CD-Reviews August 2017
Wertung:
  9.0 bis 10 Kaufempfehlung.         7.5 bis 8.9 Gut.
  4.0 bis 7.4 Vor Kauf reinhören.   0.0 bis 3.9 Nicht empfohlen.
ALICE COOPER - Paranormal (2 CD)
EAR Music/Phonag
Alice Cooper erlebt momentan den gefühlten 52. Frühling. Auf der Bühne ist er mit seiner Begleitband Glen Sobel (Drums), Chuck Garric (Bass), Nita Strauss (Gitarre), Ryan Roxie (Gitarre) und Tommy Henriksen (Gitarre) im Moment eine Macht und kann aus einem unglaublichen Fundus an geilen Songs seine Setliste bestücken, wie er will. Braucht Vincent Damon Furnier denn überhaupt noch ein neues Album? So lange er seiner Weisheit, «Strophe, Pre-Chorus, Chorus», treu bleibt, ganz sicher. «Paranormal» weist viele Elemente seiner Siebziger-Vergangenheit auf. Hat aber mit «Fireball» auch einen Track, der sich auf «Trash» oder «The Last Temptation» hätte verirren können. Alice baut auf die musikalischen Fähigkeiten seiner Begleitband und schiesst dabei so geniale Lieder wie «Paranoiac Personality» aus seiner Hitmaschinerie. Das leicht schwerfällige «Private Public Breakdown» überzeugt ebenso wie das flotte «Rats», oder das mit Bläsern unterlegte «Holy Water». Interessant ist auch die zweite CD, auf welcher die originale Alice Cooper-Band zwei Songs («Genuine American Girl», «You And All Of Your Friends») eingespielt hat, plus die sechs Live-Tracks, welche in Columbus mitgeschnitten wurden. Es macht einfach immer noch Spass, die alten Klassiker «No More Mr. Nice Guy», «Under My Wheels», «Billion Dollar Babies», «Feed My Frankenstein», «Only Women Bleed» und «School's Out» zu hören. «Paranormal» ist eine weitere geile Scheibe geworden, welche den musikalischen Zeitgeist der siebziger Jahre mit dem Flair der sehr erfolgreichen Endachtziger bis und mit Mitteneunziger verbindet. Ob dabei die «Poison»-Fraktion vor Freude im Dreieck hüpft, wage ich zu bezweifeln. Aber zumindest werden alle Cooper-Fans ihre helle Freude haben und solche, die es werden wollen und sollten!
Tinu 

Punkte: 9.2 von 10
ELUVEITIE - Evocation II - Phanteon
Nuclear Blast/Warner
Die Schweizer Folk Metal-Combo veröffentlicht mit 'Evocation II - Phanteon' ihr zweites Akustikalbum, was einfach Spass beim Zuhören macht. Jawohl, es macht einfach richtig Spass, diesen 18 Songs zuzuhören und einfach zu geniessen. Acht Jahre sind mittlerweile ins Land gezogen seit der Veröffentlichung ihres ersten Akustikalbums. So, genug gefaselt, kommen wir zu den harten, folkigen Fakten. Das Nonett in Persona von Jonas Wolf (Gitarre), Matteo Sisti (Flöten, Dudelsäcke, Mandola), Nicole Ansperger (Violine), Alain Ackermann (Schlagzeug), Chrigel Glanzmann (Gesang, Flöten, Mandola, Dudelsäcke, Bodhran), Fabienne Erni (Gesang, keltische Harfe, Mandola), Kay Brem (Bass), Michalina Malisz (Hurdy-Gurdy) und Rafael Salzmann (Gitarre) zelebrieren auf einem hochstehenden musikalischen Niveau die perfekte Kombination von Folk und Metal, natürlich ist auf 'Evocation II - Phanteon' die folkloristischen, musikalischen Elemente in der klaren Überzahl. Kombiniert mit der geschichtlich mystischen Zeitreise in die keltische Mythologie sowie der Ehrerweisung an die keltischen Gottheiten durch das gallische Phanteon. Man ist vorweg zu erläutern, dass es sich hierbei um ein perfektes Konzeptalbum handelt, es wäre auch eine ideale Filmmusik zu eben genannter geschichtlichen Zeitreise. Sehr interessant ist die gallische (= altkeltische) Sprache, welche auf 'Evocation II - Phanteon' durchwegs gepflegt und zelebriert wird. Für mich ein absoluter Höhepunkt dieses Albums, aber auch die kreierten Songs, welche sich nahtlos in ineinander einfliessen, ja, ich bin beinahe geneigt zu sagen, dass es sich bei den 18 Songs eigentlich um 1 einzigen Song handelt, so perfekt und beinahe rein ist das neue Eluveitie-Album geworden. Auch all die antiken und eingesetzten Musikinstrumente faszinieren, das Nonett versteht es einfach, all dies gekonnt musikalisch umzusetzen, einwandfrei. Habe mir die Instrumente mal auch vorgenommen, denn schlussendlich soll die geneigte Leserin bzw. der geneigte Leser informiert werden, nebst der Unterhaltung natürlich. Ein musikalisch wie geschichtlicher Genuss ist es geworden, das zweite Akustikalbum, welches sich nahtlos ans erste Akustikalbum anreiht. Keine Frage, sehr gekonnte und professionelle Inszenierung dieser Zeitreise. Ein Anchecken ist beinahe ein Muss, denn ansonsten entgeht man(n) bzw. frau des Zaubers dieser Scheibe. Gelungen und mystisch, selbst das Cover zieht einen in den Bann. Hört euch die Tracks an und starrt auf das Cover. Ihr werdet sehen, es ist das einzige Mal in eurem Leben, dass ihr euch gerne entführen lässt. Die Welt von Eluveitie erwartet euch bereits sehnsüchtig.
Leopold 

Punkte: 9.1 von 10
SERIOUS BLACK - Magic
AFM Records/Musikvertrieb
Knapp ein Jahr nach dem Zweitling erscheint bereits das dritte Album der Power-Metaller Serious Black. Gibt es Abnützungserscheinungen? Fehlanzeige! Im Gegenteil - die Kreativität und der Mut innerhalb der Genre-Grenzen dezent eigene Wege zu gehen haben sich sogar noch verstärkt. Magic erzählt eine Geschichte, welche den Hörer von Anfang bis zum Schluss in den Bann zieht. Und das obwohl die Lieder wohl auch ausserhalb des Konzept-Modus funktionieren. Entsprechend der Geschichte gibt es drei Liedtitel, in denen das Wort 'Magic' vorkommen (was im Vergleich zu den vielen Whitesnake-Hits mit 'Love' aber noch wenig ist). Offensichtlichster Live-Hammer ist 'Serious Black Magic', dessen Refrain künftig alle Fans mitschreien dürften. Ansonsten fällt wiederum positiv ins Gewicht, dass die Lieder etwas Zeit brauchen, um richtig zu zünden. Diese Konstante zieht sich jetzt bereits zum dritten Mal durch die Alben. Wer diese Geduld aufbringt, entdeckt eine hohe Musikalität mit teilweise progressiven Anleihen. Serious Black klingen auf 'Magic' zum ersten Mal sogar richtig episch - was super zum Gesamtbild passt. Integrieren sie künftig gar Musical-Elemente, könnte endlich ein würdiger selbstständiger Savatage-Nachfolger gefunden werden. Serious Black lassen sich also sämtliche Optionen offen. Sie schüren die Hoffnung, dass auch Album Nummer vier das Niveau halten werden kann. Ich ziehe meinen Hut für drei grossartige Alben in Folge! Etwas, das heute bei neuen und altgedienten Bands nicht mehr oft vorkommt.
Roger W. 

Punkte: 9.1 von 10
DEAD LORD - In Ignorance We Trust
Century Media/Universal
Endlich melden sich Dead Lord wieder auf Konserve zurück und holen mit "In Ignorance We Trust" bereits zum dritten Paukenschlag aus! Waren schon "Good Repentance" und "Heads Held High" nicht von schlechten Eltern, so kann "In Ignorance We Trust" das vorgegebene Niveau problemlos halten und sogar noch eine Schippe drauf legen! Das Geheimnis von Dead Lord ist, aus Altem Neues zu machen, ohne eine reine Kopie der alten Helden zu sein und nur einfach retro zu sein. So haben Dead Lord an den richtigen und wichtigen Stellschrauben gedreht, und so sind die Twingitarren noch genialer, die Refrains noch stimmiger und die Gitarrensoli schiessen den Vogel ein ums andere Mal mit Blattschuss ab! Die Produktion von Ola Ersfjord ist sehr angenehm warm, da hat er einen wirklich tollen Job hingelegt. Schon beim ersten Song "In Ignorance We Trust" geben uns Dead Lord die Marschroute für die folgenden Songs bekannt und setzen schon ein erstes Ausrufzeichen! Genau so furios geht es mit "Too Late" weiter, Twingitarren deluxe und mit Hakim Krim ein Sänger, der dem unvergesslichen Phil Lynott in nichts nachsteht. Auch an Gitarrensoli für die Ewigkeit wird nicht gespart! Eine erste Verschnaufpause wird einem bei "Reruns" und "Leave Me Be" gegönnt, und so kann auch die Luftgitarre wieder gestimmt werden, um dann wieder voll abzurocken! Einer meiner Favoriten auf diesem Album ist "The Glitch" und dann ist die erste Halbzeit auch schon Geschichte! Die zweite Halbzeit beginnt mit dem flotten "Kill Them All". "Never Die" ist dann aber am Anfang eher von ruhigerer Natur, drückt aber gegen das Ende nochmals auf die Tube! Mit "Part Of Me" haben Dead Lord sogar eine reinrassige Ballade mit Kuschelfaktor im Programm! Den Abschluss bilden die beiden geilen Rocker "They!" und "Darker Times". Für alle Liebhaber von klassischem Hard Rock ist Dead Lord mehr als eine Alternative und sie werden ihrem Ruf als einer der besten Newcomer der letzten Jahre mehr als gerecht! Dieses Album wird einen Topplatz in den Bestenlisten belegen!
Roolf  

Punkte: 9.1 von 10
ADAGIO - Life
Zeta Nemesis
Nach einer achtjährigen Pause melden sich die französischen Symphonicmetaller von Adagio mit ihrem fünften Studioalbum zurück – und wieder einmal unschlagbar gut! Nicht nur die Rückkehr zu progressiven Elementen und gewisse Djent-Einflüsse sind zu hören, es gibt auch neue, eher personelle Einflüsse. Mit drei neuen Gesichtern in ihren Reihen klingt die Musik vertraut und neu zugleich, besonders fällt die starke und wohklingende Stimme des Texaners Kelly Sundown Carpenter auf (ex-Darkology, seit 2016 auch Leadsänger von Civil War). Kurz gefasst könnte man dieses Album als ergreifend, dramatisch, aber auch beruhigend und irgendwie spirituell bezeichnen. Man verspürt beinahe die leichte Trance. Von härteren Songs über die sanfte Ballade gen Schluss werden verschiedene Genreelemente gekonnt gespielt und die knappe Stunde vergeht wie im Flug. Ein paar Alben haben die Eigenschaft, dass sie durch mehrmaliges Hören für die Ohren besser klingen und man erst später die volle Pracht hört. Diese Scheibe gehört in diese Kategorie – das mehrmalige Hören lohnt sich aber wirklich. Emotional und trotzdem heavy. Freunde verschiedener Genres wie auch Newbies dürften grosses Gefallen an dieser Scheibe finden.
Monika M. 

Punkte: 9.0 von 10
SUN OF THE SLEEPLESS – To The Elements
Lupus Lounge/Prophecy
Markus Stock, besser bekannt unter dem Pseudonym Ulf Theodor Schwadorf, hat ja mit einigen Bands zu tun, unter anderem The Vision Bleak, Empyrium, Ewigheim – und nun mit seinem Solo-Projekt Sun Of The Sleepless. Wobei, so neu ist die Truppe nicht, offenbar existiert sie schon seit 1999, man hat aber bisher nur ein paar EPs und eine Split-Scheibe herausgebracht, sich auch zwischenzeitlich aufgelöst – und jetzt steht man mit „To The Elements“ mit dem ersten vollamtlichen Album auf der Matte. 7 Tracks sind es, davon stellt der erste Track „The Burden“ quasi das Intro dar, wenn man dem so sagen darf. Chorale Gesänge und eine verzerrte, erhaben-majestätisch klingende Gitarre ebnen den Weg für eine Huldigung an die frühen Zeiten des Black Metal mit rasenden Drums, flirrenden Gitarren und keifendem Gesang. Wobei alles zeitgemäss produziert worden ist, man kann die Instrumente super voneinander unterscheiden, und auch der Gesang kommt deutlich aus den Boxen. Sphärische Zwischenparts wie bei „The Owl“ lockern das Geschehen immer wieder auf, „Where In My Childhood Lived A Witch“ kann man als Hommage an The Vision Bleak ansehen, „Forest Crown“ fungiert dann als Zwischenspiel mit akustischen Gitarren, bevor dann mit „In The Realm Of The Bark“ wieder die Temposchrauben heftig angezogen werden. „Phoenix Rise“ stellt dann quasi das Bindeglied zwischen den ‚weichen‘ und den ‚harten‘ Tracks dar, es beinhaltet alle Trademarks und ist trotz mehr als 7 Minuten Länge nie langweilig – auch hier härt man immer wieder die Anleihen an The Vision Bleak durch, oder auch Ewigheim. Man erkennt die Handschrift des Musikers – und das finde ich persönlich sehr schön, da weiss man, wer wirklich dahinter steckt und mit Herzblut zu Werke gegangen ist. Kurzum: „To The Elements“ ist primär Black Metal – aber auf eine völlig eigene Art und Weise interpretiert, mit sehr vielen divergierenden Elementen und dennoch mit einem deutlichen Einschlag altbekannter Bands in diesem Bereich. Geheimtipp!
Toby S.  

Punkte: 9.0 von 10
DERAIS - Of Angel's Seed And Devil's Harvest
Ván Records
Gänzlich unbekannt waren mir Derais, bevor ich sie das erste Mal mit ihrer Debut-CD kennenlernen durfte. Mit ihrem Funeral Doom rennen sie bei mir aber offene Scheunentore ein und hinterlassen einen bleibenden Eindruck. Mit dem ersten Song beginnt der tiefe Abstieg in die dunkle und finstere Gruft, in der man dann auch bei den folgenden Songs verweilen wird. Beim zweiten Song "Hellbless" verfehlen die Riffs in Endlosschlaufe ihre meditative Wirkung nicht. Gesang sucht man vergeblich, dafür wird direkt aus der Gruft, eindringlich und beschwörend, auf die Hörer eingeredet. Mit Atmosphäre pur geht es bei "White Night" nahtlos weiter und man fühlt sich mit diesem schauerlichen Soundtrack in einen Horrorfilm versetzt. Und immer wieder diese beschwörende Stimme, die sehr gut in den Gesamtkontext passt und den Gesang gar nicht vermissen lässt! Musikalisch lässt dieser Sound einem wahrlich das Blut in den Adern gefrieren! So muss Funeral Doom klingen und Derais setzen ihre musikalischen Ideen gekonnt auf diesem Debut-Album um! Mit "Devil's Harvest" hallt es bereits zum letzten Mal aus der finsteren Gruft und Derais liefern ein wahrlich gelungenes Debut ab! Da haben Van Records wieder einmal einen dicken Fisch an Land gezogen und hoffentlich sehe nicht nur ich das so! Empfehlenswert für alle Doom-Fans, deren Doom düster und finster sein darf!
Roolf 

Punkte: 9.0 von 10
BROKEN HOPE - Mutilated And Assimilated
Century Media/Universal
Mit ihrem siebten Meisterwerk zelebrieren die fünf Chicagoer ihren bekannten technischen, deathigen, leicht corigen Metal. 12 Songs von solch brutaler Intensität, hammermässig druckvoll und sauber produziert, gepaart mit filigraner, technischer und musikalischer Fertigkeit. Damian Leski an den Vocals growlt sowas von brutal ins Mikro, dass es dieses wie eine Zwiebel schält, um all die rohe Wut und Aggression in den Songs zu platzieren. Wie kleine Nadeln setzen sich diese in Deinem Gehörgang fest, zu selten gibt es solche geniale Growlers wie Damian. Mike Miczek an den Drums leistet absolut präzise Schwerstarbeit. Seine Doublebass sind tragend, seine Cymbalseinsätze prägnant, seine Fills auf die Snare sind treibend wie Giftpfeile, seine Tombs erzeugen das böseste Donnergrollen, was man sich vorstellen kann. Diego Soria am Bass treibt seinen Tieftöner ebenfalls tänzelnd und trollend, so dass Luzifer sein Tanzbein schwingt und seine feuerrote Mähne headbangend dem Inferno zu schwingt. Jeremy Wagner & Matt Szlachta riffen sich die Finger wund, schliessen den Feuerreigen mit markanten, technisch hochstehenden Solofähigkeiten an ihren Gitarren des Death. Das Cover-Artwork ist ebenfalls wieder gelungen, es zieht sich nahtlos durch die vorgängigen Alben vom Chicagoer Quintett durch. Als absolute Burners könnte ich hierbei alle 12 Stücke aufzählen, denn für mich ist 'Mutilated And Assimilated' eine der besten, brutalsten und technisch hochstehendsten Death Metal-Platten dieses Jahres. Anhänger von Suffocation, Cannibal Corpse, Deicide und Konsorten werden jetzt schon feuchte und flammend errötete Augen vorweisen, denn dieses Teil gehört ohne Wenn und Aber in jede gutsituierte Metal-Sammlung. Hellyeah!
Leopold 

Punkte: 9.0 von 10
DAGOBA - Black Nova
Century Media/Universal
Bereits mit dem siebten Album "Black Nova" sind Dagoba am Start. Bisher, mir aus nicht erklärbaren Gründen, immer noch als Geheimtipp gehandelt, spielen sie auch auf ihrem neuen Album wieder gross auf! Was von Anfang an auffällt, sind die elektronischen und am Computer generierten Einschübe, die schon stark in Richtung Fear Factory gehen. So startet das Album auch mit einem sehr elektronischen Intro. Dagoba zeigen sich, vom ersten Ton an, sehr innovativ und sie öffnen sich diversen neuen Stilmitteln. So spielen Cleanvocals, als gelungener Kontrast zu den Growls, eine wichtige Rolle auf diesem Album. Die Balance zwischen brutalen Knüppelparts und hochmelodischen Refrains wird perfekt gehalten. Auch lockern die elektronischen Sequenzen das Gesamtklangbild gekonnt auf und sind gewissermassen das Salz in der Suppe! Der Sänger kann nicht nur mit Growls aufwarten, sondern zeigt sich auch bei den Cleanvocals mehr als nur sattelfest. So wird auch die potenielle Käuferschicht gewaltig ausgeweitet, denn bei einem so vielseitigen Sound werden sich ganz verschiedene Leute angesprochen fühlen. Waren Dagoba früher nur für die Harten unter uns, so gelingt ihnen der Spagat zwischen Extrem und Mainstream nun ausgezeichnet! Mir gefallen diese neuen Seiten an Dagoba sehr gut und ich hoffe, dass ihnen mit "Black Nova" der endgültige Durchbruch gelingen wird. Wem Fear Factory zu eintöning sind, der sollte bei Dagoba unbedingt mal reinhören. Anspieltipps meinerseits: 1. "Stone Ocean", 2. "The Infinite Chase", 3. "Lost Gravity"
Roolf  
Punkte: 8.9 von 10
TABERAH - Sinners Lament
Killer Metal Records
Auf dem Infoblatt der Australier zu ihrem dritten Longplayer steht: Für Fans von Black Sabbath, Iron Maiden, Thin Lizzy und AC/DC und einer Prise Queen. Na dann horchen wir da doch mal rein. Der Opener "Sinner's Lament" hat nicht viel gemein mit den genannten Bands, klingt aber gut, tolle Up Tempo-Nummer. Beim folgenden "Wicked Way" kommen dann einige ältere Maiden-Einflüsse zutage, klingt aber trotzdem eigenständig. "Harlott" geht von den Gitarren her eher in die Accept-Ecke. Thin Lizzy-Einflüsse gibt's dann mit den flotten "Horizon". Das schnelle "Child Of Storm" geht eher in Richtung Gamma Ray und etwas Rage, allesamt tolle und spannende Songs. Ganz gut gefällt das eigenständige sehr melodiöse "Dance Of The Damned", sicher eines der Highlights auf diesem Rundling. Mit dem ebenfalls schnelleren "Crypt" geht es dann eher in Richtung Stratovarius, vor allem das starke Gitarrenriff und der Chorus im Refrain sind überaus gut gelungen. Auch der voluminöse Refrain bei "The Final March Of Man" erinnert sehr an Gamma Ray, ganz gross. Ha und was für eine gelungene Überraschung mit dem Eagles-Cover "Hotel California" in einer megaschnellen Version mit Doublebass und harten Gitarren. Auch das Solo ist der Hammer, klasse Version. Ich höre hier zwar kaum Maiden- oder Sabbath-Klänge bei den elf Nummern, aber trotzdem ist dies ein spannendes, sehr gelungenes Album. Es lohnt sich auf jeden Fall hier reinzuhören, tolles Metal-Werk.
Crazy Beat  
Punkte: 8.9 von 10
THE HAUNTED - Strength In Numbers
Century Media/Universal
Seit nun mehr 21 Jahren thrashen uns die Schweden aus Göteborg und präsentieren uns ihren mittlerweile 9. Longplayer namens 'Strength In Numbers', total der 12. Output (inkl. DVDs, EPs etc.). Das Thrash-Quintett mit Marco Aro (Vocals), Jensen und Ola Englund (Guitars), Jonas Björler (Bass) und Adrian Erlandsson (Drums) zelebrieren den heftigen, etwas technischen Thrash Metal, welcher auf dem 'Strength In Numbers' dank der klaren und druckvollen Produktion voll rüberkommt. Man spürt förmlich die Aggressivität und Intensität sowie Brutaliät der Songs in jeder einzelnen Hautpore. Jensen und Ola an den Klampfen kreieren ein Riffgewitter nach dem anderen, welches jedes davon nur so von Groove schreit. Auch die Soli sind im technisch-thrashigen Fahrwasser gehalten und überzeugen jeden Metaller. Marco's wütende Shouts, brutal und zeitweise an der Grenze des Growls knabbernd, machen das Brutalopaket komplett. Jonas am Tieftöner kommt trotz den markanten Gitarren voll zum Tragen, wummert sehr eigenständig und groovend in den Thrashern. Adrian's Drumming überzeugt wohl jeden Thrasher, denn sein Doublebass ist einfach genial. Und doch setzt er jeweils gekonnt auch mal 'bremsende' Akzente ins Doublebass-Spiel, so dass dieses stets von neuem jedem Mosher ein Lächeln auf die Lippen zwingt. "Preachers Of Death" ist eine Thrashgranate sondergleichen, da ist wahrlich alles, was das Thrasherherz sich wünscht, dabei und perfekt verpackt. "Strength In Numbers" folgt sogleich, um eine kleine, alte Geschiche zitieren zu dürfen. Das Coverartwork wirkt recht matrialisch und passt perfekt zum Schweden-Thrash. Fans von Slayer, Machine Head, Arch Enemy und Konsorten dürfen hier in die Vollen langen. Mein Thrasherherz ist mit 'Strength In Numbers' absolut bedient und deshalb geh' ich nun in meine Moshecke eines meiner weiteren Hobbies mit The Haunted weiterfrönen.
Leopold  
Punkte: 8.9 von 10
THE TANGENT - The Slow Rust Of Forgotten Machinery
InsideOut Music/Universal
Die Proggies um Andy Tillison und Jonas Reingold sind zurück mit einem schon gewohnt auf hohem Niveau Prog Rock-Epos. Fünf Songs mit einer Spielzeit von 74 Minuten. Schon der erste Song "Two Rope Swings" ist ein 6-Minuten-Song, eine herrliche Prog-Nummer mit viel Gefühl dargeboten, wie gewohnt bei den Superproggies. Das folgende "Doctor Livingstone" beginnt mit an Yes erinnernden Spielereien, mit klasse röhrendem Bass, wie bei Dave Meros, und unterstützt die ineinander spielenden Gitarren und Keys, herrlich anzuhören. Tillison und Co verstehen es einfach, während der ganzen 12 Minuten die Spannung zu behalten. Auch bei längeren Instrumental-Passagen. Das Kernstück des Albums allerdings ist das 22 Minuten lange "Slow Rust" mit abwechselndem Gesang von Marie Eve De Gaultier und Andy Tillison, der übrigens auch das erste Mal in der Tangent-Geschichte die Drums eingespielt hat. Dieser Track lebt von den grossen Spannungsbögen, mal wild, dann wieder sehr ruhig und mit akustischer Gitarre, grossartiger Song, der etwas Zeit braucht um seine ganze Schönheit zu entfalten. Auf jedenfall ist The Tangent hier wieder ein sehr spannendes Prog Rock-Werk gelungen, das nahtlos an ältere Werke anschliesst. Wer auf Yes, Spock's Beard und Co abfährt wird echt Freude haben an der Musik der fünf Proggies, sehr starkes Album.
Crazy Beat  
Punkte: 8.9 von 10
SNOW - At Last
Escape Music/Non Stop Music
Startet der Opener "We're Gonna Make It" noch mit einem starken AC/DC-Riff, schwenkt man dann in eine starke Thin Lizzy-Richtung ein. Toller Song mit starkem Refrain und einem schnellen Solo, er kann es noch. Denn die Gitarre schwingt kein geringerer als Carlos Cavazo. ja genau, der von Quiet Riot. Und am Bass sein Bruder Tony Cavazo. "Oh Baby" dann erinnert stark an ältere Uriah Heep, ein starker Up Tempo-Rock-Song mit genialer Basslinie à la Heep. Und so geht's weiter mit 70er Rock-Spirit bei "Steal A Kiss". Genial, wie die Jungs das 70er-Jahre-Feeling hier reproduzieren, klingt voll echt, nicht überproduziert mit knochentrockenen Drums. Sänger Doug Ellison klingt autentisch, genau so, wie das damals klang. Carlos Cavazo spielt hier sehr songdienlich und lässt nur in Soli aufblitzen, was für ein grossartiger Gitarrist er ist, klasse Arbeit. Auch die Drums und vor allem der Bass spielen hier sehr lebendig und glänzen immer wieder mit tollen Basslinien und Breaks und Drum-Files. Halt eben diese typische 70er- und auch Anfang der 80er-Sounds. "Crack The Whip", ein Powersong mit Anleihen zu UFO, auch sehr gut. Das Ganze spielt sich musikalisch irgendwo zwischen Uriah Heep, UFO, Cheap Trick und Thin Lizzy ab, mit einem Schuss älterer Domain. Ganz starkes Album der Gebrüder Cavazo, Sänger Ellison und Drummer Stephen Quadros. Es ist nicht einfach, den Geist der 70er so cool einzufangen wie Snow das tun, jeder einzelne Song rockt und macht unheimlich Spass, ihn anzuhören. Das klingt frisch, knackig und sehr lebendig, unbedingt antesten.
Crazy Beat  
Punkte: 8.9 von 10
VENOM INC. - Avé
Nuclear Blast/Warner
Der eingefleischte Fan sähe ja es eigentlich viel lieber, dass sich Venom, bestehend aus Cronos (v/b), Mantas (g/v) und Abaddon (d) wieder vertragen und gemeinsam ihrem kultigen Backkatalog und ein paar guten neuen Songs der letzten Jahre frönen würden. Doch die Wirklichkeit sieht leider anders aus und beschert der Szene nun ein weiteres Zweigestirn. Während Cronos, zusammen mit La Rage (g) und Danté (d) den alten originalen Bandnamen beansprucht, sind Mantas und Abbadon, plus Tony "Demolition Man" Dolan (v/b), als Venom Inc. mit dem gleichen Schriftzug unterwegs. Bislang waren vor allem die Live-Shows von Cronos und seinen Mannen das "A" und "O" bezüglich der Geschichte der ursprünglichen Band. Studiomässig kamen für mich nach «Cast In Stone» (1997) jedoch nichts mehr wirklich Relevantes heraus. Die Songs wurden zunehmend ruppiger, schneller, härter, aber nicht besser. Bei Venom Inc. war es zu Beginn gerade umgekehrt, will heissen, dass die Live-Show nicht auf die gleiche Resonanz stiessen und es ja ausser dem Backkatalog gar kein Studiomaterial gab. Das ändert sich nun, und zwar gewaltig, denn das, was ich mir nun zwei Dekaden erhoffe, bläst mich beim Erstling «Avé» von Venom Inc. glatt aus den Schuhen. Das neue Material ist seit «Cast In Stone» Venom in seiner reinsten Form! Auch wenn Tony stimmlich mehr nach Mr. Lordi als Cronos klingt, hauen die neuen Songs auf diesem sackstarken Debüt alles weg, was Cronos und seine Jungs in letzter Zeit zustande brachten. Vor allem grooven Venom Inc. auf «Avé» um Längen geiler als die Kollegen. Natürlich gibt es auch schnellere Songs wie «Metal We Bleed» oder «Blood Stained», die vor allem von der fetten Produktion profitieren. Die echten Brecher sind allerdings solche Schoten wieder der Opener «Avé Satanas» oder das hammergeile «Forged In Hell». Mehr Venom geht gar nicht, und darob werden Cronos noch einige Haare mehr ausfallen. Man stelle sich mal vor, sowas würde vom Ur-Lineup zelebriert! Es wäre unfassbar geil, doch Tony Dolan macht das schon gut, keine Frage. Beim Slayer-mässigen Speedster «Time To Die» stellt sich einem zu Beginn schliesslich die Frage, ob das wirklich Abaddon ist, der dieses Gebretter eingespielt hat, denn sowas Schnelles kriegte man früher (ausser im Ansatz bei «Bloodlust») nicht zu Gehör! Insgesamt glänzt «Avé» mit abwechslungsreichem Songmaterial, das, wie auch bei «Preacher Man», nie besser getönt hat. Hinten raus flacht es dann zwar etwas ab, doch unter dem Strich pissen Mantas und Abaddon ihrem einstigen Weggefährten mit «Avé» doppelt und heftig zugleich ans Bein!
Rockslave  
Punkte: 8.8 von 10
DIRKSCHNEIDER - Live - Back To The Roots Accepted (2 CD/1 DVD)
AFM Records/Musikvertrieb
Letztes Jahr wurde schon die Live-Doppel-Scheibe «Back To The Roots» veröffentlicht. Nun erscheint das, was viele Fans eigentlich schon 2016 erwarteten, nämlich die visuelle Umsetzung des Konzertes von Dirkschneider. Der ehemalige Accept-Sänger präsentiert die gleiche Setliste 2017 wie 2016, allerdings von einem Konzert aus Tschechien. Dem Promo-Download der heutigen Zeit sei Dank, höre ich zwar den Sound, aber sehe leider die Bilder nicht. Schade. Was aber bleibt, ist einmal mehr das Bewusstsein, dass die Accept-Lieder mit der Originalstimme nach wie vor am besten klingen. Auch wenn Accept mit «Blind Rage» und «Blood Of The Nations» geile Scheiben veröffentlichten, sobald man die Klassiker spielt, gibt es einfach nur eine Stimme, welche diese Tracks wiedergeben kann. Zusammen mit dem Gitarren-Duo Andrey Smirnov und Kasperi Heikkinen (der zwischenzeitlich leider U.D.O. und Dirkschneider verlassen hat) haut Udo die 24 Tracks mit einer Wucht aus den Boxen, dass man sich in den glorreichen achtziger Jahren wiederfindet. Zum Glück geizt Dirkschneider auch nicht mit «Russian Roulette»-Liedern, und so ist es eine verdammt Freude, «Monsterman» und «TV War» zu hören und, wer die DVD hat, auch zu sehen. Dieses Live-Dokument ist eine musikalische Geschichtsreise, die seinesgleichen sucht und sicher auch bebildert eine verdammt gute Rolls abgibt! Liebe Promo-Leute, überdenkt einfach mal eure Strategie betreffend solcher Veröffentlichungen!
Tinu   
Punkte:
keine Wertung
RAGE - Seasons Of The Black
Nuclear Blast/Warner
Rund eineinhalb Jahren nach dem Debutalbum der neuen Rage-Besetzung veröffentlichen Rage bereits ihr zweites Nach-Smolski-Werk. Dieses steht in seiner Klasse dem Gesamtkatalog von 23 Alben in nichts nach, brauchte aber bei mir zuerst etwas Zeit, um richtig zu zünden. Schneller greifen dagegen die sechs Avenger-Lieder (dem Vorgänger von Rage), welche für die Bonus-CD neu aufgenommen wurden - und für mich noch geiler als die elf Lieder vom regulären Album klingen. Wer 'Seasons Of The Black' aber eine Chance gibt, wird überrascht, wie die anfängliche Härte der ersten sieben Lieder zunehmenden melodischen Momenten weichen. Diese sind natürlich von Anfang an vorhanden, scheinen aber eher nachzuwirken als sich aufzudrängen. Heavy Metal mit einem Hang zu Thrash und Power Metal waren schon immer ein wichtiger Teil von Rage. Trotzdem überrascht mich die Band damit immer wieder. Zumal Rage hier weniger virtuos und dafür direkter losrocken als beim Vorgänger-Album 'The Devil Strikes Again'. Dafür läuten Peavy und seine neue Mannschaft in der zweiten Hälfte von 'Seasons Of The Black' wieder ihre orchestrale Phase ein. Auf solche Lieder wurde Anfang 2016 gänzlich verzichtet. 'The Tragedy Of Man' heisst das 20-minütige Stück. Dieses besteht eigentlich aus vier Liedern, welche in sich auch geschlossen gehört werden können. Auch dieses Stück lässt keine Wünsche offen. Wer 'Seasons Of The Black' eine Chance gibt, wird belohnt. Besonders auch, wenn er sich (wie ich) die Special Edition mit der Bonus-Avenger-CD kauft. Das neue ist bis jetzt (noch) nicht mein Lieblingsalbum von Rage. Wer aber solche Superlative überhaupt braucht, der würdigt den Gesamtkatalog dieser deutschen Metal-Legende nicht. Rage können einfach nur gut sein. Und das ist beachtlich, super oder einfach unglaublich.
Roger W.  
Punkte: 8.8 von 10
BLOODCLOT - Up In Arms
Metal Blade/Sony Music
Bloodclot sind sowas von Old School, dass ich schon fast einen Flashback in längst vergangene Zeiten habe! So und nicht anders muss Hardcore aus New York tönen, und da gibt es auch kein Wenn und Aber! Die Jungs um John Joseph, den Sänger von den legendären CroMags, bieten Hardcore, wie er früher einmal war, nämlich aggressiv, hässlich und 100% ehrlich! Mit einem sehr dissonanten Einstieg wird der erste Song "Up In Arms" stilvoll eingeläutet. Bloodclot haben mit John Joseph einen bissigen Terrier am Mik und die Jungs an ihren Instrumenten stehen ihm in Sachen Aggression nichts nach. So muss für mich Hardcore klingen, immer voll auf die Zwölf! Früher fehlte mir die typischen Metalzutaten in dieser Art von Musik, aber bei Bloodclot vermisse ich überhaupt nichts, denn gerade die irrsinnige Geschwindigkeit der kurzen Songs machen dieses fabelhafte Gebräu aus. Sogar findet sich das eine oder andere geniale Gitarrensolo in den Liedern, die meistens unter der Zwei-Minuten-Grenze angesiedelt sind. Man könnte jetzt auch schreiben: Kurz und schmerzlos, das würde diesem genialen Album in kein Art und Weise gerecht! Dann wäre: "In der Kürze liegt die Würze" schon viel treffender! Auch ist eine punkige Note in den Songs enthalten, die mir persönlich ausgesprochen gut gefällt. Wer, wie ich, ab und zu an die vermeintlich guten alten Zeiten denkt, für den ist dieses Album von Bloodclot Pflichtprogramm! Meine Anspieltipps sind folgende Songs: 1."Up In Arms", 2. "Prayer", 3. "Soldiers Of The New Babylon".
Roolf  
Punkte: 8.8 von 10
RPWL - A New Dawn (live)
Gentle Art Of Music
Pünktlich zu ihrem 20-jährigen Bestehen, bringen die Deutschen Art-Proggies um Kalle Wallner und Yogi Lang endlich ihren Konzertfilm "A New Dawn" unter die Leute. Er zeigt die letzte Show ihrer "Wanted"-Tour am 15. Oktober 2015 und zwar in Freising in Bayern. Das Ganze ist eine Mischung aus Rockkonzert und Theatershow. Dieses grandiose Spektakel wurde nur einmal aufgeführt unter Mitwirkung von 50 Schauspielern. Eins vorweg, kauft euch nicht die CD sondern die DVD, oder Blu-ray. Das muss man nicht nur gehört haben. sondern unbedingt auch gesehen. Natürlich hört man, dass die Herren Pink Floyd lieben, aber so schön und genial wie Yogi Lang und seine Truppe das in die eigenen Songs einbauen ist schon genial. Hört euch nur mal den Gänsehaut-Song "A Clear Cut Line" an, wie die drei Backgroundsängerinnen hier singen ist grosses Kino. Natürlich Floyd-nah, aber wunderschön. Und Kalle Wallners fliegenden Gitarrensoli, die immer mal wieder auftauchen, sind nicht von dieser Welt und erinnern etwas an Uwe D`Rose (Landmarq) und John Mitchel (Arena). Klasse gespielt auch der kleine RPWL-Hit "Wanted", einfach ein grossartiger Song. Mir gefallen auch die Leistungen der Schauspieler, des Sprechers, der immer wieder auftaucht oder die eingespielten News an den vielen Bildschirmen, das Ganze hat Klasse und ist perfekt umgesetzt. Das Publikum war jedenfalls mehr als begeistert. Oder das mit Sitar und Percussion dargebotene "Like To Like", einfach klasse. Dann das grandiose 18 Minuten lange "The Fisherman", ein wahrlich grosser Prog Rock-Song. Auch das grosse "Disbelief", eine Mischung aus Rock am Anfang, das in der Mitte in eine wunderschöne Floyd-Nummer wechselt, einfach herrlich, sich bei solchen Nummern von der Musik wegtragen zu lassen. Dasselbe gilt für "A New Dawn", wunderschön mit Gefühl gesungen von Yogi Lang und mit überirdischem Solo von Kalle Wallner, darüber der gigantischen Mädels-Chor, zum Abheben schön. Mit "Revelation Reprise" wird dann das Offizielle Konzert beendet. Bevor man mit "Unchain The Earth" und "Hole In The Sky" nochmals zurück auf die Bühne kommt. RPWL legen hier wahrlich ein Meister-Live-Werk vor, das sich jeder Proggie unbedingt zulegen sollte, ganz klare Kaufempfehlung meinerseits. Vorsicht Suchtgefahr!
Crazy Beat   
Punkte:
keine Wertung
CRIMFALL - Amain
Metal Blade/Sony Music
Aus dem umfangreichen Metal-Gemischtwarenladen von verschiedenen Stilen, habe ich ein ganz spezielles Exemplar auf den Tisch bekommen. Nämlich die Finnen von Crimfall, die ihren eigenwilligen Stil simpel mit Cinemascopic Metal benennen, was das auch immer bedeuten soll! Was kann man sich unter so einer Bezeichnung vorstellen? Nicht viel, aber jetzt probiere ich mal, diese Musik in Worte zu fassen. Das Album beginnt wie ein Filmsoundtrack mit einer gesprochenen Sequenz, um dann mit gewaltigem Chorgesang aufzuwarten und man wähnt sich schon fast in der Oper "Nabucco" mit den Gefangenenchören! Weiter geht es mit dem bekannten Spiel von Laut und Leise wie auch von heftigen Growls und lieblichem Frauengesang. Also für Abwechslung wird ausreichend gesorgt. Für mich ist die Musik von Crimfall ein Art Power Metal mit Soundtrack-Einschüben. Im wahrsten Sinne des Wortes also ganz grosses Kino! So erzählt dann auch jeder Song seine eigene Geschichte und das auf eine sehr unterhaltsame Weise. Erstaunlich, wie gekonnt Crimfall verschiedene Puzzle-Teile zu etwas Neuem zusammensetzen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass so ganz viele verschiedene Headbanger angesprochen werden. Für Leute, die eine harte Schale, aber einen weichen Kern haben, ist dieser Soundtrack genau das richtige Beruhigungsmittel. Und wenn es dann schon fast kitschig, wie im Song "Song Of The Mourn", wird, dann kann man seiner romantischen Ader so richtig freien Lauf lassen. Mit dem Song "Sunder The Seventh Seal" in den Ohren, werde ich jetzt mein Pferd satteln und der Schlacht entgegen galoppieren! Folgende Songs sind meine Faves: 1. "Last Of The Stands", 2. "Mothers Of Unbelievers", 3. "Sunder The Seventh Seal".
Roolf  
Punkte: 8.8 von 10
JACK STARR'S BURNING STARR - Stand Your Ground
High Roller Records/Musikvertrieb
Was für eine Stimme hat sich der ehemalige Virgin Steele-Gitarrist ins Boot geholt! Hört mal gut zu. Dämmert's? Genau! Riot V-Shouter Todd Michael Hall hat seine Stimme den zwölf neuen Tracks geliehen. Ob es nur an der Stimme von Todd liegt, dass die Tracks eine Spur melodischer aus den Boxen kommen, ist eine Vermutung. Aber, Mister Hall ist eine enorme Bereicherung, und so machen die neuen Songs sofort Laune auf mehr. Jack Starr blieb immer ein Geheimtipp, war es mit seinen Burning Starr oder auf Solowegen. Aber mit «Stand Your Ground» hat er ein wahres Juwel veröffentlicht. Alleine seine Solokünste in «Hero» sind wahre Heldentaten. Abwechslung wird grossgeschrieben, sei es durch das schnelle «The Enemy», das schleppende «Worlds Apart», der flotte, über zehn Minuten lange Titeltrack, das an alte Riot-Tage erinnernde «Escape From The Night», mit einem alten Manowar-Gedächtnis-Chor, oder die Hymne «We Are One», die Lieder bieten tolles Metal-Kraftfutter. Ganz ehrlich, ich habe nicht mehr mit einem solchen Hammer-Werk aus dem Hause Starr gerechnet. Aber der filigrane und vielseitige Gitarrist zeigt allen nochmals, wie guter Metal geschmiedet wird und überzeugt auf der ganzen Linie. Hervorheben muss man aber auch die sensationelle Schlagzeugarbeit von Kenny «Rhino» Earl (ehemals Manowar) und Bassist Ned Meloni, die beide einen hervorragenden Job abliefern. Tolles Werk, muss man gehört haben!
Tinu 
Punkte: 8.8 von 10
WRAITH - Revelation
Ice Rain Records
Scheisse wie geil! Die Jungs gibt's noch immer! «Riot» hat mich 1993 völlig begeistert, aber leider habe ich dann die Engländer völlig vom Radar verloren. Nun liegt mir der neueste Streich «Revolution» vor, und als ob die Zeit stehen geblieben wäre, rocken Wraith noch immer aus allen Rohren. Für Tigertailz-Fans waren die Jungs zu metallisch und für Victory-Freunde zu sleazig. Aber genau diese Sparte beherrschen Wraith noch heute und hauen mit «Revelation» ein hart rockendes Album aus den Rohren. Hört euch bloss «Into The Fire» an und ihr kennt die Marschroute des Vierers. Vom damaligen Line Up hat gerade Gitarrist Gregg Russell überlebt, dafür konnte Wraith renommierte Hilfe beanspruchen. Pete Way (UFO), Kim Nielsen (Phantom Blue), Steevie Jaimz (Tigertailz) und Tony Mills (Shy, TNT) sind auf den Album zu hören, das mit «Under The Hammer», «No Respect» und «Hunted» aus allen Rohren feuert. Fans von Vain, Mötley Crüe und Hardcore Superstar sollten hier unbedingt reinhören, denn die Jungs machen Spass und Laune und verbreiten mit einer Arsch tretenden Attitüde genau das, was man in den achtziger Jahren bei jeder Band zu hören bekam, die sich den Weg in schmierigen Clubs hochbahnte. Dominierend sind die Gitarren, hervorbrechend die Stimme und mächtig die Rhythmusmaschinerie. Die Truppe verdient ihre faire Chance und zeigt allen neuen Sleaze- und Kick Ass-Combos, wie man den Rock über den Lederriemen zieht.
Tinu  
Punkte: 8.8 von 10
EXECRATION - Return To The Void
Metal Blade/Sony Music
Dieses norwegische Quartett benamst seinen Stil zwar als "experimentellen Death Metal", bleibt der Grundausrichtung aber weitestgehend treu. Die erwähnten Experimente beziehen sich für mich höchstens auf wenige andersartige Gesangseinlagen. Soll aber absolut nichts Negatives bedeuten, denn die dritte LP des seit 2005 existierenden Krachkommandos überzeugt trotz Schnörkeln und kleinen Umwegen mit straffen, durchdachten Kompositionen und einer druckvollen, basslastigen Produktion. Dass die Jungs zudem vor zwei Jahren einen Spellemann Award (Norwegischer Grammy) in der Rubrik "Metal" für das Vorgängeralbum "Morbid Dimensions" abstauben konnten, sollte ebenfalls als Gütesiegel verstanden werden. Und EXECRATION sind eine dieser Bands, die Qualität abliefern. Würde man die jeweils jüngsten Alben von Dissection, Satyricon und Punish vermischen, dürfte man "Return To The Void" ziemlich nahe kommen. Hier kriegst du abwechslungsreiche (vielleicht etwas zu entspannte) 41 Minuten Todesmetall ohne jegliches Nervpotential und latenter Magie. Und nur schon die prägnanten Basslines sind eine Anschaffung wert. Wer auf die neue Hypnos-Scheibe "The Whitecrow" steht, sollte mal reinhören!
Hardy     
Punkte: 8.7 von 10
NUCLEAR WARFARE - Empowered By Hate
MDD Records
Es ist immer wieder eine Freude, wenn man ein geiles Thrash Metal-Album in die Hände bekommt. Und bei Nuclear Warfare ganz besonders, denn man kann sich ziemlich sicher sein, wenn die Süddeutschen alle drei bis vier Jahre mit einer neuen Platte an den Start gehen, bekommt man auch eine richtige Abrissbirne serviert. Um direkt mit der Tür ins Haus zu fallen, auch auf 'Empowered By Hate' zeigen die drei Vollblut Metaller, wie es geht und liefern in meinen Augen nicht nur ihr bisheriges Meisterstück ab, sondern auch eines der kräftigsten und stärksten Thrash Metal-Alben der letzten Jahre. Klar, muss man mit solchen Aussagen immer etwas vorsichtig sein, aber wenn man solche Kracher wie 'Let The Hate Reign', 'Half Thruths' oder 'Thrash To The Bone' hört, kommt man um diese Tatsache nicht herum. Auch auf ihrem fünften Studioalbum bleiben Nuclear Warfare ihrem Stil treu und leben ihre Liebe zum Thrash Metal Made in Germany voll aus. Ganz klar raus zu hören sind hierbei die frühen Platten von Kreator, aber auch die 90er-Sachen von Sodom. Wenn man dann noch dazu eine ordentliche Portion Groove im Stile der Bay Area Bands packt, kommt so ein Knaller wie 'Fear' dabei raus, der für mich das absolute Highlight der Platte darstellt und zukünftig zu einem echten Fan Favorit werden könnte. Nicht nur bei diesem Song merkt man ganz einfach, dass die Jungs den Dreh voll raushaben und mittlerweile ganz genau wissen, wo sie was hin packen müssen, um nicht zu monoton zu klingen. Und genau das macht 'Empowered By Hate' auch so gut. Ich würde mir mehr Bands und Scheiben von diesem Kaliber wünschen.
Sascha Sch.    
Punkte: 8.7 von 10
RIVER BLACK - River Black
Season Of Mist/Irascible
Der Erstling der amerikanischen Vierer-Combo aus New Jersey, genannt 'River Black'. 12 Songs, welche Thrash Metal und Hardcore perfekt vereinen und zeitgleich sowas von druckvoll durchpowern. Perfekter Skatersound, brutal, zäh, wütend, aggressiv, einfach passend und goil. Mike Olender's Stimmbänder passen wie die Faust auf's Auge zum thrashigen Hardcore, mal wütend stampfend und zeternd, danach aggressiv und brutal, meist fliessen seine Worte zähfliessend und schmelzend mit dem Sound zusammen, was dem Gesamteindruck einfach eine Brutalität à la Biohazard, Stuck Mojo und Konsorten auf den Plan ruft. John Adubato's Saitenkünste sind magisch, denn unglaublich goile Riffs zaubert er hervor, gepaart mit kurzen, prägnanten Soli und weiteren wütenden Riffattacken. Brett Bamberger's Bassspiel wummert sowas von böse und tief, das passende Pendant zur John's Riffaggressionen. Dave Witte's Drumming treibt den thrashigen Hardcore dorthin, wo er sein sollte: in den Skaterpark. Ebenfalls zäh und wütend prügelt er sich durch die 12 Songs, mal Doublebass-lastig, danach brutal treibend und stets gepaart mit wilden Cymbalattacken. Goiles Coverartwork, überraschend gestaltet, gelungen und berechtigt platziert. Anspieltipps wären "Honor", "Boat", "Move", "Low", "Haunt" oder "#Victim", um nur einige zu nennen, denn alle Songs wären Anspieltipps. Sehr gelungenes Debut einer verdammt bösen und goilen Thrash/Hardcore-Band.
Leopold    
Punkte: 8.7 von 10
HINDER - The Reign
The End Records
Die Band Hinder war mir bisher nur vom Name ein Begriff, mit deren Musik ich mich jedoch noch nie richtig beschäftigt hatte. Umso besser, dass ich nun endlich einen Anlass habe, denn die Amerikaner haben ein neues Album am Start, das ich euch hier vorstellen darf. 'The Reign' ist das mittlerweile sechste Studioalbum der 2001 gegründeten Band aus Oklahoma City. Bereits ihre erste Scheibe 'Extreme Behavior' (2005) war in den USA ein Riesenerfolg und erhielt dreifach Platin, der Nachfolger 'Take It To The Limit' (2008) erntete immerhin Gold-Status. In den Folgejahren gab es mehrere Wechsel am Mikrofon, da Originalsänger Austin Winkler im Entzug war. Mit vier Millionen verkauften Alben und Tourneen mit Mötley Crüe, Aerosmith, Nickelback oder Papa Roach sind Hinder bereits eine Grösse in der amerikanischen Rockszene. 'The Reign' bringt sie dem Rockolymp sicherlich noch ein bisschen näher. Ihr gekonnter Mix aus modernem Rock mit vielen anderen Genre-Einflüssen überzeugt mich auf jeden Fall. So startet der Titeltrack mit Heavy Rock und einem knackigen Riff mit ordentlich Power. Auch das moderne 'Play To Win' kracht gut aus den Boxen, während es mit dem leicht melancholischen 'Long Gone' mal etwas ruhiger wird. Klassische Balladen sind hier aber fehl am Platz. 'Burn It Down' fängt mit Piano vermeintlich ruhiger an, doch entwickelt sich mit einem Metal-lastigen Riff zum nächsten Kracher. Dem gegenüber steht 'Making It Hard', welches ich schon fast der Popmusik zuschreiben würde, aber durch seine überaus eingängige Melodie doch wieder cool ist. Auch 'Drink You Away' zeigt die Bandbreite von Hinder, denn dies ist ein überaus radiotauglicher, softer US-Countryrocksong. Mit 'Loser's Salute' wird's zum Schluss aber wieder Alternative-lastiger und erinnert mich stark an Sixx:A.M. 'The Reign' ist ein wirklich vielseitiges Album geworden, wo aber alles doch wieder zusammen passt und rund wirkt. Tolle Melodien - mal mit mehr Power, mal mit weniger - und der stets grossartige Gesang von Marshal Dutton machen 'The Reign' nicht nur für Fans von Alter Bridge, Sixx:A.M. und dergleichen zum echten Hörvergnügen.
Juliane E. 
Punkte: 8.6 von 10
GRANDE ROYALE - Breaking News
The Sign Records
Als faule Schreiberin würde ich jetzt meine im Dezember 2016 verfasste Review von Robert Pehrsson's Humbucker hier rein kopieren, denn genau dem entspricht die Musik der ebenfalls schwedischen Band Grande Royale, welche mit 'Breaking News' ihr drittes Album heraus bringt. Während die Vorgänger 'Cygne Noir' (2014) und 'No Fuss - A Piece By Resolute Men' (2015) noch komplett in Eigenregie aufgenommen und veröffentlicht wurde, steht nun das Label The Sign Records dahinter. Zudem gibt's beim Drittwerk prominente Unterstützung auf der Produktionsschiene, nämlich von Nicke Andersson von The Hellacopters und Imperial State Electric. Und genauso klingt 'Breaking News' auch! Ob sein Einwirken nun Grund für den Sound ist oder ob er mitgewirkt hat, gerade weil die Scheibe so klingt, sei dahin gestellt. Auf jeden Fall zelebrieren Grande Royale feinsten schwedischen Rock'n'Roll, tief verwurzelt im Rock der frühen 70er, gepaart mit Vintage Pop- und seichten Punkrock-Anstrichen. 'Brake Light' hat einen coolen Rock'n'Roll-Groove, ebenso der Titeltrack. 'Got To Move' erinnert eindeutig an den The Knacks-Klassiker 'My Sharona'. Der Ohrwurm schlechthin ist jedoch 'Live With Your Lie'. Zugegeben es ähneln sich manche Songs ziemlich - das schreibe ich einfach dem Musikstil zu - doch sie gehen ins Ohr. Mit nur 34 Minuten Spielzeit bei zehn Songs ist 'Breaking News' zwar ein kurzes Vergnügen, aber Spass macht der Retro Rock der jungen Schweden um Sänger Hampus Steenberg trotzdem.
Juliane E.     
Punkte: 8.6 von 10
TOWER OF BABEL – Lake Of Fire
Lion Music
Ja, der gute Joe Stump – scheinbar war er nicht mehr komplett ausgelastet mit seinen Projekten, also hat er kurzerhand eine neue Band auf die Beine gestellt, mit Csaba Zvekan einen absolut hammermässigen Rock-Sänger gefunden und nun mit „Lake Of Fire“ das erste Album hervorgezaubert. Vorab: Der Sound ist definitiv, wie im Interview im Beipackzettel erwähnt, sehr stark melodisch, dennoch hart und pendelt irgendwo zwischen Rainbow, Yngwie Malmsteen, Axel Rudi Pell, HammerFall, Helloween und Stratovarius hin und her (der Track „Thoth“ erinnert sogar sache an Candlemass). Die Gitarrenkünste des Herrn Stump sind unbestreitbar verdammt geil, ABER: Er übertreibt es für mich persönlich zuweilen. Ich mag halt dieses ewige Gitarrengewichse nicht, auch wenn’s technisch gesehen wirklich absolut spitze ist. Wer aber auf so etwas steht und eine wirklich arschtighte Rock/Metal-Scheibe (mit zuweilen arg klischeebehafteten Texten) sucht, auf welcher der Sänger auch so klingt, wie man das in meinen Augen erwarten kann (ordentlich Druck in der Röhre, aber auch in der Lage, clean Emotionen zu vermitteln), der sollte sich Tower Of Babel mit „Lake Of Fire“ unbedingt reinziehen!
Toby S.    
Punkte: 8.5 von 10
STYX - The Mission
UMe/Universal
Auch wenn man das bei uns aktuell womöglich nicht mehr so in Erinnerung hat, aber die Amerikaner, deren grosse Erfolge bereits in den 70ern bis anfangs der 80er erreicht wurden, gehören mitunter zu den Blockbustern in der Musikszene. In der Neuzeit waren sie jedoch nicht so aktiv wie vergleichsweise Toto oder Foreigner, zumindest in Europa. Dass nun im Jahre 2017 ein total neues Album mit frischen Songs erscheint, hätten zunächst wohl nicht viele Fans für jemals möglich gehalten. Seit dem letzten Studio-Album «Big Bang Theory» sind inzwischen zwölf lange Jahre ins Land gezogen. Deren Hits von früher, von denen «Babe» und natürlich «Boat On The River» #1-Hits wurden und auch «Mr. Roboto» die Hitparade belegte, lassen für den Nichtkenner fast vergessen, dass Styx eigentlich der Inbegriff für "Adult Oriented Rock", kurz und besser bekannt unter dem Begriff "AOR", sind. Vor allem das Material zwischen 1976 und 1980 hatte es in sich, und wenn man sich beispielsweise Songs wie «Lady» (ab «Styx II», 1975, Gold), «Superstars» oder «Man In Wilderness» (ab «The Grand Illusion», 1977, 3-fach Platin) anhört, wähnt man sich mitten in der Zeit, als auch Uriah Heep, Deep Purple, Toto, Yes, Genesis oder The Sweet ihre Karrieren anschoben. Da mein Herr Papa aber keine Styx-Platten hatte und ich diese Band damals wie auch später nicht wahr nahm, leider muss man sagen, schreiben wir jetzt also das Jahr 2017, und ich darf das neuste Werk der Amis rezensieren. Ein eigentlich fast unwirklicher Zustand. Harter Kern der Band sind heute James Young (g/v) und Tommy Shaw (v/g und Ex-Damn Yankees), während Lawrence Gowan (keyb/v) und Todd Sucherman (d) seit den 90ern dabei sind. Bassist Ricky Phillips ist hingegen "erst" seit 2003 dabei. Schon die «Ouverture» als Einleitung sowie der flotte Opener «Gone Gone Gone» sind Styx in Reinkultur und klingen noch genauso wie zu den besten Zeiten! Und genau so geht es weiter, heisst oftmaliger Einsatz der Orgel und mehrstimmige Vocals, die nicht selten an (The) Sweet erinnern. Dazwischen folgte Balladeskeres wie die Triplette mit «Locomotive», «Radio Silence» und «Time May Bend». Doch lange dauert es nicht, bis «Red Storm» erneut rockt. Auch der Schlusssong «Missing To Mars» lässt keinen Zweifel darüber aufkommen, dass Styx wieder voll da sind.
Rockslave     
Punkte: 8.5 von 10
EVA CAN'T - Gravatum
My Kingdom Music
Die Italiener melden sich mit sehr technischem und atmosphärischen Sound mit progressiven Elementen zurück. Mit dem soundtrackmässigen Intro wird die Spannung gekonnt aufgebaut und entlädt sich in harter Musik der Trance. Das vierte Studioalbum der Truppe aus Bologna regt an und entspannt zugleich. Die Stunde ist schnell vorbei, doch das Gefühl bleibt hängen und es steigt Lust auf eine Wiederholung auf. Trotz des vertrauten Sounds anderer Genrevorreiters erkennt man eine neue Frische und der Gesang auf Italienisch gibt dem Ganzen noch eine besondere Note. Dieses Album kommt definitiv auf die Favoritenliste des Jahres.
Monika M.     
Punkte: 8.5 von 10
KAISER FRANZ JOSEF – Make Rock Great Again
Columbia/Sony Music
Fuck nochmal, diese Jüngelchen haben ja vermutlich grad mal ihr erstes Sackhaar entdeckt! So oder so ähnlich schoss es mir durch den Kopf, als ich das Bandfoto dieser Truppe begutachtete. Vor allem beim Sänger war ich mir zuerst echt nicht sicher, ob das jetzt ein Männlein oder ein Weiblein sei. Scheint männlich zu sein, zumindest gemäss Text. Egal. Diese Ösis fabrizieren so ziemlich das, was im Promotext erwähnt wird: Rockmusik der älteren Bauweise, vornehmlich so aus den 70ern und 80ern, eventuell sogar noch früher zurück, man ist da flexibel. Da kann man Einflüsse von Truppen wie Black Sabbath, Eagles, Electric Light Orchestra, Alice In Chains, The White Stripes, Bad Company oder auch Creedence Clearwater Revival raushören – ist für alle etwas dabei. Der Sänger singt für mich persönlich viel zu hoch, hält aber die Töne, singt sauber und dennoch kraftvoll – muss man erst mal können. Die Jungs wissen, was sie wollen, und ziehen ihr Ding gnadenlos durch: Rockmusik spielen, die altbacken klingt, dennoch gut produziert ist aber eben nicht überpoliert daherkommt, sondern einen den Staub des Proberaums noch wahrnehmen lässt. Soweit, so kuhl. Kommen wir zu einem, wenn nicht DEM Negativpunkt von „Make Rock Great Again“ (wusste gar nicht, dass man das müsste – Rock wird immer great bleiben!): Die Arrangierung der Songs, die Struktur, ist generell in sich sehr ähnlich. Das bedeutet, man kann in den einzelnen Stücken quasi wegzappen, ein bisschen später sich wieder einklinken, und man hat nicht das Gefühl, etwas verpasst zu haben. Einzeln abgespielt erkennt man jeden Track sogleich, aber nacheinander gespielt entwickelt dieser Silberling eine gewisse Eintönigkeit (zumal die Tonlagen nie grossartig voneinander abweichen). Um es kurz zu machen: Die Band mit dem doch etwas eigenwilligen Namen spielen Rock wie anno dunnemal, quasi per Zeitmaschine in die Gegenwart gebracht, und machen das auch verdammt gut. Wer sich an der doch recht ähnlichen Songstruktur und dem recht hoch singenden Sänger nicht stört sowie eben alte Rockbands gut findet, der sollte Kaiser Franz Josef unbedingt mal antesten. Allen anderen Rock-Interessierten kann ein Antesten aber auch nicht schaden, geil tönt die Sache allemal!
Toby S. 
Punkte: 8.5 von 10
KHON - Where The Demons Play (EP)
Khonspiracy Music
Das Zürcher Quartett wagt sich an einen Mix aus Desert Rock, Stoner Rock und Grunge und fällt damit nicht auf die Nase, ganz im Gegenteil. Die Kombination aus traditionellem Heavy Rock mit alternativen Elementen und viel Melodie erweist sich als griffig und angenehm, weil die Band schon gar nicht versucht, den grossen Vorbildern (u.a. Soundgarden, Alice In Chains, Kyuss, Nirvana, Danzig, Black Sabbath, Coroner, 69 Chambers) auf Teufel komm raus nachzueifern. Stattdessen wird hier ein eigenes Süppchen gekocht, zu dem die eben genannten Zutaten bestenfalls als Würze beigefügt werden. 'Psycho' eröffnet auf hypnotische Weise diese 4 Track-EP, schleppend, bedrohlich und eindringlich. 'Overself' erinnert danach ganz leicht an die Grunge-Ausflüge von Dream Theater, welche Drum-Octopus Mike Portnoy so lieb und teuer waren, ein sehr dynamisches, abwechslungsreiches Stück, das mit seinem wunderbar melodischen Refrain absolut überzeugt. Mit dem Longtracker 'Lightning' lebt die Band danach ihre Liebe zum Doom Rock aus. Das Zusammenspiel aus traditionellen, düsteren Klängen und modernen Elementen erinnert durchaus an die musikalische Kollaboration zwischen Tony Iommi und Glenn Hughes, aufgrund der musikalischen Ausrichtung fällt der Track allerdings energietechnisch gegenüber den anderen etwas ab. Das kompensiert die Band aber gleich wieder mit der abschliessenden Grosstat 'Where The Demons Play', ein wunderschönes, kraftvolles Stück moderner Heavy Rock voller Melodie, Herz und einer mörderischen Hookline im Refrain. Wenn die Band dieses Level beibehalten kann, dann können wir uns wirklich auf weitere Veröffentlichungen aus dem Hause Khon freuen. Gut gemacht!
Mirko B.    
Punkte: 8.5 von 10
THY ART IS MURDER - Dear Desolation
Nuclear Blast/Warner
'Dear Desolation', mit einem der kultigsten Coverartworks, ist die 4. Scheibe der fünf Australier aus Sydney. Und mit einem Blastsong namens "Slaves Beyond Death" legen sie die Latte mal einfach hoch und folgen diesem Massstab quer durch die 10 Songs beinhalteten 'Dear Desolation'. Chris 'CJ' Mahon (Vocals), Andy Marsh (Rhythm- & Leadguitars), Sean Delander (Leadguitars), Lee Stanton (Drums) und Kevin Butler (Bass) blasten nun einen Kracher nach dem anderen los, teils sehr thrashig, dann wieder rein grindcorig, mal auch einfach nur deathig. Die Growls von Chris sind anders als bösartig, recht teuflisch growlend. Andy & Sean riffen sich die Finger aus der Hand, um aber dann auch wieder akzentuierend mal rein cleane Gitarrentöne zu betonen. Die Soli sind kurz, melodiös gehalten, mal appegiert, dann wieder mal wild plektiert. Kevin am Bass steht Andy und Sean in nichts nach und hält die wilden Ausflüge gekonnt mit seinem Tieftöner zusammen, so dass der Groove stets hochgehalten wird. Lee leistet hochleistungssportlerische Fähigkeiten an den Drums, seine Core- und Death-Parts preschen die 10 Tracks so punktgenau dorthin, nämlich in den Deathcore-Hellish-Heaven. Deathcore vom Feinsten, hellyeah!
Leopold    
Punkte: 8.4 von 10
CONCLUSION OF AN AGE - Captains And Kings
Dr. Music Records
Das Debutalbum des Quintetts aus dem bayrischen Rothenburg treibt sich im Genre des Modern Metal, aber Conclusion Of An Age haben mehr als nur den 'Modern Metal' zu bieten. Sehr viel traditionelle Metal-Parts wurden in zeitgemässe und technisch anspruchsvolle Songs integriert. Kevin Di Prima's gesanglichen Künste stellt manch einer der metallischen Shoutergilde in den Schatten, denn seine Vokalakrobatik beinhaltet alle gesanglichen Ausflüge, sei es emotional wütend oder emotional feinfühlig, Kevin beherrscht es ohne Kraft- und Stimmverlust. Michael und Julian Kaiser's filigranes Gitarrenspiel begeistert ebenfalls. Sauberes Riffing, technisch hochstehende Virtuosität und hervorragende Solierkünste. Michael Mangold's Tieftönerkünste lassen sich ebenfalls in überdurchschnittlichen Sphären finden, stellt sich sowohl sehr im Dienste der Band wie auch der 9 Songs, hat aber auch sehr viel zusätzlichen Platz, um seinen filigranen Fingern in die musikalischen Freiheiten zu entlassen. Ebenfalls ein treuer Diener zu den Songs sind Philip Deuer's schlagwerklichen Fähigkeiten und ebenfalls setzt er gekonnt die benötigten Feinheiten platzierend in den Sound von den Bayern. Fans von Bullet For My Valentine oder Trivium werden ihre helle Freude an diesem Newcomer haben. Interessant wie eigenständig der 'Modern Metal' von Conclusion Of An Age bereits ist. Die Produktion ist nicht so druckvoll, dafür sehr präsent und sauber gelungen, denn man hört jede noch so kleine Feinheit heraus. "Captains And Kings", "At The Edge" und "Surrounded By Enemies", um eine kleine Auswahl an Anspielsongs zu erwähnen, und ihr werdet schnell merken, wie vielseitig man heutzutage Modern Metal spielen kann. Zieht Euch mal bei den Anspieltipps das sehr gelungene Coverartwork dazu, gibt interessante Symbiosen. Sehr gelungen!
Leopold    
Punkte: 8.3 von 10
VULTURE - The Guillotine
High Roller Records/Musikvertrieb
Im letzten Jahr kam das Quartett aus Nord Rhein Westfalen mit ihrer ersten Veröffentlichung, der EP 'Victim To The Blade', an den Start und machten gleich mal ordentlich auf sich aufmerksam. Gerade im Underground Metal gibt es ja immer wieder eine grosse Diskrepanz zwischen richtig originellen und eher stümperhaften Sachen, die den geneigten Fan entweder umhauen oder sehr enttäuschen. Und man kann direkt sagen, dass Vulture mit 'The Guillotine' ein klasse Album zustande gebracht haben, welches die Band bei jedem Underground-Fan auf den Plan bringen sollte. Sofort vom ersten Song 'Vendetta' weg versprüht die Truppe eine unglaubliche 80er-Atmosphäre und es fällt, auch anhand der mit Sicherheit gewollt rauen Produktion, schwer zu glauben, dass diese Scheibe aus dem Jahre 2017 kommt. Hier treffen die alten Scheiben von Venom auf die frühen Overkill, und man wird stetig an die ersten beiden Alben der deutschen Speed-Metaller von Warrant erinnert. Kann man 'The Guillotine' dem Thrash, Speed oder Heavy Metal zuordnen? Ich würde sagen ja, und zwar allen drei Genres. Und genau aus diesem Grund würde ich die Musik von Vulture schlicht und einfach als Metal bezeichnen, der nicht nur für Fans der glorreichen 80er und der oben genannten Bands gemacht wurde, sondern hier dürfen auch gerne Anhänger von Gruppen aus der jüngeren Vergangenheit, wie Enforcer, Striker, Stallion etc zugreifen. Vulture werden mit absoluter Sicherheit und völlig zurecht ihre Fans finden, denn 'The Guillotine' ist, wie schon erwähnt, ein klasse Album geworden. Hoffentlich geht das weiter so.
Sascha Sch.    
Punkte: 8.3 von 10
ATTIC - Sanctimonious
Nuclear Blast/Warner
Da ich deren 2012er Debut 'The Invocation' verpasst habe, war mir die deutsche Band Attic bisher kein Begriff, und das, obwohl ich seit vielen Jahren Abonnent des grossen Metal- und Rock-Magazins aus Dortmund bin, das ebendiese Platte damals zum 'Album des Monats' gekürt hat. Es ist natürlich auch möglich, dass ich damals das dazugehörige Review übersprungen habe, weil darin höchstwahrscheinlich direkte Vergleiche zu Mercyful Fate und King Diamond gezogen wurden, was mich auch heute noch dazu bewegt, direkt zur nächsten Besprechung zu springen. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich war in meiner Jugend (und die ist ein ganzes Weilchen her) ein fanatischer Mercyful Fate-Jünger, bis... ja, bis mir eines Tages der ständige Heulbojen-Gesang von Kim Bendix Petersen dermassen auf den Sack ging, dass ich jegliches Interesse an der Band verlor. Und genau deshalb werde ich auch kein Attic-Fan werden, weil ich trotz der erstklassigen handwerklichen Leistung der Band diesen penetranten Sirenengesang einfach nicht mehr ertrage. Aber obwohl eben dieser Gesang von Meister Cagliostro (benannt nach Alessandro Graf von Cagliostro, einem italienischen Okkultisten und Freimaurer des 18. Jahrhunderts) überhaupt nicht mein Ding ist, trete ich einen Schritt zurück, halte mich mit meinem subjektiven Eindruck zurück und betrachte die Darbietung der Truppe aus der Sicht eines neutralen Beobachters. Und dann sieht die Sache schon ganz anders aus, denn das Quintett aus Gelsenkirchen/Lünen hat ein überaus abwechslungsreiches und spannendes Konzeptwerk erschaffen, das sich vor den Alben der Luftschutzsirene aus Kopenhagen nicht zu verstecken braucht. Zum einen, weil des Meisters Stimme einen kleinen Zacken variantenreicher ist als das dänische Original, was wohl nicht zuletzt auch am Altersunterschied liegen wird; zum anderen, weil sich Attic einen musikalischen Mix aus Mercyful Fate, Cradle Of Filth und Powerwolf angeeignet haben, der in sich schlüssig klingt und somit sehr gut ins Ohr geht. Und obwohl das Album ohne Intro immer noch zwölf Songs mit über einer Stunde Spielzeit umfasst, weist es weder unnötige Längen noch seichte Stellen auf, welche für Gähnanfälle und lange Gesichter sorgen würden, denn dafür passiert in den einzelnen Tracks einfach zu viel. Angesichts der opulenten Fülle und im Kontext des Konzeptalbums wäre es jetzt eher ungeschickt, einzelne Nummern hervorzuheben, deshalb sollte man 'Sanctimonious' wirklich als ganzes, in sich geschlossenes Werk betrachten und auch anhören. Und als solches ist diese Scheibe eine wirklich reife Leistung.
Mirko B.     
Punkte:
8.2 von 10
SACRED REICH - Ignorance (30th Anniversary Reissue)
Metal Blade/Sony Music
«Ignorance» war das Debut-Album der Arizona-Thrasher Sacred Reich. Die Jungs um den singenden Bassisten Phil Rind gehörten 1987 zur zweiten Garde der US-Thrash-Bands und bildeten damals zusammen mit Forbidden die Speerspitze. Ihre politischen Statements hebten den Vierer immer aus der Masse an Thrash-Bands hervor und ihre technischen Fähigkeiten machten die Jungs schnell zu einer der beliebtesten Truppen dieses Genre. Allerdings reichte es nie, um zu den Pionieren aufzusteigen und den Platz von Death Angel, Overkill, Megadeth, Anthrax, Exodus, oder sogar Slayer und Metallica streitig zu machen. «Ignorance» ist ein Album voller Geschwindigkeit mit einer durchwegs nachvollziehbaren Melodie. Selbst feine Akustikparts wie bei «Layed To Rest» beherrschten die Herren locker. Allerdings ist das erste Werk von Sacred Reich auch das wohl «naivste», während die folgenden Werke durch bedeutend mehr technisches Raffinesse auf sich aufmerksam machten. Genau diese Unbekümmertheit macht «Ignorance» aber zu einem wirklichen Erlebnis. Denn ein Knüppel-Track wie «No Believers» zeigt die Wut, welche damals Phil und seine Jungs mit sich rumtrugen. Als Bonus ist neben den neun bekannten Songs auch die «Metal Massacre»-Version von «Ignorance» und die vier Tracks von «Draining You Of Life»-Demo zu hören, bei denen sich Sacred Reich noch eine Spur metallischer zeigen als dann auf dem ersten offiziellen Longplayer. Wer die Band liebt, wird hier bedenkenlos zugreifen. Wer sich mit dem ansonsten nicht mehr erhältlichen Debut-Werk von Sacred Reich anfreunden will, hat hier die beste Möglichkeit dazu.
Tinu 

Punkte:
keine Wertung
DIE APOKALYPTISCHEN REITER - Der rote Reiter
Nuclear Blast/Warner
Der Titel des neuen Reiter-Album tönt es bereits an: Die deutschen Extrem-Metaller präsentieren sich anno 2017 düster und wütend. Wobei die Farbe Rot durchaus für Liebe stehen kann. Oberflächlich betrachtet könnte man diese Liebe hier als Leidenschaft und Raserei interpretieren. Denn beides gibt es auf 'Der rote Reiter' en Masse zu hören. Die deutschen frönen also wieder einmal dem, was sie sehr gut können: Intelligente (diesmal eher düstere) Texte in einem mal mehr, mal weniger unberechenbaren Soundgewand. Und dies in einer Perfektion und Art und Weise, wie es nur die Apokalyptischen Reiter können. Was dabei ein wenig fehlt, sind die positiven, schwelgerischen Momente. Wobei diese durchaus vorhanden sind. Wer nämlich neben knüppelharten Lieder à la 'Hört mich an', 'The Great Experience Of Ecstasy', dem Titelsong oder 'Die Freiheit ist eine Pflicht' auch seine Ohren Songs à la 'Auf und nieder', 'Herz in Flammen' oder 'Ich werd bleiben' schenkt, stellt fest, dass die Hoffnung bei den Reitern nicht gestorben ist. Nur wurde diese auf früheren Alben schon zwingender in Szene gesetzt. Für mich dominiert hier klar das Düstere. Wer also diese Seite der Reiter mag, kommt mit 'Der rote Reiter' voll auf seine Kosten. Wer dagegen Liebhaber der unbekümmerten Reiter ist, sollte vor dem Kauf erst mal ein Ohr ins neue Album riskieren. Die Apokalyptischen Reiter nehmen sich die Freiheit, sich von Album zu Album ein wenig anders zu positionieren. Dieser Mut verdient Respekt. Trotz hervorragenden Liedern waren für mich die Deutschen in der Vergangenheit aber schon stärker. Fans werden dieses Album sowieso schon besitzen. Aber auch Neulinge dürfen gerne reinhören.
Roger W.     
Punkte:
8.0 von 10
ULVEDHARR - Total War
Scarlet Records
Nebst zwei releasten EPs ist 'Total War' der dritte Longplayoutput von Ulvedharr, dem italienischen Quartett aus Clusone, Bergamo, Lombardei. Geboten wird auf 'Total War' gepflegter Thrash/Death Metal, welcher sauber produziert wurde. Auch hierbei ist die musikalische Fingerfertigkeit aller Beteiligten bestens belegt. Mike (Drums), Akr Nattlig Ulv (Vocals & Rhythmguitars), Markus Ener (Bass) und Giuseppe 'Jack' Ciurlia (Guitars) pflegen auf ihren 11 Songs thrashigen Death/Black Metal, der trotz italienischen Ursprunges gut zu den skandinavischen Death/Black Metal-Bands passt, ohne dass Ulvedharr ihre Eigenständigkeit preisgeben müssen. Mike treibt mit seinen Kellen sein Monsterdrumming stetig Richtung Valhalla, mal prügelnd, mal grindcorig, mal mit sehr speedig und thrashig gehaltene Fills. Markus hält die Fahne seines Tieftöners im Black Metal-Fahrwasser stets konstant am Wummern und Grooven. Giuseppe und Akr ergänzen sich bestens auf dem Weg nach Valhalla, die Klampfen werden eher im black-metallischen Lager gehalten und bedient, zusätzlich mit deathigen und thrashigen Elementen zu einer vollkommenen Einheit gepaart. Die Soli sind sehr melodiös gehalten, selbst dann, wenn Giuseppe einen wilden Tanz auf dem Rücken des Seedrachens reitet, aber stets sauber intoniert und gespielt. Akr's Gesang ist eine Mischung zwischen growlen und thrashigen Shouts, passt aber perfekt zum Gesamtwerk. Das Coverartwork erinnert stark an skandinavische Blackers, dennoch ist es ein gelungenes Bild geworden. Nun, 'Total War' ist für Fans sowohl aus dem Thrash-, wie auch Death- und Blacklager. Herauszuheben ist der Song "Legion", welcher wirklich alle genannten Attribute vereint. Erfrischend.
Leopold     
Punkte:
8.0 von 10
SINSIDE - 2017
Brownsville Records
Die Geschichte der Schweizer Band um Gitarrist Chris Blum liest sich erstmal wie ein schlechter Groschenroman. 2006 hatte Chris eine Vision, die sich livemässig bald bewährte. Als die Zeit dann reif war, um das erste Langeisen einzuspielen, endete der Studioaufenthalt als totales Desaster, inklusive dem vollständigen Verlust der Songs. Dies, weil getroffene Abmachungen seitens des Studios nicht eingehalten wurden. Die unmittelbare Folge davon war die Auflösung der aufstrebenden Band. Gut zehn Jahre später scheint das Ganze verdaut zu sein und Chris gewillt, den Motor wieder zu starten. Retter in der Not, respektive Profi vom Dienst..., die Rede ist natürlich von Schweizer Kult-Producer V.O. Pulver (GurD, Poltergeist)..., kümmerte sich um vier vorliegenden brandneuen Songs, die als EP einen Neuanfang für Sinside einläuten. Das Line-Up besteht neben der sicher in der Schweiz bekannten Sängerin Alexx Suter noch aus Pat Wydler (g), Roger Koblet (b) und Steve Karrer (d). Letzterer ist ja auch der Drummer von GurD. Der Opener «Superhero» empfiehlt sich dabei schon mal als überaus flotter Rocker, lässt die Gitarren richtig fett braten, und die Stimme von Alexx passt wie die Faust auf's Auge. «Frankenstein» fährt anschliessend eine weitere monströse Gitarrenwand bei etwas gemässigterem Tempo auf, bei dem sich der wiederum schneidige und kräftige Gesang wie ein glühendes Messer durch Butter hindurch pflügt. «Wake Up», eingeläutet durch AC/DC mässige Vibes, überzeugt ebenso und lässt zum Beispiel die Kollegen von Maxxwell in Sachen Räudigkeit des Gitarrensounds schon fast alt aussehen. Zum Schluss der sackstarken EP lässt auch «What Do You See» mit bollerndem Bass am Anfang nichts anbrennen! Was für eine phänomenale Rückkehr von Sinside, und wenn das jetzt auf Konserve bereits derart brettert, wie muss es dann erst live qualmen?! Hoffentlich steht die Rückkehr von Sinside diesmal unter einem besseren Stern als vorher. Der erste Viertelstunde Top-Sound lässt einen echt frohlocken. Weiter so!
Rockslave    
Punkte: keine Wertung
DEMON EYE - Prophecies and Lies
Soulseller Records
Knackige Retro bzw. Proto Metal-Sounds mit einer kleinen Prise Doom Rock zu verschärfen ist nichts Neues oder gar Originelles. Die Kunst dabei besteht darin, die richtige Balance zwischen den jeweiligen Zutaten zu finden. Bei Demon Eye aus North Carolina habe ich den Eindruck, dass sie diesbezüglich ihre Aufgaben wirklich gemacht haben. Und falls jemandem irgendwelche Ähnlichkeiten zu anderen Bands auffallen sollten, dann sage ich nur Orchid. Tatsächlich sind musikalische Parallelen zu ihren südlichen Mitstreitern mehr als deutlich vorhanden, sogar Sänger/Gitarrist Erik Sugg klingt auf weiten Strecken sehr ähnlich wie Orchid Fronthexer Theo Mindell. Allerdings gehen Demon Eye insgesamt weniger Sabbath-lastig vor und schlagen stattdessen einen eher epischen, für viele Bands der Prä-NWOBHM-Ära typischen Weg ein. Zudem gesellt sich zu all dem noch ein diskreter Hauch von Dead Lord, bezogen auf die gelegentlichen Twin Leads und die melancholische Grundstimmung der Songs. Allerdings übertreiben sie es glücklicherweise nicht mit allzu niederschmetternden Sounds und hauen immer wieder richtig coole und flotte Nummern raus, welche die Geschichte locker und spannend machen ('In The Spider's Eye', 'Power Of One', 'Vagabond', 'Morning's Son'). Gefällt mir wirklich gut, die ganze Angelegenheit, und wenn andernorts zwar der Stil gelobt, aber gleichzeitig der Vintage-Sound moniert wird, dann kann ich nur den Kopf schütteln, denn das hier klingt genau so, wie es klingen sollte, analog, natürlich und dynamisch, wenn auch etwas angestaubt. Aber in diesem Fall gehört die Patina des Alten und Vergangenen einfach irgendwie dazu. Mit 'Prophecies And Lies' werden Demon Eye die Retro-Kommune zwar nicht aufmischen, aber ein respektabler Achtungserfolg ist ihnen damit gewiss.
Mirko B.  
Punkte:
7.9 von 10
INSANITY - Toss A Coin
Bastardized Recordings
Mit 'Toss A Coin' wird ebenfalls der dritte Output gefeiert, nach dem Debut 'No Limit' und der EP 'Ready To Row'. Das Quintett aus Luzern pflegt den Hardcore im New York-Stil, metallisch, melodiös, brachial, mit viel Rumms und eben hardcorig. Tobias Küng (Vocals), Michael Portmann (Leadguitars), Yannick Balmer (Rhythmguitars), Raphael Renggl (Drums) und Livio 'Pery' Zemp (Bass) schieben mit 'Toss A Coin' ein echt goiles Teilchen nach. Yep, auch dieses Scheibchen ist perfekt für's Skaten. 11 Tracks sind auf dem dritten Streich zu finden, welche in nichts den Acts à la Biohazard, Stuck Mojo, M.O.D., Prong, um nur einige zu nennen, nachstehen. Die beiden Gitarren kreuzen in scharfer Weise ihre riffigen Läufe, versetzt mit melodiösen Fill-Ins und kurzen, prägnanten Soli. Die Drums treiben Doublebass-lastig die Skater durch den Park, brechen und tanzen aber auch mit den Cymbals durch. Der Bass wummert optimal groovend und brutal durch. Tobias' Vocals sind hardcore-typisch, da wird wütend geshoutet, böse und aggressiv gewütet, aber auch mal im eigenen Bandchor geshoutet. Auch wenn ich mich jetzt da mal auf die Äste rauslasse, so wären doch Insanity würdige Nachfolger von Cataract, welche leider sich auflösten und ich bin der Überzeugung, dass deren letzte Show im Kiff in Aarau bei allen Besuchern immer noch in den Gehörgängen vorhanden ist, und wenn man sich dann 'Toss A Coin' reinzieht, sich einerseits wehmütig mit einem weinenden Auge an Cataract denkt, aber mit dem anderen lachenden Auge an Insanity denkt, so einen Übergang sich wohl sehr gut vorstellen kann und das passt doch bestens. Das Coverbild passt doch auch zum Hardcore von Insanity, somit steht doch wahrlich nichts im Wege. Also, werde da mal noch weiterhin fleissig meinen Nacken belasten und stelle bereits mein Skateboard für den nächsten Ride bereit.
Leopold
 
Punkte:
7.8 von 10
BYZANTINE - The Cicada Tree
Metal Balde/Sony Music
'New Ways To Bear Fitness' eröffnet die neue Byzantine-Scheibe mit einem kräftigen Arschtritt und fettem Groove, welcher bei 'Vile Maxim' weiter getragen wird und schussendlich im sanft beginnenden 'Map Of The Creator' erst eine Verschnaufpause bietet, bis sich der Song so richtig auftürmt und als Höhepunkt ein starkes Solo bietet. Spätestens bei dem schleppenden 'Dead As Autumn Leaves' wird dann klar, Byzantine zelebrieren eine Mischung aus Machine Head, Soilwork, Lamb Of God und Heavy Metal. Dieses Song-Quartett, welches 'The Cicada Tree' eröffnet ist verdammt stark, lässt die Wände zittern und sorgt mit unaufdringlichen, teils leicht melancholischen Melodien für ein Hochgefühl. Doch leider ist es so, dass die weiteren sieben Songs nicht mehr so ganz an die Qualität heran reichen, welche beim Start vorgelegt wird. Zwar ist 'Trapjaw' noch ganz anständig, tönt teils wie Savatage und Disturbed zusammen durch den Groove Metal-Fleischwolf gedreht wurden, doch leider ist der Neo-Thrash-Anteil sinkend, die Scheibe gewinnt an Tendenz zu Metalcore hin, wird auch experimenteller und final bei 'Servitude' steht man mit einem Fuss schon fast im Prog-Tümpel. Einerseits wird es zwar so nicht langweilig auf 'The Cicada Tree', aber irgendwie ist es auch schade, dass sich Byzantine ein wenig wie selbst verlieren. Dadurch wirkt das Werk wie ein Schuss aus der zweiten Reihe, und auch wenn es am musikalischen Können hier absolut nichts auszusetzen gibt, so spielt die Band über die komplette Spielzeit leider nicht immer in der Top-Liga mit.
R.K.
  
Punkte:
7.7 von 10
WAGE WAR - Deathweight
Spinefarm Records/Universal
Modern Metal gepaart mit Metalcore als 'Deathweight' von den Floridianern aus Ocala wird uns auf den folgenden 12 Tracks geliefert. Solide wird hier nun einer der aggressiveren Macharten im Metal gefrönt. 'Deathweight' ist der 2. Longplayer der US-Amerikaner. Noch immer in der Originalbesetzung seit der Gründung im 2013, namentlich Briton Bond (Vocals), Seth Blake & Cody Quistad (Guitars), Chris Gaylord (Bass) und Stephen Kluesener (Drums) ziehen wie eine stürmische See mit hohen Brecherwellen durch die metallisch-corigen Gezeiten. Das Coverartwork könnte demnach eben diese stürmische See von ganz weit oben sein. Warum gerade eine stürmische See? Weil Wage War gekonnt alle musikalischen Elemente, selbst solche, die nicht unbedingt dem Metalcore zuzuordnen wären, in einen Sound verfrachten. Will sagen, Briton's Gesang ist stimmlich so breit gefächert, dass er von einem wütenden Growl und Shouts direkt in einen Klargesang wechseln kann, ohne an Power zu verlieren und so gestaltet er die Songs variabel, speziell im Song "Don't Let Me Fade Away", perfekt intoniert. Seth und Cody ergänzen sich perfekt an den Gitarren, mal ist der eine am Riffen, währenddessen der andere feine Fill-Ins setzt und dann auch umgekehrt. Somit ist immer Melodie involviert, auch in den Soli, trotz des brutalen Soundteppichs. Mitgetragen wird dies natürlich auch von Chris und Stephen, der Rhythmussektion von Wage War, welche ebenfalls sehr gut harmonieren. Man hört den Bass von Chris wahrlich gut aus der klaren und powervollen Produktion zu 'Deathweight' heraus und Chris' Drumming treibt wie gewohnt den Sound vorwärts, groovend, akzentuierend und preschend. Solider Metalcore, der Spass macht und Lust auf mehr.
Leopold
    
Punkte:
7.7 von 10
CARONTE - Yoni
Ván Records
Mit ihrer dritten Langrille schliessen Caronte die erste Trilogie ihres Schaffens ab, welche sich den Themen Thelema (ein u.a. vom britischen Okkultisten Aleister Crowley propagiertes magisches, philosophisches und religiöses System, in dem der Wille {Thelema} im Mittelpunkt steht) und Schamanismus gewidmet hat. Genau sieben Jahre, nachdem diese musikalische Reise begonnen hat, erscheint jetzt das dritte Album in Folge, welches wieder sieben Songs umfasst, die Jungs überlassen wahrlich nichts dem Zufall. Verglichen mit ihren früheren Releases kommen die neuen Songs zwar schneller auf den Punkt, sind teilweise auch deutlich (für ihre Verhältnisse) flotter unterwegs und kürzer als bis anhin gewohnt, haben dadurch aber ihren rituellen Charakter überhaupt nicht eingebüsst. Der 'Shamanic Doom' funktioniert also immer noch sehr gut, oder aufgrund der leichten musikalischen Horizonterweiterung vielleicht noch besser als bis anhin, weil dadurch interessanter und abwechslungsreicher. Mal wird Pentagram zitiert, mal schielt man ganz diskret in Richtung Moonspell und Paradise Lost, um schliesslich immer wieder daran zu erinnern, wie Danzig heute klingen könnten, wenn der Schinkengott nur wollte. Der rote Faden, an dem das alles zusammengebunden ist, ist zum Einen der beschwörende Gesang von Fronter Dorian Bones, zum Anderen das esoterisch-okkulte Fundament der Songs, welches die Weltanschauung der vier Musiker widerspiegelt, der sie sich mit Haut und Haar verschrieben haben. 'Yoni' ist ganz klar ein Schritt in die richtige Richtung. Mal sehen, wohin uns die vier Düsterheimer künftig entführen, wenn es darum geht, ein neues thematisches Kapitel zu eröffnen.
Mirko B.
    
Punkte:
7.6 von 10
SHADOWSIDE - Shades Of Humanity
EMP Label Group
Ich muss zugeben, mit der neuen Scheibe der brasilianischen/schwedischen Combo Shadowside habe ich mich zu Anfang doch sehr schwer getan. Generell freue ich mich zwar erst einmal, wenn ich eine Scheibe einer female fronted Metal-Band zu hören bekomme, aber manchmal ist da dann leider auch die eine oder andere Band darunter, die einen nicht wirklich vom Hocker reisst. So ging es mir eben bei den ersten beiden Hördurchläufen von 'Shades Of Humanity'. Nach der Hälfte des Albums bekam mich eher das Gefühl, die Songs lieber im Schnelldurchlauf durchzuhören als mich weiter intensiv mit ihnen zu beschäftigen. Die Stimme von Sängerin Dani Nolden schien mir nach einer Weile manchmal übertrieben kräftig zu sein und der überwiegend modern beeinflusste Metal, den die Band spielt, wirkte nach einigen Songs auch ziemlich einfallslos. Es kam mir so vor, als hätten sich Shadowside nach dem Erfolg des 2011er Werks 'Inner Monster Out' und dem Einstieg des ehemaligen Hammerfall-Bassisten Magnus Rosen, zu viel vorgenommen. Doch irgendwie schaffte es 'Shades Of Humanity', mich doch noch zu überzeugen. Das dürfte nach meiner anfänglichen Kritik zwar schwer verständlich sein, aber plötzlich packten mich Songs wie 'What If', 'Insidious Me', 'Beast Inside' oder 'Make My Fate' und entwickelten sich zu richtigen Ohrwürmern. Ich bleibe auch jetzt noch dabei, dass der Gesang von Dani Nolden für mich manchmal etwas too much ist, aber die Musik entwickelt sich wirklich und das Album macht dann tatsächlich sehr viel Spass. Am meisten Laune macht der Song 'Drifter', der nicht nur zu Beginn, sondern immer wieder gut platziert, mit einer grandiosen Melodie aufgewertet wird, die ohne Probleme in jedem 80er-Popsong stehen könnte. Dies steht der Band sehr gut und hätte auch gerne noch des Öfteren eingebracht werden dürfen. Zum Schluss bleibt für mich das Fazit, dass Shadowside mit 'Shades Of Humanity' zwar keinen Kracher abgeliefert haben, aber eine Scheibe, die mich nach anfänglichen Schwierigkeiten schaffte zu überzeugen und gerade deshalb etwas Besonderes darstellt.
Sascha Sch.    
Punkte:
7.5 von 10
DA VINCI - Ambition Rocks
AOR Heaven/Non Stop Music
Ein weiteres AOR-Urgestein kehrt aus der Versenkung zurück. Gut 25 Jahre nach ihrer letzten Veröffentlichung kommen die Norweger Da Vinci mit einem neuen Album um die Ecke. Die 1986 gegründete Truppe um Sänger Lars Aass brachte ein Jahr später ihr selbstbetiteltes Debut raus. Nach dem Zweitwerk 'Back In Business' (1989) und einer Single in 1991 lösten sich die Norweger 1993 wieder auf und gerieten wohl ziemlich in Vergessenheit. Nun sind Da Vinci mit 'Ambition Rocks' zurück - wenn auch nicht ganz in Originalbesetzung, denn mit Erling Ellingsen steht ein neuer Mann hinter dem Mikro, welcher zu Beginn der Bandgeschichte wortwörtlich noch in den Kinderschuhen steckte. Eröffnet wird die Scheibe mit 'Vicious Circle' und ganz viel Keyboards und Chören, ähnlich im zweiten Song 'Curious Sensation', was den Einstieg schon sehr seicht gestaltet. Ob es sich dabei tatsächlich um neue Stücke handelt oder womöglich sogar ältere Kompositionen sind, weiss ich nicht, jedoch hört es sich in meinen Ohren etwas 'altbacken' (nicht retro) an. Doch zur Albummitte wird es auch etwas zeitgemässer. Der gelungene Gitarreneinstieg der Mid Tempo-Ballade 'See You' macht einiges her und der eingängige Refrain mit toller Melodie geht direkt ins Ohr. Ellingson's grossartige Stimme kommt insbesondere bei Balladen wie 'Angel' und 'You're Mine' zur Geltung. Sehr gut gefallen mir auch die rockigeren Stücke wie 'Little Lonely' und 'Soul Survivor', welche mich mit ihrem coolen Groove sogar etwas an Bonfire erinnern. Hervorzuheben ist auch 'Painted Lady', welches mit einem auffälligen Gitarren-Orgel-Gespann leichte Deep Purple-Avancen hat, durch den modernen, energiegeladenen Gesang aber frischen Wind bringt. Ellingson hat hier tatsächlich grosse stimmliche Ähnlichkeit zum Wig Wam-Sänger Åge Sten Nilson, mit dem er bereits in einer norwegischen Michael Jackson Show zusammen gesungen hat. Insgesamt liefern Da Vinci mit 'Ambition Rocks' ein typisches AOR-Album ab. Ich bin zugegebenermassen immer wieder mal hin und her gerissen zwischen tollem, eingängigen Melodic Rock und anderseits sehr weichgespülten Stücken, welche durch den immensen Keyboardeinsatz und überladenen Chören schon hart an der 'Schmalzgrenze' kratzen wie zum Beispiel bei 'Rocket Of Fame'. Doch die Keyboards standen bei Da Vinci ja auch schon früher stark im Fokus. Welcher Melodic Rock-Fan also eine stark ausgeprägte softe Seite hat, der wird hier vielleicht sein Album des Jahres in den Händen halten. Mich überzeugen jedoch nicht alle der zwölf Songs.
Juliane E.    
Punkte:
7.5 von 10
GRAVDAL – Kadaverin
Soulseller Records
Gravdal aus Norwegen setzt sich aus diversen Musikern aus der Black Metal Szene zusammen. Während auf ihrem Debüt vor neun Jahren die Lieder noch hauptsächlich aus kurzen, rumpelnden Black Metal Songs typisch norwegischer Machart. Umso überraschter war ich, bereits beim Opener ein Saxophon zu hören. Und auch wenn es immer noch rumpelnde, holprige Parts gibt, so haben sich die Riffs weiterentwickelt und die Songs wirken aufwändiger als noch auf ‘Sadist’. Gerade Breaks wie bei ‘Apostler Av Døden’ hört man ansonsten eher selten, spannend in diesem Song ist auch der doomige Part mit klarem Gesang. Allgemein ist interessant, wie die Band in den engen Genregrenzen sämtliche Register zieht und mit ganz viel kleinen Variationen jedem Song einen eigenen Charakter verleiht. Die Lieder wirken dennoch nicht verkrampft, es bleibt neben klarem Gesang (‘Eklipse’) oder Chören immer noch Platz für Röcheln und Kreischen (‘Dans Med Livet, Dans Med Døden’) oder wütende Blastbeats. Melancholische Riffs wie zum Start bei ‘Vi Som Ser I Mørket’ bleiben nicht auf der Strecke, womit die Band einerseits Altbewährtes kreiert, aber gekonnt ihren eigenen Stil einfliessen lässt und somit der eigenen Entwicklung nicht im Wege steht. Ein überraschend gutes Album, welches auch mehrmalige Durchläufe vertragen kann.
Tristan
    
Punkte:
7.5 von 10
LIONHEART - Second Nature
AOR Heaven/Non Stop Music
Um Missverständnissen vorzubeugen: Bei dieser CD-Besprechung geht es nicht um die amerikanische Hardcore-Band Lionheart, sondern um die Melodic Rock-Urgesteine Lionheart aus England! Obligatorisch prangt ein übergrosser Löwenkopf auf dem Cover des neuen Albums 'Second Nature'. Da diese Band in den letzten Jahrzehnten jedoch kaum präsent war, möchte ich noch einen kurzen Trip in die Vergangenheit der Briten machen. In den Frühachtzigern gegründet und bereits mit Def Leppard und Whitesnake getourt, erschien das tolle Debutalbum 'Hot Tonight' von Lionheart erst 1984 über das US-Label CBS Records. Aufgrund kurzfristiger Tourabsagen mit Foreigner & Kansas und somit ausbleibender Promotion verliess die Band jedoch schnell der Mut und sie lösten sich auf. So blieb es ruhig um die Briten - bis zur Reunion-Show beim letztjährigen Rockingham Festival, leider ohne Sänger Chad Brown. Die Löwen hatten Blut geleckt und waren entschlossen, gemeinsam neue Musik zu machen' und laut dem Albumtitel 'Second Nature' ist ihnen das ins Fleisch und Blut übergegangen. Und eines kann ich zweifelsohne sagen: Obwohl 33 Jahre dazwischen liegen, knüpfen Lionheart mit 'Second Nature' wirklich nahtlos an 'Hot Tonight' an! Dabei heisst es, ist es tatsächlich erst ab November 2016 entstanden. Erstaunlich finde ich, dass sie den gleichen Sound von damals getroffen haben und die Scheibe (im positiven Sinne) wie aus den 80ern klingt. Dafür sass Gitarrist Steve Mann selbst an den Reglern. Die zweite Überraschung steht hinter dem Mikro. Dort ist nämlich, wie gesagt, nicht Originalsänger Chad Brown, sondern 'der Neue' Lee Small, doch das ist in der Tat kaum zu hören! So ist 'Second Nature' ein in sich homogenes Album, dessen Eingängigkeit sich zum Teil jedoch erst bei mehrmaligem Anhören zeigt. Als Highlights zählen definitiv 'Prisoner', 'Time Is Watching' oder auch der Titeltrack mit seinem schönen Piano-Intro. Richtig klasse und auf jeden Fall ein Anspieltipp ist die coole Coverversion von Chris De Burgh's 'Don't Pay The Ferryman'. Sogar das knapp dreiminütige Instrumental 'On Our Way' ist sehr passend und nicht langweilig. Also, es lohnt sich, ein Ohr zu riskieren! Und wem das Debut gefällt, kann bei 'Second Nature' ohne zu zögern zugreifen.
Juliane E.    
Punkte:
7.5 von 10
WIDOWMAKER - Widowmaker
Arising Empire/Warner
Deathcore scheint ausrottbar zu sein... und das Ami-Quintett macht seine Sache wirklich sauber und anspruchsvoll. Ich nehme es ihnen ab, dass sie ihre Profession ernst nehmen und viel Energie in ihr Debut investiert haben. Nichts desto Trotz spüre ich weder Neues noch Aufregendes. "Nur" einen weiteren guten Aspekt dieses mir leider nicht wirklich erschliessbaren Genres. Sie bedienen auf alle Fälle den modern-akkuraten Stil mit fetter Produktion und dezenten Studiospielereien sowie einem ausdruckstarken, "verstehbaren" Gesang und flüssigen Kompositionen. Wem die Core-Welt von 8-saitigen Gitarren wie das gelobte Land vorkommt sollte mal reinhören, denn obwohl nicht der neue Shit sind WIDOWMAKER dennoch ziemlich groovy, baby.
Hardy 
Punkte:
7.5 von 10
AGE OF DISCLOSURE - To The Universe
Kunz Soundcorp.
Der Berner Gitarrist Ben Sollberger veröffentlicht sein erstes Soloprojekt. Die darauf enthaltenden 13 Lieder bewegen sich dabei in der Schnittstelle zwischen Power und Heavy Metal. Sollberger erfindet diese Genres dabei nicht neu, sondern fügt ihnen schöne Farbtupfer hinzu. Hilfe bei der Vertonung seiner Lieder hat er vor allem von Bassist Adriano Troiano erhalten. Dieser war früher aktiv bei Emerald und veröffentlichte in den letzten Jahren mit Distant Past seine eigenen Soundvisionen. Musikalische ähneln sich denn Distant Past und Age Of Disclosure auch. Und dies liegt nicht nur daran, dass Jvo Julmy (Ex-Emerald, Distant Past) auch hier vier Lieder eingesungen hat. Weitere Gäste am Gesang sind mit je einem Lied Roman Burri und Syn Schütz. Das Gros wurde aber von Ex-Draven-Sänger Olrando Skrylls veredelt. Dieser gibt 'seinen' sechs Liedern einen melancholischen Anstrich, sodass man sich unweigerlich an Iced Earth zu den Zeiten erinnert, in denen dort Matthew Barlow seinen Stempel aufgedrückt hat. Abwechslung kommt also nur schon aufgrund der verschiedenen Stimmen auf. Aber auch musikalisch nimmt sich Sollberger die Freiheit, einfach drauflos zu rocken, ohne sich einschränken zu müssen. Das Album gewinnt dabei enorm. Klar hat man diese Musik schon besser und zwingender gehört. Age Of Disclosure überzeugen aber dennoch mit 13 Liedern, welche einmal mehr zeigen, welche Qualität unsere Schweizer Szene hervorbringt.
Roger W.    

Punkte:
7.5 von 10
TOMMY SLEXX - Heavy Rain
recordJet
Tommy selbst bezeichnet seine Musik auf seinem ersten Soloalbum als Old School-Rock`n`Roll à la Bon Jovi, Poison, Van Halen usw. Seine etwas raue Stimme passt gut zu Songs wie dem melodiösen "Heavy Rain". Das Ganze hat durchaus seinen Charme. Die Songs haben den typischen 80er-Ablauf und pendeln so zwischen Hard Rock und etwas Glam Rock. Da covert der gute Tommy doch auch mal den Poison-Hit "Unskinny Bop", kommt gar nicht mal so schlecht. Tommy ist sicher kein Jorn Lande am Mic, schlägt sich aber ganz ordentlich durch die 13 Nummern. Ausser den Drums, die von Mike Garcia eingespielt wurden, macht Tommy übrigens alles selber. Songs wie zum Beispiel dem melodiöse "Too Many Nights" hätten ein anderer Shouter sicherlich gut getan, aber mit dem tollen Gitarrensolo holt Tommy das wieder raus. Im Ganzen bietet Slexx hier ein unterhaltsames Album mit viel nostalgischem 80er-Sound und tollen Gesangsmelodien, die im Ohr hängenbleiben. Hie und da blitzen sogar ganz alte Priest durch ("Roll Back The Time"). Hört einfach mal rein, Tommy hat hier wirklich viel Arbeit reingesteckt und Freunde von 80er-Rock werden "Heavy Rain" sicher mögen.
Crazy Beat 
Punkte:
7.4 von 10
IMPURE WILHELMINA - Radiaton
Season Of Mist/Irascible
Wenn man alle und jegliche Outputs von Impure Wilhelmina nimmt, dann ist 'Radiation' deren 10. Album. Ehrlich gesagt, ich musste mich erstmal etwas schlau machen... Und habe dabei interessante Antworten erhalten. Das Genfer Quartett ist schon seit über 20 Jahren lärmmässig unterwegs und frönt dem Punk, Avantgarde, Alternative, Dark, etwas Grunge, etwas Doom, einfach sehr punkig-melancholisch. Was? Yep, punkig-melancholisch. Eine interessante, musikalische Mischung, was uns hier Michael Schindl (Vocals, Guitars), Diogo Almeida (Guitars), Sebastien Dutruel (Bass) und Mario Togni (Drums) uns da auf dem Silbertablett präsentieren. 10 Songs, mal etwas punkig, dann wieder doomig und grungig, speziell die Soli erinnern mich an die Anfangstage des Grunges, dann sehr avantgardistisch und zeitgleich progressiv, eben punk-melancholisch halt. Aber auch rockige Elemente kommen nicht zu kurz. 'Radiaton' ist sehr schwerfällig und eben melancholisch, speziell bei "Child", "We Need A New Sun" oder "Meaningless Memories" gut herauszuhören. Michael's Gesang ist überwiegend klar, aber sehr 'weinerlich' gehalten, wie es melancholisch den Nagel voll trifft. Sein Gitarrenspiel zusammen mit Diogo's Klampfe ist sehr tragend. Sie ergänzen sich perfekt, harte, doomige Riffs kombiniert cleanen Momenten und sehr reibenden Soli. Sebastien und Mario sind die doomig-treibende Gewalt am Tieftöner bzw. Schlagwerk. Sehr ausgefallenes Coverartwork, welches jedoch die Musik von Impure Wilhelmina perfekt wiedergibt. Ein solides Machwerk. Antesten ist auf jeden Fall angesagt, Die-Hard-Fans greifen hier ohne mit der Wimper zu zucken zu.
Leopold
 
Punkte:
7.2 von 10
FRANK NEEDS HELP - Dethroned (EP)
Eigenvertrieb
Ein weiteres einheimisches Eigengewächs präsentiert mit 'Dethroned' ihren dritten Output. Der Erstling namens 'The Storm Is Still Raging' wurde 2013, eine Single namens 'Dead Man Alive' veröffentlicht, nebst ihrem Demotape im Jahre 2012. Das Sextett aus Lyss, Kanton Bern, ist dem Metalcore zugetan, auch etwas Deathcore ist dabei. Was auch wissenswert ist, dass Frank Needs Help eine christliche Metal/Deathcore-Band ist, d.h. es werden ausschliesslich christliche Texte geschrieben. Namentlich sind Frank Needs Help: Jérome Frutiger (Guitars), Christian Leu (Bass), Raphael Brunner (Drums), Markus Gerber (Vocals), Raphael Beyeler (Keyboards) und Lukas Hadersberger (Guitars). Nun, die 6 Tracks der EP sind im härteren Metalcore anzusiedeln und werden durch Keyboards interessant gestaltet. Auch scheuen sie sich nicht, progressive Elemente miteinzubauen. Die Drums treiben stetig Doublebass-lastig nach vorne, mal grindcorelastig, mal thrashig-corig. Der Bass ebnet den beiden Gitarren die Läufe frei, da er stets zusammen mit den Drums den Groove hält und ebenfalls wütend nach vorne peitscht. Die beiden Gitarren harmonieren brutal bös riffig, es werden Melodiebögen gesetzt mit der einen Klampfe, währenddessen die andere zusammen mit der Rhythmussektion die Balance hält. Der Gesang ist brutal growlend, manchmal so wütend, als würde er seine Eingeweide gegen aussen kehren um im gleichen Atemzug diese wieder in seinen Körper einzuführen. Dann kommen die Keys zum Tragen, welche dem ganzen wütend-brutalen Sound etwas melancholisches verleibt, es wie bei einem Gericht die Schärfe zu nehmen. Nein, das Songgerüst stürzt nicht ein, im Gegenteil, die Hinzunahmen des Keyboards ist ein wahrlich genialer Schachzug. Es sind genau die gesetzten progressiven und nicht typischen Elemente, welche man im Metal/Deathcore nicht erwartet und somit das Ganze sehr eigenständig und wiederum interessant gestaltet. Also, mir passt's und warte gerne mal auf weiteres Material von Frank Needs Help. Aber eigentlich, Frank Knows Where The Way Is, Frank Doesn't Need Help.
Leopold    
Punkte: keine Wertung
RUSSKAJA - Kosmopoliturbo
Napalm Records/Universal
Neues vom Wiener Opernball oder was für dessen Zerstörung sorgen würde. Russkaja sind zurück und liefern für eine Welt, in der die kosmopolitische Welle sämtliche Grenzen wegspült, mit ihrer neuen Platte "Kosmopoliturbo" den passenden Soundtrack. Ihre optimistisch kraftvollen Songs sind wie Pendel, die einmal bei bestimmten Ländern, Sprachen und Kulturen ausschlagen. Polka auf Speed und Ska Grooves treffen auf virtuose Drecksgitarren. Die typische Bassbariton-Stimme des Frontmanns Georgij Alexandowitsch Makazaria trägt ebenso zum unverkennbaren Sound der austro-sowjetischen Truppe bei. Nun veröffentlicht die Russian Turbo Polka-Band Russkaja ihr nächstes Album mit zehn druckfrischen Songs drauf. Schon der erste Track 'Hey Road' versprüht gute Stimmung. Bei 'Hello Japan' geht es dann noch wesentlich schneller zu. Harte Gitarren treffen auf Trompeten und tiefen Vocals. Der Refrain ist zum lauten Mitsingen geradezu prädestiniert. Der Track 'Cheburaschka' ist einer beliebten russischen Literaturfigur gewidmet und heisst übersetzt 'hochspringen'. Harte Gitarren, flotte Vocals, Trompete und Violine. Alles, was das folklorische Herz begehrt. Last but not least entlässt 'Send You An Angel' den Hörer mit traurig schweren Klängen. Eine einsame Violine untermauert die traurigen Vocals. Das Schlagzeug bildet einen flotten, aber passenden Rhythmus. Mit Chorgesängen und emotionalen Gitarren findet der Track schliesslich seinen Höhepunkt. Leider sind die restlichen fast ausschliesslich Mid Tempo-Nummern nicht allzu interessant und wirken zumindest ab Konserve mit der Zeit monoton und ermüdend, obwohl die Band viel daran setzt, auch dort Abwechslung zu bieten. Auf der Bühne dürften aber auch diese gut ankommen. 'Kosmopoliturbo' wird trotz kleiner Kritik bestimmt erneut alte und sicherlich auch neue Fans glücklich machen können.
Oliver H.   
Punkte:
7.1 von 10
HAUDEGEN - Blut, Schweiss & Tränen
Tonpool/Zebralution
Beim Berliner Duo um Hagen Stoll und Sven Gillert, auch bekannt als Haudegen, ist die neue Platte echt in Arbeit ausgeartet. Es handelt sich nämlich beim neuesten Werk nicht 'nur' um ein Album, sondern um ein dreiteiliges Set, das sowohl thematisch wie musikalisch unterschiedlich ist. Um dies auch so verwirklichen zu können, wurde eigens dafür ein neues Label aus der Taufe gehoben. Mit dem Album 'Blut' verarbeiten die Berliner Kolosse so einiges an Wut und Aggression, die sich offenbar in den letzten Jahren angestaut haben. Dazu kehren sie zum harten Deutschrock zurück und die Gitarrenriffs erinnern hie und da an die Crossover-Ära der 1990er Jahre. Mit Titeln wie 'Stoff aus dem die Träume sind' und 'Halb so frei halb so wild' wagt man sogar einen kurzen Abstecher zu den eigenen Wurzeln als Rap-Musiker. Dass man in der Deutschrockszene mit diesen Auswüchsen nicht überall auf Wohlwollen stösst, dürfte den beiden Haudegen herzlich egal sein, denn schliesslich gibt es als Entschädigung auch eine ganze Reihe richtig derber und griffiger Rocksongs, quasi als Ausgleich und musikalisches Ventil für Gesellschaftskritik und unmissverständliches Statement gegen Rechts. Deutlich ruhiger und im Grunde auch so, wie es der Hörer zuletzt von Haudegen gewohnt war, klingen die Songs vom Album 'Schweiss'. Da steht an erster Stelle mit 'Heute für immer" eine positiv gestimmte Hymne, die zum Mitsingen einlädt. Es folgen Balladen und sanfte Rocksongs, die Themen wie Freundschaft, Ehrlichkeit und Zusammenhalt besingen und mitunter auch Einblicke in das Privatleben der beiden Künstler erlauben. Dass bei so viel poetischem und konzeptionellem Anspruch, der Bogen eines fast jeden Hörers möglicherweise überspannt werden kann, ist nicht nur beim zweiten, sondern leider auch beim dritten Haudegen-Album 'Tränen' feststellbar. Es ist die Platte, die die Jungs am sensibelsten und zerbrechlichsten zeigt. Die Vocals sind fast nur durch Piano und Akustikgitarre begleitet, doch für diesen Einblick in ihre Seele haben sich Haudegen aufs Nötigste reduziert. Wenn dann in 'Ohne Worte" auch noch leise Streicher hinzukommen, dann ist der Gedanke an Herbert Grönemeyer nur noch ein kleiner Schritt. Die drei Alben können als Box oder auch einzeln erworben werden, und das ist gut so. So bleibt die Wahl beim Konsumenten, denn nicht jeder, der sich von 'Blut' mitreissen lässt, wird auch automatisch 'Tränen' in sein Herz schliessen.
Oliver H.   
Punkte:
7.0 von 10
MYSTIC PROPHECY - Never Ending (Re-Release)
Massacre Records/Musikvertrieb
Die Re-Release-Reihe der deutschen Power/Thrash-Metaller Mystic Prophecy geht in die dritte Runde. 'Never Ending' war 2004 das dritte Werk und deutete schon mal an, in welche Richtung sich die Band noch bewegen würde: Weg vom reinen Power Metal hin zum Power Metal mit sehr starker Thrash-Schlagseite. Auf 'Never Ending' wird diesem Stil eigentlich bereits gefrönt. Nur ist er hier noch nicht derart konsequent umgesetzt wie auf den nachfolgenden Werken. Trotzdem machen die elf regulären elf Lieder auch 13 Jahre nach ihrer Geburt noch Spass. Das gilt auch für die beiden Bonustracks, welche mit ihren Riffgewittern einfach nur killen. Mir persönlich wird Liapakis-Stimme mit zunehmender Spieldauer hier zu anstrengend. Wer diesem Chararkter-Organ aber standhält, kann sich über mal mehr, mal weniger abwechslungsreiche Lieder freuen. Diese strahlen eine für dieses Genre eher untypische düstere Stimmung aus. Umso spannender ist dieses Album. Komplettisten haben nun die Gelegenheit, endlich die Lücke in ihrer CD-Sammlung zu schliessen. Aber auch neueren Fans ist dieses 2004er-Werk wärmstens empfohlen.
Roger W.    
Punkte: keine Wertung
SOULSPELL - The Second Big Bang
Inner Wound Recordings
Eine spannende Entwicklung gibt es bei Heleno Vale's Metal Opera Soulspell: Waren seine Alben zu Zeiten der schwächeren Avantasia-Alben erstaunlich stark, schwächeln sie aktuell, während Tobias Sammet wieder knapp das Niveau der ersten drei (mit Abstrichen bis fünf) Alben erreicht. 2008 und 2012 war für mich Heleno Vale aber durchaus der Retter der Metal-Opern. Anno 2017 ist das Material zwar immer noch gut, wirkt aber etwas chaotisch, zerzaust und nicht mehr so richtig griffig. Trotzdem ist das Niveau nach wie vor beachtlich. Wie Sammet konnte auch Vale eine unglaubliche Anzahl bekannter und weniger bekannter Sänger und Musiker um sich scharen, welche die zwölf neuen Liedern eingetütet haben. Zu den berühmtesten Musikern auf 'The Second Big Bang' gehören Andre Matos (Ex-Angra), Timo Kotipelto (Stratovarius), Blaze Bayley (Ex-Iron Maiden), Fabio Lione (irgendwas mit Rhapsody), Ralf Scheepers (Primal Fear), Tim Ripper Owens (Ex-Judas Priest, Ex-Iced Earth), Oliver Hartmann (Avantasia, Hartmann) und Markus Grosskopf (Helloween-Bassist). Alleine diese Zusammenstellung sollte Genre-Fans das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. Die Gäste brillieren durchaus und harmonieren untereinander hervorragend. Der Sound ist mal mehr, mal weniger progressiver Power/Melodic Metal. Dieser besitzt Klasse. Nur kann ich diesmal den berühmten Faden nicht finden. Irgendwie plätschert alles auf sehr hohem Niveau an mir vorbei. Die Übergänge wirken teilweise grob und unharmonisch. Wobei es immer wieder Ausnahmen gibt, in der die alte Klasse von Heleno Vale's früheren Kompositionen durchschimmert. Konnte ich den Projektkoordinator und Musiker bisher nur Loben, gibt es heuer leider Abstriche in der Gesamtnote. Wer dieses Album alleine wegen seiner Gastsänger antesten möchte, ist herzlich eingeladen. Wer das Ganze in 'Hervorragend' hören möchte, der greife doch zu den alten Werken 'Hollow's Gathering' und 'The Labyrinth Of Truth'.
Roger W.   
Punkte:
7.0 von 10
GLERAKUR – The Mountains Are Beautiful Now
Prophecy Productions
Wer einen Blick auf die Bandzusammensetzung wirft, ahnt bereits, dass GlerAkur auf abseitigen Pfaden wandeln. Der Sounddesigner und Gitarrist Elvar Geir Sævarsson hat eine weitere Gitarristin und zwei Gitarristen, einen Bassisten und zwei Schlagzeuger um sich formiert, welche mit ihm seine Visionen auf die Bühne bringen. Die Musik für das Debutalbum "The Mountains Are Beautiful Now" hatte Sævarsson ursprünglich für das 2015 im isländischen Nationaltheater aufgeführte Stück "Fjalla-Eyvindur & Halla" komponiert. Für das Album hat er diese aber nicht einfach so übernommen. Er hat sich von den Liveaufführungen des Theaters, bei denen er als Tontechniker mitgewirkt hat, inspirieren lassen und die Emotionen, die beim Zuschauen hochgekommen sind, für die Weiterentwicklung der Kompositionen genutzt. Das aus dem Jahr 1911 stammende Drama von Jóhann Sigurjónsson handelt von den existenziellen Fragen im Leben des berüchtigten isländischen Outlaws Fjalla-Eyvindur. Der als Freiheitskämpfer verehrte Held hat sich unter gesellschaftlichem Druck aus der Zivilisation zurückgezogen und dabei bemerkt, dass der Mensch in dieser entbehrungsreichen Umgebung zum Tier wird. Doch nicht nur die Gesellschaft und die Natur können den Menschen in ein Biest verwandeln - auch die Liebe. Die besten Absichten und reinsten Gedanken kriegen unter gewissen Umständen ihre dunklen Flecken ab. So düster die Grundthematik - es gibt im Leben des Outlaws auch Lichtblicke. Dies machen die von Sævarsson und seinen Musikern erzeugten Klanglandschaften deutlich. Der Start mit 'Augun Opin' fällt mit den sanften Gitarrenklängen harmonisch aus, bevor das repetitive 'Can't you wait' den Hörer hypnotisiert und innerlich anfängt zu zerstören. Nach dunklen Stunden in 'Strings' mit dem aufreibenden, gitarreneffektelastigen Schluss tauchen in ' Fagurt Er A Fjoellum Nuna' nochmals einige blaue Flecken am Himmel auf, bevor mit dem immer deutlich werdenden Stampfen am Ende alles in sich zusammenfällt und die dröhnende Wand aus vier Gitarren einen erschlägt. Obwohl die Wirkung auf einem Livekonzert nicht zu überbieten ist - das in der Bar des isländischen Nationaltheaters eingespielte Album hinterlässt seine Spuren.
Patricia L.   
Punkte:
7.0 von 10
SCANNER - The Galactos Tapes (DCD)
Massacre Records/Musikvertrieb
Genau genommen sind die Deutschen Speed-Metaller schon seit 1986 am Start und brachten zwei Jahre später ihr Debüt «Hypertrace» heraus. So gesehen kann man, je nach Auge des Betrachters, durchaus vom 30-jährigen Jubiläum im Jahr 2017 sprechen. Trotzdem sind Scanner, obwohl mit Anleihen von Helloween, Gamma Ray oder Freedom Call ausgestattet, nie gross raus gekommen. In erster Linie war die erwähnte Konkurrenz und weitere Truppen zur gleichen Zeit übermächtig, und zum anderen brachten es Scanner um Gitarrist und Bandleader Axel A.J. Julius in den Folgejahren tatsächlich fertig, dass der Gesangsposten, nebst anderen Besetzungswechseln, auf jeder Scheibe (!) änderte. 2002 war dann mit Lisa Croft auf dem Album «Scantropolis» sogar eine weibliche Stimme zu hören. Damit ging dann auch eine stilistische Varianz einher, die die Band jedoch nicht entscheidend weiter brachte. Danach riss der Faden für satte dreizehn Jahre, ehe man mit «The Judgement» und dem neuen Frontmann Efthimios Ioannidis wieder ins Geschehen eingriff. Auf «The Galactos Tapes» wird für den Altfan durchaus ein Freude bereitender Streifzug durch einige Klassiker aus dem Backkatalog geboten, während jüngere wie neue Zuhörer vor allem vom stimmlichen Durcheinander her eher verwirrt sein dürften. Obwohl die Aufnahmen überarbeitet wurden und mit der gelungenen Cover-Version des Queen-Brockens «Innuendo» ein echtes Schmankerl vertreten ist, klingt das Ganze für mich wie eine Compilation von zig Bands. Dabei sind die powermetallischen Tracks deutlich zugänglicher als das speedige Zeug. Man hört dabei immer wieder heraus, was für Potenzial eigentlich dagewesen wäre. Ob die aktuelle Formation nun nachhaltig noch was reissen kann, wage ich jedoch zu bezweifeln.
Rockslave    
Punkte: keine Wertung

INGER LORRE - Live At The Viper Room
Sweet Nothing / Cargo Records
Alternos und Grungern wird jetzt schon der Sabber aus dem Mundwinkel tropfen. Inger Lorre, ihres Zeichens Ex-Sängerin der legendären (oder sollte ich eher sagen berüchtigten?) Alternative Rock-Combo The Nymphs gibt 2016 im kalifornischen Viper Room mit neuer Begleitmannschaft ein Stelldichein, füllt den Laden komplett und serviert jetzt den Grunge-Nostalgikern das Geschehen in Form dieser rohen Liveaufnahme. Die Songs stammen zu 99% aus dem The Nymphs-Backkatalog, wozu sich passenderweise noch ein Siouxie And The Banshees-Cover ('Monitor') gesellt. Wie schon erwähnt ist die ganze Aufnahme angenehm roh und unbearbeitet, wodurch nicht zuletzt auch die extravagante Schrägheit der Hauptakteurin jederzeit zum Vorschein kommt. Ob die gute Inger, welcher der zweifelhafte Ruf vorauseilt, einen schwierigen, unberechenbaren Charakter zu haben, auf Solopfaden weiterschreiten oder gar ein The Nymphs-Comeback in die Wege leiten wird, geht aus den mitgelieferten Infos nicht wirklich hervor. Geniessen wir bis dahin dieses feine Stück Hintergassen-Rock'n'Roll und harren wir der Dinge, die da noch kommen mögen. Wer jedenfalls immer noch der 1992 begrabenen Band nachtrauert, findet in 'Live at the Viper Room' zumindest ein bisschen Trost.
Mirko B.    
Punkte: keine Wertung
ITCHY - All We Know
Arising Empire/Warner
Itchy haben das vermeintliche Pupskind auf die stille Treppe verbannt und sind nun mit einem neuen Album mit dem Namen 'All We Know' zurück. Das 7. Studioalbum klingt weniger nach radikalem Neustart sondern viel eher nach einer Platte, die durch einen Prozess, eine Weiterentwicklung von bisherigen Werken und Erfahrungen gezeichnet ist. Textlich wie musikalisch geht's auf der Platte deutlich tiefer, facettenreicher und erwachsener zur Sache. Persönliche Kinnhaken und auch sozialkritische Seitenhiebe gibt es in Singles wie 'Nothing' oder 'Fall Apart', aber nicht auf die dreiste, plumpe Art, sondern cooler, irgendwie tänzelnd. 'All We Know' hat an all den richtigen Stellen eine gehörige Portion Groove, positive Power und Singalong-Hits und hat gleichwohl Melancholie und Nachdenklichkeit, ohne dabei verbittert zu wirken. Musikalisch sticht besonders 'Black' aus dem sonst recht fluffig-poppigen Album durch ungewohnt harte Riffs hervor. 'The Last Of Us' bietet als letzte Nummer der Platte ein hymnenartiges Ende. Alles in allem überzeugt die Scheibe wohl alle Hörerinnen und Hörer, die ebenfalls über die letzten Jahre ihr inneres 'Poopzkid' hinter sich gelassen oder zumindest ein paar erste graue Haare aus dem sonst noch farbenfrohen Haupthaar gezupft haben.
Oliver H.  
Punkte:
7.0 von 10
EKTOMORF - Warpath (Live And Life On The Road)
AFM Records/Musikvertrieb
Die ungarische Thrash Metal-Lokomotive Ektomorf meldet sich anderthalb Jahre nach ihrem letzten Longplayer 'Aggressor' nun in Bild und Ton zurück. Wie viele andere Bands davor tat es die Truppe um Zoltán 'Zoli' Farkas ihnen gleich und nutzte die Kulisse des Kultfestivals 'Wacken Open Air' für ein Live-Album. 'Warpath (Live And Life On The Road)' fasst ihren Auftritt in Wacken von 2016 musikalisch zusammen. Die CD respektive die DVD ist recht gut gelungen, da sie die intensive, energetische und überwältigende Live-Show, für die die Jungs bekannt sind, super rüberbringt. Wer nur die CD besitzt, ist vielleicht nicht vollumfänglich glücklich, denn von den gerade mal elf Songs sind ganze vier vom letzten Album. Was aber die Fans in Entzücken versetzen dürfte, ist der komplette Ektomorf-Gig und vielleicht noch mehr die über 60 Minuten lange, brutal ehrliche und schwerst unterhaltsame 'Behind-The-Scenes' Tour-Dokumentation 'Live And Life On The Road'. Selten gab eine derartige Doku ungeschöntere Einblicke ins Tourleben einer Metalband. Als reines Live-Audioalbum ist es eines von vielen und nicht gerade rekordverdächtig, was aber die DVD wieder ein wenig wettmacht. Für den Audio-Mix konnte man erneut Tue Madsen (Antfarm Studios) gewinnen.
Oliver H.     
Punkte: keine Wertung
KING SATAN - King Fucking Satan
Plastic Head Distribution
Das erste Studioalbum des finnischen Multiinstrumentalisten "King Aleister Satan" und seiner Industrial Metal Band schlägt deftig auf die Ohren und macht Stimmung auf eine fette Grufti-Party. Mit von Elektrobeats durchtränkten Verzerrungen und teilweise elektronisch scheinenden Stimmchen in manchen Liedern ist das düstere Erlebnis eine ungewohnte Attraktion. Leider merkt man nach dem Durchhören, dass nichts wirklich geblieben ist und das Album auf der Form, nicht aber auf dem Inhalt basiert. Das harte, elektronische Hörvergnügen hinterlässt somit keinen bleibenden Eindruck, wenn auch die 45 Minuten äusserst Spass machen. Dieses Album fällt in die Kategorie "für zwischendurch".
Monika M.   
Punkte:
7.0 von 10
BLACKOUT - The Horse
RidingEasy Records
Das Trio aus der Hipster-Hochburg Brooklyn weiss wie man richtig heftig Lärm erzeugt. Irgendwo zwischen schön sumpfigem Sludge und leicht doomigem Stoner Rock angesiedelt, knallen die drei innert knackig-kurzen 38 Minuten acht Riffgranaten raus, die Punkto Energie kaum Wünsche offen lassen. Zwar ist die dünne, leiernde Stimme von Gitarrist Christian Gordy eher nicht gerade das Gelbe vom Ei, aber das machen die Jungs mit der urgewaltigen instrumentalen Performance wieder wett. Der andernorts gebrachte, direkte Vergleich zu NYHC-Grössen wie Helmet und Cro-Mags hinkt meines Erachtens zwar, aber wenn es um die Höhlenbewohner-Attitüde geht, dann sehe ich da durchaus Parallelen. Zudem agieren die drei New Yorker zwar sehr aggressiv, aber das nie auf Kosten des Grooves. Die Gewaltausbrüche sind somit stets da, aber immer kontrolliert und kanalisiert, das Trio riskiert keinen Augenblick lang, im sonoren Chaos zu versinken, auch wenn sie dieser Grenze in 'Rat Spirit' gefährlich nahe treten. Irgendwie überrascht es mich überhaupt nicht, dass die Scheibe innert vier Tagen aufgenommen worden ist, jeder zusätzliche Tag wäre der hier dargebotenen Intensität wohl nicht zuträglich gewesen. So ist es der Band gelungen, die ungestüme Energie eines Gigs in irgendeinem kleinen, verschwitzten New Yorker Clubs authentisch einzufangen. Die grosse Achillesferse ist und bleibt halt die grenzwertig schiefe Gesangsdarbietung, da muss man wirklich sehr grosszügig darüber hinweghören, und das ist trotz der knappen Spielzeit leichter gesagt als getan.
Mirko B.   
Punkte:
6.9 von 10
MARTY FRIEDMAN - Wall Of Sound
Prosthetic Records
Wenn man ein Solo-Album rausbringt, das fast rein instrumental ist und man noch Marty Friedman heisst und dazu noch Greg Bissonette an den Drums hat, kann man eigentlich spielen, was man will. Ich meine, ob brachial harte Riffs im ultraschnellen Tempo, gemischt mit zarten Gitarrensoli und Geigensoli, und das alles in einem Song, das geht nur, wenn man ein Gitarren-Virtuose wie Friedman ist. Natürlich ist "Wall Of Sound" kein Produkt für den 'normalen' Musikhörer oder Geniesser. Für den hat's hier zu viel Gefrickel und viel zu viele Soli. Und wann fängt denn da endlich einer zu singen an? Ihr versteht, was ich meine... Und so ist "Wall Of Sound" wirklich nur was für Gitarren-Freaks oder für die, die es gerne wären. Und so zieht sich das Up Tempo/Low Tempo-Solo-Ding fast durch alle 10 Songs. Auch beim härteren "Something To Fight", das von Jorgen Munkeby (Shining) gesungen wird, kommt keine grosse Abwechslung auf. Dass Marty Friedman ein exzellenter Gitarrist ist, bezweifelt wohl niemand, ich frage mich nur, ob das genügt. Vom Songwriting her klingt alles etwas verwirrend und zu ähnlich, ich denke, das ist wie oben erwähnt wirklich nur was für Hardcore-Fans von Friedman und Gitarren-Freaks.
Crazy Beat   
Punkte:
6.9 von 10
NEUN WELTEN – The Sea I'm Diving In
Prophecy Productions
Das deutsche Dark Folk-Kollektiv Neun Welten meldet sich nach einer 8-jährigen Kreativpause mit dem dritten Studioalbum zurück - und die Zeit ist nicht stehengeblieben. Album- und Liedtitel offenbaren bereits eine erste Richtungsänderung - die deutschen Texte sind Englischen gewichen. Ungewohnt sind auch der nun regelmässig eingesetzte sanft-zerbrechliche Gesang und die Keyboardteppiche, welche den Kompositionen stellenweise einen symphonischen Anstrich geben. Der thematische Aufhänger von "The Sea I'm Diving In" ist das Element Wasser, welches sowohl für Romantik, Ruhe und Gelassenheit, aber auch für Desaster und Zerstörung steht. Durch die Synthiesounds und das Hinzunehmen von elektrisch verstärkten Gitarren inszeniert man die düstere Seite der Medaille stimmungsvoll. Über weite Teile des Albums lassen Neun Welten ihre Hörer jedoch in einem träumerischen Schwebezustand durch die Tiefen der See gleiten und diese mysteriöse, mystische Umgebung erkunden. Der charakteristische Klang der Band ist somit immer noch präsent, nur wurde er in ein vielseitigeres Gewand gekleidet.
Patricia L.
  
Punkte:
6.8 von 10
OCEANS ATE ALASKA - Hikari
Spinefarm/Universal
Oceans Ate Alaska ist eine Metalcore-Band der etwas anderen Art. Die Truppe aus Birmingham ist musikalisch dort hängengeblieben, wo Bring Me The Horizon mit 'Count Your Blessings' Einzug hielten und der Autotune-Gesang auch im Metal mehr und mehr an Wichtigkeit gewann. Eine wahre Fanbase haben sich die Engländer mit ihren speziellen Screams, Shouts, Breakdowns und aufpoliertem Klargesang erspielt. Das Debut 'Lost Isles' erschien 2015, und nun sind sie mit 'Hikari' durch die masslose Verknüpfung von Härte und der Einsatz von autotunem Gesang noch fieser, garstiger und übertrieben brutaler zurück. Das Album ist wie eine Karikatur des Metal- und Deathcore-Genres. Durch diese konträren Facetten ist das zweite Album der Band nur durch eine ironische Brille ertragbar, da alles auf jeglicher Linie völlig überzogen ist. Wenn dann noch atmosphärische Akustikgitarren wie in 'Deadweight' und Rap-Gesang wie bei 'Entrapment' hinzukommen, kann man sich gewiss sein, dass auch das Quintett sich selbst nicht zu ernst nimmt. 'You have to read between these words', singen sie in 'Hansha'. Das sagt alles, denn sollte die Platte wirklich ernst gemeint sein, dann haben die Jungs echten britischen Humor.
Oliver H.
Punkte: 6.7 von 10
SCHAFOTT - The Black Flame
High Roller Records
Die Dresdener Schafott sind ein musikalischer Grenzfall. Eingefleischten Black Metal-Fans sind sie wahrscheinlich zu traditionell metallisch, Classic Metal-Freaks dürften hingegen mit dem deutlich angeschwärzten und thrashigen Songmaterial eher wenig anfangen können. Am ehesten werden wohl Freunde von frühen Slayer, Venom oder Sodom Freude am Debut des Quartetts haben, wobei die vier Sachsen einiges präziser ans Tageswerk gehen als die zwei Letztgenannten in ihrer Frühphase. Der Rumpelfaktor hält sich deutlich in Grenzen, und auch der Sound ist für eine solche Veröffentlichung völlig in Ordnung, und das, obwohl es sich bei 'The Black Flame' eigentlich um Proberaumaufnahmen handelt, welche in der Folge noch in 2 Studios nachbehandelt worden sind. In Tracks wie 'Ostara', 'Saw The Salt' oder dem anfangs gar heftigen 'Total Cleansing' sticht immer wieder die hervorragende Gitarrenarbeit der Klampfer Wraith und Molester hervor, die es im ganzen wüsten Geröder immer wieder verstehen, überraschend melodische Einsprengsel einzuwerfen. Und genau diese kleinen Farbtupfer, kombiniert mit dem gar nicht mal so primitiven Old School-Songwriting, machen diese Platte so interessant, denn bei jedem Durchlauf entdeckt man wieder neue Feinheiten. Zudem knüppeln sich die Jungs, bei denen übrigens der Drummer die blasphemischen Texte ins Mikro bellt und röchelt, nicht durchweg geradlinig durch die neun Nummern, sondern sorgen mit Dynamik und Tempowechsel immer wieder für angenehme Abwechslung. Es würde mich brennend interessieren, wie diese Scheibe klingen würde, wenn ein anständiges Budget die Aufnahmen in einem professionellen Studio erlaubt hätten, vermutlich würde 'The Black Flame' knallen ohne Ende. Jedenfalls bin ich gespannt auf die künftigen Veröffentlichungen aus dem Hause Schafott, diese Band zeigt definitiv Entwicklungspotential. 6.66 Punkte wären hier angebracht, die muss ich in Anbetracht unseres Benotungssystems aufrunden. Und künftig liegt da noch viel mehr drin, da bin ich mir absolut sicher.
Mirko B.
Punkte: 6.7 von 10
LOW FLYING HAWKS - Genkaku
Magnetic Eye Records
Auf das letztjährige Album 'Kofuku' folgt jetzt 'Genkaku', klingt irgendwie nach den Namen irgendwelcher japanischer Manga-Charaktere mit Augen so gross wie Bratpfannen. In Wirklichkeit handelt es sich bei Low Flying Hawks um ein texanisches Duo, das sich dem sphärischen Ambient Doom verschrieben hat. Die zwei Herren, die offensichtlich anonym bleiben wollen (EHA am Mikrophon, Bass und Gitarre, AAL an Bass, Gitarre und Backgroundgesang) haben dabei ein definiertes Ziel vor Augen: 'Was wir erreichen wollen, ist, dass der Hörer in einen Zustand der Trance und Verwirrung fällt'. Nun, da sich Trance u.a. auch durch sehr tiefe Entspannung manifestieren kann, hat's bei mir offensichtlich geklappt, denn vor lauter Tiefenentspannung wäre meine Birne beinahe auf die Tastatur geknallt. Ernsthaft jetzt: Es mag ja ganz edel, interessant und künstlerisch wertvoll sein, was die beiden da unter der Beihilfe von Drummer Dale Crover (The Melvins), Bassist Trevor Dunn (Mr. Bungle) und Sänger King Buzzo (The Melvins) kreiert haben. Aber die Songs bestehen wirklich grösstenteils nur aus anstrengenden, zähen Längen, deren einschläfernden Wirkung sich wahrscheinlich kaum jemand entziehen kann. Selbst wenn sich wie in 'Space Wizard' ein stoniger Boogie-Groove einstellt, bleibt das Endresultat ermüdend. Das Zusammenspiel aus extrem fuzzigen, nahe am Drone liegenden Riffs (ich sag mal Sunn O))) light, zur besseren Verträglichkeit) und weit in den Hintergrund gemischtem Leiergesang verfehlt seine Wirkung nicht. Hier wird viel extrem niederschlagende Melancholie verbreitet, die einen selbst an einem sonnigen Sommertag die Welt nur noch in schäbigen Grautönen sehen lässt. Wer's braucht: viel Spass damit.
Mirko B. 

Punkte: 6.6 von 10
RINGS OF SATURN - Ultu Ulla
Nuclear Blast/Warner
Die Aliencore-Hyperventilierer stehen mit ihrem vierten Album in den Startlöchern und der Opener "Servant of this Sentience" tönt als ob man einen flotteren Eluveitie-Song durch den CyberDeath-Wolf gedreht, mit Plastikzuckerguss überzogen und die Regler auf "fett" gestellt hätte. Dazu gibts einen Siech voll der typischen, nach 128bit-Konsolengame tönenden Arpeggios, Growls, Screams und Breakdowns, Breakdowns, Breakdowns. Kann einem gefallen, muss es aber nicht. Dass diese hochgezüchtete Performance live hält was sie auf den Aufnahmen verspricht wage ich nach wie vor ärgstens in Frage zu stellen und lege die Saturnringe intern unter "musikalisches Kunstprojekt" ab. Die Jungs beherrschen ihre Instrumente, ohne Frage, aber mir bleibt nichts wirklich hängen. Es gibt immer wieder mal ein Riff oder Interludium das kurz aufhorchen lässt, aber über die kompletten 42 Minuten ist mir dieser ADHS-Trip zu unschlüssig komponiert. Wer ein Deathcore-Äquivalent zu Dragonforce sucht oder ab dem zweiten Iwrestledabearonce-Album neues Futter braucht, wird mit "Ultu Ulla" gut bedient werden. Reinhören auf eigene Gefahr.
Hardy 

Punkte: 6.5 von 10
END OF GREEN – Void Estate (2 CDs)
Napalm Records/Universal
Nun ja… Man bekommt in der Regel nie das, was man gerne hätte. Ist so, weil Teil des Lebens und Schicksal, Karma oder was auch immer ist eh ein Arschloch. Egal. Bei den Deutschen von End Of Green war ich nach dem letzten Output „The Painstream“ guter Hoffnung, dass man sich nach einer eher schwächeren Phase (meine Meinung nach alles nach „Dead End Dreaming“, bis heute unerreicht) wieder gefangen und auf seine Stärken, nämlich melancholische Sounds mit einer deutlich harten Schlagseite zu versehen, besinnen würde. Jedoch, der einzige etwas schnellere Track (wenn man dem so sagen darf), ist „Crossroads“ – und hier wird hauptsächlich nur eine akustische statt der elektrischen Gitarre bevorzugt. Alle, und das sage ich mit voller Überzeugung, alle anderen Tracks sind im Low Tempo gehalten, sehr ruhig, klar düster und hoffnungslos, aber seeehr schleppend. Michelle Darkness hat praktisch alle Spektren seiner Stimme zur Geltung gebracht, aber so richtig angepisst oder mindestens rockig-kratzig, so kommt er schlichtwegs praktisch nie mehr rüber. Kurz zusammengefasst: „Void Estate“ ist quasi das Balladen-Album der Düsterrocker, wer auf energetische, flotte Kracher hofft, der könnte an diesem Album keinen Gefallen finden. Wer aber die ruhigere Zeit mit Melancholie füllen will und gerne mal mit Fields Of The Nephilim, The Sisters Of Mercy oder The Cure sich berieseln lässt, der sollte sich „Void Estate“ mal reinziehen. Für mich persönlich zu langsam, zu ruhig, zu nichtssagend.
Toby S. 

Punkte: 6.5 von 10
EXIT EDEN - Rhapsodies in Black
Napalm Records/Univeral
Popmusik die rockt? Aber sicher! Die vierköpfige Frauengruppe, bestehend aus grossen Stimmen anderer Bands oder Musikprojekte, covert neuere und ältere Hits in grossem Stil – da schwingt das Bein von selber. Fans der 80er Jahre bekommen solide Hits in neuer Verpackung und auch eine jüngere Generation wird einige Lieder wiedererkennen. Superhits von Depeche Mode, Madonna oder den Backstreet Boys in einer Symphonic Metal Version. Auf Dauer wirkt das Album aber leider ein Wenig langweilig. Während die einzelnen Lieder bis auf einige bombastisch klingen, ist das Gesamterlebnis musikalisch doch eher durchschnittlich. Pluspunkte gibt es für die tollen Stimmen und die schöne Abwechslung.
Monika M. 

Punkte: 6.5 von 10
FORNHEM – Ett Fjärran Kall
Trollmusic
Das Titelbild zeigt einen Waldsee, das kürzeste der vier Lieder ist ein wenig länger als sieben Minuten. Wer naturverbundenes Post Black Metal erwartet, wird aber nur bedingt fündig. Während der Opener schnell und rifflastig beginnt, zeigt sich beim zweiten Song die Eigenart der Band. Denn die Schweden zählen neben altem Black Metal auch Folk Rock zu ihren Einflüssen. Am Start zeigt sich, dass durch akustische Gitarren, deren Melodie die restlichen Minuten des Songs omnipräsent ist. Daneben sind die Rhythmen sowie die ganze Songstruktur sehr eingängig. Leider ist der Melodie zu wenig gut um über die gesamte Spielzeit zu überzeugen, da wären einige Wiederholungen weniger auch machbar gewesen. Im Vergleich zu Wodensthrone oder Winterfylleth legen die Schweden mehr Fokus auf Harmonie, wodurch die Gitarren weniger mit Riffs beschäftigt sind als mit aufgelösten Akkorden im Tremolopicking. Durch das gleichmässig träge Tempo ohne grosse Wechsel fehlt es meiner Meinung nach auch an Dynamik und die Lieder verkommen durch ihre Dauer zu Geduldsproben. In der Schwemme an Alben werden die Schweden Mühe haben, im oberen Bereich mitzuspielen. Fans von Wodensthrone, Winterfylleth, Saor müssten das hier aber fast mal austesten.
Tristan  
Punkte: 6.4 von 10
THE END A.D. -Scorched Earth
Massacre Records/Musikvertrieb
Die im 2014 gegründet Band The End A.D. bringen mit "Scorched Earth" ein erstes Lebenzeichen in Form ihres Debutalbum heraus. Geboten wird solider Metal der härteren Gangart mit einer latenten Thrash-Schlagseite, so wie er in den 90iger Jahren gang und gäbe war. Früher war das mal sehr neu und innovativ, aber heute ist das nur noch eine Kopie von früher. Und so gibt es 2017 sicher zwingendere Bands als The End A.D., die handwerklich sicher nicht schlecht agieren und bei Leuten der Kategorie "Früher war alles besser" sicher offene Türen einrennen werden. Alle Songs bewegen sich um die drei Minuten herum, kurz und knackig, aber sind schwer voneinander zu unterscheiden, denn es fehlen auch die wirklichen Höhepunkte, und so zieht dieses Album recht gleichförmig an mir vorbei. Als spezieller Ausreisser präsentiert sich die Ballade "The Intercessor", die ohne Gesang angenehm daher kommt. Mein Highlight des Albums ist der Song "The Form Destroyer/Killing Floor", der mit einem wirklich geilen Gitarrensolo aufwarten kann! Der Gesang, der ab und zu nach Ministry tönt, macht den Gesamtsound auch nicht speziell unverkennbar. Für Liebhaber der vermeintlich guten, alten Zeiten könnten The End A.D. ein Geheimtipp darstellen.
Roolf 

Punkte: 6.4 von 10
LIONSOUL - Welcome Storm
Limb Music
Beim Limb Music erschienen auch die ersten Rhapsody-Scheiben, und wenn man bedenkt, dass LionSoul auch aus dem Stiefel-Staat kommen, ist die Marschrichtung von LionSoul eigentlich klar. Gut, die Jungs aus Bergamo lassen die Theatralik und die Keyboards entweder ganz weg oder im Hintergrund. Das kommt dem Sound zugute, der sich als guter Power/Speed Metal entpuppt. Auch dank des kernigen Gesangs von Ivan Castelli. Leider pumpen auch LionSoul zu viele Details in die Songs («Next Genesis») und überfluten den Track damit. Was auch zu wenig stark ans Tageslicht kommt, sind die Melodien, die sich nachhaltig in den Gehörgängen festkrallen. Allerdings sind es Lieder wie «Lion's Throne», die aufhorchen lassen. Würden die Jungs mehr solcher Nummern schreiben, würden man sie schnell in der Schnittmenge von den neueren Gamma Ray und Masterplan sehen und im gleichem Atemzug nennen. Wohin der Weg mit LionSoul gehen wird, wird wie immer die Zukunft weisen. Hört in das Album rein und bildet euch eure eigene Meinung. Es gibt viel Licht, aber (noch) mehr Schatten...
Tinu   
Punkte: 6.0 von 10
ALPHA TIGER - Alpha Tiger
Steamhammer/Musikvertrieb
Man kann ohne weiteres sagen, dass Alpha Tiger eine turbulente Zeit hinter sich haben. Ich spar mir hier die ganze Geschichte nochmal durchzukauen, denn mittlerweile dürfte beinahe jedem Metal-Fan der plötzliche Ausstieg von Sänger Stephan Dietrich direkt nach Beendigung der letzten Platte 'iDentity' bekannt sein. Aber dass eine Band, die gerade einen musikalischen Kurswechsel vollzogen und sich deutlich weiterentwickelt hatte, die Flinte nicht ins Korn wirft und sich stattdessen entschliesst, mit einem neuen, jungen Sänger weiterzumachen, verlangt vollsten Respekt. Da Benjamin Jaino nun schon über 50 Shows mit seinem neuen Arbeitgeber absolvieren konnte, war es für Gitarrist und Songwriter Peter Langforth natürlich viel einfacher, sich auf den neuen Sänger einzustellen und die Songs passend zu seiner Stimme zu schreiben. Aber kommen wir zur neuen Scheibe die schlicht 'Alpha Tiger' getauft wurde. Auf ihren ersten beiden Alben spielten Alpha Tiger noch lupenreinen, schnörkellosen Heavy Metal, bevor sich die Band auf ihrem dritten Langspieler 'iDentity' ein grosses Stück davon wegbewegten und düsterer und vor allem erwachsener klangen. Diese Richtung führt die Truppe aus dem sächsischen Freiberg auf 'Alpha Tiger' nicht nur fort, sie wagt sich in immer neue Gewässer und scheint sich so richtig auszutoben. Diesmal kommt sogar in sämtlichen Songs die Deep Purple-typische Orgel zum Einsatz, die bei einigen Nummern, wie beispielsweise dem Opener 'Comatose' oder dem tollen 'Aurora', sehr gut passen und da echt nochmal was rauskitzeln, aber leider auch oft mehr stören. Generell habe ich so meine Probleme mit der neuen Platte. Ich fand, 'iDentity' war ein Schritt in die richtige Richtung und der Band stand die neuere musikalische Ausrichtung sehr gut, aber auf 'Alpha Tiger' geht mir das dann teilweise schon zu weit. Die Songs wirken sehr oft überladen und ich finde, einen Tick weniger wäre genau das Richtige Mass gewesen. Während Songs wie die bereits angesprochenen 'Comatose' oder 'Aurora', aber auch 'Welcome To Devil's Town' super sind und die ganze Klasse der Band zeigen, bekommt mich bei anderen Nummern, wie 'To Wear A Crown', 'My Dear Old Friend' oder 'If The Sun Refused To Shine' eher Langeweile und mir kommt direkt das Wort Lückenfüller in den Sinn. Ich bin tatsächlich hin und her gerissen, denn einige Titel sind, wie bereits gesagt, sehr gut, musikalisch zeigen die Herren, was sie draufhaben und Benjamin Jaino liefert eine verdammt starke Vorstellung ab. Auf der anderen Seite versprüht die Scheibe eine ganz seltsame, viel zu düstere Grundstimmung und hat leider auch viel zu viele Füller drauf. Mir persönlich gefiel 'iDentity' deutlich besser und ich bin sehr gespannt, wo der Weg von Alpha Tiger mit ihrem neuen Album hinführt. Man muss sich definitiv intensiv mit ihnen beschäftigen, denn hier wird schwere Kost serviert.
Sascha Sch.   
Punkte: 6.0 von 10
EMPIRE - The Raven Ride
Pride & Joy Music
Beim Betrachten des Covers und Bandnamens hatte ich gleich das Gefühl, das schon mal gesehen zu haben. In der Tat handelt es sich hierbei um einen Re-Release von 2006. Genauer gesagt sprechen wir hier von der "Band", die Gitarrist Ralf Munkes (Crematory, Ex-Razorback) mit stetig wechselndem Lineup zwischen 2001 und 2007 am Start hatte. In der Zeit sind insgesamt vier Alben veröffentlicht worden, die aber trotz solch klingenden Namen wie Tony Martin (Ex-Black Sabbath), Neil Murray (Ex-Whitesnake, Ex-Black Sabbath, Snakecharmer u.v.a.m.) und André Hilgers (Ex-Rage, Ex-Axxis), um jetzt bei «The Raven Ride» zu bleiben, letztlich keine grossen Stricke zerrissen haben. Der Grund ist schnell gefunden: nur durchschnittliche Songs! Das wird mit der Neu-Auflage sicher nicht besser, und die mir zur Verfügung gestellten mp3-Files mit bloss 192 kbit/s klingen trotz "Überarbeitung" des Materials sogar schlechter als das Original, das noch unter Metal Heaven veröffentlicht wurde. Das vorliegende Album ist nun das dritte, das jetzt im August neu aufgelegt wird. Im November folgt mit «Chasing Shadows» (2007) die vierte und letzte Scheibe. Des Weiteren vermag Tony Martins Stimme die genialen Vibes der Black Sabbath Alben wenig bis gar nicht zu entfalten. Woran das liegt?! Zum einen entwickelt der Sound (trotz gut hörbarem Bass von Neil) zu wenig Druck, vor allem das Schlagzeug klingt viel zu platt, und zum anderen kränkelt es unter dem Strich eben am zwar sicher soliden, aber nicht ausreichend innovativen Songwriting. Selbst die Halbballade «What Would I Do» ist halt nur gut statt herausragend. «The Raven Ride» kann für die Zielgruppe dennoch interessant sein, zieht aber gegenüber der zahlreichen und besseren Konkurrenz der Vergangenheit wie Gegenwart klar den Kürzeren, berühmte Namen hin oder her.
Rockslave  
Punkte: 6.0 von 10
FOR THE WIN - Heavy Thoughts
Victory Records
Wie ist es grösstenteils mit diesen Pop/Punk-Bands? Entweder man liebt oder man hasst sie. So wird es wohl auch bei dem hier vorliegenden Album von For The Win aussehen. Die Platte ist gespickt mit zehn poppig melodiösen Metalcore-Punk Nummern, die stellenweise mit härteren Screams veredelt werden. Teilweise verfehlt aber genau diese Einlage klar das Ziel, denn es klingt gekünstelt und wenig echt. Nummern wie 'Nowhere To Run' sind dafür stilecht und gradlinig. Muss deshalb nicht gefallen aber es kann. Es liefert jedenfalls den perfekten Soundtrack zu irgendeinem weiteren Colledge-Film im Stile von American Pie. Der Sound von 'Heavy Thoughts' ist gut produziert und bietet auch musikalisch hie und da einen Leckerbissen. Für meinen Geschmack leider zu wenig, um gerade den ganzen Knochen zu kaufen. 'How Can I' ist ein typischer Track der Band, der an andere Genre-Punker wie Blink 182 erinnert und ziemlich gut den gesamten Inhalt der Platte verkörpert. Ohne diese Sparte abwerten zu wollen - der Funke will einfach nicht überspringen.
Oliver H.   
Punkte: 6.0 von 10
VINSTA – Wiads
Trollmusic
Beim ersten Hördurchlauf habe ich mich noch gefragt, warum jemand zwei Songs mit je knapp eineinhalb Minuten an den Albumanfang packt. Erst beim Lesen des Beipackzettels fiel auf, dass die Liednummerierung nicht stimmt, ich hoffe mal dass dies bei der echten CD berichtigt ist. Denn gedacht wäre der Beginn mit dem Titeltrack, in bestem Salzburger Dialekt vorgetragen. Der Trend, die volkstümliche Herkunft gemeinsam mit Black Metal zu verpacken, ist ja nichts Neues, bereits Lunar Aurora haben in bestem Bayrisch gesungen. Auch sind akustische Passagen nicht mehr besonders überraschend. Was allerdings überrascht ist die glasklare Produktion, mit welcher das Debut daherkommt. Mit diesem Sound sind sogar die Vocals seidenfein zu hören, Puristen könnten damit Mühe haben. Das Projekt stammt aus der Feder eines einzelnen Künstlers, welcher sich für die Umsetzung zwar Hilfe von verschiedenen, nicht speziell erwähnten Musikern geholt hat, aber leider merkt man vor allem bei den Rhythmusgitarren zu oft mangelnde Abwechslung. Die Begleitungen wiederholen sich zu oft und sind zu langweilig um wirklich lange zu motivieren. Man höre ‘Gedonknschwa’, das monotone Muster wiederholt sich über ganze zehn Minuten immer wieder. Und bei so klarem Sound wirkt das leider nicht hypnotisch, sondern langweilig. Dies zieht sich durch die anderen Lieder durch, wirklich packende Riffs finden sich leider nicht. Und auch die Gesangsmelodien sind zu wenig eingängig um sie erneut zu hören. Dafür hat der Bass sehr viel Platz bekommen. Ein Album, das interessante Ansätze bietet, auf Dauer aber zu wenig zu bieten hat.
Tristan   
Punkte: 6.0 von 10
CATEGORY VI - War Is Hell
Killer Metal Records
Für Fans von Judas Priest, Dio, Malice und Hawaii wird «War Is Hell» angepriesen. Nun ja... Grosse Worte, die wie so oft nicht gehalten werden können, denn an den Qualitätslevel der genannten Truppen, kommen Category VI nicht heran. Sängerin Amanda Marie Gosse schreit sich kraftvoll durch die acht Tracks, die sicher eine Menge Metal verbreiten. Gitarrist Geoff Wayne rifft und soliert wie ein Wahnsinniger und drückt den Lieder seinen Stempel auf. Die Songs haben wirklich was, aber wie so oft fehlt ihnen das entscheidende Merkmal, der Wiedererkennungsgrad. «Strike Of The Axe» und das folgende «The Traveller/The Dark Warrior» zeigen auch, dass die Truppe bemüht ist, die Lieder immer abwechslungsreich zu gestalten und trotzdem mit einem roten Faden das Geschehen zu diktieren. Aber wenn wir ehrlich sind, bleibt nach dem Hören sehr wenig hängen. Grundsätzlich hat es der Vierer verdient, die Aufmerksamkeit der Hörer für sich zu gewinnen. Allerdings tummeln sich zu viele Truppen da draussen rum, als dass man sich in der Flut an neuen Scheiben gerade «War Is Hell» krallt. Aber wer weiss, vielleicht mit einer druckvolleren Produktion könnte durchaus was werden mit Category VI.
Tinu    
Punkte: 6.0 von 10
ELA - Second Reality
Massacre Records/Musikvertrieb
Die neue, vielversprechende Melodic Power Metal Scheibe kommt scheinbar solide daher, enttäuscht jedoch als Gesamtkunstwerk. Mit deutlich hörbarem Einfluss alter Grössen des Heavy Metal schlagen sich ELA und ihre Bandkollegen gut die 45 Minuten, der Sound wirkt stellenweise jedoch immer wieder recht einfallslos und langatmig. Dies scheint mir recht unverständlich, zumal alle Ansätze gut gewählt wurden und sowohl die Stimme, wie auch die Instrumente hauen ordentlich rein. Positiv herausstechen tun nur vereinzelte Lieder. Dennoch ist die Gesamtatmosphäre des Albums gut und weckt gute Laune.
Monika M. 
Punkte: 6.0 von 10
EXOSKELETT - Collected Bones (EP) (Re-Release)
Hammerheart Records
Mit "Collected Bones" bringen Exoskelett ihre beiden bereits veröffentlichten EPs unter's Volk. Musikalisch geht es in Richtung Very Old School-Death Metal, und genauso hört sich auch die Produktion an, die direkt aus dem Proberaum stammen könnte! Hier wird geröchelt und gerumpelt, was das Zeugs hält. Nicht gerade sehr innovativ, aber solide dargeboten. Von der Geschwindigkeit her bewegen sich Exoskelett im gemächlichen Bereich, also sind keine Geschwindigkeitsübertretungen zu befürchten. Und es gibt sogar auch Ausflüge in Doom-Gefilde, wie auf dem Song "Ossuary". Als Vergleich kommen mir Repuked in den Sinn, die aber noch eine Ecke räudiger und dreckiger zu Werke gehen! Auf den Vocals hat es sehr, sehr viel Hall, wie man es auch von zahlreichen Punkbands her kennt. Exoskelett sind jetzt sicher nicht die Entdeckung dieses Jahres, aber auch nicht wirklich schlecht. Deshalb muss jeder für sich selber entscheiden, ob er die Band antesten will, denn bei der Flut von sensationellen Alben jeden Monat gibt es sicher genügend brauchbare und zwingendere Alternativen!
Roolf 

Punkte:
keine Wertung
JANET GARDNER - Same
Pavement Music
Janet Gardner wackelt auf Solopfaden. Wackelt aus dem Grund, dass sie den gleichen (irritierenden) Weg geht, wie auch schon die Scorpions, Def Leppard, W.A.S.P. oder George Lynch. Man versucht durch moderne Sounds eine härtere Gangart zu erzielen und verliert sich so in musikalischen Gewässern, die den jeweiligen Künstlern nicht gut zu Gesicht standen. Zusammen mit ihrem Ehegatten Justin James darf man durchaus von einem Soloalbum sprechen, bei dem die Songs nicht zur eigentlichen Hauptband, Vixen, passen. Mit Dance unterlegten Grooves startet «Rat Hole», bei dem schnell klar wird, dass man sich ohne musikalische Grenzen allen möglichen Rezepten bedient und dabei ein Fast-Food-Gericht serviert, das Metal- oder Hard Rock-Gourmets kaum gefallen wird. «If You Want Me», «Candle» und «Best Friend» erinnern noch am «ehesten» an die erfolgreichen Zeiten der Girl-Truppe Vixen. Alles andere erklingt eher, als würde man versuchen, der Experimentierfreudigkeit des Gatten einen Gefallen zu tun und den Songs die nach wie vor tolle Stimme freundschaftlicherweise zur Verfügung zu stellen. Vixen-Fans aufgepasst, dieses Soloalbum ist weit davon weg, mit Melodien und Ohrwurmrefrains sich den Weg in das Herz zu fräsen. Mutige dürfen ruhig antesten.
Tinu    
Punkte: 5.0 von 10
ALAZKA - Phoenix
Arising Empire/Warner
Mein erster Gedanke, als ich dieses Debut von Alazka hörte: 'Ich bin zu alt für den Scheiss'. Vielleicht liegt es wirklich an meinem fortgeschrittenen Alter, dass ich mit dieser Mischung aus Modern Stadion Rock und Metalcore nicht viel anzufangen weiss, jedoch dieses penetrante Gefühl, dass mir dauernd Süssstoff in den Arsch geblasen wird kann ich einfach nicht abschütteln. 'Phoenix' ist für mich schlicht 'Plüsch-Core', der in Schlafzimmern von wohlgehüteten Teenagern welche so ein klein wenig 'rebellieren' wollen bestens funktioniert, jedoch mit dem wahren Leben kaum was zu tun hat. Eingepackt in einer Seifenblase hüpft man von einer rosa Wolke zur Nächsten und kotzt höchstens mal einen Regenbogen. Nein es geht mir wirklich nicht darum, Alazka irgendwie nieder zu machen, die Band hat durchaus ein Händchen für eingängige Melodien, selbst der Clean-Gesang mag überzeugen und es gibt auch ab und zu spielerisch interessante Ansätze wie beispielsweise das (zu kurze Solo) bei 'Legacy', doch wo sind die Ecken und Kanten, wo der Dreck, wo die Faust in die Magengrube? Ich habe keine Ahnung, wem ich diese Art von Musik schmackhaft machen soll, vielleicht jungen stets gut gelaunten Menschen, für die es nichts schöneres als Sonnenschein gibt und von Mama und Papa auf den 18. Geburtstag ein Mercedes Cabriolet geschenkt bekommen haben. Also hört rein und entscheiden selber, ob ihr lieber Himbeersirup trinkt oder dann doch eher ein Glas Single Malt kippt.
R.K.      
Punkte: 4.5 von 10

DEAD CROSS - Dead Cross
Ipacac
Wenn sich Mike Patton (u.a. Faith No More) und Dave Lombardo (Ex-Slayer, Ex-Grip Inc.) mit ihren Sidekicks Mike Crain (Retox) und Bassist Justin Pearson (The Locust, Head Wound City, Retox) musikalisch zusammentun, dann jubelt gleich die ganze Welt ob dieser neuen Hardcore/Punk/Metal-Supergroup. Ich juble nicht, denn in meinen Ohren werden hier wieder mal im Namen der künstlerischen Selbstfindung die Grenzen des Erträglichen ausgelotet. Auf dem selbstbetitelten Debut des Quartetts, das unverständlicherweise nur aufgrund der involvierten Musiker gefeiert werden wird, wird musikalische Extravaganz zum Selbstzweck erhoben. Alles ist erlaubt, nichts geht zu weit, Hauptsache, es ist möglichst schräg, unkonventionell und dissonant. Nicht ganz so schlimm wie der sinnlose Lärm von Philip H. Anselmo And The Illegals, aber gefährlich nahe dran. Mögen sich von mir aus irgendwelche superintellektuellen Klugscheisser mit diesem Krach beschäftigen, mir ist dafür meine Zeit zu schade.
Mirko B.       
Punkte: 4.3 von 10

DAYSEEKER - Dreaming Is Sinking /// Waking Is Rising
Spinefarm/Universal
Was ich diesen Monat über Alazka geschrieben habe, könnte ich gleich auch hier bei Dayseeker verwenden. Selbst wenn Dayseeker hörbar aggressiver zu Werke gehen, sprich mehr Metalcore mit etwas Djent unter die Jungend mischt und der Opener 'Vultures' noch hörbar ist, so wird der Output der Jungs über die Zeit schlicht langweilig. Die Songs sind so gleichförmig, dass man kaum merkt, dass man schon beim nächsten Titel ist. Dazu kommen diese 08/15-Melodien, die vor sich hin dümpeln und schlicht nicht zu beeindrucken wissen. Punkto Melodien hat also Alazka klar die Nase vorn und Dayseeker agieren über weite Strecken zu austauschbar, überraschen zu keinem Moment und schrummeln Riffs runter, die man gefühlt schon 1000 Mal aus dieser Genre-Ecke gehört hat. Wenigstens liefern sie mit 'Six Feet Under' noch so was wie einen 'Hit' ab, aber dies reicht nicht aus, um den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Da höre ich mir lieber Feed Her To The Sharks an, da geht es wenigstens brachialer zur Sache, aber vielleicht bin ich einfach: 'Zu alt für den Scheiss'. Wenn euch also 'Vulture' und 'Six Feed Under' überzeugen, dann gebt der Band ne Chance, aber erwartet bitte nichts Außergewöhnliches.
R.K.       
Punkte: 4.0 von 10
CHASTAIN - We Bleed Metal 17 (Re-Release)
Pure Steel Records
Wie einfallsreich. Das Schlagzeug und die Gesangsspuren sind identisch mit dem «We Bleed Metal»-Werk aus dem Jahre 2015. Bedeutet, man hat ein neues Album veröffentlicht, das sich nur durch den Sound, man sei dem Live-Sound sehr nahe, unterscheidet und einer veränderten Songreihenfolge. Sehr, sehr innovativ in der heutigen Zeit. Gehen dem einst hoch gelobten Wundergitarristen David Chastain langsam die Ideen aus? Auch wenn sich Leather Leone gewohnt souverän durch die Songs kreischt, aber was die Truppe hier abliefert, ist in meinen Augen nichts anders als der Versuch, nochmals etwas Kohle mit einem schon bekannten Produkt zu machen. Klar, wenn man aktuell die Wiederveröffentlichung des Noise-Backkatalogs sieht, ist dies auch nicht viel anderes (zumindest werden da teils Alben den Fans wieder zugänglich gemacht, die nicht mehr zu kaufen sind), aber das gleiche Album innerhalb von zwei Jahren mit einem live-tauglicheren Sound zu veröffentlichen ist eine riesen Frechheit!
Tinu    
Punkte: keine Wertung
ACCEPT - The Rise Of Chaos
Nuclear Blast/Warner
Nach in der Tat guten, wenn mit der Zeit auch zu routinierten Auftritten wurde diese Phase zum letzten Studio-Output «Blind Rage» mit dem starken Live-Album «Restless And Live» würdig abgeschlossen. Deshalb reifte nach drei Jahren wieder mal langsam die Erkenntnis, dass neues Studiomaterial an den Start muss. Auf der Agenda stand somit die vierte Scheibe der Ära mit Frontmann Mark Tornillo. Die selber gesetzte Messlatte war selbstsprechend hoch, und deshalb sass das Metal-Universum auf heissen Kohlen. Gut einen Monat vor dem Release gelangte die Fachpresse an die Promo-Files. Unsereins, sprich Tinu und ich, nahmen sich «The Rise Of Chaos» deshalb mit der richtigen Lautstärke auf der Fahrt zum BYH!!!-Festival zur Brust. Mein erster Durchlauf zu Hause fiel eher ernüchternd aus, und darum nahm es mich schon sehr wunder, was Kollege Fust dazu sagen wird. Nachdem der Opener «Die By The Sword» noch halbwegs durchging, wurden die Sorgenfalten immer grösser und dies mit jeden Song mehr. Ich sah mich zunehmend darin bestätigt, dass das aktuelle Songmaterial ziemlich öde und ideenlos daher kommt. Die grossen Momente, die vor allem «Blood Of The Nations» (2010) auszeichneten, bei Stalingrad (2012) weniger waren und mit «Blind Rage» zurück kehrten, sind bei «The Rise Of Chaos» nirgends zu finden. Das Ganze plätschert, eingebettet in der natürlich wieder meisterhaften Produktion von Andy Sneap und der alleinigen Gitarrenarbeit von Wolf Hoffmann (Uwe Lulis ist hier nur zweite Garnitur), überraschend ereignislos vor sich hin. Die echt aufkeimende Langeweile gipfelt gar darin, dass man sich das Teil kaum fertig anhören will, da nichts hängen bleibt. Den Lobeshymnen der heimischen Presse zum Trotz (wundert das jemand?!) ist das Kapitel Accept für mich, zumindest aktuell, abgeschlossen. Sollte «The Rise Of Chaos», wider Erwarten, erneut den Deutschen Chart-Thron erklimmen, muss eine Flasche Jägermeister in Griffnähe stehen! Punkte?! Einer fürs Cover und einer für die Produktion! Für die Songs?! Null!!
Rockslave       
Punkte: 2.0 von 10

KILL PROCEDURE - Brink Of Destruction (Re-Release)
FC Metal
Das Album 'Brink Of Destruction' darf nun endlich das Licht der Welt erblicken. Entstanden ist die Platte tatsächlich schon 1995, und zwar aufgenommen als Nachfolger des 1993 erschienenen Winter's Bane-Albums 'Heart Of A Killer'. Dem damaligen Label war der musikalische und gesangliche Unterschied zum Vorgänger allerdings zu gross, und daher wurde 'Brink Of Destruction' auf Eis gelegt. Sänger und Gitarrist Lou St. Paul war nun der Meinung, die Scheibe 22 Jahre später veröffentlichen zu müssen, oder besser gesagt, es lag ihm am Herzen, seine Arbeit an den Mann zu bringen. Auch wenn es sehr hart klingt, aber er hätte es lieber lassen sollen. Der stark an Megadeth zu 'Countdown To Extinction'-Zeiten angelehnte Metal wirkt sehr eingestaubt und zerfahren. Auch wenn sich Kill Procedure musikalisch an Dave Mustaines Truppe orientieren, die Klasse deren Songs erreichen sie zu keiner Sekunde. Die erste Nummer 'Hate Spilled Over' macht ja noch einigermassen Hoffnung, aber der Rest der Platte fällt danach stark ab. Der Gesang fängt irgendwann an zu nerven, und immer dann, wenn in den Songs mal ein kurzer, guter Mit-Bang-Part auftaucht, wird dieser wieder durch einen unnötigen und oft übertriebenen musikalischen Wechsel ruiniert. Viel Positives kann ich 'Brink Of Destruction' wirklich nicht abgewinnen, und daher gehört die Platte für mich zur Kategorie: Braucht man nicht. Aber dies ist natürlich nur meine bescheidene Meinung. Wer dennoch Interesse daran hat, sollte auf jeden Fall vorher mal reinhören.
Sascha Sch.       
Punkte:
keine Wertung
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