CD-Reviews Januar 2017
Wertung:
  9.0 bis 10 Kaufempfehlung.         7.5 bis 8.9 Gut.
  4.0 bis 7.4 Vor Kauf reinhören.    0.0 bis 3.9 Nicht empfohlen.
GRAVE DIGGER - Healed By Metal
Napalm Records/Universal
Nach dem letzten Studioalbum «Return Of The Reaper» hat es sich zusammen mit den neu eingespielten Klassikern der 80er-Jahre auf «Exhumation» mehr als nur angedeutet: Die Jungs um Bandleader Chris Boltendahl haben wieder Blut geleckt und wollten noch einen Zacken mehr zurück in die Vergangenheit gehen. So überraschte es nicht, dass «Healed By Metal» auch stark nach den ersten Scheiben von Grave Digger klingt und trotzdem den Spirit von «Ballads Of A Hangman» und «The Grave Digger» sprichwörtlich aufsaugt. Weg von den Konzepten der Vergangenheit steht jeder Song für sich da. Mit einer urwüchsigen Power und einem Stefan Arnold (Schlagzeug) in Höchstform, wieso er nicht zu den Besten gezählt wird bleibt ein Geheimnis, knallen uns die Deutschen zehn Abrisskommandos um die Ohren, dass aus selbigen Blut läuft. Zusammen mit einem der besten Bassisten, Jens Becker, bleiben die Tracks sofort hängen und dank der riffigen Spielweise von Axel Ritt präsentieren uns Grave Digger Heavy Metal in Reinkultur. «Free Forever» ist dann einer dieser Tracks, bei der man sofort aufspringt, die Luftgitarre auspackt und mächtig die Rübe schüttelt. Ebenso wie beim bedeutend schwereren und stampfenderen «Ten Commandements Of Metal». Weitere Hits sind «Kill Ritual», das mit einem kräftigen Shout eingeleitete «Hallelujah» und das mit einem tollen Bass-Solo eingeleitete (erinnert sich noch jemand an die Instrumentalsongs von Running Wild?!) «Laughing With The Dead». Zusammen mit der immer kräftiger werdenden Stimme von Chris ist «Healed By Metal» ein ganz tolles Werk geworden. Es kann durchaus sein, dass eine solche Scheibe polarisiert, aber für echte Metalheads wird «Healed By Metal» die Offenbarung sein.
Tinu    
Punkte: 9.2 von 10
VICTORIUS - Heart Of The Phoenix
Massacre Records/Musikvertrieb
Bei Victorius kann man ohne weiteres von der neuen Hoffnung des deutschen Power/Melodic Metal sprechen. Schon bei den beiden Vorgängern "The Awakening" und "Dreamcatcher" konnten die Leipziger durchweg sehr gute Kritiken einfahren, doch ich bin mir sicher, die neue Scheibe bringt sie nochmal ein ganzes Stück weiter nach oben. "Heart Of The Phoenix" ist ein fantastisches Album geworden, welches eindrucksvoll beweist, dass man seine Musik, ohne sie wirklich zu verändern, weiter perfektionieren kann. Schon beim ersten Hören setzen sich Songs wie "End Of The Rainbow", "Sons Of Orion" oder "A Million Lightyears" fest und entfalten von Durchlauf zu Durchlauf immer mehr Qualität, bis sie einen schlichtweg nicht mehr loslassen. Der Gipfel ihres Schaffens auf "Heart Of The Phoenix" ist für mich ohne Zweifel der Hit "Empire Of The Dragonking"! Ein brillanter Ohrwurm, wie ihn HammerFall selbst in ihren besten Zeiten nicht besser hätten bringen können. Produziert wurde das Album im Übrigen von Lars Rettkowitz, welcher auch für die Scheiben von Freedom Call zuständig ist und hiermit sind auch, für diejenigen, die bisher noch nichts von Victorius hörten, mit HammerFall und Freedom Call die beiden Bands genannt, mit deren Musik sich die der Ostdeutschen am ehesten vergleichen lässt. Zusammengefasst ist "Heart Of The Phoenix" ein exzellentes Power/Melodic Metal-Album mit allem, was das Herz begehrt. Double Bass-Attacken, tolle Gitarren-Melodien, hier und da mal etwas das Tempo rausgenommen, Ohrwurm-Refrains und ein genialer Sänger, der die Songs mit seiner Stimme nochmal auf ein anderes Level hebt. Das neue Jahr beginnt gleich mit einem echten Kracher und ich wage mal die Prognose, wenn Victorius so weitermachen, kommen sie bald ganz oben an.
Sascha Sch. 

Punkte: 9.1 von 10
PATH OF DESOLATION - Where The Grass Withers
Selbstvertrieb
Path Of Desolation ist eine junge aufstrebende Melodic/Death-Metal Band aus Lausanne, die genau weiss, was sie will. Ihr Sound ist atmosphärisch düster und orientiert sich an Truppen wie Dark Tranquility, In Flames oder Insomnium. Die musikalische Umsetzung gelingt den Romands auf Anhieb und sie liefern mit ihrem Debut "Where The Grass Withers" eine durchschlagend originelle Platte ab. Vielleicht nicht ganz unschuldig am Erfolg, ist womöglich die Zusammenarbeit mit Anna Murphy (Cellar Darling, Ex-Eluveitie), die gegenüber den Jungs doch schon ein "alter Hase" in diesem Geschäft ist. Scharfe Riffs, melancholische Melodien und eine gewaltige Stimme sind das Erfolgsrezept von Path Of Desolation. Die noch relativ junge Band hat sich seit ihrer EP "Soaked Jester" von 2014 eine eigene Identität geschaffen, die sie musikalisch voll ausleben. Mystische Landschaften werden in "Isenau" und "85 Miles" ebenso besungen wie düstere stimmungsvolle Songs von Kaliber "Saeclum In Favilla", "Colourblind" oder "Exit Nightmares". Jeder Track hat seine Eigenheiten und kleinen Finessen, besondere Atmosphäre aber schafft der Sechser mit dem an besonderen Stellen perfekt eingesetzten Keyboard. Anspieltipp an dieser Stelle: "The Hunting Prey". Die Scheibe vermag auf ganzer Linie zu überzeugen und unter den elf Nummern hat sich ausnahmslos hochkarätiges Material eingefunden. Faule Eier sucht man auf "Where The Grass Withers" vergebens. Melodiös, abwechslungsreich und mit perfekter Härte arrangierter Metal aus der Schweiz mit dem Prädikat "Hammer!"
Oliver H. 

Punkte: 9.1 von 10
LANCER - Mastery
Nuclear Blast/Warner
Wenn das Sweden Rock Magazin eine Band nach deren erstem Album mal schnell als "Neue Hoffnung für den europäischen Power Metal" anpreist und dann für das dritte und damit aktuelle Album auch noch das deutsche Nuclear Blast-Label anklopft, könnte der Druck auf eine junge Truppe kaum grösser sein. Umso erstaunlicher ist es, wie Lancer damit umgegangen sind und als wäre es das normalste der Welt, servieren uns die Schweden eine wahre Granate und werden dem eingangs erwähnten Titel als "Neue Hoffnung... " mehr als gerecht. Als Granate bezeichne ich "Mastery" allerdings erst nach mehreren Hördurchläufen, und diese sollte man dem Album auch wirklich geben. Auch wenn der erste Eindruck schon sehr positiv war und das eine oder andere Lied direkt hängen blieb, so dauerte es, bis sich die Songs noch mehr entfalteten. Wenn man der Scheibe dann die nötige Zeit gibt, erwartet einen ein wahrhaft fantastisches Hörvergnügen. Power Metal vom Allerfeinsten mit einem gigantischen Sound, und nach jedem Anhören verfolgt einen ein anderer Ohrwurm aufs Neue. Schon alleine der Titelsong "Mastery", der im Übrigen auch als Videoclip veröffentlicht wurde, ist ein perfektes Beispiel dafür, denn wer diesen Song hört, kann nur Lust auf das ganze Album bekommen. Aber auch der Rest des Albums schlägt in diese Kerbe ein und weiss vollends zu überzeugen. Einzig das langsame "World Unknown" und das abschliessende "Envy Of The Gods" können die Klasse von Songs wie "Dead Raising Towers", "Follow Azrael" oder "Widowmaker" nicht ganz halten und fallen etwas ab. Aber wenn 8 von 10 Titel absolute Champions League sind und lediglich 2 Songs als "nur" gut bezeichnet werden können, dann ist das meckern auf sehr hohem Niveau. Tatsache ist, "Mastery" ist ein klasse Album und wird nicht nur Fans der Band begeistern. Wer zu Jahresbeginn zu einem der HammerFall-Konzerte reist, kann sich von Lancer auch live überzeugen lassen, diese begleiten ihre Landsleute nämlich als Opener.
Sascha Sch. 

Punkte: 9.0 von 10
SILENT CIRCUS - Rise And Fall
Universal Music
Als ich im Jahre 2012 "Into The Silent" der aargauischen Band Silent Circus rezensiert habe, war ich doch sehr erstaunt, dass diese talentierte Kapelle noch keinen Plattenvertrag hatte. Den haben sie jetzt mit Universal Music. Geil, Jungs! Das ist mehr als nur verdient, denn wenn man die 12 Songs der neuen Platte "Rise And Fall" zu hören bekommt, versteht man auch, wieso Universal sich den Jungs angenommen hat. Metalcore ist sicher nicht der neueste Stern am Himmel, doch wenn die Mucke gut klingt, kann man mit dieser Musik durchaus Punkten. Fette Double Bass-Drums, Betonmischer-Gitarren und der Wechselgesang Growl und clean mit ihren Refrains und Breakdowns prägen dieses Werk, das durchaus mit den besten Alben des Genres locker mithalten kann. Die geile Produktion und das starke Cover bilden den sehr guten Gesamteindruck des Werkes. Ich ziehe neun Punkte und meinen Hut, denn das hier ist schlicht Weltklasse!
Daniel J. 

Punkte: 9.0 von 10
XANDRIA - Theater Of Dimensions
Napalm Records/Universal
Mit dem 7. Studioalbum der Bielefelder Band Xandria erhalten 75 Minuten edlen Genuss für die Ohren, welcher Fans aller Genres überzeugen sollte. Gut gewählte Riffs und Drums überzeugen in jeder Hinsicht und die Sopranstimme Dianne van Giersbergens entführt den Hörer in fremde Welten. Das Masterstudium am Konservatorium hat sich gelohnt, denn sie weiss mit ihrer Stimme umzugehen. Gut dosierte Sprech- und Growleinlagen runden das Ergebnis ab. Mit Theater of Dimensions erhalten wir somit beste Qualität und ich erlaube mir, das Album bereits jetzt auf die 2017-Favoritenliste zu setzen.
Monika M.  
Punkte: 9.0 von 10
ONI - Ironshore
Metal Blade/Sony
Ein beeindruckendes Debut liefern ONI aus unserem Schwesterland Kanada ab. Sie beschreiben ihren Stil als progressiven Metal und das kann ich soweit blind bestätigen. Sie tönen ganz grob gesagt wie Meshuggah light. Eingängiger, melodischer, mit einem arschvoll mehr Klargesang, leicht jazzigem Einschlag und dazu noch ausgestattet mit einer Musikerkuriosität, einem Xylo-Synth(-isten). Der spielt grob gesagt ein E-Xylophon mit Effekten, addiert ein exotisches Element im Sinne eines Keyboards in den Gesamtsound und sein Spiel mit vier Schlägeln sieht verdammt beeindruckend aus. "Ironshore" wirkt zudem wie aus einem Guss, ist spannend komponiert, mit vielen Details versehen und einem tollen Groove ausgestattet. Hier wird immer etwas geboten, das Tempo der Eindrücke ist hoch, wirkt bei aller Soundflut aber nie überladen und macht trotz ein paar Naja-Klargesangpassagen ständig Lust auf mehr. Sportliches, absolut kurzweiliges Album auf Profiniveau. Wer auf Kapellen wie Persefone oder Textures steht oder allgemein Bock auf eine leicht mechanisch tönende aber hörbar hart rockende Band mit angenehmem Herausforderungspotential hat dürfte hier akkurat bedient werden. Gefällt mir überraschend gut, unbedingt reinhören.
Hardy  
Punkte: 9.0 von 10
MONO INC. - Together Till The End
No Cut/Musikvertrieb
Mono Inc. melden sich nach nur kurzer Pause zurück mit ihrem neusten Silberling. “Together Till The End“ ist ein Konzeptalbum, dass die beschwerliche Reise der “Wapen von Hamburg“ beschreibt. Das Konvoischiff lief 1722 aus der Heimatstadt der Band, der Hansestadt Hamburg, aus und peilte einen Hafen in Übersee an. Die Deutschen kehren nicht nur thematisch zu ihren Wurzeln zurück, sondern auch musikalisch – die Lyrics sind wie zu Anfangstagen rein in Englisch gehalten und auch hier erwarten die Fans wieder die klassischen tanzbaren Gothic Hymnen, für die Mono Inc. berüchtigt sind. Allerdings haben sie sich auch überraschend weiterentwickelt und die Musik hört sich weitaus reifer an als früher. Das Album beginnt mit “The Banks of Eden“, in dem der Brand und Untergang des Schiffs aus Sicht der Überlebenden erzählt wird – ein sehr schöner Track, der auch zeigt, dass Mono Inc. erwachsen geworden sind. “Together Till The End“ erzählt von Zusammenhalt und Kameradschaft und erinnert stark an die frühen Tage. Für “Boatman“ konnte Ronan Harris (VNV-Nation) als Duettpartner gewonnen werden – ein Gänsehautmoment! “Out In The Fields“ handelt von Kämpfen und Kriegen, wirkt aber trotz des düsteren Themas sehr oberflächlich, was leider kein Einzelfall und somit einer der grossen Makel dieser Band ist. Mit “The Tide“ schlagen Mono Inc. gänzlich neue Töne an: ein A capella Stück, dass die Stimmung einer Seebestattung heraufbeschwört… Weiter geht’s mit dem wohl spektakulärsten Track der Scheibe: “Children of the Dark“, für das sich Mono Inc. prominente Unterstützung mit ins Boot geholt haben: Jachim Witt, Tilo Wolff (Lacrimosa) und Chris Harm (Lord of the Lost) singen bei diser schwarzen Hymne mit, die sich sicherlich gut auf der Tanzfläche macht. Die zweite Hälfte ist dann etwas weniger spektakulär. Erwähnenswert sind hier vor allem “There Comes A Time (Back To Life), das wieder etwas mehr Drive hat und mit sehr raffinierten Gothic Elementen besticht sowie der letzte Track des Albums “Eden“ (Reprise)“, in der das Thema des ersten Tracks in einer äusserst klanggewaltigen Orchesterversion interpretiert wird. Absolut episch! Fazit: Endlich mal wieder eine Veröffentlichung von Mono Inc., die etwas Neues bietet! Viele Fans werden sicherlich die Deutschen Lyrics vermissen, allerdings passt eine einheitliche Sprachführung halt einfach besser zu einem Konzeptalbum. Die Kollaborationen mit anderen Künstlern, bzw. dem Symphonie Orchester sind ganz klar die Highlights des Silberlings. Das Konzept wurde generell schön umgesetzt, das maritime Thema zieht sich leicht durch das gesamte Album hin durch. Allerdings gehen die Texte nie so richtig in die Tiefe, was ich immer irgendwie unbefriedigend finde und dem Ganzen einen sehr oberflächlichen Nachgeschmack gibt. Nichtsdestotrotz muss ich sagen, dass dieses Album das Beste ist, was Mono Inc. seit Jahren von sich hören lassen haben.
Patricia H.   
Punkte: 9.0 von 10
AKOMA - Revangels
Massacre Records/Musikvertrieb
Die Newcomer Akoma haben für den neugierigen Hörer eine wunderschöne Begrüssung parat. Schon das Albumcover der Dänen weckt gewisse Erwartungen. Mit Liv Kristine mit an Bord (Titeltrack), kann das ja nur ein tolles Erlebnis werden. Qualitativ hält das Debütalbum mit den grossen Symphonic Metal Bands mit und verführt ins Fantasieland. Nach dem Durchhören merke ich allerdings, dass die gute Wirkung des Albums nicht von langer Dauer ist. Es bleibt nichts haften. Wo genau das Problem liegt, kann ich nicht sagen, denn musikalisch machen sie alles richtig. Empfehlen kann ich das Album dennoch von Herzen und würde bei sich bietender Gelegenheit gerne ein Konzert dieser sympathischen Band besuchen.
Monika M.  
Punkte: 9.0 von 10
GOTTHARD – Silver
G.Records/Musikvertrieb
1. Meinung:
Auch wenn „Silver“ das mittlerweile dritte Album mit Sänger Nic Maeder ist, wartet man doch immer noch sehr gespannt auf die Veröffentlichung, um zu schauen wie sich der „Neue“ schlägt. Gleich vorweg, der überaus sympathische Sänger liefert wieder einmal eine exzellente Leistung ab und überzeugt auch auf der neuen Scheibe auf ganzer Linie. Anstatt das 25jährige Bandjubiläum mit einer Best Of oder Live Scheibe zu feiern, haben sich die Tessiner lieber dazu entschlossen, mit einem neuen Studioalbum ins Rennen zu gehen. Und das war die absolut richtige Entscheidung! „Silver“ wirkt von Beginn an deutlich erdiger und kerniger als der Vorgänger „Bang!“, auf dem für meinen Geschmack ein bisschen zu viel experimentiert wurde. Nicht dass man auf dem neuen Album keine anderen Einflüsse wahrnimmt, das ist definitiv nicht der Fall, aber sie sind diesmal zu jedem Zeitpunkt perfekt in Szene gesetzt und verleihen der Scheibe so etwas Einzigartiges und Aufregendes. Das Schöne an „Silver“ finde ich, dass die Songs mit jedem Mal anhören mehr Tiefe offenbaren und immer wieder neue Facetten zum Vorschein kommen, die der Platte als Ganzes sehr gut tun und sie zu einem echten Highlight werden lässt. Darum direkt zu Beginn mein Tipp: gebt der Scheibe Zeit und Platz sich zu entfalten, es lohnt sich wirklich. Los geht es gleich ziemlich mächtig mit „Silver River“, einem Song, der ohne weiteres auch auf „Domino Effect“ hätte stehen können. Das anschliessende „Electrified“ ist ein typischer Gotthard Rocker, der seinen Weg ins Live Set finden wird, was sag ich, MUSS. „Beautiful“ wirkt trotz seiner Melancholie erfrischend und beweist die Radiotauglichkeit der Band. Meine absoluten Highlights sind das langsame „Miss Me“, das sich von Mal zu Mal als grösserer Ohrwurm entpuppt und der Stamper „Tequilla Symphony No. 5“, der mit seinen eingestreuten Orchester Parts anfangs etwas sperrig klingt, sich aber spätestens nach dem zweiten Hören zum echten Kracher entwickelt. Die Ballade „Only Love Is Real“ zeigt wieder einmal die Stärke Gotthards bei den ruhigeren Tönen und nicht nur das, denn auch die wunderschöne Message des Songs trifft genau den Nerv der Zeit. Der einzige Song, der auch nach mehreren Hördurchläufen nicht richtig zünden mag, ist das ruhige, aber etwas fade „Nothing Fooling Anyone“. Hier hätte man besser auf einen richtigen Gotthard Rocker gebaut, aber das ist Jammern auf ganz hohem Niveau. Zugegeben, die langsameren Songs sind auf „Silver“ in der Überzahl, aber wenn diese dann so klasse gemacht sind, wie die dargebotenen, stört das nicht im Geringsten. Abschliessend kann man sagen, dass sich auch an „Silver“ mit Sicherheit die Geister scheiden werden, aber wenn es nicht so wäre, wäre es ja kein Gotthard Album. Für mich ist es eine fantastische Scheibe, die unglaublich Spass macht und noch eine ganze Weile im CD-Player rotieren wird.
Sascha Sch.    

Punkte: 9.0 von 10

2. Meinung:
Bands, die sich in der Schweizer Illustrierten zeigen mussten, dabei ihr Privates mit komischen blonden Chicks präsentierten, waren und sind mir immer suspekt und haben nichts mit dem Spirit des Rocks zu tun. Auch wenn ich verstehe, dass die Herren von Gotthard ihre Rechnungen bezahlen mussten/müssen, aber das grenzt für mich fast an Prostitution. Anyway… Wie hört sich das dritte Album mit dem nicht mehr so neuen Sänger Nic Maeder an? «Silver River» als Opener entpuppt sich eher als trendanbiederndes Retro-Liedgut. Etwas, das die Tessiner in keinster Weise nötig haben. Dafür haben sie zu viele gute eigene Tracks geschrieben, die Evergreens geworden sind. Mit «Electrified» nimmt das Ganze schon viel mehr Fahrt auf und präsentiert den Fünfer so, wie es der Combo gebührt. Die schon bekannte Single «Stay With Me» ist ein schöner, leicht balladesker Ohrwurm. Auch «Reasson For This» ist eine griffige Halbballade, die Laune macht. Mit Staub unter den Fingernägeln und Dreck an den Cowboy-Boots knallt «Tequilla Symphony No. 5» aus den Boxen und erinnert an die Debütalben, «Dial Hard» und «G.» Tage. Der Abschluss «Blame On Me» zeigt, dass die Herren Leo Leoni (Gitarre), Freddy Scherrer (Gitarre), Marc Lynn (Bass), Hena Habegger (Drums) zusammen mit Nic noch immer Gas geben können. Dazwischen ist aber zu/sehr viel Balladeskes vorhanden. Auch wenn alles auf einem sehr hohen Level komponiert wurde und Gotthard einmal mehr beweisen, dass sie noch immer gute Lieder komponieren können…. Das neue Album ist weit weg davon, ein Klassiker zu sein, wie das bei den ersten drei Alben und «Lipservice» der Fall war. Logisch wird auch «Silver» wieder die CH-Charts vom ersten Platz aus grüssen, aber ich für meine Wenigkeit muss leider sagen, dass der neuste Streich für mich eine Enttäuschung geworden ist. Da hätte ich mir vom 25-jährigen Jubiläum bedeutend mehr erhofft.
Tinu
Punkte: 7.0 von 10

3. Meinung:
Nun ist es also da, das dritte Album mit Nic Maeder, und hier stellte sich nicht mal die Frage von wegen "make it or break" it! Seit "Firebird" (2012), wo noch auf Steve Lee zugeschnittene Gesangslinien die Songs massgeblich beeinflussten, folgte mit "Bang!" eine knackige Rockscheibe, wo sich Nic schon gelöster geben und jedermann wie -frau hören konnte, dass Gotthard definitiv eine musikalische Zukunft haben werden. Dabei galt es, die Gratwanderung zwischen der prägenden Vergangenheit und umsetzbaren neuen Ideen zu meistern, ohne die grosse Fanbase zu vergraulen. Mehr noch ging es auch darum, die nächste Generation abzuholen. Was könnte da also besser als ein Jubiläum passen? Nichts, und darum wird 2017 nicht die silberne Hochzeit gefeiert, sondern der einzig zutreffende Farbton zelebriert: "Silver"! Nach dem ersten Volldurchgang herrschte allerdings etwas Konsternation. Guter Beginn, etwas schwächere Mitte und zum Schluss nochmals ein kräftiges Aufbäumen. Dazwischen auch der eine oder andere Filler. Dieser eher ernüchternde Eindruck wird dieser Top-Scheibe jedoch überhaupt nicht gerecht, denn mit jedem weiteren Durchlauf baut sich "Silver" als Ganzes kontinuierlich auf und wird immer besser. "Silver River" als Opener strotzt dabei nur so vor Deep Purple Vibes der 84er-Reunion und auch "Electrified" fischt angenehm in diesem Teich. "Stay With Me" als Halbballade erschien mir zuerst zu früh in der Reihenfolge, aber auch hier muss der Song als Einheit wahrgenommen werden. Wer "Beautiful" als vermeintlich zu "brav" empfindet, kriegt bei "Everthing Inside" den nächsten Purple-Knochen hingeworfen. Das gefällt so sicher nicht allen Fans, mir hingegen schon. "Reason For This" steht da dann eher zur Diskussion von wegen "zu lasch", aber das ist halt letztlich und wie immer Geschmackssache. Gleiches gilt für das fluffige "Miss Me" und "Tequilla Symphony Nr. 5" mit seinen Beethoven-Einlagen sowie zweistimmigen Guitar-Leads. Zugegeben, "Only Love Is Real" ist zu schwülstig geraten, aber sicherlich nicht als Ausfall zu bezeichnen. Dafür bratzt "My Oh My" wunderbar kernig aus den Boxen und bügelt den getragener ausgefallenen Mittelteil glatt wieder aus. Der Rausschmeisser der Standard-Version von "Silver" trägt den Titel "Blame On Me" und erreicht die Ziellinie als zügiger Rocker mit einem Schuss Status Quo der 80er. Gotthard klingen nach 25 Jahren definitiv nicht mehr gleich wie früher, doch die jetzt eingeschlagene Marschroute stimmt und wird die Türen ins Ausland womöglich so weit öffnen wie nie zuvor.
Rockslave
Punkte: 9.0 von 10
WARPATH - Bullets For A Desert Session
Massacre Records/Musikvertrieb
Die Hamburger Warpath bringen mit "Bullets For A Desert Session" ihr Comeback-Album heraus. 1991 gegründet, 1996 aufgelöst, 2015 reformiert - das als schnelle History-Info der Thrasher. Das fünfte Album der Norddeutschen legt dann mit "Reborn" (cool ausgewählt als Opener) los wie die Feuerwehr. Nur dass die Feuerwehr Brände löscht und Warpath sie verursachen mit ihrem sehr aggressiven Thrash. Muss natürlich so sein - schnelle Gitarrenparts und noch schnellere Drums mit einer fucking geilen Stimme, die sehr düster und evil klingt. Dieses Werk ist am Anfang des Jahres natürlich ein Ausrufezeichen in der Szene, das besagt: Hey Leute, hier sind Warpath und wir wälzen alles nieder! Wie wahr, nach einem Durchgang mit den Thrashern ist man bachnass von Schweiss und ausser Puste. Das Album fordert einem alles ab und ist aktuell für mich die Nummer eins im Thrash des Jahres 2017.
Daniel J.   

Punkte: 9.0 von 10
ANCESTRAL - Master Of Fate
Iron Shield Records
Die Melodic Metal-Combo Ancestral hatten nach ihrem ersten Album "The Ancient Cuse" leider mit Besetzungswechsel zu kämpfen, und das nach durchweg guten Kritiken. Dass mal ein Keyboarder, Bassist oder Drummer ausgetauscht wird, ist bei vielen Bands schon Standard und verläuft meist im Hintergrund ab. Wenn aber nach einem guten Debut der Sänger, quasi die Identifikationsfigur, ersetzt werden muss, kann dies einer noch relativ jungen Band schon das Genick brechen. Aber ich kann hier allen, die von Ancestral seit "The Ancient Curse" nichts mehr gehört haben, versprechen, dass Neusänger Jo Lombardo nicht nur einen hervorragenden Job macht, sondern den Songs seinem eigenen Stempel aufdrückt und der Band spürbar neues Leben einhaucht. Aber auch musikalisch wirken Ancestral auf "Master Of Fate" extrem frisch und vor allem sehr motiviert. Die neuen Songs kommen nicht einfach runtergespielt rüber sondern sind zum grossen Teil deutlich anspruchsvoller und komplexer als man das von einigen Melodic Metal-Bands und ihren Alben kennt. Das liegt zum einen daran, dass komplett auf die für die Musikrichtung typischen Keyboards verzichtet wird und die beiden Gitarristen alleine für die Melodien zuständig sind; zum anderen am unüberhörbaren Einfluss aus dem Thrash Metal. Und genau dies macht "Master Of Fate" in meinen Augen besser, aber auch interessanter, nicht nur da auch Metal Fans ausserhalb diesen Genres angesprochen werden. "Back To Life", "No More Regrets" oder der Titelsong sind einfach nur geniale Kracher, die jedem gefallen sollten, bei dem die Musik auch mal schneller sein darf. Was ich unbedingt erwähnen muss, ist das fünfminütige "Refuge Of Souls". Ich bin wirklich kein Fan von Instrumentalstücken, aber dieses hier ist der absolute Wahnsinn. Musikalisch auf höchstem Niveau und sehr facettenreich wird es zu einem absoluten Highlight, welches man immer und immer wieder anhören kann. Dies lässt sich allerdings auch über den Rest des Albums sagen. Noch nicht perfekt, aber auf dem besten Weg dahin.
Sascha Sch.  

Punkte: 9.0 von 10
DEATHLESS LEGACY - Dance With Devils
Scarlet Records
Horror für die Ohren? Aber sicher! Die sympathische junge Truppe aus der Toskana weiss genau, was sie macht! Sie selbst nennen ihren Stil Horror Metal – und wie das passt! Dieses dritte Album bietet fast eine Stunde schaurig-schönen Hörgenuss, welchen man sich nicht entgehen lassen darf. Fast, als würde Tim Burton plötzlich Musik machen. DEATHLESS LEGACY sind definitiv nicht alltäglich und man kann nicht umhin, sie zu mögen. Die 2013 reaktivierte Band spielt soliden, düsteren Heavy Metal, welcher von Steva’s starker Stimme untermalt wird. Einfach reinhören!
Monika M. 

Punkte: 9.0 von 10
ASPHALT HORSEMEN - Brotherhood
Pride & Joy Music
Unglaublich, wenn man sich Brotherhood reinzieht, ziemlich laut so wie ich, hat man das Gefühl, eine neue Lynyrd Skynyrd dröht dem Zuhörer um die Ohren. Nie hätte ich es für möglich gehalten, dass die Asphalt-Reiter aus Ungarn kommen. Die zwölf Nummern drücken wie Sau. Da wird gerockt, ein Riff geiler als das andere. Der raue Gesang von Karoly Lörincz ist dem von Johnny Van Zant recht nah und die Gitarren rocken in echter Rickey Medlocke-Manier. Mal treibend, dann wieder bluesig, einfach herrlich, sich das anzuhören. Songs wie "Wicked Woman" kann sich der Südstaaten-Rock-Fan niemals entziehen. Und eine Hymne jagt die andere. Hört euch das Gitarrenriff bei "Seize The Day" an, zum Niederknien geil. Sogar die etwas ruhigeren Crunch-Gitarren-Nummern wie "December" erzeugen Gänsehaut, solche Kombinationen aus Gesang und Gitarren bringen auch die Originale aus den USA nicht besser hin. Und als Krönung dann dieser geile melodiöse Refrain, besser kann man das nicht machen. Oder "Mill Of Grief", wieder eine treibende Rock-Nummer, der man sich nicht entziehen kann, einfach nur klasse. Es gibt ja bekanntlich viele tolle Südstaaten-Rockbands wie eben Lynyrd Skynyrd, Bride & Glory und viele mehr. Aber die Asphalt Horsemen zocken meiner Meinung nach ebenbürtig mit ihren Vorbildern. "Brotherhood" ist ein reinrassiges Südstaaten-Rock-Werk, das Eier hat, Power, glänzt mit hervorragenden Songs und den Zuhörer wegbläst. Verdammt geiles Stück Musik, das ihr euch unbedingt reinziehen solltet.
Crazy Beat   
Punkte: 8.9 von 10
PAIN OF SALVATION - In The Passing Light Of Day
InsideOut Music
Seit 1997 beglücken uns Daniel Gildenlöw und seine wechselnde Mannschaft mit grandiosen, schrägen Heavy- und Prog-Klängen auf höchstem Niveau. Man startet mit dem 10 Minuten langen "On A Tuesday", und gekonnt vermischen Daniel und seine Jungs hier wilde verzerrte Gitarrenparts mit ruhigen Passagen, treibenden Riffs und schrägen Melodien und Gesänge. Geigen treffen auf Keys und Distortion-Gitarren. Stakkato-Riffs, wilde Drum-Attacken, Klavierparts und spezielle Gildenlöw-like Soli. Wer Pain Of Salvation kennt, weiss, wovon ich rede. Auch "Meaningless", eine Mischung aus schönem Melodie-Song und wilden Gitarrenriffs, irgendwie völlig strange, aber nach ein paar Durchläufen gefällt mir das etwas wirre Zeugs der Schweden. Dem entgegen steht die wunderschöne Klavierballade "Silent Gold" mit sehr viel Gefühl gesungen, schöne Nummer. Böse Riffs dann beim treibenden "Reasons", das dann abrupt in eine sehr ruhige Phase wechselt, bevor man mit einem Stakkato-Riff wieder böse wird, spannender Song. Ganz speziell das sehr ruhige, mit Akkordeon unterstützte "If This Is The End", das in der Mitte mit tiefergestimmen Gitarre Fahrt aufnimmt und dann im Wechselrhythmus ruhig und hart sich dadurch zu einem spannenden Track entwickelt, ganz gross, was POS hier bieten. Der Titeltrack dann eine wunderschöne, etwas traurige Nummer, zum Abheben gut. Daniel Gildenlöw bietet hier knapp 72 Minuten lang ein spannendes, nicht gerade leicht verdauliches Album, aber man hat ja von dem Schweden auch nichts anderes erwartet. "In The Passing Light Of Day" ist ein starkes, modernes Prog-Abenteuer mit vielen Facetten und sehr spannenden Songs, Top-Leistung der Nordländer.
Crazy Beat   
Punkte: 8.8 von 10
KREATOR – Gods Of Violence
Nuclear Blast/Warner
Kreator schwimmen im Moment auf einer unglaublichen Erfolgswelle und fühlen die Konzertsäle nicht nur in Europa, sondern auf der ganzen Welt. Ehrlich gesagt fand ich das letzte Machwerk «Phantom Antichrist» nicht den Brüller, für den das Album gehalten wird. Als ob Mille (Gesang, Gitarre) meine heimliche Kritik gehört hat, geht der Mainman bedeutet organischer und metallener zu Werke und erinnert damit an eine Mischung aus «Violent Revolution» und «Coma Of Souls». Noch immer ist es der fiese, brüllende und aggressive Gesang von Mille, der das Geschehen beherrscht und die Melodiebögen von Gitarrist Sami Yli-Sirniö, der einmal mehr Fantastisches aus seinen Saiten zaubert. Hört euch dazu nur die Nummer «Satan Is Real» an. Dass Kreator aber weit weg von Melodic Rock sind, beweist eine Nummer wie «Totalitarian Terror», bei dem Trommler Ventor mächtig auf sein Werkzeug eindrischt. Passend zu Kreator sind auch immer wieder die akustischen Einleitungen, wie hier beim Titelsong, die sich dann in einen gewaltigen Kracher entladen. Was der Platte gut tun würde, sind solche Midtempo-Dinger, wie bei der Einleitung von «Army Of Storms». Dass Härte nicht immer mit Geschwindigkeit gleichzusetzen ist, wissen wir nicht erst seit Black Sabbath, und zudem würde dies eine Kreator-Scheibe noch abwechslungsreicher gestalten. So was im Stil von «Fallen Brothers», Denn die ewig durchgedrückte Doublebass-Drum wirkt mit der Zeit lähmend. «Death Becomes My Light» als Abschluss dieser elf Tracks umfassenden CD beendet das Album würdig. Kreator sind noch immer Thrash pur und haben mit «Gods Of Violence» ein sehr starkes Album abgeliefert. Vielleicht das facettenreichste, dank der immer wieder eingespielten Breaks. Aber! Lieder wie «Phobia» oder «People Of The Lie» verhalfen damals der Truppe, ihre Musik auch für Nicht-Thrasher sehr interessant zu machen.
Tinu   
Punkte: 8.8 von 10
ÁRSTIšIR LíFSINS - Heljarkvišak
Ván Records
Bereits ein Blick auf die Trackliste des Albums, sowie auf die bei der isländisch-deutschen Pagan/Black Metal-Formation mitwirkenden Personen, verrät, dass man von der Árstíšir Lífsins sicherlich keine Stangenware vorgesetzt bekommt. Vierzig Minuten Musik werden in nur gerade zwei Songs gepackt und die Bedeutung der Texte ist der Begleitinformation zur CD bis ins letzte Detail niedergeschrieben. Die bekannte und markante Stimme des Projekts gehört Marcel Dreckmann alias Skald Draugir oder hier "Marsél". Wo sein Name draufsteht, steckt Qualität drin - dieser Grundsatz hat sich bisher stets bestätigt. "Heljarkvišak" ist keine leichte Kost. Man hat sich zum Ziel gesetzt, dem Hörer die altnorwegische Literatur und Kunst näherzubringen. Man widmet sich den armen Geschöpfen, welche ihr Dasein in Helheim fristen und bringt die düstere Atmosphäre mit der Musik zum Ausdruck. Die Geschichtserzählung beginnt mit dem schmerzvollen Tod eines Wikingers und führt durch die unterirdische Ödnis zu dem Ort, wo auch die anderen verdammten Körper vor sich hin rotten. Die Verzweiflung wird durch viele unerwartete harmonische Wendungen und unvorhersehbare Melodien stimmig repräsentiert. Neben dem instrumentalen Bereich arbeitet man insbesondere auch mit verschiedensten Gesängen inklusive gesprochenen Passagen. Stimmungsunterstützend werden zudem gezielt Samples mit eingeflochten. Die Violinenklänge in den letzten Minuten, die ganz am Schluss abrupt abbrechen zerreissen einen innerlich und hinterlassen ein höchst ungutes Gefühl, sodass man froh ist, wieder aus dieser Welt auftauchen zu können. Auch wenn es keine einfache Reise ist - es lohnt sich sie anzutreten.
Patrica L.  
Punkte: 8.8 von 10
KROKUS – Big Rocks
Sony Music
Die Schweizer Hard Rock Legenden von Krokus melden sich lautstark und mit Weltklassematerial zurück. Weltklasse auch deshalb, weil es sich bei ihrem 18. Album mit dem Titel „Big Rocks“, um ein reines Coveralbum mit Hits von Weltklassebands handelt. In den letzten vierzig Jahren ihrer Karriere, haben die Solothurner immer wieder mal ein Cover eingestreut und nun liefern sie einen ganzen Longplayer ab. Hochkarätige Namen wie Black Sabbath, Queen, The Who, The Troggs, The Animals, Neil Young, Spencer Davis Group, Led Zeppelin, Eddie Cochran, Steppenwolf, Bob Dylan oder The Rolling Stones dominieren die Liste der Originalinterpreten. Total finden sich zwölf Rock-Klassiker wie „My Generation“, „Tie Your Mother Down“, „Born To Be Wild“, „Summertime Blues“, „Whole Lotta Love“ oder „Wild Thing“ und ein Original-Krokus-Song, „Backseat Rock’n’Roll“ auf dem Album. Die Versionen sind allesamt nahe am Original geblieben, sind bluesig, rockig und machen durch die neue Aufmache einfach richtig Spass. „Der Silberling ist eine Hommage an all die frühen Künstler, die den Weg für Krokus geebnet haben, heute all dies tun zu dürfen, wie wir es heute tun“, so Chris von Rohr. Die „alten“ Fetzen wurden mit viel Spielfreude und –witz neu eingespielt und durch Marc Storaces Stimme mit neuer Energie beliefert. Was im Original durch die technischen Möglichkeiten von damals, teilweise etwas schwach und drucklos klingt, erhebt sich 2017 wie Phönix aus der Asche und bringt die Lautsprecher druckvoll zum Beben. Krokus sind mit „Big Rocks“ zu einer Coverband-Deluxe geworden und sie dürfen sich dies auch wahrlich erlauben. Gute Platte, die an keiner Rock-Classic-Party fehlen darf! Reinhören!
Oliver H. 

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VICTORY - Two Years And A Few Beers Later - Live
Eigenvertrieb
Die deutsche Truppe Victory gehört mit Sicherheit zu den ganz grossen Sternstunden des harten Rocks. Alleine die damalige Gitarrenfraktion mit Herman Frank und Tommy Newton überzeugte immer mit tollen Einlagen. Wie vielen anderen Bands auch, brach die Grunge-Zeit den Hannoveranern das Genick. Von diesem Schlag erholte sich die Band nie mehr. Selbst wenn die Combo immer wieder in wechselnden Besetzungen die Stage zum Brennen brachte. Das letzte Live-Album «Liveline» liegt schon über zwanzig Jahre zurück, und es war an der Zeit, dass die Herren Frank (Gitarre), Jioti Parcharidis (Gesang), Peter Pichel (Bass), Michael Wolpers (Schlagzeug) und Christos Mamalitsidis (Gitarre) auf Tonträger zeigen, welch geile Live-Band das Quintett noch immer ist. Herausragend einmal mehr die Gitarrenarbeit von Herman, der nach seinem Ausstieg bei Accept hier zur Höchstform aufläuft und zeigt, dass sein Schattendasein hinter Wolf Hoffmann völlig inakzeptabel ist und war. Warum Herman nie die Aufmerksamkeit bei Accept bekam, die ihm eigentlich zustand, bleibt ein gut gehütetes Geheimnis. Neben Herman ist es Jioti, der sich kräftig durch die Songs kreischt und Michael Wolpers, der einen unheimlichen Teppich vorlegt. Quer durch die 32 Jahre dauernde Existenz rocken sich Victory mit viel Herz und Seele und machen einfach nur gute Laune. Ob dies beim Powertrack «Take The Pace», beim Groover «More And More», beim fetzigen «Hungry Hearts», beim Klassiker «Checks In The Mail» oder beim Kracher «Standing Like A Rock» ist, die Jungs schiessen aus allen Rohren. Wie heisst es doch so schön? Geile Mucke kennt kein Ablaufdatum - und das beweisen Victory mit viel Hingabe. Bestellen könnt ihr das geile Livewerk unter folgenden Homepages: www.hermanfrank.com oder www.victory-band.com. Es lohnt sich!
Tinu 

Punkte:
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POWERWOLF - Blessed & Possessed Tour Edition (live)
Napalm Records/Universal
Die deutsche Heavy Metal-Institution Powerwolf bereist im Januar und Februar zusammen mit Epica diverse europäische Länder. Passend dazu veröffentlichen sie rechtzeitig einen Hybrid aus ihren letzten beiden Werken "Blessed & Possessed" (2015) und "The Metal Mass Live" (2016). Wer dabei gleich "Ausverkauf!" schreit, kennt die Powerwölfe nicht. Denn die Tour Edition ist definitiv kein Abklatsch bereits erhältlicher Grosstaten. "Blessed & Possessed" gibt es zwar bereits in dieser Form. Die zweite CD bietet aber mit "Live At Summer Breeze" ein Audioerlebnis, welches man bisher mühsam von der "The Metal Mass Live"-DVD raus extrahieren musste. Bei diesem Paket gab es neben drei (!) Konzerten auf Film zwar bereits eine Audio-CD. Allerdings war darauf das etwas längere Club-Konzert in Oberhausen zu hören. "Live At Summer Breeze" wurde jetzt hervorragend abgemischt auf CD gebrannt. Sämtliche Ansagen, die Publikumsreaktionen und Gesänge und vor allem die Energie von Powerwolf vermitteln ein Gefühl, dass man damals gerne vor der Bühne dem Regen getrotzt hätte. Sänger Attila Dorn verbrüdert sich denn auch mit seinen Fans, in dem er die Veranstalter aufgrund der fehlenden Rampe ins Publikum kritisiert und es auffordert, lautstark "Laufsteg" zu schreien. Es sind genau solche Szenen, die den Fakt zur Makulatur machen, dass es bereits eine Audio-CD von einem anderen Konzert dieser Tour und dieser Setliste gibt. "Live At Summer Breeze" wirkt spontan und schlicht einmalig! Wer dazu noch den fairen Verkaufspreis dieser Touredition nimmt, erkennt endgültig, dass es sich hier definitiv nicht um "Abriss" handelt. Ob man "Blessed & Possessed" zweimal in identischer Form besitzen muss, bleibt jedem selber überlassen. Die Live-CD alleine reicht aber als wichtiger Kaufgrund. Wer das aktuelle Album der Powerwölfe nicht besitzt, hat künftig die Qual der Wahl: Denn neben der normalen Version und der Tour Edition ist auch nach wie vor die Special Edition mit den ebenfalls hervorragend aufgenommenen Covers von Judas Priest, Iron Maiden, Black Sabbath, Savatage und anderen erhältlich. Das Leben ist schwer!
Roger W. 

Punkte:
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DREAMSHADE - Vibrant
Artery Recordings
Aus der sonnigen Ecke unseres schönes Landes, genau, aus dem Tessin, stammen Dreamshade. Mit ihrer mittlerweile dritten Platte wollen die Tessiner natürlich an die Spitze in ihrem Genre. Diese liegt zwischen Melodic Metal und Metalcore. Was einem bei dem Album und den 12 Songs sofort einfällt, ist die starke Produktion. Glasklar wie der Lago Maggiore und fett wie eine Tessiner Salami klingen die sehr gut arrangierten Tracks. Supermelodischer Gesang mit starken Refrains und coolen Gitarren prägen das euphorische Klangbild dieses Werks. Instrumentalisch ist auch nichts zu bemängeln, die sechs Jungs haben ihre Hausaufgaben mehr als nur gut gemacht. Fans von Soilwork oder Killswitch Engage können, oder nein müssen, unbedingt zuschlagen. Killer!
Daniel J.    
Punkte: 8.5 von 10
FIREWIND - Immortals
Century Media/Universal
Er ist ein ganz Grosser: Flitzefinger Gus G., der mittlerweile bei Ozzy Osbourne den Gitarrenposten übernommen hat und durch sein Mitwirken bei Mystic Prophecy, Arch Enemy und Dream Evil bekannt wurde. Seine eigene Truppe, Firewind, blieb dabei immer ein bisschen im Schatten. Nicht, dass die Lieder schlecht gewesen wären, aber zu Beginn seiner Karriere verstrickte sich der Jungspund oftmals in zu verspielten Parts, so dass die Lieder für die (Power-)Metaller zu komplex und für die Prog-Fans zu einfach waren. Seit einiger Zeit hat Gus aber den Weg gefunden, Lieder zu schreiben, die sich schnell im Kopf einfräsen. Mit dem ehemaligen Metalium-Sänger Henning Basse hat der Grieche einen Meistersänger an seiner Seite, der niemandem mehr zu beweisen hat, dass er in den Olymp der Shouter gehört. Alleine diese Zusammensetzung macht aus «Immortals» eine sehr interessante Scheibe. Okay, es ist wirklich die beste Scheibe, die Firewind jemals veröffentlichten. «Ode To Leonidas» überzeugt mit dem Zusammenspiel von Gitarre und Keyboards (Bob Katsionis) und der wuchtigen Rhythmusmaschine, bestehend aus Jo Nunez (Schlagzeug) und Petros Christo (Bass). Mit viel Hitpotential ist auch «Back On The Throne» versehen oder die Ballade «Lady Of 1000 Sorrows». Firewind haben den Weg gefunden, theatralische und orchestrale Keyboardparts mit griffigen und knackigen Riffs zu verbinden. Dabei geht Gus nicht den egoistischen Weg, sondern überlässt seinen Mitspielern genügend Freiraum. Dass Henning endlich wieder eine Band gefunden hat, stösst bei mir sowieso auf offene Türen, und somit kann man beim achten Studiowerk von einer sehr gelungenen Scheibe sprechen. Nein? Doch, hört Euch nur das schwindelerregende Solo in «Rise From The Ashes» an!
Tinu    
Punkte: 8.5 von 10
BETONTOD - Revolution
Arising Empire
Befassen sich die Deutschrocker Kärbholz mit ihrem neuen Album vor allem mit sich selber, ist beim ebenfalls aktuellen Betontod-Werk auch Gesellschaftskritik zu hören. Erstaunlich dabei ist, wie man beide Bands zwar zum vermeintlich einheitlichen selben Genre zählen kann, sich diese Bands aber doch musikalisch sehr stark unterscheiden. Gemeinsam sind das hohe musikalische Niveau und die langjährige Karriere. Mit "Revolution" reissen Betontod das Maul auf und nehmen sich mit "Welt in Flammen" gar der aktuellen Flüchtlingsproblematik an - und dies aus Sicht der Flüchtlinge! Rechtsradikale werden Betontod definitiv nichts abgewinnen können. Zumal auch beim Titelsong für Toleranz geworben wird. Neben diesen Texten gibt es die üblichen Durchhalteparolen ("Freiheit oder Tod", "Herz an Herz"), aber auch Biographisches wie in "Küss mich" oder "Ich nehme dich mit". Die zwölf Lieder bieten eine tolle Mischung aus guten Texten, hymnischen Refrains und Vollgas-Rock. Letzterer lotst die eigenen Stilgrenzen gekonnt aus und schafft es bis zum Ende zu Unterhalten. Damit ist Betontod ein weiteres Ausrufezeichen gelungen. Sie beweisen, dass der Sturm toller Deutschrockbands und Alben auch im dritten Jahr nach der Böhsen Onkelz-Wiedervereinigung nicht nachlässt. Gut so!
Roger W.    
Punkte: 8.5 von 10
THE DRIP - The Haunting Fear Of Inevitability
Relapse Records/Non Stop Music
Spricht man mit einer Person, die vorzugsweise dem kollektiv verblödeten Mainstream-Radio lauscht, wird man oftmals mit dem Vorwurf konfrontiert, dass Metal nichts weiter als Krach ist. Natürlich ist diese Aussage kompletter Schwachsinn, dies wissen wir Freunde der harten Klänge besser, doch bei der Grindcore-Truppe von The Drip ist die Klassifikation „Krach“ nicht mal so unpassend. Diese Aussage möchte ich hier jedoch nicht in einem negativen Kontext stehen lassen, sondern „The Haunting Fear Of Inevitability“ ist ein Tritt in die Eingeweide, der verflucht Spass macht. Klar, Grindcore lebt von seiner Intensität, der Härte und dem Chaos, was nicht jedermanns Sache ist, doch The Drip haben hier einen Bastard erschaffen, der nicht nur hyperaktives Geballer durch die Membrane schleudert, sondern die Jungs wissen es zu verstehen, die extreme Spielart mit brutalem Groove gekonnt zu durchmischen und eine Struktur zu schaffen, die gnadenlos mitreisst. Die 13 Songs, welche uns The Drip hier in 32 Minuten vor den Latz knallen, sind allesamt ein äusserst intensives Erlebnis der härteren Gangart, stellt euch dabei vor, Napalm Death zeugen mit Lamb Of God ein Kind und nennen es Biohazard. Eine Schönheit ist dieser Bastard nicht, und wer in seiner Freizeit lieber ein Pony streichelt, der sollte bei Kuschelrock bleiben. Wer wiederum nur die absolute Brutalität sucht, wird etwas enttäuscht sein von „The Haunting Fear Of Inevitability“, denn der Fokus liegt hier nicht zwanghaft in der absoluten Härte. Dies finde ich jedoch ein sehr grosser Vorteil, den The Drip hier gekonnt ausspielen, denn oftmals versinken die ultimativen Prügel-Bands in der Langeweile, welche hier zu keiner Sekunde auftaucht. „The Haunting Fear Of Inevitabilty“ ist für mich in diesem noch jungen Jahr eine erste positive Überraschung, und in dieser Qualität kann es gerne 2017 weiter gehen. Kauft dieses Werk und fühlt den Groove, einzige Nebenwirkung: brachiale Nackenschmerzen!
R.K.    
Punkte: 8.5 von 10
DESERTED FEAR - Dead Shores Rising
Century Media/Universal
Was für ein Brett legen uns die drei Thüringer hier mit ihrem dritten Album vor! Nach einem Intro geht es direkt mit dem Death Metal Hammer "The Fall Of Leaden Skies" richtig los und was für ein granatenmässiger Sound knallt da aus den Boxen! Da hat Dan Swanö (Edge Of Sanity) einen exzellenten Job gemacht, aber das überrascht ja nicht weiter. Nach den ersten beiden, hochgelobten Scheiben ist es natürlich schwer für eine junge Band, da noch einen drauf zu setzen, aber von Druck oder ähnlichem ist bei Deserted Fear überhaupt nichts zu spüren. Die Jungs aus Eisenberg spielen überaus locker ihren Stiefel runter und bringen mit "Dead Shores Rising" ein weiteres Death Metal-Highlight heraus, über das man, auch wenn das Jahr gerade erst begonnen hat, sicherlich Ende 2017 von einem der Besten dieses Genres sprechen wird. Was Deserted Fear auf Album Nummer drei besser machen, ist die ordentliche Portion Melodie, mit der sie ihren Songs ganz beiläufig das gewisse Etwas verleihen. Keine Angst, sie werden nicht zu einer Melodic/Death Metal-Band, aber durch dezent eingestreute Melodien bleiben die Songs, allen voran "Corrosion Of Souls", "The Edge Of Insanity" oder das eingangs erwähnte "The Fall Of Leaden Skies", deutlich griffiger und abwechslungsreicher. Das seltsame daran ist, dass trotz dieser Abwechslung "Dead Shores Rising" vor allem durch seine Eingängigkeit besticht. Kling komisch? Dann am besten mal selbst reinhören und sich davon überzeugen. Das Album wirkt sehr kompakt und wie aus einem Guss, hat zwar keinen wirklichen "Hit", ist aber zum komplett Durchhören bestens geeignet. Die beiden Bonustracks "A Morbid Vision" und "The Path Of Sorrow" mit Tomas Lindberg (At The Gates) als Gastsänger sind wieder eine ganze Ecke härter und zeigen dann den Unterschied zu den regulären Songs der Scheibe. Was die Veröffentlichung betrifft, hat der Fan dann die Wahl zwischen der Special Edition mit Patch und einer limitierten Gatefold LP mit Booklet und Poster. "Dead Shores Rising" ist ein sehr gutes Album und darf von Death Metal-Fans ohne weiteres gekauft werden. Aber auch diejenigen, die mit dieser Musik eigentlich nicht so viel anfangen können, sollten es hier mal versuchen.
Sascha Sch.    
Punkte: 8.5 von 10
ACCEPT – Restless And Live
Nuclear Blast/Warner
Ein neues Live-Album von Accept erblickt das Licht der Welt. Während die Blue Ray / DVD mit dem Headliner-Gig vom «Bang Your Head!!!» 2015 aufwartet, sind auf der Doppel-CD Aufnahmen zu hören, die während der «Blind Rage»-Tour mitgeschnitten wurden. Darunter kommt auch das Z7 in Pratteln zu Ehren, denn «200 Years» stammte von diesem Gig. Braucht man noch etwas zu Accept zu schreiben? Eigentlich nicht. Ausser, dass der Gig vom «Bang Your Head!!!» der erste der damals neuen Besetzung mit Christopher Williams am Schlagzeug und Uwe Lulis an der Gitarre war. Ansonsten können Wolf Hoffmann (Gitarre) und Peter Baltes (Bass) aus dem Vollen schöpfen. Dabei beschränken sich die Jungs um Sänger Mark Tornillo nicht nur um ihre sagenumwobene Vergangenheit, sondern setzen seit der Reunion die Neuzeit in den Mittelpunkt. Das heisst gut die Hälfte der 27 Songs umfassenden Doppel-CD stammen von «Blood Of The Nations», «Stalingrad» oder «Blind Rage». Musikalisch passt alles, die Riffs, die Power und die Dynamik sind deutsche Metal-Wertarbeit. Da sitzt jeder Schlag auf die Snare und das Tom («London Leatherboys»), der Partyfaktor pfeift dir um die Ohren («Living For Tonite»), oder der Kultfaktor wird grossgeschrieben («Balls To The Wall»). Logisch könnten Accept nur einen Set aus ihren alten Tagen spielen und ja, sie würden damit vielen Fans Pippi in die Augen treiben. Aber dazu sind die neuen Lieder («Final Journey», «From The Ashes We Rise», «Dark Side Of My Heart», «Pandemic», «No Shelter») einfach zu gut und harmonisieren mit den alten Klassikern. «Restless And Live» ist eine tolle Angelegenheit geworden und wird sich leider auch wieder mit dem kürzlich erschienen Livewerk ihres Ex-Sängers Udo Dirkschneider (Dirkschneider: «Live Back To The Roots») messen lassen müssen. Wer nun welche Band besser findet, muss jeder für sich selber entscheiden. Fakt ist, dass beide Truppen eine tolle Scheibe veröffentlichten.
Tinu    
Punkte: keine Wertung
KÄRBHOLZ - Überdosis Leben
Metalville/Musikvertrieb
Die Deutschrocker Kärbholz hauen erneut ein kleines Meisterwerk raus! "Überdosis Leben" bietet genau das, was der Titel verspricht: Eine stürmische Platte zum Thema (vermeintlicher) Selbstbestimmung und Leben auf der Überholspur. Die schnellen Rocker sind irgendwo zwischen Punk, Rock'n'Roll und Heavy Metal angesiedelt und lösen sich immer wieder in Refrains mit Hymnencharakter auf. Beispiele dafür sind "Nur wir beide", "Weck mich nicht auf" und das sehr dynamische "Da ist noch Leben drin". Apropos Dynamik: Wer bei Kärbholz genau hinhört, wird feststellen, dass in den vermeintlichen Vollgasliedern doch sehr viel mehr als reines Drei-Akkorde-Geschrummel passiert. Tiefgang findet aber auch bei den Texten statt, die immer wieder eine gewisse Selbstkritik und Nachdenklichkeit präsentieren. Passend dazu ist die Musik auch nicht immer nur laut und roh. Kleine stilistische Ausbrüche gibt es mit dem Country-angehauchten "Kind aus Hinterwald" und beim Ska-lastigen "Perfekt unperfekt". Alle 14 Lieder zusammen wirken wie eine grosse Verneigung vor dem Leben, welche bis zum letzten Ton unterhalten kann. Vergleicht man den Vorgänger "Karma" mit "Überdosis Leben" fällt vor allem auf, dass die Texte heuer weniger sperrig ausfallen, ohne dass sie dabei ihren ruppigen Scharm verlieren. Das siebte Album von Kärbholz darf deshalb gerne als erster Deutschrock-Höhepunkt im neuen Jahr betrachtet werden. Wer die üblichen Szenegrössen bereits liebt, sollte diese Gruppe mit "Überdosis Leben" ebenfalls für sich entdecken.
Roger W. 
Punkte: 8.5 von 10
LAST AUTUMN'S DREAM - In Disguise (Cover-Album)
Escape Music/Non Stop Music
Ich liebe diese Band, auch wenn sie immer wieder stark mit plüschigen Melodien aufwartet, aber alleine die musikalischen Fähigkeiten der Schweden überzeugten mich immer wieder. Mikael Erlandsson (Gesang), Peter Pag Soderstrom (Gitarre), Ulf Wahlberg (Keyboard) und die beiden, teils ehemaligen Treat-Mucker, Jamie Borger (Drum) und Nalle Pahlsson (Bass) haben auf «In Disguise» ihre Inspirationen und somit ihre Lieblingssongs eingespielt. Dabei gehen die Jungs sehr rockig vor und lassen einen alten Sweet-Hit («Wig Wam Bam») ebenso cool erklingen wie den alten Kiss-Klassiker «All The Way». Auch der Angel-Hit «I"ll Bring The Whole World To Your Door», der in Vergessenheit gerate Klassiker von Headpins «Just One More Time» oder der ABBA-Hit «When I Kissed The Teacher» kommen zu Ehren. Das ist das Tolle an dieser Scheibe: LAD gehen nicht den Weg, die bekanntesten Hits zu covern, sondern greifen sich Songs auf, die nicht zu den erfolgreichsten Hits gehören, oder nehmen sich unbekanntere Truppen vor. Alles wird aber, dank dem musikalischen Können, verdammt geil eingespielt. So auch von den City Boy «Need A Little Loving» oder «Working For The Weekend» von Loverboy. Im direkten Vergleich zu der Cover-Ansammlung von Krokus haben Last Autumn"s Dream nicht nur die Nase vorne - so rockt der Steve Miller-Song «Jet Airline Time» und der Streets-Knaller «If Love Should Go» mit viel mehr Herz und Seele aus den Boxen. «In Disguise» ist ein wirklich geiles Cover-Album geworden, das alleine von den Songs her eher ein reines Eigenproduktionswerk der Schweden sein könnte, denn eine Ansammlung an nachgespieltem Liedgut.
Tinu   
Punkte: keine Wertung
WHITE WIDDOW - Silhouette
AOR Heaven/Non Stop Music
Die Australier White Widdow beweisen eindrücklich, dass moderner, versierter AOR und Melodic/Hard Rock nicht zwingend aus Skandinavien stammen muss. Die Truppe hat sich 2008 um die Brüder Jules (Vocals) und Xavier (Keyboards) Millis formiert. Mit "Silhouette" steht man nun bereits mit dem vierten Longplayer auf der Matte. Schon mit den drei Vorgängern konnte man durchs Band positive Kritiken einheimsen. Dies wird sich mit der aktuellen Scheibe mit Sicherheit nicht ändern. Aus der Vorliebe für Achtziger Arena Rock wird kein Geheimnis gemacht, im Gegenteil, man orientiert sich konsequent an den grossen Melodic-Acts dieses Jahrzehnts. Nebst den offiziellen Einflüssen Survivor, Dokken, Nightranger, White Sister und Giuffria können auch Foreigner und Loverboy noch ergänzend hinzugefügt werden. Die Millis-Brüder haben einmal mehr Songs verfasst die mit eingängigen Melodien und grossen Chören aufwarten. Obwohl im klassischen AOR angesiedelt, vergisst man nicht zu rocken. Dadurch behält das Album durchgehend eine gewisse Griffigkeit. Ebenfalls typisch Melodic ist die Arbeitsteilung von Keyboard und Gitarre, die praktisch unentschieden ausfällt und zu keiner Zeit in Konkurrenz ausartet. Die beiden Instrumente lassen einander genügend Raum zum atmen und sich zu entfalten. Auch die grossartige Stimme von Jules braucht sich keineswegs hinter einem Lou Gramm oder Jimi Jamison zu verstecken. Obwohl man starkes Songmaterial im Peto hat vermisst man eigentliche Gassenhauer der Marke "Cold As Ice" oder "Burning Heart". Dies würde das Manko, dass man mit dem wenig aktuellen Sound nun mal hat sicher bis zu einem gewissen Grad wettmachen. Nichts desto Trotz ein hörenswertes Album.
Chris C.   

Punkte: 8.2 von 10
MAGNUM – The Valley Of Tears - The Ballads
Steamhammer/Musikvertrieb
“Sacred Blood Devine Lies” steht noch kein Jahr im Regal, da gibt es schon wieder Nachschub aus dem Magnum-Lager. Allerdings handelt es sich bei „The Valley Of Tears – The Ballads“, wie es der Namenszusatz schon verrät, „nur“ um eine Balladen Best Of. Da Magnum bekanntermaßen ein Händchen für bombastische Balladen haben, ist es eher verwunderlich, dass diese Best Of erst anno 2017 erscheint. Nach der Idee seiner Tochter stellte Gitarrist Tony Clarkin also eine Compilation zusammen, welche 10 Magnum Klassiker-Balladen aus knapp 40 Jahren Bandgeschichte enthält. Diese wurden soundtechnisch überarbeitet: teils remixt, remastert oder sogar neu aufgenommen. Herausgekommen ist eine überaus gelungene Balladen-Sammlung mit großartigem Sound, welche nicht nur jedem Fan der britischen Melodic Hard Rocker entzücken wird, sondern Jedem einen tollen Soundtrack für ruhigere Momente liefert. Manch ein Die-Hard-Fan mag vielleicht einen persönlichen Liebling vermissen, aber mir gefällt die Songauswahl insgesamt gut, auch wenn bei 10 Tracks noch Platz für ein oder zwei Songs mehr gewesen wäre. Das besondere an Magnum Balladen ist meiner Meinung nach, dass es keine traurigen Songs sind, die einen herunterziehen, sondern eine ruhige, aber bestärkende Wirkung haben. „Dream About You” und das wunderbare „Back In Your Arms Again“ vom 1994er “Rock Art” Album geben solch einen starken Einstieg. Der „Vigilante“-Opener „Lonely Night“, welcher 1993 bereits als Akustikversion auf „Keep The Nite Light Burning“ erschien, wurde hier erneut akustisch eingespielt. Mit der neuen Liveversion von „When The World Comes Down“ endet eine tolle, ruhige Scheibe, die zum Träumen einlädt. Schön!!!
Juliane E.   
Punkte: keine Wertung
FRONTBACK - Heart Of A Lion
Dead End Exit Records
Yeah, die Schweden rocken auf ihrem zweiten Album "Heart Of A Lion" gleich ordentlich los mit "All The Way For Fame", coole Mucke. Und mit "Dead Man On The Road" geht's gleich weiter so. Ich mag die Stimme von Sängerin Anlo Front und die rockigen Gitarren dazu, das Ganze klingt frisch, frech und lebendig, richtig geiler, etwas dreckiger Hard Rock, der schon beim ersten Durchhören mitreisst. Oder die leicht punkigen Riffs bei "Honest", kommen echt gut. Hört man sich das treibende "Rival Sons" an, kommen schon einige Parallelen zu Skew Siskin und deren Sängerin Nina C Alice auf, starke Nummer. "Black Night City Light" glänzt mit einem tollen Mitsing Refrain, der sofort hängenbleibt, da kann man kaum Stillsitzen, wirklich gut. Und "Destiny" könnte glatt als flotte Vixen-Nummer durchgehen. Nach dem schnellen "Fender" kommt dann mit "Remember" noch eine coole Abschlussnummer, die auch mit einem starken Refrain zu überzeugen vermag. Die Schweden kommen hier mit 10 ganz starken Tracks daher. Es macht unheimlich Spass, das Ganze zu geniessen und sich von Anlo und ihren Jungs mitreissen zu lassen. Cooles rockiges Album, sehr zu empfehlen.
Crazy Beat   

Punkte: 8.2 von 10
LORD VIGO - Blackborne Souls
No Remorse Records
Mit ihrem Debut "Under Carpathian Sun" haben vor rund einem Jahr die Landstuhler Epic Doomer Lord Vigo einigen Staub im metallischen Untergrund aufgewirbelt. Das kann wie so oft Segen und Fluch zugleich sein, denn einerseits weiss die Band, dass da draussen durchaus einige Leute nach neuem Material lechzen, andererseits steht die Truppe jetzt unter dem Druck, die mit dem Debut hochgesteckten Erwartungen an den Zweitling auch zu erfüllen. Nun, ich kann versichern, dass die Zukunft für Lord Vigo nicht düster aussehen sollte, denn die Qualität des Erstlings wurde ganz klar gehalten, auch wenn diesmal das Überraschungsmoment natürlich fehlt. Ich muss zugeben, dass ich beim ersten Durchgang nicht ganz konzentriert bei der Sache war, in Gedanken ganz woanders, also plätscherte das Album an mir vorbei, Song für Song, und mehr als ein wohlwollendes "ganz nett" schoss mir nicht durch den Kopf. Am selben Abend, als dann endlich etwas Ruhe eingekehrt war, habe ich mich der Scheibe nochmal zugewandt, und da war er plötzlich, dieser magische Moment in dem sich unvermittelt jenes magische Tor öffnet und endlich einen ungetrübten Blick auf die sich majestätisch auftürmenden Klanglandschaften erlaubt. Die Band bewegt sich immer noch souverän auf jenen Pfaden, die vor ziemlich genau 30 Jahren von Candlemass angelegt worden sind. Natürlich ist und bleibt deren Debut "Epicus Doomicus Metallicus" für mich das unerreichbare Mass der Dinge, auch für die Protagonisten selbst, aber Epigonen wie Lord Vigo demonstrieren selbstsicher, dass sie die Hausaufgaben gemacht haben. Mit "Mother Earth" beginnt die Scheibe zwar verhältnismässig unspektakulär und streckenweise gar vorhersehbar, aber ab der zweiten Nummer "When The Bloodlust Draws On Me" wächst sie stetig, Song für Song. Schaurige Keyboard-Einsprengsel, sakraler Chorgesang und die leidenden, evozierenden Vocals von Vinz Clortho verleihen den instrumental fachmännisch umgesetzten Tracks genau jene unheimliche Atmosphäre, wie man sie von Musik aus dieser Sparte erwartet, "Great City In The Sky" sei mal als Paradebeispiel für den hier vertonten Horror genannt. Dass sämtliche Songs nahtlos ineinander übergehen, ist der düsteren Grundatmosphäre noch zusätzlich zuträglich, das Album erscheint wie aus einem Guss und gönnt einem absolut keine Verschnaufpause, von ruhigeren Passagen wie beispielsweise im Titelsong mal abgesehen. Das wiederum von Karmazid kreierte, unglaublich morbide Coverartwork rundet die ganze Angelegenheit ab. Jungs, ich glaube, künftig könnt ihr Maskeraden wie den verhüllten Drummer oder den mit Spitznieten versehenen Amihelm zu Hause lassen, solche Maskeraden habt ihr nicht nötig.
Mirko B.    
Punkte: 8.1 von 10
STEPHEN PEARCY - Smash
Frontiers Music/Musikvertrieb
Zusammen mit Ratt war Stephen einer der ganz Grossen in den glorreichen 80er-Jahren. Er hat mit seinen damaligen Bandkumpels die Hallen und Arenen gefühlt und speziell die Frauenherzen lagen den Schönlingen zu Füssen. Bevor nach einem jahrelangen Hickhack um die Namensrechte von Ratt nun Stephen zusammen mit Gitarrist Warren DeMartini und Bassist Juan Croucier wieder unter dem Namen Ratt musizieren darf, haut uns der Sänger eine neue Soloscheibe um die Ohren. Es ist ja immer wieder schön zu hören, wie gut Mister Pearcy auf einer Scheibe singt, aber dann auf der Bühne völlig abkackt. Sorry mein Lieber, aber das musste ich leider schon selber erfahren und dies unabhängig der Evergreens, die du eingesungen hast. Wie ist «Smash» geworden? Ein cooles Hardrock Album, das irgendwo zwischen den letzten Ratt-Scheiben liegt und eine bluesige Ausrichtung verfolgt. Musikalisch klingt alles verdammt geil eingespielt. Dies sicher auch dank den ehemaligen Rough Cutt-Musikern Matt Thorn (Bass) und Chris Hager (Gitarre), sowie des ehemaligen White Lion-Trommlers Greg D'Angelo. Trotzdem beinhaltet «Smash» mit «Rain», «I Can't Take It» und «Ten Miles Wide» zu wenige Hits, die an die Zeiten der Grosstaten erinnern. Mister Pearcy geht hier eher den Weg, sich und seinen Idolen einen Gefallen zu tun. Warten wir ab, was uns die Reunion der drei Ratt-Members bringen wird. Es ist und bleibt immer ein schwerer Versuch, alleine an äusserst erfolgreichen Zeiten anzuknüpfen, und mit «Smash» ist dies Stephen nur sehr bedingt gelungen, auch wenn das Material ganz gut ist.
Tinu  
Punkte: 8.0 von 10
APRON – Auf dem Ponyhof
Laute Helden/Musikvertrieb
Das Leben ist kein Ponyhof - apRon haben sich das mal genauer angeschaut und festgestellt: „doch, ist es!“. Da wird gebissen und getreten und wer nicht der Norm entspricht hat keine Chance in unserer leistungsorientierten Gesellschaft. Die Deutschen zelebrieren rotzfrechen und sozialkritischen Crossover, d.h. sie sprechen nicht nur heikle Themen auf süffisante Art und Weise an, sondern spielen auch mit ganz unterschiedlichen Musik-Genres wie Punkrock, Hardcore, Deutschrock u.s.w.. Vergleichen kann man sie wohl am ehesten mit den Spassrockern JBO oder der Kombo mit dem klingenden Namen Feine Sahne Fischfilet. Highlights sind der Opener und Titeltrack “Auf dem Ponyhof“ sowie die gnadenlose Abrechnung mit Social Media und den konsumgeilen Herdentieren, die jedem Trend blindlings folgen “GFLLT MR NCHT MHR“. Der äusserst kritische Song “Mensch aus Glas“ handelt von Datenmissbrauch und der Dummheit der Massen, persönliche Informationen frei herauszugeben – mein persönlicher Favorit, da mir hier nicht nur der Text, sondern auch die eingängige Musik sehr gut gefallen. Dann folgen ein paar weniger gute Tracks, bis dann mit “Alice D.“ wieder ein echter Ohrwurm heraussticht, diesmal mit etwas runtergeschraubtem Tempo und Akustikgitarre - “Ich lass mir Arschloch aufs Hirn tätowieren“ lautet der Refrain und brennt sich tatsächlich erbarmungslos ins Hirn und in die Gehörgänge ein…. In der selben Tonart, wenn auch wieder rassiger, geht’s weiter mit “In Cerebrum Cacatur“ - Die snobistische Art zu sagen “Man hat dir ins Hirn geschissen“. Fazit: Dieses Album macht einfach Spass! Die sozialkritischen Texte werden zwar grösstenteils witzig rübergebracht, sind aber doch knallhart ernst gemeint, die Musik ist abwechslungsreich und ganz unterschiedliche Genres werden hier mutig gemischt und einmal kräftig durchgeschüttelt. “Auf dem Ponyhof“ schliesst nahtlos an den Erfolg des letzten Albums “Der Punch“ an… Wer auf Crossover und kritischen Deutschrock steht, der sollte diesen Silberling auf keinen Fall verpassen!
Patricia H.   
Punkte: 8.0 von 10
BONEYARD DOG - Bluesbound Train
AOR Heaven/Non Stop Music
Boneyard Dog ist eine irische Formation, die sich dem Classic und Blues Rock verschrieben hat. Gegründet wurde die Band 2015 vom deutsch/italienischen Sänger Rob Mancini (Hotwire, Crush etc.), der seinen Wohnsitz auf der grünen Insel hat. Dort begegnete er dem irischen Bluesgitarristen Davy Kerrigan. Das Line Up wurde ergänzt durch den amerikanischen Drummer Ron Wikso, der schon mit einer ganzen Reihe etablierter Musiker zusammenarbeitete, unter anderem Cher, Richie Sambora, Eddy Money, CCR, Sammy Davis Jr. usw. Bereits während der Aufnahmen von "Bluesbound Train" stiess Keyboarder Tony Carey zur Band. Dieser wiederum war Mitglied von Rainbow, spielte aber auch schon mit Chris Normen, David Knopfler oder Joe Cocker zusammen. Die verschiedenen Betätigungsfelder der Protagonisten werden nun auf einen gemeinsamen Nenner gebracht. Herausgekommen ist ein qualitativ hochstehendes Album, das zwischen Siebziger Classic Rock und Blues Rock hin und her pendelt. Obwohl grundsätzlich die beiden Stile unter einen Hut gebracht werden, sind die Ausschläge in die eine oder andere Richtung Wegweisend für Boneyard Dog. Dies macht den Hörgenuss zwar interessant, durch das Fehlen eines roten Fadens aber auch ziemlich nervös. Nichts desto Trotz hat das Quartett hochkarätiges Songmaterial in Petto. Vor allem das Classic Rock-Material lässt querverweise zu Deep Purple oder Thin Lizzy, zwischenzeitlich sogar zu ZZ Top zu. Aber auch die Bluesschiene lässt wenig Raum zu Kritik, Gary Moore und "Still Got The Blues" lassen grüssen. Für Classic Rock-Fans mit Hang zum Blues schon beihnahe ein Pflichtkauf.
Chris C.     
Punkte:
8.0 von 10
JACK RUSSEL'S GREAT WHITE - He Saw It Coming
Frontiers Music/Musikvertrieb
Er ist und bleibt Great White und er ist wie bleibt die perfekte Stimme für Great White! Allerdings hat ihn seine Sucht fast über den Rand des Abgrunds gestossen, und so verlor er nicht nur seinen Stammplatz bei Great White, sondern auch viel Ansehen. Nun ist er zurück. Jack Russell, der mit seiner bluesgetränkten Stimme auf seinem neusten Streich «He Saw It Coming» wieder auf sich aufmerksam macht. An seiner Seite ein alter Bekannter aus Great White-Tagen, Tony Montana. Mit dem Opener «Sign Of Times» fühlt man sich direkt an die goldenen Great White-Zeiten mit Alben wie «Once Bitten» und «Twice Shy» zurück erinnert. Der Rest zeigt Jack dann aber von seiner lockeren Seite. Einer, wie man sie von den letzten Great White-Scheiben mit ihm kennt («Let It Rock», «Can't Get There From Here»). Also eher die Blues-Schiene, denn der harte Rock. Das Schöne dabei ist aber, dass seine Stimme noch immer das Aushängeschild ist und man Jack sofort wieder erkennt. Auch sofort erkennbar ist die Lagerfeuerromantik bei der Ballade «Anything For You». Das Problem an einer solchen Comeback-Scheibe ist, dass sich Mister Russell an seiner sehr glorreichen und erfolgreichen Zeit messen lassen muss. Da kann «He Saw It Coming» nicht dagegen anstinken, auch wenn Jack mit «Spy vs. Spy», «Blame It On The Night» und dem lockeren «Godspeed» (erinnert an «Wasted Rock Ranger») coole Nummern präsentiert. Aber es fehlen Hits wie «Rock Me», «Desert Moon» oder «Call It Rock'n'Roll». Anyway, es ist schön, Jack wieder unter uns zu haben, und vielleicht braucht es auch ein solches Album, das in erster Linie Jack wiederspiegelt und nicht unbedingt meinen Wünschen entspricht, damit Mister Russell wieder Fuss fassen kann.
Tinu
     
Punkte:
8.0 von 10
AU CHAMPS DES MORTS – Dans La Joie
Debemur Morti Produtions
Mein Lieber Herr Gesangsverein, hier zeigt unser westliches Nachbarland sich wieder mal von der besten Seite. Melodische, reduzierte Gitarrenriffs für die hypnotische Wirkung, Schreie wie Neige zu den guten alten (und jetzt ja wieder neuesten!) Zeiten, dazu ein hübsches Artwork. Böse Zungen könnten behaupten das gab es ja alles bereits mindestens einmal. Allerdings sind die Unterschiede in den Kleinigkeiten zu suchen, so schaffen es die Franzosen bei ‘Le Sang, La Mort, La Chute’ einen doomigen Start hinzulegen, im zweiten Drittel leidet der Sänger bei angezogenem Tempo, bis gegen Ende noch verwaschene Gitarren mit viel Hall und Phaser den Song ausklingen lassen. So macht man Dramatik! Daneben das abschliessende ‘La Fin Du Monde’, das für nur akustisch und mit klarem Gesang einen passenden Abschluss für ein so schwermütiges Album schafft. Auch die anderen Lieder können sich hören lassen, an Abwechslung mangelt es nicht. Natürlich sind Ähnlichkeiten zu Germ, Alcest oder zwischendurch auch Les Discrets nicht von der Hand zu weisen, dennoch gehört dieses Album zu den besten Scheiben, die ich in den letzten Monaten zum Anproben gekriegt habe.
Tristan
     
Punkte:
8.0 von 10
JULIAN LEHMANN - Mother Nature
Eigenvertrieb
Eins vorweg, Julian kommt hier mit einem sehr interessanten Instrumental Album, das es locker schafft das man den Gesang nicht vermisst. Und das gibt"s sehr selten bei reinen Instrumentalalben. Alle 12 Songs sind spannend, abwechslungsreich und frei von selbstverherrlichen Saitengefrickel. Julian hält sich oft mit starken Riffs im Hintergrund und lässt seinem Vater Markus auf der Violine den Vortritt. Durch Tempo und Stimmungswechsel bringt Julian sehr viel Spannung und Abwechslung in die einzelnen Tracks. Das Ganze ist eine Mischung aus Hard Rock, Folk und Klassik, sag ich jetzt mal grob eingeschätzt. Grad bei Nummern wie dem flotten "The Paddy Goes To... " gut zu hören. Oder auch bei "Mother Nature", sehr vielseitige Stimmung. Auch toll der Mittelalter-Song "A Bard's Tale", wirklich sehr gut gelungen. "Pathfinder" dann wieder startet sehr rockig, um in der Mitte zu einer Swing-Nummer wechseln, cool. Dem entgegen steht dann die reine Klassik-Nummer "Fairy". Zum Schluss kann ich nur sagen, Respekt vor Julian und diesem sehr gelungenen Instrumental-Werk, es macht wirklich echt Spass, "Mother Nature" anzuhören, und wie Julian so schön sagt: "I hope to make you dive into another world" - und das tut man hier zweifellos, tolle Scheibe.
Crazy Beat   
Punkte:
8.0 von 10
MYSTIC PROPHECY - Vengeance (Re-Release)
Massacre Records/Musikvertrieb
Das Debut-Album der Power-Metaller Mystic Prophecy aus dem Jahr 2002 erfährt eine Wiederveröffentlichung mit zwei Bonus-Live-Tracks. Scheinbar war das Album vergriffen und wurde nun neu abgemischt. Wer seine Sammlung also endlich vervollständigen möchte, hat jetzt Gelegenheit dazu. Spannend ist dieses Album, weil es einer der ersten Tonträger war, auf welchem der heutige Ozzy-Gitarrist Gus G. zu hören ist. Dazu kommt, dass Mystic Prophecy hier bereits die stilistische Marschrichtung vorgeben, mit welcher sie bis heute und mit inzwischen neun Studioalben die Heavy Metal-Welt begeistern. Es regiert melodischer Power Metal, der aber ungewöhnlich hart gespielt wird und teilweise die Brücke zum Thrash Metal schlägt. Dieser Mix finde ich auf CD gut, zieht bei mir aber vor allem Live. Spannend auch, wie Mystic Prophecy bereits 2002 mit Dynamik gearbeitet haben. Besonders gut zu hören ist dieses Flair bei "When Shadows Fall" und "Damnation And Darkness" zu hören. Wo ich mir dagegen höhere Sorgfalt und Qualität gewünscht hätte, ist bei der Auswahl der beiden Bonustracks: "Evil Empire" und "Masters Of Sin" wurden 2007 Live aufgenommen, rumpeln in ärgster Bootleg-Qualität und stammen definitiv nicht aus der Zeit der "Vengeance"-Veröffentlichung. Sie machen deshalb für mich keinen Sinn und wirken eher in der Not hinzugefügt. Nur wegen diesen beiden Liedern lohnt sich der Neu- oder Zweitkauf dieser CD also nicht. Dafür bieten die regulären 10 Kracher genügend Anreiz. Und wer weiss, vielleicht werden Mystic Prophecy auf der kommenden Tour gar ein Schwerpunkt auf "Vengeance" legen. Gut Vorbereitet darauf ist, wer dieses Album ebenfalls kennt.
Roger W.   
Punkte: keine Wertung
SMASH INTO PIECES - Rise And Shine
Gain Music/Sony
37 Minuten, 10 Songs, Alternative Rock mit Elektro. Das sind die Fakts der schwedischen Band Smash Into Pieces. Als Einstieg sollte man die Single-Auskoppelung "Higher" wählen. Da empfindet man die melodischen Keyboards und der sehr gute Gesang als sehr angenehm. Der Song ist ein Ohrwurm, den man haben muss, um erfolgreich zu sein. Klar klingt diese Mucke nach Radio oder vollen Stadien - Mainstream halt. Ok, schlecht ist das ja nicht, man muss ja seine Brötchen irgendwie verdienen. Alles ist angenehm, was natürlich bei mehreren Durchläufen seinen Tribut zollt. Man kann sich nicht mehr in Details verlieben, da man ja schon alles nach ein paar Minuten mehr oder weniger verstanden hat. Aber Leute, für das Auto ist diese Platte wie geschaffen - voll aufdrehen und einfach nur cool "cruisen".
Daniel J.  
Punkte:
8.0 von 10
JIM JIDHED - Push On Through
AOR Heaven/Non Stop Music
Bereits seit den frühen Achtzigern geistert der Schwede Jim Jidhed durch die AOR-Szene. Entscheidende Akzente setzen bzw. grosse Erfolge verbuchen konnte er dabei allerdings nicht. 1987 trat er der Formation Alien bei, die es aber auf nur ein Album brachten. Erst 2014 entstand in Originalbesetzung ein zweites Werk. Zwischenzeitlich veröffentlichte der Sänger fünf Soloalben, zuletzt vor einem Jahr "Tankar I Vinternatten", eine Art Weihnachtsalbum mit schwedischen Lyrics. Klingt alles recht diffus. Glücklicherweise stiess der gute Mann auf den Produzenten und Songwriter Daniel Flores, der Jim dazu brachte, sich auf seine Tugenden zu konzentrieren. Zusammen haben die Beiden nun mit "Push On Through" zwar ein klassisches AOR-Album an den Start gebracht, das aber den knackigen Hard Rock nicht aussen vorlässt. Dabei kommen die kraftvollen Vocals deutlich besser zum Tragen als in der Vergangenheit. Das Album besticht nicht nur durch starkes Songmaterial, sondern auch durch viel Drive und vor allem eingängige Melodien. Zudem wurde die Scheibe von D. Flores äusserst versiert produktionstechnisch veredelt. Melodic/Hard Rock mit erstaunlich viel Substanz.
Chris C.    
Punkte:
7.7 von 10
SEPULTURA - Machine Messiah
Nuclear Blast/Warner
Sepultura muss man an dieser Stelle sicherlich nicht mehr vorstellen, denn seit Jahren sind die Brasilianer eine feste Grösse in Metal-Kreisen. Musikalisch sind sie stets ihren Weg gegangen, mal mehr, mal weniger erfolgreich. Zumindest, wenn man den gängigen Magazinen Glauben schenken will. Mit "Machine Messiah" legt die Thrash Metal-Legende nun ihren vierzehnten Longplayer vor. Der Opener und Titeltrack "Machine Messiah" startet ungewohnt verhalten und langsam. Angstzustände sind an dieser Stelle aber unbegründet, denn im Anschluss wird mit "I Am The Enemy" erstmal gründlich durchgewischt. Das weniger schnelle, aber druckvolle "Phantom Self" an dritter Stelle, sorgt für Abwechslung und unkontrollierbares Kopfnicken. "Alethea" und "Iceberg Dances" gehören in die Rubrik "Experimente". Eingespielte Klanghölzer, Flamenco-Gitarren und immerzu wechselnde Tempiwechsel, dazu satte Riffs können einem schon mal aus dem Konzept bringen. Es scheint allgemein so, als hätten sich die Herren zur Mitte der Platte hin immer mehr dem Mid Tempo-Bereich verschrieben und die Versuchung liegt nah, Track für Track weiter zu drücken. Glücklicherweise macht die Truppe um Derrick Green mit "Silent Violence" und "Vandals Nest" nochmals richtig Dampf und sorgt mit diesen beiden Tracks wieder für musikalische Versöhnung. Als Gesamtfazit liefern Sepultura mit "Machine Messiah" eine ordentliche Leistung ab, die nach wie vor kräftig Lärm und massig Druck macht. Hie und da hinkt der Longplayer etwas und scheint wirr und durchzogen. Dreiviertel der Platte ist aber mit "Daumen hoch" zu bewerten.
Oliver H.    
Punkte:
7.5 von 10
BOREALIS - World Of Silence MMXVII (Re-Release)
AFM Records/Musikvertrieb
Die kanadischen Progressiv/Power-Metaller Borealis bringen ihr selbstproduziertes Debutalbum von 2008 erneut heraus. Scheinbar wurde es komplett neu aufgenommen und zeitgemäss abgemischt. Gerade der glasklare und transparente Sound überzeugt und wird die Brücke zum Drittwerk "Purgatory" aus dem Jahr 2015 schlagen. Musikalisch überzeugen die Kanadier mit einer gelungenen Mischung aus Heavy, Power und Progressive Metal auf gutem Niveau. Trotz ihrer Klasse lösen allerdings die zehn Lieder bei mir keine "Aha-Reaktionen" aus, sondern dümpeln mehr als gute Hintergrund-Musik vor sich hin. Das sollte die Leistung von Borealis aber nicht schmälern, sondern Prog-Liebhaber auffordern, es selber mal mit Borealis zu versuchen. Umso mehr, als dass kürzlich geführte Diskussionen zwischen verschiedenen Heavy Metal-Fans - die sogar das gleiche Sub-Genre lieben - gezeigt haben, dass es bei den Bandpräferenzen doch zu erheblichen unterschiedenen kommen kann. Wer progressiven Power Metal liebt, kann hier also grundsätzlich nichts falsch machen. Ob es dann aber tatsächlich "Klick" macht, ist trotz grosser Klasse eine andere Frage.
Roger W.
     
Punkte: keine Wertung
PRIDE OF LIONS - Fearless
Frontiers Music/Musikvertrieb
Mit den sogenannten Supergroups ist das immer so eine Sache. Gerade im Hard oder Melodic Rock Bereich gibt es diese, dank dem Label Frontiers Music, ja mittlerweile wie Sand am Meer und einige davon verschwinden relativ schnell wieder von der Bildfläche. Bei diesen Konstellationen reicht es meistens für ein gemeinsame Scheibe, dann widmen sie sich wieder ihren anderen Aktivitäten zu und leider leidet oftmals auch die Qualität der Musik darunter. Die Pride Of Lions sind da schon eine Ausnahme. 2003 vom ehemaligen, legendären Survivor Sänger Jim Peterik und dem in Indiana ansässigen Shouter Toby Hitchcock ins Leben gerufen, kommt die Gruppe, in dem noch jungen Jahr, mit ihrem mittlerweile fünften Studioalbum um die Ecke. Allerdings liegt die letzte Veröffentlichung "Immortal" auch schon fünf Jahre zurück und so ist die Erwartung der Fans an Pride Of Lions mit Sicherheit sehr hoch. Musikalisch bekommt man auf "Fearless" dann genau das serviert, was man von einer AOR/Hard Rock Band mit diesen Voraussetzungen hören möchte. Leicht verdauliche Rock Musik mit einer heiteren Stimmung, guten Melodien und zwei Sängern, die sich gegenseitig zu Höchstleistungen antreiben.

Los geht es mit dem sehr guten Opener "All I See Is You", der direkt Laune auf mehr macht. Den Titeltrack "Fearless" kann man direkt als ein kleines AOR Highlight bezeichnen und die Ballade "Everlasting Love", der stärkste Song der Scheibe, zeigt die ganze Klasse dieser Band. Dazu gesellen sich noch "gute" Hard Rock Nummern wie beispielsweise "Silent Music", "Rising Up" oder "Faster Than A Prayer", die sehr ordentlich gemacht sind und genau in dieses typische, musikalische Schema passen. Einen schlechten Song kann man auf "Fearless" tatsächlich nicht ausmachen, aber es schleichen sich dennoch Nummern ein, die allenfalls Durchschnitt sind. Sehr schade eigentlich, denn die Band hat auch auf dem neuen Album bewiesen, dass sie es besser können. Herauszuheben sind auf jeden Fall die Hauptprotagonisten Jim Peterik und Toby Hitchcock, denn das, was die beiden hier abliefern, kann nur als eine überragende Gesangsleistung bezeichnet werden. Unterm Strich lässt sich über die aktuelle Scheibe von Pride Of Lions folgendes sagen: Ein gutes AOR/Hard Rock Album mit zwei absoluten Highlights, eine Handvoll guter Songs und mit der einen oder anderen durchschnittlichen Nummer, aber als Gesamtwerk gut anzuhören.
Sascha Sch. 
Punkte:
7.5 von 10
LUCA TURILLI'S RHAPSODY -
Prometheus, The Dolby Atmos Experience + Cinematic And Live
(Re-Release und live)
Nuclear Blast/Warner
Chaos und Verwirrungen sind wir uns aus dem Rhapsody-Lager in letzter Zeit leider gewohnt (siehe meine Review zum Eternal Idol-Album im letzten Monat). Luca Turilli setzt nun mit seiner neusten Veröffentlichung noch einen drauf! Was ist jetzt genau in "Dolby Atmos" aufgenommen? Das letzte Album oder das im gleichen Paket erhältliche Live-Album? Nach langem hin und her kann ich jetzt den Album-Titel richtig deuten: Das letzte Studio-Album "Prometheus" wurde neu abgemischt und erscheint jetzt auf Blu Ray im Dolby Atmos-Format. Im gleichen Paket befindet sich die Doppellive-CD "Cinematic And Live", welche aber nichts mit dem neuen Dolby Atmos-Ding zu tun hat. Alles klar? Jein! Denn dem Rezensenten liegt leider die Blu Ray nicht vor, weshalb ich über diese "innovative, noch nie dagewesene, neue Musikerfahrung" schweigen muss. Einzig die Doppel-CD kann ich mir anhören. Diese bietet Licht und Schatten. Dabei ist spannend, dass diese Live-CD je nach Soundsystem völlig unterschiedlich abgemischt wirkt (ich dachte erst, die Live-CDs seien in Dolby Atmos abgemischt). Auf kleinen Boxen hört sich das Liveerlebnis flach und mit Keyboards und anderen "künstlichen Klängen" überfrachtet an, während auf grossen Soundsystemen die klassischen Metal-Instrumente (Gesang ohne Chöre, Gitarre, Bass und Schlagzeug) dominieren. Den roheren Charakter hätte ich mir aber auch für kleine Soundanlagen gewünscht. Dass es so ebenfalls geht, beweisen diverse ältere Live-CDs des Rhapsody-Universums. Ein weiteres Manko der beiden "Cinematic And Live"-CDs ist der sehr zögerliche Einbezug des Publikums ins Konzert. Zwar hört man es ab und zu mal jubeln, eine wirkliche Live-Atmosphäre will sich aber nicht im Wohnzimmer ausbreiten. Die Band könnte sich jetzt rausreden, in dem sie auf ihren bombastischen Sound hinweist, welcher auch live zu geschätzten 90 Prozent Playback kommt und deshalb kein Raum für Publikumsbeteiligungen lässt. Dieses Problem haben in leicht abgeschwächter Form aber auch die deutschen Powerwolf - und schaffen es trotzdem, ihre Fans zu integrieren. "Cinematic And Live" überzeugt dagegen mit einer tollen Liederauswahl und fast 120 Minuten Spielzeit. Wer Heavy Metal (übertrieben) bombastisch mag, kann hier gerne zugreifen. Wer über eine entsprechende Soundanlage verfügt, darf gerne das "Prometheus"-Album in Dolby Atmos ausprobieren. Denn wirklich live scheint Luca Turillis Rhapsody-Version aufgrund der vielen Streicher, Chöre und Symphony-Orchester-Klängen kaum reproduzierbar. Auf einem Studio-Album im Blu Ray Dolby Atmos-Format dagegen macht die Sache (zumindest theoretisch) durchaus Sinn.
Roger W.     
Punkte: keine Wertung
BEYOND BELIEF - Rave The Abyss (Re-Release)
Hammerheart Records
Anfang der neunziger Jahre machten sich viele Bands aus den USA, England und vor allem Schweden auf, um eine noch relativ neue und junge Musikrichtung namens Death Metal zu perfektionieren und in immer extremere Ecken vorzustossen. Doch nicht alle Bands versuchten die Kollegen und ihre bisherigen Veröffentlichungen zu übertrumpfen. Im holländischen Kampen rauften sich ein paar Musiker, die vorher ihre Brötchen bei Gruppen wie Dead Head und ihrer sehr Thrash Metal-lastigen Ausrichtung verdienten, zusammen, um etwas Neues und Anderes zu wagen. Ihre Liebe zu den frühen Alben von Trouble und Candlemass liess die Band Beyond Belief auferstehen, die eine Mischung aus treibendem Doom und Death Metal spielen sollten. Nach zwei EPs erschien 1993 das erste Album "Towards The Diabolical Experiment", welches im Zuge dieser Neuveröffentlichung ebenfalls neu aufgelegt wird. Zwei Jahre später erschien dann "Rave The Abyss" und zeigte die Band gegenüber dem Vorgänger deutlich reifer und verändert. Während "Towards The Diabolical Experiment" eindeutig in der Doom-Ecke einzuordnen war und leicht melancholisch wirkte, konnte "Rave The Abyss" durch seinen verstärkten Death Metal-Einfluss punkten. Kritiker warfen Beyond Belief seinerzeit zwar vor, dass das Album Nummer Zwei, was Innovation und Einfallsreichtum angeht, dem Debut nicht das Wasser reichen konnte und abfällt, aber das kann ich so nicht unterschreiben. Mir persönlich gefällt "Rave The Abyss" auf jeden Fall besser, und das liegt hauptsächlich an den mitreisenden Mid Tempo-Parts, die immer zur richtigen Zeit eingestreut werden. Das Wechselspiel zwischen treibendem Doom Metal und das Anziehen des Tempos zu stampfenden Rhythmen beherrschen die Holländer nahezu perfekt und schaffen es, die Songs immer wieder auf's Neue interessant zu machen. "Cursed", "Blood Beach" und "Crushed Divine" sind absolute Granaten, die alles bieten, was es in diesem Genre braucht, um einen solchen Klassiker, wie es "Rave The Abyss" ist, zu erschaffen. Leider hat sich diese klasse Band nach einer Reunion im Jahre 2004 acht Jahre später nach eigenen Angaben für immer aufgelöst. Aber wer Death Metal mit zu seiner Lieblingsmusik zählt, sollte, wenn er oder sie es nicht schon hat, dieses Album kaufen und sich begeistern lassen. Das Re-Release kommt in überarbeitetem Sound und erstmals auf Vinyl auf den Markt, was eigentlich schon genug Anreiz sein sollte, hier zuzuschlagen.
Sascha Sch. 
Punkte:
keine Wertung
CONSTRAINT - Between War And Terror
Black Board Records
Wer bis jetzt davon ausgegangen ist, dass das Berner Oberland nur Trachten und Folklore zu bieten hat, dem sei hiermit versichert - Irrtum! Aus dem Kandertal erhebt sich die Formation Constraint, die sich mit Leib und Seele dem Thrash und Death Metal verschrieben hat. Sie meistern den Spagat zwischen den beiden Genres problemlos und verleihen dem Ganzen eine persönliche Note. Das Quintett ist bereits seit 2008 aktiv und bringt nun mit "Between War And Terror" ihr längst überfälliges Debut auf den Markt. Der Titel des Albums ist auch wirklich Programm. Bereits beim Coverartwork wird auf die Missstände hingewiesen, die durch verschiedene Glaubensrichtungen immer wieder auslöst werden. Auch die Songtitel tragen Namen wie "About War", "Terrorist" oder "Hail Of Bullets". Es wurde wirklich wert auf gutes Songwriting gelegt und dass sich die Jungs damit identifizieren können, hört man ihrem Sound echt an. Derbste Gitarrenriffs liefern sich durchs Band messerscharfe Duelle mit hochkarätigen Schlagzeugsalven. Abgerundet wird jeder Track durch äusserst abwechslungsreiche Vocals. Einmal tief wütende Growls, dann wieder kehlig geschriene Gesangspassagen, die optimal mit den Tempowechseln der Musik harmonieren. Besondere Aufmerksamkeit haben auch einzelne interessante Brigdes verdient, die mit Twin-Guitar-Passagen für Abwechslung und Hörgenuss sorgen. Diese sind unter anderem bei "Help Me" und "Terrorist" schön zu hören. Durchaus eine Band mit Zukunft, die hoffentlich erst am Anfang steht und ihr Pulver nicht schon verschossen hat. Das musikalische Potential stellen Constraint zumindest mit "Between War And Terror" eindrucksvoll unter Beweis. Mehr davon!
Oliver H.
 
Punkte:
7.4 von 10
PSYCHEDELIC WITCHCRAFT - Magick Rites And Spells
Soulseller Records
Aber hallo, bei Bandnamen und Albumtitel wird gleich zu Beginn jedes nur erdenkliche Klischee erfüllt. Die Italiener Psychedelic Witchcraft wollen es offensichtlich wissen, das Debut "The Vision" erschien im April dieses Jahres, ein Jahr nach der Bandgründung, und noch nicht einmal ein Jahr später werfen sie schon den Nachfolger nach. Laut Labelinfo beinhaltet die neue Scheibe Tracks, welche auf "The Vision" nicht berücksichtigt worden waren plus noch die Songs von der inzwischen vergriffenen "Black Magic Man"-EP. Klingt nach Resteverwertung, ist es aber nicht, weil mit Liebe und Leidenschaft zusammengestellt. Der sehr bluesige Doom Rock des Quartetts weiss auch diesmal wieder zu gefallen, auch wenn der Hexenreigen mit "Come A Little Closer" ganz schön zurückhaltend beginnt und mit dem Blue Öyster Cult-Cover "Godzilla" auch nicht gerade hochenergetisch weiterfährt (ich weiss, das ist Gotteslästerung, mir aber egal). Dann zeigt sich die Band aber von ihrer besten Seite: "Set Me Free" gefällt mit seinem swingenden Drive, der zuweilen an den jungen Bill Ward erinnert, "Wicked Dream" ist eine wenig überraschende, aber dennoch griffige Doom/Occult Rock-Nummer, welche auf den Schluss gar in einer Double Bass-Attacke endet, und sogar die 1968 von Lemmy eingesungene Sam Gopal-Nummer "The Dark Lord" kann durch die liebevolle Umsetzung absolut überzeugen. Unter den vier darauf folgenden EP-Tracks sticht ganz klar der verhältnismässig bissige Titeltrack "Black Magic Man" hervor. Gegen diesen Titel kann nicht einmal das am Schluss stehende und in der zweiten Songhälfte ganz überraschend aggressiv werdende "Slave Of Grief" anstinken. Insgesamt eine sehr nette Angelegenheit, aber ab jetzt ist es Zeit für wirklich neuen Stoff aus Florenz.
Mirko B. 
Punkte:
7.1 von 10
EXCEL - The Joke's On You (Re-Release)
Southern Lord
Die Punk-Hardcore-Metaller von Excel verpassen ihrem Zweitwerk von 1989 "The Joke's On You", einen galanten Neuanstrich. Ihr Stil lässt sich als "wahren Crossover" beschreiben und verbindet Elemente von Black Sabbath, Black Flag, Jimmy Hendrix und den früheren Corrosion Of Conformity. Schon wenn man dies liest, wird klar, dieser musikalische Spagat ist nicht für Jedermann. Roh und schnell ist der Sound des Quartetts aus Kalifornien und besticht mit vielen Tempowechseln. Die Stimme von Dan Clements kommt natürlich und dreckig ungeschliffen rüber und versprüht eine gewisse Punk-Attitüde. Je länger die Platte dauert, umso mehr hat man das Gefühl, ein älteres Werk von Suicidal Tendencies zu hören. Mike Muirs Vocals unterscheiden sich fast nur indem, dass er noch eine Spur höher singt als Clements. Das Booklet spricht ebenfalls für sich. Es enthält noch immer die Bilder der Erstveröffentlichung und zeigt blutjunge Skater-Typen in "coolen" Outfits, die bereit sind, die Welt zu erobern. "The Joke's On You" ist und bleibt ein Album, das auch in der heutigen Musiklandschaft seine Berechtigung hat und sich in die diversen Genres heimisch fühlt. Mit Sicherheit hat die Stimme von Dan Clements über die 12 Songs den grössten Wiedererkennungswert, denn der Sound ist trotz eines roten Fadens durchs Band abwechslungsreich und äusserst vielseitig. Wer also Abwechslung und einen Hauch LA-Hardcore-Nostalgie mag, dem sei dieses Excel-Werk sehr empfohlen.
Oliver H. 
Punkte:
keine Wertung
AVERSIONS CROWN - Xenocide
Nuclear Blast/Warner
Die Australier von Aversions Crown spielen brutal harten Deathcore und geben gerade nur mit dem Intro "Void" Gelegenheit, die Scheibe in aller "Ruhe" zu hören. Gegründet wurde die Truppe 2010 in Queensland's Brisbane und besonderes Merkmal der Band ist es, dass sie drei Gitarristen haben, die jeweils achtsaitige Äxte schwingen. Dieser vehemente Druck kommt in ihrem Sound extrem zur Geltung und bei Titeln wie "Hybridization" oder "The Oracles Of Existence" wird beim Hören die Bauchdecke ganz schön strapaziert. Die Drumparts lassen ebenfalls auf Schwerstarbeit schliessen. Ultraschnell und präzise wird über die zwölf Songs auf die Felle eingedroschen, dass man lediglich vom Hören optimal durchgeklopft ist. Gesanglich bietet sich auf "Xenocide" auch eine breite Palette an. Ob Screams, Growls oder kehlig würgend, im Sound der Aussies findet sich alles, was das Death Metal-Herz begehrt. Trotz all des Lobes weist das Album ab dem achten oder neunten Song eine gewisse Eintönigkeit auf und es lässt sich nicht mit Sicherheit definieren, ob man den kommenden Track schon gehört hat oder nicht. Dies aber nur am Rande, denn wer bei Deathcore Abwechslung pur erwartet, sollte mit Sicherheit die Sparte wechseln. Technisch ausgefeiltes Album für Fans von The Amity Affliction oder Thy Art Is Murder.
Oliver H.   
Punkte:
7.0 von 10
GRAVEBREAKER - Sacrifice
Gates Of Hell Records
Mit Gravebreaker kommt hier eine junge Band aus Schweden aus den Startlöchern, welche sich bis zu den Haarspitzen dem Old School Metal verschrieben hat. Schon wenn man das Cover Artwork von "Sacrifice" sieht, wird man ohne Umwege an die Platten der 80er erinnert. Und musikalisch setzt sich das dann fort, denn das Album bietet genau das, was man erwartet: Metal in seiner reinsten Form, sehr authentisch und mit grosser Leidenschaft zur harten Musik gespielt. Wenn ich jetzt "Sacrifice" als Ganzes sehe, würde ich sagen: Sänger Nightmare klingt des Öfteren, als wäre er verschnupft, die Produktion lässt sehr zu wünschen übrig und man hat oftmals das Gefühl, dass hier die Instrumente und der Gesang nicht recht zusammenpassen wollen. Aber das tolle daran ist, genau das hat absolut seinen Charme. "Overdrive", "Gravebreaker" oder "At The Gates Of Hell" sind astreine Metal-Nummern, die von ihrer rauen und rohen Atmosphäre leben. Nicht nur bei diesen Songs wird man bei Gravebreaker an eine Band wie Venom erinnert, die musikalisch zwar auch nicht zu den Besseren gehören, aber durch ihre eigene Art und ihren Stil bestechen und zurecht ihre Fangemeinde haben. Ich gehe davon aus, dass man mit der eher schlechten Produktion genau diesen Effekt erreichen wollte, um ein ganz eigenes Publikum anzusprechen, und dieses wird an den Schweden mit Sicherheit seine helle Freude haben. Aus musikalischer Sicht muss ich leider sagen, wirkt "Sacrifice" gerade in der zweiten Hälfte der Scheibe doch eher schwach und die Songs verlieren schon beim wiederholten Hördurchlauf an Kraft und Identität. Ich finde, da gibt es viele neue Bands wie Blizzen, Overruled oder Hitten, die das um Längen besser machen. Aber sei's drum, "Sacrifice" ist, alles zusammen genommen, ein gutes Album, mit Potenzial nach oben, nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Sascha Sch. 
Punkte:
7.0 von 10
YOU ME AT SIX - Night People
PIAS/Musikvertrieb
Mit Night People erhält der Hörer eine sanfte und stimmungsvolle Überraschung. Fünf Jungs aus Weybridge spielen sehr gefühlsvollen Alternative Rock mit Einflüssen von Post-Hardcore und Pop-Punk. Die Mischung hört sich gut an, könnte Fans der schweren Musik jedoch enttäuschen. Ist auf jeden Fall nicht alltäglich. Die Melodien hören sich recht einfach gestrickt an, was sicher einen berechtigten Kritikpunkt darstellt. Nichtsdestotrotz verbreiten die Jungs eine gute Laune und man sollte ihnen eine Chance geben. Der Sound ist angenehm und nicht aufdringlich. Trotzdem sollte man vor dem Kaufen mal reinhören. ME YOU AT SIX haben mit vier gewonnenen Kerrang Awards bewiesen, dass sie durchaus etwas draufhaben. Das Album ist eine gute Abwechslung, welche man durchaus empfehlen kann.
Monika M.  
Punkte: 7.0 von 10
THE MURDER OF MY SWEET - Echoes Of The Aftermath
Frontiers Music/Musikvertrieb
Die Schweden um Sängerin Angelica Rylin bezeichnen ihre Musik als Cinematic Metalband mit Genesis-, Queen- und ELO-Einflüssen. Grosse Worte, wie ich finde. Und teilweise wird das ja auch erfüllt, gerade der Opener "Sleeping Giant" klingt bombastisch und gut gesungen, nur etwas mehr kräftiger wünschte ich mir die Stimme von Angelica, um der bombastischen Musik noch mehr Ausdruck zu verleihen. Die Schweden glänzen hier wirklich mit tollen Melodien. Musikalisch aber eher im Fahrwasser von Within Temptation und co. Das zeigen auch Nummern wie "Racing Heart". Stark finde ich "Flatline", das was von Nightwish hat. In der Zweiten Hälfte des Rundlings hört man öfter mal was von ELA und ISSA aus den Songs raus, so wie bei "Shining After Dark". Und mit der Zeit flacht das Ganze etwas ab, was eben auch an der Stimme von Angelica liegt, die hier etwas zu wenig Abwechslung zeigt. "In Risk Of Rain" zieht dann das Ganze wieder etwas raus, guter Song mit starker Melodie. Mit der Ballade "Inside Outside" beenden dann die Schweden ein Album das recht ordentlich, das aber wie gesagt etwas mehr Abwechslung vertragen hätte und vielleicht etwas weniger Keyboard und etwas mehr Gitarren.
Crazy Beat
  
Punkte:
6.9 von 10
JOHN GARCIA - The Coyote Who Spoke In Tongues
Napalm Records/Universal
Knappe drei Jahre nach seinem selbstbetitelten Solo-Debut meldet sich Ex-Kyuss-Frontmann und Mr. Coolness in Person John Garcia mit seinem zweiten Sologang zurück auf der Bildfläche. Viele werden Freude daran haben, Einige vielleicht auch nicht, denn John Garcia zeigt sich diesmal im rein akustischen Gewand. Selbstredend haben sich bei dieser Gelegenheit unter die Solonummern ein paar alte Kyuss-Standards gemischt. Dass dabei das im Original schon sehr entspannte "Space Cadet" berücksichtigt worden ist, stellt keine grössere Überraschung dar. Fetzer wie "Gardenia" und "Green Machine" bekommen in den hier dargebotenen akustischen Versionen hingegen ein ganz anderes, überraschend frisches Gesicht. Erst das Wegfallen jeglicher elektrischer Verstärkung und Verzerrung offenbart den deutlich bluesigen Unterboden dieser tollen Nummern. Aber die neuen Tracks brauchen sich deshalb überhaupt nicht hinter den Klassikern zu verstecken, ganz im Gegenteil. Songs wie "Give Me 250ML", "The Hollingsworth Session" oder vor allem "Argleben II" strömen dermassen viel atmosphärische Dichte aus, dass sie mir jedes Mal wohlige Schauer den Rücken runterjagen, ganz grosses Kino. Ziemlich laid back das Ganze, nicht jedermanns Ding, dennoch überzeugend in der ehrlichen und leidenschaftlichen Umsetzung.
Mirko B.
Punkte: 6.9 von 10
MAGNET - Feel Your Fire
Soulseller Records
Riccardo Giuffrè, seines Zeichens Bassist bei den italienischen Okkult-Rockern Psychedelic Witchcraft, ist es offensichtlich langweilig. Deswegen hat er eine zweite Spielwiese namens Magnet, bei der er anders als bei seiner Stammcombo nicht den Bass, sondern die Gitarre und gleichzeitig das Mikro bedient. Songtechnisch geht er dabei weitaus flotter zu Werke als in der Truppe rund um Fronthexe Virginia Monti, eingefleischte Occult Rock-Freaks können also hier aufhören zu lesen. Vom Stil her bewegt sich die Combo tief in der Schnittmenge zwischen Blues Rock und Proto Metal und widmet sich somit den knackigeren Rock-Sounds der frühesten Siebziger Jahre. Folgerichtig steigt hier am Rock-Horizont nicht gerade ein neuer Stern empor, Truppen dieser Couleur gibt es inzwischen zuhauf, und es dürfte zunehmend schwierig sein, in dieser sintflutartig über die Musikindustrie geschwappten Retrowelle noch wirklich etwas Innovatives bieten zu können. Diesbezüglich bilden Magnet keine Ausnahme. Nicht, dass sie schlecht wären, Nummern wie "Light" oder "Feel Your Fire" machen echt Laune, aber mehr halt auch nicht. Den grossen Rest hat man anderswo schon irgendwie gehört, oder man kann ihn sogar sehr genau zuordnen. Im Gitarrensolo von "Drive Me Crazy" wird zum Beispiel heftigst Tony Iommi gehuldigt, und überhaupt scheinen die Doom-Urväter aus Birmingham zu den absoluten Bandfaves zu gehören. Beim Schluss des Titeltracks steckt so viel "Planet Caravan" drin, dass man schon fast von Plagiat sprechen könnte, gleiches gilt in noch frappanterer Weise für das abschliessende "Magnet Caravan" (ähem). Aber egal, wir wollen hier keine Erbsen zählen, schliesslich klaut heutzutage praktisch jeder Musiker, und zwar in den allermeisten Fällen völlig unbewusst, irgendwoher muss die Inspiration ja schliesslich kommen. Den eher grösseren Makel sehe ich in der Stimme von Mastermind Giuffrè. Für eine reine Begleitung im Hintergrund wäre sie ja noch völlig okay, der junge Mann ist ja hinsichtlich der Töne scheinbar treffsicher, aber für die Rolle eines Frontmanns hat er mir einfach zu wenig Biss und Ausdruck. Es bleibt somit fürs erste bei einer Benotung im Mittelfeld. Ein Bisschen mehr Experimentierfreude und Eigenständigkeit, Jungs, dann seid ihr auf dem guten Weg. Und schaut zu, dass Riccardo mehr Whisky trinkt.
Mirko B. 

Punkte: 6.8 von 10
THE DOOMSDAY KINGDOM - Never Machine (EP)
Nuclear Blast/Warner
Damit werde ich bei einigen Leuten in der Beliebtheitsskala wieder nach unten rutschen, aber ich werde aus Leif Edling nicht wirklich schlau. Zusammenbruch Ende 2014, die Diagnose lautet Burnout, der Arzt verordnet ihm absolute Ruhe. Und was macht der Kerl? Schreibt heiter Songs für seine Stammband Candlemass sowie für seine zweite Spielwiese Avatarium und gründet vor lauter Langeweile und Kreativitätsüberschuss jetzt noch The Doomsday Kingdom. Vielleicht sollte sich die "ausgebrannteste Person von ganz Skandinavien", wie sich Edling selbstironisch nennt, mal ernsthafte Gedanken über die offensichtlich vorhandene Arbeitssucht machen, ansonsten ist der nächste Kollaps nur noch eine Frage der Zeit. Musikalisch bietet die neue Band, welche scheinbar vorerst nur aus ihm selbst besteht, wenig Überraschendes. Wenn er erklärt, er wolle mit diesem Projekt der NWOBHM, den frühen Achtzigern und Black Sabbath huldigen, dann kann ich das nur in Teilen bestätigen. Was ich hier höre, klingt für mich eher wie eine rohere, etwas weniger epische Version von Candlemass, die vier Songs tragen eindeutig Edlings unverwechselbare Handschrift. Und so düster und unheimlich, wie es mir das Beiblatt weismachen will, sind die Tracks auf dieser Demo-EP nun auch wieder nicht, "Never Machine" bietet guten, soliden Doom, bei dem man sich durchaus wohl fühlen kann, nicht weniger, aber auch nicht mehr. Als Anspieltipps bieten sich ganz klar die ersten drei Songs an, vor allem der Titeltrack kommt schön bissig um die Ecke. Die abschliessende akustische Ballade "The Whispering" ist dagegen eher was für romantische Träumer mit einer ausgeprägten Vorliebe für sanfte Klänge. "Never Machine" ist somit entgegen den grosszügig verteilten Vorschusslorbeeren nicht die nächste Doom-Sensation des Jahres, aber der Silberling schafft es immerhin, mich auf das vollwertige Album neugierig zu machen, welches für den Frühling 2017 angekündigt ist. Und das ist ja schlussendlich das Ziel einer solchen Demo-CD, oder?
Mirko B. 

Punkte:
keine Wertung
SWEET MARY JANE - Winter In Paradise
AOR Heaven/Non Stop Music
Mit Sweet Mary Jane beehrt uns wieder einmal eine neue Schwedische AOR/Melodic-Band. Aushängeschild der Truppe ist Vocalist Thomas Berggren (Ex-Razamanaz), der Bruder von Stefan Berggren. Dieser wiederum kann auf eine ausgezeichnete Reputation mit Grand Slam, Snakes In Paradise und der Berggren Kerslake Band verweisen. Obwohl weniger bekannt, steht Thomas gesangstechnisch seinem Bruder in nichts nach. Die Band hat auf ihrem Debut "Winter In Paradise" durchaus Material mit Substanz verfasst. Man bewegt sich dabei meistens im keyboardlastigen AOR-Metier, lässt aber genügend Raum für gitarrendominierende Hard Rock-Klänge. Dadurch ist sicher eine gewisse Abwechslung gewährleistet, aber anstatt Keyboard und Gitarre homogen miteinander einzusetzen, wechselt man oft hin und her, als wären die Instrumente Konkurrenten. Das macht das Hörerlebnis unnötig nervös. Leider weisen die Songs auch nur stellenweise markante Hooks auf, was wiederum den Wiedererkennungswert schmälert. Ebenso fehlt weitgehends ein gewisser Biss und Drive. Sicherlich ist "Winter In Paradise" kein schlechtes Album, aber mehr als nett nun eben auch nicht. Für bekennende AOR-Freaks trotz allem geeignet.
Chris C. 

Punkte: 6.8 von 10
BETHLEHEM – Bethlehem
Prophecy Productions
Hui – die Deutschen sind ja seit den frühen 90ern unterwegs! Klar, war mir der Name als solches ein Begriff, aber irgendwie haben es die Jungs bisher geschafft, mir zu entwischen. Nun ja, wie dem auch sei – das jüngste Album trägt den Bandnamen und könnte zugleich mit einer Demo-Scherbe verwechselt werden, welche eben zu Beginn der 90er erschienen ist. Ganz ehrlich: Mir persönlich hat sich die Mucke der Deutschen nicht so recht erschlossen. Ich meine, klar, man hat Anflüge von Heavy/Dark Metal mit einem Sänger, der eher Richtung Black Metal kreischt. Allerdings ziemlich verständlich, muss man anmerken, wenn man sich erst mal an die Stimme gewöhnt hat. Zwischendurch schimmern solche Bands wie alte Cemetary, Venom oder Eisregen durch, allerdings (meiner Meinung nach), ohne die Klasse solcher Bands erreichen zu können. Nehmen wir nur mal Eisregen: Die guten Herren haben eine ähnliche Herangehensweise an Texte und Sounds, jedoch wirkt bei ihnen alles irgendwie homogener als bei Bethlehem. Ich kann mir auch nicht anders helfen, es wirkt alles so künstlich und erzwungen. Vor allem die textlichen Feinheiten, welche ja sowohl abstrus wie auch literarisch wirken sollen, sind für mich nur anstrengend, weil eben erzwungen wirkend. Aber vielleicht sehe ich das grosse Ganze auch nicht, mag auch sein. Fakt ist: Bethlehem haben im Prinzip einen ziemlich guten Wurf gelandet, musikalisch lässt sich kaum was bemängeln, technisch gesehen auch nicht – ich schätze, schlussendlich ist es Geschmackssache, ob einem dieser doch ziemlich spezielle Stil zusagt oder nicht.
Toby S. 

Punkte: 6.7 von 10
BRUTAL UNREST - Trinitas
Hammerheart Records
Wer seinen Death Metal cool bevorzugt, mit souveränem Auftreten, matter Pilotenbrille und ausgestattet mit einem zwar überduchschnittlich gut gefertigten aber auch etwas bieder aussehenden Anzug, der sollte versuchshalber bei BRUTAL UNREST einchecken. Denn das Quintett aus der Ecke Düsseldorf/Monnem ist auch schon mindestens eine Dekade im Geschäft, bringt mit dem vorliegenden "Trinitas" sein viertes Album raus und grosse Erfahrung ist hörbar vorhanden. Sauber produziert, schlüssige Songs, ein paar Samples, konstant und furztrocken gegrowlt, ein Drummer der immer wieder heraussticht und eigentlich immer coole Riffs. Andererseits aber leider auch auffallend zu viel nicht vollständig aushallende Songendungen (kann ich nicht ausstehen und hoffe das dieser Umstand an meiner hoffentlich beschnittenen Review-mp3 liegt), eine Performance die mehr kontrollierter Flammenwerfer als Buschfeuer mit Funkenflug darstellt und allgemein zuuu adrettem Auftreten um mich wirklich mitreissen zu können. Live und mit etwas Oktan im Blut könnten BRUTAL UNREST amtlich killen, aber auf Platte fehlt mir dieses bestimmte gefährliche Element das eine gute Platte zu einer grossartigen Platte macht. Ich will "Trinitas" keinesfalls klein reden, denn handwerklich liefert diese Band angenehm komponierten, sich eigenständig anzuhörenden old school Death Metal ab.. mit Luft nach oben was Atmosphäre und eine gewisse Entspanntheit beim Einspielen anbelangt. Reinhören.
Hardy 

Punkte: 6.5 von 10
CRAVING – By The Storm
Apostasy Records
Dass sie einer guten Portion Bombast nicht abgeneigt sind, machen Craving bereits mit dem Intro zur neuen Langrille "By The Storm" deutlich. Dieses Credo scheint man für das Album gepachtet zu haen - egal was, Hauptsache viel davon, viel Tempo, viele Gesangsspuren übereinander geschichtet, leider aber auch viel Rumgedüdel bei den Melodien. Dass sie auch gutes Songwriting abliefern können, zeigen die Jungs mit dem sehr starken 'Penelopes Prayer', welches durch tolle Kontraste mit rasenden, schwarzmetallisch angehauchten Strophen, einem super eingängigen Refrain und einem kurzen, prägnanten Solo überzeugt. Auch dessen Vorgänger 'Cave Of A Dream', sowie 'Seven Steps To Darkness' punkten mit ähnlichen Argumenten, wobei bei letzterem vor allem die überraschenden Einschübe mit unverzerrten Gitarren für Überraschungsmomente sorgen. Nach diesem Song scheint die Luft aber draussen zu sein. In der Folge häufen sich charakterlose Melodien, uninspiriertes Riffing und mässig gut intonierte, klare Gesangsparts. Das völlig gefühllos gespielte Game Of Thrones-Cover am Schluss setzt einen weiteren Tiefpunkt. Schade, denn die Band hätte einiges mehr drauf.
Patricia L. 

Punkte: 6.5 von 10
STARSET - Vessels
Odyssey Music
Nach dem Debütalbum “Transmissions“ (2014) folgt nun das Nachfolgewerk “Vessels“. Die Kombo um Dustin Bates hat sich dem Futurismus verschrieben und warnt vor den Gefahren der überhand nehmenden Technologie und dystopischen Zukunftsaussichten, wie Genmanipulation oder auch Künstliche Intelligenz. Musikalisch bewegen sie sich zwischen A Life Divided, Breaking Benjamin und Radiohead, allerdings mit massiv mehr elektronischen Elementen. Die Band selbst spricht von einem “in Sound gegossenen Datenstrom“ - eine sehr passende Beschreibung, denn die Musik ähnelt tatsächlich einem elektronischem Fluss, der hin und wieder die Melodien schön umspielt, sie meist leider aber erbarmungslos mit sich reisst und gnadenlos ersäuft. Es passiert ziemlich viel in dieser Soundlandschaft (sanfte Pianolinien, harte Technobeats, schneller Double Bass, poppige Refrains und jede Menge Synthies – und das alles jeweils im gleichen Track) und so wirkt das ganze Album auf mich hoffnungslos überladen und die einzelnen Tracks gehen oft sang und klanglos ineinander über in diesem dicht gewebten Klangteppich. Nur wenige Tracks schaffen es, ein wenig herauszustechen. Sehr schön sind beispielsweise der Opener “Satellite“ oder auch das nachfolgende “Frequency“. Ein weiteres Highlight findet sich mit “Starlight“, dass wie auch schon die vorher genannten Lieder etwas weniger überladen daherkommt und daher sehr harmonisch wirkt. Allgemein kann man sagen, dass der zweite Teil des Albums recht disharmonisch wirkt mit den überbordenden elektronischen Elementen und der dick aufgetragenen Instrumentalisierung. Ausnahme ist hier das wirklich sehr schöne “Monster You Made Me“, bei der auch der Gesang schön rauskommt und für einmal nicht ständig elektronisch verstärkt, verzerrt oder verändert wirkt. Auch der letzte Track, die Ballade “Everglow“, bricht aus dem Allerlei heraus. Fazit: Starset ist mal was anderes, dass muss man ihnen lassen. Allerdings ist es für meinen Geschmack einfach zu viel des Guten und verläuft sich schnell in einem unentwirrbaren Klangchaos, dass zwar schön zum dystopischen Charakter der Scheibe passt, für meine Ohren jedoch schlicht zu disharmonisch klingt um wirklich zu punkten.
Patricia H.   
Punkte: 6.5 von 10
EARTH AND PILLARS – Pillars 1
Avantgarde Music
Vier Lieder und dennoch fast achtzig Minuten Spielzeit auf die Scheibe pressen, da weiss man gleich wo der Hammer hängt. Die Synthesizer im Opener erinnern noch an das Intro der neusten Blut Aus Nord, aber nach vier Minuten beginnt das knüppelnde Schlagzeug zusammen mit dem repetitiven Riff, genau wie man es von Paysage d’Hiver kennt. Die Vocals sind tiefer und klingen deutlicher und druckvoller als bei der Vergleichsgrösse. Auch bekommt der Synthesizer mehr Raum, was dem Opener fast zum Verhängnis wird. Denn während die Gitarrenwand sich stilecht auf drei Akkorde beschränkt, tut es der synthetische Klangteppich genauso, aber mit viel mehr Druck. Womit die Höhen fast schon aufdringlich werden. Die restlichen 10 Minuten des Liedes wird man dafür mit eiskalten, permafrostigen Riffs belohnt. Auch die nachfolgenden Songs zeichnen Bilder in Grautönen von schneebedeckten Wäldern und Bergen, wobei die kunstvolle Aufmachung sicher auch eine Unterstützung ist. Ein hübsches Digi mit Schwarzweissfotos ist zwar nichts Neues, genau wie der Sound, aber passend für die Jahreszeit ist es allemal. Schlussendlich sind es viele Kleinigkeiten, welche eine unbedenkliche Kaufempfehlung wegfallen lassen. Nett, aber mehr wäre möglich.
Tristan 
Punkte: 6.5 von 10
NICK OLIVERI - N.O. Hits At All - Volume One
HeavyPsych Records

Also alleine schon der doppeldeutige und selbstironische Titel dieser Compilation verdient einen Sonderpreis für humorvolle Originalität. Aber auch sonst hat "N.O. Hits At All - Volume One" einiges zu bieten. In seiner über 25-jährigen Karriere wurde der Ex-Kyuss, Ex-Queens Of The Stone Age-Bassist immer wieder für kleine Gastbeiträge als Sänger engagiert. Dabei hat sich mit den Jahren so viel Material angesammelt, dass Heavy Psych Records diese gesammelten Werke in mehreren Etappen veröffentlichen wird. Auf "Volume One" finden sich Olivieri's Kollaborationen mit Underground-Acts wie Komatsu, Ken Pustelnik's Groundhogs oder den Svetlanas. Dass Nick Olivieri kein Mann der sanften Töne ist, ist hinlänglich bekannt, dennoch zeigt diese Zusammenstellung, wie variabel und anpassungsfähig der drahtige Glatzkopf sein kann. Die vokale Facette reicht von leidenschaftlichem Grunge-Gesang für Alterno-Fans ("Lockdown") über ganz schön räudig-punkiges Gebrülle ("Revenge") bis hin zu - zumindest für seine Verhältnisse - fast schon bluesigen Vocals in der tollen Hendrix-Hommage "Eccentric Man". Zudem zeigt die gefühlt doppelt so schnell - aber sonst nahe am Original interpretierte Motörhead-Nummer "Speed Freak" wieder mal in aller Deutlichkeit, wie nahe das britische Trio in seinen Anfangstagen am Punk Rock war. Seine hässlichste Fratze zeigt Olivieri hingegen auf den beiden abgefahrenen Death Acoustic-Nummern "Time To Think - Surf And Destroy" und "Anything And Everything", diese schrägen Tracks zerren echt am Hörnerv, und das sehr schnell, aber wer's mag. Alles in allem eine interessante, runde Angelegenheit, welche mal ein anderes Zielpublikum anvisiert als die üblichen Kyuss-Nostalgiker.
Mirko B. 
Punkte: 6.5 von 10

CODE – Lost Signal (EP)
Agonia Records
Zwei Jahre ist das letzte volle Album her, vier seit meinem letzten Versuch mit den Engländern. Die aktuelle EP besteht aus Neuaufnahmen alter Tracks. Black Metal ist der Sound nach wie vor nicht, vielleicht noch weniger als bei Augur Nox. Der Sound wirkt im direkten Vergleich viel klarer, was dem Gesang viel Raum für den Stimmausdruck gibt. So klingen die Gitarren bei ‘Lazarus Chord’ viel weniger aggressiv, näher progressivem Rock als noch bei der Originalaufnahme. Schade ist es nicht, da die Gitarren eher als Rhythmusinstrument dienen und kaum packende Riffs bringen. Grundpfeiler der Musik ist also die Stimme in Zusammenspiel mit den avantgardistischen Rhythmen. Wer’s mag kann sich die 12 Zoll Ausgabe geben, ich empfehle noch immer vorher reinzuhören.
Tristan 

Punkte:
keine Wertung

BABYMETAL - Live At Wembley
Ear Music/Phonag
Babymetal zum Dritten! Nur dass es diesmal nichts Neues der japanischen Metal-Gören zu hören gibt, sondern mit "Live At Wembley" eine 13 Track starke Live-Platte aus dem legendären Wembley-Stadion. Die Band muss hier bestimmt nicht vorgestellt werden, da sie längst für Furore gesorgt haben und mit ihrem Mix aus J-Pop und Metal ganze Nationen gespalten haben. Es gilt wohl bis heute: Man liebt oder hasst sie. Dazwischen bleibt nicht viel. Sorgfältig ausgewählte Songs fangen mühelos die spektakuläre Performance der ersten Arenashow in Grossbritannien ein, die im Rahmen der Babymetal World Tour 2016 am 2. April in London stattfand. Das Album ist ein wichtiger musikalischer Zeitzeuge und dokumentiert die erste Headline-Show einer japanischen Band vor mehr als 12'000 Zuschauern. Ihre Mischung aus harten, teilweise brachialen Metalriffs und den dazu tanzbaren Pop-Beats scheinen sich in vielen Köpfen festgesetzt zu haben und der Erfolg gibt dem "Mädchen-Trio" Recht. Beim Durchhören musste ich zwischenzeitlich feststellen, dass auch ich vom einen oder anderen Song wie "Meta Taro" oder "Megitsune" mitgerissen wurde. Ja, die Mädels haben in den letzten Jahren einige Hindernisse überwunden, und nicht nur das: Am Abend im Wembley brach das Trio auch gleich den Verkaufsrekord in Sachen Merchandising. Sie verkauften so viele Fanartikel wie keine andere Band je zuvor. Dies spricht doch für sich! Wem nur hören noch nicht genug ist, darf gerne die DVD "Live At Wembley" erwerben und sich das Spektakel mit Farbe untermalen. Viel Spass!
Oliver H. 

Punkte:
keine Wertung
HELHEIM – landwarijaR
Dark Essence Records
Auch wenn die Norweger sicherlich zu den ältesten Bands im Genre des Viking Black Metal gehören, so fällt auch beim neusten Album der (vergleichsweise) dünne Sound auf. Ja, das mag klingen wie in den frühen Neunzigern, auf der andern Seite geht die ganze Epik verloren wenn nur wenig Volumen vorhanden ist. Ja, Riffs und Chöre wie ‘Baklengs Inn I Intet’ haben durchaus Atmosphäre, nur würde es mit mehr Druck nichts davon verlieren. Und dünner Sound als Kunstform vorschieben, weil es damals halt schon so geklungen hat, wirkt im Bereich des progressiveren Metals eher fadenscheinig. Kampfar oder Enslaved schaffen es auch, ihre Wurzeln zu erhalten und dabei moderner zu klingen. So ist LandwarijaR eher etwas für Nostalgiker als für neue Fans. Obwohl, wenn man nicht auf Sound aus den Neunzigern zurückgreifen kann, wird man hier vielleicht auch glücklich.
Tristan  

Punkte: 6.0 von 10
MARTYRDÖD – List
Southern Lord
In den ersten Zeilen des (modisch in Word Editor Format gehaltenen) Promotextes ist zu lesen, dass die selbsternannten Meiser des D-Beat ihr inzwischen sechstes Album rausbringen. Nun, und tatsächlich gibt es eine Menge D-Beat auf den folgenden Minuten. Wobei nur ein Lied die Fünfminutenmarke bricht, aber was erwartet man anderes? Die Riffs sind dementsprechend sehr einfach gehalten und treiben vorwärts, der Sänger schreit währenddessen in heiserem Schwedisch und durchschnittlich drei Minuten später ist der nächste Song dran. Der sich oftmals nur durch den Grundton der Kadenzen der Gitarre unterscheidet. Soll heissen der Sound ist oft auf drei oder vier Akkorde begrenzt, rumpelt mächtig punkig durch das Unterholz und kann wahrscheinlich vor allem Live überzeugen. Ja, so kurze und energiegeladenen Songs animieren durchaus zum Kopfschütteln, in dieser geballten Ladung ist es für meinen Bedarf für unterwegs aber doch zu rudimentär, Soli hin oder her. Ein Video zur Kostprobe gibt es auf Youtube, mit ‘Harmagedon’ schaffen die Schweden einen aussergewöhnlich kompakten Song.
Tristan 

Punkte: 6.0 von 10
NICOLE SABOUNE – Miman
Century Media/Universal
Wenn man’s ganz genau nimmt, hätte ich diesen Sound niemals zur Rezension erhalten dürfen – denn was die gute Dame hier auf ihrem Zweitwerk zum Besten gibt, entspricht weder Rock, noch Metal, und Gothic als solches ist es auch nicht. Aber gut, dann hätte ich dazumals auch keine Rezensionen zu Das Ich, Nebelhexe oder Skinny Puppy machen sollen. Und wer sich jetzt fragt, wieso ich diese Bands aufgezählt habe (man nehme noch De/Vision und Depeche Mode hinzu), dann kann dies ganz einfach beantwortet werden: Auf „Miman“ erklingen Sounds, die man als Kenner und eventuell sogar Verehrer dieser Gruppierungen sofort erkennt. Nein, es sind keine Coverversionen zu hören oder billige Kopien vorhanden, die Grundstimmung, die Art und Weise, wie hier Musik erschaffen wird, ist einfach in einem sehr ähnlichen Fahrwasser. Nicole Sabouné hat eine schöne, vielschichtige Stimme, die sie auch gekonnt einsetzt. Der Rest ist musikalische Untermalung. Für Genre-Liebhaber jedenfalls empfehlenswert, für alle anderen vermutlich zu soft.
Toby S.     
Punkte: 5.0 von 10
BLACK ANVIL - As Was
Relapse Records/Non Stop Music
Nun, laut meinen mir vorliegenden Informationen soll „As Was“ die brillante (sprich stellare) Repräsentation des modernen Black Metal sein, das hört sich ja schon mal kometenhaft an, doch wie üblich schlägt die Realität dem Marketing mitten ins Gesicht. Was Black Anvil hier abliefern, ist ein Werk, dass sich zwischen Stühle und Bänke setzt, denn abgesehen von durchschnittlichen Black Metal-Passagen vermischen Black Anvil ihren Erguss mit klassischem Heavy Metal, ein wenig Doom/Gothic und atmosphärischen Ausflügen. Jünger des winterlichen Black Metal, welche am liebsten durch die nordischen Wälder wandern und die klirrende Kälte das Herz zum schmelzen bringt, kann ich hier schon mal vorwarnen, „As Was“ wird euch nicht glücklich machen. Das stellt sich natürlich die Frage, wen kann diese Mischung aus Borknagar, Bathory, 80er Heavy Metal und Swallow The Sun wirklich begeistern? Man muss definitiv über einen offenen Geist verfügen und sich nicht bloss für ein Metal-Genre interessieren, um „As Was“ etwas abgewinnen zu können. Sind diese Voraussetzungen gegeben, kann das Werk durchaus mit interessanten Ansätzen dienen, ja streckenweise sogar begeistern. Hier liegt aber auch irgendwie der Hund begraben, denn oftmals pendeln die Songs zwischen Passagen, welche sehr stimmungsvoll, spannend und voller Atmosphäre sind, dann wieder in die Belanglosigkeit abdriften. Bestes Beispiel dafür ist der Song „Two Keys: Here’s The Lock“, welcher sehr gut startet, sich richtig schön aufbaut, anschliessend durch 08/15-BM-Riffing langweilt, zwischendurch wieder Spannung aufbauen kann und schlussendlich ohne wirklichen Höhepunkt endet. Dieses Schema kann man praktisch in jedem Song finden, was mich mit sehr gemischten Gefühlen zurück lässt. Grösster Schwachpunkt für mich ist klar der Black Metal-Anteil, der nun mal einfach zu wenig Biss und Spannung besitzt und zu wenig Kontrast liefern kann zu den sonst teils recht ansprechenden melodischen Parts. Man kann „As Was“ als Genre-Übergreifende Perle hochjubeln oder als Werk abstempeln, das nicht so richtig weiss, was es sein soll, daher kann ich nur empfehlen, hier ausgiebig mal ein Ohr zu riskieren, bevor man sich für eine Seite entscheiden will.
R.K.     
Punkte: 5.0 von 10
LIFESICK – 6 0 1
Southern Lord
Ooookay… Gut, dass ich immer Kopfschmerztabletten in Reichweite habe, denn nach dem ‚Genuss‘ von Lifesick habe ich die auch dringend nötig. Man prügelt und schreit sich praktisch ohne Punkt und Komma durch die Botanik, wobei das Genre in Richtung Metal Core und Thrash geht – beides nicht unbedingt mein Fall (Metal Core schon gar nicht). Der Frontwürger schreit sich die Kehle aus dem Leib, während die Rhythmusfraktion vor sich hin drescht. Ist ja alles schön und gut, mit „Leshy“ hat man sogar ein Instrumental-Track auf die Scherbe gepackt – bei 8 Tracks insgesamt natürlich absolut sinnvoll. Wer auf Napalm Death oder Annihilator und Konsorten steht, kann sich ja mal die Gehörgänge durchputzen lassen – auf eigene Gefahr, versteht sich.
Toby S.     
Punkte: 4.2 von 10
ABORYM – Shifting.Negative
Agonia Records
Okay, die Vorgänger haben bleibenden Eindruck hinterlassen. Guten Eindruck. Aber mit diesem Stück Mist hier wird der Bogen einfach überspannt. Ja, elektronische Einflüsse mögen teilweise gut klingen, die norwegischen Shining, Anaal Nathrakh, von mir aus sogar Blacklodge. Aber Jungs, was soll ein Lied wie ‘Slipping Through The Cracks’ mit dem Zahnarztbohrer zu beginnt? Was soll das verfälschte Schreien bei ‘Decadence In A Nutshell’? Warum ein so schlecht produzierter Sound? Mit diesem Album balanciert die Band nicht länger zwischen Wahn und Sinn. Nein, das ist zu verkopft, zu verkrampft anders, zu wenig hörbar. Marilyn Manson auf Entzug mit einem ganz schlechten Drumcomputer hätte es gut gemacht. Hört euch ‘For a Better Past’ an, ich bitte euch, was soll dieses ewig lange Pianozeug? Und dann wird der ganze Song demontiert und mit elektronischen Klängen gefüllt, während der Sänger irgendwas flüstert. Und der ganze Sound wirkt so viel dünner als das dreckige, kühle Vorgängeralbum. So viel Potential, und nun alles in der Tonne. Das schmerzt.
Tristan     
Punkte: 4.0 von 10
HABITUAL SINS - Personal Demons
Pure Steel Records/Musikvertrieb
Es ist sehr schwer, das erste Album von Habitual Sins zu bewerten. Man bekommt ein Infoblatt zur Band, in dem vorab zu lesen ist, dass es sich hier um eine Truppe aus Pittsburgh handelt, die US Metal spielt, im Stile von Metal Churchs "The Dark". Da macht sich natürlich schon eine gewisse Erwartung breit. US Metal ist ja eine sehr feine Sache, kann aber auf der anderen Seite auch schnell langweilig sein, wenn die Band zu einfallslos zu Werke geht. Leider ist "Personal Demons" eine Scheibe, die mich in keinster Weise überzeugen kann. Ganz klar, Habitual Sins versuchen ihr Bestes, ihr Debut so anspruchsvoll und innovativ wie möglich zu gestalten, und musikalisch hat die Band mit Sicherheit auch was auf dem Kasten, aber vielleicht wollten die Jungs zu viel. Ich hatte bei jedem der zehn Songs das Gefühl, dass gerade immer dann, wenn eine Stelle kam, die ganz passabel klang und es aufwärts zu gehen schien, die Band durch einen schnellen Wechsel alles wieder zunichtemachte. Ein guter Song bleibt dem Hörer durch eine markante Melodie, einem einprägsamen Rhythmus oder einem tollen Refrain im Gedächtnis und macht Lust auf mehr, aber auf "Personal Demons" ist da in dieser Hinsicht überhaupt nichts los. Man hört sich das Album an - und das war's. Noch dazu komme ich mit der Stimme von Sänger Matthew Bizilia nicht wirklich klar, und so ist das Debut der Amerikaner für mich als Ganzes nicht gelungen. Positiv hervorzuheben ist die gute Gitarrenarbeit von Jim Dofka und Steve Pollick, die durch tolle Soli glänzen und auch dem einen oder anderen stampfenden Rhythmus im Mid Tempo-Bereich etwas Klasse geben. Natürlich ist das Geschmackssache und ich wünsche der Band auch ehrlich viel Erfolg mit ihrem ersten Album, mir gibt die Scheibe aber leider nichts. Ich kann nur jedem empfehlen, vor dem Kauf zuerst in "Personal Demons" reinzuhören.
Sascha Sch.     
Punkte: 4.0 von 10
KLIMT 1918 – Sentimentale Jugend (2 CDs)
Prophecy Productions
Soso, interessant – die Band wünscht ausdrücklich, dass keine Vergleiche mit anderen Bands herangezogen werden, da dies quasi den Hörer verwirren könnte und es auch ‚erniedrigend‘ wäre. Gut, dass ich mich noch nie gerne an Regeln gehalten habe – zudem bezweifle ich, dass irgendjemand dieser Band diese Rezension lesen wird. Anyway: Klimt 1918 (vermutlich bezieht man sich auf den österreichischen Maler Gustav Klimt, der im Jahre 1918 verstorben ist) erzeugen eine Art Klangteppich, der am ehesten im Bereich Dark Ambient / Post zu finden ist. Sprich: Man schwebt auf diversen Soundwolken dahin, und die Vocals sind eher in den Hintergrund gemischt, sie vermischen sich mit der Hauptlinie der Musik. Das mag ganz ok sein, für mich ist das nur anstrengend – man kann praktisch nichts mehr voneinander unterscheiden. Vom atmosphärischen her würde ich (trotz dem Hinweis im beigefügten PDF) Bands wie Katatonia, Anathema oder Memory Driven heranziehen, auch [SOON] könnten für diese Mucke Pate gestanden haben – zumindest ansatzweise. Ich persönlich habe keine Ahnung, was der Sound auf „Sentimentale Jugend“ aussagen soll. Am ehesten könnte man dies als Hintergrundbeschallung beim Matratzensport gelten lassen, sofern man auf eher ruhige, sogar einschläfernde Soundlandschaften steht. Oder Meditation, das ginge auch noch. Wer’s mag – ich persönlich muss mir erst mal n Kaffee holen gehen, damit ich wieder einigermassen wach bin. Nur für Fans empfehlenswert!
Toby S.      
Punkte: 3.0 von 10
ADVENT - Pain & Suffering (EP)
Bridge 9
Bei Advent handelt es sich um eine Hardcore-Truppe aus North Carolina, USA, die sich im Jahre 2015 wieder reformiert hat, nachdem man sich im Jahre 2011 getrennt hatte. Herausgekommen ist eine neue EP mit vier Tracks, die alle Hardcore-Trademarks enthält und jeden Fan stimulieren sollte. Leider hat die Plattenfirma einen Kopierschutz in die Songs eingebaut, die es einem schier unmöglich macht, die vier Songs in voller Länge durchzuhören. Schade, denn solche Aktionen behindern den Künstler mehr, als der Plattenfirma lieb ist. Hört mal hinein und bildet euch selber ein Urteil, den von meiner Seite kommen Worte, die ich besser nicht schreibe. Punkt und aus.
Daniel J.     
Punkte:
keine Wertung
SUNTERRA – Reborn (EP)
NRT-Records
Metalstep? Echt jetzt? Ich musste mir ziemlich an den Kopf fassen, als ich diese Definiton der Mucke von Sunterra gelesen habe. Sind wir echt schon so weit, dass wir quasi Dubstep und Metal mischen und das Ganze Metalstep nennen? Naja, was soll’s – nicht mein Problem. Mein Problem ist allerdings, was die drei Jungs und das Mädel auf „Reborn“ verbrochen haben. Ja, verbrochen – ich nenne das bewusst so. Denn was bitteschön soll das sein? Dark Metal? Teilweise Symphonic? Progressive? Alles angereichert mit seltsamen, weil deplatziert wirkenden, elektronischen Einsprengseln? Ich krieg Kopfschmerzen, wenn ich nur schon darüber nachdenke. Das Ganze wirkt dermassen unfertig, unkoordiniert und als Schnellschuss in die Welt gesetzt, dass ich keine Ahnung habe, wen dies interessieren soll. Zudem sind die beiden Sänger, also der Growler und die clean singende Dame, so etwas von auf Präzision getrimmt, das nimmt dem ganzen Stoff die Lebendigkeit. Wenn ich Robotersounds hören will, höre ich mir die Einwahlgeräusche eines 56k-Modems an. Wer sich jetzt aber partout nicht entmutigen liess, der kann sich gerne die 6 Tracks dieser Single reinziehen. Am ehesten noch zu vergleichen mit Theatre Of Tragedy zu „Machine“ / „Assembly“-Zeiten, vermixt mit sehr monotonen Ministry-ähnlichen Sounds. Mein persönlicher Tipp: Spart euch die Kohle und investiert in wirklich guten Sound.
Toby S.     
Punkte:
keine Wertung
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