CD-Reviews September 2015
Wertung:
  9.0 bis 10 Kaufempfehlung.         7.5 bis 8.9 Gut.
  4.0 bis 7.4 Vor Kauf reinhören.   0.0 bis 3.9 Nicht empfohlen.
SPOCK'S BEARD - The Oblivion Particle
InsideOut Music
Endlich was Neues von einer der besten Prog Rock-Bands auf diesem Planeten. Zwei Jahre nach dem grandiosen "Brief Noctures And Dreamless Sleep"-Werk präsentieren uns die Bärte neun Brandneue Tracks unter dem Titel "The Oblivion Particle". Eröffnet wird der neue Rundling mit einem typischen SB-Track namens "Tides Of Time", ein waschechter Prog-Song à la SB. "Minion", ein Track aus mehrstimmigen Vocals, erinnert etwas an die Eagles, einem harten Gitarrenriff und einer ruhigen verspielten Seite, braucht etwas Zeit bis er beim Zuhörer zündet. "Hell's Not Enough" beginnt sehr ruhig, schön gesungen von Ted Leonard, nimmt aber später immer mehr an Fahrt auf und zeigt die Stimmliche Vielfalt von Sänger Ted, grandioser Song. Ganz geil find ich die obercoole Nummer "Bennett Built A Time Machine. Erinnert an die Beatles und Arjen Lucassen's Soloalben, herrlich gut gesungen von Drummer Jimmy Keegan. Besser hätte das Neal Morse auch nicht gekonnt. "Get Out While You Can" hat einige Durchläufe gebraucht, bis er mir gefallen hat, aber dann umso mehr, besonders die von Alan Morse gespielten Details an der Gitarre sind saugut und Ted singt mal wieder sehr gefühlvoll. Dann wieder ein verschachtelter Progsong "A Better Way To Fly" mit röhrendem Dave Meros-Bass, einfach herrlich zuzuhören, wie die Jungs Gas geben, auch Ryo Okumoto tobt sich hier an den Keys gnadenlos aus. Aber das coolste sind die unglaublichen Drums von Jimmy. Der Junge prügelt seine Küche so was von genial, es ist ein Riesenspass, ihm zuzuhören. Dazu die typischen SB-Gesangs-Kanons, einfach ganz grosses Kino. Auch "The Center Line" wieder ein typischer Beard-Song, hier fallen die Spielereien zwischen Dave, Ryo, Alan, und Jimmi besonders auf, das ist wahre Prog-Spielkunst. Beim 10-Minuten-Epos "To Be Free Again" paaren die Bärte dann nochmals all ihr Können und ihre Einflüsse zu einem wunderbaren kleinen Kunstwerk. Ist schwer zu beschreiben, muss man hören. Abgeschlossen wird das reguläre Album mit "Disappear", einem weiteren interessanten, typischen SB-Prog Rock-Track, hier glänzt Alan Morse mal wieder mit wunderschönen Soli, so, wie sie nur er spielen kann. Auf der Special Edition wird noch der Black Sabbath-Kracher "Iron Man" zum Besten gegeben. Mit Dave Meros am Gesang und Nick D`Virgilio an den Drums, ist doch ne leckere Zugabe, oder? Zum Schluss bleibt noch zu sagen, das aktuelle Werk braucht gegenüber dem Vorgänger etwas länger, bis es zündet, aber mit der Zeit erkennt man, dass beide Alben in etwa die selbe Genialität besitzen, und auch "The Oblivion Particle" ein herrliches, verspieltes und geniales Spock's Beard-Werk ist.
Crazy Beat 

Punkte: 9.7 von 10
MOTÖRHEAD - Bad Magic
UDR Music/Warner
Das jüngste Live-Dokument von Lemmy, der eine Show abbrechen musste mit den Worten „I can’t do it“ brach mir ja fast das Herz - zeigt aber nun in unerschütterlicher Deutlichkeit, dass die Ikone des Rock’n’Roll, der von uns allen innig verehrte und geliebte Mister Kilmister langsam aber sicher in ein Alter kommt, wo einem das Tourleben und die pausenlosen Shows zusetzen. Nichtsdestotrotz bin ich nach wie vor überzeugt, dass der Mann zäh ist und noch so manchen Jungspund überleben wird - daher wird dieses 22. (!) Album in der 40jährigen Bandgeschichte hoffentlich nicht das letzte sein. Wie Drummer Mikkey Dee im Interview mit Metal Factory erzählt hat, sind Motörhead generell von der ganz schnellen und spontanen Sorte, wenn es ums Aufnehmen geht, und da hat das Trio auch bei „Bad Magic“ keine Ausnahme gemacht und das komplette Material in gerade mal einem Monat geschrieben, aufgenommen, gemischt und gemastert. Bäm. Die rohe Energie, die Motörhead auszeichnet, ist auch auf Bad Magic lebendig wie eh und je, und die Scheibe ist sogar wieder ein Stückchen schneller und aggressiver als die beiden Vorgänger. Songs wie „Thunder and Lightning“ oder „Tell Me Who To Kill“ sind Kracher in schönster „Ace of Spades“ oder „Death Or Glory“-Manier, „Shoot All Of Your Lights Out“ überzeugt mit progressivem Drumming, so dass man sich an „Orgasmatron“-Zeiten erinnert fühlt, Mitschrei-Parts geben dem Ganzen Party-Stimmung und wunderschön rau und melancholisch ist die obligate Ballade „Till The End“ ausgefallen - und angesichts der 70 Jahre, die unser Lemmy mittlerweile auf dem Buckel hat und den oben geschilderten Vorfall im Kopf, hab ich da sogar zwei drei sehr nicht-metal-mässige Tränchen vergossen. Motörhead in Reinform halt. Wo Motörhead drauf steht, ist Rock’n’Roll drin. Möge er uns noch lange lange erhalten bleiben und noch viele weitere Motörhead-Scheiben schenken unser King! (Dass jeder und jede die Scheibe kaufen muss, brauch ich ja eigentlich nicht zu erwähnen.)
Lucie W. 

Punkte: 9.5 von 10
THE SUMMIT - Higher Ground
Pride & Joy Music
Plüschalarm! Aber keine Bange, bezogen auf die Truppe, die Members von u.a. 220 Volt, Easy Action und Marmalade Souls in sich vereint, ist dies absolut positiv zu verstehen. Der Absicht verpflichtet, mit diesem Projekt der Musik der Siebziger zu huldigen, indem man der damaligen Manier entsprechend innert kürzester Zeit Songwriting und Recording Sessions über die Bühne bringt, haben die vier Musiker eine echte kleine Perle hervorgebracht. "Higher Ground" atmet trotz der skandinavischen Interpreten den reinen Spirit des grossen US-Stadionrock. Ich hör da immer wieder Ähnlichkeiten zu Szenegiganten wie Styx, Kansas, Boston, Bad Company und dergleichen, und was bedeutet das? Dass catchy Riffs, griffige Soli und eine extrem kompetente Stimme stets von vorzüglichen Melodien und unwiderstehlichen Hooks begleitet werden. Im Ernst Leute, dieses Album macht einfach nur Spass, weil man genau diesen, den die Musiker beim Schreiben und Einspielen offensichtlich hatten, jede einzelne Sekunde lang spürt. Das ist Melodic Rock vom Feinsten, der durch die spärlich eingesetzten Keyboards hin und wieder sogar einen leicht progressiven Touch verpasst bekommt. Wer auch immer in die Tasten gelangt hat, er oder sie scheint Dream Theater's Jordan Rudess ganz besonders zu mögen, denn seine Handschrift ist unverkennbar. Ist bloss schnöder Gute-Laune-Rock, klar! Na und? Die Songs wurden spontan und gleichzeitig sorgsam komponiert und aufgenommen, versprühen vielleicht gerade deswegen dermassen viel Energie und Lebensfreude. "Higher Ground" ist ganz grosses Ohrenkino Leute, für Melodic Rock-Fans absolut unverzichtbar, für traditionelle Metaller absolut empfehlenswert.
Mirko B. 

Punkte: 9.4 von 10
PENTAGRAM - Curious Volume
Peaceville Records/Irascible
Ich habe schon immer an der Existenz des Unsterblichkeits- und Unzerstörbarkeitsgens gezweifelt, Ozzy hin, Lemmy her, aber jetzt komme ich echt ins Trudeln. Was Pentagram im Allgemeinen und Bobby Liebling im Speziellen hier abliefern, ist schlichtweg grossartig. Ein dermassen rotziges und energiegeladenes Album hatte ich echt nicht mehr erwartet, auch wenn das 2011er Comeback-Album "Last Rites" bereits sehr stark ausgefallen war. Schon der flotte Opener "Treat Me Right" kündigt an, dass auf der neuen Scheibe nicht bloss schleppend gedoomt, sondern auch kräftig nach vorne gerockt wird, und das mit einem Bobby Liebling am Mikro, der so kräftig und kauzig klingt wie schon lange nicht mehr. Und von diesen Up Tempo-Überraschungen hat es einige auf "Curious Volume". Gleich an zweiter Stelle sorgt der Heavy-Shuffle "The Temper Push" für freudiges Staunen, auf Startplatz Nummer Vier sorgt das Blue Cheer-mässige "Earth Flight" für weitaus mehr als bloss zustimmendes Nicken, aber den Vogel schiesst die Band eindeutig mit "Misunderstood" ab. Das ist nichts Anderes als rotziger Heavy Rock der Güteklasse A+, wohl einer der besten Songs, den Danko Jones noch nicht komponiert hat; Schweinerock-Götter wie Kongo Skulls, Black Spiders oder The Chuck Norris Experiment könnten hier ebenfalls zum Schwanzvergleich antreten. Ob das noch echter Doom ist? Mit Sicherheit nicht, ist mir aber auch sowas von egal, denn erstens rocken diese etwas schnelleren Tracks wie Sau, und zweitens findet man auf dem Silberling durchaus auch traditionelle Pentagram-Vintagekost, also jetzt bloss nicht die Krise schieben. Altersschwäche klingt also definitiv anders, mit dieser Scheibe haben sich Pentagram einen Platz auf dem Schrein meiner All Time Faves gesichert.
Mirko B. 

Punkte: 9.3 von 10
SLAYER - Repentless
Nuclear Blast/Warner
In der Zeit seit dem letzten Langeisen «World Painted Blood» (2009) machten Slayer vor allem mit drei Dingen auf sich aufmerksam, und das war primär nicht die Musik! Chronologisch an erster Stelle steht das abermalige und wohl definitive Zerwürfnis mit Ur-Drummer Dave Lombardo anfangs 2013 und der tragische Tod von Gründungsmitglied Jeff Hanneman am 02. Mai 2013. Mittlerweile gehört Gary Holt (Exodus), der Jeff neben Pat O’Brien (Cannibal Corpse), an einigen Konzerten vertrat, zum festen Line-Up. Nach einer kurzen (Live-) Verpflichtung von John Dette ist Drummer Paul Bostaph so zu sagen wieder zurück gekehrt. Der dritte Punkt wäre somit die aktuelle Besetzung, die nur noch über die Hälfte der originalem Members verfügt. Das liess berechtigte Fragen aufkommen, ob die Herren Araya und King nochmals was Gescheites in Form eines neuen Studioalbums hinbekommen. Die 2000er-Jahre waren kompositorisch keine Überflieger und nur dank den immer noch meist überzeugenden Konzerten blieb die "Marke Slayer" aktuell. Mit «Repentless» ist der amerikanischen Metal-Legende nun ein überraschend starkes, ja man muss dazu schon fast "Comeback-Album" sagen, gelungen, das die Essenz der erfolgreichen 90er so deutlich wie seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr hervor bringt. Will heissen ein erfreulich gelungener Mix zwischen speedigen Krachern wie dem Titelsong, «Take Control» oder «Implode». Nicht fehlen dürfen die berühmt berüchtigten wie schleppenden Soundwalzen mit der Duftnote «Vices», «Whe The Stillness Comes» oder «Piano Wire». Tom Arayas Stimme hört sich dabei nach wie vor sehr kräftig an und passt eigentlich nicht mehr wirklich zur sichtlich ergrauten Optik des Metal-Urgesteins. Im Gegensatz zu Iron Maiden kommen Slayer mit deutlich kürzeren Songs wesentlich besser auf den Punkt, und in Sachen Sound hat Terry Date einen deutlich besseren Job als Kevin Shirley abgeliefert, seis drum. Der Gitarren-Sound den Gary und Kerry auffahren, bratzt oberfett und dass Paul seine Sache hinter den Kesseln ebenso gut wie Dave verrichtet, ist hinlänglich bekannt. Mit «Repentless» setzen die Amis ein deutliches Zeichen, das in dieser Form ihrem verstorbenen Kumpel mit Sicherheit auch gemundet hätte. Der neue Platten-Deal mit Nuclear Blast signalisiert zudem den Willen von beiden Lagern um eine Fortsetzung der Karriere. Müssig zu erwähnen, dass das zugehörige Live-Massaker am 27. November in Zürich (Komplex 457) mit Sicherheit abermals alles platt walzen wird. Vorbei scheint zudem die Affinität hin zu moderner gefärbtem Gebolze mit Reminiszenzen zu Slipknot und Konsorten. Die aktuellen Slayer gehen gemäss dem Credo „alter Wein in neuen Schläuchen“ klar "back to the roots", ohne dabei das Gesicht zu verlieren. In diesem Sinne: "Hell (still) awaits"!
Rockslave  
Punkte: 9.0 von 10
NILE - What Should Not Be Unearthed
Nuclear Blast/Warner
Neulich sah ich Karl Sanders, seines Zeichens Sänger, Leadgitarrist und Kopf von Nile, backstage auf einem Festival sage und schreibe sechs Stunden mehr oder weniger pausenlos Gitarre spielen. Auf meine diesbezügliche Bemerkung meinte: wenn man richtig gut sein will, muss man etwas dafür tun. Dass er damit recht hat und sich das pausenlose Finger-blutig-Spielen lohnt, beweist die neue Scheibe der US Tech Deather eindrücklich. Inhaltlich ist man natürlich wie gehabt auf dem altorientalischen Pfad unterwegs - Einschätzungen meinerseits zum bandinternen Fachwissen werde ich euch aber ersparen, denn da würde definitiv eine halbe Dissertation daraus werden. Das ägyptische Element fliesst aber auch musikalisch ein, sei es in orientalischen Harmonien oder instrumentalen Einspielern. Songs wie der Titelsong oder auch „In the Name of Amun“ beweisen eindrücklich, wie gekonnt Nile nach sieben Alben die Kunst der Verschmelzung von solchen Klängen mit richtig hartem Ami-Death beherrschen. Dabei sind sie nun aber wieder - dankenswerterweise, wenn man mich fragt - viel straighter unterwegs als auf dem Vorgänger „At the Gate of Sethu“ und knüppeln mal wieder richtig grade auf die zwölf und grooven in schönster Dying Fetus-Manier. Auch Melodie (!!!) kommt hier nicht zu kurz, zum Beispiel im Solo von „Evil To Cast Out Evil“ - ein Song, der übrigens auch einen ziemlichen Ohrwurm- und Mitschrei-Refrain hat. Nile besinnen sich also mit diesem Album zurück auf den Kern des Death Metal und beschränken die technischen Spielereien und Experimente deutlich ein. Das steht ihnen sehr gut und beweist, dass neben dem unbestreitbar überragenden spielerischen Potential auch die Kunst des gekonnten Songwritings bei Nile perfektioniert wurde. Richtig leichte Kost werden die Amis aber sicherlich nie servieren. Sehr harte, sehr geile Scheibe. Kaufen!
Lucie W.  
Punkte: 9.0 von 10
RIVERS OF NIHIL - Monarchy
Metal Blade/Sony Music
Die fünf jungen Männer aus Pennsylvania sind wahre Schafe im Wolfspelz. Denn ihr zweites Album "Monarchy" beginnt mit heftigsten, hochtechnischen Riffgewittern und transformiert gegen Ende des Albums mehr und mehr zu entspannteren, fast schon Post-Rock-artigen Songgefügen. Und das alles unter dem Banner von Death Metal zu vereinen und dabei noch souverän zu reüssieren gelingt auch nicht gerade jeder daher gelaufenen Band. Technisch ist das Quintett jedenfalls auf höchster Stufe unterwegs, vor allem das Rhythmusduo sticht fast konstant heraus und erinnert mich immer wieder spontan an die kanadischen Augury während "Fragmentary Evidence". Auch das dunkle Brüllen und die elektronischen Ambientsounds verweisen auf ähnliche Gene und machen "Monarchy" damit einerseits zu einem zwar modern anzuhörenden, anspruchsvollen Death Metal Album, lassen aber andererseits mittels dem prägnanten, wunderschön verspielten Bass und den offenen Arrangements auch grosse Emotionen zu. Ein Album durchzogen von Druck und Biss, Verletzlichkeit und psychischer Schwere, beeindruckenden technischen Fertigkeiten, tollen Soli und einer zehrenden Sehnsucht. Für Death Metaller mit musikalischem Anspruch und feiner Seele. Höchst empfehlenswert, reinhören!
Hardy  
Punkte: 9.0 von 10
GHOST - Meliora
Loma Vista Recordings
Wie schon bei Mercyful Fate in den 80ern, gibt es auch bei Ghost nur schwarz oder weiss. Das heisst, man findet die Schweden entweder genial oder kann überhaupt nichts mit ihnen anfangen. Mein musikalischer Geschmack wird hier mitunter genau getroffen und damit einher geht natürlich meine gleichzeitige Bewunderung für Kim Bendix Peterson alias King Diamond. Der nun vor gut fünf Jahren losgetretene Hype schob die Karriere von Papa Emeritus (mittlerweile der Dritte) und seinen "nameless Ghouls" merklich an. Die Erstausgabe des Debüts «Opus Eponymous» auf Vinyl erzielt aktuell astronomische Preise bei Auktionen, sofern davon überhaupt noch was auf dem Markt auftaucht. Ein weiteres Indiz dafür, dass die Band überdurchschnittlich wahr genommen wird, zeigte sich nebst vielen neuen Fans auch bei diversen Szenegrössen, die sich plötzlich "alle" mit Ghost-Shirts in der Öffentlichkeit zeigten. Mein wirkliches, dafür umso heftigeres Interesse an der Band wurde mit dem Zweitling «Infestissuman» (2013) geweckt, der bei mir kurz nach dem Release auf Dauerrotation stand und eigentlich keinen einzigen Durchhänger enthält. Wer dabei mal «Monstrance Clock» gehört hat, kriegt den griffigen (Vocal-) Refrain, der fortan stets die letzte Zugabe jedes Konzertes markiert, nie mehr aus seinem Kopf heraus. Dies freilich nur, wenn man den Zugang zu diesem kultigen Retro-Sound findet, der das poppige Element perfekt in den Signature-Sound einzubetten vermag. Die Vorfreude auf neue Songs stieg heuer somit in atmosphärische Höhen und liess den Auftritt am diesjährigen "Sweden Rock"-Festival zum meinem absoluten Highlight werden. Die Krönung des Ganzen waren, fast drei Monate vor dem Release des dritten Studioalbums, nicht weniger als vier neue Songs von «Meliora». Dazu gehörten «From The Pinnacle To The Pit» (kam als zweiter Song!), «Majesty», «Cirice» und das killermässige «Absolution» als zweitletzter Titel vor dem bereits erwähnten Klassiker. Vor allem «Absolution» liess meine Kinnlade nach unten klappen und die grossen Hoffnung danach, dass sich die neue Scheibe auf diesem Niveau halten möge, wurde vollends erfüllt! Schon der erste Komplett-Durchlauf liess keinen Zweifel darüber aufkommen, wohin die Reise gehen wird. Der Wechsel zu Papa Emeritus III, der offenbar der Bruder der Nummer II sein soll, ist auf jeden Fall gelungen, denn bereits in Schweden fiel mir der kräftige Gesang auf, der auch dem fast komplett durchgespielten Debüt alle Ehre machte. «Meliora» erfüllt den Anspruch, den die Szene an das jeweils dritte Album stellt lockerst, und wie schon beim Vorgänger, treten haufenweise geile wie sehr einprägsame Melodien auf. Ganz vorne steht dabei das balladeske «He Is», das schon beim ersten Anhören mit Garantie für eine fette Gänsehaut sorgt. Ghost schaffen es hiermit abermals, Rock und Pop optimal zu verschmelzen, besser geht es kaum. Fans der ersten wie zweiten Stunde können, nein müssen hier zugreifen! Die kommende Tour führt den Papa und seine Jungs bisher leider "nur" nach Genf. Ich hoffe schwer, dass die Schweiz noch mindestens ein weiteres Konzert erhält, so cry for absolution guys!
Rockslave  
Punkte: 9.0 von 10
OOMPH! - XXV
Airforce 1 Records/Universal
Oomph!, das Urgestein der NDH, wird 25! Angefangen hat das Trio 1989, damals waren sie jedoch hauptsächlich in der EBM-Szene bekannt. Inspiriert von Bands wie Sepultura, Prong und Pantera begannen sie, elektronische Musik mit hartem Rock zu kreuzen. Das Album "Sperm" (1994) gilt als Meilenstein der NDH und war Inspiration für viele Bands wie Rammstein oder auch Megaherz und Co.. Doch nun zur eigentlichen Review von "XXV": Den ersten Pluspunkt sacken sich Oomph! schon mal allein deswegen ein, weil sie nicht wie so viele andere Bands einfach nur ein schäbiges Best Of zum Jubiläum zusammengekratzt, sondern gleich ein komplettes Album mit 14 brandneuen Tracks auf den Markt gebracht haben. Nachdem das eher komödiantische Album "Des Wahnsinns fette Beute" (2012) von einigen Kritikern zerrissen wurde (Ich fand es übrigens grossartig!), haben Oomph! nun wieder zu ihrem typisch düsteren Sound zurückgefunden und suhlen sich nun genüsslich in einer makabren Mischung aus Tod, Gier, Gewalt, Sex und Liebe. Highlights gibt es zahlreiche, unter anderem den Track "Jetzt oder nie", eine Art Trinklied auf die Brüderlichkeit, allerdings mit Fokus auf die Vergänglichkeit. Für Gänsehaut sorgt dann das Lied "Mary Bell", es erzählt die wahre Geschichte eines missbrauchten Mädchens, das mit 11 Jahren zwei Kleinkinder auf brutale Weise umgebracht hatte und dafür zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Mit "Unter diesem Mond" bringen Oomph! einmal mehr eine sehr schöne Ballade hervor. Danach wird's wieder deutlich düsterer mit dem etwas schnelleren und klar sadistischen Lied "All deine Wunden". Im Gegensatz dazu steht das masochistische Lied "Zielscheibe", das ebenfalls sehr gut gelungen ist. Mit einer der besten Tracks ist das machomässige "Fleisch und Fell" - hier wird das Tempo deutlich hochgeschraubt, was Oomph! meiner Meinung nach ruhig öfters tun könnten. "Leis ganz Leis" ist der makabre Abschluss eines bitterbösen Albums. Es kommt daher wie ein Schlaflied, beschreibt aber den Mord an einer jungen Frau aus Sicht des Mörders. Fazit: Ich bin ein grosser Fan von Oomph!, weil die Band es wie keine andere versteht, schwierige Themen auf eine überraschend offene und schockierende Art und Weise aufzugreifen. Dabei zeigen sie sich ungemein abwechslungsreich und experimentieren immer wieder mal mit verschiedenen Elementen. Grade im Vergleich zum letzten Album ist dieser neue Silberling wieder eine völlig andere Geschichte - man weiss nie, was als nächstes kommt. "XXV" ist jedenfalls ein würdiges Jubiläumsalbum, das in keiner Sammlung fehlen darf!
Patricia H. 
Punkte: 9.0 von 10
BLACK TONGUE - The Unconquerable Dark
Century Media/Universal
Gibt es ein Leben nach dem Tod? Enden wir dann alle in der Hölle und gibt es ein Breakdown vom Breakdown? Wenn man sich bei den Fragen das erste volle Album von Black Tongue anhört, müsste man diese mit einem klaren Ja beantworten. Die Britische Truppe, welche irgendwo zwischen Doomcore, Sludge und Death wildert erschafft mit „The Unconquerable Dark“ eine perverse und abgrundtief schwarze Atmosphäre wie sie mir bis jetzt kaum mal untergekommen ist. Bis anhin ging ich davon aus, dass wilder Black Metal oder rasender Brutal Grind alle meine Nachbarn zur Verzweiflung bringen wird, jedoch seit ich mir dieses beklemmende und verstörende Werk angehört habe, bin ich mir sicher, dass mit diesen Klängen die Suizid-Rate im Viertel sprunghaft ansteigen wird. Das Teil schlägt echt auf die Psyche, „kranker Scheiss“ um es mal in einfachen Worten auszudrücken und doch kann man sich der Faszination kaum entziehen, welche von „The Unconquerable Dark“ ausgeht. Vielleicht muss man ja ein „spezieller“ Mensch sein um gefallen an dieser Darbietung zu finden und damit ist gemeint, Black Tongue wird bestimmt nicht jedermanns Sache sein und auf breite Gegenliebe stossen, aber das macht meine Katze auch nicht, wenn sie auf dem Spielplatz ihren organischen Download verrichtet. Natürlich sind wir alle Gut-Menschen, die Nächstenliebe durchfliesst unsere Seele und wir könnten täglich die ganze Welt umarmen. Positve Gedanken nähren unser Karma pausenlos und unsere grösste Freude und Befriedigung erhalten wir dann, wenn wir die Billag Rechnung im Briefkasten vor finden. Wir haben keine Mühe damit, wenn unser untalentierte Arbeitskollege (natürlich mit doppeltem Gehalt) auch nach dem 5. Erklärungsversuch keinen Plan hat, was er tun soll und weiter seine Ausbildungsdiplome an die Wand hängt und sich nebenbei die Tour de France anschaut. Wir lieben es den säuerlichen Geruch eines verkotzten Abteils in der Nacht S-Bahn inhalieren zu dürfen. Wir schunkeln noch immer eifrig mit, wenn Helene Fischer mit „Atemlos“ zum 666 mal am selben Tag aus dem Radio dröhnt und die Baustelle auf der Autobahn, welche bereits seit 4 Jahren existiert und täglich für einen wohlgeformten Rückstau sorgt, zaubert ein zufriedenes Lächeln in unser Gesicht. Die zunehmende Verdummung der Menschheit macht uns genauso wenig aus, wie die tägliche freundliche Anfrage der Kinder: „Hesch mir Zigarrettt odr mach dich Todd Mhann und dini Muättärr!!“. Nun je länger ich jedoch diesen Klängen von Black Tongue lausche und so darüber nachdenke, desto öfters ertappe ich mich dabei, wie sich innerlich die Sehnsucht nacht einer Ausrottung des schlimmsten Parasiten auf diesem Planeten formt. Ja „The Unconquerable Dark“ ist definitiv der: „Ich hasse Menschen“ - Soundtrack des Jahres!!
R.K.  

Punkte: 9.0 von 10
STRATOVARIUS - Eternal
Ear Music/Phonag
Stratovarius werden wohl nie mehr an die glorreichen Zeiten anknüpfen, als Jens Johansson und Jörg Michael die Truppe bei «Episode» verstärkten. Von da an ging es ab wie das berühmte Zäpfchen, und es schien, als gäbe es kein Aufhalten. Doch der eigentliche Bandleader Timo Tolkki zerbrach die Träume der vier Mitstreiter und zerstörte den Stratovarius-Kometen im steilen Steigflug. Seit diesem Zerwürfnis erschienen drei Scheiben, welche die musikalischen Qualitäten der Truppe nach wie vor präsentierten. Allerdings fehlt der Band um die neuen Leader, Sänger Timo Kotipelto und Keyboarder Jens Johansson, der grosse Hit. Trotzdem blieben die Alben nach wie vor tollen Scheiben, die man sich bedenkenlos kaufen konnte. «Eternal» reiht sich nun locker in die Tolkki-Zeit zwischen «Destiny» und «Elements» ein. Speziell das mit einem grossen Hitpotential versehen «Shine In The Dark», oder das hymnische «Rise Above It» sowie das packende Duell zwischen Gitarre und Keyboard bei «My Eternal Dream» erleichtern den Einstieg zu diesem Werk. Flott auch «Feeding The Fire», mit gewaltigem Chor, der locker auf den ganz grossen Alben der Truppe stehen kann. Herausragend einmal mehr die Gesangsleistung von Mister Kotipelto. Hört dazu nur das schnelle «In My Line Of Work», oder das stampfende «Man In The Mirror». Sehr interessant auch das fast zwölf Minuten lange «Lost Saga». Auch wenn ich nach wie vor das Powerdrumming von Jörg Michael vermisse, lebt die Truppe noch immer von einem knackigen und treiben Rhythmusteppich. Die Bewertung fällt schwer, denn einerseits hat der Fünfer einmal mehr ein verdammt gutes Album veröffentlicht, aber andererseits fehlt es an kleinen Dingen, die verhindern dass «Eternal» zu den besten Werken der schwedisch-finnischen Gemeinschaft aufsteigt. So komme ich zu einer völlig verdienten 9.0, denn alleine das Durchhaltevermögen nach den ganzen Band internen Problem hat es den Jungs nicht leicht gemacht, und trotzdem geizen die Musiker nicht mit musikalischen Höchstleistungen.
Tinu  

Punkte: 9.0 von 10
RIVERSIDE - Love, Fear And The Time Machine (2CDs
InsideOut Music
Mariusz Duda und seine Jungs beehren uns mit ihrem sechsten Studio-Werk, "Love, Fear And The Time Machine". Das neue Album lebt nicht von harten Grooves, sondern es steht immer der Gesang im Vordergrund. Gitarre, Bass und Keyboard werden oft dezent eingesetzt. Nur in instrumentalen Parts spielen sie sich in den Vordergrund. Oft hab ich das Gefühl, an Porcupine Tree und Steven Wilson erinnert zu werden. Verspielte Gitarren und Keyboards hört man oft in den anspruchsvollen Songs, aber ab und zu auch grandiose Gitarren-Soli von Piotr Grundzinski. Ich mag den neuen Kurs der Polen, der klar in ruhigere Gefilde geht. Wer sich einmal "Under The Pillow" anhört oder "#Addicted", weiss, was ich meine. Der Anfang von "Saturate Me" erinnert dann an Yes und Sieges Even, auch sehr verspielt, wirklich beeindruckend. Das ruhige "Afloat" lädt dagegen zum Träumen und Abheben ein, ein wunderschöner Song. Ebenso die akustische Gitarren-Nummer "Time Travellers", die mit einem sehr gefühlvollen Solo endet. Fans der ersten Werke der Polen werden am Anfang vielleicht die Nase rümpfen, wenn sie "Love, Fear And The Time Machine" zu ersten Mal durchhören, aber hey, gebt dem Rundling eine Chance. Nach mehrmaligem Genuss wird sich das Ganze nach und nach dem Zuhörer öffnen und sich zu einem Wunderschönen Stück Musik entfalten.
Crazy Beat  

Punkte: 8.9 von 10
HORISONT - Odyssey
Rise Above Records
Das neue Album gleich mit dem knapp elfminütigen Titelsong zu eröffnen, zeugt nicht nur von einem gesunden Selbstbewusstsein, sondern unterstreicht auch die Absicht der Schweden, den oft ausufernden Kompositionen von Pionieren wie Yes, Dust, Kansas oder Uriah Heep gebührenden Respekt zu erweisen. Wer bereits nach wenigen Takten Retro und Classic Rock-Migräneanfälle kriegt, wird freilich schon beim blossen Anblick des Bandnamens angewidert zurückschrecken, in der Szene haben sich Horisont ja spätestens seit dem 2013er-Album "Time Warriors" fest etabliert und stellen zusammen mit Exportschlagern wie Vidunder, Witchcraft und Graveyard die Speerspitze der stilistisch rückgewandten Bands made in Sverige, sind also beileibe keine unbekannten Greenhorns mehr. Wessen Augenbrauen beim Namen Horisont hingegen nach oben schnellen, kann sich jetzt entspannt zurücklehnen und zufrieden geniessen, denn "Odyssey" markiert einen weiteren Meilenstein in der an Song-Highlights nicht armen Bandhistorie, sie haben es wieder getan. Auf 62 Minuten verteilen sich ganze zwölf Songs, in bester Siebziger-Manier staubtrocken und klar produziert, die jeden Fan der Band begeistern werden. Vor allem, wenn die Jungs etwas flotter losrocken, vermögen sie mich wirklich zu begeistern. Zu dieser Gewinnerkategorie gehören Tracks wie "Odyssey", das an Thin Lizzy (die man wegen der Doppelleads auch sonst immer wieder im Ohr hat) angelehnte "Bad News", die Rainbow-Verneigung "Light My Way", das mit einem mächtigen Chorus versehene "Städer Brinner" oder das mit zunehmender Spielzeit mächtig an Pace & Power gewinnende "Back On The Streets". Zwischen all den Rockern befinden sich natürlich auch mehrere musikalische Verschnaufpausen, welche der Scheibe die nötige Dynamik verleihen und keinesfalls störend wirken. Einen kleinen Kritikpunkt hätte ich dennoch anzubringen: Der zwischenzeitlich an den ganz jungen Geddy Lee erinnernde, vibratoreiche High Pitch-Gesang kann manchmal echt an den Nerven zerren, vor allem, wenn er, so wie in diesem Fall, noch dazu dermassen weit nach vorne abgemischt worden ist. Hier sollte Sänger Axel Söderberg vielleicht doch etwas Zurückhaltung üben und es mit der Zurschaustellung seiner vokalen Fähigkeiten nicht übertreiben. Dass dieser kleine, rein produktionstechnische Makel natürlich nichts an den kompositorischen Fähigkeiten des hochtalentierten Quintetts ändert, liegt auf der Hand, was somit einen Ausschluss aus den oberen Rängen in keiner Weise gerechtfertigt. Ich kann nur sagen: gut gemacht, weiter so!
Mirko B. 
Punkte: 8.9 von 10
AMORPHIS - Under The Red Cloud
Nuclear Bast/Warner
Gerade mal 2 Sekunden Piano-Töne von „Under The Red Cloud“ reichen aus um sofort zu wissen, dass es sich um Amorphis handeln muss. Dieser Umstand rührt weniger davon, dass man behaupten könnte, die Band spiele seit ihrem 25 jährigen Bestehen den selben Song, sondern widerspiegelt mehr den hohen Wiedererkennungswert den die Finnen über all die Jahre erschaffen haben. Ob man nun Amorphis mag oder nicht, es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Band mit ihrer kontinuierlichen Arbeit und dem unverkennbaren Sound zu der Metal-Szene gehört, auch wenn ich zugeben muss, dass mir auf den letzten Werken etwas zu viel süsslicher Honig die Ohren verklebt hat. Mit „Circle“ floss jedoch wieder etwas mehr Härte in die Stücke und auf diesem Ansatz setzen die Finnen mit „Under The Red Cloud“ auf und legen zusätzlich noch mehr Abwechslung in die Waagschale. Natürlich haben wir sie immer noch, diese unverwechselbaren Melodien, gerade „Sacrifice“ ist bestes Beispiel für einen dieser typischen Amorphis Radio-Nummern, jedoch abgesehen von dem stimmigen Solo eher uninteressant, wenn man die restlichen Songs für sich entdeckt. „Death Of A King“ ist da Beispielsweise mit den orientalischen Melodien und dem daraus resultierenden Groove eine kleine Überraschung und gleichzeitig der Beste Song vom Album, da können sogar Orphaned Land Anhänger ihre Ohren spitzen. „The Skull“ mit den Hammond-Keys im Hintergrund und das reissende „Dark Path“ versprühen auch endlich mal wieder etwas düstere Atmosphäre, dafür lockert das folkige „Tree Of Ages“, übrigens mit Chrigel Glanzmann (Eluveitie) an der Flöte die Stimmung wieder auf und ist nebenbei ein verdammt guter Song. Komplex sind Amorphis nach wie vor nicht, aber mich überrascht es ungemein wie viel Abwechslung jeder der Songs zu bieten hat. Tolle Solis, wohldosierte Härte, gewohnt starke Melodien, leicht progressive Ansätze, stimmungsvolle ruhige Einschübe, ja es passt extrem viel zusammen auf „Under The Red Cloud“ und ich muss zugeben, ich hätte echt nicht erwartet, dass mich Amorphis nochmals so begeistern und beeindrucken können. Klar die Scheibe wird nicht den Stellenwert von der „Tales From The Thousand Lakes“ streitig machen oder gar in den Schatten stellen können, aber sie wirkt wie ein gelungenes Resultat aus allen Perioden der langjährigen Bandgeschichte.
R.K.   
Punkte: 8.8 von 10
BACKYARD BABIES - Four By Four
Gain Music/Sony
«Stockholm Syndrome» hat mein Leben 2003 geprägt. Was der schwedische Chaotenhaufen auf diesem Album ablieferte, war eine Lern- und Sternstunde des «Kick Ass Rock'n'Roll»! Nun sind Peder Carlsson (Drums), Johan Blomquist (Bass), Dregen (Gitarre) und Nicke Borg (Gesang, Gitarre) nach sieben Jahren wieder zurück und haben nur sehr wenig von ihrer Durchschlagskraft verloren. Noch immer tritt der Vierer mächtig Arsch und verbindet Mitschreiparts mit coolen, Kiss-liken Gitarrensoli und packenden Melodien. «White Light District» ist ein Paradebeispiel und macht keine Gefangen. Die Backyard Babies werden nie Dream Theater sein, dazu haben sie viel zu viel Spass in den Backen, bauen auf Power und kontrollierte, musikalische Schläge ins Gesicht. Das beweist schon die Eröffnungsdoublette «Th1rt3en Or Nothing» und «I'm On My Way To Save Your Rock'n'Roll». Dass die Jungs auch mal ruhigere Parts schreiben können, belegen die räudigen Schweden mit «Bloody Tears». Eine Mischung aus Lagerfeuerromantik und Herzschmerz nach dem Beziehungsende. «Four By Four» ist eine geile Partyscheibe geworden, rüttelt aber nicht am Thron von «Stockholm Syndrome». Das liegt daran, dass man eine solche Scheibe nur einmal im Leben schreibt, dass die ungezügelte Wildheit von damals heute viel relaxter wirkt und mit zunehmender Spieldauer auch die Qualität der ersten Songs auf «Four By Four» nicht gehalten werden kann. Ansonsten können hier alle Backyard Babies-Fans bedenkenlos zugreifen und solche, die es gerne werden würden. Denn die Stimme von Nicke hat nichts von ihrer angepissten Art verloren, und man erkennt sie noch immer unter tausend anderen. Die grosse Überraschung ist «Mirrors (Shall We Broken)», eine Highschool-Hymne, die selbst die Hanoi Rocks heute nicht besser komponierten. Tja, die Auszeit hat aus der unberechenbaren Truppe eine erwachsen gewordene Gang gemacht. Die Backyard Mens sind gereifter, aber dadurch sicher nicht schlechter geworden.
Tinu   
Punkte: 8.8 von 10
DEAD LORD - Heads Held High
Century Media/Universal
"Dead Lord play rock music", steht da einleitend auf dem Labelwisch. Wollen die uns jetzt verarschen oder was? Natürlich spielt die Truppe um Wunderkehlchen Hakim Krim Rockmusik, was denn sonst? Egal, Hauptsache ist, dass die Scheibe endlich draussen ist. Nach dem enormen Erfolg des Debuts "Goodbye Repentance" war der Erwartungsdruck, der auf dem schwedischen Quartett lastete, natürlich enorm, und sie haben sich fast zweieinhalb Jahre Zeit gelassen, um den Nachfolger einzuspielen. Herausgekommen ist dabei ein Werk, das in meinen Ohren insgesamt gereifter, erwachsener und ja, auch etwas melancholischer klingt. Vielleicht geht den neuen Kompositionen etwas die Unbekümmertheit des Debuts ab, aber dafür erweisen sie sich als waschechte Grower. Begünstigt durch die extrem angenehm warme Produktion wächst der Hörgenuss mit wirklich jedem Durchlauf, und dem exquisit musizierenden Haufen gelingt es sogar langsam, aus den übergrossen Fussstapfen von Thin Lizzy herauszutreten und die eigene Identität noch mehr hervorzuheben. Natürlich sind die Ähnlichkeiten zur dünnen Lisa immer noch hörbar, der Einfluss von Irelands Finest wird seitens der Band schon gar nicht erst abgestritten, aber sie schwimmen sich langsam frei, die Jungs, und sie präsentieren uns nun vermehrt ihre ureigene Vorstellung von Rockmusik, von guter Rockmusik! Dermassen frisch, zeitlos und unheimlich warmherzig zu klingen, ist gar nicht so einfach, aber Dead Lord ist genau dieses Kunststück gelungen, womit sich meiner Meinung nach "Heads Held High" auf Augenhöhe mit dem Erstling befindet. Wer auf ehrlichen Rock ohne übertriebene Härte, aber mit der richtigen Attitüde steht, weiss jetzt, was zu tun ist. Me likes!
Mirko B.   
Punkte: 8.8 von 10
DIEMONDS - Never Wanna Die
Napalm Records/Universal
Wer sich dem neuen Album "Never Wanna Die" von den Diemonds widmet, sollte unbedingt das Plattencover erst einmal zur Seite lassen. Dieses erweckt meiner Ansicht nach den Eindruck, dass es sich um ein Thrash-Album handelt, und das ist es in keinster Weise. Es ist Hard Rock und Metal vom Feinsten! Bei den Diemonds verlaufen keine Blutbahnen - sondern der Sunset Strip! Und das, obwohl der Fünfer aus Toronto, Kanada, stammt. Gleich mit dem Opener und Titeltrack "Never Wanna Die" gibt das Quintett den Tarif ordentlich durch. Sexy und rotzig präsentiert Frontröhre und Rampensau Priya Panda den ersten Song des äusserst bissigen Albums. Mit dem darauf folgenden Zombie-Song "Hell Is Fury" steht bereits ein echtes Highlight der Platte an. Blutrünstig brillant, mit knackigen Riffs, die das Gehör durchpusten, geht es gemeinsam auf die Jagd nach Untoten. "Over It" überzeugt mit einem grossartigen Singalong-Refrain, der nur positive Energie zurücklässt. Ebenfalls sind Sleaze-Einflüsse knackig durch Produzent Eric Ratz (Monster Magnet, Billy Talent) in Szene gesetzt worden. Bands wie Steel Panther oder Mötley Crüe mögen beim ersten oberflächlichen Hördurchgang als leichten Vergleich herhalten, aber die Diemonds haben auf "Never Wanna Die" noch viel mehr im Gepäck! "Ain't That Kinda Girl" fällt besonders durch den Drumbeat auf, der dem von "We Will Rock You" nicht unähnlich ist - nur irgendwie schwerer und schneller. Wenn du also etwas willst, das dich frontal trifft, dann hör dir nur mal den Track "Better Off Dead" an (der Song hat übrigens keine Verbindung zu Sodoms Kult-Hit). "Secret" startet ein wenig ruhig und melancholisch, findet aber mit der Zeit einen ganz guten Groove, der sich mit den Vocals optimal ergänzt. Das Album rockt schnörkellos weiter mit "Forever Untamed" bis hin zum sleazy "Wild At Heart", das stellenweise an Skid Row's Klassiker "Youth Gone Wild" erinnert. Die Up Tempo-Nummer "Meet Your Maker" wartet mit einem Riff auf, das wohl zu den stärksten des Albums gehört. Es werden nochmals alle Headbanger dazu eingeladen, die Köpfe massiv kreisen zu lassen. Der endgültige Schlusspunkt folgt dann nach zehn Songs mit der 80s Metal-Hymne "Save Your Life" und besonders die Gitarrenarbeit bei der Bridge verhelfen dem Track zu einem besonderen Flair. Wahre Hard-Rocker dürfen sich "Never Wanna Die" nicht entgehen lassen!
Oliver H.   
Punkte: 8.8 von 10
AHAB - The Boats Of The Glen Carrig
Napalm Records/Universal
Das vierte Album zum zehnjährigen Bandjubiläum wird für bestehende Fans keine Enttäuschung sein, denn anno 2015 vereinen die zu Recht ständig bekannter werdenden Nautik-Doomer alle Stärken der Vorgängeralben und wirken für mich erneut gereift und wie immer fokussiert. Über 56 Minuten lang gibt es zwar null Hits, dafür genau eine intensive Gesamtvorstellung, die sich in der Wechselwirkung von Heavyness und Fragilität locker mit den Grössen des Genres messen lassen kann. Das zwar Folter und Menschenrechtsverletzungen anprangernde, aber künstlerisch/bildlich für mich so überhaupt nicht zum Bandkontext passende Video des Vorabsongs "Red Foam (The Great Storm)" zeigt AHAB auf alle Fälle schon mal von ihrer schnellsten Seite. Aber Geschwindigkeit ist im Musikkosmos eh relativ. Denn auf der anderen Seite des Tachometers steht mit dem laaangsamen, 15-minütigen "The Weedman" ein Riffkoloss, der vielleicht AHAB's "Rime of the acient mariner" werden könnte. Die Produktion ist angenehm dicht, natürlich, offen und fliesst der Thematik gemäss ungehindert durch sämtliche fünf Lieder. A propos, auf Vinyl und der Limited Edition-CD sollte auch der über zehnminütige Bonustrack "Light In The Weed (Mary Madison)" dabei sein, das von Sagh-Vokalist Olav Iversen eingesungene Alan Parsons-Cover "The Turn Of A Friendly Card" nach meinen Informationen aber nur als 7"-EP in der limitierten Deluxe Holzbox. Zurück zum Album. Per Definition als sphärischer Death/Doom eigentlich ein Nischenprodukt, haben AHAB die Gabe ein breiteres Publikum anzusprechen und genreübergreifend zu begeistern. Was jedoch weiterhin die menschliche Spreu vom Weizen trennen wird ist der Gesang. Ich persönlich finde die archaischen, ultratiefen Growls sehr geil, Assoziationen von hohem Wasserdruck in schwarzer Tiefe kommen da von selbst und auch der melancholische, etwas entrückte Klargesang hat einen ganz eigenen Charme und passt homogen zu den repetitiven Gitarrenmelodien. "The Boats Of The Glen Carrig" ist ein solider Mix aus schaumiger Leichtigkeit und schwerer Dramatik, kann man intensiv unter Kopfhörern sowie auch als meditative THC-Hintergrundkulisse problemlos geniessen. Stark, stimmig, reinhören!
Hardy    
Punkte: 8.8 von 10
ROTTING CHRIST - Lucifer Over Athens (Live-2CDs)
Seasons Of Mist/Irascible
Mit dem für Rotting Christ obligatorischen antik angehauchten Chorklängen beginnt das erste Live-Album der Griechen. Es wurde ja auch mal Zeit für ein solches nach 27 Dienstjahren und 12 Alben! Dass die hellenischen Deather mehr als 1200 Shows auf dem Buckel haben, hört man diesem Live-Mitschnitt ganz deutlich an. Hier ist alles auf den Punkt ohne unnatürlich zu wirken und die Setlist mit neueren und älteren Songs (ganze 31 Tracks spielten die Griechen in dieser Show, Respekt!!!) ist routiniert und geschickt zusammengestellt, um keine Langeweile oder Ermüdungserscheinungen bei den Fans aufkommen zu lassen. Und natürlich passen 27 Jahre nicht auf eine einzige CD, so dass dieses Live-Dokument einer Show in der Heimatstadt der Griechen Athen im Dezember 2013 gleich eine Doppel-Scheibe geworden ist. Die Ansagen zwischen den Songs auf Griechisch - dessen der durchschnittliche Mitteleuropäer wohl in der Regel nicht mächtig ist - aber die Reaktionen der Fans kann man auch ohne Sprachkenntnisse verstehen. Und der grandiose Sound dieses Albums - besser als der so mancher Studioscheibe - entschädigt den Fan mehr als genug für die sprachliche Barriere. Rotting Christ sind sowieso eine der Bands, die ich live um Länger besser finde als auf Scheibe - daher wird das hier wohl eines meiner Lieblingsalben des hellenischen Quartetts! Unbedingt kaufen!
Lucie W.    
Punkte: keine Wertung
METAL ALLEGIANCE - Metal Allegiance
Nuclear Blast/Warner
Ohne weitere Infos und Musik sieht das Ganze vom Titel her wie ein weiteres Exemplar der längst ausgelutschten Allstars-Dinger aus, und der erste Blick auf das Infoblatt bestätigt dies sogleich. Konkret geht es hier um das Baby des mir bis anhin unbekannten Bassisten Mark Menghi, der laut Recherche bei der Band Constricted lärmt und früher mal bei Gutter Poet war. Als begleitende Architekten werden Dave Ellefson (Megadeth), Mike Portnoy (The Winery Dogs, Ex-Dream Theater) und Alex Skolnick (Testament) genannt. Die aufgeführten Guests bei den einzelnen neun Tracks sprechen als Erstes mal für sich: 01. «Gift Of Pain» feat. D. Randall Blythe, 02. «Let Darkness Fall» feat. Troy Sanders, 03. «Dying Song» feat. Philip H. Anselmo, 04. «Can’t Kill The Devil» feat. Chuck Billy, 05. «Scars» feat. Mark Osegueda & Cristina Scabbia, 06. «Destination: Nowhere» feat. Matthew K. Heafy, 07. «Wait Until Tomorrow» feat. dUg Pinnick & Jamey Jasta, 08. «Triangulum» (I. Creation - II. Evolution III. - Destruction) und abschliessend 09. «Pledge Of Allegiance» feat. Mark Osegueda. Dass die Songs dabei vom jeweiligen Gesang stark geprägt sind, stimmt nicht durchgehend. Während der Opener die Handschrift von Lamb Of God klar erkennen lässt, offenbart Philip H. Anselmo (Down, Ex-Pantera) neue Seiten seiner Stimme und performt in zumindest etwas ungewohnten Gefilden, als im sonst üblichen Brutalo-Gemetzel. Wieder klar näher am Geschütz ist dafür Chuck Billy, während Mark Osegueda im Duett mit Cristina Scabbia bei «Scars» insgesamt melodischer rüber kommt und sich der Song als solcher echt hören lassen kann. Durch das, dass Alex Skolnick wohl alle Gitarrenparts selber eingespielt hat, klingt der powermetallisch gefärbte Sound ziemlich homogen. Gleiches gilt für die Drums, die mit Sicherheit alle von Portnoy stammen, während der Bass vermutlich zwischen Menghi und Ellefson aufgeteilt wurde. Interessant ist auch «Wait Until Tomorrow» geworden, wo sich die total unterschiedlichen Stimmfarben von Doug "dUg" Pinnick (King's X) und Jamey Jasta (Hatebreed) erstaunlich gut vertragen. Beim dreiteiligen Instrumental «Triangulum» wird es eigentlich "umpassend progressiv". Wahrscheinlich hatte da Mike Portnoy den grössten Spass daran. Zum Schluss darf dann Death Angel Röhre bei «Pledge Of Allegiance» nochmals ran und lässt nicht zweimal bitten. Diese knappe Stunde Musik überrascht unter dem Strich gehörig und hebt sich damit wohltuend von vielen anderen ähnlichen Konstrukten ab. Reinhören ist hier des Metallers heilige Pflicht!
Rockslave   
Punkte: 8.5 von 10
KING HEAVY - King Heavy
Cruz Del Sur Music
Doom Metal ist aktuell nicht gerade in aller Munde und von den Szene-Stars Candlemass hört man, bis auf ein paar Konzerte, nicht wirklich viel in der letzten Zeit. Die Ursuppe dessen wie auch der ganzen Stoner Rock Bewegung, sprich Black Sabbath, zeigten letztes Jahr allerdings nochmals eindrücklichst, was durch sie erst möglich wurde. King Heavy vereinen als chilenisch-belgische Freundschaft (!) persönliche Einflüsse aus Hooded Priest, Mourner's Laments, Noctus und Procession. Die Anfänge gehen zurück auf 2009, wo sich Frontmann Luce Vee und Bassist Daniel Perez Saa über den Weg liefen und den kreativen Prozess starteten. Nach der ersten EP ""Horror Absoluto" von 2013 erscheint nun der erste Longplayer, der eine ordentlich rockige Form von Doom Metal auffährt und dabei neben den Urvätern auch den alten Danzig und Celtic Frost huldigt. Ebenso sind die bereits erwähnten Candlemass deutlich heraus zu hören. Das frisch erschaffene Gebräu aus den zu Grunde liegenden Quellen präsentiert sich dennoch eigenständig und bedacht auf Abwechslung. Besonders die unvermittelt auftretenden "leisen Parts" wie beim Opener «La Gargola» oder auch bei «Life AD» schaffen genau die richtige Atmosphäre. Der Gitarrensound von Matias Aguirre bratzt dabei herrlichst aus den Speakern und bei angemessener Lautstärke zelebrieren die Tassen im Küchenschrank ihren eigenen Hexentanz. Wie sich es sich gehört, bewegen sich die Songs zwischen fünfeinhalb und fast acht Minuten. Das gilt jedoch nicht für das abschliessende Epos «He Who Spoke In Tongues­», das, imitiert durch das instrumentale Intro «The Crowning», gar mit satten elf Minuten zu Buche schlägt und mitunter auch mit Double Bass Drumming aufwartet. Bis dahin wird diesem etwas zurück gebundenen Genre regelrecht neues Leben eingehaucht und erinnert einen mitunter an die erfolgreichen Zeiten eines gewissen Messiah Marcolin. Der Bandname King Heavy mag vielleicht etwas gar einfach gestrickt klingen, aber die Mucke ist in der Tat "heavy". Obwohl sehr ansprechend, fehlt dem selbstbetitelten Debüt allerdings der alles überragende Killer-Song. Trotzdem kommen hier die Fans dieser Musikrichtung jedoch voll auf ihre Kosten.
Rockslave   
Punkte: 8.5 von 10
EISREGEN – Marschmusik
Massacre Records/Musikvertrieb
So, nach der EP „Flötenfreunde“ folgt nun die dazugehörige LP namens „Marschmusik“. Was bisher begonnen, wird nun konsequent fortgesetzt. Viel zu sagen gibt’s prinzipiell eigentlich nicht, denn wer Eisregen kennt, weiss, was ihn erwartet: Vordergründig simple, blutrünstige Texte, die aber bei genauerem Hinhören erst die unergründlichen Tiefen der Abgründe der menschlichen Seele offenbaren. War dies bei „Todestage“ noch eher gesellschaftlich-realistisch gehalten, ist nun das Szenario dasjenige des Krieges – mit all seinen Schrecken, den grausamen Fratzen der Gewalt und aufgestautem, blindem Hass… Wem oder was gegenüber auch immer. Wobei man sich auch immer fragen muss, ob der Krieg nun real oder schlichtwegs ‚nur‘ im eigenen Geist ausgetragen wird. Musikalisch gesehen ist der Abgang von Dr. Franzenstein nur bedingt wahrnehmbar, da nach wie vor genügend Keyboard-Sounds zum Einsatz kommen. Einen gewissen gesteigerten Härtegrad lässt sich aber dennoch konstatieren, zwischendurch werden schwarzmetallische Anleihen sehr deutlich portraitiert. Kurzum: „Marschmusik“ ist so typisch Eisregen, wie es nur geht – Alpträume inklusive.
Toby S.   
Punkte: 8.5 von 10
HATE ETERNAL - Infernus
Season of Mist/Irascible
Das Floridageschwader um Gitarrist/Sänger/Produzent Erik Rutan (u.A. ex-Morbid Angel) war, ist und wird voraussichtlich für immer ein zweischneidiges Schwert bleiben. Bei mir gedanklich abgelegt unter: "produktionstechnisch immer etwas verwaschen tönender, relativ dumpf gemixter, nervöser Ami-Death Metal, der im "Spaceballs"-Jargon ausgedrückt fast durchgehend mit "wahnsinniger Geschwindigkeit" daher kommt". Ich habe dieses derbe Trio wahrscheinilich deswegen seit "I, Monarch" (1995) verpasst und bin aber mit dem aktuellen "Infernus" überraschenderweise überraschend positiv... äh, überrascht halt. Tatsächlich versprühen HATE ETERNAL noch immer das Flair eines fieseren Bruders von älteren Morbid Angel, sind aber symphonisch und instrumental mittlerweile einige Klassen höher einzustufen. Allein schon den technischen Fertigkeiten der drei Protagonisten Erik Rutan (vox/guit), J.J. Hrubovcak (bass/vox) und Chason Westmoreland (drums) muss gehuldigt werden, unglaublich was da instrumental alles abgeht. Und bei aller Blasterei und Brutalität erschaffen HATE ETERNAL dabei drückende, monumentale Klanglandschaften mit Suchtfaktor, bei denen der Bass oft parallel zur Gitarre ein eigenes Geschichtchen erzählt und damit nochmals eine weitere Ebene zu diesem sowieso schon extrem vielschichtigen Werk beiträgt. Der Gesamtsound tönt herrlich natürlich, bietet Raum für alle Spuren und drückt denoch amtlich auf die Psyche. Das Instrumental "Chaos Theory" ist diesbezüglich ein kleiner Leckerbissen geworden. Schlussendlich bietet "Infernus" 45 Minuten höchste Death Metal-Kunst, verpackt in Adrenalin, Testosteron und vielen Schichten mit hunderten tollen Details, ich bin gerade Fan geworden. Falls ihr allerdings über keine wirklich gute Stereoanlage oder noch besser wirklich gute Kopfhörer verfügen solltet, könnt ihr meine Lobhudeleien gleich wieder streichen und euch einfach matschiges Gegenteil vorstellen. Unbedingt reinhören, massiv!
Hardy    
Punkte: 8.5 von 10
OZONE - Self Defence
Escape Music/Non Stop Music
Am Anfang erinnern Ozone instrumental gesehen etwas an Def Leppard, auch ein wenig bei den Chören. Nur Sänger Chris Ousey singt zum Glück anders. Aber trotzdem gefällt der rockige Opener "Tiger By The Tail" sehr gut und bleibt schnell im Gehör hängen. Ganz gross sind all die Melodien, Chöre und Gitarrenriffs, hier gibt's zwölf grandiose Melodic Rock-Songs auf die Ohren, die einfach Spass machen und sofort einladen zum Mitsingen. Nur schon "So Blind" ist es wert, diesen Rundling zu kaufen. Ab und zu wird man auch an ältere Foreigner erinnert, nur gefallen mir die beiden Lead-Sänger Steve Overland und Chris Ousey viel besser. Auch Tommy Denander und Mike Slammer leiten grossartige Arbeit an den Gitarren. Hier passt einfach alles zusammen, die Songs kommen in einem Guss daher. Genau so soll das sein. Auch die schnelleren Tracks wie "Shadow On The Sun" überzeugen einwandfrei. Gut gefällt mir auch, dass die einzelnen Songs nicht von Keyboard-Sounds zugewummert werden, sondern nur Akzente setzen. "Evolve", eine coole Hard Rock-Nummer kann man nicht besser machen, zwei starke Stimmen, tolle Gitarren und ein melodiöser Refrain, was braucht es mehr. und genau so geht's weiter mit "Self Defence". Der Zuhörer bekommt hier zwölf zeitlose, überdurchschnittlich gute Lieder zu hören, die echt Spass machen und dazu noch sehr gut produziert sind. Melodic Rock-Fans: Unbedingt antesten, es lohnt sich!
Crazy Beat    
Punkte: 8.5 von 10
OHRENFEINDT - Motor an
AFM Records/Musikvertrieb
Andi, Chris und Keule, die coolen Deutschrocker aus St.Pauli, rotzen und rocken wieder voll drauflos. Natürlich wieder mit überdeutlichem AC/DC-Einschlag, wie gewohnt. Besonders gut zu hören bei Songs wie "1910", "Nimm die Kohle und renn". oder auch "Motor an". Aber auch das stampfende "Gib mir mein Problem zurück" ist echt stark, unmöglich, dabei stillzusitzen. Natürlich sind die Lieder der Norddeutschen simpel aufgebaut, aber genau das gefällt mir an Ohrenfeindt. Rocken geradeaus in die Fresse. Das Album macht unglaublich Spass, und man kann nicht verhindern, dass man die Musik immer lauter macht. Auch klasse das bluesige "Früher oder später", das bleibt schon nach dem ersten Anhören im Gehirn hängen. Andi, Chris und Keule verstehen es einfach, klasse Songs mit Suchtcharakter zu schreiben. Es passt einfach alles zusammen. Ich mag die unkomplizierte Art, wie Ohrenfeindt die Songs spielen und zum Rocken bringen. Klasse Album für Partys, im Auto oder um die Nachbarn zu ärgern.
Crazy Beat    
Punkte: 8.5 von 10
DEVIL CITY ANGELS - Devil City Angels
Century Media/Universal
Eine neue Supergruppe? Bassist Rudy Sarzo (ehemals Whitesnake, Quiet Riot), Trommler Rikky Rockett (Poison), Gitarrist Tracii Guns (L.A. Guns) und Sänger Brandon Gibbs (Cheap Thrill) vereinigen sich zu den Devil City Angels und schiessen mit der Eröffnungsnummer «Numb» aus allen Rohren. Fernab von plüschigen Poison-Grooves rocken sich die Herren schön hart durch die Tracks und machen keine Gefangenen. Ähnlich wie die Dead Daisies stehen kernige Grooves, Riffs und Rhythmen im Vordergrund, welche Aerosmith heute nicht mehr schreiben. Ab und zu schimmern auch die guten alten Kiss hindurch. «Boneyard» dürft ihr euch gerne mal als Anspieltipp anhören. Da rifft sich Tracii gekonnt durch den Track, und der lückenlose Rhythmusteppich tut das Übrige dazu. Cool auch die schmissige Nummer «I'm Living», die mit seiner lockeren Art sofort in die Beine geht wie auch «No Angels». Devil City Angels sind weit entfernt vom Poser-Rock, vereinen vielleicht die Härte vom L.A. Guns-Debut mit dem Flair alter Van Halen-Scheiben, mischen eine grosse Portion klassischen Rock ein, der seine Heimat eher in England denn den US of A hat und der grosse Hit auf den Namen «Ride With Me» getauft wurde. Also, lasst euch nicht von den Namen der Musiker verwirren, sondern gebt den Jungs eine faire Chance. Denn selbst das Beatles-artige «All I Need» passt zu dieser Band, wie der «My Sharona»-artige Fetzer «Back To The Drive».
Tinu   
Punkte: 8.5 von 10
RUSSKAJA - Peace, Love & Russian Roll
Napalm Records/Universal
Wo Russkaja draufsteht, ist 100% Russkaja drin und es bleibt kein Stein auf dem anderen! Der Turbo-Polka-Metal-Sound der Österreicher lebt von mitreissenden Rhythmen, feinstem Riffing, Punk-Spirit, Russendisko - und sogar noch Country und Ska sind mit von der Partie! Und so ist "Peace, Love & Russian Roll" nicht nur ein vielseitiges und stets gutgelauntes Partyalbum geworden, sondern es liefert das perfekte Werkzeug zur Völkerverständigung gleich mit. Wer Easy Listening vorzieht, kann einpacken und das Album gleich zum Fenster raus befördern, denn das hier ist schweisstreibender und verrückter Soundtrack, der eine kulturelle und musikalische Vielfalt präsentiert. Das, was auf den ersten drei Alben schon funktioniert hat, klappt auch auf "Peace, Love & Russian Roll", dem vierten Album der Söhne Wiens, hervorragend. Bereits beim Opener "Rock'n'Roll Today" wird es bunt und schnell und macht seinem Namen alle Ehre. Das ist allerdings erst der Anfang, denn mit "Slap Your Face" ist ein bombastisches weiteres Stück am Start. "Hometown Polka" ist Humppa pur und mach beim Zuhören einfach richtig Spass. Zeit, um sich an den Sound zu gewöhnen, bleibt allerdings kaum, denn mit "El Pueblo Unido" ist bereits ein weiterer Genrewechsel mit knackigem Südstaaten-Einfluss am Start. "Parachute" springt nochmals eine Stufe weiter und würde wohl auch Reggae-Jünger tanzen lassen. Wer jetzt noch nicht genug hat und die sicherlich vielseitigen Russkaja-Eindrücke problemlos verarbeiten konnte, findet eventuell mit "Let's Die Together (Mon Amour)" die Spitze der Vielseitigkeit. Da ist das darauffolgende "Salty Rain" eine gute Chance, um ein wenig die Seele baumeln zu lassen und wieder zur Ruhe zu kommen. "Radio Song" klingt erstmal nach Mainstream: Ist es aber ganz und gar nicht, denn dieser Track versetzt auch Tanzmuffel und Musikanalphabeten in unkontrollierte Bewegung. Der bereits letzte und gleichzeitige Titelsong des Albums, "Peace, Love & Russian Roll", gibt in einem bunten Potpourri nochmals wieder, was die elf Songs zuvor dargeboten haben. Ich bin noch kein wirklicher Russkaja-Kenner, habe aber dennoch das Gefühl, dass sich die Wiener Musiker mit diesem Album selbst übertroffen haben. Auch oder eben gerade erst beim mehrmaligen Reinhören entdeckt man noch bis dato Passagen, die dem Hörvergnügen das Krönchen aufsetzten. Den Mut, alles was sämtliche Genre-Schubladen zu bieten haben, einmal durch den Wolf zu drehen, hat sich definitiv gelohnt. Altbewährtes wie die Sacher-Torte, gemischt mit der nötigen Prise russischen Wahnsinns, ergeben eine Rezeptur zur kunterbuntesten Platte seit langem!
Oliver H.   
Punkte: 8.5 von 10
PUBLICIST UK – Forgive Yourself
Relapse Records/Non Stop Music
Hmm… Irgendwie erinnert mich der Sound andauernd an The Cure, allerdings hat der Sänger keine so jammernde Stimme wie Robert Smith, und der Sound ist eindeutig rockiger, metallischer als derjenige der Kult-Truppe. Zuweilen könnte man meinen, Ian Curtis selbst würde ins Mikro hauchen, aber auch das stimmt nicht. Jedoch denke ich, kann man sich so ganz gut ein erstes Bild der noch blutjungen Truppe (Gründungsjahr: 2013) machen. Die Soundkulisse variiert von sphärisch angehauchtem Rock und Ambiente zu gothisch inspiriertem Metal der Marke seichte Type O Negative, immer wieder gibt es Unterbrüche, man lässt gerne den Sound als Gesamtes wirken. Darüber thront die dunkle, rauchige Stimme von Zachary Lipez – Jungs und Mädels, wenn ihr auch nur annähernd etwas mit der urgothischen Richtung der Rockmusik was anzufangen wisst: Hört euch Publicist UK mal genauer an, die Herren bedienen ziemlich exakt die Schnittmenge zwischen Sisters Of Mercy, The Cure, Type O Negative und Joy Division. Geheimtipp!
Toby S.   
Punkte: 8.5 von 10
JOE SATRIANI - Shockwave Supernova
Sony Music
Der Meister, der die Ibanez-Gitarren zum Glühen bringt, verwöhnt seine vielen Fans auch auf seinem 15. Album wieder mit zahlreichen Riffs und Soli in einer Mischung aus Rock, Fusion, Blues und vielem mehr. Ruhige Momente wie "Lost In A Memory" gefallen genauso wie die rockigen Songs "Shockwave Supernova" und "On Peregrine Wings". Ganz gut gefällt mir das bluesige Riff bei "In My Pocket", unglaublich, mit wie viel Gefühl Joe hier seine Gitarre spielt. Das Ganze Album ist mal wieder eine grosse Lehrstunde der Gitarrenkunst, so dass man nicht mal den Gesang vermisst, und das ist wahrlich eine Kunst. Ganz easy kommt "San Francisco Blues", ein leichter Blues mit unglaublichem Soli, Joe spielt das mit einer Leichtigkeit, das macht einfach Spass, zuzuhören. Auch "All Of My Life" ist so ein verspielter Song, der zum Träumen und Geniessen einlädt. Genauso wie das kurze, gefühlvolle "Butterfly And Zebra". Satriani zeigt hier ein weiteres Mal, dass er erstens immer noch zu den Besten an den Sechs Saiten zählt. Und zweitens, dass man auch tolle Songs spielen kann, ohne in sinnlosem Gefrickel zu versinken. "Shockwave Supernova" ist ein abwechslungsreiches, sehr verspieltes Stück Musik, das wirklich Spass macht und auch Nicht-Gitarristen gefallen wird.
Crazy Beat   
Punkte: 8.5 von 10
RIWEN - The Cold
Indie Recordings/Irascible
Kennt jemand von euch Cult Of Luna? Jonas Persson ist von seiner Hauptband geflüchtet, um einen Hasserfüllten Brocken namens "The Cold" zu erschaffen. Man brüllt in gewohnter Hardcore-Manier in der Gegend herum und hat natürlich auch nach den schnellen Parts einige coole Breaks drauf, auf denen der Bass alleine spielend natürlich nicht fehlen darf. Bei der Ballade (gibt es das im Hardcore?) "Stalking A Wounded Wolf" wildert man auch ein wenig in den Doom-Gefilden und macht da einen sehr guten Job. Gesanglich und gitarrentechnisch brilliert man da sehr gut. Alles in allem ist "The Cold" ein gutes Album geworden, das sich mit anderen Projekten in diesem Genre messen kann. Die Schweden sind immer wieder für eine Überraschung gut!
Daniel J.    
Punkte: 8.4 von 10
SIN STARLETT - Sin Starlett (Vinyl-Single)
Metalworld
Die Heavy Metaller aus der Innerschweiz, deren Anfänge auch schon eine ganze Dekade zurück liegen, stehen vor dem berühmt berüchtigten dritten Langeisen, das noch in diesem Jahr erscheinen soll. Dies steht zumindest so auf der Rückseite der vorliegenden limitierten Vinyl-Single, die mit «Digital Overload» den Titeltrack des kommenden Albums enthält und auf der B-Seite mit «Electric Expander» aufwartet. Sin Starlett haben sich dem Besten aus der NWOBH-Zeit verschrieben und klingen demnach unter anderem nach Saxon, Judas Priest und Iron Maiden. Zu Demo-Zeiten lag man eher auf der Linie der alten, respektive frühen Saxon, und zum Beispiel beim zweiten Output «Throat Attack» (2012) standen mitunter die eisernen Jungfrauen und noch andere Bands aus dieser Zeit etwas deutlicher Pate. Mit einem ziemlich kernigen Gitarren-Sound schufen Sin Starlett so zu sagen ein Markenzeichen in eigener Sache, das durch Elias Felbers genretypische Vocals optimal getragen wird. Wer die Jungs schon mal live gesehen hat, weiss zudem um die Qualitäten, die auf der Bühne losgetreten werden. Wer die Band nicht kennt, wird ausserdem mit der kleidermässigen Optik des Frontmannes oft auf den Holzweg geschickt, denn mit Sleaze & Glam hat die Chose absolut nichts am Hut. Vielmehr wird Metal der alten Schule zelebriert und genau das machen die erwähnten beiden Appetizer auch. «Digital Overload» brettert raumfüllend, mit ordentlich Schmackes und Melodie voll nach vorne los und empfiehlt sich schon mal als erstes Highlight des Longplayers. «Electric Expander» beginnt getragener, um kurz danach aber mit der gleichen Intensität abzurocken. Hinten Reglern sass übrigens Many Maurer (Ex-Killer, Ex-Ain't Dead Yet, Ex-Krokus), der einen geilen Job abgeliefert hat. Man darf also mit Spannung nach vorne blicken, was da noch kommen mag. Der Release dieser Single geht übrigens zurück auf die persönliche Initiative des ehemaligen "Metalworld"-Machers Alex Fontanini, der sich hiermit definitiv wieder mindestens etwas in der Szene zurück gemeldet hat. Wer also auf gut gemachten oldschool Swiss Metal abfährt, kriegt mit diesem Teil vorab ein feines Sound-Häppchen, das in dieser Veröffentlichungsform durchaus mal als Rarität durchgehen wird.
Rockslave
   
Punkte: keine Wertung
WUCAN - Sow The Wind
Hänsel&Gretel/Musikvertrieb
Hippie-esk angehauchte Retro Rock-Band wird von multiinstrumental begabter Sängerin angeführt, welche neben einer amtlichen Stimme und sonstigen musikalischen Talenten auch passable Fingerfertigkeiten an der Querflöte vorweisen kann. Haben wir das in ähnlicher Form nicht bereits schon Egal, wenn schon die ganz grossen Majorbands inzwischen über eigene Klone verfügen, ist es keine Sünde, wenn es auch in der Okkult und Retro Rock-Szene marginale Überschneidungen gibt, vor allem nicht, wenn dabei Scheiben wie diese hier das Licht der Welt erblicken. Das Quartett aus Dresden wird sich zwar immer Vergleiche zu den ähnlich gelagerten Blood Ceremony aus Kanada anhören müssen, aber so einfach ist die Angelegenheit dann glücklicherweise doch nicht. Wucan sehen ihre Wurzeln im Kraut und Heavy Rock der Sechziger und Siebziger, was ihnen ein noch grösseres Mass an künstlerischer Freiheit gibt. Frühe Fleetwood Mac, Jethro Tull, Cactus, The Doors, Lucifers Friend, Free, Hendrix etc., sie alle haben ihren Eindruck hinterlassen und sehen ihre damalige Pionierarbeit in Bands wie dieser fortgesetzt. Drückende Powerriffs, ausgedehnte Space-Jams und zerbrechlich-filigrane Spielereien wechseln sich mit einer schon fast erstaunlichen Selbstverständlichkeit ab und sorgen für eine sehr angenehme und bunte Zeitreise zurück in die Ära der musikalischen Revolution. Titel wie "Looking In The Past" und "Face In The Kraut" sind ja eigentlich schon fast ein Manifest, und da man sich diesem Kraut-fueled Heavy Flute Rock verpflichtet fühlt, darf mindestens ein deutschsprachiger Song nicht fehlen. Auf dem dementsprechenden, satte fünfzehn Minuten dauernden "Wandersmann" genannten Fiebertrip am Schluss des Albums zieht die Band nochmal sämtliche Register. Da wird geschrieen, gejammt, gesprochen, gejazzt und gerockt, was das Zeug hält. Bei dieser stilistischen Offenheit ist es kein Wunder, dass die Truppe beim musikalisch offenherzigen Publikum des letztjährigen Hammer Of Doom Festivals sehr gut angekommen ist. All ihr Batik-Liebhaber und Flatterhosen-Träger da draussen, frohlocket! Eure Szene befindet sich allen Unkenrufen zum Trotz immer noch im steilen Aufstieg!
Mirko B.    
Punkte: 8.3 von 10
SOILWORK - The Ride Majestic
Nuclear Bast/Warner
Was man über Amorphis sagen kann, gilt auch für Soilwork, die Band gehört einfach auf den Metal-Teller. Gerade mit „A Predator’s Portrait“ und „Natural Born Chaos“ haben die Herren tiefe Fussabdrücke in der neueren Metal Geschichte hinterlassen. Nun die „Modernisierung“ des Melodic Death Metal ist seit dem jedoch nicht mehr Revolutionär sondern mehr Evolutionär, sprich den Überraschungseffekt kann Soilwork nicht mehr für sich beanspruchen. Dies ändert sich auch grundsätzlich auf dem neusten Werk „The Ride Majestic“ nicht, was jedoch keinesfalls bedeutet, dass wir hier eine schlechte Scheibe vor uns liegen haben. Die ersten vier Nummern: „The Ride Majestic“, „Alight In The Aftermath“, „Death In General“ und „Endmies In Fidelity“ haben eine Gemeinsamkeit: Sie zünden nicht sofort wie es vielleicht erwartet wird. Man steht der Versuchung sehr nahe mit dem Gedanken zu spielen, ein gewohnt gutes aber unspektakuläres Werk der Schweden in Händen zu halten. Dies wird der Sache aber nicht ganz gerecht, man muss den Songs wirklich etwas Zeit lassen und ein paar Umdrehungen gönnen, dann können sie durchaus begeistern. Ganz anders wirkt dann „Petrichor By Sulphur“, der Song geht mit seinem Chorus sofort ins Blut und reisst einfach nur mit, ja das IST Soilwork!! Und dann wenn man nicht mehr damit gerechnet hat, haut einem „The Phantom“ die Faust in die Fresse, als würde Hypocrisy mit At The Gates versaute Dinge anstellen, leider wird dabei nicht über die gesamten 4 Minuten durchgeprügelt, das hätte dann wohl definitiv zu einer Spontanerektion geführt, jedoch ist dieser Song ein weiteres Highlight der Scheibe. Folgendes „The Ride Majestic (Aspire Angelic)“ schlägt nicht mehr ganz so heftig in die Kerbe wie „The Phantom“, jedoch ähnlich wie schon „Petrichor By Sulphur“ verfügt der Song über einen grandiosen Chorus und sicherlich auch erwähnenswert ist der Stampfer „All Along Echoing Paths“, welcher Härte und Melodie perfekt vereint. Mit „The Ride Majestic“ beweisen Soilwork einmal mehr, dass sie eine sichere Bank sind und es ist schon erstaunlich wie hoch das Niveau über all die Jahre und Veröffentlichungen gehalten werden kann.
R.K.  
Punkte: 8.2 von 10
STRAINED NERVE - The New Dawn
Eigenvertrieb
Die jungen aufstrebenden Metaller von Strained Nerve werfen mit "The New Dawn" ihren ersten Longplayer auf den Markt. Bereits im Dezember 2013 haben die Jungs aus dem schönen Aargau, mit der EP "Tonight You're Gonna Be Taken" das erste Mal etwas von sich hören lassen. Dies blieb keineswegs ungehört, und nach etlichen Support-Gigs (von The Haunted, Unearth, The Sorrow etc.) sind sie nun bereit, selbst durchzustarten. Das Cover ist sehr ansprechend gestaltet und macht Bock auf mehr. Die zehn Songs starke Platte startet mit dem Intro, das gekonnt die Spannung aufbaut. Nahtlos ballert der Opener "Unlocked And Loaded" mit voller Wucht los. Druckvolle Riffs und wütende Vocals pressen den Hörer mächtig an die Wand. Seit 2010 arbeitet die Schweizer Combo an ihrem eigenen Stil, und den scheint der Fünfer wahrlich gefunden zu haben. Am ehesten ist ihr Sound dem Melodic/Death Metal zuzuordnen. "This Is What You Need" besticht durch seine eingängige Melodie und einen Refrain, der zum Mitsingen perfekt ist. "Before The Dawn" und "You Are Not A Fool" bringen die Bude zum Zittern und laden dazu ein, Wände einzureissen. Mit "Interlude" leitet ein Instrumental die zweite Halbzeit ein und lässt falls nötig auch ein wenig verschnaufen. "No Plan" schmettert im Anschluss wieder alles nieder, was nicht niet- und nagelfest ist. Zudem differenziert sich der Song zum Rest des Albums, durch etwas mehr Metalcore-Einflüsse. "It Means Nothing" baut auf einem klassischen Riff auf, das sich im Refrain mit ganzer Gewalt entlädt. Auch dem hartgesottensten Bewegungsmuffel wird hier der Fuss zu wippen und der Kopf zu nicken beginnen. "The Path" leitet dann bereits die Schlussphase des gut halbstündigen Albums ein. Wenn man wirklich etwas kritisieren will, dann höchstens die Spieldauer von "The New Dawn", da die Hörerschaft gerne mehr davon hätte. Es steht aber allen frei, die Repeat-Taste zu betätigen. "It"s Time" (To Say Goodbye)" ist dann auch schon der Schlusstrack einer wirklich gelungenen und abwechslungsreichen Schweizerplatte! Mit einer unverkennbaren Melodie und einem Mitgröhlchorgesang, den auch die geübtesten Fussballfans nicht überbieten können, läuft der Silberling kontinuierlich aus. Der Song muss sich live auch ganz fantastisch anhören. Danke für die 30 Minuten musikalische Freude!
Oliver H.  
Punkte: 8.2 von 10
NEWMAN - The Elegance Machine
AOR HEaven/Non Stop Music
1997 gründete Sänger Steve Newman seine Band Newman und beehrt seine Fans seit daher regelmässig mit toller Musik. Auf seinem neuesten Output geht Steve sehr vielseitig zu Werke. Der Opener, ein toller Hard Rock-Song mit starkem Gitarrenriff, klasse Gesangsmelodie und treibenden Drums, gefällt sofort und macht Lust auf mehr. Der Titeltrack startet mit einem starken Gitarrenriff und wird wieder aufgewertet mit einer beeindruckenden Gesangsmelodie. Ab und zu erinnert mich Steves Stimme etwas an Jeff Scott Soto, grade bei "Don't Stay Lonely" gut zu hören. Ganz gut gefällt mir "Illuminate", dessen Refrain ist wirklich grosse Klasse. Steve versteht es, gute Songs zu schreiben und auch musikalisch umzusetzen. Die Mischung aus knackigem Hard Rock und AOR wird hier gut dargeboten. Tracks wie "Halo" werden sicher grossartig live funktionieren. Auch "She Walks In Silence" wir sich gut machen im Live-Set, hier hört man übrigens wieder gut die Soto-Parallelen. Den Abschluss macht dann die gefühlvolle Ballade "Scars", sehr schön gesungen und mit Klavier unterstützt. Steve bietet hier seinen Fans ein vielschichtiges Hard Rock/Rock-Album, mit vielen interessanten Songs, die relativ schnell im Gehörgang hängenbleiben.
Crazy Beat  

Punkte: 8.2 von 10
ENABLER - Fail To Feel Safe
Century Media/Universal
Ob die neue Scheibe von Slayer so hart sein wird wie das neue Werk der aus Ohio stammenden Hardcore-Kapelle Enabler? Das wird sich zeigen müssen. Ich provoziere ein bisschen, aber wirklich verstecken müssen sich die Amis nicht, denn in dem Mix aus Thrash/Death Metal und Hardcore ist schon wirklich ein harter Hassbrocken geworden. Musikalisch gibt man sich Mühe und schaltet recht schnell in den höchsten Gang, aber auch in den langsamen Passagen zeigt vor allem der Drummer, was in ihm steckt. Hier haben wir das dritte Album der Jungs, uns das sollte eigentlich wegweisend sein für die angestrebte Karriere. Wenn's nach mir geht, können sie gerne weiterlärmen, denn im Sound von Enabler steckt viel Herzblut dahinter - dunkles Herzblut.
Daniel J.    

Punkte: 8.1 von 10
EXCELSIS - Tod u Vergäutig
Non Stop Music
Die Emmentaler Drachentöter schlagen erneut ein Buch von Jeremias Gotthelf (1797 bis 1854) auf, um es in ihrem ureigenen Stil zu vertonen. Im Vergleich zum superben Vorgänger "Vo Chrieger U Drache" empfinde ich das neue Werk aber weniger zwingend und intensiv. Woran das liegt, ist nur schwer zu erahnen. Liegt es am Leadgesang, welcher etwas weniger nach vorne gemischt wurde? Oder ist es generell die Produktion? Auf meinen Anlagen wirkt der Gesamtsound jedenfalls etwas eintönig und breiig, was die unterschiedlichen Sounds unnötig verwässert. Das ist schade, denn wer genau hinhört, findet auch hier das wieder, was Excelsis seit 20 Jahren ausmacht: Folkige Melodien, eine unverkennbare Mischung aus Death, Power und Folk Metal, bärndüschter und englischer Gesang, eine mystische Atmosphäre und unzählige spannende Instrumente. Mit Gotthelfs "Die schwarze Spinne" haben sich Excelsis nach "Sintram und Bertram" eine weitere spannende Gotthelf-Geschichte zu Herzen genommen. Damit beweisen sie nicht nur Heimatliebe, sondern bewahren eine unglaubliche Authentizität. Denn wer sollte sich anders an diese im Emmental handelnden Geschichten wagen als diese Band aus dem Emmental? Auf der musikalischen Seite setzen Excelsis auf Bewährtes: "Üsi Freiheit" erklingt schon fast doomig, um dann von Talerschwingen und Flöte getragen einen Gang runter zu schalten. "Dr Pakt mit em Tüfu" prescht zusammen mit "Vertüflet isch mi Seeu" schnell nach vorne los, während "D Gschicht und heiligs Wasser" zum Tanzen einladen. Das alles geschieht wie bereits auf den Vorgängeralben auf sehr hohem Niveau. Es bleibt nach wie vor ein Wunder, wieso diese taltentierte, innovative Band international noch nichts reissen konnte. "Tod u Vergäutig" ist ein tolles Album, welches zwar nicht an seinen Vorgänger herankommt, aber immer noch deutlich besser rockt als das Gros der Konkurrenz. Herzliche Gratulation zu diesem Werk und zu 20 Jahren Excelsis.
Roger W.   

Punkte: 8.0 von 10
LEAVE'S EYES - King Of Kings
AFM Records/Musikvertrieb
Leave's Eyes gelten als eine der Top-Bands im Bereich des Female Fronted-Symphonic Metal, und mit ihrem neuen Album sind sie ihrem Stil durchaus treu geblieben. Frontsirene Liv Kristine wandert zwar mittlerweile immer öfter auf deutlich seichteren Solopfaden, doch dieses neue Album von Leave's Eyes schlägt wieder eine deutlich härtere Gangart an, was ihnen meiner Meinung nach sehr gut steht. Speziell positiv hervorheben möchte ich hier die professionelle, bombastische Inszenierung dieses Symphonic Metal-Albums. Für die Aufnahmen konnte der bekannte Chor London Voices gewonnen werden, der schon bei diversen Filmmusik-Projekten wie Harry Potter, Lord Of The Rings oder auch Star Wars für entsprechend epische Stimmung sorgte. Für die instrumentale Untermalung konnte das White Russian Symphony Orchestra gewonnen werden. "King Of Kings" ist ein Konzeptalbum, das die Geschichte von Harald Halvdansson. erzählt, dem ersten König Norwegens. Das Intro "Sweven" ist die klangliche Umsetzung eines Traums, der das Kommen eines grossen Herrschers prophezeit. Mit "King Of Kings" folgt anschliessend gleich ein Highlight mit deutlich mehr Power, wird hier das Konzept eingeführt. Vom Stil her erinnert die Komposition stark an Nightwish. Mit "Halvdan The Black" kommt noch ein wenig Härte mit rein, dieser Track erzählt von Haralds Vater, auch genannt der König der Dunkelheit. Mit "The Waking Eye" erhalten wir dann die Sicht aus den Augen von Haralds Mutter, und auch musikalisch werden hier deutlich sanftere Klänge angeschlagen. Mit "Vengeance Venom" folgt ein rasantes Trinklied, das gerade auch live für beste Stimmung sorgen dürfte. "Edge Of Steel" hat mir auch gefallen, der Track glänzt vor allem wieder durch solides Songwriting. Der zweite Teil des Silberlings hat mich jedoch nicht so ganz überzeugt. Einzig der letzte Track "Swords In Rock" ist wiederum sehr gelungen und definitiv eines der Highlights dieses Albums. In dem mitreissenden Song geht es um die Schlacht von Hafrsfjord , ein sehr gelungenes Ende! Fazit: Mir gefällt die glockenklare Stimme von Liv Kristine nun mal nicht besonders, was den Genuss dieses Albums deutlich trübt. Meiner Meinung nach geht viel von der epischen Wikinger-Stimmung flöten, weil ihr Sopran nicht kräftig genug ist, um das Thema auch klanglich umzusetzen. Dazu kommt, dass auf diesem Album kaum der für die Band typische Beauty and the Beast-Style zu tragen kommt - Alexander Krull's Growling kommt nur sehr selten zum Einsatz, dabei hat mir dieses Spiel zwischen männlichen und weiblichen Vocals immer sehr gefallen, besonders, da es Liv's Stimme deutlich mehr Ausdruckskraft verleiht. Andere werden mir da vehement wiedersprechen, aber das ist nun mal Geschmackssache. Musikalisch gibt's nichts zu meckern, die Kompositionen erinnern stark an Filmmusik und entführen einen tatsächlich in die Zeit der Wikinger zurück. Alles in allem ist dies wohl eine der besten Veröffentlichungen von Leave's Eyes. Reinhören lohnt sich!
Patricia H.     
Punkte: 8.0 von 10
ART NATION - Revolution
AOR Heaven/Non Stop Music
Woher kenne ich nur diese geile Stimme? Genau, Diamond Dawn. Alexander Strandell veredelt das Debutalbum von Art Nation. Die Schweden machen schon mit dem Opener «Need You To Understand» alles richtig. Geile Melodien, geiler Refrain und Hammersolo! Tja, die Schweden saugen diese Eigenschaften schon mit der Muttermilch auf! Die Verbindung zwischen den beiden Gitarren und dem Keyboard passt wie der berühmte Deckel auf den Arsch und Alexander lässt mit seiner Voice absolut nichts anbrennen. Singt Mister Strandell nicht, dann reissen die Gitarren von Christoffer Borg und Johan Gustavsson die Songs aus dem Mittelmass. Wer auf Truppen wie H.E.A.T. steht, wird an Art Nation seine Freude haben und sich die Lieder mit einem breiten Grinsen reinziehen. Refrains wie bei «Don't Wait For Salvation» sind einfach tolle Ohrenfetzer, und wenn das Sextett bei «All The Way» wie Treat losrocken, bleibt kein Bein stillstehen. Der Überhit ist «All In», der wirklich die besten Momente von Europe, Treat, Talisman und H.E.A.T. vereint. Bleiben Art Nation hartnäckig im Geschäft sollte es mit dem Teufel zugehen, dass sie im Sog von H.E.A.T. nicht zu den hoffnungsvollsten Newcomern zählen.
Tinu    
Punkte:
8.0 von 10
ONE MACHINE - The Final Cull
Scarlet Records
One Machine ist das geistige Produkt des viel gefeierten Gitarristen und Songwriters Steve Smyth (Testament, Nevermore, Forbidden, Dragonlord, Vicious Rumors). Mit "The Final Cull" bringt er sein zweites Album auf den Markt. Der Sound ist sehr breit gefächert und lässt sich kaum in eine Schublade stecken. Die Mischung aus Progressive und Groove Metal, Thrash sowie Power Metal macht "The Final Cull" zu einer abwechslungsreichen Platte. Mit dem neuen Sänger Chris Hawkins haben sich One Machine noch mehr den alten Tagen von Vicious Rumors angenähert, was die Fans sicherlich freuen wird. Ziemlich thrashig dröhnt "Forewarning", der erste Titel des Albums, aus den Boxen und wartet gleich zu Beginn mit hochwertiger Gitarrenarbeit auf. Sei dies beim Riffing oder auch beim Solo - einfach erste Sahne! Mit "The Final Cull" folgt sogleich der Titeltrack, der enorm an Groove zulegt. Nicht mehr ganz so aggressiv, aber dennoch technisch perfekt. Stimmlich bewegt sich Hawkins teils ganz nahe an Bruce Dickinson. "Summoning Of The Soul" ist dann doch stark in der Progressive Rock-Ecke anzusiedeln. Düster und schleppend startet das Stück, nimmt dann stark an Fahrt zu und ist zum Ende hin beinahe als Power Metal-Ballade einzustufen. Die Stile dermassen gekonnt zu mixen braucht eine Menge Fingerspitzengefühl. "Screaming For Light" rast anschliessend im Galopp durch. Die Passagen, die gesangsfrei sind, könnten problemlos auf Slayer zugeschnitten sein. "The Grand Design" fällt für mich gegenüber den anderen Songs deutlich durch. Es fehlt an Abwechslung wie gelegentliche Tempowechsel oder coole Breaks. Dadurch wirkt der Track relativ lang. Ist aber halb so schlimm, denn "New Motive Power" zieht den Karren zügig wieder aus dem Dreck und lässt die vorige Nummer rasch in Vergessenheit geraten. Druckvoll überzeugende Riffs und wieder mal ein Solo der Axtfraktion, das sich gewaschen hat. Einfach zum Hinknien! "Ashes In The Sky" fängt als Power-Ballade an, ergiesst sich im experimentellen Wutausbruch und endet mit windartigem Getöse im Wildwest-Stil. Man muss es mögen. Das fällt bei "Born From This Hate" um einiges leichter. Es ist auch nicht ein Song zum Mitsingen, besticht aber durch kompakte und technisch hochstehende Wechsel in Tempo und Stil. Schlusslicht der Platte bildet schliesslich "Welcome To The World", das durchs Band nur Spass macht. Rockig straight rast der Track vom Start bis zur Zielgeraden durch und bietet gesanglich auf den letzten Metern sogar noch Hardcore-Fans einen unvergesslichen Leckerbissen. "The Final Cull" ist ein sehr gelungenes Album, technisch aufwendig produziert und musikalisch von der abwechslungsreicheren Sorte. Der eine oder andere Titel braucht ein wenig länger, schmälert aber das Gesamtwerk keineswegs. Reinhören lohnt sich.
Oliver H.
   
Punkte:
7.9 von 10
CONVEYER - When Given To Grow
Victory Records
Aus den USA, genauer gesagt aus Minneapolis, stammen Conveyer. Die fünf Jungs spielen melodischen Hardcore - kann man sich das überhaupt vorstellen? Ja, man kann, es wird Vollgas gegeben. Shouter Danny Adams schreit sich auch in den melodischen Passagen die Seele aus dem Leib. Meistens ist man auf der Überholspur, und das ist auch gut so. Hardcore muss aus meiner Sicht krachen, das ist pure Wut, pure Energie. Dass hier anscheinend auch christliche Werte in den Lyrics zu finden sind, ist mir schon ein wenig neu, aber was soll's, man soll die Musik sprechen lassen, und die ist dementsprechend up to date. Hardcore, wie er sein muss!
Daniel J.    
Punkte:
7.8 von 10
MAJESTIC DOWNFALL – When Dead
Pulverised Records
Während dem 'When Dead' noch schön gemächlich doomig beginnt, bläst 'Escape My Thought' direkt zum Gegenangriff und prügelt in schwarzmetallischer Manier drauflos. Der Sturm fällt allerdings so schnell in sich zusammen wie er gekommen ist und macht den schleppenden Riffs wieder Platz, denn Jacobo Córdovaso, der sich für Konzept, Instrumentalparty und Gesänge komplett alleine verantwortlich zeigt, will mit MAJESTIC DOWNFALL in erster Linie den Doom Metal der 90er wieder aufleben lassen. Dabei lässt er es sich nicht nehmen, die Musik Elementen aus dem Black Metal aufzupeppen. Die selten eingestreuten Soli wirken eher wie ein Fremdkörper, dafür sorgt er mit dem unpolierten Sound wieder für etwas mehr Einklang. Die düstere Stimmung wird durch seine tiefen Growls ideal unterstützt. "When Dead" sorgt mit seiner Offenheit für einen willkommen "Farbtupfer" in der Doom Metal-Landschaft.
Patricia L.    
Punkte:
7.8 von 10
T.A.N.K. – Symbiosis
Pride & Joy Music
Die Franzosen von T.A.N.K. (steht für ‘Think Of A New Kind’) hieven nun bereits ihr drittes Langeisen innerhalb von knapp 8 Jahren Bandbestehen in die (virtuellen) Regale der Plattenläden – und lassen sich dabei nicht lumpen! Nach einem kurzen Instrumental-Intro „Away?“ lässt man es direkt krachen und demonstriert, wo die Stärken liegen: melodischer Death Metal trifft auf Schreigesang, der beinahe schon Richtung Hardcore geht, plus eine Atmosphäre, die eindeutig auf dystopische Visionen abzielt – MinusHuman aus der selben Sprachregion lassen grüssen. Mit „Nihil“ und „Drawing Hope“ hat man sogar noch zwei instrumentale Unterteiler des Albums aufgenommen, die auflockernd wirken – ja, die Tracks können aufgrund des doch recht eindimensionalen Geschreis leider monoton wirken, aber sowohl der eingebaute cleane Gesang wie auch die Instrumentalfraktion als eben auch die Instrumentaltracks bewirken eine gute Individualisierung. Wer auf treibenden, kraftvollen, melodischen Death Metal steht, der könnte seine Freude an T.A.N.K. haben – allen anderen sei zumindest ein Ohr voll empfohlen, denn die Jungs können echt was!
Toby S.
  
Punkte:
7.5 von 10
ACT OF DEFIANCE - Birth And The Burial
Metal Blade/Sony Music
Mit Act Of Defiance stellen die beiden ehemaligen Megadeth-Mitglieder Chris Broderick (Gitarre) und Shawn Drover (Drums) ihr neues Projekt vor. Mit an Bord sind ausserdem Bassist Matt Bachand (Shadows Fall/Times Of Grace) und Sänger Henry Derek (Scar The Martyr (Joey Jordisons Band)). Musikalisch bewegt man sich denn auch irgendwo zwischen den ehemaligen Bands der verschiedenen Mitglieder: Thrash meets Power meets Melodic Death Metal meets Metalcore meets Progressive - und das alles sehr modern produziert. Tatsächlich ist es interessant, dass man wirklich teils alte Bay Area raushört, dann wieder Slipknot. Was auf diesem Album vor allem heraussticht, ist die exzellente Gitarrenarbeit und das hohe Niveau des Songwritings. Derek shoutet vorwiegend in den Strophen, die meisten Refrains sind aber clean gesungen und sehr catchy und eingängig. Produzent Christopher „Zeuss“ Harris verpasste der Scheibe einen modernen, transparenten und ausgewogenen Sound. Old School Thrashern würde ich hier abraten, die melodischen Parts werden euch zu cheesy sein und der Gesamtsound zu modern. Allein schon der Gitarrenarbeit halber darf man aber dennoch mal ein Ohr riskieren.
Lucie W.   

Punkte:
7.5 von 10
THE BUNNY THE BEAR - A Liar Wrote This
Victory Records
Victory Records haben schon ein Faible für ausgefallene Bands. The Bunny The Bear sind so eine Band. Schon beim Bandnamen sträuben sich bei mir die Haare. Als die Musik in mein geschundenes Ohr eindringt, macht sich Verwirrung breit. Etwa Metalcore? Nein, noch mal Glück gehabt, es kann sich nur um Postcore handeln (ja, ich weiss, dieses verdammte Schubladendenken). Wir haben aber wie beim Metalcore zwei Sänger, die sich duellieren mit Growls und Cleargesang. Bei einem der zwei singt eine Lady, was dem Gesamtsound wirklich guttut, denn die Frau kann nicht mal so schlecht singen. Sonst im Westen nichts Neues: harte, melodische Riffs begleiten das Sänger-Duo, wobei die Sängerin Haley Tobak ganz klar die Oberhand hat. Ok man kann ja mal reinhören, und dann wird man schnell entscheiden können, ob gut oder Flop.
Daniel J.   

Punkte:
7.5 von 10
WE HUNT BUFFALO - The Ghosts
Fuzzorama Records
Fuzzorama? Alles klar! We Hunt Buffalo sind zwar tatsächlich im Stoner Rock verwurzelt, aber im Grunde genommen ist das Trio aus Vancouver, Kanada, einfach eine sackstark groovende Rock'n'Roll-Band, welche in einem Live-Billing vorzüglich zwischen The Midnight Ghost Train, Valley Of The Sun und Black Stone Cherry passen würde, soweit meine bescheiden Einschätzung. Die drei Canucks wissen ganz genau, was sie machen, und das machen erst noch richtig gut, obschon sie stilistisch wie eben erwähnt recht schwer zu fassen sind. Der am Rauschebart herbeigezogene Stoner Rock ist zwar da, aber Eskapaden in drogengeschwängerte Klangwelten fehlen vollends, stattdessen wagt man sich mal in sumpfiges Gebretter ("Prairie Oyster"), mal in die staubtrockene Wüste ("Fear"), schlägt man dezente Alternative Rock-Klänge an ("Hold On") und scheut selbstverständlich auch vor ruhigeren Tönen nicht zurück ("The Barrens", "Looking Glass", "Walk Again"). Alles dazwischen ist schlicht guter, zeitloser, mit viel Inbrunst gespielter Rock'n'Roll, wie er eine Zeitlang ausgestorben zu sein schien. Aber die Musikgeschichte hat es ja immer wieder gezeigt: Während die abgestumpfte Masse gewohnheitsmässig dem neuesten Hype hinterherrennt, brodeln dank solcher Truppen totgesagte Stile im Untergrund mächtig weiter, um dann mit schöner Regelmässigkeit förmlich auszubrechen. We Hunt Buffalo sind wieder mal der Beweis dafür, dass gute Rockmusik mit Ecken und Kanten immer ihre Anhängerschaft finden wird. So soll es sein!
Mirko B. 
Punkte:
7.3 von 10
WITCHSORROW - No Light, Only Fire
Candlelight Records/Irascible
Drei Jahre nach dem Debut "God Curse Us" reicht das britische Doom-Trio einige Schippen Kohle nach und entfacht auf dem würdigen Nachfolger "No Light, Only Fire" das Höllenfeuer auf ein Neues. Traditionsbewusst sind sie jedenfalls, die zwei Jungs und die holde Dame mit den geschmackssicheren Saint Vitus- und Celtic Frost-Stickern auf dem Bass, denn sie zelebrieren ihren Doom Metal gemäss der alten Lehre: abwechslungsreich, dynamisch und von schon fast sakraler Schwere. Gleich zur Eröffnung hauen sie dem Hörer das für Doom-Verhältnisse schon sehr schnelle "There Is No Light Only Fire" um die Ohren, ein amtlich umgesetzter Banger erster Kajüte, zu dem in der Live-Situation jeder passionierte Headbanger seine Matte kreisen lassen wird. Dass sie natürlich auch ganz anders können, zeigt das direkt darauf folgende "The Martyr", ein schleppender Funeral Doom-Brocken, der dich unweigerlich in die misanthropische Gedankenwelt von Mastermind Necroskull hinabzieht, bedrückend und bitterböse. "Negative Utopia" schlägt danach einen weiteren, unvermeidlichen Nagel in den Sargdeckel. So klingt Doom, der sich jeglicher irdischen Hoffnung entsagt hat und sich resigniert dem anscheinend vorbestimmten Schicksal ergibt. Der darauf folgende heimliche Bandhit "To The Gallows" sorgt danach wieder für etwas temporeichere Action, was auch gut so ist, denn danach schleichen sich im Zeitlupen-Longtracker "Disaster Reality" durchaus auch nervenzerrende Längen ein. In eine ähnliche Kerbe schlägt das abschliessende, ganze 14:13 Minuten währende "De Mysteriis Doom Sabbathas", vom Titel her ein offensichtlicher, augenzwinkernder Seitenhieb auf den fast gleichnamigen Mayhem-Klassiker und heiligen Gral der Black Metal-Szene "De Mysteriis Dom Sathanas", aber im Unterschied zum vorhergehenden Track hat man hier geschickterweise etwas mehr Abwechslung eingebaut, und der Track wächst mit fortschreitender Spielzeit zu einem wahren Doom-Monster heran, und das gegen den Schluss mehrfach zitierte Black Sabbath-Riff ist garantiert Absicht und kein Zufall, ganz geil! Doom over the world!
Mirko B.  
Punkte: 7.2 von 10
IRON MAIDEN - Book Of Souls (2 CDs)
Parlophone Records/Warner
Der langsam aber sicher in den Herbst mündende Spätsommer hat es in Sachen neuen Releases wahrlich in sich! Dazu gehören neben Slayer natürlich auch Iron Maiden, die fünf Jahre nach «The Final Frontier» für ihr sechzehntes Album gleich einen über 90-minütigen Doppeldecker namens «Book Of Souls» unters grundsätzlich mal gierige Fanvolk bringen. Der im Vorfeld veröffentlichte "Hardrock-Song" «Speed Of Light» liess (inklusive dem zugehörigen Video die Diskussionen um die anderen Songs rasch aufflammen. Seit Dickinson & Co. deutlich progressiver als in früheren Jahren zu Werke gehen, sind es die nach wie vor unschlagbar geilen Konzerttourneen, die der NWOBHM-Legende die nächste Generation beschert und die alten Fans nicht verbrämt hat. Und wenn hier schon von "progressiv" sprechen, hat das livemässige wie gleichzeitig grandiose Revival der «Seventh Son Of A Seventh»-Phase aufgezeigt, dass Iron Maiden auch in dieser Ecke überzeugen können oder zumindest konnten. «Paschendale» ab dem Album «Dance Of Death» (2003) war dann aber eher der mehr oder weniger einzige Song, der diesem Anspruch qualitativ wirklich gerecht werden konnte. Dem restlichen Material der letzten Jahre fehlte zunehmend der Glanz der früheren Grosstaten und so plätschert Vieles auch nach zig Durchläufen mehrheitlich ereignislos daher, und ohne die immer noch herausragenden Vocals von Bruce Dickinson würde die Bilanz noch durchschnittlicher ausfallen. Das schürte die Erwartung an neues Material nach fünf Jahren Pause merklich, und als bekannt wurde, dass gar ein Doppelalbum geplant ist, herrscht nur nur eitel Freude. Mein allererster Durchlauf von «Book Of Souls» fiel auf jeden Fall ernüchternd aus! Dabei erstaunte es mich nicht, dass mir eigentlich nebst vergleichsweise wiederum grandiosen Vocals von Bruce bloss «Speed Of Light» wirklich hängen blieb.

Die genauere Analyse brachte einige Überlängen zum Vorschein, die schon beim Opener «If Eternity Should Fail» negativ auffielen. Die Mitsing-Chöre bei «The Red And The Black» klingen nach «Heaven Can Wait» reichlich aufgesetzt, werden ihre Wirkung auf der Bühne, trotz der Song-Überlänge von mehr als dreizehn Minuten aber dennoch entfalten. In den ersten fünfzig Minuten wirkt Vieles recht behäbig und immerhin vermag «When The River Runs Deep» mit normaler Länge zu punkten. Den soweit positiven Schlusspunkt der ersten Scheibe setzt der zehnminütige Titeltrack, der getragen anfängt und hinten raus zulegt. Die Gitarrenarbeit, sprich die Leads und Soli sind geil und es ist einfach wieder der singende Pilot, der den sinnbildlichen Flieger in der Luft hält. «Death Or Glory» eröffnet den Part 2 recht hoffnungsvoll, aber ein Killer-Riff, wie zum Beispiel das von «Two Minutes To Midnight», ist nirgends auszumachen, aber sonst ist von der Machart her ein typischer Maiden-Song. Die Anfangs-Leads von «Shadows Of The Valley» lässt unweigerlich Erinnerungen an «Wasted Years» aufkommen, ehe es wiederum maidentypisch, aber nicht bahnbrechend weiter geht. Was auch typisch, aber nicht zwingend bei allen auf Gegenliebe stösst, ist der Signature-Sound von Kevin Shirley. Mir ist das Ganze etwas zu mittenbetont und die Gitarren könnten einiges mehr an Druck vertragen. «The Man Of Sorrows» gefällt als Halbballade zu Beginn, der Rest bis auf die melodiösen Bridges und die Soli weniger. Iron Maiden und Pianoforte? Selten, wenn überhaupt schon mal gehört und die Geigenklänge sind auch was Neues. Achtzehn Minuten Spielzeit wollen da entsprechend ausgefüllt werden und das wird dann auch gemacht. Keinesfalls schlecht, aber die Klasse eines «Alexander The Great» wird zu keinem Zeitpunkt erreicht. Fazit? Leider werde ich von «Book Of Souls» nicht geflasht und einiges davon erinnert mich an die (Nicht-) Wirkung von Judas Priest's Doppelschlag «Nostradamus» (2008). Es ist aber abzusehen, dass mehrmaliges Anhören die Bilanz etwas verbessern wird, aber auch so bleibt noch einige Luft nach oben übrig.
Rockslave  
Punkte: 7.0 von 10

2. Meinung:
Iron Maiden haben zusammen mit Judas Priest zu Beginn der achtziger Jahre den Heavy Metal geprägt und stilistisch beeinflusst. Was Steve Harris (Bass und Bandleader) in den Jahren von 1980 bis 1986 veröffentlichte, sucht noch heute seinesgleichen. Auch wenn die 1986-Scheibe «Somewhere In Time» bei vielen Fans, durch die Synthesizer-Gitarren, durchfällt, so ist es das letzte Album, welches von der ersten bis zur letzten Sekunde überzeugen kann. Was danach kam, war sicher gut («7th Son Of A 7th Son»), überraschend toll («The X Factor»), aber meistens eben nur Mittelmass. Seit der Reunion zwischen Steve und Sänger Bruce Dickinson im Jahre 2000 lief das Sextett immer hinter meinen Erwartungen her. Die Lieder konnten durchaus gefallen, aber es fehlte der Evergreen-Faktor. Die neue Scheibe «The Book Of Souls» liess die Erwartungen steigen, da die Gerüchteküche durchblicken liess, dass dieses Album wieder mehr die Achtziger aufleben lassen sollte. Auf zwei CDs werden elf Tracks präsentiert, die ganz okay sind, aber niemals die Klasse der Alben «Killers», «The Number Of The Beast», «Piece Of Mind», oder «Powerslave» präsentieren. Logisch ist alles auf einem hohen Level, und mit den Klavierpassagen von «Empire Of The Clouds» klingen Maiden auf ihre Art neu. Aber auch hier plätschert der Song an mir vorbei. Das Problem, das alle Alben seit 1990 haben (mit Ausnahme von «The X Factor»). Manchmal habe ich auch das Gefühl, dass die Scheiben seit dem Jahre 2000 eher den Soloalben von Dickinson folgen denn dem, was Iron Maiden einst stark machte. Da hilft auch eine Nummer wie «If Eternity Should Fail» nichts. Logisch, die Maiden-Jünger werden die Lieder abfeiern, mir die Pest an meinen Arsch wünschen und die hohen Chartplatzierungen mich eines Besseren belehren. Aber im Ernst: Wann haben Harris und seine Jungs zuletzt Hits wie «The Trooper», «The Number Of The Beast», oder «2 Minutes To Midnight» geschrieben? Danke, das ist sehr lange her. Ja, Maiden haben sich weiterentwickelt - oder doch nicht, da alles seit 2000 ziemlich gleich klingt - aber in meinen Augen seit Jahren in die falsche Richtung, denn alleine drei Lieder («The Red And The Black», der Titeltrack und «Tears Of A Clown») reichen heute schon lange nicht mehr aus, um ein gutes Album abzuliefern. Da gehen Judas Priest und Saxon seit Jahren den besseren Weg, bleiben bei ihren Wurzeln und bauen auf dem auf, was sie stark macht(e). Vielleicht würden auch kürzere Tracks den eisernen Jungfrauen besser zu Gesicht stehen, denn alles über der Sechs-Minuten-Grenze braucht einen gewissen packenden Aufbau, der auf «The Book Of Souls» sehr schnell abfällt, langweilig oder monoton wirkt. Darum zwei Tipps fürs nächste Mal: Schuster, bleib bei deinen Leisten - und: In der Kürze liegt die Würze!
Tinu   
Punkte: 6.5 von 10
TAKE OVER AND DESTROY – Vacant Face
Pulverised Records
Man will sich in keine Schublade drängen lassen und gibt sich auch alle Mühe es denjenigen schwer zu machen, die es trotzdem nicht sein lassen können. Tatsächlich sind einige der Einflüsse sehr schwer einzuordnen. "TAKE OVER AND DESTROY" kreieren damit eine komplett eigene Mischung, bedienen sich unter dem Strich aber doch vorwiegend bei extremeren Subgenres. Für einige Instrumentalteile und Songstellen mit cleanem Gesang könnte man einen Vergleich zu "The Vision Bleak" heranziehen. Thematisch wird die Faszination des Makabren, des Okkulten und des Horrors aufgegriffen. Musikalisch wird dies über weite Strecken passend umgesetzt. 'Battle Moon', dessen Gitarrenmelodien irgendwie nicht so ins Konzept passen wollen, bildet hier eine der wenigen Ausnahmen. Ob dies reicht, damit die Stimmung überschwappt, ist an dieser Stelle schwer zu entscheiden. Da "Vacant Face" schwierig in Worte zu fassen ist, führt kein Weg am persönlichen Antesten der Mukke vorbei.
Patricia L.  
Punkte: 7.0 von 10
21OCTAYNE - 2.0
AFM Records/Musikvertrieb
Ein bisschen komisch mutet es schon an, dass Gitarrist Marco Wriedt nicht mehr bei Axxis in die Saiten greift. So ein bisschen kommt die Vermutung hoch, dass er Axxis als Sprungbrett (miss-)brauchte, um seine eigene Karriere anzukurbeln. Aber lassen wir diese Spekulationen und widmen uns den Songs des zweiten 21Octayne-Albums, «2.0». Dieses lebt von der filigranen Arbeit von Marco und der kraftvollen Stimme von Hagen Grohe. Dass dann noch der Meistertrommler Alex Landenburg (Rhapsody) dem Ganzen seinen kraftvollen Stempel aufdrückt, hebt diese Scheibe zusätzlich aus der Flut an Veröffentlichungen. Das Trio startet heftig mit «Devil In Disguise» und wechselt dann zum zweiten Lied «Take Me Back», welches den Level des ersten Tracks nicht halten kann. Die Songs sind alle mit einem unheimlich handwerklichen Geschick ausgestattet, ABER: Es fehlt der packende Moment. Daran ändert auch «When You Go» nichts. Die Schnittmenge aus Van Halen mit Sammy Hager und Journey ist sicherlich gut ausgedacht, aber der knackige Hit fehlt. Vielleicht hätte sich Marco doch ein bisschen mehr das Hitpotential von Bernhard Weiss und Co. eintrichtern sollen, denn der Axxis-Mastermind weiss genau, wann und wie man mit den Melodien spielen kann. Nochmals: Das Material ist auf einem sehr hohen Niveau, aber das alleine macht aus «2.0» noch kein Meisterwerk. Auch wenn die Riffs («Take Me Away») eine unglaubliche Energie freisetzen.
Tinu
   
Punkte:
7.0 von 10
MOSFET - Screwing the Devil
Office4Music
Also eines haben die Jungs von Mosfet sicherlich im Übermass und mehr als so manch anderer Kandidat: Humor - und keine Angst, das zu beweisen. Erstmal ist das Album-Cover ihres dritten Longplayers einfach unfassbar und zum Schreien schlecht - und ich bin fest überzeugt, dass das den Herren Künstlern bewusst ist - und ihre Promobilder gehören definitiv auch in die Kategorie „originell bis albern“. Man sieht den Fünfer beim Beachvolleyball mit Werwölfen (der von Durchfall geplagte Werwolf ist wohl das Bandmaskottchen) als Zuschauer und bei einem feucht-fröhlichen Barbecue. Das macht alles schon mal Laune, bevor man nur einen Ton ihrer Musik gehört hat - die Autorin dieser Zeilen ist positiv gestimmt, Ziel erreicht. Humor und Spass stehen denn auch erwartungsgemäss beim Sound der fünf Österreicher im Vordergrund - ihr thrashiger Death mit deutlicher Southern-Schlagseite (der erste Song könnte fast von BLS sein) macht ordentlich Laune und die Truppe ist sich für keinen Gag zu schade. So ist denn der Chorus von „From Rare To Done“ eine Abwandlung von „That’s the Way“ von KC and the Sunshine Band, bevorzugte Themen der Lyrics sind neben Grillfleisch auch gerne mal allkoholische Getränke und sekundäre weibliche Geschlechtsmerkmale sowie den Einbezug selbiger in praktische zwischenmenschliche Interaktionen. Gut zusammengefasst werden diese Themen im Titel „Booze, Boobs and Bedroom Battles“ - poetischer geht es kaum - vor allem weil man es hier auf „addicted to the soul of metal“ reimt! Herrlich! Subtilitäten wie Gesellschaftskritik, ethische und politische Themen oder Mythologie und Geschichte überlassen Mosfet gerne anderen und das ist auch völlig in Ordnung so. Was dem Grinder seine Excrementory Grindfuckers, das dem Thrasher seine Mosfets. Musikalisch können sie allemal mithalten, von Groove über Geprügel bis Melodie und geilen Riffing haben die Jungs alles ordentlich drauf. Da darf man auch mal deutsch - bzw. englisch, auf deutsch wär das glaub unerträglich - aussprechen, was eigentlich alle denken: fressen, saufen, vögeln. So isses halt, warum das Leben unnötig verkomplizieren.
Lucie W.    
Punkte:
7.0 von 10
NOCTUM – Until Then… Until The End (EP)
Metal Blade/Sony Music
Nach zwei Alben und einer EP folgt nun das nächste Appetithäppchen, bevor (vermutlich) ein neues Langeisen nachgereicht wird. Die Schweden spielen im Grunde genommen traditionellen Heavy Metal, der atmosphärisch angehaucht ist – zwischendurch etwas doomig, dann wieder mit einem Black Metal-ähnlichen Riffing versehen, könnte man die Jungs zwischen Pentagram, Unrest und Shadow Kings einordnen. Wenn man denn wollte, versteht sich, und es könnten noch weitere Referenzen bemüht werden. Fakt ist: Diese Single ist als solches nicht schlecht, sehr kurz gehalten (lediglich zwei Tracks mit je knapp 5 Minuten Spielzeit), musikalisch solide umgesetzt und sauber produziert – allerdings lässt sich daraus kaum eine brauchbare Konklusion ableiten. Warten wir also, ob da noch eine LP folgt – bei mir ist es eine weitere Flasche Bier.
Toby S.
    
Punkte: keine Wertung
TAD MOROSE - St. Demonius
Despotz Records
Wie gross war damals der Aufschrei, als Morgana Lefay und Tad Morose, beide aus dem schwedischen Bollnäs, versuchten, die Metal-Landschaft zu erobern. Beide Truppen bekamen viele Vorschusslorbeeren. Während Morgana Lefay sich eher dem trockenen, modernifizierten Metal verschrieben, gingen Tad Morose einen Schritt weiter und verbanden kräftige Vocals mit leicht symphonischen Elementen. Diesem Sound blieben die Jungs auch treu und werden noch heute ihre treue Anhängerschaft beglücken und verwöhnen. Nach wie vor sticht der kraftvolle Gesang heraus. Doch auch dieser kann nicht verbergen, dass Tad Morose bis heute nicht mehr als ein Geheimtipp geblieben sind. Ob da nun das eröffnende Bassriff nach bester Jens Becker-Manier erklingt (wie in den alten Running Wild-Zeiten) und die Riffs unglaublich sägen in «Day Of Reckoning», es ändert alles nichts. Tad Morose bleiben in ihrem kleinen Haus stecken. Das lässt die Jungs zwar ihren eigenen Stil ohne Wenn und Aber weiterführen, bringt der Truppe aber keinen neuen Fan. Antesten und selber entscheiden, ob diese Scheibe zu einem neuen Hitalbum werden könnte.
Tinu
   
Punkte:
7.0 von 10
LUCIFER'S CHILD - The Wiccan
Dark Essence Records
Mit George Emmanuel an der Gitarre und Stathis Ridis am Bass tummeln sich zumindest zwei bekanntere Gesichter in der relativ neuen Truppe aus Griechenland, welche etwas voreilig dem Black Metal zugeordnet wird. Ersterer bedient nebenbei noch die zweite Gitarre bei Rotting Christ, und der gute Stathis verdient sich noch ein Zubrot als Bassist bei den Athener Düsterheimern Nightfall, wodurch Lucifer's Child zumindest in Griechenland ein gewisser Promifaktor sicher ist. Und wer jetzt an dieser Stelle irgendeinen müden Griechen-Witz von mir erwartet, sollte lieber zu den Onlineportalen von Blick oder Bild wechseln, denn hier dreht sich alles ausschliesslich um Musik, und die haben die vier Hellenen durchaus im Griff. Gemäss dem bandeigenen Selbstbild gehört zu den zentralen Intentionen von Lucifer's Child das Kreieren einer Einheit aus musikalischer Darbietung und dem spirituellen Hintergrund der Songs, was dem Ganzen die Atmosphäre einer rituellen Beschwörung verleihen soll. Operation gelungen, sagt der Rezensent, denn diverse, tempomässig gebremste Einsprengsel, Ausflüge in Doom-mässige Soundwelten und der verhältnismässig variable Gesang, der sich nicht bloss aufs Kreischen beschränkt, sorgen für die anvisierte düstere Stimmung. Und dass ein Album, das mit typisch schwarzmetallischem Riffing beginnt, ausgerechnet mit zwei Zeitlupen-Doom-Brocken beendet wird ("Lucifer's Child" und "Nomen est Omen Doom"), zeugt zudem vom gesunden Selbstvertrauen der involvierten Musiker, die sich dadurch jeglichen Schubladisierungsversuchen verschliessen; Extreme Metal ist ja zum Glück ein sehr dehnbarer Begriff. Böse, atmosphärisch und dunkel lauten die Attribute von "The Wiccan". Mögt ihr Darth Vader mehr als Obi Wan Kenobi? Haltet ihr Blade für einen Verräter an der Vampir-Rasse? Wünscht ihr euch, Loki würde seinen Stiefbruder Thor pulverisieren? Dann kauft euch diese Scheibe, sie steht auch auf der dunklen Seite der Macht.
Mirko B.    
Punkte:
7.0 von 10
BULLET FOR MY VALENTINE - Venom
RCA Records/Sony Music
Bullet For My Valentine gehören seit gut 10 Jahren zur Metalszene und sind auch nicht mehr wegzudenken. Als Lieblingsband würde ich Bullet For My Valentine nicht gerade bezeichnen, aber hilfreich beim musikalischen Werdegang waren die Kombo mit ihrem Debut "The Poison" allemal. Bis zu ihrem aktuellen Werk "Venom" habe ich die einstigen Senkrechtstarter aus dem walisischen Bridgend aus den Augen verloren. Die neue Platte ist eindeutig an das erste Album des Quartetts angelehnt und soll eine gewisse "Back To The Roots"-Attitüde verkörpern. Enttäuschungen dieser Art gab es in letzter Zeit mehrere, aber diese Überraschung war perfekt. Was vielen Bands versagt blieb, ist Bullet For My Valentine gelungen. Echt bissig kommt der Opener "No Way Out" daher. Technisch perfekt und kein bisschen lasch, hämmert er derb drauflos. Noch thrashiger geht es mit dem nächsten Song "Army Of Noise" zu und her. Solche Töne hat man seit "Scream Aim Fire" von 2008 bis dato vergeblich auf den Folgealben gesucht. Hart aber melodisch sorgt im Anschluss "Worthless" für puren Hörgenuss. Es lässt sich schon nach kurzer Zeit erkennen, dass ein frischer Wind weht und in extrem vielen Momenten auch die Leidenschaft zur Musik und der Spass an der Sache wieder vorhanden ist. Zumal das Album eine durchaus frische Brise durchziehen lässt, wenn im hymnischen "You Want A Battle" (Here's A War)" der rebellische Kinderchor ertönt. Auch die Cleanrefrains klingen längst nicht mehr so kitschig, wie sie früher noch durch die Gehörgänge gehallt sind. Einzig die Vocals von Matthew Tuck wirken an der einen oder anderen Stelle etwas monoton, wenn der Cleangesang zu lange anhält. Das ist aber wohl oder übel einfach ein Markenzeichen von Bullet For My Valentine. Dass anschliessend bis zum grossartigen offiziellen Abschluss mit "Pariah", zwischenzeitlich "nur" solider (Melodic) Metalcore geboten wird, ist leicht zu verzeihen, da tolle Songs wie "Skin" oder "Hell Or High Water" trotzdem problemlos die Hürde "gut" packen. Die Deluxe-Version wartet zusätzlich noch mit vier Bonustracks auf, die ebenfalls sehr hörenswert sind. Die Platte wirkt damit etwas lang, ist aber sicher ihr Geld wert. So ist "Venom" schlussendlich ein solides und gutes Album geworden, das sich viele treue Fans vermutlich gerne als Nachfolger für "Scream Aim Fire" gewünscht hätten. Bullet For My Valentine-Anhänger dürfen bei diesem Rohling getrost zugreifen und ihr etwas angekratztes Bündnis mit den Walisern auffrischen. Trotz einiger kleiner Schwächen zeigt "Venom" jedoch, dass mit der Truppe noch zu rechnen ist und sie kein One-Hit-Wonder am Metalhimmel sind.
Oliver H.    

Punkte:
7.0 von 10
OCEANS OF SLUMBER - Blue (EP)
Century Media/Universal
Die Band aus Houston hat sich dem Progressive Metal verschrieben, wobei sie sich nicht von diesem Label einengen lassen. 2011 gegründet, kamen die Texaner bereits 2013 mit einem selbstveröffentlichten Album namens "Aetherial" raus, welches bei Kritikern und Fans gleichermassen auf helle Begeisterung stiess. 2015 gibt's nun einen Nachschlag: "Blue" heisst die neue Scheibe - ein Name, der wie die Faust aufs Auge passt, denn die EP hat einen deutlich melancholischen/nostalgischen Einschlag! Oceans Of Slumber beweisen Mut, indem sie sich an alte Klassiker heranwagen. Von den 6 Tracks des Silberlings sind nur 2 Eigenproduktionen, der Rest der Playlist besteht aus Coverversionen, die es in sich haben. Den Anfang macht das Candlemass-Cover "Solitude": Oceans Of Slumber haben ein wenig Tempo rausgenommen, dafür noch mehr Atmosphäre mit reingepackt - das Ganze ist sehr Doom-lastig und noch einen Ticken melancholischer als das Original. Besonders die Stimme der neuen Sängerin Cammie Gilbert macht aus dieser Nummer was ganz Einzigartiges. Weiter geht's mit dem Klassiker "Kashmir" von Led Zeppelin: Das berühmt-berüchtigte Riffing wird hier erst ganz dezent im Hintergrund angetönt und baut sich dann immer mehr auf - ein sehr schöner und vor allem überraschender Effekt, der dem Song wiederum einen ganz eigenen Stempel aufdrückt. Mit "Turpentine" ist dann erstmal ein eigenes Lied mit dabei: Eine wunderschöne Ballade, die für Gänsehaut sorgt und das nur mit der gefühlvollen Stimme von Cammie und einer clean-verhallten Gitarre. Das folgende Cover von Emperor "The Wanderer" zeigt sehr schön die Stärken der Band: Hier sind enorm talentierte Musiker am Werk, die ihr Handwerk beherrschen! Mit "Memoriam" haben Oceans Of Slumber einen ihrer eigenen Tracks vom Debutalbum neu aufgearbeitet - ebenfalls sehr schön, wobei es Geschmackssache ist, welche Version man nun besser findet! Last but not least hat sich die Truppe aus Houston an ein Lied von Pink Floyd gewagt: "On The Turning Away" ist relativ nahe am Original gehalten, hat aber etwas mehr Drive, was dem Track wirklich sehr gut steht! Auch hier vermag die Frontfrau einmal mehr zu überzeugen. Fazit: Oceans Of Slumber haben allen Tracks auf dieser EP ihren ganz eigenen Sound verpasst und aus den doch sehr unterschiedlichen Songs einen sehr harmonischen und runden Silberling geformt. Unbedingt reinhören!
Patricia H.   
 
Punkte: keine Wertung
CROSSING EDGE – Breakout
Massacre Records/Musikvertrieb
Soso, Österreicher, hmm ? Na, mal hören, was die Jungs uns um die Ohren hauen wollen. Aha, ja, nicht schlecht, akustischer Einstieg, kommt schon mal gut – oh, da wird auch gut losgerockt bzw. die Modern Metal-Keule ausgepackt. Nett. Kann einem stellenweise von solchen Truppen wie Children Of Bodom oder In Flames bekannt vorkommen – nur mit dem Unterschied, dass Crossing Edge in der Regel mehr Wert auf den Clean-Gesang legen. Generell gesehen ist der Sänger sehr variabel, er schreit singt, brüllt und schwingt sich sogar in höhere Sphären hinauf, ohne, dass es ihn gross anzustrengen scheint. Geile Sache, vor allem deswegen, weil er nicht lange dort verweilt. Kommen wir zum unangenehmen Teil der Sache: Die Songs ähneln sich allesamt sehr, sei es nun, dass (mir persönlich) zu wenig Abwechslung in der Instrumentierung vorliegt, dass alles ähnlich klingend abgemischt ist – allerdings hat man mit „New Messiah“ einen Track an Bord, der echt gut aufzeigt, was die Jungs können, da kommt dann auch die Abwechslung nicht zu kurz. Generell lässt sich konstatieren, dass „Breakout“ im Grossen und Ganzen gut gemacht daherkommt und auch zu begeistern weiss, auf die Dauer aber seine Schwächen hat – liegt aber vielleicht auch an der Produktion, das lässt sich schwer beurteilen. Auf jeden Fall würde ich den Jungs eine Chance geben, denn nur weil ein Bier bei den ersten paar Schlucken nicht so recht schmecken will, heisst das noch lange nicht, dass es schlecht ist!
Toby S.    
Punkte: 7.0 von 10
DREADNOUGHT – Bridging Realms
Sailor Records
Sanfte, atmosphärische Klänge mit kuriosen Harmonien bereiten den Hörer während drei Minuten auf die zahlreichen Kuriositäten vor, die "Bridging Realms" für den Hörer bereithält. Weibliches Gekeife, stark verzerrte, dumpfe Gitarren und progressive Rhythmen leiten in den nächsten Songteil über. Dann gesellen sich zierlicher, jazziger Gesang, dazu passende Begleitmuster mit dem Klavier und ganz zum Schluss einige Querflötenklänge hinzu. Bereits im ersten Song wird so die fast komplette Palette an stilistischen Elementen vorgeführt. Das Piano nimmt auch im weiteren Verlauf des Albums eine zentrale Rolle ein. Die Instrumentenpalette wird in 'Odissey' um das Saxophon ergänzt. Dieser Song mit dem unbeschwerten, spielerischen Gesang an den Bossa Nova-Klassiker 'The Girl From Ipanema' - zumindest bis zu dem Punkt, wo die Gitarren wieder loslegen. 'Minuet de Lune' wirkt mit den wilden Keyboardsounds und ganz besonders mit den rasant von links nach rechts und umgekehrt wandernden Klängen ziemlich verstrichen. Die Musik von Dreadnought verlangt dem gemeinen Metaller viel Offenheit und Toleranz ab. Wer sich schon lange gefragt hat, wie sich Jazz Metal anhören würde, sollte sich die Arbeit der beiden Damen und Herren aus Colorado mal reinziehen.
Patricia L.    
Punkte: 6.9 von 10
GRIM VAN DOOM - Grim Love
Aural Attack Productions
Düster, düster, düster! Was Grim van Doom mit ihrem Debut "Grim Love" abliefern, ist ganz schön schweres Geschütz. "Goddamn This Love" fährt gehörig ein und lässt keinen Zweifel offen, dass es die Jungs ziemlich ernst meinen. "Family Girl" sorgt diesbezüglich auch für keine Überraschung. Im Gegenteil. Die Schwere wird gefestigt und mit derbsten screaming Vocals diabolisch unterstrichen. Dunkel und roh, dazu immer die nötige Portion an halsbrecherischen Riffs. Tonnenschwere bleierne Down Tempo-Beats umklammern den Sound, der irgendwo zwischen Doom und dreckigem Sludge Metal liegt. Type O' Negative haben, zumindest, was die Musik betrifft, würdige Nachfolger gefunden. Gesanglich fährt das Quartett nochmals eine Stufe tiefer Richtung Hölle, wo die dunkle Seele vom Hörer Besitz ergreift und das zentrale Nervensystem lähmt. Mit "Snowfields", "The Storm" oder "Thulsa" folgen Anspieltipps für all jene, die leiden wollen. Die Vocals sind dermassen schmerzerfüllt, dass man sich beim Hören ebenfalls krümmend auf dem Boden wälzt. Das darauffolgende "Butcher" wirkt zeitweise richtig fröhlich im Vergleich zu seinen Vorgängern. Es verfügt über einen einladenden Beat und coole Breaks. "Frank Vilyn" ist die Hölle auf Erden, wo sich die übelsten Absichten, die düstersten Eigenschaften und die fiesesten Charaktere zu einem hemmungslosen Kreuzzug aufmachen. "Nilsis" schlägt die letzte Kerbe und beendet ein Kapitel in selbstzerstörerischer Spielart. Geröchelte Beschwörungsformeln scheinen zu funktionieren und der produzierte Fluch seine Wirkung nicht zu verfehlen.
Oliver H.    
Punkte: 6.8 von 10
NEW LIGHT CHOIR - Volume II
High Roller Records/Musikvertrieb
New Light Choir sind (bis jetzt zumindest) eine reine Studioband, bestehend aus John Niffenegger (Gesang, Gitarre, Bass und M-Tron) und Chris Dalton (Drums). Ihre Musik ist eine Mischung aus Prog Rock, einer Prise 70ies-Heavy Metal und Anleihen an die NWoBHM. Der Gesang erinnert an Placebo, das Riffing könnte auch von den alten Rush stammen. Die Songs sind allesamt eher kurz und knackig und grösstenteils im Up Tempo-Beat gehalten. Das macht das Ganze leider aber auch ziemlich monoton, und die einzelnen Tracks unterscheiden sich nur geringfügig voneinander. In Sachen Abwechslung ist mehr halt tatsächlich mehr! Die Stimmung driftet immer wieder mal ins Sphärische ab, und der Grundton ist eindeutig melancholisch. Die Musik der Amerikaner ist ziemlich direkt und verzichtet auf unnötige Schnörkel. Entsprechend passend gewählt finde ich auch den simplen Albumtitel "Volume II" für den mittlerweile zweiten Silberling des Projekts. Fazit: New Light Choir sind vom Untergrundtipp zum salonfähigen und von Kritikern gelobten Newcomer aufgestiegen - wer es gerne experimentell mag, der ist mit dieser Band bestimmt gut beraten!
Patricia H.    
Punkte: 6.8 von 10
MODERN PAIN - Peace Delusions
Bridge 9
Punk und Hardcore aus Texas. Modern Pain bringen hier und jetzt ihr erstes Werk auf diesem Planeten heraus. Man inspiriert sich an den 80er Hardcore-Helden wie D.R.I oder auch SSD und Poison Idea, aber dieses doch sehr hohe Niveau will partout nicht erreicht werden. Scheiss drauf, man gibt Vollgas, schreit lauter als mancher Politiker und gibt eine klare Message heraus: Hey, wir sind Modern Pain aus Texas und wollen Spass haben. Ok, das kann man mit den Jungs nur bis zu einer gewissen Zeit, nach dem 10ten Song ist man doch recht glücklich darüber, eine Zigarette zu rauchen und das obligate Bier zu öffnen.
Daniel J.   
Punkte: 6.7 von 10
BLACK TEMPLE - It All Ends
Century Media/Universal
Die Band Black Temple, bis dato bekannt unter dem Namen Odyssey, haben ihren musikalischen Horizont erweitert und Melodie mit primitiver Aggression gemischt. Mit Magnus Lindberg (Cult Of Luna) auf dem Produzentensessel haben sie sich sicher genug gefühlt, um neue Wege zu gehen. Mit Anders Fridén (In Flames) hat das Trio ebenfalls einen gewaltigen Rückhalt in der Musikszene. "It All Ends" ist eine Mixtur zwischen Melancholie, Hass und einer enormen Prise Progressive Rock. Fette Grooves runden die Sache noch ein wenig ab und drücken dem Sound ihren ganz eigenen Stempel auf. Eine Schubladisierung ist kaum möglich, denn Jonas Pedersen & Co. bedienen sich etlicher Metal- und Rock-Elementen. Die Fusion erstreckt sich bis zu psychodelischen wie auch progressiven Ufern. Die Band selbst betitelt ihre Musik als Noise Rock, was ich klar so stehen lassen und unterschreiben kann. 'Lärm' gibt es auf diesem Album mehr als genug. Bereits nach "Unlikely Event" habe ich mich ziemlich schwer damit getan, mich mit dem restlichen Material auseinanderzusetzen. Die Tracks sind keinesfalls alltagstauglich und fürs lockere Reinhören unbrauchbar. Vergleiche mit ihren Landsmännern von Breach (aufgelöst 2007) zu "Venom"- und "Kollapse"-Zeiten haben sich unweigerlich aufgedrängt, und ich konnte mich wieder daran erinnern, warum ich damals dieser Art von Musik entsagt habe. Die druckvolle Stimme von Jonas Pedersen hat mich aber dennoch schwer beeindruckt, und sie war es auch, die etliche Tracks aus dem Dreck gerissen hat, wenn die Musik allein es nicht geschafft hat. "It All Ends" braucht aus meiner Sicht unzählige Anläufe, aber einige Songs wollen leider auch beim x-ten Durchlauf nicht so recht zünden. Diese Tatsache macht aber das Album keineswegs schlecht. Vielleicht verstehe ich die Botschaft einfach nicht und der grosse Durchbruch ist nur Nebensache. Das Album dient eventuell mehr als Kriegserklärung an andere Kollegen, die in der Heimat Schweden ständig anderen Grössen hinterherwatscheln. Welchen Erfolg sie mit ihrer neuen Strategie feiern werden, wird sich wohl erst mit der Zeit zeigen. Dennoch hat die Scheibe etwas an sich, so dass man ihr eine Chance gibt und wirklich sehr lange konzentriert vor dem CD-Player ausharrt. Die Rezeptur aus rohen Riffs, technisch imposant druckvollen Passagen und Vocals, die einmal wütend und andererseits erzählend daherkommen, ist gewaltig und bringt den 'Black Temple' wahrlich zum Beben, wenn nicht sogar zum Einstürzen.
Oliver H.    
Punkte: 6.5 von 10
BATTLECROSS - Rise To Power
Metal Blade/Sony Music
Mit „Rise To Power“ legen die US-Amerikaner von Battlecross ihr viertes Studioalbum in fünf Jahren vor - das nennen ich mal Arbeitsmoral! Und auch musikalisch wird hier ganz und gar nicht gebremst! Der deathig angehauchte Thrash des Fünfers aus Michigan peitscht straight nach vorne, getragen von einer ultra präzisen Rhythmusfraktion und messerscharfen Riffs. Die Stimme von Frontmann Kyle „Gumby“ Gunther wechselt zwischen aggressiven Screams und kehligen Growls, wobei ich die hohe Stimme auf Dauer etwas anstrengend finde. Das Gesamtpaket kommt aggressiv, ernsthaft und angepisst rüber. Irgendwie wollen die Melodic Death-Parts („Spoiled“ klingt schon fast nach Arch Enemy, „Despised“ wie Killswitch Engage) und Anleihen in Heavy und Power Metal (z.B. „Blood & Lies“ oder sehr stark bei „The Path“) sich aber nicht so recht organisch ins Gesamtbild einfügen und es bleibt das Gefühl zurück, dass Battlecross ihren ganz eigenen Sound noch nicht so recht gefunden haben und ihre Trademarks viel stärker entwickeln sollten. Ich höre ständig unterschiedliche Einflüsse im Sound (von Destruction über Kataklysm bis zu BDM oder Death Angel oder auch oben genannte Bands), aber nicht Battlecross selbst. Dieser Eindruck setzt sich fort, wenn man einen Live-Auftritt der Band mit dem Album-Cover vergleicht: die Jungs sehen total authentisch und ungestylt aus, das Cover wirkt glattpoliert und wie von einer Power Metal-Band. Battlecross haben definitiv das Potential zu überzeugen und dieses Album ist es definitiv auch wert, ein Ohr zu riskieren, aber mit mehr Eigenständigkeit und weniger Patchwork könnte man hier noch einiges mehr rausholen.
Lucie W.  
Punkte: 6.5 von 10
CALCINED - Tormenting Attractions
Great Dane Records
Die Kollegen von Calcined aus dem Kanton Fribourg legen mit „Tormenting Attractions“ nach siebenjährigem Bestehen ihr Debüt vor. Und das rumpelt und rattert und knüppelt und knattert gehörig! Old School Death mit Brutal-Schlagseite der allerrauesten Sorte legt das Quartett hier vor. Auf ihrer Website nennen die Jungs ihren Sound selbst „chaotic and furious“ und besser kann ich es auch nicht ausdrücken. Kompromisslos ziehen sie ihr Ding durch und servieren neun Songs von schleppend über groovend bis prügelnd. Sänger Magnus growlt vorwiegend in höllischen Tiefen, versucht sich aber auch ab und an mal in dämonischem Kreischen - wobei ihm erstgenannte Stimmlage deutlich mehr liegt. Überraschungen gibt es hier keine, nach den ersten paar Takten von Song Nr. 1 weiss man, woran man ist. Ich muss ehrlich gestehen, dass bei mir dann auch herzlich wenig hängen geblieben ist und sich spätestens nach dem vierten Track etwas Langeweile breit macht, weil ich die Songs irgendwie nicht auseinanderhalten kann. Das mag aber meiner musikalischen Unbedarftheit geschuldet sein und muss mit dem Können von Calcined nicht notwendigerweise etwas zu tun haben. Live ist diese Truppe sicherlich sehr spassig - auf Scheibe ist mir persönlich das Ganze etwas zu eintönig.
Lucie W. 
Punkte: 6.5 von 10
ANGELLORE – La Litanie Des Cendres
Season Of Mist/Irascible
Für ihr Erstlingswerk "Errances" konnte die dreiköpfige Truppe aus Frankreich breites Lob einheimsen - unter anderem auch von einigen prominenten Musikern aus der Metalszene. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an den Nachfolger "La Litanie Des Cendres". 'A Shrine Of Clouds' legt in einem für Doom Metal ordentlichen Tempo los. Der Song überzeugt zunächst mit einem eingängigen Riff und düsteren Growls - an den Cleanvocals werden sich die Geschmäcker aber wohl scheiden. 'Still Glowing Ashes' verstärkt die ambivalenten Gefühle in dieser Hinsicht umso mehr. Der Zuzug von Gastsängerin Lucia kann leider kaum als Gewinn betrachtet werden. Der sanfte Gesang verfehlt leider seine Wirkung und löst eher unangenehmes Schaudern als tiefe Rührung aus. Für die Aufnahmen wurde wohl auch ein sehr sensibles Mikrofon verwendet - mit dem Resultat, dass man nun knackende Speichel-/Zungengeräusche hört, die in der anspruchslosen Ballade 'Inertia' gehörig an den Nerven zerren. In 'Moonflower' können Angellore ihre Stärken zum Glück wieder etwas bündeln. Während achtzehn Minuten packen sie von richtig dunklen Gitarrenklängen und Growls, zu französischen Sprechpassagen, beinahe antiken Synthiesounds und eingängigen Melodien nochmals alles auf den Tisch und sorgen damit für einen versöhnlichen Abschluss.
Patricia L.  
Punkte: 6.5 von 10
UNCLE ACID & THE DEADBEATS - The Night Creeper
Rise Above Records
Als ich letzthin vom Südtessin her kommend Richtung Gotthardtunnel-Südportal fuhr, war ich irgendwie mies gelaunt. Vielleicht lag's am schlechten Wetter, welches die sich sonst meistens von der besten Seite zeigende Sonnenstube der Schweiz in ein trübes Grau tauchte und mit den wolkenbehangenen Bergen für eine bedrückte Stimmung sorgte. Vielleicht lag's aber auch daran, dass ich mir auf der Rückfahrt ausgerechnet den vierten Auswurf der britischen Kult-Psych-Doomer Uncle Acid & The Deadbeats einverleiben musste. Black Sabbath meets The Beatles meets Neil Young meets Blue Cheer meets was-weiss-ich-wen-alles-noch ist als anvisiertes musikalisches Konzept ja nicht grundsätzlich falsch, nur spüre ich hier weder Space-Trips in unbekannte Sphären noch die Heavyness des Doom. Vielmehr wurde hier bedrückte Trübsal-Blaserei in graue Töne gepresst. Gäbe es nicht schon diesen völlig überbewerteten Möchtegern Erotik-Smasher für verklemmte Spiesser, hätte der Titel "Fifty Shades Of Grey" perfekt zu diesem Album gepasst. Zu allem Überfluss verfügt Gitarrist/Keyboarder/Sänger K.R. Uncle Acid Starrs noch über eine ähnlich lamentierende Phrasierung wie Ozzy, nur mit einem deutlich erhöhten Nerv-Faktor, zusätzlich versehen mit einem angeborenen Helium-Effekt in der Stimme, echt schräg, aber wer's mag. Und wer zu guter Letzt dermassen dreist das Ende von Alice Cooper's "Billion Dollar Babies" kopiert, so geschehen am Schluss von "Downtown", bekommt von mir eh gleich eins auf die Finger geklopft. Nicht mein Ding, ich gähne nur noch - sorry Jungs.
Mirko B.  

Punkte: 6.3 von 10
JACKSON FIREBIRD - Shake The Breakdown
Napalm Records/Universal
Jackson Firebird bestehen nur aus zwei Mannen. Ok, man kann auch so eine Band gründen und gute Musik machen. Hard Rock gemischt mit Stoner Rock und Beasty Boys heisst die Devise des aus Australien stammenden Duos. Doch die Jungs als Hochzeitskapelle zu verurteilen wäre eigentlich zu hart. Man gibt sich Mühe, einen ordentlichen Groove à la Rage Against zu produzieren, aber da hat man sich ein zu hohes Ziel herausgesucht. Man sollte sich eher auf seine Stärken konzentrieren, und die ist eher im Hard Rock-Sektor. Live wird die Mucke ziemlich sicher abgehen wie die Sau, aber aus meinen Lautsprechern to Hell klingt "Shake The Breakdown" zu brav.
Daniel J.  

Punkte: 6.1 von 10
MAGISTER TEMPLI – Into Duat
Cruz del sur Music
Im Prinzip könnte ich meine Rezension zum 2013er-Debut der Norweger, „Lucifer Leviathan Logos“, einfach kopieren und die Titel austauschen – schon wären wir hier fertig. Denn „Into Duat“ konserviert die exakt gleichen Prinzipien wie sein Vorgänger: Traditioneller Heavy Metal, okkult-doomig angehaucht, trifft auf einen Sänger, der gerne in den oberen Etagen seine Stimmbänder lagert. Kann man mögen, muss man allerdings nicht. Die Tracks ähneln sich auch allesamt ziemlich, da kann schlichtwegs nicht daran gerüttelt werden. Einzig der Schlusstrack „Destruction“ hat einen anderen Aufbau und beweist, dass die Jungs eigentlich ganz passable Mucke erzeugen können, welche auch genügend Abwechslung beinhaltet. Wer es aber gerne überschaubar hat und auf die genannte Musiksparte steht, kann mit „Into Duat“ nicht viel falsch machen. Ich mache das auch nicht und stecke mir noch eine Kippe an.
Toby S.   
Punkte: 6.0 von 10
SEBASTIEN - Dark Chambers Of Déjà-Vu
Pride & Joy Music
Die Tschechen schippern im symphonisch-progressiven Power Metal-Wasser. Klingt ansprechend und wird durch cleanen Gesang gewürzt mit einigen bösen Growls. Vielleicht sollten hier mal Sabaton-Jünger reinhören. Die könnten durchaus Gefallen finden. Die Mischung aus progressiven Keyboard-Sounds und runter gestimmten Gitarren klingt okay, mehr aber auch nicht. Die grossen Momente fehlen, die Songs plätschern an mir vorbei und ich frage mich wirklich, wo die wirklich grossartige Scheibe in diesem Monat bleibt.
Tinu   
Punkte: 6.0 von 10
KILL RITUAL - Karma Machine
Scarlet Records
Das dritte Album der US Power-Metaller wirkt zu hektisch und konfus. Da gibt es zu viele Truppen, die diesen Sound, der bis in den Thrash geht, um einiges besser darbieten. Klar werden die ganz Truen des amerikanischen Metals laut aufheulen bei diesen Zeilen, aber die Truppe um Imagika-Gitarristen Steven Rice bringt die Songs zu wenig auf den Punkt. Auch hier, wie so oft, machen die Herren grundsätzlich alles gut, aber wie würde Alice Cooper sagen: «Riff, Strophe, Pre-Chorus, Chorus, Strophe, Pre-Chorus, Chorus, Solo, Pre-Chorus, Chorus» und fertig ist der Hit. Keine Breaks, keine unnötigen Tempowechsel und ihr habt gewonnen. Leider nicht Kill Ritual.
Tinu    
Punkte: 5.9 von 10
MAN THE MACHETES - Av Nag
Indie Recordings/Irascible
Aus dem hohen Norden kommen Man The Machetes (nein das ist nicht Machete 5 oder 6). Man spielt einen gesitteten Mix aus Punk und Hardcore, und ehrlich gesagt muss man schon ein paar Mal leer schlucken ab dem Gebrüll. Hardcore ist Hass und Wut, aber nicht jeder Sänger bringt das glaubwürdig wieder. Man hat schon einen höheren Rhythmus als der Handörgeler und spielt auch zwischendurch ein paar lockere Breaks, aber so richtig zünden will diese Scheibe bei mir nicht. Es ist eher eine Erleichterungen, als ich auf die Stoptaste drücke. Die Norweger geben sich trotzdem viel Mühe, aber mehr als ein kleiner Achtungserfolg liegt nicht drin.
Daniel J.    
Punkte: 5.6 von 10
WILDLIGHTS - Wildlights
Season Of Mist/Irascible
Das Duo aus Wilmington, North Carolina, präsentiert auf ihrem selbstbetitelten Debutalbum schönen, dreckigen Alternative Rock mit trockenem Wüstensound. Dass Wildlights nur aus 2 Personen besteht, hört man dem Album nicht an - musikalisch gibt's da nichts zu bemängeln! Grund dafür dürfte wohl sein, dass die Jungs für die Aufnahmen mit Matt Hyde (Slayer, Fu Manchu, Monster Magnet) einen echten Profi engagiert haben. Der Sound des Duos erinnert ein wenig an Bands wie Fu Manchu und Rush, kommt aber nicht wirklich an die grossen Vorbilder ran. Die Tracks sind zwar allesamt schön anzuhören, aber wirkliche Highlights sucht man leider vergebens. Stattdessen plätschern die 12 Lieder einfach so vor sich hin und hinterlassen kaum bleibende Eindrücke. Mir persönlich fehlen hier die mitreissenden Riffs und vor allem eben auch eingängige Melodien und Refrains. Auch die Stimme von Jason Shi reisst es nicht wirklich raus, da er doch hin und wieder arg an seine Grenzen gerät. Fazit: Wer auf staubtrockenen Rock aus den USA steht, der sollte hier mal reinhören. Mich persönlich haut dieses Debut jedenfalls nicht grade vom Hocker.
Patricia H.     
Punkte: 5.5 von 10
BLACK MAJESTY - Cross Of Thorns
Pride & Joy Music
Ist ja alles ganz toll, was die Australier hier abliefern. Irgendwo zwischen Blind Guardian, Helloween und Iron Maiden tummelt sich der Fünfer. Aber auch das sechste Studioalbum kann nicht verheimlichen, dass den Liedern mit zunehmender Spielzeit eine gewisse Monotonie anklebt. Da reisst die Gary Moore-Coverversion von «Out In The Fields» die Scheibe auch nicht aus dem Mittelmass heraus. Diesen Song haben Primal Fear und speziell Riot schon viel besser nachgespielt. Auch mit «Cross Of Thorns» lassen mich Black Majesty nicht zu ihrem Fan werden. Testet das Album besser selber an. Es wird seine Freunde finden.
Tinu    
Punkte: 5.5 von 10
UGLY KID JOE - Uglier Than They Used Ta Be
Metalville/Musikvertrieb
Meine Fresse! Die gibt's noch?! Nach "America"s Least Wanted" von 1992 habe ich der Hard Rock-Band aus Kalifornien den Rücken gekehrt und mich der härteren Art von Musik zugewandt. Die Überraschung war deshalb umso grösser, zu erfahren, dass sich Whitfield Crane & Co. in 2010 wiedergefunden und beschlossen haben, erneut gemeinsam Musik zu machen. Wie der Sinneswandel zu Stande kam, lassen wir mal aussen vor, aber gänzlich unbeachtet bleiben darf sicherlich nicht, dass es heutzutage angesagt ist, die alten Tage wieder aufleben zu lassen. Damit kann man - wenn richtig vermarktet - ordentlich Geld machen und zumeist auch die alten Fans wieder ins Boot holen, die unlängst abgehängt haben. Nach der EP "Stairway To Hell" von 2012 ist es auch wieder ruhig geworden um die Truppe, doch jetzt, nach geschlagenen 19 Jahren Pause, stellen sie ihr neues Studioalbum "Uglier Than They Used Ta Be" vor. Gespannt, was die Jahre so gebracht haben, schob ich die Disc in den Player. Schon beim Opener "Hell Ain"t Hard To Find" musste ich aber feststellen, dass die Zeit nicht gross am Rad der "Ugly-Music" genagt hatte. Ihren Mix aus Hard Rock, Metal und Funk haben sie kompromisslos beibehalten. Recht groovig tönt auch "Let The Record Play". Auffällig ist der Gesang, denn Cranes Stimme ist nicht mehr ganz so nasal wie noch zu Jugendzeiten. Mit "Mirror Of The Man" präsentieren sie ihre erste Ballade, die aber deutlich unter den Erwartungen liegt. "She's Already Gone" ist eine Art Power-Ballade, die besonders durch die virtuose Gitarrenarbeit von Klaus Eichstadt besticht. Leider wird der Mittelteil der Platte ziemlich eintönig, da mit "Nothing Ever Changes" die dritte Ballade in Folge auf die Gehörgänge wartet. Ein wenig schneller und ein bisschen poppiger geht es mit "My Old Man" und "Under The Bottom" weiter, an dem auch Motörhead's Phil Campbell massgeblich mitgewirkt hat. So auch beim klassischen Motörhead-Cover "Ace Of Spades". Dieser Track ist wirklich tough und dreckig und knallt dermassen rein, dass man sich wünscht, mehr davon zu hören. Die gestandenen Herren hätten echt das Potential dazu, nutzen es aber leider allzu wenig aus. Das Ruder können Ugly Kid Joe auch mit dem Track "The Enemy" nicht mehr herumreissen. Der Song bietet zwar, nach dem offiziellen Slow-Part (schon wieder) und einem Break, ein alternatives Ende im angehauchten "Paradise City"-Stil von Guns'n'Roses. Wäre das ganze Album in diesem Segment gehalten, hätten sie den Titel 'Rockgötter' verdient. Mit dem Cover von "Papa Was A Rolling Stone" endet "Uglier Than They Used Ta Be", und vielleicht auch die Ära von Ugly Kid Joe zum zweiten Mal.
Oliver H.    
Punkte: 5.3 von 10
BUTCHER BABIES - Take It Like A Man
Century Media/Universal
Die Butcher Babies sind zurück! Sie gehören zu der Sorte Band, an denen sich manche Geister scheiden. Wenn man nur die Musik betrachtet und den ganzen stilistischen Background weglässt, findet sicherlich der eine oder andere grossen Gefallen am Ami-Quintett, und man muss unbestritten sagen, dass schon ganz viel Schlimmeres zu Tage gefördert wurde. Zieht man aber die Optik und die Verkaufstaktik der Band mit ein, schmiert das Projekt Butcher Babies ziemlich schnell ab. Dümmliche Cheerleader-Girls mit aufgepumpter Oberweite als Frontattraktion und eine Band im Hintergrund, die musikalisch für die richtige Stimmung sorgt. Rein soundtechnisch betrachtet blende ich die Tatsache mal aus, dass Heidi Sheperd und Carla Harvey eventuell im fleischlichen Gewerbe mehr zu bieten haben. Der Opener "Monsters Ball" marschiert doch schon mal ganz flott vorne weg, und auch wenn einige Parts etwas zu schnell ausgefallen sind, ist es ein doch ganz abwechslungsreicher Track. Weitere Songs wie "Igniter", "Gravemaker" oder "The Butcher" reihen sich in diese Machart ein, obwohl letzterer beim Break im Mittelteil ganz schön druckvoll aus den Boxen föhnt. Mit "Thrown Away" steht dann die einzige Ballade des Albums auf dem Programm. Irgendwie fehl am Platz inmitten der anderen Songs und doch auf eine Art richtig und interessant, da es eine andere Seite der Butcher Babies zeigt - vielleicht die 'echte' musikalische Seite. Diese Überlegung wird aber bereits mit der Pop/Metal-Nummer "Never Go Back" müssig, da diese hart und tanzbar wieder Fahrt im alten Kielwasser aufnimmt. "Marquee" ist mein Favorit des Albums, da der Song technisch irgendwie aufgeht und stimmig klingt. Es lässt mich auch das Gefühl nicht los, dass Slipknot für viele Parts in den Songs herhalten mussten. So auch bei "Dead Man Walking" oder dem Schlusstrack "Blonde Girls All Look The Same". Trotz dieser Erkenntnis steht am Ende dieses Albums die offene Frage im Raum, ob man es sich nochmals anhören soll oder doch lieber das Feld für etwas Neues räumt. Die Härte und der musikalische Ansatz stimmen grundsätzlich. Das Klangbild und die Songvielfalt wirken aber auf Dauer ermüdend, und nach dem letzten Akkord bleibt irgendwie nichts im Gehörgang zurück. Schade - wie hiessen die noch gleich?
Oliver H.    
Punkte: 5.0 von 10
MYRKUR – M
Relapse Records/Non Stop Music
Die Demo der Isländerin fand ich gar nicht prinzipiell schlecht, die Mischung aus elfenhaftem Gesang, ungeschliffenen Aufnahmen und Ansätze von Black Metal Riffs habe einige spannende Augenblicke geboten. Diese sind auch auf ‚M‘ noch vorhanden, denn die Musik klingt nicht per se schlecht. Allerdings sind trotz den frischen Ideen und dem ganz eigenen Klang nicht zu verleugnen, dass die Lieder teilweise zu poppig aufgebaut sind und trotz den eingestreuten Schreien der Gesang auf Dauer anstrengend wird. Da ist es schon fast gut, dass die einzelnen Songs nicht über vier Minuten dauern. Auf der anderen Seite gibt es Songs wie ‚Onde Børn‘, bei denen die an Delain oder Enya erinnernde Stimme durchaus eine Abwechslung zu den Massen an Veröffentlichungen darstellt. Auf der anderen Seite wird der sphärische Gesang ziemlich schnell langweilig und die Riffs können dann leider Nichts kompensieren. Und auch wenn man in diversen Unterkategorien des Metals nur selten eine Band mit so eigenem Klang findet, ein zwingender Pflichtkauf ist ‚M‘ leider nicht.
Tristan    
Punkte: 5.0 von 10
CHAOS FRAME - Paths To Exile
Nightmare Records
Jungs, was wollt ihr denn nun sein? Eine Prog-Truppe, oder doch lieber eine Band, die sich im US-Power Metal herumtreibt? In der Machart von Jag Panzer? Dave Brown ist ein cooler Shouter und die Gitarristen Matt Hodsdon und Andy Xiong machen einen tollen Job, aber mit den Keyboards wirkt das Ganze zu schwerfällig und komplex. Symphony X-Fans können hier sicher mal reinhören und sich von den Qualitäten der Truppe berieseln lassen. Aber diese musikalische Vielfalt überfordert meine melodieverseuchten Ohren. Da ich auch nicht zu den Dream Theater-Fans gehöre, überlasse ich das Urteil euch Lesern.
Tinu    
Punkte: 5.0 von 10
OPERATION: MINDCRIME - The Key
Frontiers Records/Musikvertrieb
Was habe ich die die Stimme von Geoff Tate geliebt. Leider dachte der Sänger, dass er sich immer wieder neu erfinden müsste, änderte konsequent seinen musikalischen Stil und trieb seine alte Truppe Queensrÿche fast in den Tod. Der unschöne Abgang von Mister Tate gipfelte darin, dass seine Mitmusiker kaum mehr Material schreiben durften, geschweige denn im Studio einspielen und in einer kleinen Schlägerei vor einem Konzert. Was folgte war die Trennung zwischen Geoff und Queensrÿche, die sich wieder ihrer Wurzeln besonnen und so verlorenen Boden wettmachten. Mister Tate startete mit seiner neuen, fast stetig wechselnden Truppe und schiebt nun das zweite Album, das erste unter dem Bandnamen Operation Mindcrime nach. Wer hoffte, dass Geoff sich musikalisch wieder an der Mutter aller Konzeptalben «Operation: Mindcrime» orientiert, sieht sich schnell getäuscht. Der Sänger macht genau dort weiter, wo er die alten Queensrÿche-Fans alle vergraulte. Klar, das Material klingt nicht schlecht, Geoff hat noch immer eine sagenhafte Stimme, aber die alten Die-Hard-Fans wird er mit dieser Scheibe nicht zurückgewinnen. Würde man seine musikalische Vergangenheit nicht kennen, würde es keine Rolle spielen, was Geoff abliefert. Aber es tut im Herzen weh, wenn man diese Lieder von «The Key» hört und weiss, dass genau dieser Shouter einmal mitverantwortlich war für «The Warning», «Operation: Mindcrime», «Empire» und besonders «Rage For Order».
Tinu   
Punkte: 4.5 von 10
BON JOVI - Burning Bridges
Mercury Records/Universal
Immerhin bieten oder (seit dem Abgang von Gitarrist Richie Sambora) boten Bon Jovi in den letzten Jahren ganz passable wie zuspruchsmässig nach wie vor sehr erfolgreiche Konzerte. Das Ganze hat aber schon lange nichts mehr mit der ruhmreichen Vergangenheit zu tun. Das letzte Studioalbum, das wirklich noch was gerissen hat, war «New Jersey» von 1988 und die dazugehörige Tournee zählte zum Oberfeinsten überhaupt. Danach ging der einstige Biss mit jedem weiteren Album, trotz dem einen oder anderen Chart-Hit à la «Have A Nice Day» oder «It's My Life», völlig flöten. Der Sound wurde immer poppiger wie flauer und entwickelte sich laufend und unaufhaltsam in Richtung Warenhaus- und Liftbeschallung. Seit 2013 steht Master Sambora zumindest livemässig definitiv nicht mehr zur Verfügung und 2016 wird es sich zeigen, ob Bon Jovi im Studio noch auf die Mithilfe seines einstigen Sidekicks zählen kann oder besser konnte. Bis dahin geht es aber noch eine Weile, und darum hat man mit «Burning Bridges» nun eine halbgare plattenvertragsbedingte Restenverwertung von Outtake-Songs (ohne Sambora!) am Start (für ihn spielte John Shanks nämlich sämtliche Guitar-Parts neu ein), die es nicht auf die regulären Alben geschafft haben. Was auf dem Papier schon zu Sorgenfalten führt, wird beim Anhören oder besser Dahinplätschern dieser C-Ware leider bestätigt. Überwiegend übelstes Gesülze, das nicht mal für den 47. "Kuschelrock"- Sampler was taugt. Mag ja sein, dass gewisse Fans, die auf Soft-AOR stehen, damit was anfangen können, aber in Anbetracht dessen, für was Bon Jovi als Hammer-Band mal standen, ist diese wohl bewusst als "projektmässige Fan-CD" bezeichnete Scheibe der blanke Hohn. Einzelne Ausrufezeichen wie bei «Who Would You Die For» oder «Fingerprints», wo Shanks immerhin ein paar coole Soli zockt, und der eine oder andere weitere brauchbare Fetzen sind auf diesem Niveau einfach zu wenig! Natürlich zeigen die vielen Nummer-1 Chart-Einträge (der Vorgänger-Alben wie aktuell in Deutschland) ein vermeintlich anderes Bild, aber kompositorisch gesehen ist der Zapfen schon längst ab. Auf der US-Walmart und der Japan-CD figuriert mit «Take Back The Night» ein U2/Echosmith Verschnitt als Bonus-Track, der zwar soweit noch gut ins Ohr geht, jedoch bis auf ein weiteres Shanks-Zückerchen nichts mit einer Rockband gemein hat. Die Brücken sind in der Tat am Brennen, und der gute Bon sollte es sich langsam aber sicher überlegen, ob er nicht besser bald in Musik-Rente geht und womöglich als Alternative in die Politik wechselt. Live sieht es vor allem in Europa nichtsdestotrotz rosig aus, aber wie lange noch?
Rockslave  
Punkte: 3.5 von 10
LOCRIAN – Infinite Dissolution
Relapse Records/Non Stop Music
Ohjeh, Post-artiger Lärm ‘beglückt’ meine Gehörgänge – mit einem ‘Gesang’, welcher dermassen in den Hintergrund gemischt worden ist, dass man ihn kaum wahrnimmt, von verstehen ganz zu schweigen, da nur geschrieen wird. Mag sein, dass gewisse Leute diese Art von Musik als Kunstform wahrnehmen, und wahrscheinlich ist sie es auch, allerdings finde ich partout keinen Zugang dazu. Das war beim Vorgänger „Return To Annihilation“ irgendwie noch anders, da konnte ich mich nach einer gewissen Zeit reinfühlen. Nicht so bei dieser Scheibe… Kurzum: Wer postapokalyptische, sphärisch überladene Sounds mag und sich ein ‚elitäres‘ Siegel an die Brust heften will, weil man ach so differenzierte Mucke hört, der kann hier bei Locrian gerne mal anklopfen – ich persönlich klopf mal bei den Nachbarn, ob die noch Kopfschmerztabletten übrig haben.
Toby S.   
Punkte: 3.0 von 10
NEUROTIC NOVEMBER - Fighting Words
Victory Records
Au Mann, Metalcore von der übelsten Sorte bekommt man hier um die Ohren geschmissen. Diese abgehackten Riffs (wenn man dem überhaupt so sagen kann), diese verdammten Rappassagen und nochmal diese verfluchten Breakdowns und zuallerletzt diese kotzüblen Elektro-Spielereien gehen mir ziemlich auf den Sack. Schon gar nicht zu erwähnen sei die Gesangskunst dieses Jahrhundertwerks, das treibt einem schnell mal auf die Palme, und da bleibe ich auch, bis diese Band begriffen hat, dass sie auf diesem Planeten musikalisch nichts zu suchen hat.
Daniel J.   
Punkte: 1.0 von 10
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