CD-Reviews September 2016
Wertung:
  9.0 bis 10 Kaufempfehlung.         7.5 bis 8.9 Gut.
  4.0 bis 7.4 Vor Kauf reinhören.   0.0 bis 3.9 Nicht empfohlen.
INSOMNIUM - Winter’s Gate
Century Media/Universal
Mal Lust auf was Anderes? Nun zumindest Insomnium hatte diese Lust und was eigentlich ursprünglich nur als „Zwischenspiel“ vor einem nächsten Album geplant war (analog wie einst die „Ephemeral“ EP), wurde immer grösser, komplexer und umfangreicher. Grundlage für „Winter’s Gate“ bildetet eine bereits fast zehn Jahre alte Kurzgeschichte von Sänger und Bassist Niilo Sevänen, welche in Finnland sogar prämiert wurde. Dabei geht es um die Reise einer Gruppe Wikinger, welche aufbricht und sich auf die Suche nach einer geheimnisvollen Insel im Nordwesten von Irland macht, bedroht vom einbrechenden Winter im Nacken. Die musikalische Umsetzung dieser Geschichte endete schlussendlich einem (!) vierzig Minuten langen Song. Ja, ihr lest richtig, das Album besteht nur aus einem Song, gemischt und gemastert von niemand Geringerem als Herrn Dan Swanö, und da sollte es eigentlich sofort klingeln und „Crimson I & II“ von Edge Of Sanity in den Hinterkopf katapultieren, denn in diese Richtung geht „Winter’s Gate“. Doch um es gleich klar zu stellen, „Winter’s Gate“ ist nicht „Crimson III“, sondern noch immer ein pures Insomium Album, jedoch in einem Umfang und Ausprägung, wie es von der Band noch nie zuvor zu hören war. Grundgerüst ist der gewohnte Melodic Death Metal mit klarem Fokus auf Melodie und Melancholie, jedoch gehen die Finnen diesmal noch weiter und integrieren Black- und Doom Metal, Akustik- und Piano Passagen sowie sanfte- und wahrlich epische Klangbilder in ihr Schaffen, und obwohl der Klangkosmos zu all den früheren Werken massiv erweitert wurde, klingt es zu jeder Zeit nach Insomnium. Wenn nun der 08/15 Standardkonsument bei dem Gedanken an nur einen vierzig Minuten langen Song die Nase rümpft, so ist genau dies das grosse Plus von „Winter’s Gate“, denn auch wenn man es sich erst nicht vorstellen kann, ist es Insomnium gelungen, den Fluss und die Spannung über die komplette Spielzeit aufrecht zu erhalten und dies in einem Guss erstrahlen zu lassen, als hätten sie nie was anderes gemacht. Natürlich braucht es ein gewisses Mass an Konzentration, und es braucht mehr als nur einen Durchlauf, um diesen Brocken wirklich fassen zu können, doch ich habe mir nun den Song mindestens dreissig Mal angehört und der Suchtfaktor, welcher dabei „Winter’s Gate“ offenbart und entwickelt, ist gewaltig hoch. Dabei gehen die vierzig Minuten so rasch vorüber, als wären sie nur ein Wimpernschlag lang.

Durchaus erwähnenswert sind auch die sehr gelungen Keyboard-Arrangements, für die sich einmal mehr Aleksi Munter von Swallow The Sun verantwortlich zeigt. Denn obwohl nie dominant, sind diese das Salz in der Suppe, welche massgeblich zu der Dramatik und Epik von „Winter’s Gate“ beitragen, abgesehen davon, dass jeder der Truppe seine bis anhin grösste spielerische Leistung zeigt. Auch muss ich den Eindruck widerlegen, dass das Werk extrem progressiv ist, diesem Ansatz entspricht es nicht, da die Reise über die See fliessend ausgelegt wurde und der Zuhörer grundsätzlich nie durch verworrene und komplexe Strukturen überrascht oder gar vor den Kopf geschlagen wird. Wer seine Lenden nur durch brachialen und harten Stahl befriedigen kann, der findet bei „Winter’s Gate“ keinen Lustgewinn, da auch, wenn es teilweise ordentlich kesselt, die Melodien immer die Oberhand behalten und das die Fraktion der Bierzelt-Metaller, welche alle drei Minuten einen „Lalala-Refrain“ benötigen, hier nicht bedient werden, sollte grundsätzlich auf der Hand liegen. Mir ist auch klar, dass dieser Herbst/Winter noch sehr interessant und einige heisse Eisen von namhaften Grössen wie Testament, Opeth, Metallica, In Flames, Dark Tranquillity, Heaven Shall Burn, Meshuggah u.s.w. präsentieren wird. Doch diese vergleichsweise „kleine“ finnische Band hat schlicht das ungewöhnlichste und grösste Melodic Death Metal Meisterwerk dieses Jahres erschaffen, welches in keiner Sammlung von Freunden dieses Genres fehlen darf. Insominum sind mit „Winter’s Gate“ wohl auf dem Zenit ihres Schaffens angekommen, und mir fällt es schwer zu glauben, dass sie dieses Album selber noch übertrumpfen können, doch für die Waghalsigkeit und den Mut in einer heutigen schnelllebigen Zeit noch so was raus zu hauen, wo alle nur nach Hits schreien, gehört Respekt, und dafür muss man Metal einfach lieben. Wer sich nicht täglich von Spaghetti ohne Sauce ernähren muss, sollte unbedingt zur limitierten "Deluxe Edition" tendieren, denn da gibt es, abgesehen von der CD (oder dem Vinyl), noch die illustrierte Original-Kurzgeschichte zu „Winter’s Gate“ auf Finnisch, Englisch und Deutsch als Buch mit dazu.
R.K.    
Punkte: 10 von 10
DEVIN TOWNSEND PROJECT - Transcendence
InsideOut Music/Universal
Der Kanadier gehört mitunter zu den kreativsten Köpfen in der Szene und sein bisheriges Palmares ist schon gewaltig. Doch der mittlerweile glatzköpfige Producer, Gitarrist und Sänger lässt sich schwer in nur eine Schublade pressen und ihm ist Stagnation eh zuwider. Da er mit seiner autobiographisch geprägten Musik unterschiedliche Befindlichkeiten ausdrückt, wurden die Werke nach Strapping Young Lad in Verbindung mit seinem Vor- und Nachnamen unterschiedlich benamst. Beim Zweitwerk von «Ziltoid The Omniscient» (2007), kurz «Z²» (2014) genannt, wird das Doppelalbum zum einen seinem Namen («Dark Matters») und dem Devin Townsend Project («Sky Blue») zugerechnet. Zusammen mit der Devin Townsend Band gibt es also drei Gebilde, die je nach der persönlichen Befindlichkeit des Ausnahmemusikers mit weiteren Kompositionen und Veröffentlichungen bedacht werden. Grundsätzlich ist der Sound aber dem Progressive Metal zuzurechnen und wird teilweise sehr opulent wie orchestral inszeniert, respektive arrangiert. Die letztjährigen Live-Auftritte in London («Ziltoid Live at the Royal Albert Hall») waren an Bombast kaum zu überbieten und wer selber vor Ort war, wird das nie mehr vergessen. «Transcendence» schliesst hier nahtlos an und nimmt einen abermals auf einen Wahnsinns-Trip mit und lässt hierbei die aktuellen Dream Theater zu Chorknaben verkümmern. Nebst irrwitzigen Tempoläufen setzt Devin auch mit seinem extrem wandelbaren Gesang wieder unerschütterliche Marksteine und mir kommt das Ganze eigentlich wie die Vertonung des Schlusskampfes zwischen Harry Potter und Lord Voldemort vor. Neben den Orchester-Parts sind auch diesmal wieder fette echte Chöre zu hören, die den Townsend'schen Klangkosmos seit je her charakterisieren. Über eine Stunde lang verzaubert einen «Transcendence» wie die früheren Werke. Darum lässt sich von den insgesamt zehn Songs keiner wirklich heraus picken, denn das Album als Einheit kennt keine qualitativen Schwankungen, weder von den Songs noch von der hammermässigen Produktion her. Wenn ich denn einen Favoriten nennen müsste, käme «Stars» in Frage, wo ich regelmässig eine "meterdicke" Gänsehaut kriege. Unfassbar geile Melodien, verpackt in einem hammergeilen Chor und raumfüllenden Orchester-Bombast, geiler gehts nimmer. Stark auch der Titeltrack, aber wie gesagt, hier lässt sich nur das Gesamtwerk beurteilen, und da ich im Gegensatz zu anderen KollegenInnen im Team auch voll auf Prog Metal stehe, liegt die Genre-Wertung klar auf der Hand!
Rockslave  
Punkte: 10 von 10
CROBOT - Welcome To Fat City
Nuclear Blast/Warner
Vor zwei Jahren habe ich das Crobot-Debüt „Something Supernatural“ mit satten 9.2 Punkten in den erlauchten Stand des Metal Factory Rock-Adels emporgehoben. Ich habe danach echt darum gebangt, ob sie es schaffen würden einen würdigen Nachfolger rauszuhauen. Nach eingehender auditiver Analyse des Endproduktes kann ich guten Gewissens sagen, dass sie mit „Welcome To Fat City“ ihren fantastischen Erstling zwar nicht toppen können, es aber allemal geschafft haben, ein ebenbürtiges zweites Album aufzunehmen. Diesmal geben sich die Herren allerdings mit gebotener Vorsicht etwas experimentierfreudiger und erweitern ihren Sound um Elemente, die auf der ersten Scheibe in dieser Deutlichkeit noch nicht vorhanden waren. Der eröffnende Titeltrack zum Beispiel überrascht durch seine funky Vibes, die man auch noch in anderen Tracks des Albums findet, „Blood On The Snow“ und „Steal The Show“, Letztgenannter bereichert durch eine sehr geile, bluesige Mundharmonika, fallen ganz exemplarisch in die Kategorie dieser besonderen Songs, welche auch einem gewissen Glenn Hughes gut zu Gesichte stehen würden. Und wenn wir schon beim Thema sind: „Hold On For Dear Life“ könnte glatt einer der bekannten Glenn Hughes/Tony Iommi – Kollaborationen entstammen, ein richtig geiler, düster angehauchter Powertrack der Extraklasse, wie der Fan ihn liebt. Genau mit solchen Nummern beweisen die vier Amis ihre musikalische Klasse, der hoffentlich noch viele Alben auf diesem qualitativen Level entspringen werden. Ihr könnt also diesen Sprössling bedenkenlos neben seinen älteren Bruder ins CD-Regal stellen, sie werden sich mögen, vertraut mir.
Mirko B. 

Punkte: 9.2 von 10
MONKEY3 - Astra Symmetry
Napalm Records/Universal
Das Lausanner Quartett wird zwar offiziell der Stoner Rock/Psych Rock Sparte zugerechnet, aber wenn ich mir die (semi-) instrumentalen Eskapaden so anhöre, komme ich eher zum Schluss, dass die Jungs das Werk von Pink Floyd von „Obscured By Clouds“ (1972) bis und mit „Animals“ (1977) sehr intensiv und mit Inbrunst genossen haben und somit einen durchaus progressiven Ansatz verfolgen. Zusätzliche Inspirationsquelle dürften Dream Theater sein, wenn sich diese nicht gerade gegenseitig die Eier abfrickeln und sich stattdessen auf atmosphärische Songs konzentrieren. So kommt es dann, dass ein Song wie „Mirrors“ auf einer hypothetischen Sonderedition von „Wish You Were Here“ aus dem Hause Waters, Gilmour, Wright und Mason nicht negativ auffallen würde, wohingegen eine Nummer wie „Dead Planet's Eyes“ auf einem Reissue von Dream Theaters „Train Of Thought“ durchaus seinen Platz hätte. Und weil man trotzdem eine deutlich wahrnehmbare, eigene Duftmarke hinterlassen hat und sich zudem im Rahmen der eigenen Möglichkeiten mit den Originalen fast auf Augenhöhe bewegt, kann ich den vier musikalisch hochtalentierten Kerlen hier nur mein Kompliment aussprechen. „Astra Symmetry“ ist spannend, fordernd, benebelnd und hypnotisch zugleich, packt Dich ein Track mit seinen verträumten Klanglandschaften in Watte ein, watscht Dich der nächste sogleich wieder wach. Deses Quartett gibt es seit nunmehr 13 Jahren? Irgendwie traurig, dass ich davon erst jetzt erfahre aber andererseits auch wieder mal typisch für diese Zeit, in der Marketing, Kommerz, schneller Konsum durch die Mainstream-Zombies und Gewinnchancen für die Plattenfirmen mehr Gewicht haben als echtes musikalisches Talent. Pflichtkauf für Fans der eingangs genannten Bands, Chapeau meine Herren!
Mirko B.  

Punkte: 9.1 von 10
LORDI - Monstereophonic (Theaterror vs. Demonarchy)
AFM Records/Musikvertrieb
Interessant das neue Konzept, das sich die finnischen Schockrocker auf die Flagge geschrieben haben. Schaut euch nur mal die aktuellsten Bandfotos an, die strukturell der Länge nach zweigeteilten Kostüme und Masken deuten genau das an, was im Promosheet bezüglich der musikalischen Marschrichtung von Lordi angekündigt wird. Nach Abschluss der „Scare Force One“ – Rundreise wollte sich die Band erneuert und von einer anderen Seite zeigen, dementsprechend weist die neue Scheibe gemäss dem Titel und Untertitel zwei sich klar unterscheidende Hälften auf. Die erste Hälfte („Theaterror“) umfasst typische Lordi-Nummern, catchy, melodisch und dank Hellas wie immer kompetenter Arbeit an den Tasten sehr variantenreich und stimmungsvoll inszeniert. Eingängige Tracks wie das eröffnende, unmöglich lang betitelte „Let’s Go Slaughter He-Man I Wanne Be The Beast-Man In The Masters Of The Universe“, das teilweise an Iron Maiden während der „Somewhere in Time / Seventh Son of a Seventh Son“ – Phase erinnernde „None For One“ oder das gar ganz leicht progressiv angehauchte „Sick Flick“ dürften sich bald als Hits im Live-Repertoire der Truppe entwickeln, und dass das ganz schön kranke „Hug You Hardcore“ mitsamt dem heftigen Videoclip auf dem Index landen wird, ist wohl vorprogrammiert.

Die zweite Hälfte („Demonarchy“) zeigt hingegen das neue Gesicht der Truppe, das andeutungsweise bereits auf dem Vorgänger „Scare Force One“ durchschimmerte. Eingeleitet durch den üblichen vertonten Horror aus Hellas Händen, bollert „Demonarchy“ erst mal alles in Grund und Boden, zeigt sich aber zeitgleich recht vielschichtig im Aufbau und sehr modern im Riffing. In die gleiche Kerbe hauen die restlichen Tracks, wobei es die Truppe gerade noch schafft, vor lauter Freude an anspruchsvollen Arrangements und progressiven Ausflügen knapp am zu aufgeblasenen Songaufbau vorbei zu schrammen. So pendelt sich doch noch eine gesunde Balance aus Eingängigkeit und musikalischem Anspruch ein, wobei das abschliessende „The Night The Monsters Died“ am Schluss des Tages dann doch etwas überladen wirkt. Trotzdem, mit „Monstereophonic (Theaterror vs. Demonarchy)“ ist der finnischen Gruseltruppe ein sehr guter Wurf gelungen, der die Band nochmal einen guten Schritt weg von der ihr zu Unrecht angelasteten musikalischen Belanglosigkeit führt. Für Vinylfreaks steht das Ding ab dem 16. September übrigens als schwarze oder bunte Doppel-LP in den Regalen der Plattendealer, alle anderen greifen sich die Digipak-CD.
Mirko B.  

Punkte: 9.1 von 10
SCHANDMAUL – Leuchtfeuer
We Love Music/Universal
Schandmaul überzeugen mit einem weiteren grandiosen Werk. Dieses klingt einerseits typisch nach den Deutschen, bringt anderseits aber Texte in einer Art mit, wie sie mir bei Schandmaul bisher nicht aufgefallen sind. Bestes Beispiel dafür ist „Ich wird‘ alt“, in dem sie Segen und Fluch des Älterwerden besingen. Gleichzeitig greifen sie aber weiterhin auf ihre typischen Geschichten über historische und Literarische Personen zurück. Diese wandeln von der Art auf dem schmalen Grat zwischen zeitlos schön und Kitsch. Musikalisch werden die Texte mal in schwingenden, folkigen, schnellen, aber auch langsamen, melancholischen oder gar traurigen Klängen dargeboten. Auch ein reissendes Gitarren-Solo wird mal eingefügt. Auf Leuchtfeuer spielen Schandmaul derart überzeugend, dass man schon fast von einer Best-Of-Scheibe sprechen könnte – und dies obwohl es hier ausschliesslich neue Lieder zu hören gibt. Schandmaul haben sich ihre Frische bewahrt und klingen ideenreich, inspiriert und mit sich und der Welt zufrieden. Diese Atmosphäre überträgt sich unweigerlich auf den Hörer und beschert ihm damit eine schöne Stunde. Wer Schandmaul mag, kann hier bedenkenlos zugreifen. Wer die Band noch nicht kennt, für den kann Leuchtfeuer der perfekte Einstieg sein. Und Hits? Diese findet man auf Leuchtfeuer zu Hauf. Nehmt jedes beliebige Lied und ihr werdet begeistert sein!
Roger W. 

Punkte: 9.0 von 10
PAIN – Coming Home
Nuclear Blast/Warner
Den guten Herr Tägtgren muss man kaum noch vorstellen – sowohl mit Hypocrisy als auch mit Pain hat er sehr viel erreicht, und man darf seine Studio-Arbeiten nicht vergessen, hat er doch schon für sehr, sehr viele Bands aufgenommen, gemischt und gemastert. Nun, „Coming Home“ ist inzwischen der achte Output des Tausendsassas, und was auf den letzten Alben „You Only Live Twice“ und „Cynic Paradise“ vermehrt zu beobachten war, wird hier noch mehr auf die Spitze getrieben: Zu all den bekannten Industrial-Klängen finden mehr und mehr andere, Genre-fremde Sounds Einzug. Beim Opener „Designed To Piss You Off“ (genialer Titel übrigens) findet man sphärisch-spacige Klänge, welche einen an das Intro zu StarCraft II erinnern – plus: Peter rollt das ‚R‘ ab und zu wie sein Kollege Till Lindemann. Die Zusammenarbeit bei Lindemann beziehungsweise dem Album „Skills In Pills“ hat wohl etwas abgefärbt. Generell ist jeder Track speziell gestaltet und steht für sich, was man nur begrüssen kann – auch wenn das den Puristen, welche die ersten Alben „Pain“ und „Rebirth“ vehement verteidigen, sauer aufstossen mag. „Black Knight Satellite“ ist nun in gewissem Sinne, so verstehe ich das zumindest, eine Widmung an die damals eingängigen Tracks, welche die Dancefloors der Gruftiebuden füllten. Wunderbar auch der Hang zum Selbstzynismus, wie unschwer in Titeln wie „Pain In The Ass“ und „Natural Born Idiot“ zu erkennen ist. Grossartig auf die einzelnen Tracks einzugehen würde den Rahmen dieser Rezension sprengen, soviel sei aber gesagt: „Coming Home“ ist zu 100% typisch Pain – und gleichzeitig so individuell, wie diese Band vermutlich noch nie geklungen hat. Wer auch nur ansatzweise etwas mit Industrial Metal etwas anzufangen weiss, kluge Texte schätzt und musikalisch über den Tellerrand zu schauen versteht, wird „Coming Home“ kaum wiederstehen können. Allen anderen sei mindestens ein Ohr voll Pain empfohlen – es lohnt sich!
Toby S. 

Punkte: 9.0 von 10
WOLF COUNSEL - Ironclad
Czar Of Crickets/Non Stop Music
Wolf Counsel die Zweite, das schweizerisch-österreichische Konglomerat bittet nach rund 18 Monaten erneut zum Totentanz. Das Songwriting gibt sich im direkten Vergleich zum Debüt „Vol. I“ deutlich gereifter. Waren damals Reminiszenzen an die üblichen Götter und Vorreiter des Doom noch deutlich hörbar, gelingt es diesmal dem Quartett sich freizuschwimmen und einen ureigenen Stil zu entwickeln. Natürlich sind die Stilelemente in einer Sparte wie dem Doom Rock vorgegeben und lassen wenig Freiraum, die für Pentagram typische Rotzigkeit schimmert hier und da immer noch durch, aber mit kompositorischem Geschick und dank der charakteristischen Stimme von Sänger/Bassist Ralf W. Garcia gelingt es der Band die Klippen der Uniformität elegant zu umschiffen. Dies tun sie vor allem, indem sie ihren Songs Wucht und Durchschlagskraft verleihen, egal ob sie sich gerade im Zeitlupentempo dahinschleppen („Pure As The Driven Snow“, „Days Like Lost Dogs“) oder etwas flotter ans Werk gehen („Ironclad“, „Shield Wall“), das Erfolgsrezept lautet immer: Lasset das heilige Riff sprechen. Und deren schütteln sich die Jungs gleich reihenweise aus den Ärmeln, was kombiniert mit der Killerproduktion eines gewissen Herren V.O. Pulver aus dem Album ein richtiger Powerbrocken macht. Das abschliessende „Wolf Mountain“ dürfte sich mit seinem epischen Refrain gar zum Live-Hit mausern, so ein Track ist ganz grosses Ohrenkino der Extraklasse, ein wahrlich würdiger Abschluss eines wirklich guten Albums! Ich bin von dieser Scheibe sehr positiv überrascht, wenn Wolf Counsel auf diesem Kurs bleiben, werden sie bald zur Speersitze der schweizerischen Doom-Szene vorstossen, verdient hätten sie’s nach dieser Meisterleistung allemal.
Mirko B. 

Punkte: 9.0 von 10
WITCHSKULL - The Vast Electric Dark
Ripple Music/STB Records
Das Debüt des in Canberra Australien ansässigen Powertrios erschien Bereits vor einem knappen Jahr, aber leider nur in ihrer Heimat bzw. in den USA in Form limitierter Pressungen und in verschiedenen Versionen. Nun erreicht dieses Schmuckstück als kleine Kunststoffscheibe endlich auch die Fans auf dem alten Kontinent. Schmuckstück weil die drei Interpreten auf räudigste Weise Retro Rock mit Proto Metal und Bluesrock der hässlicheren Sorte gekonnt kombinieren. Sänger/Gitarrist Marcus De Pasquale bedient sich dabei relativ einfacher Licks und Riffs, zum Teil sind die Songstrukturen sogar voraussehbar, aber kombiniert mit seinen Gesangslinien, die von der Klangfarbe her an einen tiefergelegten und etwas dezenteren Andrew Stockdale (Wolfmother) erinnern, ergibt sich ein unwiderstehliches Ganzes, das einfach rockt wie Sau. Die Band ist urig, fuzzy und groovy bis zum Abwinken, sowas Ähnliches wie die legitimen Nachfolger von Sir Lord Baltimore kombiniert mit der arschtighten Durchschlagskraft des Doom – und Stoner Rock. Das ist Heavy Rock in Vollendung Leute, für Fans von Orchid, alten Sabs und Trouble, alle natürlich mit extradicken Cojones, ein absoluter Pflichtkauf. Rundling kaufen, in den Player schieben und headbangen bis zur Ekstase, das ist die Einzige Empfehlung, die ich euch Jüngern der wahren Rock-Lehre zu „The Vast Electric Dark„ geben kann. Es wirkt, glaubt mir.
Mirko B. 
Punkte: 9.0 von 10

SERIOUS BLACK – Mirror World
AFM Records/Musikvertrieb
Die Power Metaller Serious Black holen zum zweiten Schlag aus, und dieser sitzt definitiv! Überzeugte bereits das Debütalbum «As Daylight Breaks», macht Mirror World» nun Nägel mit Köpfen. Es ist also nicht zu weit gegriffen, wenn die erfahrenen Musiker (u.a. Firewind, Rhapsody, Emergency Gate) nach nur zwei Touren im Vorprogramm von HammerFall und Gamma Ray bereits auf eigene Headliner-Tour gehen. Das neue Album bestätigt diesen Mut nur! Wie bereits beim Vorgänger, braucht es aber auch heuer einige Hördurchgänge, bis sich einem die zehn Lieder und das Intro erschliessen. Wirkt zu Beginn alles vielleicht noch etwas gewöhnungsbedürftig, gewinnen die Songs von Mal zu mal. Zu Gute kommt diesem Umstand, dass das Album in der Standardversion nur kurzweilige 37 Minuten dauert. Wer mehr will, kriegt im Digipak zusätzlich ganze fünf neue Lieder mehr und zwei Akustik-Versionen alter Songs. Welchen Sinn diese Veröffentlichungspolitik macht, ist für mich schleierhaft. Da Metal Factory aber nur die normale Version vorliegt, gilt diese Empfehlung ausschliesslich für die Standard-Version, und diese hat es in sich! Hier wird kein Ton zu viel gespielt, alles auf den Punkt gebracht und trotzdem darf es ab und zu ein wenig progressiv sein, ohne dabei den roten Faden zu verlieren. Auf «Mirror World» werden mit einfachen Mitteln und mit grosser Musikalität Hymen kreiert, denen Sänger Urban Breed Gefühle einhaucht. Gerne-typische Langeweile? Fehlanzeige! Serious Black haben erneut ihre Kräfte gebündelt und einen potenziellen Klassiker zum Leben erweckt. Einzelne Lieder heraus zu heben, würde hier den anderen Liedern nicht gerecht. Wenn es neben Powerwolf und Sabaton eine junge Band im Power Metal gibt, welche das Zeug hat, gross raus zu kommen, dann ist es definitiv Serious Black. Mit dem bereits zweiten hervorragenden Album in Folge, sollte eigentlich alles für die Rockherrschaft vorbereitet sein.
Roger W.   
Punkte: 9.0 von 10

WHITFORD ST. HOLMES - Reunion
Mailboat Records
Jetzt ist ein kurzer Ausflug in die Musikgeschichte vonnöten. Irgendwann um 1980 waren Aerosmith so gut wie tot, Gitarrist Brad Whitford suchte folgerichtig das Weite, um nicht auch noch im Drogensumpf der Toxic Twins Steven Tyler und Joe Perry zu versinken. Etwa zeitgleich hatte sich Sänger/Gitarrist Derek St. Holmes gerade aus Ted Nugents Begleitmannschafft ausgeklinkt, was lag da näher, als sich zu einem Rock-Projekt zusammenzuraufen? Also ab ins Studio, Platte aufgenommen, und das war’s dann schon, denn kurz nach der Veröffentlichung des selbstbetitelten Debüts kehrten beide zu ihrer jeweiligen Stammcombo zurück. Schlappe 35 Jahre später wollen es die zwei in Würde ergrauten Herren unter dem programmatischen Titel „Reunion“ nochmal wissen, und da beide ihre Fertigkeiten beileibe nicht mehr unter Beweis stellen müssen, haben sie sich in weiser Voraussicht aufs Songwriting konzentriert, was aus der vorliegenden Scheibe ein wahrer Ohrenschmaus macht. Schon der fetzige Opener „Shapes“ macht Appetit auf mehr, doch Moment mal, was war das denn? Titel „Shapes“, Textzeile „…gone tomorrow…“, nicht allzu unbekannte Songstruktur. Gab es da nicht mal einen ähnlich betitelten, getexteten und klingenden Titel von den Yardbirds, der später sehr kompetent und knackig von Gary Moore (RIP!) gecovert worden war? Der Wink mit dem Zaunpfahl ist angekommen werte Herren, nette Geste! Hin und wieder gönnen sich die beiden kurze Verschnaufpausen wie im leicht countrylastigen (die Violine…) „Tender Is The Night“ oder dem etwas deplatzierten Schlusslicht „Flood Of Lies“ (da wäre mir ein weiterer Fetzer wie „Hell Is On Fire“ lieber gewesen), aber davon abgesehen dominieren laute Gitarren das Geschehen. Mal rifflastig („Rock All Day“, „Shake It“), mal AOR-orientiert („Catch My Fall“), mal an die Rolling Stones angelehnt (“Hot For You”) geben sich die Interpreten keine Blösse und umschmeicheln den Hörer mit dem, was ich einfach zeitlos gute Rockmusik nenne. Zum Schluss noch ein Hinweis: Augen auf beim Plattenkauf! „Reunion“ gibt es auch als Sonderedition inklusive dem 1981er Debüt, zum ersten Mal auf CD erhältlich, holt euch also unbedingt diese Ausgabe. Nur dann erlebt ihr Brad Whitford und Derek St. Holmes jünger, hungriger und somit noch einen Tacken draufgängerischer als heute.
Mirko B.   
Punkte: 9.0 von 10

UNZUCHT – Neuntöter
Out Of Line Music
Der Neuntöter ist ein hübscher, harmlos aussehender, kleiner Vogel, der seine Beute mit Vorliebe auf Dornen oder Stacheldraht aufspiesst. Ganz zufällig ist die Wahl des Albumtitels natürlich nicht, denn die Spezialität der Unzucht ist melodiöser Dark Rock, der mit einem unerwartet harten Dorn überrascht – sei dies nun eine jähe Metal-Attacke oder aber ein besonders tief bohrender, morbider Text. Die Unzucht ist keine typische deutsche Rock Band: Ihr Erkennungszeichen sind fast schon poetische Lyrics, welche die Abgründe der menschlichen Seele auf erbarmungslose Art und Weise beleuchten und sich dort genüsslich im Schmerz und der Einsamkeit suhlen. Und doch versinken sie nicht in der Melancholie, sondern wechseln gekonnt von heiss brennender Wut zu zarten Balladen die nicht im Kitsch versumpfen, ohne sich dabei selbst zu verlieren. “Neuntöter“ ist das bisher härteste und wohl auch vielseitigste Album der Band. Wie schon zuvor, überzeugt auch hier wieder die charismatische Stimme von Sänger Daniel Schulz. Dass die Unzucht sich nicht vor Experimenten scheut, beweist sie mit den letzten drei Tracks, bei denen diverse Gastmusiker zum Zug kommen. Für das schon im Original etwas härtere “Widerstand“ konnte Shouter Dave Grunewald von Annisokay gewonnen werden – für meinen Geschmack ist die neue Version jedoch etwas zu harsch geworden. Allerdings gefällt mir die Version von “Ein Wort fliegt wie ein Stein“ mit Chris Harms von Lord of the Lost sehr gut! Wobei da bereits die Originalversion eins meiner Highlights ist. Zuletzt gibt es noch einen Remix von Robert Andrew Bowman, eine Art Club-Version von “Ein Tag wie jeder andere“ - leider gar nicht meins, wirkt irgendwie nicht sehr harmonisch und extrem aufgesetzt. Anspieltipps sind “Ein Wort fliegt wie ein Stein“, der Titeltrack “Neuntöter“ sowie das sehr Unzucht-typische “Das Lächeln der Gewinner“. Fazit: Wieder ein sehr gelungenes Album der Unzucht. Etwas härter und synthielastiger als früher, aber doch noch ganz klar und unverkennbar typisch Unzucht! Fans von tiefgründigem Dark Rock sollten hier unbedingt zugreifen.
Patricia H.   
Punkte: 9.0 von 10
OPERATION: MINDCRIME - Resurrection
Frontiers Records/Musikvertrieb
So, nun kommt also mit «Resurrection» der zweite Teil der Trilogie von Geoff Tates neuer Band Operation: Mindcrime. Konnte mich der erste Teil nur bedingt überzeugen, gefällt der Nachfolger schon um einiges besser. Natürlich wird Geoff immer an seinen grossen QR-Taten gemessen, nur ist er halt ein sehr aussergewöhnlicher, sehr kreativer Künstler, der sich dauernd weiter entwickelt. Kommen wir zu Musik des neuen Werkes, sehr verspielt und nach einigen Durchläufen sieht man die vierzehn Songs als Ganzes. Ttrotz viel Neuem, hört der langjährige Queensrÿche Fan auch alte wie bekannte Einflüsse seiner Ex-Band, die der Ausnahme Sänger hier einfliessen lässt. Ganz interessant sind die vielen Gastmusiker. So hört man bei «Taking The World» am Mic neben Geoff noch Tim "Ripper" Owens und Blaze Bayley. Die Drums teilen sich Brian Tichy, Simon Wright und Scott Mercado, und am Bass wirken David Ellefson und John Moyer. Natürlich fehlt auch Geoffs Langzeitbegleiter Kelly Gray an der Gitarre nicht. Musikalisch ist es fast unmöglich, einzelne Songs raus zu picken, da wie ich schon oben erwähnte, dieses Werk als Ganzes zu geniessen ist. Jedenfalls ist der zweite Teil sehr spannend und gefällt bei jeden weiter Durchlauf mehr. Hier wird mit so vielen verschiedenen Sounds gearbeitet und fast bei jedem Song klingen die Instrumente anders. Mal röhrt der Bass, dann knallt er wieder, genauso bei den Drums, oder ganz speziell die Gitarren. Das macht dieses Album noch spannender und abwechslungsreicher, halt eben typisch Geoff Tate. Nehmt Euch Zeit für diese ganz besondere musikalische Wunderreise dieses Ausnahmemusikers, der sich hier viel Mühe gegeben hat und es meiner Meinung nach auch geschafft hat, ein grossartiges Stück Musik zu kreieren. Geniesst oder schweigt!
Crazy Beat 

Punkte: 9.0 von 10
BRAINSTORM - Memorial Roots (Re-Rooted)
AFM Records/Musikvertrieb
Das achte Studioalbum der Power Metaller aus dem Schwabenländle entstand unter gehetzten Bedingungen, und das hörte man dem ersten Album für den neuen Rennstall AFM Records deutlich an. Obwohl das Songmaterial bärenstark war, litt das Ganze unter der drucklosen Produktion. Das führte mitunter auch dazu, dass ich mir dieses Album bis auf den heutigen Tag nicht gekrallt habe. Das Digpak hängt eigentlich schon Jahre in meinem eBay drin und der Anbieter bringt diese Teile offenbar auch nicht weg. Die Situation erinnert natürlich an Nevermore, die mit ihren 2003er Werk «Enemies Of Reality» das gleiche Fiasko erlebten und diese unangenehme Scharte zwei Jahre später erfolgreich auswetzten. Brainstorm tun es ihnen nun gleich und wenn man sich beide Versionen wechselseitig anhört, fällt einem der Unterschied sofort auf! Produzent Achim Köhler, der ja schon einigen Brainstorm Alben wie zum Beispiel «Liquid Monster» (2005) oder der aktuellen Langrille «Scary Creatures» den nötigen Feinschliff verpasste, leistete nun auch für «Memorial Roots (Re-Rooted)» ganze Arbeit, die sich wahrlich gelohnt hat. Vor allem das Schlagzeug klingt wesentlich besser und das Endresultat ist nun ganz im Sinne von Andy B. Franck und seiner Truppe. Somit wird das Wiederentdecken dieser mittlerweile 7-jährigen Metal-Perle zur Pflicht eines jeden echten Metalheads. Zudem befindet sich mit «Nailed Down Dreams» einer der besten Tracks überhaupt auf diesem Album.
Rockslave 

Punkte: 9.0 von 10
THE PINEAPPLE THIEF - Your Wilderness
KScope/Irascible
Eins vorweg, wer Porcupine Tree, Pink Floyd und Anathema liebt, sollte das neue Werk der Edel Proggies um Bruce Soord ohne nachzudenken einfach kaufen. Die Herren und ihre Gastmusiker schaffen es, jeden Prog Rock Fan in ihren Bann zu ziehen und mit ihrer traumhaften Musik in andere Sphären zu entführen. Mir gefällt besonders Drummer Gavin Harrison. Sein total eigener Drum-Stil und seine geniale Spielweise werten das Ganze noch zusätzlich auf. Gut zu hören beim Opener "In Exile". Die acht Songs sind allesamt total verspielt, kommen alle mit sehr viel Gefühl und immer einer Prise Melancholie in Bruce' Stimme. Wunderschöne Akustik-Gitarren, ruhige Klavierparts, geniale Breaks und Instrumentalparts prägen die einzelnen Tracks. Hie und da duellieren sich auch wilde verzerrte Gitarren mit wirbelnden Drums. Auch das fast instrumentale "That Shore" trägt den Zuhörer einfach weg in die Welt der "Thiefs". Oder das ruhig startende "Take Your Shot", das dann in der Halbzeit Fahrt aufnimmt und am Ende mit einem starken Gitarrensolo glänzt. Einfach herrlich, das rein zu ziehen. "Fend For Yourself" ist eine ruhige wunderschöne Porcupine Tree like Nummer, die mit einem tollen Klarinettensolo, gespielt von John Helliwell (Supertramp) überzeugt. Das Herzstück allerdings ist das knapp zehn Minuten lange "The Final Thing On Your Mind". Genau so muss ein atmosphärischer Prog Song sein, schwer zu beschreiben, muss man sich anhören. Mit "Where We Stood" wird dann das zwölfte Album der Proggies (in siebzehn Jahren) würdevoll beendet. Man kann sich der Magie von "Your Wilderness" kaum entziehen, und auch nach dem letzten Ton dieses Wunderbaren Werkes hallen die Songs immer noch in meinem Kopf nach. Ganz starkes Album haben uns hier die Ananas-Diebe hingelegt, ich denke mal wieder ein Muss für Proggies.
Crazy Beat 

Punkte: 9.0 von 10
WRETCH - Wretch
Bad Omen Records
Auf das Debüt des Indianapolis-Trios Wretch dürften vor allem Fans der verblichenen The Gates Of Slumber gespannt gewartet haben, handelt es sich hier doch um deren Nachfolgeband unter der Führung von Sänger/Gitarrist Karl Simon. Das erwartungsvolle Flehen der Fans wurde von den Göttern der düsteren Klänge jedenfalls erhört, denn was die Band rund um Mastermind Simon hier abliefert, ist nicht weniger als allerfeinster Old School Doom in Reinkultur. Weder weinerliches Gejammer noch unterirdisches Gegrunze oder übertrieben epische Melancholie trüben hier den Hörgenuss, stattdessen zelebriert das Trio auf „Wretch“ sein irdisches Dasein mit kraftvollem Doom Rock in bester Black Sabbath/St. Vitus/Pentagram/Trouble-Tradition, was die durchaus legitime Verwendung verspielter Klänge in Dur mit beinhaltet. Und wenn man sich dann doch die amtliche Doom-Kante gibt, dann fernab jeglicher Effekthascherei auf eine richtig rockige Weise. Heavyness und Groove dominieren über schnöde Niedergeschlagenheit („Running Out Of Days“, „Rest In Peace“), und sogar das melancholische, instrumentale Interludium „Grey Cast Mourning“ sorgt für eine eher nachdenkliche Stimmung statt diese einfach nur zu trüben. Abgerundet wird das knackige 34 Minuten dauernde Hörvergnügen zusätzlich durch einen psychedelischen Einschub mit ausgesprochenem Jam-Charakter im grossartigen Instrumentaltrack „Bloodfinger“, was die ganze Sache angenehm auflockert. Bestenfalls die abschliessende Zeitlupen-Nummer „Drown“ erfüllt die verschiedenen Doom-Klischees und bedient damit jene die hard The Gates Of Slumber Fans, welche der Combo bis in alle Ewigkeit nachtrauern werden. So mag ich Doom Rock, abwechslungsreich und dynamisch, Head bangen statt Head hängen (lassen…) heisst hier die Devise, geile Scheibe!
Mirko B.   

Punkte: 8.9 von 10
MOTOROWL - Om Generator
Century Media/Universal
Quasi aus dem Nichts erscheint diese junge thüringische Band und haut gerade mal zwei Jahre nach der Bandgründung ein Debütalbum raus, das wirklich aufhorchen lässt. Auch wenn sie beim ersten Durchören musikalisch irgendwo in den Siebzigern angesiedelt zu sein scheint, steckt hinter dieser Truppe einiges mehr, verarbeitet sie doch auf virtuose Weise Elemente des Doom, Blues, kitschfreien Gothic Rock, Heavy Psych, Progrock und Metal zu einem facettenreichen, dynamischen Klangerlebnis. Bei der sehr emotionsgeladenen Atmosphäre, welche „Om Generator“ versprüht, muss man sich eher auf eine fesselnde akustischen Reise einstellen als auf das einfache Anhören eines Albums, denn die durchgehend melancholische Stimmung der Songs entführt einen relativ schnell in schaurig-schöne Landschaften waldbedeckter, nebelbehangener Hügel, wo die Natur noch unberührt und ursprünglich ist. Monstertracks wie „Beloved Whale“ oder „Spiritual Healing“ stehen exemplarisch für diese Fähigkeit des Quintetts, die Tracks sind fesselnd, bedrohlich, vielschichtig und zuweilen gar verstörend. Wer die stimmungsvollen Klanglandschaften der frühen Lake Of Tears ins Herz geschlossen hat, kommt um Motorowl definitiv nicht herum, gilt ebenso für Musikfreaks mit einem Faible für doomig angehauchtem Heavy Psych.
Mirko B. 

Punkte: 8.9 von 10
CARNIFEX - Slow Death
Nuclear Blast(Warner
Mein Highlight in diesem Monat sind Carnifex. Das Quintett aus San Diego USA spielt Death Metal, wie er heute klingen sollte, nämlich brutal modern mit einer Prise Melodie. Ein cooles Piano-Intro legt den Weg für die erste Knüppelorgie „Dark Heart Ceremony“ frei, was einem gehörig die Haare nach hinten föhnt. Ein geiler Schlagzeugwirbel leitet den Untergang vom zweitem Song „Slow Death“ ein, und man bekommt die ganze Härte der Gitarrenwand zu spüren. Vokalist Scott Lewis grunzt so cool, dass man sich fragt, ob der gute Mann nicht ein paar Gratistunden vom Teufel himself bekommen hat. Was neben der Brutalität auffällt, sind die zwischenzeitlichen melodischen Parts, was den Songs richtig gut tut. Auch produktionstechnisch hat man nicht gespart und sich niemand Geringeren als den Chef „Jason Suecof“ (Trivium) an Bord geholt, der die sechste Platte im "Audiohammer Studio" in Sandford Florida kreiert hat. Hier hat man etwas Gutes erschaffen, das aber noch Luft nach oben frei lässt.
Daniel J.   
Punkte: 8.9 von 10
CRYSTAL BALL – Déjà Voodoo
Massacre Records/Musikvertrieb
Was beim neusten Streich der Helvetier sofort auffällt, ist der typische U.D.O.-Sound, wie er damals noch von Stefan Kaufmann produziert wurde. Man kann zu diesem Sound nun stehen wie man will, für die einen ist es ein zeitgemässer Sound, für die anderen zu Rammstein-lastig. Songmässig hat sich der Fünfer zu seinem Vorgänger «LifeRider» nochmals gesteigert. Speziell das flotte «Director’s Cut», das ein bisschen an Europe erinnernde «Suspended», das harte «Time And Tide», das halbballadeske «Without A Net» und das riffige «Dr. Hell» fallen sofort auf und zaubern dem Hörer ein fettes Grinsen auf die Lippen. «To Be With You Once More» hätte auch gut als U.D.O.-Ballade durchgehen können, was hier aber sicher auch auf die Produktion zurück zu führen ist. Ein weiterer Pluspunkt ist einmal mehr Sänger Steven Mageney und in meinen Ohren auch die Songwriterqualitäten von Tony Castell, der seit dem letzten Album die Innerschweizer hierbei unterstützt. Wer auf guten Hardrock mit Tiefgang und Feingefühl steht, wird an der neuen Crystal Ball nicht vorbei kommen. Dafür ist einfach ein Song wie «Home Again» zu brillant. Mit «Déjà Voodoo» haben die Jungs gezeigt, dass sie ihr eigene Basis gefunden haben und nicht bei anderen "wildern" müssen.
Tinu   
Punkte: 8.8 von 10
AIRBOURNE - Breakin' Outta Hell
Spinefarm Records/Universal
Vor allem mit ihrem Debüt «Runnin' Wild», das nächstes Jahr auch schon eine ganze Dekade alt sein wird, mischten die Australier mit ihrem sehr energetisch gespielten "AC/DC-Rock" die Szene gehörig auf. Es folgten Konzerte en masse und schon bald hatte man eigentlich fast alles abgegrast, wo man überhaupt spielen kann. Das erste Schweizer Headliner-Konzert im einstigen Rohstofflager bleibt dabei in unauslöschlicher Erinnerung. Da die Jungs eine wirklich unglaubliche Live-Präsenz hinlegten, hatte man sie mit der Zeit einfach "gesehen und gehört", zumal sich die fixen Showelemente wie das "Bierdose am Kopf zum Platzen bringen" und die in erster Linie ziemlich waghalsigen Kletter-Aktionen von Frontmann Joel O'Keeffe bald einmal ihren Reiz verloren. Musikalisch gings es mit dem Zweitling «No Guts.No Glory» ordentlich weiter, wobei das unbändige Element des sackstarken Debüts nicht mehr ganz erreicht wurde. Zu Unrecht oder nicht, aber mit dem dritten Werk «Black Dog Barking» wurde ich definitiv nicht mehr wirklich warm und so schwand mein Interesse an der Band zunehmend. Dank den bisher dreijährigen Intervallen zwischen den Alben kehrte bis zum neusten Werk «Breakin' Outta Hell» eine passende Pause ein, die nun dazu genutzt wurde, wieder mehr "back to the roots" zu gehen. Einen nicht unerheblichen Anteil daran hat mit Sicherheit Producer-Ass Bob Marlette, der eben schon beim Erstling die Finger drin hatte. Obwohl die Rezeptur bei Airbourne natürlich nicht geändert hat, verströmt "Breakin' Outta Hell" spürbare Vibes der Anfangstage und klingt in meinen Ohren wie das 78er Referenzwerk «Powerage» der grossen Vorbilder. Der zum Voraus ausgekoppelte Opener wie Titeltrack gibt die Marschrichtung deutlich vor und spätestens bei «Get Back Up» wird klar, was ich damit meine. Hätten Angus & Co. nämlich auch später noch solche Songs im Köcher gehabt, wäre das ziemlich heftig geworden. Nun sind aber Airbourne mehr denn je wieder am Drücker und ein weiterer Titel wie «It's Never Too Loud For Me» ist wie die berühmte Faust aufs Auge. Dass «I'm Going To Hell For This» auch glatt auf der «For Those About To Rock (We Salute You) stehen könnte, unterstreicht den Anspruch, der angesichts der aktuellen Situation bei AC/DC geltend gemacht werden könnte. «Breakin' Outta Hell» kann durchaus als das Album bezeichnet werden, das dem Original ebenso gut zu Gesicht gestanden wäre. Anfangs November spielen Airbourne als Support für Volbeat unter anderem auch im Hallenstadion auf, und danach wird ganz sicher noch eine Hallentour als Headliner folgen, die man nicht verpassen sollte!
Rockslave    
Punkte: 8.7 von 10
WARFATHER - The Grey Eminence
Greyhaze Records
Bandkopf Steve Tucker (git/v) scheint momentan einen Lauf zu haben. Nicht nur macht der Sänger und Bassist von Werken wie "Formulas Fatal To The Flesh" und "Heretic" seit letztem Jahr wieder mit Morbid Angel-Chef Trey Azagthoth gemeinsame Sache (neues Album 2017! ...hoffe ich), sondern er haut mit seiner eigenen Kapelle WARFATHER gerade sein schon länger erwartetes zweites Album raus. Und wem die 2000'er Platte "Gateways To Annihilation" der erwähnten Morbid Angel gefallen hat, könnte hier eine interessante "Fortsetzung" davon entdecken. Nicht wirklich überraschend, da er auf besagtem Album viele Credits verbuchte und sein Stil höchst eigenständig ist, aber die Parallelen sind für mich als Fan dennoch überaus willkommen. Denn der klassische Florida Death Metal mit seiner technischen Herangehensweise, den eigentlich fast schon doomigen Riffs in Verbindung mit schneller Doublebass und/oder Hasenfickdrumming sowie den verschleppten und zum Teil verschachtelten Kompositionen war schon immer eines meiner Liebchen. Und WARFATHER erfüllen mir diesbezüglich (fast) die komplette Wunschliste. Die Instrumentierung ist fit und dicht geraten, das Songwriting riecht nach Düsternis, Okkultismus und leichter Hysterie, die Soli sind kalt, r passen aber ins Schema und Steve Tucker's dunkles Brüllen trifft in punkto Phrasierung und Einsatz einmal mehr meinen persönlichen Geschmack. Überraschend gelungenes Album das einzig aufgrund der ausgerichteten Thematik über die Apokalypse, in der Produktion etwas, nun ja, "apokalyptischer" und schmutziger hätte geformt werden dürfen. Kann deshalb momentan noch nicht sagen, ob "The Grey Eminence" den Test der Zeit bestehen wird, aber wenn ich ehrlich bin, ich wünsche es mir zumindest. Deshalb gibts von mir auch 0.5 Hoffnungspunkte auf die Gesamtwertung. The real Death Metal Florida Style, ladies and gents. Reinhören.
Hardy    
Punkte: 8.5 von 10
SUMERLANDS - Sumerlands
Relapse Records/Non Stop Music
Zuerst dachte ich bei dieser Ami-Band aus Philadelphia an einen Schreibfehler, als ich den Bandnamen zum ersten Mal las, doch es hat alles seine Richtigkeit, und somit heisst die Truppe um den ehemaligen Hour Of 13 und Atlantean Kodex Frontmann Phil Swanson definitiv nicht Summerlands. Was es mit dem Bandnamen effektiv auf sich hat, ist mir bis anhin nicht bekannt. Anyway, es geht ja eigentlich um die Musik, und die ist schwer im 80er US-Metal angesiedelt. Wem also Bands wie Cirith Ungol, Pentagram, Omen, Manilla Road oder Cloven Hoof (noch) was sagen, weiss, wo er Sumerlands grundsätzlich mal einordnen kann. Das selbstbetitelte Debüt zieht dabei eigentlich alle Genre-Register und klingt dennoch nicht altbacken. Die vergleichsweise ziemlich fette Produktion treibt die tempomässig variabel gehaltenen Songs gnadenlos nach vorne und ab und an wird man vom Riffing her an die alten Savatage erinnert. Dafür verantwortlich ist mitunter Produzent Arthur Rizk, der neben dem Gitarren- auch für den Keyboard-Sound verantwortlich zeichnet. Nach dem flotteren Opener «Seventh Seal» steht das schleppendere «The Guardian» ebenso den typischen Sound von Sumerlands, wo eben Savatage aus frühen Tagen anklingen. Des Weiteren besticht Phil Swanson mit geilen Vocals. «Timelash» löst anschliessend die Handbremse wieder und verströmt Vibes eines gewissen Jake E. Lee (Ex-Ozzy Osbourne). Und auch hier groovt das Teil amtlich und die Soli sind vom Allerfeinsten. Mit jedem Durchgang bleibt mehr hängen und setzt sich hartnäckig in den Lauschklappen fest. Wer beim Oberkracher «Spiral Infinite» nicht mit headbangen anfängt, mag wohl eher Helene Fischer oder Andrea Berg. Herrlich auch das behäbigere «Lost My Mind», das regelrecht nach Lautstärke schreit. Überraschenderweise ist der Titeltrack am Schluss ein reines Instrumental. Hört sich zwar soweit stimmig an, aber mein Winamp-Player zeigt danach gerade mal 32:17 Minuten an, und da kann man sich nun darüber streiten, ob das noch als Longplayer durchgeht oder nicht. Grundsätzlich schon, denn Slayer das ja 1986 mit «Reign In Blood» locker unterboten (29:03 Minuten). Trotzdem wäre ein Song mehr schon noch drin gelegen, ausser es war halt nichts weiteres Brauchbares mehr vorhanden. Value for money? Entscheidet selbst!
Rockslave 
Punkte: 8.5 von 10
WILD THRONE - Harvest of Darkness
Roadrunner Records/Warner
Das Trio aus dem Nordwesten der Staaten, genauer genommen aus Bellingham, zelebriert auf ihrem ersten Longplayer Musik der ganz besonderen Art. Man kann das Heavy Metal, geschwängert mit Prog Rock nennen. Das ergibt eine ganz besondere Mischung, die von jedem Hörer sehr viel Geduld erfordert. Ja genau, weil es vertrackt, aber nie zu kompliziert zu und her geht. Die Instrumentalisten zelebrieren auf einem hohen Level. Vor allem Drummer Noah Burns zeigt hier eine Weltklasseleistung. Studio Ikone Ross Robinson hat dazu beigetragen, dass der Sound stimmt und die Jungs können stolz auf ihr erstes Album sein. Beide Daumen nach oben!
Daniel J.    
Punkte: 8.5 von 10
BULLETRAIN – What You Fear The Most
AOR Heaven/Non Stop Music
Stilsicherer Hardrock erreicht uns mit dem Zweitwerk „What You Fear The Most“ von Bulletrain aus Schweden. Nach einer eigentlichen Zangengeburt erschien acht Jahre nach der Bandgründung 2014 das Debüt der Truppe. Zuvor erschienen zwei EP's und eine Single, leider verliess aber auch Sänger Robert Lindell die Band und die Arbeit, die zum ersehnten Plattenvertrag führte, begann von vorne. Nichtsdestotrotz konnte „Start Talking“ für positive Resonanzen sorgen. Der Nachfolger schlägt nun in die selbe Kerbe. Man bewegt sich sehr versiert zwischen melodiösem Hardrock, Glam und Sleazy Rock, bleibt dabei meistens typisch skandinavisch, adaptiert aber immer wieder amerikanische Anleihen. Mit stellenweise fetten Chören nähert man sich auch ab und zu dem Stadionrock an. Die Jungs beweisen ein sicheres Händchen für Songs mit Substanz, im Melodic genauso wie auch im Sleazy Bereich. Obwohl bei den softeren Klängen die Tendenz zu wässrigen und seichten Tracks nicht von der Hand zu weisen ist. Eine viel bessere Figur machen die Jungs, wenn's schön dreckig und rotzig wird. Genau da wirkt man glaubwürdiger und kann punkten. Vor allem Sänger Sebastian Sundberg verleiht den härteren Tracks deutlich mehr Charisma. Totzdem machts die Mischung, sprich die Abwechslung, die Bulletrain und „What You Fear The Most“ die Position sichert. Sleazy meets Melodic ist nicht neu, macht aber gerade hier viel Spass.
Chris C.   

Punkte: 8.4 von 10
MARTYRION – Our Dystopia
Boersma Records
„Wir schreiben das Jahr 2153. Die Welt liegt in Schutt und Asche. Die Apokalypse ist über die Menschheit gekommen und es gibt nur noch wenige Überlebende“ Diese Szenerie ist es, die sich Martyrion aus Köln annehmen. Die Band um Frontmann David Schäfer gibt es bereits seit 2006, allerdings stiess der Shouter erst vor kurzem zum Melodic-Death-Quintett. Diese Besetzung brachte frischen Wind in die Truppe und 2015 wurde ihr Jahr. Auftritte auf den Bühnen vom Out & Loud-Festival und Metal Frenz-Open-Air sowie die Entstehung und Produktion des hier vorliegenden Longplayers „Our Dystopia“. Musikalisch gesehen bewegen sich die Jungs im Melodic Death Bereich, bedienen aber in ihren Songs verschiedene Subgenres. Neben einprägsamen Melodien „What We Leave Behind“ und kraftvollen Soli steht die Atmosphäre der Songs im Vordergrund, was durch spezielles Songwriting und den Einsatz von Interludien abgerundet wird. Mit dem Spiel zwischen schnellen und langsamen Parts innerhalb der Songs „We Are Only Human“, wird zudem ein facettenreiches Arrangement geschaffen, das die Hörer der Musik in ihren Bann zieht. „The Storm“ ist zudem ein einfühlsames Instrumental, das eigenes verworrenes Gedankengut zum Vorschein bringt und mit dem Schlusssong „With My Eyes Unaffected“ hat sich der Fünfer sogar an eine Orchestrierung gewagt. Das Szenario einer postapokalyptischen Welt spiegelt sich nicht nur in den Texten wider, die den menschlichen Makel thematisieren und den Menschen als solchen kritisieren, ohne dabei den Boden zu verlieren und ohne die genreüblichen Klischees zu bedienen, sondern die Band bringt dieses Szenario auch auf die Bühne und somit hin zum Auge des Betrachters. So treten Martyrion stets in abgestimmten Outfits – fast schon Kampfanzügen – auf, die individuell angepasst sind und dem Zuschauer ein postapokalyptisches Weltbild vermitteln. Der Einsatz von Blut und Tarnschminke rundet das Ganze dann nochmals ab. Klasse Album einer Band mit viel Potenzial.
Oliver H.   

Punkte: 8.3 von 10
ANOTHER LOST YEAR – Alien Architect
EMP Label Group/Musikvertrieb
Ist noch schwierig, diese Gruppe einzuordnen – einerseits hart und auf eine Art und Weise rau, auf der anderen Seite fragil, eher glatt wirkend… Die Jungs aus dem grossen Kontinent ennet des Atlantik spielen eine Art von Rockmusik, die stellenweise an moderne Acts wie Breaking Benjamin (da hat das Promo-Blättchen recht) erinnert, aber auch an Papa Roach, Rev Theory oder auch Art Of Anarchy. „Holding On – Letting Go“ erinnert sogar kurzfristig an The White Stripes (zum Glück nur am Anfang). „Wolves“ als zweiter Track schlägt da die härteren Töne an, da könnten auch Sevendust oder Three Days Grace Pate gestanden haben. Der Sänger macht seine Sache mehr als nur ordentlich, er legt die Betonung an die richtigen Stellen und kommt mit seinem raueren Gesang, welcher aber auch zerbrechlich wirken kann (wie beispielsweise bei „Memories“) und in einem Song auch beides mit einbringen kann – ich sage nur „We All Die Alone“, ein Gänsehaut-Track! Klar könnte man hier generell mosern, dass die Produktion immer noch zu perfekt ist, dass eine gewisse street credibility von Nöten wäre, um authentisch wirken zu können - ich persönlich sage: Scheiss drauf, die Platte als Gesamtes tönt geil und rockt sich schön gepflegt über die staubigen Highways, mit allem Grausamen und Schönen. Wer also nach einer wirklich guten, soliden und abwechslungsreichen Rock-Scheibe sucht, der wird hier fündig – Puristen dürfen gerne weiter stänkern, verpassen aber definitiv was. Wie würde mein Schreibkamerad Hardy so schön anmerken? Reinhören!
Toby S.   
Punkte: 8.0 von 10
ANCILOTTI – Strike Back
Pure Steel Records/Musikvertrieb
Strike Back ist das Zweitwerk der italienischen-Ancilotti-Familien-Band. Zumindest sind dreiviertel der Band miteinander verwandt. Musikalisch wird eine spannende Mischung aus treibendem (True-) Heavy Metal und Hard Rock geboten. Dies geschieht auf durchwegs hohem Niveau. Einzig einen All-Time-Hit vermisse ich. Streiten lässt sich vor allem über den teilweise arg gepressten Gesang. Dieser klingt durchaus ein wenig in Richtung Lemmy oder Chris Boltendahl (Grave Digger) und hat das Pozential, über die gebotenen 48 Minuten anzufangen zu nerven. Dagegen ist aber zu halten, dass Barde Bud weitgehend hohe Tonlagen meidet, und uns somit ein für mich negatives, aber leider Genre typisches Element, erspart. Wer sich an Bud’s Gesang gewöhnt oder diesen gar toll findet, der wird an «Strike Back» seine Freude haben. Den Heavy Metal zelebrieren Ancilotti mit einem schönen Grave Digger-artigen Gerumpel, welches treibend aus den Speakern pulsiert. Dazu kommen Refrains, die durchaus eingängig sind. Die grösste Stärke von Ancilotti sehe ich aber in ihrer Offenheit. Diese wird mit den Hard Rockern „Firestarter“, „The Beast Is Rising“ und „Life Is For Livin“, dem Zwischending „Never Too Late“ und dem Rocker „When Night Calls“ zelebriert. Für eine Lärmpause sorgt die Ballade „Lonely Road“. Anfang und Schluss der elf Lieder und somit den Rahmen bilden aber die Heavy Metal-Lieder. «Strike Back» ist eine tolle Scheibe, welche aber wohl trotz ihrer Klasse in der ganzen Veröffentlichungs-Flut untergehen wird. Schade eigentlich!
Roger W.   
Punkte: 8.0 von 10
SUICIDE BY TIGERS – Suicide By Tigers
Smilodon Records
Südschweden ist schon seit längerem bekannt als gesunder Närboden für die Entstehung etlicher Rock'n'Roll Bands. Diese Tradition wird mit Suicide By Tigers weitergeführt. Der musikalische Fokus liegt bei dynamischem Bluesrock mit harten Gitarren und starken Melodien. Beeinflusst wird die Gruppe durch den Sound der Briten Free, Taste oder den legendären Led Zeppelin. Sie teilen ihre Zuneigung zu den späten Sechzigern und frühen Siebzigern und würzen diese mit einer Prise Moderne. Das Quartett besteht aus Nils Lindström (Gesang), Petter Rudnert (Gitarre), Peter Broch (Bass) und Johan Helgesson (Drums und Percussion). Im Vorfeld haben alle vier in diversen Bands gespielt und so ihre Erfahrungen über die Jahre gesammelt. Nun ist es an der Zeit, ihren Sound à la Deep Purple oder Thin Lizzy unters Volk zu bringen. Technisch ist die Platte überzeugend produziert und auch die Stimme von Nils Lindström ist einwandfrei. Stellenweise hört man den jungen Chris Cornell, aus frühen Soundgarden-Tagen heraus. „Fox On The Run“ oder auch „Keep On Smiling“ sind gute Hörbeispiele dafür. Der Sound liegt aber über das ganze Album gesehen näher am Blues als am Rock und fällt daher ein bisschen zu langsam und düster aus – jedenfalls nach meiner Auffassung. Ein bis zwei peppige Stücke, die einem das Lächeln ins Gesicht zurück bringen, wären durchaus nicht verkehrt gewesen. So ist es durchaus vertretbar, dass die eher kurze Platte nach acht Tracks (mit Bonustrack auf CD, neun) auch schon wieder vorbei ist. Zum Schwelgen in guten alten Zeiten und auch für Fans von Classic-Rock sind Suicide By Tigers mit Sicherheit eine Erfüllung und ein wahrer Ohrenschmaus.
Oliver H.   
Punkte: 8.0 von 10
HIGH SPIRITS - Motivator
High Roller Records/Musikvertrieb
Die Herren aus Chicago kommen hier mit ihren dritten Long-Player «Motivator» daher und präsentieren uns hier Heavy Rock Metal, der mich stark an die 80er erinnert. Sänger Chris Black trägt mit seiner klaren Stimme massgeblich dazu bei. Trotz der Retro-Mucke klingen Songs wie «This Is The Night» sehr frisch und lebendig, respektiv gefallen schon nach dem ersten Anhören. Oder die vielen Twin-Soli, wie am Anfang von «Reach For The Glory» machen Spass und gute Laune, sind echt tolle Songs. Mir gefallen auch die oft gesungenen zweistimmigen Leadvocals. Die Gitarrenspielereien, wie man sie auch oft bei den älteren Iron Maiden hört, sind klasse. «Haunted By Love» erinnert mich instrumental an die Deutschen Trance und punktet mit einer starken Gesangsmelodie. Und genau darauf scheinen die Jungs aus Chicago Wert zu legen, nämlich viel Melodie und Harmonie. Auch treibende Nummern wie «Down The Endless Road» sind einfach geil und zeitlos. High Spirits bieten hier also neun starke Songs, die irgendwo zwischen Hardrock und Heavy Metal angesiedelt sind, ausgestattet mit sehr hohem Melodic-Anteil. Die Scheibe macht einfach Freude und sorgt für gute Laune. Wirklich ein starkes wie gelungenes Album, sehr hörenswert.
Crazy Beat     
Punkte:
8.0 von 10
SIN STARLETT – Digital Overload
Emanes Metal Records
Gegründet 2005 in Luzern, schlagen die Herren mit Parolen wie "...packed with songs that breath the raw, hard-rocking spirit of the N.W.O.B.H.M...", oder "no trends, no gimmicks – just pure Heavy Metal..." um sich. Somit ist die Tendenz, was uns die Hel(l)vetier servieren, schon mal vorgegeben. Das müsste dann auch optisch so umgesetzt werden, sprich lange Haare, Leder und viele Aufnäher auf den Jeansjacken! Da haben wir dann schon mal das erste kleine Problem. Sehe ich mir die Bandfotos an, könnte die Mannschaft zu 2/5 auch aus Bankangestellten bestehen! Spirit des guten, alten, englischen Metals? Wo denn? Lassen wir das Optische, was auf der Bühne aber nicht ganz unwesentlich ist, also mal auf der Seite. Ich bin bei Schweizer Bands immer sehr vorsichtig und den nationalen Bonus haben sie schon lange nicht mehr, da der internationale Vergleich jeweils gezogen werden muss. Was bietet uns der Fünfer somit musikalisch? Mit dem dritten Album eine hörenswerte Scheibe, die geprägt ist von Elias kernigen Vocals. Die Innerschweizer bestechen durch tolle Gitarrenparts und liegen mit ihrem Sound mehr im Hardrock-, denn im Metal-Bereich. Den Songs haftet jedoch immer ein gewisses Underground-Flair an, bei dem ich aber fast überzeugt bin, dass dies völlig beabsichtig ist. Wer sich also gerne mit Bands befasst, welche ihren 80er-Helden frönen und dabei versucht sind einen eignen Weg einzuschlagen und dies auch sehr authentisch vortragen, hat es verdient, sich in der heutigen Zeit einer breiteren Masse vorstellen zu dürfen. Gut gemacht, meine Herren.
Tinu     
Punkte:
8.0 von 10
SURTURS LOHE – Seelenheim
Einheit Produktionen
Nach fünf Jahren Funkstille melden sich Surturs Lohe pünktlich zum 20-jährigen Bandjubiläum mit ihrem vierten Full-Length zurück, wobei von der ursprünglichen Besetzung einzig noch Ragnfalt aktiv mitwirkt. Die Thüringer gehören zur alten Garde des deutschen Pagan Metal und die Nähe zu den Veteranen von Menhir, Odroerir, Black Messiah und Konsorten ist nach wie vor spürbar. Allerdings scheint es bei Surturs Lohe fast so, als ob die Musik in erster Linie Mittler für die Geschichten ist, welche man ans Volk bringen möchte. So startet das Album mit ausgedehnten Erzählungen zum legendären römisch-deutschen Eroberer Friedrich Barbarossa. Auch die Songtexte erhalten durch die deutliche Artikulation und die Variation in den Stimmen einen narrativen Charakter. Als musikalische Untermalung dienen nicht nur die bei dem Genre zu erwartenden angeschwärzten Gitarrenriffs und zweistimmigen Leads, sondern öfters auch sanft gezupfte Gitarren und engelsgleicher Damengesang, wie im mit einem geheimnisvollen Schleier belegten Titelsong 'Seelenheim'. Die pagane Note wird durch das hin und wieder erklingende Blockflötenensemble etwas verstärkt. Etwas aus dem Konzept fällt 'Schwertleite', in welchem ein alt klingendes Klavier die Begleitung übernimmt und so eine ganz andere Stimmung hervorruft. Das sehr vielschichtige 'Schildwacht' fasst das Album nochmals zusammen und schliesst es stimmig ab. Mit Surturs Lohe kann Thüringen die lange Tradition des Pagan Metal weiter erfolgreich hochhalten.
Patrica L.
    
Punkte:
8.0 von 10
MAVERICK - Big Red
Metalopolis Records
Dies ist der zweite Rundling der Herren aus Dublin und führt musikalisch den Weg des 2014er Debüts «Quit Pro Quo» konsequent weiter. Griffige Melodien, gute Hooklines, geile Gitarrenriffs und etwas dreckige, aber sehr melodiöse Gesangslinien. Das Ganze klingt etwas amerikanisch, so in Richtung Firehouse oder etwas Slaughter. Dann klingt es bei «The One» leicht nach Volbeat oder nach Mötley Crüe, wie das lebendige «Mademoiselle». «Forever» könnte glatt als Scorpions-Song durchgehen, jedenfalls was die Gitarren anbelangt. Ihr seht oder besser hört, das die Gebrüder Balfour und ihre Mitmusiker hier sehr vielseitig agieren. Vor allem die Stimmvielfalt von Sänger David Balfour steht dem Album sehr gut. Und so melodiöse Gesangsmelodien wie bei «Whiskey Lover» zeigen, dass die Iren Songs mit Sucht- und Hitpotenzial schreiben können, ganz starker Song. Dasselbe gilt für das schnellere, aber nicht weniger interessante «Renegade». Zum Schluss gibt es dann noch eine typische Ami Ballade namens «Fly Away» mit viel akustischer Gitarre, und einfach sehr schön. Toller Abschluss für ein gelungenes Album, das mit elf rockigen spannenden Tracks glänzt. Sehr gut dargeboten, und der verwöhnte Hardrock-Fan sollte hier auf jeden Fall rein hören.
Crazy Beat
    
Punkte:
8.0 von 10
LES DISCRETS – Virée Nocturne
Prophecy Productions
Damit man bei der zweiten Ausgabe des labeleigenen Prophecy Fest nicht mit leeren Händen erscheinen musste, haben Les Discrets als Appetitanreger für das anfangs 2017 erscheinende Studioalbum "Prédateurs" vorab eine EP produziert und diese dort erstmals unter die Leute gebracht. Auf dem Tonträger finden, neben dem exklusiven Song "Capricorni. Virginis. Corvi", ein Demo eines weiteren neuen Stückes ("Le Reproche") und einen Remix von "Virée Noturne" Platz. Die EP den langjährigen Fans die Möglichkeit, sich innerlich auf die musikalische Veränderung vorzubereiten, welche die Band kürzlich angekündigt hat. Man wandelt neu auf den Spuren von Bands wie Portishead, Massive Attack, Lana Del Rey oder Pink Floyd. Die Kompositionen sind elektronischer, mit dem Synthesizer als zentrales Instrument. Trotz des stilistischen Wandels kann man sich in den Songs genauso verlieren. Da sich Fursy Teyssier in den vergangenen Jahren intensiv mit der grafischen Kunst beschäftigt hat, bindet er diese neu direkt in die Musik mit ein. Um die Veröffentlichung des neuen Albums zu gestalten, arbeitet er mit einem aussenstehenden Grafiker, dem Briten Chris Friel, zusammen.
Patrica L.    
Punkte: keine Wertung
VOLA - Inmazes
Mascot Records/Musikvertrieb
Wir habe es hier mit einem Debüt-Album zu tun und die Band dazu stammt aus Dänemark. Die Musik befindet sich in der Schnittmenge aus Mathrock, New Artrock und Prog Metal. Beginnt das Ganze noch mit einem ultrazähen Meshuggah-Riff und megadüster, schwenkt man dann in einen schönen melodiösen Refrain ein. Auch der Nachfolge Song «Strey Te Skies» beginnt megaschwer mit tief gestimmten Gitarren, melancholisch und auch schwer der folgende Refrain. «Starburn» beginnt wie ein alter Pink Floyd Song und mündet wieder in ein schweres Gitarrenriff, untermalt von breiten Keys. Man kann schon Prog-Züge erkennen unter all dem schweren Zeugs, man braucht aber eine Weile, um das alles raus zu hören. «Owls» kommt dann mit einem wilden Drum / Gitarrengewitter, mündet in einen röhrenden, verzerrten Bass der den kranken Gesang begleitet, bevor die Gitarren wieder loskrachen. «Your Mind Is A Helpless Dreamer» dürfte man dann als sehr modernen Prog-Rocker ansehen, beziehungsweise anhören. Das ruhige «Emily» hat dann einen kleinen Porcupine Tree Touch. Das könnte man nachfolgend von den folgenden Songs «Gutter Moon» und «Feed The Creatures» auch behaupten. Puhh..., also keine leichte Kost. Vola lassen sich vom Musikalischen her nirgends einordnen, aber die spannungsgeladene Atmosphäre zieht sich durch den ganzen Rundling hindurch und fordert den Zuhörer. «Inmazes» ist sicher keine musikalische Massenware, aber durchwegs hörenswert und spannend.
Crazy Beat    
Punkte:
7.9 von 10
BRUJERA – Pocho Aztlan
Nuclear Blast/Warner
„Pocho Aztlan“ ist der neuste Streich der Death Metaller von Brujera. Seit 16 Jahren haben sie nichts Neues mehr auf den Markt gebracht. Mit der Ruhe ist aber nun Schluss. „Pocho Aztlan“, was so viel heisst wie „Gelobtes Land“, ist der Mix aus Aztlàn, der angeblichen Heimstätte der Azteken und der Geburtsstätte vieler US-Amerikaner mexikanischer Abstammung. Juan Brujo, Sänger und Mastermind der Band ist selbst zwischen diesen beiden Welten hin- und hergerissen. Deshalb ist es für ihn selbstverständlich, dass alle Lyrics in spanischer Sprache eingesungen worden sind, um den Songs und die darin verarbeiteten Themen und Gefühle, die Echtheit zu verleihen, die der Band wichtig sind. Das Album ist gespickt mit dreizehn Tracks aus Death Metal- und Grindcore-Bereich, und auch die Texte decken diverse Themensparten ab. Auf „Pocho Aztlan“ finden sich Titel über Pablo Escobar „Plata O Plomo“, fragwürdige schräg eingefahrene Drogentrips „Isla De La Fantacia“ oder eine überarbeitete Coverversion der legendären Dead Kennedys. Anstatt „California Über Alles“ wird hier „California Über Aztlan“ gehuldigt. Andere beliebte Themen beziehen sich auf den mexikanischen Old-School-Machoismus, welchen sie mit „Culpan La Mujer“ (Blamiere die Frauen) zum Besten geben. Ansonsten erwartet die Hörerschaft druckvolle und schnelle Nummern, die im Ansatz auch dem Punk zuzuordnen sind. Juan Brujo’s Stimme ist allenfalls zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig, dies könnte allerdings mehr an der Sprache liegen, da diese für unser Ohr eher ungewohnt ist. Mit der Zeit passt sie aber immer besser zum Sound und unterstützt grunzend das Gesamtkonzept. Brujera ist sicherlich mal etwas anderes und bietet Abwechslung zu den englischsprachigen Bands dieses Genres.
Oliver H.   
Punkte:
7.9 von 10
GUNS OF GLORY - Strafing Run
Pure Rock Records/Musikvertrieb
Yeah! Arschtretender Rock'n'Roll vom Feinsten aus Finnland. Auch mit ihrem zweiten Rundling rocken die Nordlichter in bester AC/DC, Krokus, Nashville Pussy, Rose Tattoo Manier voll drauflos. Nix wirklich Neues, aber scheissegal, es rockt! «Running From Glory» kriegen auch Angus und Co. nicht besser hin (in der aktuellen Besetzung sowieso nicht), oder «Devil In Me», Rose Tattoo lassen grüssen. Alle zwölf Tracks gefallen und es rockt einfach. Petris rauchige Stimme und die immer etwas bluesig getränkten Gitarren bilden ein gutes Gemisch. Auch wenns mal ein wenig weniger wild zugeht wie beim tollen «Dont You Know». Ha und «Till We Die» weist sogar 'ne echte Motörhead Schlagseite auf, einfach klasse die Jungs. Und auch wenn man viele ältere AC/DC ähnliche Gitarrenriffs hört oder auch Krokus like Gitarren, so kriegen die Songs durch Petris Stimme ihren eigenen Touch. Ich kann dazu nicht mehr sagen als kaufen, Anlage aufdrehen und abrocken. Guns Of Glory sind einfach geil und machen zeitlose Mucke! Punkt und aus!!
Crazy Beat
   
Punkte:
7.9 von 10
DANTE FOX – Breathless
AOR Heaven/Non Stop Music
Obwohl die Britische Formation Dante Fox nicht gerade durch Fleiss auffällt, hat sie sich in AOR-Insiderkreisen einen ausgezeichneten Ruf erarbeitet. Die Gründung der Band reicht bis ins Jahr 1989 zurück, das Debüt „Under Suspicion“ erschien dann aber erst 1996. Vielleicht hätten Dante Fox heute einen höheren Status, wäre das erste Album noch ende der 80er erschienen, als Melodic einen deutlich höheren Stellenwert hatte. Nichtsdestotrotz beweist die Band eisernen Durchhaltewillen, nach dem Motto Klasse statt Masse. Zwanzig Jahre später erscheint nun mit „Breathless“ der fünfte Longplayer. Grundlegende Änderungen gibt es dabei nicht. Nach wie vor thront die Stimme von Sue Willetts mit ihrer Intensität über dem Sound von Dante Fox. Aber auch die Backingband, allen voran Gitarrist Tim Manford und Keyboarder Eric Ragno, machen eine ausgezeichnete Figur. Ebenso ist die Rhythm-Section nicht von schlechten Eltern und verleiht dem Sound ein stabilies, druckvolles Fundament. Die Gitarre und das Keyboard halten sich die Waage und lassen sich gegenseitig Platz zur Entfaltung. Musikalisch widmet man sich dem klassischem AOR, ist sich dabei aber nicht zu schade, auch Pop-Elemente zu integrieren. Mit einem dezenten Country Anstrich beweist man aber auch Kreativität und Individualität. Man verliert zudem den Rock als Basis nicht aus den Augen und vermeidet in allzu seichte Gewässer abzudriften. Zudem hat man anständiges Songmaterial in petto. Die ganz grossen Songs kann man zwar auch nicht bieten, im Vergleich lassen Dante Fox aber so manchen Konkurrenzact hinter sich.
Chris C.
  
Punkte:
7.8 von 10
CRY OF DAWN – Cry Of Dawn
Frontiers Music/Musikvertrieb
Bei «Cry of Dawn» handelt es sich um ein neues Projekt des schwedischen Sängers Göran Edman. Dieser wiederum dürfte dem Einen oder Anderen bekannt sein. Immerhin war er schon auf über fünfzig Veröffentlichungen zu hören. Seine bekannteste Zusammenarbeit dabei war mit Sicherheit die mit Yngwie Malmsteen, aber auch für John Norum, Brazen Abbot oder Glory stand Göran schon hinter dem Mikro. Egal ob Classic Metal, Progressiv Rock oder AOR, Mr. Edman ist mit seiner sauberen, kraftvollen und soulbeinflussten Stimme definitv einer der besseren Sänger. Nun, für Cry of Dawn hat der gute Mann ein paar nicht ganz unbekannte Musiker um sich gescharrt, die nebst dem Einspielen der Instrumente auch am Songwriting massgeblich beteiligt waren. Das wären Michael Palace (Guitars/Bass), Sören Kronqvist (Keyboards) und Daniel Flores (Drums/Keyboards). Musikalisch hat man zusammen ein fundiertes AOR/Melodic Album abgeliefert. Man legt dabei offensichtlich viel Wert auf Drive und markante Hooklines. Dabei verliert man sich selten in belanglosem Gedudel, sondern treibt die Songs voran, wobei die Melodien eingängig strukturiert wurden. Obwohl die Gitarre mit satten Riffs in Erscheinung tritt, wird sie aber allzu oft vom Keyboard in die zweite Reihe verbannt, was den Gesamteindruck manchmal schmälert. Ausgeglichen wird das teilweise durch die voluminöse Produktion von Drummer D. Flores. Nach eigenen Angaben orientiert man sich an Night Ranger, Journey, Bad English und Starship. Das kann so stehen gelassen werden. Fans der genannten Bands können also bedenkenlos ein Ohr voll riskieren.
Chris C.    
Punkte:
7.7 von 10
SEVEN – Shattered
Escape Music/Non Stop Music
Achtung: Bei Shattered handelt es sich weder um ein Album der Tschechischen Melodic Metaller Seven, noch um eines des Schweizer Soulsängers, noch um eines der gefühlten 1000 anderen Bands desselben Namens. Diese Seven kommen aus Grossbritannien, spielen AOR, brachten Anfang 90er-Jahre zwei Singles raus, lösten sich schnell wieder auf und sind seit 2014 wieder aktiv. «Shattered» ist das zweite Album seit 2014 – und überhaupt. Es bietet gepflegten typischen AOR, welcher teilweise etwas härter durch die Boxen dröhnt. Ein erfreulicher Umstand, weil ich in der Regel schon an plötzlichen Müdigkeitsanfällen leide, wenn ich die Bezeichnung AOR nur schon höre. Zu lasch klingen mir viele CD’s aus diesem Bereich. Die britischen Seven mischen ihrem Adult Oriented Rock eine schöne Prise Hard Rock bei. Dabei kommen Perlen wie „Fight“ heraus, in dem mich der Sänger entfernt an Scorpions-Fronter Klaus Meine erinnert. Ebenfalls in diese Richtung gehen „Taking Over“, „High Hopes“ (mit Hitpotential), „Live This Life“, „A Better Life“ und mit Abstrichen der Eröffnungstrack „Light Of 1000 Eyes“. Bei elf Liedern insgesamt sind also eine schöne Menge Rocker dabei. Dadurch verschmerzt man auch die AOR typischen schnulzigeren Hausfrauen-Lieder. Shattered könnte mit seiner Mischung also durchaus den Soundtrack für den modernen Hausmann-Metaller sein. Zumal die Musik beim Kochen (selber ausprobiert) tatsächlich eine schöne Atmosphäre schafft. Das musikalische Niveau ist durchaus hoch, die Melodien sitzen und schmeicheln auch bei den treibenderen Stücken die Ohren. Wer es also ansatzweise kuschlig mag, wird hier bestens bedient. Einzig über den ausgelutschten Bandnahmen lässt sich herrlich streiten. Aber schlussendlich muss jede Band selber wissen, ob sie im Internet gefunden werden will oder nicht. Eine Sache die bei dieser Gruppe sehr schwierig war. Bleibt zu hoffen, dass sie wenigstens mit ihrer Musik ein wenig auffallen können. Das Potential dazu ist auf kleinem Niveau durchaus vorhanden.
Roger W.  
Punkte:
7.5 von 10
INQUISITION – Bloodshed Across The Empyrean Altar Beyond T...
Season Of Mist/Irascible
Inquisition gehören zu den Bands, die man sofort wiedererkennen würde, selbst wenn nur Gesang oder nur die Gitarren zu hören wären. In Kombination schaffen es die beiden immer wieder, eine Atmosphäre aus kosmischer Finsternis zu zaubern. Dazu helfen natürlich die okkulten, mystischen Texte genauso wie der homogen wirkende Sound. Nach dem kurzen Intro beginnen die stellaren Riffs, die Realität wie durch einen Malstrom angezogen zu verzerren. Das Gefüge unserer Wirklichkeit wird brüchig während Dagon altvordere Gottheiten anruft (‘Wings Of Anu’), was dem Kenner von Inquisition nicht wirklich neu vorkommen wird. ‘A Black Aeon Shall Cleanse’ beginnt ruhiger, mit fast schon epischen Gitarren, und hört nach exakt fünf Minuten mit monotonem Galopp auf. Der Hörer ist befindet sich nun in einem alten Mausoleum gigantischen Ausmasses. Bei ‘The Flames of Infinite Blackness Before Creation‘ zeigen sich immer mal wieder Verwandtschaften zu Blut Aus Nord, dissonante Gitarrenbegleitungen zu repetitiven Riffs verpassen dem Lied einen Hauch Epos. Dieser klingt noch immer durch die Ruinen des Bauwerkes, während der Hörer mit angespannter Neugier immer weiter in das Labyrinth vordringt. Nach einer Stunde ist die Reise dann abgeschlossen, die Welt verdichtet sich wieder und nimmt Substanz an. Genauso wie das Götzenbild mit Tentakeln und Fledermausflügeln.
Tristan 
Punkte:
7.5 von 10
TEMPERANCE - The Earth Embraces Us All
Scarlet Records
Ein spannendes Drittwerk präsentieren uns die Italiener Temperance. «Auf The Earth Embraces Us All» vermischen sie ihren Melodic Metal mit progressiven Elementen, Pop, dezentem Folk und symphonischen Elementen. Beim Lied „Maschere“ wechselt Sängerin Chiara Tricarico gar in ihre Muttersprache. Abwechslung wird also gross geschrieben, zumal auch Opern-Elemente, tiefe männliche Growls und ein Duett mit einem unbekannten Barden eingebaut werden. Temperance rocken hier ohne Scheuklappen und gewinnen zwischen zuckersüss und knüppelhart. Für mich überzeugt Frau Tricarico vor allem dann, wenn sie nicht allzu hoch singt. Um natürlich dann, wenn sie auf italienisch sing. Wenn die holde Dame aber in hohe Lagen wechselt, wird aus genialer Härte, barbie-artiges Gepiepse. Das kann man gut finden, muss es aber nicht. Dafür aber das ganze Album schlecht zu reden, wäre falsch. Denn die positiven Aspekte überwiegen klar. Wo die Band allerdings komplett nichts sagend an mir vorbei rauscht, betrifft die beiden überlangen Lieder. Und das, obwohl für mich solche Songs sonst zu den Albumhighlights zählen. Vielleicht wäre das aber bei einem Konzert, mit entsprechendem Licht untermalt, ganz anders. Wer Bands wie Nightwish, Within Temptation und Konsorten toll findet, kann durchaus auch an diesem Temperance–Werk Freude haben. Für den grossen Durchbruch reicht das hier Gebotene zwar nicht, aber immerhin für den Status eines kleinen Genre-Highlights.
Roger W. 
Punkte:
7.5 von 10
IN FLAMES – Sounds From The Heart Of Gothenburg
Nuclear Blast/Warner
Worauf „In Flames“ drauf steht, ist auch „In Flames“ drin. Es handelt sich hierbei zwar um nichts Neues der Schweden, ist aber mit Sicherheit ein gelungenes Fanpaket in Bild und Ton. Zwanzig Songs ist die DVD-Setlist schwer und in den anderthalb Stunden konzentrieren sich die Mannen um Anders Frieden auf ihre gesamte Songhistorie. Die jüngeren Ohrwürmer „Through Oblivion“ und „Rusted Nail“ hämmern auf die Köpfe der textsicheren Fans in der Arena ein, doch auch Old School Klassiker wie „Cloud Connected“ oder der kompromisslose Finisher „Take This Life“ werden frenetisch abgefeiert. Augenmerklich hat die Band mit der Wahl der Setlist alles richtig gemacht, was in Anbetracht der grossen Auswahl sicherlich nicht einfach war. Das Ergebnis aus Video und Musik ist auch diesmal wieder eine intensive Performance, wie fast nur In Flames sie abliefern können – ob rasante Pyro-Elemente, ein Meer aus leuchtenden Handys zum melancholischen „With Eyes Wide Open“, Circle Pits oder fliegende Crowdsurfer! Bei ihrem Heimspiel lassen die Vollbärtigen keine Sekunde zum Atmen und liefern einen fetten Vorgeschmack auf ihr kommendes Album, das noch dieses Jahr erscheinen soll. Angeblich experimentiert die Band, die mittlerweile nur noch unter dem Genre „Metal“ verbucht wird, wieder mit Ohrwurmmelodien, kratzt an neuen Horizonten, jedoch ohne ihre Fans zu verschrecken. Anders macht dazu die klare Ansage: „Wenn du die ersten Sekunden der nächsten Single hörst, weisst du sofort – das sind In Flames!“ Doch jetzt gibt es zuerst einmal etwas auf die Augen. Taucht ein in den Klang von Göteborg.
Oliver H.
     
Punkte: keine Wertung
SAHG – Memento Mori
Indie Recordings/Irascible
Die 4 Norweger waren zwar nie ein Garant für extrem eingängige, dafür umso atmosphärischere Mucke. Das stellen sie nun mit „Memento Mori“ wieder unter Beweis, und nur schon beim Opener „Black Unicorn“ wird klar, dass man den Albumtitel ernst meint – alles klingt förmlich nach dem endgültigen Abgang, mal direkter, mal sphärischer, immer begleitet von der ruhigen, eindringlichen Stimme des Sängers Olav Iversen. „Devilspeed“ ist dann das Gegenteil, hier wird in einem ziemlich deftigen Tempo gebolzt und geschrien, quasi mit Vollgas in die Gruft und ins Jenseits. „Take It To The Grave“ trumpft dann mit mönchsartigen Chören auf, die von melancholisch verzerrten Gitarrenklängen unterbrochen werden. Dieses ganze Schema zieht sich durch die Scheibe hindurch und macht eines deutlich: Sahg haben mit „Memento Mori“ ein Album erschaffen, das den Titel mehr als nur zu Recht trägt – hier wird mit jeder Note Abschied, Tod und Trauer, aber auch eine gewisse Wut und Frustration intoniert. Wer mit Bands wie Memory Driven oder Orchid etwas anzufangen weiss, bekommt hier echt guten Nachschub für die Lauscher. Etwas exotisch klingend teilweise, wie unter Drogeneinfluss, aber nichts desto Trotz sehr intensiv.
Toby S.  
Punkte:
7.5 von 10
USURPRESS - The Regal Tribe
Agonia Records
Leider entzündet "The Regal Tribe" auch nach einigen Durchläufen nur ab und zu einen kleinen Funken. Was verflucht schade ist, denn das Quartett aus Uppsala liefert wirklich soliden schwedischen Todesstahl der nonstop zwischen Aggroattacken, ruhigen Melodieparts und zähem Midtempo hin und her pendelt. Alle Mitglieder sind alte Hasen der Szene, zelebrieren ihren selbsternannten Death/Sludge Metal aber trotz interessanten Kompositionen viel zu gebremst und zu gut produziert um meine archaisch gelagerten Testosterondrüsen zur Ausschüttung bewegen zu können. Verflucht schade auch, dass Sänger Stefan Pettersson's Stimme viel besser in ein schmutzigeres Klanggewand passen würde, aber sobald aufs Gaspedal gedrückt wird, fast wie ein (gutartiger) Fremdkörper wirkt. Gutes Album, das mit einer amtlichen Portion Eier, Blut und Schweiss grandios geworden wäre. In dieser Form wirken USURPRESS aber wie ein muskelbepackter Höllenhund der befürchtet, wegen zu schlechten Benehmens eins mit dem Elektroschockhalsband verpasst zu kriegen. Einen Bonuspunkt lass ich aber noch für das coole Cover springen und hoffe, dass dieses Album irgendwann in einer eitrigen, remixten Variante seinen Weg zu mir finden wird. Reinhören und selbst entscheiden.
Hardy  
Punkte:
7.5 von 10
MISS BEHAVIOUR – Ghost Play
AOR Heaven/Non Stop Music
Nach den Alben „Heart Of Midwinter“ (2006), „Last Woman Standing“ (2011) und „Double Agent“ (2014) erscheint nun der vierte Streich mit dem Titel „Ghost Play“. Die beiden Bandgründer Erik Heikne (Guitars) und Henrik Sproge (Keyboards) scheinen nach diversen Line-Up Wechseln nun ein stabiles Bandgefüge gefunden zu haben. Dies wirkt sich auch positiv auf das neue Album aus. Vor allem mit den ersten zwei Outputs tummelte man sich unter „ferner liefen“ höchstens im Mittelfeld der AOR/Melodic Szene. Schon auf dem letzten Album war aber eine Steigerung, vor allem im Wiedererkennungswert der Songs, auszumachen. Dies konnte nun auch auf „Ghost Play“ fortgeführt werden. Obwohl es für den grossen Hit nicht reicht, klingt das Songmaterial homogener und charismatischer als auch schon. Dem Stil sind die Jungs dabei treu geblieben. Man schafft eine epische Grundstimmung und integriert viel Bombast in die Tracks. Das eigentliche Manko konnte man aber, trotz dieser postiviven Entwicklung, nicht ausmerzen. Durch fehlende Individualität entsteht eine gewisse Austauschbarkeit. So kann man aus der Masse nicht hervor stechen. Für anhaltenden Erfolg wäre aber genau das unbedingt nötig. So oder so, das Album weist keine handwerklichen Mängel auf, kann aber auch nicht wirklich aufhorchen lassen. AOR und Melodic Freaks werden es aber mit Sicherheit nicht verachten.
Chris C. 
Punkte:
7.3 von 10
KRYPTOS - Burn Up The Night
AFM Records/Musikvertrieb
Vor gut einem Monat spielten Kryptos als Support von Exodus im Z7 und hinterliessen einen mehr als nur guten Eindruck. Heavy Metal aus Indien ist ja nicht gerade sehr verbreitet und die Truppe um Nolan Lewis (g/v) fand sich in der ersten Formation bereits 1998 zusammen. Die ersten Jahre gehörten dem kontinuierlichen Aufbau in der Heimat und dies quasi unter Ausschluss der hiesigen Metal-Gemeinde so zu sagen. Sechs Jahre später trugen diese Bemühungen jedoch Früchte und folgten in Form des respektablen Debüts «Spiral Ascent», womit die Türe zur Welt aufgestossen wurde. Ganz dem traditionellen Heavy Metal der frühen Iron Maiden, Judas Priest und Konsorten, unter anderem auch Coroner (!) verpflichtet, folgte 2010 für die Inder die erste Tour durch Europa. Drei Jahre später hiess es dann bereits Kryptos plays Wacken! Dies kriegte ich jedoch nicht bewusst mit, auch wenn man im letzten Jahr gar mit Death Angel unterwegs war. Nichtsdestotrotz ist nun das vierte Studioalbum mit dem Titel «Burn Up The Night» am Start und ruft nach wie vor die Vibes der NWOBHM in Erinnerung. Der Opener «Blackstar Horizon» ist recht flott gehalten und Nolans Gesang erinnert dabei frappant an Mille von Kreator. Ähnlich bollert «Full Trottle» daher und lässt durch exzellente Gitarrenarbeit aufhorchen. Die Soli werden wieselflink und sauber gespielt. Etwas gedrosselter erklingen «The Summoning» oder auch «Unto Elysium», wo die Instrumentierung innerhalb des 80er-Spektrums durchaus funktioniert, aber der zu gleichförmige Gesang bereits beginnt anzuecken. Das ist insofern schade, dass der schnellere, an die alten Iron Maiden erinnernde Track «Waverider» dadurch an Glanz verliert. Insgesamt und dank der ordentlichen, aber nicht umwerfenden Produktion sowie der positiven Live-Erfahrung ist der Exoten-Bonus nicht zwingend nötig, um im Gespräch zu bleiben. Die Gesangsleistung ist mir persönlich aber zu dürftig, da diese leider unter Mangel an Varianz leidet. Live fiel das allerdings nicht so auf.
Rockslave   
Punkte: 7.0 von 10
VADER - Iron Times (EP)
Nuclear Blast/Warner
Die Polen um Piotr „Peter“ Wiwczarek werden trotz über 30-jährigem Bestehen und betreffend Anzahl der Veröffentlichungen als eine der produktivsten Death Metal Bands angesehene Truppe nie meine persönlichen Favoriten werden. Wer sich mit anderen Bands aus dem aktuellen Labelroster identifizieren kann, wird wahrscheinlich aber genau deshalb ziemlich steil gehen ab dieser Vorab-EP zum im November erscheinenden neuen Album "The Empire". Zwei neue, knackig kurze Songs sowie jeweils ein Cover von Panzer X's düster-groovigem "Piesc I Stal" und Motörhead's death'n'rolligem "Overkill" wuchten "Iron Times" auf "stattliche" vierzehn Minuten Laufzeit. Und da alle vier Songs eine deathmetallisch polierte Motörhead-Atmosphäre verbreiten und auch die Coverzeichnung von Motörhead-Visualist Joe Petagno die Marschrichtung unterstreicht, ist "Iron Times" eigentlich gar nicht so abstossend geworden wie befürchtet, sondern verschafft mir im Gegenteil sogar ein bischen Laune. Reinhören und selbst entscheiden.
Hardy      
Punkte: keine Wertung
SOL INVICTUS – The Last Man
Prophecy Productions
Um für ihr kommendes Studioalbum ordentlich die Werbetrommel zu rühren, veröffentlichen Sol Invictus, die inzwischen bald dreißig Jahre im Neofolk-Zirkus unterwegs sind, wie gewohnt eine Vorab-Single. Auf der A-Seite der 7''-Schallplatte nimmt der mit rhythmischen Frauenchören hinterlegte, apokalyptisch anmutende Titelsong seinen Platz ein. Auf der B-Seite erhält Tony Wakeford's markante Stimme noch mehr Erzählcharakter, womit der gute Herr voll in seinem Element ist. "Your Master's Voice" ist exklusiv auf dieser Single zu hören.
Patrica L.      
Punkte: keine Wertung
ALMAH – E.V.O.
Pride&Joy Music
Der ehemalige Angra-Sänger Edu Falaschi kommt mit dem mittlerweile fünften Studioalbum von Almah um die Ecke. «E.V.O.» ist ein Konzeptalbum geworden, das sich auf die Beurteilung des Verstandes und der Seele jener Leute stützt, welche im neuen Zeitalter der Welt «Age Of Aquarius» leben würden. Musikalisch sind Almah mit diesem Album zeitweise relativ nahe am ersten Angra-Album mit Edu, «Rebirth». «E.V.O.» besticht durch die teils sehr hohen Gesangsparts des Sängers, der damit einmal mehr unter Beweis stellt, welch begnadeter Frontmann er ist. Allerdings reichen die Lieder nie an den Qualitätslevel einer Angra-Scheibe heran. Das liegt auch daran, dass Angra mit Kiko (auch bei Megadeth in Lohn und Brot) und Rafael einfach auf zwei absolute Meister der Gitarren zurück greifen können. Logisch weisen auf dieser Scheibe hier der Titelsong und «Speranza» sehr gute Momente auf. Die Lieder packen und gefallen von der ersten Sekunde an, weil sie sehr interessant aufgebaut sind. Wie auch «The Brotherhood», das mit Klavierpassagen verfeinert wird und die starke emotionale Ausprägung des Gesanges sofort unter die Haut geht. Zusammen mit einem an die Melodie angelegtes Solo haut hier der Brasilianer einen fulminanten Track heraus. Neben den ruhigeren Parts sind es auch die schnellen Songs wie «Higher», welche das Album sehr abwechslungsreich halten. Almah haben erneut ein interessantes Werk veröffentlicht, das seine Freunde finden wird. Allerdings muss sich Edu immer mit seiner sehr prägenden Angra-Vergangenheit messen lassen und da schafft es auch «E.V.O.» nicht, aus diesem Schatten hervor zu treten. Das liegt auch daran, dass die Jungs nicht wissen, ob sie nun in die Angra- oder doch lieber in die Dream Theater-Ecke («Corporate War») eintauchen wollen.
Tinu   
Punkte: 7.0 von 10
KHALDERA - Alternation (EP)
Czar of Crickets Productions/Non Stop Music
Hier haben wir es mit einer hiesigen Formation zu tun, die sich zum Ziel gesetzt hat, instrumentale Songs zu produzieren. Zähflüssig wie Vulkanlava erklingen die ersten Töne vom Opener «Impending Tempest», der auf einmal recht abrupt zu Ende geht und dem Hörer vor ein paar Fragezeichen stellt. Mit über sieben Minuten bekommt man im zweiten Song deutlich mehr für sein Geld. Auch hier ist man langsam unterwegs, ja schon fast im Stoner Genre wildernd. Die Gitarren von Sven Eiloff und Simon Jameson erzeugen die gewünschte Atmosphäre die es braucht, wenn man ohne Sänger auftritt. Ob das aber ausreicht, muss jeder für sich selber entscheiden da ja Musik zum Glück Geschmacksache ist. Mir persönlich gefällt diese EP nach ein paar Anlaufschwierigkeiten immer besser, da die Kerle ihre Instrumente offensichtlich beherrschen, was bei Songs ohne Sänger immens wichtig ist. Mal schauen, was die Zukunft bringt.
Daniel J.     
Punkte: keine Wertung
VIKE TARE – Feed The Flames
Einheit Produktionen
Vike Tare melden sich für ein kurzes Gastspiel aus der mehrjährigen Bandpause zurück. Dem noch unveröffentlichten Material aus der Zeit vor der Trennung haben die Friesen in den vergangenen drei Jahren einen Feinschliss verpasst und die Songs nun auf einen Tonträger gebannt. Dabei wird klar kommuniziert, dass "Feed The Flames" das letzte Studioalbum der Band sein wird. Vike Taren liefern relativ simplen, aber soliden Pagan Black Metal. Hauptzutat sind einfache, eingängige Melodien, die mit wechselnder Anschlagsgeschwindigkeit jeweils über längere Strecken gezockt werden. Mit keifender, oder wie in 'Trutz, Blanke Hans' und 'Der Fischer' seltener auch klarer Stimme, wird das traditionelle Nordfriesische Volksfest Biikebrennen besungen, das jährlich am 21. Februar stattfindet. Die Thematik widerspiegelt sich ebenso im Albumtitel und auf dem Cover. Dieses letzte Lebenszeichen der Band darf sich durchaus sehen lassen und dürfte bei Genrefreunden Anklang finden.
Patrica L.   
Punkte: 7.0 von 10
CHUCK MOSLEY AND VUA - Demos for Sale
EMP Label Group
Auf dem ersten Werk von Faith No More „We Care A Lot“ sang dazumal ein gewisser Chuck Mosley. Dieser hat anscheinend im Jahre 2009 eine Handvoll Demos veröffentlicht. Diese hat man jetzt überarbeitet und in ein neues Gewand gesteckt. Acht Songs à la Faith No More, wie könnte es anders sein, klingen aus den Lautsprechern meiner Anlage. Auch hier braucht man unendlich viel Geduld, zünden die Songs doch nicht im ersten, aber auch nicht im zweiten Durchgang. Tja, dieser Alternative-Sound bedarf doch schon stärkere Nerven für den 08/15-Rocker. Anhänger von Faith No More können sich ja mal eine Prise von Mosley’s Sound genehmigen und sich ein Urteil darüber bilden, ob sie nicht lieber dessen neues Werk auf den Plattenteller legen und anhören möchten.
Daniel J.  

Punkte:
7.0 von 10
HELSTAR – Vampiro
EMP Label Group
Mit der neuen Helstar-Scheibe geht es mir ähnlich wie mit dem neusten Vicious Rumors-Album. Es klingt alles sehr gut, technisch werden die neuen Lieder einwandfrei vorgetragen, aber der Kult-Faktor fehlt und somit auch das Gefühl, es mit einem weiteren Highlight des klassischen US-Metals zu tun zu haben. Logisch schreit sich James Rivera noch immer die Seele aus dem Leib und die Songs sind eine Mischung aus straightem Power Metal und verspielter Gitarrenarbeit. Aber auch Helstar kämpfen mit dem gleichen Problem wie Vicious Rumors. Nämlich dem, dass sie sich an ihrer eigenen Vergangenheit messen lassen müssen, und da haben die Amis mit Platten wie «Remnants Of War», «A Distant Thunder» und «Nosferatu» Klassiker veröffentlicht, welche die Szene mitgeprägt haben. Wahrscheinlich versucht der Fünfer mit dem textlichen Konzept von «Vampiro» an die Grosstat von «Nosferatu» heran zu reichen, was aber nicht klappt. Ganz ehrlich, Songs wie «To Dust You Will Become», «Black Cathedral» oder «Blood Lust» sind Kracher und im Vergleich zu den heutigen Truppen wahre Killer-Tracks. Aber im direkten Vergleich mit den alten Liedern ganz einfach zweite Wahl. Was dem Album ausserdem die Luft raubt, sind die teils sich sehr ähnelnden Songs. Etwas, das man in der Form von Helstar kaum kennt. Tja, manchmal wünschte ich mir, dass die Helden-Truppen meiner Jugend es auf dem belassen, was sie uns damals servierten. Ich möchte mich mehr an den glückseligen Momente zurück erinnern und dies mit einem breiten und zufriedenen Grinsen. Mit einem Album wie «Vampiro» werden die ganz Treuen sicher einen mächtigen O(h)rgasmus bekommen. Allerdings, wenn wir ganz ehrlich sind, haben die Texaner schon bedeutend ergreifenderes und packenderes Material abgeliefert.
Tinu  
Punkte:
7.0 von 10
APOLLO UNDER FIRE – Apollo Under Fire
EMP Label Group
Die Amerikaner möchten Akustik Rock machen, der direkt die Seele berührt. Herausgekommen ist dabei eine sehr schöne Kuschelrock-Sammlung – mit grossem Kuschel und kleinem Rock. Tatsächlich erinnern die Amerikaner über weite Strecken an die Kuschelrockstars Bryan Adams und Bon Jovi, mit einem Hauch der christlichen Band Creed. Dieser Silberling ist so amerikanisch wie Apple Pie, Stars'n'Stripes und der Grand Canyon zusammengenommen – die ganze Atmosphäre und auch die heraufbeschworenen Bilder sind fast schon kitschig patriotisch. Die Akustikgitarre und die sehr angenehme, vollmundige Stimme von Sänger Donald Carpenter harmonieren wirklich schön zusammen, und es sind ein paar tolle Balladen mit dabei. Allerdings fehlt mir ganz klar die Abwechslung – alle Tracks laufen irgendwie nach dem gleichen Schema ab, und es gibt auch kaum nennenswerte Tempowechsel, was das Ganze etwas schleppend macht auf Dauer... - Als romantische Hintergrundmusik zum Entspannen macht sich dieser Silberling jedenfalls sehr gut! Musikalisch hört man der Scheibe die 20+ Jahre Erfahrung im Musikgeschäft der einzelnen Bandmitglieder definitiv an – die Kompositionen sind solide und Fans von Akustik-Gitarren werden sich wohl die eine oder andere gerührte Freudenträne aus den Augenwinkeln wischen müssen. Highlights sind der Opener “Gotta Believe“, das etwas energischere “Refuse“ sowie das sehr melodische “When it Rains“ - wobei sich die meisten Tracks doch recht ähneln.  Fazit: Das Debütalbum von Apollo Under Fire ist grundsätzlich gelungen, wenn man ein romantisches Kuschelrock-Album erwartet. Wer auf soliden Rock gehofft hat, der wird leider bitter enttäuscht. Reinhören lohnt sich aber dennoch.
Patricia H.
   
Punkte:
7.0 von 10
FAKE IDOLS – Witness
Scarlet Records
Gemäss dem ‘Promo-Beipackzettel’ sind hier ehemalige Members von Raintime, Slowmotion Apocalypse und Jar Of Bones unterwegs, um uns deftige Mucke um die Ohren zu hauen. Ganz ehrlich: Vollständig schlau bin ich aus dem Sound nicht geworden. Es ist eine Art von modernem Heavy Rock/Metal, welcher zwischendurch sachte doomige, dann wieder melancholisch-melodische Züge aufweist – aber immer, ohne sich für eine Seite zu entscheiden. Das kann auch gut gehen, im Falle von Fake Idols geht die Chose sachte gegen hinten los – all die Stücke haben einen gewissen Grundton, der sich nicht wirklich verändert und der bewirkt, dass die Stücke, so rockig-treibend sie auch sein mögen, nie wirklich eine Eigenständigkeit entwickeln können. Wie, als würde man sie erkennen, aber sie ist hinter einem Nebelschleier versteckt (passt ja sogar zur aktuellen und in Kürze häufig auftretenden Wetterlage). Da hilft auch der Auftritt von Phil Campbell nicht wirklich. Kurzum: Wer’s kurz und knackig auf die Fresse braucht, ist mit Fake Idols sehr gut bedient. Wer aber Wert auf Individualismus legt, der wird hier nicht unbedingt fündig. Gut, um sich zu einem gepflegten Bierchen die Rübe abzuschrauben.
Toby S.
  
Punkte:
7.0 von 10
BAPTISM - V: The Devil’s Fire
Season Of Mist/Irascible
Vier Jahre war die Hölle zugefroren seit dem letzten Release der Finnen, welche nun mit den Gastmusikern Antti Boman (Demilich), Mikko Kotamäki (Swallow The Sun) und Mynni Luukkainen (Horna) im Gepäck die Blasphemie wieder auf die Erdkruste zurück bringen. Mastermind Lord Sargofarian präsentiert uns mit seinen Mannen in gut 45 Minuten acht neue Ergüsse, wobei man sich das unspektakuläre Intro „Natus Ex Ingis“ gleich hätte sparen können. Was beim ersten Durchlauf sehr positiv auffällt, ist die konstant düstere Atmosphäre und diese rohe Produktion, welche dem Sound einen gewissen 90er-Jahre Anstrich verpasst. Doch so „true“ ist das Black Metal Geschreddere dann doch nicht, denn Baptism verweben teils sehr gekonnt auch richtige Melodien in ihr Schaffen, was Puristen welche täglich ihre Portion Hass benötigen, natürlich einen Pflock durch das schwarze Herz treibt. Doch gerade die melodischen Parts retten „V: The Devil’s Fire“ über die Mittellinie, denn das relativ simple Black Metal Riffing alleine ist nicht wirklich etwas Neues oder birgt grosse Überraschungen in sich, da gibt es einfach zu viel Konkurrenz, welche Ähnliches schon abgeliefert hat. Das Baptism meist mit dem Schnellzug durch die Botanik klirren, liegt in der üblichen Natur des Black Metal, doch bei dem finalen „Buried With Him“ wandern die Finnen gegen Schluss hin noch in Richtung Doom auf, was nicht mal so übel ertönt, zumal es für zusätzliche Abwechslung sorgt. Doch reicht ach dieser Punkt nicht aus, dass „V: The Devils Fire“ wirklich als schwarze Perle aus der Masse an Black Metal Publikationen heraus sticht. Daher kann ich vor dem Kauf nur empfehlen, hier mal ein Ohr voll zu riskieren. Die Songs mit den bereits erwähnten Gastmusikern sollten für einen Lauschangriff auserkoren werden: „Satananda“, „The Sacrament Of Blood And Ash“ und „Buried With Him“. Da die Struktur der Songs oftmals gleich gehalten wurde, sollten diese wirklich bis zum Schluss angehört werden, da es zu Beginn immer erst eins mit der rohen BM-Keule auf’s Dach gibt, bevor sich Baptism weit kreativer öffnen.
R.K.
Punkte: 6.8 von 10
IMPERIUM DEKADENZ – Dis Manibvs
Seasons Of Mist
Nach drei Jahren melden sich die beiden Vespasian und Horaz mit einem neuen Album, das es in sich hat. Wobei mit «Es» die finstere Erhabenheit einer längst vergessenen Epoche gemeint ist. Einerseits schaffen sie es nämlich, den Endneunziger Black Metal frisch klingen zu lassen, anderseits schwingt in den Texten eine melancholische Note mit. Vae Victis wirkt mit drei Akkorden sehr minimalistisch, die Kadenz beinahe schon zu einfach. Auch ist die Bridge bei Volcano zu Beginn nicht gerade einfach hinzunehmen, dennoch kann den rauen Klängen eine ganz eigene, natürliche Ästhetik nicht abgesprochen werden. Mit so viel Hall im Gesang könnte man sogar noch von ein wenig Post Black Metal sprechen, das die Lieder modern wirken lässt. ‘Pure Nocturnal Rome’ zum Beispiel klingt ansonsten wie typisch deutsches Black Metal. Und auch das abschliessende ‘Seikilos’ hat nicht viel Überraschungen bereit, eine Textzeile und ganz viel Repetition machen die fast sieben Minuten Spielzeit leider ziemlich träge. Dafür kann man sich das Album sehr gut vorstellen, wie es Live vorgetragen würde. Ein gutes Album, ohne grosse Überraschungsmomente, ansonsten aber ziemlich solide.
Tristan 

Punkte: 6.5 von 10
NICK OLIVIERI'S MONDO GENERATOR - Best Of
HeavyPsych Records
Kennt jemand Mick Olivieri? Nein? Ich auch nicht, aber genau unter diesem Namen wird mir der Dateiordner mit der „Best of“ von Nick Olivieri’s Mondo Generator serviert. Was kommt danach als Steigerung, etwa Fick Olivieri? Ist im Grunde genommen egal, denn genau so verpeilt wie Teile des HeavyPsych Personal zu sein scheinen, klingt in meinen Ohren diese Compilation. Anders ausgedrückt: Dieses Teil ist wirklich nur was für wahre Fans bzw. jene, die es noch werden wollen, sofern sie mit den typisch Olivieri‘schen Noise-Attacken, abrupten Stilwechseln (vom rotzigsten Punk über sehr alternative Sounds bis hin zum Tarantino-Soundtrack ist alles drin bei dem Herrn) und sonstigen akustischen Schrägheiten klarkommen. Abgedeckt wird die gesamte Schaffensphase von Mondo Generator, inklusive der zahlreichen EPs, und kommt als CD daher, als Doppel-LP in schwarzem – sowie limitiertem blauem Vinyl. Wer’s braucht soll glücklich damit werden.
Mirko B. 

Punkte:
keine Wertung
THE KYLE GASS BAND – Thundering Herd
Steamhammer/Musikvertrieb
Die Kyle Gass Band ist zurück! Schwer gerüstet mit neuen Classic-Rock-Songs von ihrem bald erscheinenden Album „Thundering Herd“. Pünktlich zum Tourstart am 02. September erscheint das neue Album mit elf brandneuen Songs. Der musikalischen Kreativität waren diesmal keine Grenzen gesetzt (was deutlich zu hören ist) und heraus kam eine Bestie mit Mr. Kyle Gass (Tenacious D) himself an der Spitze. Produziert wurde die Platte gemeinsam mit John Spiker (Filter) und das Resultat davon ist ein teilweise wegweisendes Classic-Rock-Album, andererseits Songs zum Vergessen. Die Supergroup aus Los Angeles hat sich ihre „Road Chops“ redlich verdient mit über fünfzig Shows auf dem Kontinent im 2015 und versucht jetzt noch einen drauf zu legen. Mal melodiös verspielt „Cakey“ mit klassischer Gass-Flöte, mal rotzig rockig „Regretta“ oder „Bring Her Back Better“ oder im ZZ Top-Style „Hell Or High“. Poppig Grooviges erwartet die Ohren bei „Bone“ und ja, schon fast richtig übel wird es mit „Uncle Jazz“. Die Mannen haben wirklich vor nichts Halt gemacht. Ausnahmesänger Mike Bray und Gitarren-Virtuose John Konesky sind wieder mit dabei, genauso wie Jason Keene, der wohl beste Fotograf, der jemals Bass gespielt hat, und nicht zu vergessen Jungtalent Tim Spier, Drummer und Michael Jackson Double in Einem. Glücklicherweise stimmt einem „Mamas Ma“ mit hart groovenden Gitarren wieder milde, sodass man dennoch gewillt ist, das Album bis zum Schluss anzuhören. Leider will der Funke dann nicht mehr so richtig rüber springen, da die zwei letzten Titel so Gesprächseinlagen à la Tenacious D beinhalten und die Songs nur unnötig in die Länge ziehen. Technisch mit Sicherheit einwandfrei, mag „Thundering Herd“ über die gesamte Spiellänge von gut 38 Minuten nicht wirklich überzeugen und hinkt dem Debüt „Kyle Gass Band“ meilenweit hinterher. Fans von Kyle Gass und Jack Black können aber vermutlich mit dieser Art von experimenteller Musik ihre Herzen höher schlagen lassen und die vermeintlich schrägsten Dinge richtig dufte finden!
Oliver H. 

Punkte: 6.5 von 10
DEE SNIDER – We Are The Ones
Ear Music/Phonag
Muss man Dee Snider noch der musikalischen Welt vorstellen? Nein! Denn der Twisted Sister Frontmann hat mit seinen Stageshows immer wieder bewiesen, dass er nicht nur einer der, wenn nicht DER geilste Showtyp auf der Bühne ist, sondern auch eine Stimme hat, die man sofort aus Tausenden heraus kennt. Twisted Sister gehören nun mehr oder weniger der Vergangenheit an, und so haut Mister Snider ein neues Soloalbum raus. Nach seinen sehr geilen Widowmaker-Scheiben ist es nun das dritte Solowerk, das uns der Ami um die Ohren knallt. Und wie nicht anders zu erwarten war, unterscheidet sich dieser Sound von Twisted Sister, aber auch von Widowmaker. Sonst hätte er ja gleich wieder eine neue Scheibe dieser Truppen veröffentlichen können. Was geblieben ist, sind die tolle Stimme und die sofort in die Ohren gehenden Melodien. Dies aber mit einem bedeutend moderneren Anstrich, als man es sich von Dee gewöhnt ist. Dass nun der Shouter deswegen gleich trendy wird, tritt ebenso wenig ein, wie wenn er nicht mehr auf der Bühne fluchen würde. – Denkt man zumindest nach den ersten Liedern – Ob nun das treibende «We Are The Ones», das balladeske, mit einem kleinen Horror-Touch versehene «Close To You», die Pianoversion vom Twisted Sister-Klassiker «We're Not Gonna Take It» (GEIL!!!) oder das freakige «Head Like A Hole», es macht Spass, verlangt dem Hörer aber auch einiges ab. Mit zunehmender Spieldauer setzt der Sänger nicht Trends, sondern steigt auf die bestehenden auf. Etwas, das man in der Form von Dee nicht unbedingt gewöhnt ist. Wer auf klassischen Hardrock steht, der sich von den gängigen Trends überholt sieht, darf hier bedenkenlos zugreifen. Wer allerdings eine Scheibe in Form von Twisted Sister oder Widowmaker erwartet, sollte hier zuerst mal ein Ohr riskieren.
Tinu 

Punkte: 6.5 von 10
EXPIRE - With Regret
Bridge 9
Expire kehren zurück mit ihrem dritten Studiolongplayer. Ein wenig heavier als auch schon brettert die im Jahre 2009 gegründete Hardcorekapelle ihre dreizehn Songs herunter, die übrigens nie die Marke von zwei Minuten überschreiten. Man ist mehrheitlich mit der Handbremse unterwegs, was eigentlich recht cool klingt, aber bei diesen kurzen Songs doch zu wenig Abwechslung mit sich bringen. Drückt doch mal das Pedal durch Jungs! Das würde Würze in diese doch zahnlose Hardcore-Produktion bringen. Tja, tausendmal gehört und tausendmal ist nichts passiert oder so was. Mir ist diese Sauce, wie schon erwähnt, klar zu fad und fehlt einfach das gewisse Etwas, um ein gutes Hardcore Werk zu veröffentlichen. Fans, die alles kaufen müssen..., bitte schön, aber nicht fluchen nachher!
Daniel L. 
Punkte: 6.1 von 10
FINSTERFORST - #YOLO
Napalm Records/Universal
Die Folk/Pagan Metal Kapelle Finsterforst schlägt auf dem neuen Silberling ganz andere Töne an und wagt einen Ausflug ins Hipster-Zeitalter. Das Ergebnis ist eine spassige Scheibe mit diversen WTF-Momenten, bei denen man sich ernsthaft fragt: „Was zum Teufel haben die sich dabei bloss gedacht?!“. Der Anfang ist schon mal sehr stimmig und auch mein Anspieltipp: “Bottle Gods“ ist eine rasante Mischung aus Gipsy Marching Band und Pagan Metal, die an Trollfest erinnert. Bei “Auf die zwölf“ gibt's dann bierselige Stadionstimmung, während der Titeltrack den neuen Hipstergott #YOLO mit einer durchaus gelungenen Mischung aus Gipsy- und Nordischer Musik preist. Weiter geht es mit dem englischen “Hangover“ - auch hier wird wieder auf Publikumsnähe und Spassfaktor gesetzt. Dann folgen 5 Coversongs von äusserst unterschiedlicher Qualität. Das 1. Cover “Wrecking Ball“ von Miley Cyrus ist überraschend grossartig geworden! Das Metalgewand steht dem Track erstaunlich gut und die leicht ironische Note tut ihr Übriges – sehr spassig! Michael Jacksons “Beat It“ kommt hingegen nicht so gut rüber – Zwar ist der Track nicht schlecht, aber es ist auch nichts Aussergewöhnliches. Hätte es jetzt nicht unbedingt gebraucht. “Der durch die Scheibeboxxer“ von K.I.Z. klingt nicht gross anders wie das Original und passt auch nicht wirklich auf die Scheibe. Mit dem Die Kassierer-Cover “Das schlimmste ist, wenn das Bier alle ist“ kommt dann der Spassfaktor wieder durch, und mit dem Cover “The Wild Rover“ liefern sie zum Schluss nochmal ein echtes Highlight ab. Fazit: “#YOLO“ ist ein amüsantes Experiment, und man hört deutlich, dass die Band bei den Aufnahmen einen Heidenspass hatte. Live kommt dieser rasante Mix bei den Fans sicherlich bestens an – viel Headbangmaterial, Songs zum Mitgröhlen und witzige Texte auf Sauf-Niveau. Als Album finde ich es aber etwas gar doof und bemüht witzig. Leider wird dieser Eindruck auch durch mehrmaliges Hören nicht besser... - Die Coversongs sind zwar eine nette Idee, aber deutlich zu viel des Guten. Drei von der Sorte hätten mehr als gereicht!
Patricia H. 

Punkte: 6.0 von 10
TWILIGHT FORCE – Heroes Of Mighty Magic
Nuclear Blast/Warner
Aus Falun kommen nicht nur Sabaton, sondern auch die Rhapsody-Klone Twilight Force. Für ihren Zweiltling «Heroes Of Mighty Magic» konnten sie mit Fabio Leone und Joacim Broden auch gleich die passenden Gastsänger verpflichten. Aber egal, ob mit oder ohne Gäste: Dieses Werk rauscht komplett an mir vorbei! Woran es liegt? Schwer zu sagen, denn die beiden Rhapsody-Varianten finde ich mindestens teilweise toll. Der Pomp geht bei Twilight Force durchaus in Ordnung und die Filmsequenzen sind an sich beeindruckend. Im Vergleich zu meinen persönlichen Genre-Göttern GloryHammer fehlt mir hier aber der ohren- und augenscheinliche Humor. Wer diese Plastikschwerter-Musik nicht mit einem Augenzwinkern darbietet, hat meiner Meinung nach sowieso von vorneherein verloren. Vielleicht ist dies aber eine komplette Fehleinschätzung, denn wenn sogar unser Hardy im diesjährigen Sweden-Rock-Bericht den Auftritt der Faluner als lustige Unterhaltung beschreibt, muss da durchaus Witz im Spiel sein. Zumal der Album- und die Liedtitel wie «Powerwind», «There And Back Again» (Herr der Ringe – wer?) oder «Knights Of Twilight Might» und das kitschige Albumcover mit dem pinke Flammen sprühenden Drachen (!!) nicht wirklich ernst gemeint sein können. Trotzdem – hörbar ist dieser Humor nicht! Zudem versuchen Twilight Force zwar auf den Punkt zu spielen, schaffen es aber nie an die Dichte von GloryHammer anzuschliessen. Hier wirkt Vieles zu wenig eingängig, nicht nachvollziehbar und zu verzettelt. Alleine schon der "Blind Guardiansche Sprechpart" langweilt hier während mehr als sechseinhalb Minuten. Dass die Band von Nuclear Blast in den Himmel gelobt wird, ist zwar deren marktschreierisches Recht, macht mir Twilight Force aber zusammen mit dem Gehörten auch nicht sympathischer. Wer hier Zugang findet, dem sei es herzlich gegönnt. Auf «Heroes Of Mighty Magic» sind für mich Twilight Force aber eine durchschnittliche Fantasy-Band, der es eindeutig an Durchschlagskraft fehlt. Oder mit anderen Worten: Falls es den Drachen auf dem Cover zu töten gilt, sind Twiligt Force weder genügend stark, noch haben sie die richtigen und kreativen Ideen dazu.
Roger W. 

Punkte: 6.0 von 10
RAVENEYE – Nova
Frontiers Records/Musikvertrieb
UK ist der Geburtsort von RavenEye, einer hart rockenden Band aus dem Hause Frontiers, die sehr an Inglorious erinnert. Bei RavenEye spielt aber auch der Punk (s)eine Rolle. So erklingt «Come With Me» weniger rockiger, dafür eine kräftige Spur punkiger und frecher. Für den US-Markt präsentiert die Truppe den Melodie-Bolzen «Inside» mit viel Hitpotenzial, aber auch einer recht frechen wie modernen Würze. So rockt sich die Truppe passsabel durch elf Songs hindurch, lässt viele bekannte Momente aufblitzen und folgt dabei aber immer einem roten Faden, welcher RavenEye einen sehr eigenen Stempel verleiht. Persönlich gibt es in meinem Augen aber mittlerweile zu viele dieser Retro-Rock-Bands, die versuchen nicht nur «alt», sondern auch «neu» zu klingen. Deshalb Selber antesten und für sich selbst entscheiden, ob dies nun den persönlichen Geschmack trifft oder nicht.
Tinu 
Punkte: 6.0 von 10
IN THE WOODS – Pure
Debemur Morti Productions
Nach ganzen siebzehn Jahren haben sich die Norweger dazu entschieden, doch wieder ein Album aufzunehmen. Ob nach siebzehn Jahren noch eine feste Fanbase da ist oder nicht wird sich zeigen, da die Menge an Bands aber zugenommen hat wird sich Pure sehr wahrscheinlich erst mal beweisen müssen. Der Opener klingt durch den Gesang und die Melodien ein wenig wie 11 Dreams von Mercenary, was schon mal Stimmung aufkommen lässt. Der zweite Track hingegen beginnt zögerlicher mit Synthesizer bevor die stampfenden Gitarren, eher im Hintergrund, das Lied vorwärtstreiben. Die Träge Stimme zeigt hier zwar ihren Umfang, wirkt auf mich aber dennoch uninspiriert. So schleicht das Lied zum Ende hin und wird von ‘Devil’s At The Door’ abgelöst. Auch dieser Song beginnt eher zögerlich, beinhaltet aber tatsächlich auch einige schnellere Stellen, die leider viel zu schnell wieder durch Synthesizer abgelöst werden. Dem ganzen Bombast entgegen ziehen die Riffs leider nicht so wirklich. In den letzten Jahren haben Amorphis oder auch Ishahn progressive, etwas härteren Metal produziert, der mehr nach meinem Geschmack ist. Nicht schlecht, aber die Konkurrenz ist hart.
Tristan     
Punkte: 6.0 von 10
KANZLER & SÖHNE – Durch die Wände
Napalm Records/Universal
Crossover ist tot, lang lebe der Crossover! Mit Kanzler & Söhne erobert eine Crossover-Truppe aus Deutschland das Jahr 2016. Die Mischung aus AD, Dog Eat Dog und Megavier ergibt einen ungeahnt ausdifferenzierten harten Sound aus Samples, Drums, Bass und Gitarre. Rein instrumental groovt die Musik ganz schön und der Trupp braucht Vergleiche mit Korn oder P.O.D. kaum zu scheuen. Da wäre aber noch die Sache mit dem Rap. Keine Shouts, kein Gesang, keine Growls. Einfach nur Rap! Ich muss zugeben, dass ich nicht ganz frei von Vorurteilen diesbezüglich bin. Bands wie Bodycount haben seinerzeit mit einem knallharten Ice-T Wahnsinnserfolge gefeiert, obwohl auch diese Texte teilweise jenseits des guten Geschmacks liegen. Beim mir vorliegenden Album sind aber auch die Lyrics in deutscher Sprache und Songs wie „Lass ficken“ oder „Schmerz“ (...mir tun die Fäuste weh, vom Hurensohn schlagen...) sind schon ganz nahe dran am niveaulosen Gangster-Rap-Gehabe ihrer Landsleute. So mag es vielleicht auch einige erstaunen, dass Produzent und Crossover-Gitarren-Legende Axel „Axe“ Hilgenstöhler (Thumb und Dog Eat Dog) die Vision von Kanzler & Söhne teilt und sich dem Feinschliff des Debüts „Durch die Wände“ angenommen hat. Dennoch kann man vom Album sagen, dass mit der musikalischen Brutalität und den textlichen Ausschweifungen die gute Kinderstube in jedem Fall aufs Härteste attackiert wird. Wem also eine Mischung aus Pantera und dem früheren Bushido ausreicht, wird mit der Platte schon ziemlich gut bedient sein. Ein ansprechendes Coverartwork hätte vielleicht noch einige Pluspunkte gutmachen können, aber die Baby-Gangster im Comic-Style sind dabei keine grosse Hilfe. Um es passend mit ihren Tracks zu sagen „Abgefuckt“ und „Scheiss drauf“. Vermutlich ist die beste Zeit des Crossover doch vorbei oder ich bin einfach nicht mehr in der Lage nochmals auf diesen Zug aufzuspringen.
Oliver H.     
Punkte: 5.2 von 10
MYRKUR – Mausoleum (Live Album)
Relapse Records/Non Stop Music
Nach erst einem Album schiebt Relapse eine Liveaufnahme nach. Myrkur bekommt dafür Unterstützung vom Mädchenchor aus Oslo, was den Chören mehr Tiefe gibt. Das Konzert wurde akustisch Gespielt, und so fehlen leider die Gitarren und das Schlagzeug, welches den spannenden Kontrast zum Elfengesang herstellte. Ohne das hörbare Black Metal wirken die Lieder leider zu fest nach Enya, denn das Klavier kann die fehlenden Instrumente nicht kompensieren. Natürlich wirkten ‘Frosne Vind’ oder ‘Byssan Lull’ bereits auf der CD wie im Bruchtal bei Meister Elrond gesungen, live jedoch geben die Chöre einiges mehr an Gänsehautstimmung. Das Album macht sicherlich Laune, allerdings wirken die Songs auf der CD abwechslungsreicher. Vielleicht könnte Myrkur das nächste Album ja mit einem Chor aufnehmen und dabei die Gitarren nicht auslassen? Wer das Debüt kennt und schätzt muss unbedingt erst Probehören. Puristen sollten ‘Mausoleum’ auf keinen Fall anfassen.
Tristan     
Punkte: 5.0 von 10
SKILLET – Unleashed
Atlantic Records/Univesal
Als ich mir das Video zu „Invincible“ reingezogen habe, um einen ersten Eindruck der ‘neuen’ Skillet zu erhalten – nun, ich dachte mir: Haben die jetzt einen Hipster ans Mikro gestellt? Es stellte sich dann heraus, dass es doch nur der gewohnte Sänger/Bassist John Cooper ist. Aber dermassen verunstaltet? Nun ja, Optik ist das eine, die Mucke die andere Chose. Zugegeben, Skillet spielen ja bekanntermassen Rock/Metal mit Texten, in welchen die christlichen Ansichten der Truppe immer wieder zum Zuge kommen. Allerdings nicht direkt so plakativ-direkt, dass es einem von Anfang an ablöschen würde. Zudem hatte, zumindest für mich, die Mucke auf „Awake“ recht viel Power intus, alleine mit dem Track „Monster“ konnte ich sehr viel anfangen. Nun, irgendwie habe ich das Quartett seither aus den Augen verloren, und „Unleashed“ bot eine gute Gelegenheit, festzustellen, ob mich die Jungs und Mädels nach wie vor fesseln. Die Antwort ist ein deutliches und klares „Jein“. Positiv ist auf der einen Seite, dass man das Rocken offenbar nicht verlernt hatte – Tracks wie „I Want To Live“, „Out Of Hell“, „Burn It Down“ (mit klarem „Monster“-Vibe) oder „The Resistance“ sind ganz ordentliche Kracher (für Skillet-Verhältnisse, logisch), auf der anderen Seite haben wir die langsameren Songs wie „Stars“, „Lions“ oder „Watching For Comets“, welche auch die Fraktion bedienen, die nicht ganz so steil gehen wollen. Wo aber, zumindest meiner Meinung nach, klar der Hund begraben liegt, ist: Der Sound ist ausnahmslos durchstilisiert und auf poppig/weichgespült getrimmt. Scheinbar will man die kaufkräftige Kundschaft, die ein bisschen, aber nicht zu viel, rocken will, nicht vergraulen. Nicht auszudenken, was für eine geile Truppe Skillet sein könnten (auch mit dem christlichen Background), wenn man sich von der Einheitsbrei-Industrie abkoppeln und ehrliche, dreckige Mucke produzierte. Das Talent hätte man, die Stimmen ebenso, es ist effektiv nur eine Frage des Willens. Und der scheint mehr auf der monetären denn der authentisch-ehrlichen Seite zu sein. Fazit: Skillet spielen eine glattgebügelte Mischung aus Nu Metal/Alternative/Rock mit deutlich mehr elektronischen Einflüssen als auch schon. Das könnte alles so viel besser tönen, wenn man denn wollte. Ich will in diesem Fall nur noch eines: Ein neues Bier, um diese Enttäuschung hinunter zu spülen.
Toby S.      
Punkte: 3.5 von 10
DARKWELL – Moloch
Massacre Records/Musikvertrieb
Ich habe keine Ahnung, wem die Ösis hier nacheifern wollen – aber Eigenständigkeit klingt anders. So, grad zu Beginn ein Tiefschlag, das hat doch was, oder? Vor allem dann, wenn es gerechtfertigt ist. Jaja is ja gut, also: Die Jungs und die Trällerelse am Mikro (ist so, anders kann ich das echt nicht bezeichnen) bemühen sich, eine Art modernen Dark Metal mit symphonischen Anleihen zu erschaffen (von ‚Gothic‘ kann keine Rede sein, und von ‚Pionieren‘ schon gar nicht, ihr Labelfuzzies – also lasst die Scheisse im Promo-Blättchen am besten sein). Innovativ ist definitiv anders, denn diese Art von Musik wurde schon tausendfach wiederholt – es wird nunmal einfach nicht besser. Dazu kommen (meiner Meinung nach) noch ein paar Vergehen, die einfach nicht hätten sein dürfen: Die Sängerin singt in einem relativ begrenzten Spektrum und dermassen dünn, da ist nichts zu wollen. Ich spüre keine Leidenschaft, kein Feuer, einfach nichts. Dasselbe gilt für die Keyboard- und Synthie-Klänge, die stellenweise echt schräg und, nun ja, nach Casio-Keyboard klingen. Kann man leider echt nicht anders sehen, zumindest ich nicht. Ich denke zwar, dass man sich Mühe gegeben hat, und man könnte definitiv etwas auf die Beine stellen, das Substanz hat – aber „Moloch“ ist dermassen ohne Ecken und Kanten, einfach nicht greifbar, und in Kombination mit all den genannten Faktoren kann und will ich diese Scheibe von Darkwell nicht weiterempfehlen. Vielleicht beim nächsten Mal. Punkte gibt’s für den Versuch, diesem doch arg ausgelutschten musikalischen Gebiet etwas abzutrotzen. Auch wenn’s nicht allzu viel gebracht hat.
Toby S.      
Punkte: 2.5 von 10
CD Reviews Archiv
Juli 2000  August 2000  September 2000  Oktober 2000
November 2000  Dezember 2000  Januar 2001  Februar 2001
März 2001  April 2001  Mai 2001  Juni 2001  Juli 2001  August 2001
September 2001  Oktober 2001  November 2001  Dezember 2001
Januar 2002  Februar 2002  März 2002  April 2002  Mai 2002
Juni 2002  Juli 2002  August 2002  September 2002  Oktober 2002
November 2002  Dezember 2002  Januar 2003  Februar 2003
März 2003  April 2003  Mai 2003  Juni 2003  Juli 2003  August 2003
September 2003  Oktober 2003  November 2003  Dezember 2003 
Januar 2004  Februar 2004  März 2004  April 2004  Mai 2004
Juni 2004  Juli 2004  August 2004 September 2004 Oktober 2004
November 2004  Dezember 2004  Januar 2005  Februar 2005
März 2005 April 2005 Mai 2005 Juni 2005  Juli 2005  August 2005
September 2005  Oktober 2005  November 2005  Dezember 2005
Januar 2006  Februar 2006  März 2006  April 2006  Mai 2006

Juni 2006  Juli 2006  August 2006  September 2006  Oktober 2006
November 2006  Dezember 2006  Januar 2007  Februar 2007
März 2007  April 2007  Mai 2007  Juni 2007  Juli 2007  August 2007
September 2007  Oktober 2007  November 2007  Dezember 2007
Januar 2008  Februar 2008  März 2008  April 2008  Mai 2008
Juni 2008  Juli 2008  August 2008  September 2008  Oktober 2008
November 2008  Dezember 2008  Januar 2009  Februar 2009
März 2009  April 2009  Mai 2009  Juni 2009  Juli 2009  August 2009
September 2009  Oktober 2009  November 2009  Dezember 2009
Januar 2010  Februar 2010  März 2010  April 2010  Mai 2010 
Juni 2010  Juli 2010  August 2010  September 2010  Oktober 2010

November 2010  Dezember 2010  Januar 2011  Februar 2011
März 2011  April 2011  Mai 2011  Juni 2011  Juli 2011  August 2011
September 2011  Oktober 2011  November 2011  Dezember 2011
Januar 2012  Februar 2012  März 2012  April 2012  Mai 2012  Juni 2012
Juli 2012  August 2012  September 2012  Oktober 2012  November 2012
Dezember 2012  Januar 2013  Februar 2013  März 2013  April 2013
Mai 2013  Juni 2013  Juli 2013  August 2013  September 2013 
Oktober 2013  November 2013  Dezember 2013  Januar 2014
Februar 2014  März 2014  April 2014 
Mai 2014  Juni 2014  Juli 2014

August 2014  September 2014  Oktober 2014  November 2014
Dezember 2014  Januar 2015  Februar 2015  März 2015  April 2015

Mai 2015  Juni 2015  Juli 2015  August 2015  September 2015
Oktober 2015  November 2015  Dezember 2015  Januar 2016
Februar 2016  März 2016  April 2016  Mai 2016  Juni 2016  Juli 2016
August 2016