ton neu zu mischen übernommen und per copy/paste-Verfahren auf diese Platte gepresst – so klingen die Tracks allesamt unterschiedlich, aber nicht vom Inhalt her. Der bewegt sich in der Schnittmenge uralter Sounds im Stile von Bathory, Celtic Frost, Cemetary (zu „An Evil Shade Of Grey“-Zeiten) oder Venom. Da gibt es prinzipiell nicht viel zusagen – wer wirklich uralten Death Metal mit sachte, aber wirklich nur sachte melodischen Einsprengseln benötigt, der kann mit „Morbid Revelations“ nicht viel falsch machen. Für ein kurzes Schädelabnicken hat’s bei mir gereicht.
Toby S.
  
Punkte: keine Wertung           
BEAUTALITY – Einfallen – A Tale Ov Torment And Triumph
Nordavind Records
Ganz ehrlich – aus dem Sound der beiden Engländer von Beautality bin ich nicht schlau geworden. Da wird einem eine recht krude Mischung aus Post/Black Metal, Atmospheric und einer Art Dark Rock um die Ohren gehauen, die Tracks sind nie kürzer als 10 Minuten (der längste geht knapp 20 Minuten) – zig andere Musiker hätten aus einzelnen Fragmenten eines der 6 Stücke bereits mehrere Alben gemacht. Aber jetzt mal Scherz beiseite: Es werden allem Anschein nach nur Die Hard-Fans der komplizierteren Musikrichtung Beautality etwas abgewinnen können. Und auch nur dann, wenn man sich vermutlich hoffnungslos zugedröhnt hat. Da mir der Stoff ausgegangen ist, bleibt mir der Zugang zu dieser Welt wohl oder über verwehrt – macht nix, ich überlasse gerne anderen den Vortritt.
Toby S.
  
Punkte: 3.0 von 10            
CD Reviews Archiv
Juli 2000  August 2000  September 2000  Oktober 2000
November 2000  Dezember 2000  Januar 2001  Februar 2001
März 2001  April 2001  Mai 2001  Juni 2001  Juli 2001  August 2001
September 2001  Oktober 2001  November 2001  Dezember 2001
Januar 2002  Februar 2002  März 2002  April 2002  Mai 2002
Juni 2002  Juli 2002  August 2002  September 2002  Oktober 2002
November 2002  Dezember 2002  Januar 2003  Februar 2003
März 2003  April 2003  Mai 2003  Juni 2003  Juli 2003  August 2003
September 2003  Oktober 2003  November 2003  Dezember 2003 
Januar 2004  Februar 2004  März 2004  April 2004  Mai 2004
Juni 2004  Juli 2004  August 2004 September 2004 Oktober 2004
November 2004  Dezember 2004  Januar 2005  Februar 2005
März 2005 April 2005 Mai 2005 Juni 2005  Juli 2005  August 2005
September 2005  Oktober 2005  November 2005  Dezember 2005
Januar 2006  Februar 2006  März 2006  April 2006  Mai 2006

Juni 2006  Juli 2006  August 2006  September 2006  Oktober 2006
November 2006  Dezember 2006  Januar 2007  Februar 2007
März 2007  April 2007  Mai 2007  Juni 2007  Juli 2007  August 2007
September 2007  Oktober 2007  November 2007  Dezember 2007
Januar 2008  Februar 2008  März 2008  April 2008  Mai 2008
Juni 2008  Juli 2008  August 2008  September 2008  Oktober 2008
November 2008  Dezember 2008  Januar 2009  Februar 2009
März 2009  April 2009  Mai 2009  Juni 2009  Juli 2009  August 2009
September 2009  Oktober 2009  November 2009  Dezember 2009
Januar 2010  Februar 2010  März 2010  April 2010  Mai 2010 
Juni 2010  Juli 2010  August 2010  September 2010  Oktober 2010

November 2010  Dezember 2010  Januar 2011  Februar 2011
März 2011  April 2011  Mai 2011  Juni 2011  Juli 2011  August 2011
September 2011  Oktober 2011  November 2011  Dezember 2011
Januar 2012  Februar 2012  März 2012  April 2012  Mai 2012  Juni 2012
Juli 2012  August 2012  September 2012  Oktober 2012  November 2012
Dezember 2012  Januar 2013  Februar 2013  März 2013  April 2013
Mai 2013  Juni 2013  Juli 2013  August 2013  September 2013 
Oktober 2013  November 2013  Dezember 2013  Januar 2014
Februar 2014  März 2014  April 2014 
Mai 2014  Juni 2014  Juli 2014

August 2014  September 2014  Oktober 2014  November 2014
Dezember 2014  Januar 2015  Februar 2015