CD-Reviews August 2014
Wertung:
  9.0 bis 10 Kaufempfehlung.         7.5 bis 8.9 Gut.
  4.0 bis 7.4 Vor Kauf reinhören.    0.0 bis 3.9 Nicht empfohlen.
220 VOLT - Walking The Starlight
AOR Heaven/Non Stop Music
Gegründet wurde die skandinavische Band schon 1979, man veröffentlichte in den 80gern 5 Alben. Sie feierten auch Erfolge und spielten in ganz Europa, bevor dann 1992 Schluss war. Nun kehren die Jungs mit den beiden Original-Members Thomas Drevin und Mats Karlsson, beide Gitarren, mit Drummer Peter Hermansson und dem ehemaligen Lions Share-Sänger Anders Engberg zurück. Und was hier geboten wird, ist Lupenreiner Heavy Rock. Und zwar auf hohem Niveau, Die Jungs rocken hier ab, man glaubt es kaum. Alle 11 Nummern sind klasse, und man kann die Spielfreude beim Anhören deutlich spüren. Songs hervorzuheben ist einfach unmöglich, da alle einfach saugeil sind. Erstklassige Riffs treffen auf knackige Drums, und das Ganze wird noch von Sänger Anders top veredelt. Er hat einfach eine klasse, eigenständige Stimme, die mir schon bei Lions Share sehr gefallen hat. Hört euch nur mal an, wie "Alive" abrockt, genau so muss das sein. Oder die Power von "Blind", treibende Drums und ein Hammer-Gitarrenriff, dazu diese Stimme, einfach grandios. Oder die Gesangsmelodie bei "The Waiting", oberste Liga. Die Jungs decken einfach alles ab zwischen Hard Rock und Heavy Metal, und dann genau so, wie es sein muss. Beides zum Vergleich habt ihr bei "Through The Wastelands" und "Burning Heart". Oder "One Good Reason", ein Hard Rock-Stampfer" erster Güte, Hier stimmt einfach alles. So ein starkes Heavy Rock-Album habe ich seit Jahren nicht mehr gehört. Da haben sich 4 Musiker gefunden und eine Hammerscheibe erschaffen, Pflichtkauf kann ich da nur noch sagen.
Crazy Beat  

Punkte: 9.6 von 10
THRESHOLD - For The Journey
Nuclear Blast/Warner
Vor zwei Jahren zementierte der Frontmann und Rückkehrer Damian Wilson seinen Stammplatz mit dem brillanten Album «March Of Progress». Damit wollte man den unvergessenen und 2011 leider verstorbenen Andrew "Mac" McDermott (R.I.P.) nicht vergessen machen, sondern vielmehr die Zukunft dieser grossartigen Band in Hände nehmen. Dies ist ohne Zweifel gelungen und Wilson ist nicht nur definitiv wieder bei Threshold angekommen, sondern hat sich stimmlich voll entfalten können. Trotzdem haftet den Briten immer noch ein gewisses Underground-Image an und gemessen an der Qualität der Musik sollte man eigentlich längst auf Augenhöhe von Dream Theater sein. Klar sind auch Festivalauftritte wie am "Sweden Rock" 2008 und 2013 zu verzeichnen, doch diese und weitere Konzerte reichten bislang nicht aus, die Truppe entscheidend voran zu bringen. Der nächste Schweizer Auftritt im kommenden November ist bezeichnenderweise im Aarauer Kult-Schuppen "Kiff" angesetzt, doch das könnte bei gut gefülltem Haus trotzdem als Genre-Highlight des Jahres durch gehen. Mit im Tourgepäck ist das brandneue Album «For The Journey», das nur zwei Jahre auf sich warten liess. Die Erwartungen stiegen in der Zeit weiter an und die Spannung war fast greifbar, kurz bevor der Opener anlief. Was danach an meine Lauschklappen drang, hätte ich so nicht wirklich für möglich gehalten! «Watchtower On The Moon» ist schlicht ein Killer-Song und klingt wieder nach den allerbesten Zeiten mit McDermott. Spätestens jetzt merkt wohl auch der Allerletzte, dass es für Threshold in Anbetracht der Umstände keinen geeigneteren Sänger als Damian Wilson gibt. Garantierte Gänsehaut hoch drei, wow! Gitarrist, Producer und Mainman Karl Groom wagte nun den Schritt, dass Threshold nicht nur auf Progressive Metal reduziert werden und schon beim schleppenden «Unforgiven» deutet sich in den getragenen Bridges an, dass es nicht nur immer scheppern muss und hier beispielsweise wunderbar den alten Genesis gehuldigt wird. Diese Vibes gab es natürlich vorher schon, aber spätestens beim 12-minütigen Epos zeigt sich dann, dass der Sound variabler gestaltet wird, ohne die Wurzeln zu vernachlässigen. Man sitzt wie gebannt vor der Stereoanlage und lässt sich von diesem Hammersound bei geschlossenen Augen beinahe fort tragen. Während «Turned To Dust» schon noch eine Spur metallischer klingt, geht «Autumn Red» etwas mehr in die Richtung Progressive Rock, wobei die Grenzen hier fliessend sind. Früher, zum Beispiel auf dem Meisterwerk «Clone» (1998) klang es zwar nicht gänzlich anders, aber damals war insgesamt mehr Bombast à la Yes dabei. Heuer ist der Anteil der ausgearbeiteten Arrangements breiter und dennoch bietet «For The Journey» alles, was der alte Fan schon geliebt hat! Absoluter Genre-Pflichtkauf!!
Rockslave  

Punkte: 9.3 von 10
WOLF - Devil Seed
Century Media/Universal
Worin besteht der Unterschied, respektive die Gemeinsamkeit zwischen den Bands Machine Men aus Finnland und Wolf aus Schweden? Was Ersteres angeht, so ist die Antwort simpel: Wolf (1995 gegründet) gibt es immer noch, während die Kollegen aus Suomi Finland 2011 nach dreizehn Jahren die Segel gestrichen haben. Die Parallele unter diesen beiden Combos wird aber bestehen bleiben und heisst Iron Maiden. Unter solchen Konditionen Musik zu machen, ist bezüglich der Akzeptanz eine ziemlich fragile Angelegenheit. Da die Finnen diesem Käfig nicht entrinnen konnten und/oder wollten, hängten sie ihre Karriere aus eigenem Antrieb an den Nagel. Wolf befanden sich im gleichen Fahrwasser, und wer sich mal das selbstbetitelte Debüt von 2000 anhört, wird nicht nur das fürchterliche Cover-Artwork bemängeln, sondern auch die Musik trotz ein paar guten Ansätzen kaum goutieren. Die Nähe zu Bruce Dickinson & Co. ist einfach zu offensichtlich. Fast fünfzehn Jahre und sechs Alben danach, sieht die Welt aber anders aus, sprich die Schweden um Gitarrist und Mainman Niklas „Stålvind“ Olsson liefern mit «Devil Seed» eine der besten Hartwurst-Scheiben des Jahres ab! Obwohl man sich seit den Anfängen zwar nicht komplett, aber kontinuierlich vom Haupteinfluss hat lösen können, interessierte sich kaum jemand für die an sich geile Mucke der Nordländer. Hoffentlich ändert sich das nun, denn der Opener «Shark Attack» bläst nach der instrumentalen «Overture In C Shark» alles weg, was nicht niet- und nagelfest ist. Was Olsson hier gesanglich zu diesem Metal-Bollwerk vom Stapel lässt, erinnert an bessere Zeiten von Metal Church und lässt diesen Hammer voll durch die Decke schiessen! Etwas gemächlicher, aber nicht minder stark, fällt danach «Skeleton Woman» aus, wo nebst geilen Soli und spanischem Gitarren-Gezupfe die Bridge in den getragenen Teil perfekt eingebunden wurde. Hardrock-Vibes der Marke Shakra bereichern derweil «Surgeons Of Lobotomy» und signalisieren bereits zu Beginn, dass Wolf nun konkret auf Abwechslung bedacht sind. Auch bei «My Demon» ist nichts mehr von Eddies Gefolgschaft auszumachen und der kernige Gitarrensound, zusammen mit den kräftigen Vocals lässt mich überhaupt die genialen, aber inzwischen leider verblichenen Stigmata («The Court Of Eternity») aus Österreich (minus deren Keyboards) wohlig in Erinnerung rufen. Je länger mal sich «Devil Seed» anhört, desto lauter dreht man auf! Auch wenn man den musikalischen Wurzeln nicht gänzlich abgeschworen hat, stellt das aktuelle siebente Studioalbum eine gehörigen Schritt nach vorne dar und das sollte von der Szene, also den Fans, entsprechend auch honoriert werden! Dazu gehört auch der unerwartete, jedoch bestens passend eingeflochtene "Western-Style", der das eh schon starke «The Dark Passenger» noch zusätzlich aufwertet. Hinten raus zieht «Killing Floor» nochmals alle Register. Fazit: Der Wolf heult wieder und wie!
Rockslave  

Punkte: 9.2 von 10
SÓLSTAFIR – Ótta
Season of Mist/Irascible
In der alten isländischen Zeitrechnung wird der Tag mit seinen 24 Stunden in acht Einheiten zu je drei Stunden aufgeteilt. „Ótta“ steht für diese acht Einheiten. Sólstafir wollen damit einen Kontrapunkt zur sekundengenauen Zeitrechnung von heute schaffen, in welcher auch die Menschen selbst wie ein Uhrwerk ticken müssen. Um Mitternacht erklingt 'Lágnætti' mit wundervollem Piano, atmosphärischen Gitarreneffekten und Aðalbjörn Tryggvasons markanter Stimme. Mit Einsetzten des Schlagzeuges werden auch die Verstärker voll hochgefahren. Der Sound ist roh und kaum komprimiert. Dank der aussergewöhnlichen Produktion können die Kompositionen - inspiriert von der rauhen, bizarren Landschaft der Heimat, mit regelmässigen Eruptionen von Vulkanen und Geysiren - ihre volle Wirkung entfalten. Das im Titelsong eingesetzte Banjo ist nicht weniger absonderlich, wird aber auch hier so gelungen eingegliedert, dass der gemütliche Trott der vor sich hin tröpfelnden nächtlichen Stunden spürbar wird. Zu ‚Rismál‘ beginnt das Erwachen, ab ‚Dagmál‘ werden der Rhythmus lebendiger, die Melodien etwas weniger schwer und die Vocals druckvoller. Der Energielevel bleibt hoch bis in die frühen Abendstunden. ‚Miðaftann‘ stellt den Wendepunkt dar. Das Piano nimmt wieder Überhand und Streicher gesellen sich dazu. Mit 'Náttmál' endet die eindrückliche Reise, wo sie angefangen hat. Der Zyklus beginnt von vorne.
Patricia L.  

Punkte: 9.0 von 10
DECAPITATED - Blood Mantra
Nuclear Blast/Warner
Die Polen von Decapitated sind mittlerweile schon seit fast 20 Jahren mit ihrem technischen Death Metal in der Szene unterwegs und haben sich als eine der führenden Bands des Genres etabliert. Bekannt ist Decapitated leider auch, weil zwei Mitglieder 2007 in einen Autounfall verwickelt waren, in dem Drummer Vitek, der Bruder von Gitarrist und Gründer Vogg, ums Leben kam und Sänger Covan aufgrund schwerer Verletzungen ins Koma fiel. Nach einigen Jahren Pause hat Vogg die Band mit neuen Musikern reformiert und 2011 das fünfte Studioalbum aufgenommen. Wiederum drei Jahre später erscheint nun Blood Mantra als Nummer sechs auf der Liste. Und ungebrochen ist trotz aller Schicksalsschläge ist die Durchschlagkraft dieser Band. Unfassbar, was einem da aus den Boxen auf die Ohren geprügelt wird und wie präzise und brutal das Ganze ist - und wie anstrengend! Decapitated spekulieren ganz offensichtlich darauf, ihren Namen allein mit ihrem Sound Wahrheit werden zu lassen - die messerscharfen Gitarren sägen einem echt am Kopf! Dazu die gnadenlose Stimme von Sänger Rafa und die Maschine Michal an den Drums - da könnte es schon dazu kommen, dass einem der Schädel explodiert. Decapitated sind aber meilenweit von diesem unhörbaren amerikanischen Tech Death-Mist entfernt, der nur darauf abzielt zu zeigen, wie unglaublich kompliziert mal spielen kann und wie sehr man seine Instrumente beherrscht. Das haben diese Jungs definitiv nicht nötig. Zeitweise werden sie sogar etwas melodisch, atmosphärisch und immer ist der Sound dicht und anspruchsvoll. Death Metal mit Grindcore-, Black Metal- und dann wieder groovigen Stoner Rock-Elementen - das ist geil! Extrem starke Scheibe! Kaufen!
Lucie W.  

Punkte: 9.0 von 10
DEATH PENALTY – Death Penalty
Rise Above Records
Martialisch hebt er sich ab vom komplett schwarzen Hintergrund, der graue Galgen. Daneben steht, in altertümlicher Schrift geschrieben: Death Penalty. Natürlich würde ich dabei an Black Metal denken, wüsste ich es nicht besser. Schon bevor der erste Ton durchs Internet geisterte, hatte Lee Dorian seine neuen Schützlinge dank unglaublichem Marketing-Talent zur Underground-Kult-Truppe hochstilisiert. Was den Rise Above-Labelchef dabei vom Gros seiner Kollegen abhebt: Der Mann hat meistens recht. So auch in diesem Fall, denn mit seinem Erstling empfiehlt sich der britische Vierer, angeführt von Gitarrist und Ex-Cathedral-Gitarrist Gary Jennings, ohne weiteres als Newcomer des Jahres. Heavy Metal, roh und urwüchsig und trotzdem voller Melodie, das bietet „Death Penalty“, und zwar vom straighten Up Tempo-Opener „Howling At The Throne Of Decadence“ bis zur ausgewachsenen 8-Minuten-Hymne „Written By The Insane“ als Finale. Und wie des Öfteren in den letzten Jahren steht dabei eine Dame am Mikro. Michelle Nocon sang früher bei den belgischen Brachial-Metallern Serpentcult, doch erst jetzt kommt ihr Können wirklich unter Beweis. Ob in klassischen 80er-Reminiszenzen wie dem maiden-inspirierte „Eye Of The Heretic“ (knackige Double-Lead-Gitarren) und dem rasenden Rocker „Immortal By Your Hand“ oder okkulten Doom-Flüchen, die trotz Candlemass-Anleihen („She Is A Witch“ und etwas weniger „Children Of The Night“) nur selten so langsam werden, wie es das Klischee verkündet, sondern lieber in Mercyful Fate-mässige, paranoide Riff-Galopps ausbrechen: Nocon behält die Zügel in der Hand, beschwört, beschreit, besäuselt den Teufel. An frühe Warlock erinnert das, nur düsterer, an The Devil's Blood, nur deftiger, an die Label-Genossinnen The Oath, nur hin und wieder rockiger. Was dabei aber das Wichtigste ist: Death Penalty machen Songs, die man wiedererkennt, die man mitsingen und dazu headbangen möchte, mit Hooklines, Refrains und kreischenden Gitarren-Soli. Heavy Metal eben, und zwar verdammt guter, das liefern Death Penalty. Und auch wenn ich nichts davon halte, so schiene mir die Todesstrafe für alle, die das verpassen, angemessen.
Kissi  

Punkte: 9.0 von 10
BULLET – Storm Of Blades
Nuclear Blast/Warner
Die schwedischen Bullet machen dort weiter, wo sie ihre erfolgsverwöhnte Karriere starteten. Musikalisch irgendwo zwischen AC/DC und Accept angelehnt und mit einer fetten Judas Priest-Prise präsentiert sich „Storm Of Blades“ dem Hörer. Dieses Mal dominiert der Accept-Anteil über dem AC/DC-Part und somit klingt der Fünfer ein bisschen weniger grooviger, dafür umso metallener. Geblieben sind die Gitarrensalven, doch noch immer über allem stehen, wie auch der kreischende Gesang von Hell Hofer, bei dem ich mich immer wieder frage, wie lange der kleine Mann diese Stimme noch über die Runden retten kann. Sicher über die Ziellinie bringen es garantiert „Riding High“, mit einem fulminanten Solo, die beiden DC-geschwängerten „Tornado“ und „Crossfire“ (Hammerriff!), das an alte Priest-Songs erinnernde „Hawk Eyes“, das mit einem U.D.O.-liken Riff angereicherte „This One’s For You“ (kein Accept-Cover!), das vom einem fiesen Accept-Riff vorangetriebene „Hammer Down“, das schnelle „Run With The Hunted“ und das groovige, in die Beine gehende „Coming In Loud“. Bullet veröffentlichen mit diesen zehn Tracks plus Intro genau das, was man sich von ihnen erhofft und wünscht. Kurzes Anzählen und dann voll auf die Glocke. Der Schweden-Fünfer ist noch immer die hoffnungsvollste Truppe, wenn es darum geht, die ganz Grossen zu beerben, und sollte, wenn es nicht im Streit mit den Metal-Göttern endet, schon bald grössere Hallen problemlos füllen können! Bei den Schweden stimmt von den Songs über die optische Umsetzung in Leder und Jeans einfach alles. Authentizität wird hier gross geschrieben und macht aus dem Elch-Paket die ganz grosse Metal-Band.
Tinu   

Punkte: 9.0 von 10
CANNIBAL CORPSE - A Skeletal Domain
Metal Blade/Sony Music
Ich kann mich nur wiederholen, denn mit den letzen Veröffentlichungen der alteingesessenen floridianischen Death Metal-Maschinerie habe ich eigentlich alles bereits gesagt, darum nur "kurz"... Seit über 25 Jahren kultivieren Cannibal Corpse ihre Variante von amerikanischem DM, Chapter Florida, mit immer wieder bandtypisch gore-igen Alben und konstanten Touren rund um unseren Erdball. Auch von mir zu Anfangszeiten immer belächelt, ist mir das Quintett mittlerweile aber geradezu parasitär ans Herz gewachsen. Dies führe ich darauf zurück, dass die aktuellen Jungspunde des Genres zwar weiterhin krampfhaft ihre höher/schneller/tiefer/brutaler-Visionen umsetzen und die Altmeister mittlerweile zumindest technisch um Lichjahre hinter sich lassen, CC hingegen mit einer Lässigkeit (die fast nur durch Erfahrung und lange Jahre der Hingabe an den eigenen Sound geformt werden kann) ihr ganz eigenes Ding durchziehen und damit tausende Individuen auf dem ganzen Kosmos zum durchdrehen bringen. Und ich bin mittlerweile einer davon. Aber zum aktuellen Album; auf "A Skeletal Domain" - dem 13ten Album ihrer Karriere - ist der Fünfer im Vergleich zu den Vorgängern "Kill", "Evisceration Plague" und "Torture" wieder eine ganze Ecke aggressiver und öfters mal mit Blastspeed unterwegs. Auch die Produktion ist wenigstens endlich mal im grünen Bereich, denn Neuproduzent Mark Lewis (Audio Hammer Studios) hat den Kannibalen ein warmes und wahrlich Magie versprühendes Fundament gezimmert. Die relativ trockenen und undifferenzierten Aufnahmen der erwähnten drei Vorgängeralben mit Erik Rutan können da meines Empfindens nach nicht ansatzweise dagegen anstinken. Bassmonster Alex Webster ist für meinen Geschmack zwar immer noch einen Tick zu sehr im Hintergrund, die sackstarke Gitarrenarbeit der Herren O'Brien und Barrett gleicht diesen kleinen Misstand aber mit einer phänomenalen Leistung aus und brilliert mit Killerriffs und sowohl tollen Soli wie auch zweistimmigen Melodieführungen, chapeau! Cannibal Corpse sind einmal mehr zurück, und dies mit einem Paukenschlag, der sogar die Mauern von Jericho zum Einstürzen gebracht hätte. Reinhören!
Hardy  

Punkte: 9.0 von 10
THE HAUNTED - Exit Wounds
Century Media/Universal
Ich muss zu meiner Schande als Thrash Metal-Experte sagen dass ich The Haunted nie so richtig auf meinem Speiseplan hatte. Irgendwie bin ich immer ein wenig an den neuen Scheiben vorbei gerutscht. Das hat sich jetzt brutal geändert, seit das allerneuste Werk „Exit Wounds“ den Weg zu mir gefunden hat. Lieber später als gar nie, könnte man auch sagen. Im Ernst, die Nordländer haben mit "Exit Wounds" ein superbes Album veröffentlicht. Der ehemalige Sänger Marco Aro, der bekanntlich beim zweiten und dritten Album gesungen hat, ist wieder zurück, und das spürt man, wenn diese brachialen Vocals auf einen herab prasseln. Die Instrumenten-Fraktion hat hier schon fast ein kleines chef d’oeuvre eingespielt. Die Gitarrenriffs sind omnipräsent und sägen schön und schnell, und sind extrem abwechslungsreich gestaltet. Die Platte hat einen Touch von früher, mit den heutigen modernen Trademarks vermischt, und so eine exzellente Thrashmixtur, die man locker konsumieren kann, ohne zu erbrechen. Für mich die Überraschung des Monats, denn die neue In Flames hat ja bekanntlich nicht so viel Power, da sind wir froh, dass es noch andere, „bessere“ Thrashkapellen auf dieser Erde gibt. Für Thrasher ein absolutes „MUSS“.
Daniel J.  

Punkte: 9.0 von 10
LUCIFER WAS - DiesGrows
Transubstans Records
Es immer wieder interessant, festzustellen, dass es Bands gibt, die, wie im vorliegenden Fall, seit 1997 sechs Alben veröffentlicht haben und man noch keinerlei Notiz von ihnen genommen hat. Das hat natürlich auch was mit dem Musikstil zu tun, denn mir ist es ja auch ziemlich egal, was die Kastelruther Spatzen für einen Backkatalog aufweisen können. Lucifer Was spielen jedoch Power/Prog und sind deshalb klar im Radar der Musik, die für uns relevant ist. Die Band stammt aus Norwegen und wurde, jetzt wirds noch interessanter, bereits 1970 (!) gegründet. Da die Anfangstage bis 1976 nur lokal stattfanden, nahm kaum wer anders als deren Landsleute wahr, was da so lief. Die nachfolgenden zwei Dekaden brachten ausser sporadischen Gigs und Studioaufenthalten ohne zählbares Resultat nichts hervor. Erst 1996, als sich das Ur-Line Up reformierte, wurde der zweite Teil der Bandgeschichte neu geschrieben. Prog-Freaks und Prog-Insider dürften allerdings sehr wohl mitbekommen haben, was die Nordländer bis in die Gegenwart unter das Volk gebracht haben. Meine Wenigkeit ging jedoch völlig jungfräulich an die Sache heran, ohne halt den musikalischen Werdegang bis hier hin zu kennen. «DiesGrows» nennt sich die neue Scheibe, die vier Jahre nach «The Crown Of Creation» entstanden ist. Letzteres Album wurde zusammen mit dem "Kristiansand Symphony Orchestra" eingespielt, heuer wird aber wieder "normal" musiziert. Aus nicht weniger als acht Leuten besteht das aktuelle Line Up, zu dem auch Gitarrist Andreas Sjo Engen, der Spross von Bandleader Thore Engen (g), gehört. Insgesamt verzeichnet die Band weitere 29 Namen (!), die mal mit dabei waren. So, genug Geschichtliches, und jetzt widmen wir uns ausschliesslich dem Sound.

Der Opener «Afterlife» gerät nach progtypischen Anfangsklängen schon mal überraschend und hört sich genau so an, wie wenn Black Sabbath und Jethro Tull zusammen in die Kiste gesprungen und Nachwuchs gezeugt hätten! Beim nachfolgenden und vorwärts treibenden «The Devil Is The Boss Animal» lautet das Gespann hingegen lupenrein Black Sabbath mit der Geliebten namens Threshold, aber nicht minder geil und auch sehr gut! «Crazy World Turn To Me» atmet derweil zu Beginn feine Vibes der 70er (etwas The Doors) ehe es wieder wuchtig mit Iommi/Anderson weiter geht. Und dazu hört man auch immer wieder eine Hammond-Orgel, die eine zusätzliche wie bestens passende Würze der Marke Deep Purple und alte Whitesnake hervor bringt. Frontmann Jon Ruder glänzt dabei mit variablen und glasklaren Vocals, die bei "I'm Cornered" glatt von Graham Bonnet (Ex-Rainbow, Ex-MSG) stammen könnten. Und dass ich beim fluffigen und keine drei Minuten langen «I'm Outside» noch Pink Floyd-Tunes der Frühzeit heraushöre, bereichert das Ganze zusätzlich. Noch mehr Floyd zu «The Wall»-Zeiten offenbart das grandiose «Silver Spoon». Lucifer Was scheinen die wundersame Formel gefunden zu haben, aus all den genannten Urgesteinen einen eigenständigen Sound zu kreieren. Höhepunkt von «DiesGrows» ist jedoch «From Behind Everybody's Blind», wo Jethro Tull auf die bluesige Zeit von Coverdale & Co. treffen und zwischendurch abermals das Gespann Purple (mehr) und Floyd (weniger) aufblitzt. Was soll ich sagen? Ich bin begeistert, und die Idee, dass eine reine Piano-Ballade der Titeltrack ist, setzt auch nicht jeder um. Wie schliesslich der letzte Song «Yellow House» klingt, dürfte klar sein, oder?
Rockslave   
Punkte: 9.0 von 10
MESHUGGAH - The Ophidian Trek (CD / DVD)
Nuclear Blast/Warner
Wie schon erwähnt feiern die schwedischen Progressive/Death-Metaller ihr 25-jähriges Bestehen. Da werden natürlich verschiedene Livesongs aus Konzerten aus den USA und Europa zum besten gegeben. Auch Liveausschnitte aus Wacken im Jahre 2013 ist hier auf diesen drei Silberlingen verewigt. Zu hören gibt es natürlich Songs aus allen Alben, die man von den Frickelchefs schon vorher kennt. Hier ist eigentlich die Messe schon gelesen, denn der gut informierte Metaller sollte schon mal was von den Schweden gehört haben, sei es im positiven oder negativen, was ich eigentlich persönlich weniger glaube. Die Jungs sind eine Klasse für sich und führen dieses Genre, das sie ins Leben gerufen, haben mit einer grossen Distanz auf den zweiten an. Auf die nächsten 25 Jahre Meshuggaaaaaaaah!
Daniel J.  

Punkte:
keine Wertung
TOXPACK - Friss!
Edel
Die Berliner Street-Punkcorer Toxpack veröffentlichen mit "Friss!" ein sackstarkes Album mit Fingerzeig auf die Gesellschaft. Alle Songs rocken derbe, haben Ohrwurmcharakter und sind pure Energie und straight forward. Exklusive stimmigem Intro und Outro rocken die Berliner auf 11 Song die Gesellschaft runter, dass man meinen könnte, sie wollen gleich das Brandenburger Tor einreissen. Neben den starken Texten und dem guten dazugehörigen Sänger bestechen Toxpack mit punkig einfachem Riffing, welches aber trotzdem eingängig und abwechslungsreich ist.
Steve Butcher  
Punkte: 9.0 von 10
EDEN WEINT IM GRAB –
Geysterstunde 2 – Ein jenseitiges Kuriositätenkabinett
Einheit Produktionen
Es gibt Bands, die haben sich einer bestimmten Nische verschrieben und zelebrieren genüsslich ihren Status. Eden weint im Grab ist so eine Truppe, und mit ihren Horrorstories bedient man mit fiesem Grinsen all die Ängste, welche der Mensch sein Eigen nennen kann. Ob es nun eine einsame Zugfahrt in finsterster Nacht ist (“Nachtexpress nach Nirgendwo”) oder ein Grammofon, das von alleine spielt und in deren Zug auch das ganze Haus zu spuken scheint (“Mein geyterhaftes Grammophon”) – egal, welche Geschichte man auf “Geysterstunde 2” nimmt, man kommt nicht um das Grauen herum, welches sich vor dem geistigen Auge abspielt. Man könnte eigentlich schon von einem mehrteiligen Hörspiel sprechen, den Eden weint im Grab verstehen es nach wie vor, die Geschichten so zu erzählen, dass die Temperatur im Raum automatisch um mehrere Grade sinkt – wie von Geisterhand. Kann man kaum beschreiben, muss man erlebt haben, vor allem dann, wenn einem Bands wie The Vision Bleak, Marienbad oder The Other gefallen!
Toby S.  
Punkte: 9.0 von 10
DIORAMIC - Supra
Pelagic Records
Die Kaiserslautener Progressive-Corer von Dioramic melden sich vier Jahre nach ihrem letzten Album lautstark zurück. Dioramic in eine Schublade zu stecken ist schier unmöglich. Auch wenn die Basis technisch anspruchsvoller und gut durchdachter Metalcore ist, scheuen sie sich nicht, praktisch alles zu verwenden, um ihrer Musik die Würze zu verleihen. Von Post Rock über Electro bis hin zu Sphärensound verwendet die Band alles, was ihnen zu passen scheint. Das schöne ist, dass es trotz den unerwarteten Einschüben nie deplatziert wirkt und es nach mehrmaligen Hören sogar undenkbar wäre, darauf zu verzichten. Auf dem Album zu hören ist die alte, bereits vor zwei Jahren aufgelöste Besetzung mit dem Drummer Anton Zaslavski, welcher unter dem Pseudonym "ZEDD" und elektronischer Tanzmusik mittlerweile, so das Internet, einen MTV Video Music Award und bereits anfang dieses Jahres einen Grammy (?!) abholen durfte.
Steve Butcher  
Punkte: 9.0 von 10
DRAGONFORCE – Maximum Overload
Ear Music/Phonag
Die Extreme/Power-Metaller DragonForce knüppeln sich wieder einmal durch ein neues Album. Viele werden sich dabei fragen, ob es überhaupt jemanden gibt, den diese geistesverwirrte Gruppe interessiert? Viele! Und es sollten mit diesem grandiosen Album noch viel mehr werden! Denn anders als der Titel ankündigt, wird hier nicht einfach zehn Songs lang die Doublebass Drum gezündet und die Sechzehntel-Noten niedergeschreddert. Nein, DragonForce gönnen sich auf "Maximum Overload" immer wieder Verschnaufpausen. So zum Beispiel beim tollen sechseinhalbminütigen „The Sun Is Dead“. Hier wird zwischenzeitlich sogar so gerockt, dass einzelne Riffs erkennbar sind und im Zwischenteil hört man tatsächlich ruhigere Klänge. Im musikalischen Universum der Band ist dies wahrscheinlich der bisher vielseitigste Song. Was DragonForce aber endgültig von anderen Speedliebhabern wie zum Beispiel Stormwarrior unterscheidet, ist ihr Gespür, immer melodiedienlich zu spielen. Klar grenzt es zeitweise an Kitsch, sofern man sich mal die schnellen Instrumentenläufe wegdenkt. Insgesamt ist es aber genau das, was eben eine maximale Überfrachtung verhindert. Das Album wird damit auf die ganze Länge erst hörbar. Auf Speedgranaten muss natürlich trotzdem niemand verzichten. „City Of Gold“, „No More“, „The Game“ oder „Abstraction Zone“ (mit verrücktem Game-Konsolen-Zwischenteil) bieten nach wie vor typischen DragonForce-Sound. Die Virtuosität und Musikalität der Band erstaunt dabei immer wieder neu. Die Lieder verfügen über ein angenehm hohes Niveau mit grossem Unterhaltungswert. Gemüter werden höchstens beim „Ring Of Fire“-Cover erhitzt, aus welchem DragonForce einen Speed Metal-Song gemacht haben. Es wird sich zeigen, ob diese Version als peinlich erachtet oder sich zum Party-Kracher entwickeln wird. Wer die Briten bisher angetestet hatte und „nicht so doll“ fand, kann auch dieses Mal weghören. Für alle anderen ist aber ein Reinhören und Gutfinden Pflicht.
Roger W.   
Punkte: 8.9 von 10
PALLBEARER - Foundations Of Burden
Profound Lore Records
Schon das 2012er-Debut „Sorrow And Extinction“ des düsteren Quartetts aus Little Rock, Arkansas liess die Metal–Gemeinde bis weit jenseits des Doom–Gärtchens aufhorchen. Und hier ist nun endlich der lang ersehnte Nachfolger, welcher der Band definitiv einen Platz in den oberen Rängen des Doom–Undergrounds bescheren wird. Eigentlich hätte die extrem melodiös agierende Band, in der sich die beiden Gitarristen und der Bassist den Gesang gekonnt teilen, weit mehr als das verdient, aber seien wir realistisch, abgesehen vom dreiminütigen Zwischenspiel „Ashes“ bewegen sich die restlichen fünf Nummern alle um die Zehn-Minuten-Marke, und sowas ist heutzutage nun mal nur noch sehr selten massenkompatibel, aber das ist guter Musikgeschmack letztendlich auch nicht. Und genau an jene Freaks, welchen kluge Arrangements, handwerkliches Können, kompositorische Grösse und tiefsinnige Lyrics wichtiger sind als kurzlebige, platte Hypes, richtet sich dieses Album; ein Album, das viel mehr ist als eine weitere düsterere Doom Metal–Scheibe, hier wird sehr viel mehr geboten als eine trostlose Welt in schwarz und dunkelgrau. Mit filigranen Spielereien wird immer wieder der tonnenschweren Riffwalze kurz Einhalt geboten, bis sie sich unmittelbar danach wieder unerbittlich in Bewegung setzt, nur um wiederum den nächsten, versöhnlich klingenden akustischen Farbtupfer anzusteuern. Jeder Song gleicht einem vertonten Monolithen, die Musik von Pallbearer ist schlicht sakral, vergleichbar mit einer düstereren, unvergleichlich anspruchsvolleren und völlig Pop-freien Version von Ghost, zudem trotz der ausgefeilten Harmonien und verhältnismässig sanften Gesangsdarbietungen meilenweit entfernt vom „Feel-Good-Doom“ der Marke Below oder noch schlimmer Avatarium. „Foundations Of Burden“ ist intensiv, emotional und berührend, ein Pflichtkauf für die Schöngeister unter uns ach so harten Metal-Freaks.
Mirko B. 
Punkte: 8.7 von 10
HAMMERFALL – (r)Evolution
Nuclear Blast/Warner
Das sind sie wieder. Die Retter des für einige Zeit in die Versenkung vertriebenen reinen Metals! Seit 1997 gehört diese Band zu den einflussreichsten Truppen im Heavy Metal. HammerFall beehren uns mit dem neunten Studio-Streich. Der Fünfer um Sänger Joacim Cans und Gitarrist Oscar Dronjak bietet schon beim Opener „Hector’s Hymn“, was die gewaltige Anhängerschaft sich von den Nordländern wünscht: Eine Metal-Hymne, die sich gewaschen hat, sofort ins Ohr geht und durch tolle Leads abgerundet wird. Ein Track, der sofort von jedem mitgeschrien werden kann und sich sofort in den Gehörgängen festkrallt. Allerdings werden die Nörgler und Neider (der Name passt besser) auch weiterhin genügend Kraftfutter haben, um die Schweden anzugreifen. Konzentriert man sich aber auf die abgelieferte Arbeit, muss man den Jungs attestieren, dass die elf Songs jeden Metal-Fan von Iron Maiden über Judas Priest zu Accept und Pretty Maids mit Glückseligkeit erfreuen werden. Alleine die erste Single-Auskopplung „Bushido“ zeigt allen den gestreckten Mittelfinger und lässt die HammerFall-Meute freudig mit dem Kopf bangen. Das Zusammenspiel von Oscar und dem ehemaligen The Poodles-Gitarristen Pontus Norgren sucht in der heutigen Zeit Seinesgleichen und kratzt gewaltig an den Glanztaten der alten Helden. Denn Riffs der Sorte „Live Life Loud“ (was für ein Schlagzeug von Anders Johansson), „Ex Infernis“ (marschierende deutsche Accept-Gründlichkeit), das simple, aber effektive „We Won’t Back Down“, das verspielte „Tainted Metal“ und das ungestüme „Wildfire“ passen wie die Faust aufs Auge. Es ist diese einfache, um nicht zu sagen naive, aber wirkungsvolle Vorgehensweise der Schweden, die noch immer ins Schwarze trifft. Auch mit „(r)Evolution“!
Tinu  
Punkte: 8.5 von 10

2. Meinung:
Die schwedische Stahlschmiede HammerFall ist zurück! Nach einer kreativen Pause präsentieren sich die Heavy-Metaller in neuem Glanz und beweisen, dass sie absolut nichts verlernt haben. Auf "(r)Evolution" regieren elf Lieder, welche zwar (wie üblich) im HammerFall-Universum nichts Neues bieten, aber einfach Spass machen. Headbang-Alarm ist angesagt! Dazu kommen immer wieder Querverweise zu früheren Liedern, welche die Schweden mal offensichtlicher, mal versteckter anspielen. Am besten realisiert man dies am Ende von „Bushido“, welches am Schluss „The Way Of The Warrior“ vom Renegade-Album zitiert. Auf das gleiche Album bezieht sich auch das Pferd, welches auf dem neuen CD-Cover rechts des Ritters Hector galoppiert. Hector? Ja, auch Hector hat es wieder auf die Frontseite geschafft, nachdem er beim "Infected"-Album nicht mehr richtig wahrnehmbar war. Diesmal haben ihm HammerFall sogar seine eigene „Hector’s Hymn“ gewidmet. Potenzielle Live-Klassiker findet man auf "(r)Evolution" zu genüge. Da wäre das schmissige „Live Life Loud“, das rhythmische und mit gewaltigen Chören ausgestattete „Ex Infernis“ oder das eingängige „Tainted Metal“. Episch schleppend beginnt „Evil Incarnate“, bevor es sich zum Metal-Stampfer entwickelt. Wer weitere Abwechslung sucht, findet diese in der Ballade „Winter Is Coming“ oder bei „Wildfire“. Letzteres fühlt sich aufgrund einiger Stil-Wechsel wie ein gestandener 9-Minüter an, dauert aber nur schlappe vier Minuten. Ein wichtiger Faktor bei "(r)Evolution" ist die Produktion und die Abmischung, welche die verschiedenen Stimmungen hervor hebt, anstatt sie zu glätten. Mit dem neuen Album beglücken HammerFall erneut ihre Fans und überlassen den ewigen Kritikern die schwere Aufgabe, Schwachpunkte zu finden. Gut so!
Roger W.   
Punkte: 8.9 von 10
ANTROPOMORPHIA - Rites Ov Perversion
Metal Blade/Sony Music
Das südholländische Quartett hat seinen Ursprung in den frühesten 90er Jahren und legt nach seiner Albumwiederauferstehung (2012 / "Evangelivm Nekromantia") nun den offiziellen Nachfolger auf unsere Plattenteller. Die Ureinflüsse lauten gemäss Bandbio Hellhammer/Celtic Frost, Possessed, Death, Autopsy und Venom, und dürfen getrost als grobe Richtlinie verstanden werden um einen ersten Kopfkinofilm anzuschmeissen. Da Antropomorphia ihren bauchgeführten Death Metal jedoch ohne die jeweilig extremen Markenzeichen der erwähnten Vorbilder umsetzen sondern eher eine grosse Mischung aus rausgepickten Rosinen präsentieren, kann es vorkommen, dass ein Song wie "Inanimatus Absqui Anima" nach schwedischen Bolt Thrower mit leichter At The Gates-Schlagseite tönt, und das meine ich positiv. 47 Minuten lang wird dir düsterer, atmosphärischer Death Metal mit tollen Kompositionen geboten, als Zugabe ein Sänger, der mit für mich angenehmem, brutalen old school Growlbrüllen souverän den Sack zu macht. Die Produktion finde ich für diese Art Musik ebenfalls passend, ausgewogen und tight aber mit genügend Schmutz und Hall, um einen dichten Breitbildsound zu erhalten. Dass das Rhythmusduo ebenfalls sehr gut miteinander harmoniert, ist ein weiterer Pluspunkt. Das Endresultat ist zwar nichts Bahnbrechendes, aber gute Musik bleibt gute Musik, und dieser geschmeidige Bastard aus alten Bolt Thrower (Groove), alten Seance (Melodieführung, Growls) und alten Unleashed (Souveränität) macht auf eine unterschwellig dunkle Art nichts anderes als pure (Death-)Metalfreude. Ein Album, das bei mir in Zukunft immer wieder Mal aufgelegt werden wird. Reinhören, Geheimtipp!
Hardy   

Punkte: 8.5 von 10
AXEL RUDI PELL - Into The Storm (Special Edition)
Steamhammer/Musikvertrieb
Was ich hier nicht ganz verstehe, warum die im Februar '14 veröffentlichte Scheibe von Axel ein gutes halbes Jahr nun wieder Veröffentlicht wird. Zwar als 2CD Version, findet man aber auf dem ersten Rundling die genau gleichen 12 Songs und auf CD2 gibt’s dann 3 Live Songs und das "Long Way To Go"-Video. Na ja, das muss jeder für dich allein entscheiden, ob er sich diese Version auch noch zulegen will, kommen wir zur Besprechung des Albums. Axel ist zurück mit seinem 15. Studioalbum, mit eigenen Songs, die anderen Werke nicht mitgezählt. Die grösste Veränderung diesmal ist der Drummerwechsel. Leider hat Mike Terrana seine Stuhl bei Axel nach 15 Jahren geräumt. Zu viele Termine, die Worldtour mit Tarja und seine neue, eigene Band Terrana haben das Drum-Animal gezwungen, Axel zu verlasssen, in aller Freundschaft. Der Neue ist für Metalheads aber auch ein alter bekannte im Rock-Business, Bobby Rondinelli. Und der Unterschied an den Kesseln ist nicht so gross, da ja auch Mike bei Axel immer songdienlich gespielt hat, jedenfalls auf den Alben. Und so spielt auch erstmals ein ehemaliges Rainbow-Mitglied in Axels Band, der damit völlig happy ist.

Musikalisch bleibt Axel seinen Wurzeln treu, also keinen grossen Veränderungen. "Long Way To Go" reiht sich nahtlos in die Hitliste älterer Alben ein. "Burning Chains" hat einen leichten Deep Purple-Einschlag ("Burn"), gefällt aber sehr gut. Mit der obligaten Ballade, "When Truth Hurts", beweist einerseits Axel sein Gespür für tolle Balladen, und anderseits Johnny Gioeli, dass er immer noch eine der besten und gefühlvollsten Stimmen im Rock-Circus hat. Auch Up Tempo Nummern wie das starke "Changing Times" mit typischen Axel-Soli find ich echt gut gelungen. Da klingt das 7 minütige "Touching Heaven" etwas anders, ich liebe die Hammond-Orgel am Anfang, und dann das folgende Gitarrenriff, ganz starker Song und grandioser Refrain. Auch super das Neil Young-Cover "Hey Hey My My", das Axel in seiner typischen ARP-Art bringt. Zum Schluss gibt's dann noch das 10 minütige, epische kleine Kunstwerk "Into The Storm" auf die Ohren. Ein geiler Song, wie ihn halt nur Axel komponieren kann. ARP haben sich 2014 nicht neu erfunden, aber ein Album auf gewohnt hohem Niveau erschaffen. Es wird wohl immer so bleiben, entweder man liebt Axels Musik oder man mag sie nicht, ich mag sie sehr, auch wenn mich Terranas Abgang etwas schmerzt, seine grandiosen Live-Drum-Soli werden mir fehlen. Übrigens, auf der Digipack-Version gibt’s noch zwei Bonustracks, das instrumentale "White Cats" und das Blackmores Night-Cover "Way To Mandalay". Ich kann da nur noch sagen: Danke Axel für 15 tolle Studio-Alben, und auf die nächsten 15 Werke - cheers.
Crazy Beat  
 
Punkte: keine Wertung
SARACEN – Redemption
Escape Music/Non Stop Music
Tollen, melodischen Heavy Metal gibt es diesen Monat von den Briten Saracen. Die Band wurde bereits 1976 in England gegründet, war ab 1985 aufgelöst und veröffentlicht seit 2000 wieder unregelmässig Alben. Wer der Band nun fehlende Relevanz vorwirft, der höre sich "Redemption" an. Saracen klingen, als ob Magnum sich mit Lynyrd Skynyrd liiert hätten. Die Gitarrensoli sind zum Teil überlang, aber immer top songdienlich. Der Gesang und die Strophen schunkeln vor sich hin, ohne dass dabei Langeweile aufkommt. Gerade bei den über sechsminütigen Liedern „Crusader“, „Redemption (On The 6th Day)”, „Catch The Wave“ und „Ready To Fly“ wirken Saracen magisch. Das könnte daran liegen, dass sie sich Elementen des 70tis-Prog-Rocks bedienen. Dazu zählen die Hammond-Orgel-Klänge, der klare Gesang und der weiche Gesamtsound. Aber auch die kürzeren Lieder überzeugen mit viel Abwechslung, welche härtetechnisch vom fast theatralischen (Savatage, irgendwer?) zum klassischen Heavy Metal à la „Swords Of Damascus“ reichen. „Geraldine“ dagegen atmet den Geist von Deep Purple und Uriah Heep. "Redemption" hat das Potenzial, zum Szeneklassiker zu werden. Wer die oben erwähnten Bands mag, der darf (nein muss) ein Ohr riskieren. Schön, dass es noch solche neue Musik gibt.
Roger W. 

Punkte: 8.5 von 10
MESHUGGAH - I (Special Edition) EP
Nuclear Blast/Warner
25 Jahre Jahre schon gibt es die schwedische Mathcore- oder technischer Death Metal-Band, wie ihr wollt. Die EP „I“ feiert ihr 10-jähriges Bestehen und wurde neu aufgenommen und abgemischt. Bei so technischen Bands wie Meshuggah ist diese neue heutige Technik natürlich Gold wert. Man hört die kleinsten technischen Finessen von diesem 23 minütigen Monumentalwerk sofort heraus. Des weiteren findet man auf dieser EP die Scheibe „Pitch Black“, welche 2013 erschien, mit ihrem Titeltrack und einer Liveversion von „Dancers Of A Discordant System“. Auch eine Konzertaufnahme von „Bleed“ ist auf dieser Scheibe zu bewundern. Wer Fan dieser doch sehr speziellen Truppe aus dem Norden ist, sollte hier zugreifen, auch wenn er schon im Besitz von allen Songs ist.
Daniel J.   
 
Punkte: keine Wertung
NACHTMYSTIUM – The World We Left Behind
Century Media/Universal
Was war Nachtmystiums ‚Assassins: Black Meddle Pt.1‘ für eine Perle damals. Und auch noch heute gibt es keine Band, die nur annähernd so viel Eigenständigkeit auf die Beine bringt. Wer die Mischung aus Pink Floyd und Black Metal kennt, weiss um die Wucht dieses Albums. Die Nachfolger standen dem in nichts nach, wenngleich mir der zweite Part auf Grund der Thematik schon weniger zusagte. Mit ‚The World We Left Behind‘ verabschieden sich nun die Amerikaner auf unbestimmte Zeit, da Mastermind Blake Judd sich mit seiner Abhängigkeit auseinander setzten muss. Und auch hier zündet der Funke bereits bei ‚Fireheart‘, welches mit dem Discobeat, gekoppelt mit den Gitarren und Judds Vocals, klingt wie aus einem dystopischen Science Fiction Film. ‚Voyager‘ setzt mehr auf hypnotisches Riffing und Melancholie, wirkt durch den Text fast schon autobiografisch. Der folgende Track geht in der Bandbio weiter zurück und erinnert sich an durchgehende Blastbeats mit Wespengitarren, bevor bei ‚In The Absence Of Existance‘ wieder vermehrt elektronische Soundteppiche im Hintergrund für das Gefühl der grossen Leere erzeugen, was natürlich auch durch diverse Echo und Halleffekte unterstützt wird. Ebenso nennenswert der Abschluss, bei dem man kaum mehr von Black Metal sprechen kann. Aber das hat die Band von sich ja auch nie behauptet. Ein düsteres, innovatives und vielschichtiges Werk, das häufig gehört werden kann, wenn man sich damit anfreunden kann.
Tristan 

Punkte: 8.5 von 10
MALRUN - Two Thrones
ViciSolum Productions
Malrun aus Dänemark haben bereits mit dem Vorgänger "The Empty Frame" zumindest in ihrer Heimat eine gewisse Fanbase aufbauen können. Mit "Two Thrones" wagt man sich daran, Europas Festland einunehmen. Leider ist nach den Aufnahmen Sänger Jacob Løbner ausgestiegen, und so wird dieses Album wohl das letzte in Originalbesetzung sein. Und dass dies schade ist, beweist der Sänger auf dem Album gleich selbst, zwar shoutet Jacob einiges mehr als auf dem Vorgänger, jedoch punktet er vor allem mit seinem vielseitigen und angenehmen Cleansound. Auch die Musik basiert zwar auf Melodie, aber ausser auf der Ballade "The Ghost Of You" weht ein rauher Melodiccore-Wind.
Steve Butcher 

Punkte: 8.5 von 10
THE MOON AND THE NIGHTSPIRIT – Holdrejtek
Prophecy Productions
Seit dem Jahr 2003 verzaubert das ungarische Duo hinter "The Moon And The Nightspirit" seine Zuhörer mit ihrem eigenen, spirituellen Pagan-Folk. Doch nicht nur das - um die musikalische Kunst in ihrer Gesamtheit erleben zu können, hat man mit Gemälden ein einzigartiges visuelles Universum erschaffen. Die Songs werden in eine Fantasy-Welt eingegliedert, die von Wesen aus den ungarischen Legenden bewohnt wird. Ágnes Tóth singt mit ihrer elfenähnlichen Stimme in der sanft klingenden Sprache der Heimat. Zusammen mit akustischen Gitarren, einer Violine und mit Naturmaterialien selbst hergestellten, perkussiven Instrumenten wird so eine wunderbar träumerische, mystische Atmosphäre erzeugt. Absolute Hingabe und eine grosse Verbundenheit zur Natur sind stets spürbar. Mit den Trommeln in 'Égnyitó' und 'Bolyongó' erinnert die Musik an frühe Zeiten von Faun. Nicht nur Fans der genannten Band könnten Freude an den Ungaren finden. Reinhören wärmstens empfohlen!
Patricia L. 

Punkte: 8.5 von 10
STRYPER – Live At The Whisky (live)
Frontiers Records/MUsikvertrieb
Zu was die ehemaligen Bibel-Rocker in der Lage sind, auf der Bühne zu zeigen, erlebten erst kürzlich zigtausend in Balingen am „Bang Your Head!!!“-Festival. Wer nicht dabei war, kann sich nun ein Konzert der Amis aus dem legendären Whisky-Club käuflich erwerben. Mit einer sehr guten Mischung aus ganz neuen Songs und alten Hits zeigt die Combo, dass sie nicht nur schöne Balladen schreiben kann und famose Chöre singt, sondern auch kräftig rockt. Robert Sweet zerdeppert sein Schlagzeug in bester Manier, und sein Bruder Michael brilliert an der Gitarre sowie mit seinem nach wie vor kräftigen Gesang. Hört man sich die harmonischen Chorpassagen an (zum Beispiel bei „You Know What To Do“, „Calling On You“, „Free“) wird einmal mehr klar, was für eine begnadete Truppe Stryper ist und war. Selbst ein zuckersüsses Lied wie „Always There For You“ erklingt in der Live-Version mit der nötigen Härte und liegt weit entfernt von Plüsch-Rock. Mit dem Zugabeblock „The Way“, „To Hell With The Devil“ und „Soldiers Under Command“ trumpfen die Herren nochmals grossartig auf, und wer bei diesen sechzehn Tracks noch immer nicht verstanden hat, dass Stryper eine hart rockende, musikalisch geniale und nicht nur auf ihren Glauben zu dezimierende Band ist, der fechtet noch immer den einsamen Kampf zwischen Poser und Thrasher aus. Also, besser „Live At The Whisky“ kaufen und sich an den tollen Songs erfreuen!
Tinu   
 
Punkte: keine Wertung
JOY – Under The Spell Of Joy
Tee Pee Records
Ich muss zugeben: Als ich „Under The Spell Of Joy“ zum ersten Mal in meine Anlage werfe, verdamme ich mich zuerst, selber nichts eingeworfen zu haben. Eine humpelnde Akustikgitarre, eine torkelnde Querflöte und viel Hall lässt das Ami-Trio da beim Intro „Under The Spell“ durch die Nacht schlittern. Und ich will schon aufstehen, um mir eine passende Substanz aus meinem „Medizin-Schrank“ zu holen, als der erste richtige Track „Miles Away“ beginnt und damit ein ausufernder Psychedelic-Retro-Jam, dass ich nachschauen muss, ob es sich hier nicht um ein Re-Release aus den späten 60ern handelt. Versiertheit, Eingängigkeit, Groove, Spielfreude und das alles auf einmal! Nein, ein selbstbetiteltes Album 2013, Gründung 2010, weiter reicht die Geschichte dieses Power-Trios aus San Diego nicht zurück. Die Vorbilder aber sind ganz klar ein gutes halbes Jahrhundert alt: Cream, frühe Uriah Heep, Toad, Blue Cheer und das alles gezockt mit der unbändigen Energie von MC5 oder The Who in ihren Anfangstagen (vor allem Schlagzeugtier Paul Morrone macht Drum-Tier Keith Moon alle Ehre). Und so lasse ich mich weiter elektrisieren von dieser Intensität, von diesem High Speed-Heavy Rock mit einem Schuss Kraut Rock, vom aufgekratzten „Confusion“ (inkl. Saxofon-Solo am Schluss), vom etwas relaxteren, aber nicht weniger überbordenden „Evil“-Blues, von „Driving Me Insane“ mit seinen jaulenden Hendrix-Gitarren, bis ich bei der nebligen Folk-Nummer (wieder mit Querflöte) gen Nirvana abdrifte, um beim finalen „Back To The Sun“ funky durch die Gegend zu tänzeln, bis ich erschöpft zusammensacke, um mir das Ganze Ding noch einmal in voller Länge zu geben. Ja, Gitarrist Zach Oakley „Under The Spell Of Joy“ trägt mit seiner permanent solierenden Klampfe vielleicht etwas dick auf. Vielleicht hätte etwas Straffen der Eingängigkeit gut getan. Und ja, hier haben die letzten 5 Jahrzehnte Musikentwicklung überhaupt keine Spuren hinterlassen. Mit moderneren Einflüssen hie und da hätten Joy heute eventuell etwas mehr Relevanz. Doch was heisst schon Aktualität, was Bescheidenheit, wenn drei Musiker einem für 45 Minuten einen Sound-Trip schenken, der an Intensität seinesgleichen sucht? Joy, das bedeutet Freude, Lust, Wonne und das beschert dieses Trio jedem 60's Rock-Fan mit Bestimmtheit.
Kissi   
Punkte: 8.5 von 10
MONO INC. – The Clock Ticks On (2004-2014) incl. Alive & Acoustic
NoCut/Musikvertrieb
Mono Inc. erfreuen sich immer grösserer Beliebtheit und das kommt nicht von ungefähr: Die Deutsche Kombo ist enorm veröffentlichungsfreudig und hat in den 10 Jahren Bandgeschichte schon 7 Full-Length-Alben sowie diverse EPs und andere Goodies unter die Fanscharen gebracht. Dass sie den richtigen Riecher für Trends haben, haben Mono Inc. mit dem letzten Album “Nimmermehr“ (2013) bewiesen: Nachdem vermehrt deutschsprachiger Düster-Rock à la Unheilig und Eisbrecher Charterfolge feierte, sprangen die Hamburger ohne zu zögern auf den Zug auf und produzierten ihre Songs ebenfalls erstmals in ihrer Muttersprache. Mit dem neuen Werk zeigen sie einmal mehr ein gutes Gespür für das richtige Timing. Durch grosse Präsenz an diversen Festivals, in unzähligen Konzerthallen aber auch in den CD-Regalen um die Ecke haben Mono Inc. den Sprung geschafft und ihre Fanbase über die Grenzen der Schwarzen Szene hinweg vergrössert – und auf der Spitze der medialen Aufmerksamkeit folgt nun ein Best Of-Album, dass es in sich hat. Das Werk kommt als 2CD-Compilation daher und schafft es tatsächlich, sowohl Neu-Hörern als auch eingefleischten Fans der ersten Stunde etwas zu bieten.

CD1 vereint alle Hits der vorhergegangenen Alben auf einem Silberling und wartet am Ende sogar noch mit zwei Neuveröffentlichungen auf: “The Hole“ und “Superman“. Das sind vollgepackte 73 Minuten mit allen (da fehlt tatsächlich kaum was in der Liste) Höhepunkten der Bandgeschichte! Auf CD2 folgen dann die Schmankerl für all diejenigen, welche bereits die gesamte Diskographie ihr Eigen nennen und ihre eigene Best of-Liste längst erstellt haben: 16 Tracks kommen im brandneuen Akustik-Gewand daher! Das ist wirklich mal was anderes, grade weil die Musik von Mono Inc. sonst hauptsächlich dank den elektronischen Elementen so unverwechselbar scheint. Stattdessen treten die Instrumente mehr in den Vordergrund und füllen die Lücke. Dabei wird oft auch ein ganz neuer Unterton geschaffen, wie zum Beispiel beim Reggae-inspirierten “Symphony of Pain“, das zugegebenermassen ein wenig gewöhnungsbedürftig ist. Als Anspieltipp zum Reinhören empfehle ich die wunderbare gefühlvolle Version von “Gothic Queen“ – Emotion pur! Fazit: “The Clock Ticks On (2004-2014) incl. Alive & Acoustic“ ist ein wirklich schönes Best of-Album geworden, dass sowohl Fans als auch solche die es werden wollen begeistern dürfte. Mono Inc. zeigen sich einmal mehr von ihrer sehr Fan-nahen Seite und bieten mit der edlen Limited Edition (inkl. Dekorativer Box und Hardcover Buch mit Übersetzungen der Lyrics sowie weiteren Inhalten zum Schaffen der Band) einen exklusiven Einblick in die düstere Seele ihrer Musik.
Patricia H.    
 
Punkte: keine Wertung
STENCH - Venture
Agonia Records
Was ich über das Debüt der Schweden Stench da so auf dem Infosheet lese, ist zwar knapp gehalten, aber hört sich ausserordentlich vielversprechend an. „Horror infected old-school death metal“ und „a journey from the rawest, most monotonous cellar-darkness up to a desolate mountain top, from with you are thrown into the abyss below“ und „primitive, yet atmospheric“. Meiner Meinung nach trifft hier vor allem die letzte Aussage zu: man geht hier alles andere als filigran zu Werke, zumeist wird ziemlich roh und ranzig vor sich hin gerifft und geprügelt, die Stimme hat einiges an Hall drauf und die Produktion ist genauso rau wie der Sound. Trotzdem ist dieser Sound alles andere als platt und seicht, sondern tief und dunkel und irgendwie unbehaglich. Immer mal wieder schleichen sich Misstöne und Disharmonien ein, monotonen Riffpassagen folgen unheimliche Stillemomente, manchmal Geräusche und dann wieder ungewöhnliche Melodien und Töne. Ich finde aber, dass es hier nicht zutrifft von Old School-Death zu reden, denn hier ist ganz schön viel Black Metal und sogar Doom mit drin, vor allem was die Stimmung und Atmosphäre anbelangt. Besonders gelungen finde ich das Artwork zur Scheibe, das den Sound gut widerspiegelt und künstlerisch echt eine herausragende Leistung darstellt. Die Texte sind alle mit einem Bild verknüpft und in wunderschöner Handschrift geschrieben. Hier wird sich der Kauf einer Vinyl-Scheibe definitiv lohnen und auch der Sound des Trios ist es wert, ein Ohr zu riskieren.
Lucie W. 

Punkte: 8.5 von 10
THE ORDER OF ISRAFEL – Wisdom
Napalm Records/Universal
Diese Jungs sind ja bereits schon ein wenig herumgekommen und konnten ihr Debut „Wisdom“ einer breiteren Masse präsentieren. Dass man hierbei überhaupt nicht das Gefühl bekommt, es handle sich um einen Erstling und dass die Truppe erst seit knapp 2 Jahren existiert – nun, das muss mit der Professionalität und der Intensität zusammenhängen, mit welcher dieser düstere Brocken an Doom dargebracht wird. Schnellere Passagen wechseln sich mit langsameren, beinahe hypnotischen ab („The Earth Will Deliver What Heaven Desires“), dazu kommt der variable Gesang, welcher sich immer mal wieder steigert und dann aber auch flüsternd die Dunkelheit verbreitet. Viel mehr an Worte muss man nicht verlieren, wer einen würdigen Nachfolger zu Candlemass und Cathedral sucht, der wird in diesem Orden fündig.
Toby S. 

Punkte: 8.5 von 10
GONOREAS - Live In Tokyo (CD&DVD)
Sonic Revolution
I
n Japan live zu spielen ist ja für jede Band etwas Besonderes. Egal ob es um all die grossen Namen handelt, die dann "Live at Budokan" spielten oder die eher vielen wenig bekannten Bands aus aller Welt. Japan ist und bleibt ein wundervoller Sonderfall. So begab sich auch die Aargauer Band Gonoreas auf die lange Reise ins Land der aufgehenden Sonne, um dort ihren Stempel aufzudrücken. Das gelang ihnen auch tatsächlich und sie wurden sogar im japanischen TV gezeigt. Vor uns liegt nun dieses Ton und Filmdokument welches für die Diskographie jeder Band die grösste Zierde wäre. Da wäre einmal die Live-CD, welche im legendären Cyclone Club in Shibuya aufgenomen wurde, wo eine Woche vorher Destruction und ein paar Monate später sogar Eluveitie einen zum Besten gaben. Neun Songs wurden den Japanern um die Ohren gepustet. Von aktuellen Songs wie "Kursk" oder "Veins" über dem Knaller "Breakout* bis hin zum "Bang Your Head". Zusätzlich zur Live-CD gibt es noch eine DVD. Darauf enthalten sind diverse Szenen. Ausschnitte von Auftritten in Tokyo über Ausflüge in der Megametropole bis hin zu lustigen abendlichen Gelagen in Bars und Clubs. Auf jedenfall haben sie mit "Live in Tokxyo" ein Werk vor sich; welches kaum eine andere Schweizer Band in der Form ihr eigen nennen kann. Wer 20 Jahre lang, trotz einigen Besetzungwechseln und anderen Problemen immer noch sowas hervorbringt, hat es defintiv verdient als Band und Institution respektiert zu werden.
Roxx   
 
Punkte: keine Wertung
PROJECT ARCADIA - A Time Of Changes
Nightmare Records
Melodic/Power Metal aus Bulgarien, der streckenweise schwedisch klingt mit einen guten Sänger mit einer kräftigen Stimme, so etwa kann man den Sound von Project Arcadia beschreiben. "Hear To Learn" hat wie ab und zu auch leichte Prog-Anleihen zu bieten. Oder "Shelter Me", erinnert mich an ältere Kamelot, viel Power in den Gitarren und Stakkato-Drums und ein Roy S Kahn-ähnlicher Gesang, klingt sehr gut. Mit "I Am Alive" zeigen die Bulgaren auch eine ruhigere Seite, und vor allem Sänger Urban Breed zeigt hier die Vielseitigkeit seiner Stimme. Man klingt hier eher wie Royal Hunt. Trotz der teilweisen Härte der einzelnen Songs achten die Jungs darauf, sich nicht in musikalischem Gefrickel zu verlieren und legen viel Wert auf Melodie im Gesang. Auch "The Ungraceful Child" klingt durch seine Ruhe wieder ganz anders und sorgt damit für grosse Abwechslung im Gesamtsound. Noch ruhiger wird’s beim Instrumentalen "Joy". Der Titeltrack wechselt sogar mehrmals das Tempo und die Stimmung, ganz starker Song. Auch toll die vielen Twin-Guitars, die immer wieder punktuell eingesetzt werden. Die Bulgaren präsentieren hier ein wirklich tolles, abwechslungsreiches Album, das sich aber erst nach mehrmaligem Anhören voll entfaltet.
Crazy Beat 

Punkte: 8.5 von 10
EVERGREY – Hymns For The Broken
AFM Records/Musikvertrieb
Ich habe die frühen Alben von Evergrey geliebt, insbesondere «Solitude – Dominance – Tragedy» hatte es mir angetan. Der melancholische Progressive Metal lebte und lebt von der Stimme des Mainman Tom S. Englund. Mitte der 2000er Jahre gab sich Evergrey textlich und musikalisch etwas moderner und ich habe die sympathischen Schweden aus den Augen verloren. Nun liegt das neunte Studioalbum vor und es hätte wenig gefehlt, dass es gar nicht mehr zustande gekommen wäre und ich die Göteborger für immer aus den Augen verloren hätte. Verzagtheit gegenüber den Tücken des Business und der Split des 2010er Line Ups hatten Englund eigentlich dazu gebracht, die Band auf Eis zu legen. Durch glückliche Umstände kam die Sache wieder ins Rollen und der Wiedereinstieg zweier Musiker aus dem früheren Line Up brachte die Freude und den Hunger zurück. Hymns For The Broken klingt denn auch frisch und lebenshungrig. Der Beginn der Scheibe mit dem Intro «Awakening» und dem epischen «King Of Errors» erinnert ein wenig an die Eröffnung von Queensrÿche’s «Operation Mindcrime». «A New Dawn» und «The Fire» begeistern mit knackigen Riffs in moderner Djent-Manier. Über weite Strecken regieren dann die typischen Evergrey-Trademarks: Dunkelheit und Melancholie. Mir gefällt die Scheibe dann am besten, wenn es knackig und progressiv wird und dann am wenigsten, wenn das symphonische Element Überhand gewinnt. Ein weiteres starkes Lebenszeichen einer Band, die - den Erstling vielleicht mal ausgeklammert - noch keine schlechte Platte aufgenommen hat. Schön, dass ihr dranbleibt, Jungs!
Mac 

Punkte: 8.4 von 10
XERATH – III
Candlelight Records/Irascible
Xerath? Nie gehört! Ich nehme an, manchen von euch geht es genauso wie mir. Daher war ich auch so überrascht über das reife Album, das die Band mit "III" abgeliefert hat! Die Briten spielen einen Mix aus progressivem und symphonischem Metal mit einer gehörigen Portion Death/Thrash. Es gibt durchaus Leute, die das Djent nennen würden. Polyrhythmisches Riffing trifft auf Streicher und moderne Shouts. Und das auf einem Niveau, das sich gewaschen hat. Xerath hauen uns 14 Songs um die Ohren, die erst mal entdeckt sein wollen. Ein hartes Stück Arbeit, wenn man denn das neugierige Erforschen eines neuen Klangkosmos so nennen will. Wie eingangs erwähnt spielt das symphonische Element eine nicht unwichtige Rolle im Soundgefüge von "III". Die Produktion der Scheibe ist allerdings so transparent und knackig, dass sich durchaus auch Leute, denen das symphonische Element schnell einmal zuviel Platz einnimmt, für die Mucke von Xerath begeistern könnten. Jacob Hansen hat die messerscharfe Härte der Gitarren genauso herausgearbeitet wie die texturierende Vielfalt der Streicher und Keyboards. Ein spannendes Album auf Augenhöhe mit den Platzhirschen. Willkommen im Spiel, Xerath!
Mac 

Punkte: 8.4 von 10
SIBERIAN – Modern Age Mausoleum
Gaphals Records
Gus Ring, Linus Marron de Martin, Marcus Skön und Daniel Eklöw hatten unter dem ehemaligen Banner «Shrine» schon eine EP aufgenommen, bevor sie sich für ihr erstes Full-Length-Album einen neuen Namen verpassten. Disbelief ist die erste Band, die mir als Referenz zu Siberian in den Sinn gekommen ist. Vielleicht zocken die Schweden ihre Mucke eher etwas rasanter als das deutsche Groove-Kommando, doch wohnt ihr dieselbe Weltverdrossenheit und Wut inne. Sänger Gus ergibt sich zwar nicht ganz so infernalisch seinen Höllenqualen wie Disbelief’s Jagger, aber man hört dem Mann in jeder Sekunde seine Seelenpein an. Diese Apokalypse untermalt ein wummernder, angezerrter Bass, ein peitschendes Drumming und alles zermalmende Gitarren. Es ist eine Freude, diesen Herren bei der Präsentation ihres ganz persönlichen modernen Mausoleums zuzuhören. Daumen hoch!
Mac 

Punkte: 8.1 von 10
SCAR FOR LIFE - Worlds Entwined
Escape Music/Non Stop Music
Als erstes gefällt das mir das Starke Riff am Anfang vom Opener "Thirteen Revolution". Düster und druckvoll. Dann der unerwartet melodiöse Refrain dazu macht dies zu einem wirklich guten Song. Zeitweise klingt Sänger Rob Manicini wie eine melodiösere Version von Lemmy, gut zu hören bei "Because I Can", auch hier hört man ein cooles Riffing und einen tollen Refrain dazu. Immer wieder die zum Teil an Black Sabbath erinnernden Riffs. Und der eher tiefe Gesang passt gut zum Ganzen und hält die Songs allesamt etwas düster. Auch kann man im Gesang ab und zu etwas Phil Lynnot raushören. Mir gefallen gerade die etwas härteren Tracks wie "Promised Land", bei denen die Mischung aus düster und Melodie ganz besonders gut gelungen sind. Auch bei ruhigeren Tönen, "My Dark Serenade", machen die Herren um Gitarrist Alexandre Santos eine gute Figur und Rob zeigt, dass er sehr gefühlvoll singen kann, ganz starker Song. Dasselbe gilt auch für die Ballade "Wish You Well Tonight", schöne Gesangsmelodie. Und mit dem sieben minütigen Titeltrack endet dann ein überraschend gutes, teils im Hard Rock und Heavy Metal angesiedeltes viertes Album der Jungs von Scar For Life, das ich jedem zum Reinhören nur empfehlen kann.
Crazy Beat 

Punkte: 8.1 von 10
DARK FORTRESS – Venereal Dawn
Century Media/Universal
Schon die Vorabinformation über die Geschichte des Konzeptalbums klang spannend: Eine Welt, in welcher die Menschen sich vor dem Sonnenlicht schütze, indem sie sich mit dem Blut eines Opfers einschmieren. Doch dann wird eines dieser Opfer von einem gottähnlichen Wesen zu einem Geschäft überredet. Düstere Fantasy, gemischt mit philosophischen Hintergründen, dargebracht in musikalischer Form. Die Erwartung wird beim Opener noch geschürt, der Song lässt sich Zeit und zündet schliesslich nach zwei Minuten den ersten wirklichen Riff. Aber damit noch lange nicht genug, die Landshuter packen neben Chören noch untypische Soli mit in die ersten elf Minuten. Mutig, aber durchaus stimmungsvoll. Melodisch geht es auch im zweiten Song weiter, der sowohl akzentuierte (headbangtaugliche) Parts wie auch düstere Leads aufweisen kann. ‚Chrysalis‘ glänzt ebenfalls mit stimmungsvollen Melodien, packenden Rhythmen und abwechslungsreiche Vocals. Mein persönlicher Favorit, wenngleich ‚On Fever Wings‘ ebenso wunderschön wie aussergewöhnlich klingt. Das natürlich vor allem durch die arabische Sängerin und die Piano klänge, mit denen sich das Album äusserst würdevoll verabschiedet. Ein genussvolles, stimmiges Werk, welches perfekt für länger werdende Herbsttage geeignet ist. Vorausgesetzt, man mag aufwendige Kompositionen und melodisches Black Metal.
Tristan    

Punkte: 8.0 von 10
IN FLAMES - Siren Charms
Epic/Sony Music
In den über 20 Jahren, die die Schweden von In Flames mittlerweile im Metalzirkus mitmischen, dürften sie einiges erlebt und sich ein dickes Fell zugelegt haben. Das brauchen die (ehemaligen?) Melo-Deather auch, denn sie müssen aufgrund ihrer stilistischen Entwicklung einiges an Kritik und Boshaftigkeiten einstecken. Alte Fans und Metal-Puristen wenden sich angesichts neuerer Veröffentlichungenen schaudernd ab und fragen sich, was denn nur mit dem Death in Melodic Death Metal passiert ist, und manch einer unterstellt dem Fünfer Mainstream-Ambitionen - was durch den neuen Deal beim Major Sony sicherlich nicht grade widerlegt wird. Und ich kann euch, lieben Verfechtern der alten Schule, auch hier keine positiven Neuigkeiten verkünden: Die neueste Veröffentlichung "Siren Charms" - Studioalbum Nummer elf - geht den eingeschlagenen Weg konsequent weiter. Anders Fridéns Stimme ist prominenter denn je und er singt zum überwiegenden Teil clean - was er übrigens sehr gut macht - , die Songs sind melancholischer, weicher und eingängiger als je zuvor, es werden viele Samples und Electronica verwendet und Aggressivität sucht man vergebens. Dies alles ist aber keineswegs eine negative Entwicklung, sondern fühlt sich natürlich und organisch an, so scheint einfach der Weg von In Flames zu sein und die Scheibe hört sich auch ganz nach ihnen an. Björn Gelottes Riffing ist immernoch vom Classic Rock inspiriert und über die songwriterischen Qualitäten des Duos Fridén-Gelotte braucht man nicht zu diskutieren - die beherrschen ihr Handwerk wirklich. Von äusserst eingängigen Melodien, emotionalen Refrains mit gekonnten Vocals - teils auch gescreamt - geilen Rock-Riffs und Soli, über modernen Groove bis hin zu vielen filigranen Details ist alles vorhanden. Mir persönlich ist das alles etwas zu emotional, zu klagend, aber das ist Teil des Konzeptes. In Flames machen einfach ihr eigenes Ding und scheissen auf die Stimmen, die ihnen Ausverkauf, Verrat am Metal oder gar Altersmilde unterstellen - wie Björn im Interview mit metalfactory sagt: "Die sollen halt was anderes hören, uns geht das am Arsch vorbei". Ob es sich allerdings bei Siren Charms noch um Metal oder schon um Alternative Rock handelt, werde ich nicht entscheiden - qualitativ gibt's nichts zu mäkeln und alles andere ist Geschmackssache.
Lucie W.    

Punkte: 8.0 von 10
KISSIN' DYNAMITE – Megalomania
AFM Records/Musikvertrieb
Ähnlich wie Edguy starteten die Schwaben im zarten Alter von 15 bis 16 Jahren als Jugendband und konnten sehr schnell für Aufsehen sorgen. Das lag zu einem grossen Teil am sehr agilen Shouter Hannes Braun. Steht der meist hochtoupierte Blonde auf der Bühne, geht die Post ab und der Saal verwandelt sich schnell in einen Hexenkessel. Hannes nimmt die Fans sofort in seinen Bann und lässt erst wieder los, wenn der letzte Takt gespielt ist. Speziell die weiblichen Fans fressen dem Sympathikus aus der Hand. Das Einzige was man dem Quintett vorwerfen kann, ist die viel zu plakative und sich selber zur Show stellende Bühnenpräsentation, bei der der viel zu oberflächliche und von Manowar kopierte nackte Oberkörper von Gitarrist Ande das Fass zum überlaufen bringt. Aber konzentrieren wir uns auf die Musik… Nachdem das dritte Album „Money, Sex And Power“ in den deutschen Charts auf Platz 50 eingestiegen ist, sind die Erwartungen an einen neuen Longplayer hoch. Mit ihrem klassischen Metal, der nicht Halt macht vor sleazigen Attitüden, startet „Megalomania“ mit dem Opener „DNA“. Ein Track, der schon auf dem diesjährigen „Bang Your Head!!!“-Festival zu Ehren kam. Mit einem klaren „Gangnam Style“-Groove wird der vierte Streich der Deutschen kraftvoll eröffnet und beweist, dass die Herren songschreiberisch nochmals zugelegt haben. Dieser moderne, schon fast für die Massen geschusterte Sound ist der rote Faden des neusten Werkes. Einer der durch pompöse Fanfarenmelodien („Fireflies“) ergänzt wird und über dem der souveräne Gesang von Hannes steht. Dieses „Erwachsenwerden“ mit diesem Songwriting geht ein bisschen zu Lasten der unbekümmerten Art, wie man sie sonst von den Jungs kennt. Dadurch ist „Megalomania“ ein Album geworden, das sicher mehr als nur einen Hördurchgang benötigt, dabei aber immer mehr zündet. So, dass das von einem tollen Chor getragene „Deadly“, das von einer arschtretenden Schlagzeugarbeit (Andi Schnitzer) vorangetragene „God In You“, das sofort in die Beine gehende „DNA“, das schleppende und mit einem Hammerrefrain ausgestattet „Ticket To Paradise“ und die wunderschöne Ballade „The Final Dance“ zu den Höhepunkten der neusten CD von Kissin' Dynamite gehören. Fazit: „Megalomania“ ist ein cooles Album geworden, für das man sich aber Zeit nehmen muss und bei dem die modernen Grooves ab und an mehr zerstören, denn unterstützen. Weniger kann auch hier mehr sein...
Tinu    

Punkte: 8.0 von 10
REBELLIOUS SPIRIT – Obsession
Steamhammer/Musikvertrieb
Nach „Gamble Shot“ und der Gastreise als Support von Axel Rudi Pell können die Jungspunde von Rebellious Spirit nun mit dem zweiten Streich überzeugen. Kurz vor dem zweiten Teil der Tour von Axel Rudi Pell legen Jannick Fischer (Gesang, Gitarre), Corvin Domhardt (Gitarre), Jens Fischer (Bass) und Silvio Bizer (Schlagzeug) mit dem Titeltrack gleich fetzig los. Der Song zeugt von einer zusammengewachsenen Truppe und erinnert in der Machart an Kissin' Dynamite, als die Truppe um Hannes noch zu den heissesten Newcomern zählte. Rebellious Spirit rocken aus allen Rohren und machen Laune. „Lost“ überzeugt mit einem Chorpart, der sofort gefällt und speziell den weiblichen Fans Träume beschert, die früher von Kissin' Dynamite kamen. Die jugendliche, unbekümmerte und mit einer frischen eigenen Identität versehene Art von Rebellious Spirit hat eine faszinierende Art. Meine Güte, da gibt es sicher besseres Songmaterial in der heutigen Zeit, aber die lockere Art, wie die Jungs ihre Songs komponieren, hat einfach was Packendes, wie in „Silent Scream“. Auf „Obsession“ werden Rock-Nummern mit Dynamik und einem moderneren Gewand präsentiert. Der Sound geht aber nie in eine zu mechanische Richtung, sondern bleibt immer sehr erdig und groovig. So könnte eine Hard Rock/Metal-Boygroup klingen – Auch wenn wir keinen Sommer 2014 hatten, aber „Summer Moved On“ bringt die Sonne zurück in die kalte Stube. Darum! Gebt den Jungs eine faire Chance, verdient haben sie es sich und lasst euch von den Rhythmen in den Bann ziehen.
Tinu    

Punkte: 8.0 von 10
FINAL CUT - Massive Ressurection
Dr. Music Records
Nach dem eher unnötigen Intro „Pre Game“ hauen die Aargauer von Final Cut auf ihrem Debüt so richtig auf die Kacke und zeigen, dass sie nicht nur ihre Instrumente beherrschen, sondern anscheinend auch mächtig sauer sind! Sänger Patrick Härdi kreischt, shoutet, schreit und growlt was das Zeug hält und macht dem präzisen Soundteppich, auf dem er reitet, alle Ehre. Er hat grosse Variabilität in der Stimme - siehe z.B. auch den cleanen Einsatz bei Utopia - und nutzt die volle Bandbreite auch aus. Der Fünfer zockt Old School Thrash, der aber durchaus mal eine Hardcore-Anleihe aufweist und neben ultraschnellen Prügelattacken auch mit viel Groove zu überzeugen weiss. Der Energie entsprechend drehen sich die Songtexte um gesellschaftskritische Themen, Final Cut appellieren an den gesunden Menschenverstand und plädieren für Toleranz und Akzeptanz - das ist doch schon mal sehr löblich. Löblich ist auch, dass man es geschafft hat, einigen Songparts Ohrwurm-Charakter zu verleihen. Insgesamt ist das ein wirklich gelungenes Debüt das richtig Spass macht und man ist ganz traurig, dass es nach 10 Songs schon zu Ende geht… Doch halt, da kommt doch noch was: Humor beweisen die Jungs mit dem Abschluss von Lied Nr. 11, Santallion: Bargeräusche, dann folgt aberwitziges Klavierspiel. Sehr cool! Echt geile Scheibe, mit Final Cut werden wir in Zukunft noch rechnen müssen!
Lucie W.     
Punkte: 8.0 von 10
HYPNOS – Hypnos
Crusher Records
Ob es klug ist, seine Band nach dem griechischen Gott des Schlafes, dem Schlaf selber zu benennen? Im besten Fall denkt man an eine Doom-Band, im schlechtesten beginnt man zu Gähnen. Keines von beiden, und zwar nicht im Geringsten, trifft jedoch auf Hypnos zu. Deren selbst betiteltes Debut nämlich ist weder riffgewordene Langsamkeit noch macht es schläfrig. Im Gegenteil: Was das Quintett aus Göteborg auf seinem Erstling abliefert, ist eine geglückte Symbiose aus 70's Heavy Rock und früher NWOBHM, aus Schlaghose und Leder. Lässt der furiose, mit acht Minuten aber doch etwas gar lange ausgefallene Opener also noch frühe Priest und Maiden vor dem inneren Ohr erscheinen (was ja dann auch noch 70's wäre), erinnert der in der Strophe vorpreschende, sich im Refrain aber auf skandinavische Melancholie besinnende Titeltrack eher nach ihren Landsleuten Horisont (genauso wie die grossartige Vorab-Single „Mountain“), das bluesige „Nightmares“ hingegen an Graveyard, die beschwingt galoppierenden „Moving Too fast“ und „Invaders“ an Thin Lizzy, wobei auch Blue Öyster Cult hin und wieder um die Ecke schauen. So vielzählig dabei die Einflüsse, so homogen ist das Endergebnis, und das nicht zuletzt durch die helle, gleichzeitig ausdrucksstarke Stimme von Fronter Lasse, gepaart mit ebenso gekonnt eingesetzter Double-Lead-Gitarren-Arbeit. Der ganz grosse Wurf ist dem Fünfer mit ihrem Debut noch nicht gelungen. „Hypnos“ aber ist mindestens eine kleine Drohung für all jene Bands, die geglaubt haben, sie hätten den Retro-Thron auf Nummer sicher. Ein gelungener Einstieg einer Band, von der man noch viel hören wird. Hoffentlich!
Kissi     
Punkte: 8.0 von 10
IRON REAGAN - The Tyranny Of Will
Relapse Records/Non Stop Music
"The Tyranny Of Will" profitiert von der Zwanglosigkeit eines Nebenprojektes, denn zwei der Mitglieder sind hauptsächlich damit beschäftigt, weiteres geniales für die grandiosen Mucipal Waste zu produzieren. Iron Reagan spielen Crossover/Thrash in hoher Taktfrequenz. Der längste Song dauert zwei Minuten und der kürzeste, inklusive Intro, lediglich zwölf Sekunden. Zwar kommt das Durchgerattere nicht so anstregend daher wie bei Brutalcore, jedoch hätte den Songs mehr Laufzeit durchaus gut getan, denn Iron Reagan beschäftigen sich auf 24 Songs in der knappen halben Stunde mit Sozialkritik, und wer etwas zu sagen hat, sollte auch genügend Zeit dafür kriegen.
Steve Butcher     
Punkte: 8.0 von 10
BELFRY - Rest In Pieces
Dr. Music Records
Die 2002 gegründeten Belfry haben satte 12 Jahre gewartet, um mit "Rest In Pieces" ihr Debut zu veröffentlichen. Lediglich mit einer Demo (2008, "Reincarnation") und einer Single-CD (2011, "Hate") konnte man sich abseits von den unzähligen Konzerten der Düsseldorfer Band vom angenehmen Melodic/Death von Belfry überzeugen. Zwar legen die Rheinländer wert auf ihre Horror-Affinität und den dazugehörigen brachialen sound mit schnellen Blastpassagen und tiefen Growls, vergessen dabei jedoch nicht, hie und da eingängige Mitsing-Parts einzubauen, was dem Ganzen mehr Spannung und Wiederspielbarkeit verleiht. Einziger grosser Kritikpunkt ist die dem Sound unwürdige Produktion, nicht, dass diese schlecht wäre, doch mit den richtigen Regeldrehungen an den entsprechenden Orten wäre viel mehr aus der Platte zu holen gewesen.
Steve Butcher     

Punkte: 8.0 von 10
NOTHGARD – Age Of Pandora
Trollzorn Records
Seit der Veröffentlichung des Debuts im Jahr 2011 hat sich im Hause Nothgard einiges getan. Der Albumtitel und das modern gestaltete Cover machen deutlich, dass man der germanischen Mythologie den Rücken gekehrt hat. Als Konzept wurde diesmal die griechische Mythologie um Pandora gewählt, um in metaphorischer Weise auf zeitgenössische Themen anzusprechen. Das Intro wirkt zwar nur halb so episch wie dies wohl geplant war, dafür geht es im Anschluss gleich ordentlich zur Sache. Der rasante Melodic Death im Stile Children Of Bodoms lässt den Stimmungsbarometer hochschnellen. Liebhaber von eingängigen Melodien und prägnantem Riffing kommen voll auf ihre Kosten. 'Blackened Seed' schliesst da ziemlich nahtlos an, abgesehen von den Synthesizerklängen, welche - nun gut eingebettet - auch ihre Wirkung entfalten. Bei 'Black Witch Venture' wird der Härtegrad nochmals etwas hochgeschraubt. Der vielseitige Song wird von einer ziemlich verstörenden Kinderstimme eingeleitet. Dann bricht das Gitarrengewitter los und Frontmann Dom R. Crey packt die dunkelsten Growls hervor, die sein Stimmorgan hergeben. Der Refrain erinnert nicht nur hinsichtlich der Textzeile an P.O.D.'s 'Youth Of The Nation'. Auch beim Refrain des darauffolgenden 'In Blood Remained' lassen sich in Kombination mit der Frauenstimme gewisse Ähnlichkeiten zu Suidakra feststellen. Trotz Referenzen zu diversen anderen Bands gelingt es Nothgard doch, ihren eigenen Stil herauszuschälen. Hauptverantwortlich sind hierfür die drei Gitarren im Line-Up, die viele Doppelleads zulassen, ohne auf ein ordentliches Rhythmusbrett verzichten zu müssen. Insgesamt eine reife Leistung der Deggendorfer Jungs.
Patricia L.    

Punkte:
7.8 von 10
STEAK – Slab City
Napalm Records/Universal
England hat viele Rockgenres massgeblich geformt, wenn nicht sogar begründet. Vom Vorläufer Beat über Hard Rock, Heavy Metal bis Hardcore, Punk und Indie. Es mag am feuchten Wetter liegen, dass die Briten zumindest in Sachen Stoner Rock (der ja bekanntlich auch Desert Rock geheissen wird) ihrer grossen Schwester USA weit unterlegen sind (einzige Ausnahme: Orange Goblin). Eine Band, die das ändern will: Steak. Ohne Zögern rifft sich der Vierer aus London nämlich seit 2010 staubtrocken durch Regen und Nebel, bringt den Wüstenstaub auf die Insel. Und mit „Slab City“ gibt es das, nach zwei zumindest in der Szene Aufsehen erregenden EP's, endlich auch als Langeisen. Schon nach dem noch eher dröhnenden, abgespacten Intro-Track „Coma“ denkt man dabei nur noch an einen Namen: Kyuss. In jedem Riff, vom beginnenden „Liquid Gold“ bis zum achtminütigen Finale „Rising“ geben die Gründerväter John Garcia, Josh Homme & Co. die musikalischen Leitplanken vor, haben die Blaupause zu jedem einzelnen Riff schon vor fast zwei Jahrzehnten vorgegeben. Das macht Songs wie der fiebernde Titeltrack, der Stampida-Mosher „Roadhead“ oder den schleppenden Heavy-Blueser „Machine“ zwar nicht zwingend schlecht, im Gegenteil! Das Quartett hat seine Hausaufgaben gemacht, doch klingt Eigenständigkeit natürlich anders. „Slab City“ ist ein souveränes Stoner-Debut, ohne Ausschläge nach unten, aber auch nicht nach oben. Der grosse Stoner-Wurf bleibt England aber, Orange Goblin ausgenommen, noch immer schuldig.
Kissi    

Punkte:
7.8 von 10
AMPLIFIER – Mystoria
Superball Music
Locker und luftig kommt es daher, das neue Album von Amplifier. Alternatives Independant-Flair herrscht vor. Das heisst allerdings keineswegs, dass den Songs auf "Mystoria" keine Tiefe innewohnt. Mit «Magic Carpet» hauen die Briten gleich zum Auftakt in die Vollen. Das hypnotische Instrumentalstück reisst mit und wartet mit coolen Melodien auf. In der Folge erwarten uns rifflastige, fuzzige, und psychedelische Rocksongs. Mal etwas gradliniger wie bei «The Meaning Of If», mal etwas gewöhnungsbedürftiger wie bei «Cat’s Cradle», aber immer ein ansprechendes Mindestniveau haltend. Das famose Abschlussduo bilden das ruhige «Crystal Mountain» und das flirrende «Crystal Anthem». Und falls die Repeat-Funktion aktiviert ist, fügt sich «Magic Carpet» nahtlos wieder an. In der Summe ist Amplifier mit "Mystoria" ein eher leichtes Album mit dem Potential zur Nachhaltigkeit gelungen.
Mac    

Punkte:
7.8 von 10
RAGE NUCLEAIRE – Black Storm Of Violence
Seasons Of Mist/Irascible
Im Gegensatz zum ersten Album der Kanadier schafft Black Storm Of Violence, gleich zu Beginn die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Und das nicht durch grossartige Experimente, sondern durch das schlichte Geknüppel und Gepolter, welches kompromisslos auf den Hörer eindrischt. Mord und Totschlag, Krieg und Zerstörung in der ganzen Bandbreite, mitten durch das Trommelfell. Bei diesen Worten könnte man jetzt auch an Endstille denken, aber neben der Produktion klingt auch das Songwriting des kanadischen Projektes ganz anders. So klingen die Lieder nicht so monoton und zermürbend wie die Kieler Maschinerie, fährt sogar bei fast jedem Song Samples auf. Selbstverständlich alles andere als Ponyhofklänge. Auch eingestreute Pianopassagen (bei ‚Goddess of Filth‘ beispielsweise) oder Keyboardbegleitungen (diverse Songs) steuern klar in eine andere Richtung, was den Stil und die Stimmung betrifft. Dennoch habe ich schon lange kein Album mehr gehört, dass so voller Aggression steckt. Der Titel trifft den Inhalt also sehr genau, wer zweifelt sollte sich ‚Le Grand Mal De Vivre‘ oder den Titeltrack geben. Ein durchaus würdiger Abschluss und wer weiss, vielleicht gibt es ja dann doch einmal eine weitere Scheibe.
Tristan  

Punkte:
7.7 von 10
WORK OF ART - Framework
Frontiers Records/Musikvertrieb
Mit "Artwork" (2008) und "In Progress" (2011) haben die AOR-orientierten Jungs um Sänger Lars Säfsund zwei starke Alben veröffentlicht. Nun legen die Schweden mit "Framework" ein weiteres AOR-Werk nach, das sich hinter den beiden Erstlingen nicht zu verstecken braucht. 11 zeitlose Songs werden hier geboten, die einfach Spass machen beim Anhören. "How Will I Know" geht sofort ins Ohr und glänzt mit einer tollen Melodie. Oder auch "Can't Let Go" schlägt in die gleiche Kerbe. Hier spürt man die Freude, die man beim Musizieren hat. Die Mischung der Gitarren und den Keys ist gut gelungen, dazu die knackigen Drums, die tolle Stimme von Lars und über allem die melodiösen Chöre, hier stimmt einfach alles, was es für gute Songs braucht in diesem Genre. "How Do You Sleep Tonight" könnte durchaus auf einem Toto-Album zu finden sein und gehört den Top Songs dieses Albums. Die Tracks wurden fast alle von Gitarrist Robert Säll geschrieben, nur bei den Texten war Sänger Lars behilflich. Hie und da hört man ausser Toto auch so ein bisschen Survivor raus, aber nicht zuviel, so dass man noch genug eigenständig klingt. Weitere Anspieltipps sind das rockige "The Machine" toll gesungen von Lars und "Natalie“, eine ebenfalls rockige Nummer mit starkem Refrain. Ich denke AOR-Fans wird "Framework" sehr gefallen, da die Schweden durchgehend etwas rockiger zur Sache gehen als andere Bands in diesem Genre. Ich kann nur sagen: starkes drittes Album der Nordländer.
Crazy Beat  

Punkte:
7.7 von 10
ASTRAL DOORS - Notes From The Shadows
Metalville/Musikvertrieb
Damit hatte ich eigentlich nicht gerechnet, denn erstens sind Astral Doors kompositorisch wie erfolgstechnisch auf eher stagnierender Mission und zweitens schien der vielbeschäftigte Frontmann Patrik Johansson mit Civil zwar einen ähnlichen, aber neuen Weg mit vier (!) ehemaligen Musikern von Sabaton zu beschreiten. Das Debüt «The Killer Angels» kam just auf den ersten Live-Auftritt am letztjährigen "Sweden Rock" heraus und da das nächste Album der Bürgerkrieger wohl erst 2015 geplant ist, stellte Mr. Johansson offenbar fest, dass die letzte Astral Doors Scheibe bereits drei Jahre auf dem Buckel hat. Wie dem auch sei, nun ist es also da, das siebte Album und mit ihm all die hohen Erwartungen derer (mich eingeschlossen), die sich die Hitdichte der ersten zwei Meisterwerke wieder herbei sehnen. Nach dem standesgemässen Opener «The Last Temptation Of Christ» ist zumindest klar, dass Astral Doors nach wie vor über ihren eigentümlichen Sound definiert werden können. Axeman Joachim Nordlund lässt hier ausserdem gleich ein paar sehr feine Licks vom Stapel. Ins gleiche Horn stösst danach «Disciples Of The Dragon Lord» und spätestens jetzt bei «Wailing Wall» oder «Shadowchaser» müsste die Zündung erfolgen, ein Hammer-Riff oder die hirnrindeneinfräsende Melodie folgen! Das passiert aber nur bedingt und der zuletzt genannte Song ist zwar (wieder vor allem wegen der Gitarrenarbeit!) ganz ok, doch trotz der coolen Clean-Parts drückt Rainbow's «Man On The Silver Mountain» für meinen Geschmack zu fest durch und lässt diesen Klassiker im Gehör hartnäckig festkleben. Als schliesslich bei «Hoodoo Ceremony» die Hammond-Orgel zuerst als Intro zu «Southern Conjuration» einsetzt, bin ich zuversichtlich, dass mich «Notes From The Shadows» nun doch noch mit einem Donnerschlag endlich aus meiner Lethargie heraus holt. Was dann folgt, ist wiederum voll in Ordnung, mehr aber nicht. Es kickt beim ersten Durchgang einfach nur spärlich und die Melody-Lines scheinen sich in zig Variationen immer wieder zu wiederholen. Im Nachgang ist es wiederum Nordlund, der den Unterschied macht. Für meine Ohren schon fast unglücklich klingt es dann bei «Walker The Stalker», wie das Eingangs- und Hauptriff nach Zakk Wylde bei Ozzy's «Miracle Man» klingt oder etwas entfernter bei «Hey Angel» von Dio angesiedelt ist. Sowas bringe ich dann nicht (bis nie) mehr aus dem Schädel raus. Besser vermag da «Desert Nights» mit seinen eher untypischen "Slowparts" zu gefallen, deutlich hörbaren Backing Vocals und zwischendurch mal gar cleaner Stimme von Patrik. Der Rest ist wieder ordentlich, haut mich jedoch nicht wirklich um. Mag sein, dass es andere ganz anders beurteilen, aber «Notes From The Shadows» reiht sich fliessend bei den letzten fünf Alben ein, die «Of The Son And The Father» und «Evil Is Forever» das Wasser seither nicht mehr reichen können.
Rockslave  
Punkte:
7.5 von 10
ICHOR - Depths
Bastardized Recordings
Die aus Trier stammenden Ichor veröffentlichen nach "The Siege" (2009) und "Benthic Horizon" (2010) mit "Depths" ihr drittes Album. Die Kombo spielt brachialen Death der Marke Behemoth oder Vader, und da triftt es sich gut, dass die Neue Platte im polnischen Hertz Studio entstand, in welchem eben diese Bezugsquellen ein und aus gehen. Der grundsolide Sound der Scheibe unterstützt die Songs, welche im Vergleich zu dem Vorgänger zwar weniger überraschender und breiter daherkommen, dafür aber ultra treibend und brachial. Wo man auf "Benthic Horizon" noch mit unvorhersehbaren Taktwechseln und modernerem Riffing punkten konnte, steht heute reduzierter, klassischer Death auf die Fahne geschrieben, und das ist gut so.
Steve Butcher  
Punkte:
7.5 von 10
STEVE ROTHERY BAND - Live In Rome (2 CDs / DVDs) (live)
InsideOut Music
Die „The Ghosts Of Pripyat“ betitelte Soloscheibe des Marillion-Gitarrenmagiers Steve Rothery erscheint zwar erst am 22. September, aber er liess es sich offenbar nicht nehmen, mit Ausnahme des Titelsongs gleich alle darauf enthaltenen Tracks Anfang dieses Jahres im ausverkauften Cross Roads Live Club in Rom mit seiner Begleitband zum Besten zu geben und jetzt in Form einer Doppel Live-CD und DVD schon mal vorab zu veröffentlichen. Eine etwas seltsame Vorgehensweise, aber sei’s drum, denn im Endeffekt lohnt es sich für den Proggie immer noch, sich gleich alle Versionen von Steve‘s kleinen Prog-Zauberwerken anzuschaffen. CD Nummer eins enthält sechs ausgiebige Instrumentals, welche unmissverständlich Rothery‘s Weltklasse als Songwriter und Gitarrist offenbaren. Sein lockerer, luftiger Stil entfaltet sich wunderbar in den langen, aber zu keinem Zeitpunkt langweiligen Nummern, und dank der Hinzunahme von Zweitgitarrist Dave Foster (Mr. So & So) kann man sich neben den eher filigranen Spielereien auch an zweistimmigen Passagen und furiosen Soloduellen erfreuen. Interessanterweise folgen alle Songs dem gleichen Muster, sie beginnen eher zurückhaltend, steigern sich dann nach und nach, um schliesslich in einem grandiosen Finale zu kulminieren. Klingt im Ansatz wenig spektakulär, funktioniert aber wunderprächtig. Auf der zweiten CD widmet sich der Meister der langen Bandgeschichte von Marillion und lässt Klassiker wie „Afraid Of Sunlight“, „Easter“ oder „Sugar Mice“ von seinen Gästen am Mikro, Manuela Milanese und Alessandro Carmassi, darbieten, berücksichtigt somit gleichermassen Songs aus der Fish- und aus der Hogarth–Phase. Natürlich können die Stimmen von Milanese und Carmassi nie und nimmer gegen das charaktervolle Organ eines Fish anstinken, das hat in all den Jahren nicht mal sein Nachfolger Steve Hogarth geschafft, aber unterm Strich ist das Jammern auf hohem Niveau, denn sie liefern einen soliden Job ab und verleihen den Songs mit ihren Stimmen einen neuen Charakter. Zu guter Letzt folgt eine nette Geste in Richtung RanestRane, einer lokalen Prog Rock-Band, welche auch schon das Vergnügen hatte, zusammen mit Hogarth und Rothery auf ihrem Konzeptalbum “A Space Odyssey” zu musizieren. Mit deren Keyboarder Riccardo Romano als weiterer Gast werden die Nummern „Materna Luna“ und „Monolith Pt. 2“ gespielt, welche mit ihrem leichten Dream Theater–Touch einen angenehmen Kontrast zu den Marillion-Standarts bilden. Auch wenn die Diskussion über Sinn und Zweck eines Livealbums immer noch in vollem Gange ist, kann ich diesen leckeren Doppelschlag jedem Progrock Fan nur wärmstens empfehlen.
Mirko B.   
Punkte:
keine Wertung
STALLION – Rise And Ride
High Roller Records/Musikvertrieb
Wilden 80er-Old-School Heavy Metal donnern uns Stallion um die Ohren. Und tatsächlich darf hier noch alles so klingen, wie auf alten Iron Maiden- und Judas Priest Scheiben. Der Bass ist also dominierend, die Stimme irgendwo zwischen richtigem Gesang und Scheitern und die Gitarren-Riffs sitzen. Die ersten paar Lieder wie „Rise And Ride“ machen durchaus Spass. Die Gitarren-Soli überzeugen und auch Refrains sind auszumachen. Stallion erklingen mal fast thrashig bei „Stigmatized“, mal stampfig bei „Canadian Steel“ und „Bill To Pay“. Gerade Letzteres könnte aus einer Frühphase von Accept stammen. Gegen Ende des Albums staunt man immer noch über die Ideenvielfalt der Band, hängt aber geistig langsam ab. Trotzdem können diese Jungspunde überzeugen. Denn verbinden sie ihren Sound mit einer anständigen Bühnenshow, könnte dies eine explosive Mischung geben. Die Musik dazu haben sie bereits. Fazit: Gegen oben ist noch Luft, gegen unten allerdings auch! Auf das Gros der Konkurrenz können Stallion mit „Rise And Ride“ aber bereits runter schauen.
Roger W.  

Punkte:
7.5 von 10
SUNLESS SKY - Firebreather
Pure Steel Records/Non Stop Music
Hin und wieder gibt’s auch positive Überraschungen in dieser Branche: Das Debüt von Sunless Sky ist eine davon! Der erste Blick aufs Album-Cover liess mich Übles ahnen, sieht es doch aus wie ein Photoshop-Fail der billigsten Sorte … Doch siehe da, das alte Sprichwort “don't judge a book by its cover“ gilt offensichtlich auch für CDs, denn was mir da entgegenschallt ist feinster US-Powermetal der alten Garde! Und das mein ich wortwörtlich, denn Frontmann Juan Ricardo war schon in den 80er/90er Jahren bei den Kultbands Attaxe und Ritual aktiv und auch Gitarrist Harry Hillock kann auf 15 Jahre Erfahrung bei Erecto Jector zurückgreifen. Entsprechend ausgereift kommt denn auch dieses Debüt daher – galoppierende Riffs mit einigen sehr geilen Solos eingestreut, epische Melodiebögen und Stimmungsaufbauten à la Iced Earth und vor allem sehr abwechslungsreiche Kompositionen prägen diesen Silberling. Sunless Sky zelebrieren den melodiösen US-Powermetal und treten damit in die Fusstapfen von Vorgängern wie Vicious Rumors und Metal Church. Fazit: Ein sehr solides Debütalbum, das mit rund 14 Tracks in knapp 60 Minuten zwar ein wenig lang geraten ist, dafür aber auch durch Qualität glänzt. Anspieltipps: “Grind You Down“ und “Candys Gone Bad“.
Patricia H.  

Punkte:
7.5 von 10
GODSMACK - 1000hp
Spinefarm Records/Universal
Wenn einer eine vergleichbar ähnliche Stimme wie Metallica’s James Hetfield hat, dann ist das der Sänger von Godsmack, Sully Erna. Die Bostoner Supertruppe hat schon ca 20 Millionen Tonträger weltweit verkauft, was vielleicht auch ein Grund dafür ist, dass Erna so gleich klingt wie Hetfield. Sonst bewegen sich die US-Boys im Rock/Alternative-Genre mit coolen Riffs und melodiösen Harmonien. Neuigkeiten im Stil von Godsmack gibt es nicht, man kriegt bewährte Hausmannskost, die sich in den Staaten sicherlich gut verkaufen lässt. Hierzulande werden es die Ostamerikaner schwerer haben, denn das Songwriting ist nicht schlecht, aber vieles plätschert zu uninspiriert aus den Lautsprechern heraus. Ein Album für Fans oder die es noch werden wollen.
Daniel J.  

Punkte:
7.5 von 10
MY DOMINION - Consumed
Nihilistic Empire Records
Endlich rückt das Essener Death Metal–Kommando sein Debut raus, und ich muss eingestehen, dass die Vorschusslorbeeren, die der Band im Vorfeld der Veröffentlichung zugetragen worden sind, durchaus verdient waren. Das zugegebenermassen nicht gerade neue Konzept einer ausserirdischen Invasion der Erde wurde in dreizehn (Intro inklusive) schmissige, äusserst abwechslungsreiche Nummern gepackt, welche genau jene Kundschaft zufrieden stellen dürften, denen In Flames inzwischen etwas zu seicht, Six Feet Under zu einförmig und The Black Dahlia Murder zu wenig melodisch sind. Wenn ich schon Vergleiche anstellen muss, dann kämen mir bestenfalls Amon Amarth in den Sinn („My Darkest Trail“), nur eben vielschichtiger, kompositorisch sowie auch dank der variablen Gesangsleistung von Fronter Martin RedSky, und in einem etwas moderneren Gewand. Dass sich das Gros der Tracks im gehobenen Mid Tempo bewegt und Doublebass- sowie Blastbeat-Attacken nur gezielt und punktuell eingesetzt werden – das Gleiche gilt übrigens für den sporadisch vorkommenden, absolut kompetenten Cleargesang – verschafft dem Quartett noch einen weiteren fetten Pluspunkt. Für genügend Abwechslung ist somit gesorgt, egal ob brutale Riffattacken oder melodische Einsprengsel, Hyperspeed-Rasereien oder schon fast doomige Schwerfälligkeit („Killing Spree“, „Believe“), My Dominion marschieren souverän über jedes noch so unwegsame Terrain, ohne zu straucheln. Das ist Death Metal, wie ich ihn ganz besonders mag, mit viel Melodie und noch mehr Groove, der sofort in den Nacken fährt. „Consumed“ knallt richtig heftig, Freunde anspruchsvoller Melodeath-Klänge sollten die Scheibe unbedingt anchecken.
Mirko B.   

Punkte:
7.5 von 10
SONS OF MORPHEUS – Sons Of Morpheus
Deepdive Records
Also doch noch! Also doch noch eine Band, die sich aufmacht, die Schweiz im momentan so angesagten Retro-Rock-Zirkus zu vertreten. Stoner- und Doom-Bands gibt es hierzulande ja (No Mute, shEver, Ilja, Hellroom-Projectors, Pylon, um nur einige zu nennen), doch so eine richtige Vintage Retro 70's Band, das fehlte bisher noch. Sons Of Morpheus, so nennt sich die Truppe. Deren Kopf, Gitarrist und Sänger Manuel Bissig, rockte bisher auf Mundart als Rozbub, doch so exotisch sein Ansatz (Hard Rock meets Dialekt) auch war, Englisch steht der E-Gitarre einfach besser. Man stelle sich nur mal vor, wie der sowohl auf der Gitarre wie stimmlich versierte Fronter zum deftig einleitenden Heavy Rocker „Pay For Me“ die Worte „Zahl für mi!“ ins Mikro geshoutet hätte. Nein, so ist es besser. Denn das Power-Trio, das macht es auf seinem Debut unmissverständlich deutlich, braucht keinen zusätzlichen Schnickschnack, um Aufsehen zu generieren. Ob mal schnoddrig straight an Schweden wie die Backyard Babies orientiert („Seed“, „Sugar Boogie“), auf psychedelischen Pfaden Jim Morrison hinterher marschierend (im grossartigen „Wasted Blood“ und „Further Boogie“) oder entfesselt den Blues rausjammend („Head In The Clouds“, „Eye Of The Storm“), die Luzerner wissen, wie es geht, bestechen mit Virtuosität genauso wie mit eingängigen Hooklines. Und wenn man zu funken weiss, wie Grand Funk Railroad zu ihren besten Zeiten (Mann ist dieses „My Baby Likes To Boogaloo“ sexy!), dann muss man sich keine Sorgen machen, ob denn die Gäste des nächsten Gigs auch wirklich feiern. Schade nur, dass die zweite Hälfte der Platte das Niveau der ersten nicht ganz halten kann. Das düstere Psychedelic-Instrumental „Tsunami“ und der satte 9 Minuten dauernde, ebenfalls instrumentale, finale Space-Jam „Psilocybin“ sind zwar ganz nett, wirken insgesamt aber etwas belanglos und man hätte gut darauf verzichten können, genauso wie die ziemlich abgehalfterte 08/15-Blues-Ballade „Dragonfly“ und das etwas härtere „Demons Rising“. Mut zur Kürze, das gilt nicht nur bei Songs, sondern auch bei Alben und auch beim ausufernden Retro-Rock. Und der Hitparade gefallen muss man als Rockband übrigens auch nicht. Wann sagt das endlich eine junge (Schweizer) Band?
Kissi   

Punkte:
7.4 von 10
CANCER -
To The Gory End, Death Shall Rise, The Sins Of Mankind, (Re-Releases)
Cyclone Empire
Bereits 1988 gegründet haben die Briten von Cancer seither einige Turbulenzen durchschifft. Zweimal trennte man sich (1996 und 2006) und es erschienen insgesamt fünf Studioalben. 2013 reformierte sich die Old School Death Metal-Truppe erneut und zwar in Originalbesetzung, was nun zur Re-Release ihrer ersten drei Studioalben durch Cyclone Empire führt. Das Debut To The Gory End wurde in Wales aufgenommen aber in den Morrisound Studios in Florida gemastert und erschien 1989. Die Re-Release beinhaltet neben den acht remasterten Originaltracks auch zwei Demos als Bonus, die zwar veröffentlicht aber nicht auf To The Gory End waren. Trotz Remastering darf man sich hier soundtechnisch auf ziemliches Gerumpel und Geknattere einstellen - vor allem bei den beiden Demos, huiuiui - aber das ist geil und gehört sich so für eine Scheibe von 1989. Anspieltipp: Die Die (mit Backing Vocals von Obituary’s John Tardy). Death Shall Rise erschien zwei Jahre später und wurde auch in den Morrisound Studios aufgenommen, diesmal mit Unterstützung von James Murphy an der Gitarre (Obituary, Agent Steel) und Glen Benton (Deicide) bei den Backingvocals (zu hören z.B. bei Hung, Drawn and Quartered). Produktionstechnisch ist man ein gutes Stück auf der Qualitätsleiter nach oben geklettert, der Florida-Style kommt noch etwas stärker durch als beim Vorgänger. Das Album bekam einige Aufmerksamkeit, zum einen, weil es in Deutschland verboten wurde, zum anderen aber auch, weil es einfach ein geiles Stück Death Metal ist und vom Terrorizer zu den 40 besten Death Metal-Alben gezählt wird. Auf der Re-Release sind als Bonus zwei Live-Tracks von 1992. 1992 folgte auch schon Studioalbum Nummer drei: The Sins Of Mankind. Ich finde es deutlich variantenreicher als die beiden Vorgänger und auch soundtechnisch wiederum ein Stückchen ausgereifter. Als Bonus-Tracks haben es zwei Working Demos auf die Re-Release geschafft, beide von 1992 und ohne Vocals. 1994 unterschrieben Cancer als eine der ersten Bands des Genres einen Major-Deal bei East-West, was aber ziemlich nach hinten los ging, denn 1996 beschloss man sich wegen „Major Label Bullshit“ aufzulösen. Sehr schade eigentlich, dass Cancer die letzten sieben Jahre nichts zusammen gemacht haben - aber besser jetzt wieder als nie. Fans alter Obituary, Unleashed, Six Feet Under, Bolt Thrower, Deicide oder auch Death, die von Cancer noch nichts besitzen, müssen hier unbedingt zugreifen. Cancer sind ein Stück Death Metal-Geschichte, diese Alben gehören zu den Klassikern des Genres und somit in jede anständige Sammlung.
Lucie W.   
 
Punkte: keine Wertung
HALCYON WAY – Conquer
Massacre Records/Musikvertrieb
Die Amerikaner Halcyon Way haben sich einer eigenständigen Mischung aus Melodic Metal, Pop und Death Metal gewidmet. Diese klingt auch auf dem neuen Album spannend, ohne dabei aber in den Klassiker-Himmel vorstossen zu können. Für Letzteres fehlen schlicht die Hits, die einem nie mehr aus dem Gedächtnis raus wollen. Auf der Haben-Seite stehen jedoch Lieder wie „Web Of Lies“, „Militant“ oder „King Of Ruin“, welche immer von der Spannung zwischen Melodie und Härte leben. Hier trifft klarer Gesang auf Gekeife – manchmal abwechslungsreich, manchmal parallel gesungen. Im gleichen Spannungsfeld bewegen sich die Gitarren, welche mal hart, dann wieder zuckersüss erklingen. “The Poisened Apple“ fährt gar mit einer poppigen Grundmelodie auf. Live könnten Halcyon Way ihr Publikum durchaus finden. Auf Albumlänge ermüdet einen diese Mischung aber – und dies, obwohl sie durchaus innovativ ist. Fürs nächste Album würde ich mir deshalb wünschen, dass die Spannungsfelder noch klarer heraus gearbeitet werden. Insgesamt ist "Conquer" aber ein Album, welches im Detail erneut aufhorchen lässt.
Roger W.
   
Punkte:
7.4 von 10
NUCLEUS TORN – Street Lights Fail
Prophecy Productions
Mit "Streets Lights Fail" veröffentlichen Nucleus Torn den ersten Teil des geplanten Doppelalbums. Die fast 40 Minuten Spielzeit werden mit nur gerade drei Titeln ausgefüllt. Dass unter dieser Begebenheit kein konventioneller Songaufbau zustande kommt, überrascht kaum. Den braucht es bei dieser Art von musikalischer Kunst auch nicht. Der unbenannte Opener wird dominiert von Piano- und Dulcimerklängen, zwischen welchen die Stimme von Anna Murphy und das stellenweise jazzig angehauchte Schlagzeug zum Vorschein kommen. 'Worms' beginnt mit progressiven Gitarrenklängen im Stile von Enslaved. In der Folge wechseln sich sanfte, teilweise hypnotisch wirkende Songteile mit interessanten Harmonien und besonders eindringliche Stellen, die postapokalyptische Stimmung verbreiten. In der letzten Minute schaukelt sich der Sound kontinuierlich hoch. Und dann ist es aus - mit einem Schlag. Nach einigen Sekunden der Stille werden langsam wieder Geräusche hörbar, die weit aus der Ferne klingen. Diese fliessen irgendwann über in zunächst reibende und dann harmonischer werdende Klavierakkorde. Abermals wird die Stille gelegentlichen von vokalen und instrumentalen Ausbrüchen durchbrochen. Nucleus Torn gehen auf "Streets Lights Fail" keine Kompromisse ein und spielen das, was ihnen in dem Moment gerade als richtig erscheint. Als Hörer muss man sich stark eingeben und nicht jede und jeder wird den Zugang finden. Wer gerne weiter abtaucht, kann sich auf die Fortsetzung freuen, die 2015 in Form von "Neon Light Eternal" erscheinen soll.
Patricia L.   

Punkte:
7.4 von 10
ALGEBRA - Feed The Ego
Unspeakable Axe Records
Die Thrash Metal Band Algebra wurde 2008 in Lausanne gegründet und kann als Output bisher eine Demo, eine EP und ein Studioalbum verzeichnen. „Feed The Ego“ ist nun das zweite Full Length-Album mit dem die Thasher glücklicherweise nicht in mathematisch komplexe Gefilde abdriften, sondern bleiben sehr nahe am handelsüblichen Gedresche. Die Stärke der Romands liegt ganz eindeutig im Riffing und ausser bei der Ballade „My Shelf“ bewegt man sich in thrashtypisch rasantem Tempo, zeitweise aber auch im Midetempo-Bereicht. Eine Schwäche offenbaren die mehrstimmigen clean gesungenen Passage, die klingen oftmals etwas schief, der Sänger sollte doch schwerpunktmässig eher beim Shouten bleiben, das er besser beherrscht. Auch sonst schleicht sich gern mal eine etwas schräge Disharmonie ein und man fragt sich dabei, ob das gewollt ist oder nicht. Allgemein haben Algebra einen recht dunklen Anstrich und wirken düsterer und atmosphärischer als die meisten anderen Thash-Bands, die Riffs könnten teilweise fast dem Black Metal entlehnt sein. Mir gefällt diese Mischung recht gut, sie gibt dem Sound eine eigene Note. Diese müsste allerdings im Songwriting noch verstärkt ausgebaut werden, es bleibt doch dann nicht allzu viel hängen und die Songs haben ihre Längen. Wer auf guten alten Thrash steht, darf hier zugreifen - Algebra haben aber eben grade beim Songwriting und bei den melodischen Parts noch einige Luft nach oben.
Lucie W.   

Punkte:
7.0 von 10
GRAND DESIGN - Thrill Of The Night
AOR Heaven/Non Stop Music
Dies ist bereits das dritte Album von Grand Design, die sich hier dem 80er Hard Rock verschrieben haben. Und eines hört man fast bei jedem Song raus, nämlich die Parallelen zu Def Leppard. Und zwar oft und viel, das erkennt man schon beim Opener "U Got Me Good" und dem Nachfolgesong "Rawk N Roll Heart Attack". bei den Gitarren, den Drums und der Gesangslinie und natürlich den Chören. Nur Sänger Pelle Saether hat die etwas dünnere Stimme als Mr. Elliot. Und so rocken sich die Herren durch ein melodiöses, aber durchaus hörbares Album hindurch. Auch wenn der Def Leppard-Geist hier stark spürbar ist, gefallen die 10 Nummern trotzdem ganz gut. "The Rush Is Gone", "Rip Iddup" und solche Tracks rocken, und das ist ja die Hauptsache. Ich mag solche Gitarren-Riffs wie bei "Get Up N Love Someone", ist doch eigentlich egal, nach was oder wem sie klingen, Hauptsache es gefällt und rockt. Ich würde "Thrill Of The Night" nicht nur Def Leppard-Freunden empfehlen, sondern einfach allen, die melodiösen Hard Rock mögen.
Crazy Beat
  
Punkte: 7.0 von 10
ION VEIN – Ion Vein
Mortal Music
“Gut Ding will Weile haben” – das ist das auferzwungene Mantra aller Ion Vein Fans, die nun seit mittlerweile 11(!) Jahren auf den neuen Silberling der amerikanischen Powermetaller warten mussten… Nach dem Erfolg von “Reigning Memories“ (2003), das in eingeweihten Kreisen geradezu Kultstatus feiert, wurde es ruhig um die Band. 8 Jahre und diverse Line-Up-Wechsel später erschien erstmals wieder ein Lebenszeichen in Form zweier Digital EPs die eine deutlich härtere Gangart anschlugen, als man es von den früheren Alben kannte. So ist es für hartgesottene Fans auch kaum eine Überraschung, dass Ion Vein mit richtig deftigem Riffing und treibendem Double Bass aufwarten. Doch die wohl einschneidendste Veränderung ist der Wechsel am Mikrofon: statt Russ Klimsczaks progressivem Ansatz dominiert nun Scott Featherstones kräftige raue Stimme die Bühne. Das passt allerdings ganz gut zum grimmigeren Klangbild dieses selbstbetitelten Albums. Einzig verbliebenes Gründungsmitglied und Seele der Band ist Chris Lotesto (Gitarre, Keyboard, Percussion). Und noch ein bekannter Einfluss hat sich erhalten: Aufgenommen und abgemixt wurde das gute Stück wie zuvor von Neil Kernon, der auch bei Bands wie Queensrÿche, Nevermore und Redemption seine Finger mit im Spiel hat. Die “neuen“ Ion Vein hören sich denn auch tatsächlich wie eine Mischung aus den Genannten an. Allerdings fehlt mir persönlich hier die Abwechslung – die Tracks sind ein wenig zu voraussehbar und so richtige Highlights fehlen ein wenig. Mag vielleicht daran liegen, dass praktisch alle Tracks in angenehm Radio-tauglicher Länge gehalten sind – fast zu wenig Zeit für eine deftige Powermetal-Kompositon, um sich richtig entfalten zu können. Entsprechend ist einer meiner Favoriten das fast 6 Minütige “Alone“, wobei auch der erste Track “Fool’s Parade“ und das Schlusslicht “Twist of Fate“ überzeugen. Fazit: Fans der ersten Alben sollten vor dem Kauf vielleicht erst mal reinhören, denn “Ion Vein“ ist ein ganz anderes Kaliber als “Reigning Memories“ – welches von beiden besser ankommt bleibt noch abzuwarten…
Patricia H.   
 
Punkte: 7.0 von 10
NUCLEAR WARFARE - Just Fucking Thrash
MDD Records
Schon 13 Jahre gibt es die Stuttgarter Thrash Metal-Band Nuclear Warfare. Dieser Satz klingt ziemlich trocken, doch so trocken klingt ihr neuestes Werk „Just Fucking Thrash“ nun wirklich nicht. Eine gewisse Ähnlichkeit mit Tankard kann man den Schwaben ankreiden, ist aber keine Schande und hier auch nicht so schlimm. Die 10 Tracks thrashen natürlich sofort los und überzeugen mit einem coolen Songwriting. Ein deutscher Song „Ich mag Bier“ ist auch auf der Scheibe enthalten, ist aber bei weitem nicht der beste Song von "Just Fucking Thrash". Das Artwork ist auch thrashig, ja hier hat man eigentlich nicht viel zu meckern, ausser, dass sich die Süddeutschen an der Konkurrenz, die ja bekanntlich präsent ist, die Zähne ausbeissen werden.
Daniel J.  
 
Punkte: 7.0 von 10
CRIMSON SHADOWS – Kings Among Men
Napalm Records/Universal
Dragonforce meets Children Of Bodom. Das wär eine mögliche Beschreibung des Sounds der Kanadier. Dass sie 2013 den W:O:A Metal-Battle für sich entscheiden konnten, spricht dafür, dass sich ihre Musik doch gewisser Beliebtheit erfreut. Bei mir kann diese Kombination nicht wirklich Freude erwecken, daher versuche ich, das Gehörte mit etwas Distanz zu beschreiben. In Sachen Geschwindigkeit müssen sich Crimson Shadows vor niemandem verstecken, wär ja auch überraschend, wenn ausgerechnet Kanadier, deren Landsleute von Kataklysm oder Into Eternity Geschwindigkeitsstandards gesetzt haben, dies tun müssten. Melodien zaubern sie durchaus auch in ihre Musik. Hier finde ich aber, dass sich die eine oder andere mittelspannend anhört und sich eine gewisse Wiederholung nicht von der Hand weisen lässt. Die Verbindung von symphonischem High Speed-Metal mit unterschiedlichster Gesangsinterpretation – von Klargesang über Black Metal-Gekeife zu Deathgrunts ist alles vorhanden – ist als interessantes Alleinstellungsmerkmal zu werten. Handwerklich und soundtechnisch liegt alles im grünen Bereich, sodass ich denke, dass Fans der erstgenannten Bands Gefallen am zweiten Full-Length-Album von Crimson Shadows finden könnten.
Mac   
 
Punkte: 7.0 von 10
AMULET - The First
Century Media/Universal
Es gibt Bands, deren Attitüde man in die Bewertung einfach einfliessen lassen muss, und zu dieser Kategorie gehören auch die Briten Amulet. Obwohl erst 2010 gegründet, klingt der Fünfer exakt so, als ob eine prä-NWOBHM Band im Stile von Angel Witch, Holocaust oder Budgie direkt ins Jetzt katapultiert worden wäre, wobei vor allem Letztgenannte hervorstechen, da mich abgesehen von der musikalischen Nähe zu den NWOBHM-Vorreitern der markante Gesang von Jamie Elton ganz extrem an jenen von Budgie-Fronter Burke Shelley erinnert. Dass sich das Ganze eher auf Amateur-Niveau abspielt, hört man der Scheibe zwar gut an, da wäre mir ein soundtechnisches Extrapfund lieb und teuer gewesen, aber vergisst man mal den negativen Beigeschmack, der dem Begriff „Amateur“ fälschlicherweise anhaftet und hält sich stattdessen an die wörtliche Übersetzung aus dem Französischen, also „Liebhaber“, dann sieht die ganze Geschichte schon wieder ganz anders aus. „The First“ beinhaltet genau jenen Spirit, der die Magie der ersten Gehversuche von heutigen Szenegiganten wie Judas Priest oder Iron Maiden ausmachte, zu einer Zeit, in der Seidenhemden und Schlaghosen in der eben gerade geborenen Metalszene noch salonfähig waren. Dementsprechend roh und ungeschliffen klingt die Scheibe logischerweise, absolut analog und fernab jeglicher High Gain und Kompressionsexzesse und gemessen an heutigen Massstäben etwas dünn im Mix, dafür versehen mit einer dicken Extraportion Enthusiasmus, Hingabe und spürbarer Liebe zum traditionellen, altmodischen Metal, sogar das kurze Keyboard-Intermezzo „The Flight“ klingt so, als sei es für den Soundtrack eines Siebzigerstreifens der Sorte „The Duel“, „The Warriors“ oder „Jaws“ geschrieben worden. „The First“ richtet sich genau an jene Freaks, denen überschaubare und traditionsbewusste Festivals wie das „Keep It True“, das „Metal Assault Festival“ oder das „Rock Hard Festival“, welche Vertretern der alten Garde immer wieder ein angemessenes Podium bieten, lieber sind als das mittlerweile gigantische „Wacken Open Air“. Für Traditionalisten empfehlenswert, für alle anderen zumindest interessant.
Mirko B.   
 
Punkte: 6.8 von 10
MYRKUR – Myrkur
Relapse Records/Non Stop Music
Relapse hat ja doch die eine oder andere spezielle Band unter Vertrag. Eine einzelne Frau, die Black Metal (!) spielt, passt daher irgendwie in das Konzept. Wirklich spannend wird es dann aber, wenn man den ersten Track hört: verwaschene Spuren, undeutliche Screams, hypnotische Riffs, das Album hätte auch gut vor zwanzig Jahren erscheinen können. Wenn, tja wenn da nur nicht der Chorhafte Gesang der Dame wäre. Denn ob mir das gefällt oder ob ich es doch hassen soll, ist mir bis zum jetzigen Punkt nicht ganz klar. Die klare, elfenhafte Stimme klingt im harschen Kontrast zum restlichen Sound wahrscheinlich noch verstärkter nach Enya als tatsächlich wahr, aber der Kitschfaktor ist schon gewaltig. Die an Falloch oder Woods Of Desolation mahnenden Riffs (‚Latvian Feguro‘ oder auch ‚Nattens Barn‘, welches sowieso irgendwie…nun ja…hörenswert ist) reissen die Kürbiskutsche dann aber doch immer wieder zurück in den dunklen Dornenwald. Und da herrschen nun mal spannende Breaks, strube Melodien oder dissonante Riffs mit ganz viel Hall. Gleichzeitig brechen aber immer wieder Lichtschimmer durch, ohne dass die Songs dadurch zerstückelt wirken. Vielleicht klingt zwischendurch auch noch ein wenig Faun (minus die Instrumente) mit, ich kriege es nicht so richtig zu fassen. Das Debüt ist auf jeden Fall etwas vom eigenwilligsten, dass ich in der letzten Zeit gehört haben. Myrkur zeichnet ein Bild einer tanzenden Fee auf einer vollmondbeschienenen Lichtung im Winter, während in Dickicht des Waldes Schatten finsterer als die Nacht warten. Ein gewagtes Experiment, das doch einige Überraschungen bietet.
Tristan    
Punkte: 6.8 von 10
VILLAINY – Villainy I
Hammerheart Records
Die drei Holländer müssen in ihrer noch nicht allzu fern liegenden Jugend sehr viel Destruction und Celtic Frost gehört haben, denn Parallelen zu den grossen Vorbildern sind in ihren Tracks genügend vorhanden, allerdings ebenso eine gewisse eigene Identität, welche gepaart mit spielerischem Können „Villainy I“ zu einem Hörgenuss für jeden schwarz angehauchten Thrasher macht. Diese eben erwähnte eigene Identität macht sich dann besonders angenehm bemerkbar, wenn die Drei gelegentlich über den Highspeed-Tellerrand hinausgucken und sich schleppender Elemente aus dem Doom oder gar akustischer Töne und Orgelklängen bedienen, um eine schwere, bedrohliche Atmosphäre zu schaffen. Wenn man allerdings aufs Gaspedal tritt, bedient man naturgemäss die Klientel von Deströyer 666, Warfare, Necronomicon (Deutschland) und dergleichen und ist darin sicherlich richtig gut, aber bei weitem nicht so unorthodox, wie der Labelwisch verspricht. „Villainy I“, in der Erstauflage übrigens schon seit dem 12. Dezember 2013 auf dem Markt, ist somit ein absolut solides, angenehm kraftvoll produziertes Album, welches allerdings trotz der sporadisch vorkommenden Farbtupfer kaum aus der Flut ähnlich gelagerter Veröffentlichungen hervorsticht. Kein zwingender Pflichtkauf, aber durchaus hörenswert.
Mirko B.    

Punkte: 6.7 von 10
BUNKER 66 – Screaming Rock Believers
High Roller Records/Musikvertrieb
Dass das sympathisch-chaotische Trio aus Messina, Sizilien ihren zweiten Longplayer ausgerechnet mit „Seduce Me Tonight“ eröffnet, also mit einem Celtic Frost-Cover vom bei den Akteuren wie beim Publikum gleichermassen ungeliebten „Cold Lake“-Album, ist entweder leichtsinniger Unwissenheit zuzuschreiben, oder, was ich eher glaube, zeugt vom wohlüberlegten Kalkül der Band, welche es wieder mal nicht unterlassen kann, gleich zu Beginn ihre kompromisslose „Leckt uns doch alle am Arsch“–Attitüde zu demonstrieren. Und diese kompromisslose Haltung zieht sich wie schon beim 2012er-Debut „Infernö Interceptörs“ durch das ganze Album wie ein roter Faden. Die Produktion ist minimalistisch, der Mix absolut räudig und mit völlig primitiven Thrash-Granaten wie „Another Victim“, „Ghetto Dwellers“ oder „Cannons Of Satan“ dürfte auch wieder das gleiche Zielpublikum angesprochen werden wie bis anhin, sprich: Fanatische Anhänger der ganz alten Venom, als deren Songs noch so klangen, als würden sie mitsamt ihrem Equipment in einer grossen Industriehalle die Eisentreppe im Lichthof hinunterfallen. Dass Bunker 66 aber mehr drauf haben als stumpfes Geholze, beweist die Truppe mit waschechten (Speed) Metal-Krachern wie „(She’s Got) Demon Eyes“, „Rulin‘ Like A Tyrant“ oder dem sehr geilen Titeltrack. Diese stärkeren Momente offenbaren aber gleichzeitig gnadenlos den Schwachpunkt der Band. Der relativ variantenarme, hallgeschwängerte Un-Gesang von Bassist Damien Thorne (ähem) nutzt sich schnell ab und will einfach nicht so recht zu den traditionelleren Heavy Metal-Nummern im Stil der frühen Exciter passen. Hier sollten sich Bunker 66 ernsthafte Gedanken darüber machen, ob es nicht sachdienlicher wäre, einen amtlichen Frontmann zu verpflichten, der sich in beiden Welten wohlfühlt, damit sich der gute Damien auf sein dreckiges Bassspiel konzentrieren kann. In Anbetracht dieser fehlenden Weiterentwicklung gibt’s diesmal ein paar Zehntel Abzug, aber Fans des Debuts können auch hier bedenkenlos zuschlagen.
Mirko B.    

Punkte: 6.7 von 10
IDES OF GEMINI - Old World New Wave
Neurot Recordings
Ides Of Gemini sind ein extrem kauziges und eigenwilliges Trio aus Kalifornien, das es schafft, mit ihrem Mix aus Doom und drogengeschwängerter Jam-Session, gepaart mit einem düsteren Hippie-Image, welches unweigerlich an die Mitglieder der Manson-Family erinnert, eine sehr bedrückende und finstere Atmosphäre zu schaffen. Was bei anderen Bands Songs sind, sind bei Ides Of Gemini vertonte Beschwörungsformeln. Einer Hohepriesterin gleich singt Bandleaderin und Bassistin Sera Timms ihre obskuren Texte in schon fast hypnotischer Manier, das Drumming von Kelly Johnston-Gibson ist sehr archaisch und eher perkussiv als wirklich taktgebend, während dem Gitarrist Jason Bennett mit sehr einfachen, zweckdienlichen Riffs einen Teppich in verschiedenen Grautönen legt, auf dem sich das Ganze niederlegen und entfalten kann. Natürlich ist die eingangs erwähnte Kategorisierung ein eher unbeholfener Versuch, die Band irgendwie in eine fest definierte musikalische Ecke zu stellen, den genau so treffend wie zeitgleich unzureichend wären Schubladen wie Occult Rock oder Ritualmusik für Wicca-Zirkel; am besten ist es immer noch, sich ein eigenes Bild vom zweiten Album dieser einzigartigen Band zu machen. Aber hört euch das Ding nicht zu oft bei schlechtem Wetter an, die atmosphärischen und düsteren Songs drücken mit der Zeit echt aufs Gemüt. Die Doomköppe mit Hang zum Konsum halluzinogener Substanzen unter euch wird’s freuen, da bin ich mir absolut sicher. Und jetzt wünsche ich mir, die Sonne würde endlich wieder mal scheinen!
Mirko B.    

Punkte: 6.6 von 10
EXCELSIS – Chrieger Lieder - Acoustic
Non Stop Music
Die Berner Mundart-Heavy Metaller veröffentlichen mit „Chrieger Lieder“ die akustische Umsetzung ihres letztes Album „Vo Chrieger U Drache“. Das mit viel Liebe zum Detail aufgenommene Album schafft es in Sachen Intensivität leider nicht, an das Original heran zu kommen. Dazu fehlt ihm schlicht die Abwechslung und streckenweise der nötige Biss und Druck. So wäre „Üechtland Ir Färni“ eine tolle Tanznummer, welche aber zu zahnlos umgesetzt wurde. Das ist schade. Denn die Mystik und Urchigkeit, welche bisher sämtliche Excelsis-Alben zu etwas Besonderem gemacht haben, ist auch auf „Chrieger Lieder“ jederzeit spürbar. Hört man einzelne Lieder ausserhalb des Album-Kontextes an, ist die Atmosphäre sogar intensiver als auf dem elektrischen Album. Als ganzes Werk fällt die Spannung aber bald ab und man verliert das Interesse an der Musik. Lieder wie „De Chrieger“ oder „Dr Tod vo eim“ bleiben natürlich gut. Als Ergänzung zu „Vo Chrieger U Drache“ macht „Chrieger Lieder“ durchaus Sinn. Alleine gesehen kann das neue Werk aber nicht überzeugen. Und das, obwohl zum Schluss mit einer Orchesterversion von „Die heidnisch Prinzässin“ und der Dance-Version von „Druide“ kleine und unerwartete Akzente gesetzt werden.
Roger W.   

Punkte: 6.5 von 10
MOONLAND (FEATURING LENNA KUURMAA) - Moonland
Frontiers Records/Musikvertrieb
Ohne vorher etwas gekannt oder gehört zu haben, liess das Cover und der Rennstall Frontiers erahnen, wohin die Reise bei Moonland etwa hingehen könnte. Die Recherche nach der Dame auf dem Cover erbrachte dann die Tatsache, dass die Lady keine Unbekannte ist. Wir schreiben das Jahr 2005 und die Schweiz versuchte damals mit der Girlband Vanilla Ninja aus Estland endlich wieder was beim ESC (Eurovision Songcontest) zu reissen. Dies aufgrund dessen, dass der damalige Manager und Songschreiber David Brandes eben ein Schweizer ist. Doch obwohl nett anzuschauen und gesanglich ganz ok, entpuppte sich der Beitrag «Cool Vibes» zwar nicht als Siegertitel, aber immerhin lag Platz 8 drin. Das war weitaus besser als die zahlreicheren schmerzlichen Nullnummern. Doch wen interessiert das nach dem Wurst-Zwitter überhaupt noch? Eben, keine Sau nämlich! Die liebe Frontfrau Lenna hat inzwischen den Dienst bei den Vanille-Girls quittiert und hat unter den Fittichen von Producer Alessandro Del Vecchio (Hardline, Eden's Curse) mit ein paar Jungs zusammen eine Melodic Rock Scheibe eingesungen. Der Opener «Heaven Is To Be Close To You» klingt nach Heart (mehr), Delain (weniger) und Fiona (eher) und ist soweit ganz ok, aber nicht spektakulär. Noch unauffälliger ist danach «Open Your Heart», Genredutzendware halt. Besser kommt «Crime Of Love» daher, wo sich Lennas Stimme in verschiedenen Lautstärken zeigt und spätestens jetzt jeder merkt, dass das Mädel an sich eine tolle Stimme hat. Leider plätschern die Songs in der Folge recht ereignislos vor sich her und können sich halbwegs nur wegen der guten Produktion und der Gesangsqualität retten. Der Ideenreichtum dieser mittlerweile total zertrampelten Stilecke ist auf dieser Scheibe insgesamt jedoch dürftig und einerseits ohne Hitfaktor versehen, sprich einfach langweilig. Als berieselnde Hintergrundmusik taugen Moonland gerade noch, aber da höre ich viel lieber knackigere alte Platten von Lee Aaron, Heart, Fiona, Saraya, Laos oder Sahara. Wenigstens sind die Keyboards nicht zu weit nach vorne gemischt, doch das kann die neue Wirkungsstätte von Lenna Kuurmaa letztlich nicht aus der Masse des Mittelmasses heraus hieven. In diesem Sinne frage ich mich zudem, in Richtung welcher Zielgruppe diese Mucke abzielt und ausserhalb von der Heimat Estland will das sicher auch kaum jemand live sehen. Darum Augen zu und durch, aber die Garde der AOR-Freunde sollte mindestens mal rein hören, da der flotte Schlusssong «Another Day In Paradise» immerhin aufzeigt, was möglich gewesen wäre.
Rockslave  

Punkte: 6.5 von 10
SPARZANZA – Circle
Black Cult Records
Was uns die Schweden hier um die Ohren hauen wollen, ist im grössten Teil Metalcore mit einer Prise Stoner und Nu Metal – klingt nicht gerade wie der absolute Ohrenschmaus? Richtig, aber prinzipiell machen die 5 Herren sehr vieles richtig. Die Songs haben eine eigene Struktur, man sorgt für Abwechslung, baut sogar Balladen ein („Into The Unknown“, „As I Go Away“) und drückt generell angenehm aufs Gaspedal. So, und jetzt zu den Negativpunkten: Die Stücke unterscheiden sich beim kompletten Hördurchlauf zu wenig voneinander, als dass die Scheibe insgesamt positiv im Nachgeschmack hervorstechen könnte. Zudem wird das Geschreie zwischendurch sehr eintönig und anstrengend – wenn „Circle“ ein Debut-Album gewesen wäre, hätte ich hier noch darüber hinwegsehen können, da man hier aber schon der siebte Longplayer vor der Nase hat, sind solche Fehler (nach meiner persönlichen Definition) dem Gesamteindruck abträglich. Nun, Sparzanza sind eine ordentliche Band und machen ordentlichen bis guten Sound – aber da ist noch einige Luft nach oben offen. Ah ja, rein theretisch ist die Scheibe seit Monaten erhältlich… Warum sie erst jetzt den Weg zu uns in den Handel gefunden hat, weiss man nicht.
Toby S.   

Punkte: 6.5 von 10
OVERDRIVE – The Final Nightmare
Pure Rock Records/Non Stop Music
Overdrive haben in ihren über 30 Jahren Bandgeschichte irgendwie nie so richtig den Sprung aus dem Untergrund des NWoBHM geschafft. Doch nach längerer Schaffenspause haben die Alten Hasen nun einen neuen Silberling auf den Markt geworfen, der zwar voraussichtlich auch nicht zum grossen Durchbruch führen wird, dafür aber ein bisschen Glanz der alten Tage wieder aufblitzen lässt. Heavy Riffing umspielt von Hammondorgel-Gedudel angeführt von der leicht nasalen Stimme des Frontmanns (David Poulter) – Ein Erfolgsrezept, wie man es von Bands wie Uriah Heep und Deep Purple kennt. Die Musik von Overdrive kommt unverkennbar mit schwerem britischem Akzent daher, doch wer den simplen NWoBHM der späten 70er/frühen 80er Jahre vermisst, der wird mit diesem Album auf eine Zeitreise mitgenommen. Auch die etwas dumpfe Aufnahmequalität lässt Erinnerungen an die 80er aufkeimen… Mir persönlich fehlt ein bisschen der treibende Drive auf diesem Album – das Ganze wirkt ein wenig zahm; halt irgendwie in die Jahre gekommen. Die etwas zackigeren Tracks wie “Wasted“ bringen dann entsprechend frischen Wind in die leicht angestaubte Playlist. Fazit: Für Liebhaber der NWoBHM bestimmt zu empfehlen doch allzu viel verpasst man hier nun auch wieder nicht. Underdog bleibt eben Underdog.
Patricia H.   

Punkte: 6.5 von 10
COLD SHOT – Cold Shot
Eonian Records
Los Angeles schickt uns eine neue Truppe, bestehend aus vier Schönlingen. Musikalisch erinnert das Ganze an die genialen Dangerous Toys mit einem Schuss Led Zeppelin. Eine an und für sich interessante Mischung, die aber mit zunehmender Spieldauer an Faszination einbüsst und an mir vorbei rauscht. Wenn schon ein Schreihals die Band vorantreiben soll, dann muss er das Format eines Jason McMaster haben. Das weist hier Adam Murray nicht aus. Auch wenn die Jungs wie ein Relikt aus der Hochzeit des Poser-Rocks aussehen, was die Herren hier versuchen zu kreieren, haben vor ihnen viele andere schon bedeutend besser gemacht. Ich denke da nur an die erwähnten Dangerous Toys oder Tora Tora. Guter Versuch von Cold Shot. Dran bleiben und die grossen Einflüsse mit dem eigenen Output besser verbinden, so dass die eigene Identität besser ans Tageslicht kommt. Dann wird das garantiert etwas. Das Debüt ist ein guter Versuch, der aber in der Masse verschwinden wird.
Tinu   

Punkte: 6.5 von 10
STRIKER – City Of Gold
Napalm Records/Universal
Die Kanadier werden mich garantiert NICHT enttäuschen. Diese urwüchsige Power, wie sie schon von Exciter zelebriert wurde, überzeugt mit auf der letzten Scheibe von der ersten bis zur letzten Sekunde. Schnörkellos startet die dritte Studioscheibe mit „Underground“. Shouter Dan Cleary schreit sich noch immer in bester US-Metal-Manier die Seele aus dem Leib, und das Gitarrenduo Ian Sandercook und Chris Seeger duelliert sich nach ihrem grossen Vorbildern Riot und Judas Priest. Allerdings finde ich den Nachfolger von „Armed To The Teeth“ ein bisschen zu ungestüm. Als wolle man der ganzen Welt nochmals zeigen, dass die beiden Vorgänger noch nicht das Höchste der (brutalen) Gefühle waren. Weniger wäre auch hier mehr gewesen. Denn die „Aggressivität“ geht zu Lasten der Songs und lässt die Band in nicht zu ihnen passende Strukturen verzetteln. Mit fast schon leichten Thrash-Elementen sind Striker nicht mehr die Band, wie man sie kennt. Schade, da haben sich die Kanadier keinen Gefallen getan. Wenn man „Mind Control“ als Beispiel nimmt, versteht ihr, was ich meine! Im krassen Gegenteil steht „All I Want“, ein Track, der an die Vorgänger-Hits erinnert. Ich kann verstehen, wenn sich eine Band weiterentwickeln will, aber ob diese Route die Richtige ist, wird die Zukunft zeigen.
Tinu    

Punkte: 6.5 von 10
MERIDIAN - The Awful Truth
Victory Records
Meridian ist eine Alternative/Hardcore-Band von der Ostküste der Vereinigten Staaten von Amerika. Die Boys sind alle noch ziemlich jung, Durchschnittsalter ist etwa 20 Jahre. Das Debut "The Awful Truth" bringt erbarmungslosen Hardcore, der sofort durch Mark und Bein geht. Die 12 Tracks sind allesamt im schnelleren Sektor anzutreffen, mit eben wie schon erwähnt einer Prise Alternative drinnen, was den Songs eine kleine Abwechslung gibt, die dem Hörer recht gut tut. Ob jetzt der Hardcorefan sich dieses Album zulegen will, muss er selber entscheiden, ein absolutes Muss gibt es hier aber nicht.
Daniel J.    

Punkte: 6.3 von 10
EMERGENCY GATE – Infected
Fastball Music
Komische Welt: Da veröffentlichen die Münchner Melodic/Death-Metaller Emergency Gate ihr wohl Melodien-lastigstes Album, nur um diese mit der Produktion wieder (fast) komplett zum Verschwinden zu bringen. "Infected" hinterlässt entsprechend einen faden Nachgeschmack. Man merkt, dass die Band um Haaresbreite einen Szeneklassiker veröffentlicht hat. Denn spitzt man seine Ohren und lässt sie hinter den auf ein Einheitsbild gemischten Soundbrei hören, kommt Wundervolles zum Vorschein. So sitzen die Refrains und treiben die Strophen die Lieder nach vorne. Die bei Emergency Gate üblichen elektronischen Einspielungen bereichern den Sound, während die Gitarren mit klassischen Soli überzeugen. Als heisser Party-Reisser hätte sich „We Wanna Party“ heraus stellen können, aber auch „Loving Hate“ verfügt über ähnliche Qualitäten. Wieso sich dieses Niveau also in einem einheitlichen Sound verstecken muss, bleibt schleierhaft. Ein gutes Bespiel, wie man diesen Fehler verhindert, ist die neue HammerFall-Scheibe (deren zweitletztes Album übrigens denselben Namen wie die neue von Emergency Gate trägt). Zum Schluss von "Infected" zeigt sich die Band nochmals so, wie man sie eigentlich vermutet: top melodisch ohne Geschrei, eingängig und episch. Wer die Geduld mit sich bringt, die schönen Momente aus einem Sound heraus zu schälen, darf hier gerne zu greifen. Alle anderen dürfen aber über das verspielte Potential weinen.
Roger W.    

Punkte: 6.0 von 10
PROJECT TERROR – Conquistador
Pure Steel Records/Non Stop Music
Project Terror heisst das neue Bandprojekt von ex-Vicious Rumour Sänger Ronnie Stixx und mit “Conquistador“ folgt nun das erste Full-Length Album. Wer auf US-Powermetal mit europäischen Einflüssen à la Judas Priest und Helloween steht, ist mit Project Terror sicherlich gut bedient. Ronnie Stixx überzeugt wie schon zuvor mit einer kräftigen Stimme, die Kompsitionen sind ziemlich ausgefeilt und auch das Riffing von Jospeh Bejamming und Ian Rendawn hat echte Qualität. Was man von der Aufnahme leider gar nicht behaupten kann- der Mix ist einfach nur grauenhaft! Die Gitarren übersteuern hin und wieder und der Sound kommt irgendwie dumpf rüber – es ist einfach nur unglaublich schade, dass dieses an sich gelungene Debüt von der schlechten Aufnahmequalität überschattet wird… Nicht grade hilfreich dabei sind auch die (z.T. Fake-)Newseinspielungen – zwar passt das schön zu den Lyrics und der angestrebten Stimmung, aber es unterbricht auch den Fluss des Albums und unterstreicht nur die mangelhafte Aufnahme. Den passenden dramatischen Akzent gibt es eigentlich nur bei “Blood Red Skies“, wo es um 9/11 geht…. Dort funktioniert es wiederum ganz gut! Fazit: Das Album wäre eigentlich wirklich gelungen, wenn die Produktion besser wäre. So hinterlässt es irgendwie einen schalen Nachgeschmack der mich ziemlich gestört hat. Allerdings sollte man sich diese Band ruhig vormerken.
Patricia H.    

Punkte: 6.0 von 10
DEATHRONATION – Hallow The Dead
Van Records
Die aus Nürnberg stammenden Death Metaller von Deathronation bringen auf ihrem neusten Werk immerhin ein Gefühl für Songaufbau und stimmige Breaks mit. Der thrashige Ansatz ist also schon einmal gegeben, so machen beispielsweise alleine die vier Minuten von ‚Ghostwipper‘ so viel mehr richtig als das ganze Album von Bloodwork. Dabei tun sie nichts anderes als gemütlich Rumhobeln in unterschiedlichsten Tempi und vorhersehbaren Strukturen. Die Riffs haben ebenfalls nicht den Ehrgeiz, neue Meilensteine zu setzen, man kann sich aber durchaus vorstellen, dass sie Live etwas taugen. Die Songs sind auch selten länger als 5 Minuten, was für ausreichend Kurzweil sorgt. Bei häufigerem Hören setzt dann aber trotz diversen Soli einmal die Langeweile ein. Schade dass so kurze Einspielungen wie der Pianoabschluss beim letzten Song nicht mehr Platz kriegen, dann hätten die Deutschen noch ein paar Steine mehr im Brett. Hier wäre sicher noch mehr möglich, aber in diesem Genre wurde halt auch schon viel geboten.
Tristan     

Punkte: 5.5 von 10
HELLDORADOS – Lessons In Decay
Massacre Records/Musikvertrieb
Nun ja..., alleine der Gesang lässt zu wünschen übrig. Pierre trifft nicht gerade meinen Nerv, und der Rest des Songmaterials auch nicht. Die zweite Scheibe nach dem Debütalbum 2012 soll Hits am Fliessband und eine atemberaubende Mischung aus Queen, Sacred Reich, den Scorpions und The Darkness bieten. Man weiss ja inzwischen, dass solche aufgebauten Plattenfirmen-Infos meistens allem anderen als der Wahrheit entsprechen. Die Musik-Prominenz scheint aber der Meinung zu sein, dass es sich hier um eine wirklich gute Band handelt. Sorry, meine Meinung differenziert sich dabei etwas von derjenigen von Andy B. Franck, Schmier, Oliver Palotei (Kamelot) und Andy Susemihl (Ex-U.D.O.). Belangerloser Sleaze Rock, der weder Rotz noch Hitpotenzial besitzt und gegen die schwedische Übermacht nicht ankämpfen kann. Da haue ich mir viel lieber Hardcore Superstar, Crazy Lixx oder CrashDïet in den CD-Player!
Tinu     

Punkte: 5.5 von 10
LIVINGSTON - Animal
Long Branch Records/Musikvertrieb
Livingston haben ihren Ursprung in London, bevor man im Jahre 2008 nach Berlin zog. Das Debut „Sign Language“ ist in die Top 20 der deutschen Verkaufscharts eingestiegen. Ausverkaufte Tourneen folgten auf den plötzlichen Erfolg. Das zweite Album "Fire To Fire" war scheinbar zu schnell beim Fan, und es war schlicht und einfach ein kommerzieller Flop. Ob das aktuelle Werk "Animal" sich besser verkaufen lässt, wird sich zeigen. Die Käuferschaft ist im industriellen Alternative Rock zu finden. Metaller werden keinen Gefallen daran finden, denn das Material ist für sie schlicht zu weich. Wem U2 gefallen, ist mit Livingston sicher gut bedient, alle andern inklusive meine Wenigkeit wird sich härteren Klängen zuwenden.
Daniel J.    

Punkte: 5.2 von 10
AUTUMN'S DAWN – Gone
Eisenwald Tonschmiede
Der Begriff Post Black Metal ist äusserst diffus und umstritten. Aber zwei Drittel dieser Kategorie bestehen immer noch aus „Black Metal“, was bei mir doch die Erwartung an etwas Rebellischem, Obskurem oder Mystischem weckt. Wenn das Ergebnis dann in effektgeladenen, melodiösen Gitarren und klarem Gesang endet, bin ich nicht erfreut. Abgesehen davon, dass nicht drin ist was drauf steht, gefällt mir die Musik nicht einmal. Zu seicht, zu poppig, ganz einfach zu wenig Metal. Das Interludium ‚Dawn‘ könnte zudem auf einer Trance CD (wenn man nicht auf den Inhalt, sondern auf den Sound hört) Platz finden. Dann auch der Titeltrack: Kitschige Gitarren sind schon ein Grenzfall, aber wenn nach 30 Sekunden der Gesang einsetzt, da möchte ich Schreien. Nein, damit kann ich mich tatsächlich in keiner Weise anfreunden, auch wenn die Gitarren tatsächlich noch zu kreischen beginnen und Screams einsetzen, so klingt der Song an den besten Stellen auch nur wie ein alter von Bullet For My Valentine. Kurzum: dem offenen, hippen Geist der aktuellen jugendlichen Subkulturen mag ‚Gone‘ vielleicht etwas bieten. Der engstirnige, alternde Metalfan hat solches schön gehört (im Präteritum!) und sucht wissend weiter nach Gitarrenmusik.
Tristan    

Punkte: 5.0 von 10
WEEDEATER - ... And Justice For Y'all (Re-Release)
Season Of Mist/Irascible
Wenn ich in der Einleitung gleich von einem mächtig verzerrten Bass begrüsst werde, dann hat eine Band bei mir eigentlich schon mal den ersten Sympathiepunkt gewonnen. Und wenn mir danach die gesamte Instrumentalfraktion noch einen räudigen, dreckigen Mix aus Sludge und Stoner Rock mit ordentlicher Doom-Schlagseite um die Ohren knallt, wächst die Freude umso mehr. Aber diese Freude währt gerade so lange, bis der Gesang einsetzt. Nichts gegen derbe Vocals, aber das immer gleichförmige Gekrächze von Basser Dave „Dixie“ Collins zerrt mit der Zeit ganz schön an den Nerven. Und wenn er sich wie im Crosby, Stills & Nash Cover „Southern Cross“ um etwas Abwechslung bemüht und in der Bridge irgendwie versucht zu singen, dann klingt es unweigerlich schief und komisch, in etwa so, als ob ein pubertierender Teen gerade einen Tobsuchtanfall kriegt, weil es keine Donuts mehr im Haus hat. So zerstört man einen Klassiker. Schade drum, denn rein musikalisch hätte das in der Erstauflage 2001 erschienene Debut des Trios aus North Carolina einiges zu bieten, zumindest alles, was dem Stoner lieb und teuer ist, höllischer Groove, breitwandige Riffs und eine jederzeit spürbare dicke Hose Attitüde. So bewegt sich „... And Justice For Y'all“ in Sachen musikalischer Durchschlagskraft ganz weit oben auf der Punkteskala, aber die gesangliche Leistung zieht das Ganze bedauerlicherweise wieder ordentlich nach unten.
Mirko B.  

Punkte: keine Wertung
EASTERN FRONT – Descent Into Genocide
Candlelight Records/Irascible
Eine Black Metal Band, die sich mit dem Zweiten Weltkrieg befasst. Klingt entfernt vertraut. Und leider klingt auch die Musik ziemlich vertraut. Bereits gespielte Riffs, durch fehlende Dynamik (aka oft durchgehende Hochgeschwindigkeit) werden die Lieder zur Stangenware, austauschbar wie ein Bren MK. Hier kann die saubere Produktion den Briten leider nicht aus der Patsche helfen, denn auch wenn ordentlich Rums hinter dem Schlagzeug und den Gitarren steckt, es fehlt den Songs über lange Stücke an Dynamik und Abwechslung. Der Opener könnte man tatsächlich schon als Highlight bezeichnen, da hier der Übergang von Intro fliessend gestaltet ist und auch der ruhigere Zwischenteil sowie der Wechsel beim Schlagzeug gut zur Geltung kommen. Von da an geht es aber bergab, denn ‚Hanging Of Faith‘ hat man in den ersten beiden Minuten schon totgehört. Leider wird das Lied aber noch weitere fünf Minuten gespielt. Der langsame Abschluss zähle ich da mal nicht dazu, das Geschütz leidet an Ladehemmungen. ‚Katyn Forest‘ erzählt das Massaker von Katyn, aber wirklich nahe geht einem der Song nicht. Nach 50 Minuten ist dann aber auch genug mit dem Geschichtsunterricht.
Tristan
  
Punkte: 5.0 von 10
ONKEL TOM – H.E.L.D.
Steamhammer/Musikvertrieb
Zitat: „Niemand in der Band ist Alkoholiker, man muss mit dem Zeugs natürlich umgehen können“, erklärt Tom Angelripper, Sänger und Galionsfigur der Band, „aber Bier und Schnaps gehören dazu, wenn man es zwischendurch mal zünftig krachen lassen will.“ Das sind die einleitenden Worte des Sodom-Masterminds, der es erneut auf punkige Art krachen lässt und seine Liebe zur deutschen Musik kund tut. Mit „H.E.L.D.“, die Abkürzung steht für „Hart-Ehrlich-Laut-Durstig“, wird das Ruhrpott-Urgestein all jene wieder begeistern, die sich proletenhaft, sabbernd und speiend am Bierkrug festhalten und grölend auf der Festbank ihre Weisheiten zum Besten geben. Das ist Onkel Tom. Punkt! Aus! Wem diese Prolligkeit noch nie gefallen hat, der wird auch mit der neuesten Scheibe seine Mühe haben. Songtitel wie „Prolligkeit ist keine Schande“, „Ein bisschen Alkohol“, „Wer nach dem Lied noch stehen kann“, „Im Suff“ und „Bin noch am Leben“ zeigen klar, wohin die Reise geht. Lässt man diese ganze Verherrlichung oder Belustigung aussen vor und konzentriert sich nur auf das Wesentliche, dem entleerten Mageninhalt..., äh sorry die Songs, dann bekommt der Hörer dreizehn Lieder, die punkig, metallisch und rockig aus den Lautsprechern kommen. Mit dem richtigen Promille-Grad gehen die Tracks besser rein, und wer seine alten Sodom-Scheiben raus kramt, erinnert sich ab und zu an deutsche Sodom-Tracks wie „Die stumme Ursel“. Ansonsten bleibt das ganze den Süffeln vorbehalten und jenen, die nach Mitternacht noch immer nicht genug getankt haben.
Tinu
  
Punkte: 4.0 von 10
EARTHSHIP – Withered
Pelagic Records
Ganz ehrlich: Ich bin mit dieser Band überhaupt nicht warm geworden. Das mag zum einen an dem für mich undurchsichtigen Mischmasch an Sound/Vocals liegen, andererseits ist die Abmischung ziemlich grottig geraten, so dass die Gitarren permanent im Vordergrund braten, während das Geschrei/Gekeife/ab und zu cleane Gesinge einfach derb in den Hintergrund gemischt wurde. Kann man jetzt als Trademark der Truppe ansehen, mir persönlich wird der Sound damit zu anstrengend, da man sich die ganze Zeit darauf konzentriert, was im Hintergrund abgeht. Es ist einfach kein schönes Miteinander, sondern eher ein Gegeneinander. Kleiner Tipp: Die Instrumente gewinnen. Die Musik als solches wäre vermutlich nicht allzu übel, man nimmt Doom/Sludge im eher treibenderen Gewand, baut Hooks und Loops ein und fügt der ganzen Mischung somit eine progressive Note hinzu. Fertig ist ein Gericht, das seine Anhänger finden wird, welche aber vermutlich nicht in allzu grosser Anzahl in Erscheinung treten dürften. Gewöhnungsbedürftig.
Toby S.
  
Punkte: 4.0 von 10
SOLACE OF REQUIEM - Casting Ruin
ViciSolum Productions
Die Technical-Deather aus den Staaten beweisen, dass zu viel Können auch Kontraproduktiv sein kann. Die ultrabrutalen und schnellen Black/Death-Songs sind derart auseinandergenommen, wieder verschachtelt und anschliessend blind wieder zusammengefügt worden, dass man meinen könnte, ein Computer hätte die Musik nach dem Zufallsprinzip komponiert. Mir jedenfalls ist das ganze zu mindfucked, als dass ich mich daran gewöhnen könnte, ich zolle aber meinen Respekt an eine Band, die sämtliche Gewohnheiten über den Haufen wirft und voll und ganz dahinter steht.
Steve Butcher
  
Punkte: 4.0 von 10
BLOODWORK – World Without End
Endtime Production
Brachial sind sie ja, die Londoner von Bloodwork. Aber damit ist dann beinahe alles gesagt, was man dazu sagen kann. Bei Death Metal verfolge ich aber sowieso eher den Ansatz, dass die besten Alben bereits existieren. Vom ersten Song an gefällt zwar der Klang der sägenden, beissenden Gitarrenspuren, leider fehlt aber das nötige Songwriting dazu. Zusammenhangloses Rumgeprügel auf dem Schlagzeug, keine erkennbaren Strukturen in den Riffs, die mal hier, mal da auftauchen, das alles wird auf Dauer zu ermüdend. So würde ‚Escaping The Abyss‘ für zwei Takte ganz gut klingen, aber leider hatte da wohl jemand das Gefühl, es bräuchte Blastbeats um den Groove zu zerstören. Und wenn schon zerstört wird, kann man gleich noch ein Liedende in die Mitte des Songs einbauen. Soll heissen die Gitarren klingen quietschend aus, bevor dann nochmals sowas ähnliches wie ein Death Doom Part folgt, bei welchem aber der Gesang durch ein defektes Mikro kommt. Kann ja sein, dass Undergroundfetischisten Freude daran finden. Da ich selber jeden Song nur unter Qualen zu Ende hören kann, bin ich weit davon entfernt, diese Scheibe irgendwem zu empfehlen.
Tristan
  
Punkte: 3.0 von 10
CD Reviews Archiv
Juli 2000  August 2000  September 2000  Oktober 2000
November 2000  Dezember 2000  Januar 2001  Februar 2001
März 2001  April 2001  Mai 2001  Juni 2001  Juli 2001  August 2001
September 2001  Oktober 2001  November 2001  Dezember 2001
Januar 2002  Februar 2002  März 2002  April 2002  Mai 2002
Juni 2002  Juli 2002  August 2002  September 2002  Oktober 2002
November 2002  Dezember 2002  Januar 2003  Februar 2003
März 2003  April 2003  Mai 2003  Juni 2003  Juli 2003  August 2003
September 2003  Oktober 2003  November 2003  Dezember 2003 
Januar 2004  Februar 2004  März 2004  April 2004  Mai 2004
Juni 2004  Juli 2004  August 2004 September 2004 Oktober 2004
November 2004  Dezember 2004  Januar 2005  Februar 2005
März 2005 April 2005 Mai 2005 Juni 2005  Juli 2005  August 2005
September 2005  Oktober 2005  November 2005  Dezember 2005
Januar 2006  Februar 2006  März 2006  April 2006  Mai 2006

Juni 2006  Juli 2006  August 2006  September 2006  Oktober 2006
November 2006  Dezember 2006  Januar 2007  Februar 2007
März 2007  April 2007  Mai 2007  Juni 2007  Juli 2007  August 2007
September 2007  Oktober 2007  November 2007  Dezember 2007
Januar 2008  Februar 2008  März 2008  April 2008  Mai 2008
Juni 2008  Juli 2008  August 2008  September 2008  Oktober 2008
November 2008  Dezember 2008  Januar 2009  Februar 2009
März 2009  April 2009  Mai 2009  Juni 2009  Juli 2009  August 2009
September 2009  Oktober 2009  November 2009  Dezember 2009
Januar 2010  Februar 2010  März 2010  April 2010  Mai 2010 
Juni 2010  Juli 2010  August 2010  September 2010  Oktober 2010

November 2010  Dezember 2010  Januar 2011  Februar 2011
März 2011  April 2011  Mai 2011  Juni 2011  Juli 2011  August 2011
September 2011  Oktober 2011  November 2011  Dezember 2011
Januar 2012  Februar 2012  März 2012  April 2012  Mai 2012  Juni 2012
Juli 2012  August 2012  September 2012  Oktober 2012  November 2012
Dezember 2012  Januar 2013  Februar 2013  März 2013  April 2013
Mai 2013  Juni 2013  Juli 2013  August 2013  September 2013 
Oktober 2013  November 2013  Dezember 2013  Januar 2014
Februar 2014  März 2014  April 2014 
Mai 2014  Juni 2014  Juli 2014

August 2014