Wertung:
|
9.0 bis 10 Kaufempfehlung.
7.5 bis 8.9 Gut.
4.0 bis 7.4 Vor Kauf
reinhören. 0.0 bis 3.9
Nicht empfohlen.
|
|
|
INSOMNIUM - Winter’s Gate Century Media/Universal
Mal Lust auf was Anderes? Nun zumindest Insomnium hatte
diese Lust und was eigentlich ursprünglich nur als
„Zwischenspiel“ vor einem nächsten Album geplant war
(analog wie einst die „Ephemeral“ EP), wurde immer
grösser, komplexer und umfangreicher. Grundlage für
„Winter’s Gate“ bildetet eine bereits fast zehn Jahre
alte Kurzgeschichte von Sänger und Bassist Niilo
Sevänen, welche in Finnland sogar prämiert wurde. Dabei
geht es um die Reise einer Gruppe Wikinger, welche
aufbricht und sich auf die Suche nach einer
geheimnisvollen Insel im Nordwesten von Irland macht,
bedroht vom einbrechenden Winter im Nacken. Die
musikalische Umsetzung dieser Geschichte endete
schlussendlich einem (!) vierzig Minuten langen Song.
Ja, ihr lest richtig, das Album besteht nur aus einem
Song, gemischt und gemastert von niemand Geringerem als
Herrn Dan Swanö, und da sollte es eigentlich sofort
klingeln und „Crimson I & II“ von Edge Of Sanity in den
Hinterkopf katapultieren, denn in diese Richtung geht
„Winter’s Gate“. Doch um es gleich klar zu stellen,
„Winter’s Gate“ ist nicht „Crimson III“, sondern noch
immer ein pures Insomium Album, jedoch in einem Umfang
und Ausprägung, wie es von der Band noch nie zuvor zu
hören war. Grundgerüst ist der gewohnte Melodic Death
Metal mit klarem Fokus auf Melodie und Melancholie,
jedoch gehen die Finnen diesmal noch weiter und
integrieren Black- und Doom Metal, Akustik- und Piano
Passagen sowie sanfte- und wahrlich epische Klangbilder
in ihr Schaffen, und obwohl der Klangkosmos zu all den
früheren Werken massiv erweitert wurde, klingt es zu
jeder Zeit nach Insomnium. Wenn nun der 08/15
Standardkonsument bei dem Gedanken an nur einen vierzig
Minuten langen Song die Nase rümpft, so ist genau dies
das grosse Plus von „Winter’s Gate“, denn auch wenn man
es sich erst nicht vorstellen kann, ist es Insomnium
gelungen, den Fluss und die Spannung über die komplette
Spielzeit aufrecht zu erhalten und dies in einem Guss
erstrahlen zu lassen, als hätten sie nie was anderes
gemacht. Natürlich braucht es ein gewisses Mass an
Konzentration, und es braucht mehr als nur einen
Durchlauf, um diesen Brocken wirklich fassen zu können,
doch ich habe mir nun den Song mindestens dreissig Mal
angehört und der Suchtfaktor, welcher dabei „Winter’s
Gate“ offenbart und entwickelt, ist gewaltig hoch. Dabei
gehen die vierzig Minuten so rasch vorüber, als wären
sie nur ein Wimpernschlag lang.
Durchaus
erwähnenswert sind auch die sehr gelungen
Keyboard-Arrangements, für die sich einmal mehr Aleksi
Munter von Swallow The Sun verantwortlich zeigt. Denn
obwohl nie dominant, sind diese das Salz in der Suppe,
welche massgeblich zu der Dramatik und Epik von
„Winter’s Gate“ beitragen, abgesehen davon, dass jeder
der Truppe seine bis anhin grösste spielerische Leistung
zeigt. Auch muss ich den Eindruck widerlegen, dass das
Werk extrem progressiv ist, diesem Ansatz entspricht es
nicht, da die Reise über die See fliessend ausgelegt
wurde und der Zuhörer grundsätzlich nie durch verworrene
und komplexe Strukturen überrascht oder gar vor den Kopf
geschlagen wird. Wer seine Lenden nur durch brachialen
und harten Stahl befriedigen kann, der findet bei
„Winter’s Gate“ keinen Lustgewinn, da auch, wenn es
teilweise ordentlich kesselt, die Melodien immer die
Oberhand behalten und das die Fraktion der
Bierzelt-Metaller, welche alle drei Minuten einen
„Lalala-Refrain“ benötigen, hier nicht bedient werden,
sollte grundsätzlich auf der Hand liegen. Mir ist auch
klar, dass dieser Herbst/Winter noch sehr interessant
und einige heisse Eisen von namhaften Grössen wie
Testament, Opeth, Metallica, In Flames, Dark
Tranquillity, Heaven Shall Burn, Meshuggah u.s.w.
präsentieren wird. Doch diese vergleichsweise „kleine“
finnische Band hat schlicht das ungewöhnlichste und
grösste Melodic Death Metal Meisterwerk dieses Jahres
erschaffen, welches in keiner Sammlung von Freunden
dieses Genres fehlen darf. Insominum sind mit „Winter’s
Gate“ wohl auf dem Zenit ihres Schaffens angekommen, und
mir fällt es schwer zu glauben, dass sie dieses Album
selber noch übertrumpfen können, doch für die
Waghalsigkeit und den Mut in einer heutigen
schnelllebigen Zeit noch so was raus zu hauen, wo alle
nur nach Hits schreien, gehört Respekt, und dafür muss
man Metal einfach lieben. Wer sich nicht täglich von
Spaghetti ohne Sauce ernähren muss, sollte unbedingt zur
limitierten "Deluxe Edition" tendieren, denn da gibt es,
abgesehen von der CD (oder dem Vinyl), noch die
illustrierte Original-Kurzgeschichte zu „Winter’s Gate“
auf Finnisch, Englisch und Deutsch als Buch mit dazu.
R.K.
Punkte:
10 von 10
|
|
|
|
DEVIN TOWNSEND PROJECT - Transcendence InsideOut
Music/Universal Der Kanadier gehört mitunter zu
den kreativsten Köpfen in der Szene und sein bisheriges
Palmares ist schon gewaltig. Doch der mittlerweile
glatzköpfige Producer, Gitarrist und Sänger lässt sich
schwer in nur eine Schublade pressen und ihm ist
Stagnation eh zuwider. Da er mit seiner autobiographisch
geprägten Musik unterschiedliche Befindlichkeiten
ausdrückt, wurden die Werke nach Strapping Young Lad in
Verbindung mit seinem Vor- und Nachnamen unterschiedlich
benamst. Beim Zweitwerk von «Ziltoid The Omniscient»
(2007), kurz «Z²» (2014) genannt, wird das Doppelalbum
zum einen seinem Namen («Dark Matters») und dem Devin
Townsend Project («Sky Blue») zugerechnet. Zusammen mit
der Devin Townsend Band gibt es also drei Gebilde, die
je nach der persönlichen Befindlichkeit des
Ausnahmemusikers mit weiteren Kompositionen und
Veröffentlichungen bedacht werden. Grundsätzlich ist der
Sound aber dem Progressive Metal zuzurechnen und wird
teilweise sehr opulent wie orchestral inszeniert,
respektive arrangiert. Die letztjährigen Live-Auftritte
in London («Ziltoid Live at the Royal Albert Hall»)
waren an Bombast kaum zu überbieten und wer selber vor
Ort war, wird das nie mehr vergessen. «Transcendence»
schliesst hier nahtlos an und nimmt einen abermals auf
einen Wahnsinns-Trip mit und lässt hierbei die aktuellen
Dream Theater zu Chorknaben verkümmern. Nebst
irrwitzigen Tempoläufen setzt Devin auch mit seinem
extrem wandelbaren Gesang wieder unerschütterliche
Marksteine und mir kommt das Ganze eigentlich wie die
Vertonung des Schlusskampfes zwischen Harry Potter und
Lord Voldemort vor. Neben den Orchester-Parts sind auch
diesmal wieder fette echte Chöre zu hören, die den
Townsend'schen Klangkosmos seit je her charakterisieren.
Über eine Stunde lang verzaubert einen «Transcendence»
wie die früheren Werke. Darum lässt sich von den
insgesamt zehn Songs keiner wirklich heraus picken, denn
das Album als Einheit kennt keine qualitativen
Schwankungen, weder von den Songs noch von der
hammermässigen Produktion her. Wenn ich denn einen
Favoriten nennen müsste, käme «Stars» in Frage, wo ich
regelmässig eine "meterdicke" Gänsehaut kriege.
Unfassbar geile Melodien, verpackt in einem hammergeilen
Chor und raumfüllenden Orchester-Bombast, geiler gehts
nimmer. Stark auch der Titeltrack, aber wie gesagt, hier
lässt sich nur das Gesamtwerk beurteilen, und da ich im
Gegensatz zu anderen KollegenInnen im Team auch voll auf
Prog Metal stehe, liegt die Genre-Wertung klar auf der
Hand! Rockslave
Punkte:
10 von 10
|
|
|
|
CROBOT - Welcome To Fat City Nuclear
Blast/Warner Vor zwei Jahren habe ich das
Crobot-Debüt „Something Supernatural“ mit satten 9.2
Punkten in den erlauchten Stand des Metal Factory
Rock-Adels emporgehoben. Ich habe danach echt darum
gebangt, ob sie es schaffen würden einen würdigen
Nachfolger rauszuhauen. Nach eingehender auditiver
Analyse des Endproduktes kann ich guten Gewissens sagen,
dass sie mit „Welcome To Fat City“ ihren fantastischen
Erstling zwar nicht toppen können, es aber allemal
geschafft haben, ein ebenbürtiges zweites Album
aufzunehmen. Diesmal geben sich die Herren allerdings
mit gebotener Vorsicht etwas experimentierfreudiger und
erweitern ihren Sound um Elemente, die auf der ersten
Scheibe in dieser Deutlichkeit noch nicht vorhanden
waren. Der eröffnende Titeltrack zum Beispiel überrascht
durch seine funky Vibes, die man auch noch in anderen
Tracks des Albums findet, „Blood On The Snow“ und „Steal
The Show“, Letztgenannter bereichert durch eine sehr
geile, bluesige Mundharmonika, fallen ganz exemplarisch
in die Kategorie dieser besonderen Songs, welche auch
einem gewissen Glenn Hughes gut zu Gesichte stehen
würden. Und wenn wir schon beim Thema sind: „Hold On For
Dear Life“ könnte glatt einer der bekannten Glenn
Hughes/Tony Iommi – Kollaborationen entstammen, ein
richtig geiler, düster angehauchter Powertrack der
Extraklasse, wie der Fan ihn liebt. Genau mit solchen
Nummern beweisen die vier Amis ihre musikalische Klasse,
der hoffentlich noch viele Alben auf diesem qualitativen
Level entspringen werden. Ihr könnt also diesen
Sprössling bedenkenlos neben seinen älteren Bruder ins
CD-Regal stellen, sie werden sich mögen, vertraut mir.
Mirko B.
Punkte:
9.2 von 10
|
|
|
|
MONKEY3 - Astra Symmetry Napalm
Records/Universal Das Lausanner Quartett
wird zwar offiziell der Stoner Rock/Psych Rock Sparte
zugerechnet, aber wenn ich mir die (semi-)
instrumentalen Eskapaden so anhöre, komme ich eher zum
Schluss, dass die Jungs das Werk von Pink Floyd von
„Obscured By Clouds“ (1972) bis und mit „Animals“ (1977)
sehr intensiv und mit Inbrunst genossen haben und somit
einen durchaus progressiven Ansatz verfolgen.
Zusätzliche Inspirationsquelle dürften Dream Theater
sein, wenn sich diese nicht gerade gegenseitig die Eier
abfrickeln und sich stattdessen auf atmosphärische Songs
konzentrieren. So kommt es dann, dass ein Song wie
„Mirrors“ auf einer hypothetischen Sonderedition von
„Wish You Were Here“ aus dem Hause Waters, Gilmour,
Wright und Mason nicht negativ auffallen würde,
wohingegen eine Nummer wie „Dead Planet's Eyes“ auf
einem Reissue von Dream Theaters „Train Of Thought“
durchaus seinen Platz hätte. Und weil man trotzdem eine
deutlich wahrnehmbare, eigene Duftmarke hinterlassen hat
und sich zudem im Rahmen der eigenen Möglichkeiten mit
den Originalen fast auf Augenhöhe bewegt, kann ich den
vier musikalisch hochtalentierten Kerlen hier nur mein
Kompliment aussprechen. „Astra Symmetry“ ist spannend,
fordernd, benebelnd und hypnotisch zugleich, packt Dich
ein Track mit seinen verträumten Klanglandschaften in
Watte ein, watscht Dich der nächste sogleich wieder
wach. Deses Quartett gibt es seit nunmehr 13 Jahren?
Irgendwie traurig, dass ich davon erst jetzt erfahre
aber andererseits auch wieder mal typisch für diese
Zeit, in der Marketing, Kommerz, schneller Konsum durch
die Mainstream-Zombies und Gewinnchancen für die
Plattenfirmen mehr Gewicht haben als echtes
musikalisches Talent. Pflichtkauf für Fans der eingangs
genannten Bands, Chapeau meine Herren! Mirko
B.
Punkte:
9.1 von 10
|
|
|
|
LORDI - Monstereophonic (Theaterror vs.
Demonarchy) AFM Records/Musikvertrieb
Interessant das neue Konzept, das sich die finnischen
Schockrocker auf die Flagge geschrieben haben. Schaut
euch nur mal die aktuellsten Bandfotos an, die
strukturell der Länge nach zweigeteilten Kostüme und
Masken deuten genau das an, was im Promosheet bezüglich
der musikalischen Marschrichtung von Lordi angekündigt
wird. Nach Abschluss der „Scare Force One“ – Rundreise
wollte sich die Band erneuert und von einer anderen
Seite zeigen, dementsprechend weist die neue Scheibe
gemäss dem Titel und Untertitel zwei sich klar
unterscheidende Hälften auf. Die erste Hälfte
(„Theaterror“) umfasst typische Lordi-Nummern, catchy,
melodisch und dank Hellas wie immer kompetenter Arbeit
an den Tasten sehr variantenreich und stimmungsvoll
inszeniert. Eingängige Tracks wie das eröffnende,
unmöglich lang betitelte „Let’s Go Slaughter He-Man I
Wanne Be The Beast-Man In The Masters Of The Universe“,
das teilweise an Iron Maiden während der „Somewhere in
Time / Seventh Son of a Seventh Son“ – Phase erinnernde
„None For One“ oder das gar ganz leicht progressiv
angehauchte „Sick Flick“ dürften sich bald als Hits im
Live-Repertoire der Truppe entwickeln, und dass das ganz
schön kranke „Hug You Hardcore“ mitsamt dem heftigen
Videoclip auf dem Index landen wird, ist wohl
vorprogrammiert.
Die zweite Hälfte („Demonarchy“)
zeigt hingegen das neue Gesicht der Truppe, das
andeutungsweise bereits auf dem Vorgänger „Scare Force
One“ durchschimmerte. Eingeleitet durch den üblichen
vertonten Horror aus Hellas Händen, bollert „Demonarchy“
erst mal alles in Grund und Boden, zeigt sich aber
zeitgleich recht vielschichtig im Aufbau und sehr modern
im Riffing. In die gleiche Kerbe hauen die restlichen
Tracks, wobei es die Truppe gerade noch schafft, vor
lauter Freude an anspruchsvollen Arrangements und
progressiven Ausflügen knapp am zu aufgeblasenen
Songaufbau vorbei zu schrammen. So pendelt sich doch
noch eine gesunde Balance aus Eingängigkeit und
musikalischem Anspruch ein, wobei das abschliessende
„The Night The Monsters Died“ am Schluss des Tages dann
doch etwas überladen wirkt. Trotzdem, mit
„Monstereophonic (Theaterror vs. Demonarchy)“ ist der
finnischen Gruseltruppe ein sehr guter Wurf gelungen,
der die Band nochmal einen guten Schritt weg von der ihr
zu Unrecht angelasteten musikalischen Belanglosigkeit
führt. Für Vinylfreaks steht das Ding ab dem 16.
September übrigens als schwarze oder bunte Doppel-LP in
den Regalen der Plattendealer, alle anderen greifen sich
die Digipak-CD. Mirko B.
Punkte:
9.1 von 10
|
|
|
|
SCHANDMAUL – Leuchtfeuer We Love
Music/Universal Schandmaul überzeugen mit
einem weiteren grandiosen Werk. Dieses klingt einerseits
typisch nach den Deutschen, bringt anderseits aber Texte
in einer Art mit, wie sie mir bei Schandmaul bisher
nicht aufgefallen sind. Bestes Beispiel dafür ist „Ich
wird‘ alt“, in dem sie Segen und Fluch des Älterwerden
besingen. Gleichzeitig greifen sie aber weiterhin auf
ihre typischen Geschichten über historische und
Literarische Personen zurück. Diese wandeln von der Art
auf dem schmalen Grat zwischen zeitlos schön und Kitsch.
Musikalisch werden die Texte mal in schwingenden,
folkigen, schnellen, aber auch langsamen,
melancholischen oder gar traurigen Klängen dargeboten.
Auch ein reissendes Gitarren-Solo wird mal eingefügt.
Auf Leuchtfeuer spielen Schandmaul derart überzeugend,
dass man schon fast von einer Best-Of-Scheibe sprechen
könnte – und dies obwohl es hier ausschliesslich neue
Lieder zu hören gibt. Schandmaul haben sich ihre Frische
bewahrt und klingen ideenreich, inspiriert und mit sich
und der Welt zufrieden. Diese Atmosphäre überträgt sich
unweigerlich auf den Hörer und beschert ihm damit eine
schöne Stunde. Wer Schandmaul mag, kann hier bedenkenlos
zugreifen. Wer die Band noch nicht kennt, für den kann
Leuchtfeuer der perfekte Einstieg sein. Und Hits? Diese
findet man auf Leuchtfeuer zu Hauf. Nehmt jedes
beliebige Lied und ihr werdet begeistert sein!
Roger W.
Punkte:
9.0 von 10
|
|
|
|
PAIN – Coming Home Nuclear Blast/Warner
Den guten Herr Tägtgren muss man kaum noch
vorstellen – sowohl mit Hypocrisy als auch mit Pain hat
er sehr viel erreicht, und man darf seine
Studio-Arbeiten nicht vergessen, hat er doch schon für
sehr, sehr viele Bands aufgenommen, gemischt und
gemastert. Nun, „Coming Home“ ist inzwischen der achte
Output des Tausendsassas, und was auf den letzten Alben
„You Only Live Twice“ und „Cynic Paradise“ vermehrt zu
beobachten war, wird hier noch mehr auf die Spitze
getrieben: Zu all den bekannten Industrial-Klängen
finden mehr und mehr andere, Genre-fremde Sounds Einzug.
Beim Opener „Designed To Piss You Off“ (genialer Titel
übrigens) findet man sphärisch-spacige Klänge, welche
einen an das Intro zu StarCraft II erinnern – plus:
Peter rollt das ‚R‘ ab und zu wie sein Kollege Till
Lindemann. Die Zusammenarbeit bei Lindemann
beziehungsweise dem Album „Skills In Pills“ hat wohl
etwas abgefärbt. Generell ist jeder Track speziell
gestaltet und steht für sich, was man nur begrüssen kann
– auch wenn das den Puristen, welche die ersten Alben
„Pain“ und „Rebirth“ vehement verteidigen, sauer
aufstossen mag. „Black Knight Satellite“ ist nun in
gewissem Sinne, so verstehe ich das zumindest, eine
Widmung an die damals eingängigen Tracks, welche die
Dancefloors der Gruftiebuden füllten. Wunderbar auch der
Hang zum Selbstzynismus, wie unschwer in Titeln wie
„Pain In The Ass“ und „Natural Born Idiot“ zu erkennen
ist. Grossartig auf die einzelnen Tracks einzugehen
würde den Rahmen dieser Rezension sprengen, soviel sei
aber gesagt: „Coming Home“ ist zu 100% typisch Pain –
und gleichzeitig so individuell, wie diese Band
vermutlich noch nie geklungen hat. Wer auch nur
ansatzweise etwas mit Industrial Metal etwas anzufangen
weiss, kluge Texte schätzt und musikalisch über den
Tellerrand zu schauen versteht, wird „Coming Home“ kaum
wiederstehen können. Allen anderen sei mindestens ein
Ohr voll Pain empfohlen – es lohnt sich! Toby
S.
Punkte:
9.0 von 10
|
|
|
|
WOLF COUNSEL - Ironclad Czar Of Crickets/Non
Stop Music Wolf Counsel die Zweite, das
schweizerisch-österreichische Konglomerat bittet nach
rund 18 Monaten erneut zum Totentanz. Das Songwriting
gibt sich im direkten Vergleich zum Debüt „Vol. I“
deutlich gereifter. Waren damals Reminiszenzen an die
üblichen Götter und Vorreiter des Doom noch deutlich
hörbar, gelingt es diesmal dem Quartett sich
freizuschwimmen und einen ureigenen Stil zu entwickeln.
Natürlich sind die Stilelemente in einer Sparte wie dem
Doom Rock vorgegeben und lassen wenig Freiraum, die für
Pentagram typische Rotzigkeit schimmert hier und da
immer noch durch, aber mit kompositorischem Geschick und
dank der charakteristischen Stimme von Sänger/Bassist
Ralf W. Garcia gelingt es der Band die Klippen der
Uniformität elegant zu umschiffen. Dies tun sie vor
allem, indem sie ihren Songs Wucht und Durchschlagskraft
verleihen, egal ob sie sich gerade im Zeitlupentempo
dahinschleppen („Pure As The Driven Snow“, „Days Like
Lost Dogs“) oder etwas flotter ans Werk gehen
(„Ironclad“, „Shield Wall“), das Erfolgsrezept lautet
immer: Lasset das heilige Riff sprechen. Und deren
schütteln sich die Jungs gleich reihenweise aus den
Ärmeln, was kombiniert mit der Killerproduktion eines
gewissen Herren V.O. Pulver aus dem Album ein richtiger
Powerbrocken macht. Das abschliessende „Wolf Mountain“
dürfte sich mit seinem epischen Refrain gar zum Live-Hit
mausern, so ein Track ist ganz grosses Ohrenkino der
Extraklasse, ein wahrlich würdiger Abschluss eines
wirklich guten Albums! Ich bin von dieser Scheibe sehr
positiv überrascht, wenn Wolf Counsel auf diesem Kurs
bleiben, werden sie bald zur Speersitze der
schweizerischen Doom-Szene vorstossen, verdient hätten
sie’s nach dieser Meisterleistung allemal.
Mirko B.
Punkte:
9.0 von 10
|
|
|
|
WITCHSKULL - The Vast Electric Dark Ripple
Music/STB Records Das Debüt des in Canberra
Australien ansässigen Powertrios erschien Bereits vor
einem knappen Jahr, aber leider nur in ihrer Heimat bzw.
in den USA in Form limitierter Pressungen und in
verschiedenen Versionen. Nun erreicht dieses
Schmuckstück als kleine Kunststoffscheibe endlich auch
die Fans auf dem alten Kontinent. Schmuckstück weil die
drei Interpreten auf räudigste Weise Retro Rock mit
Proto Metal und Bluesrock der hässlicheren Sorte gekonnt
kombinieren. Sänger/Gitarrist Marcus De Pasquale bedient
sich dabei relativ einfacher Licks und Riffs, zum Teil
sind die Songstrukturen sogar voraussehbar, aber
kombiniert mit seinen Gesangslinien, die von der
Klangfarbe her an einen tiefergelegten und etwas
dezenteren Andrew Stockdale (Wolfmother) erinnern,
ergibt sich ein unwiderstehliches Ganzes, das einfach
rockt wie Sau. Die Band ist urig, fuzzy und groovy bis
zum Abwinken, sowas Ähnliches wie die legitimen
Nachfolger von Sir Lord Baltimore kombiniert mit der
arschtighten Durchschlagskraft des Doom – und Stoner
Rock. Das ist Heavy Rock in Vollendung Leute, für Fans
von Orchid, alten Sabs und Trouble, alle natürlich mit
extradicken Cojones, ein absoluter Pflichtkauf. Rundling
kaufen, in den Player schieben und headbangen bis zur
Ekstase, das ist die Einzige Empfehlung, die ich euch
Jüngern der wahren Rock-Lehre zu „The Vast Electric
Dark„ geben kann. Es wirkt, glaubt mir. Mirko B.
Punkte:
9.0 von 10
|
|
|
|
SERIOUS BLACK – Mirror World AFM
Records/Musikvertrieb Die Power Metaller Serious
Black holen zum zweiten Schlag aus, und dieser sitzt
definitiv! Überzeugte bereits das Debütalbum «As
Daylight Breaks», macht Mirror World» nun Nägel mit
Köpfen. Es ist also nicht zu weit gegriffen, wenn die
erfahrenen Musiker (u.a. Firewind, Rhapsody, Emergency
Gate) nach nur zwei Touren im Vorprogramm von HammerFall
und Gamma Ray bereits auf eigene Headliner-Tour gehen.
Das neue Album bestätigt diesen Mut nur! Wie bereits
beim Vorgänger, braucht es aber auch heuer einige
Hördurchgänge, bis sich einem die zehn Lieder und das
Intro erschliessen. Wirkt zu Beginn alles vielleicht
noch etwas gewöhnungsbedürftig, gewinnen die Songs von
Mal zu mal. Zu Gute kommt diesem Umstand, dass das Album
in der Standardversion nur kurzweilige 37 Minuten
dauert. Wer mehr will, kriegt im Digipak zusätzlich
ganze fünf neue Lieder mehr und zwei Akustik-Versionen
alter Songs. Welchen Sinn diese Veröffentlichungspolitik
macht, ist für mich schleierhaft. Da Metal Factory aber
nur die normale Version vorliegt, gilt diese Empfehlung
ausschliesslich für die Standard-Version, und diese hat
es in sich! Hier wird kein Ton zu viel gespielt, alles
auf den Punkt gebracht und trotzdem darf es ab und zu
ein wenig progressiv sein, ohne dabei den roten Faden zu
verlieren. Auf «Mirror World» werden mit einfachen
Mitteln und mit grosser Musikalität Hymen kreiert, denen
Sänger Urban Breed Gefühle einhaucht. Gerne-typische
Langeweile? Fehlanzeige! Serious Black haben erneut ihre
Kräfte gebündelt und einen potenziellen Klassiker zum
Leben erweckt. Einzelne Lieder heraus zu heben, würde
hier den anderen Liedern nicht gerecht. Wenn es neben
Powerwolf und Sabaton eine junge Band im Power Metal
gibt, welche das Zeug hat, gross raus zu kommen, dann
ist es definitiv Serious Black. Mit dem bereits zweiten
hervorragenden Album in Folge, sollte eigentlich alles
für die Rockherrschaft vorbereitet sein. Roger W.
Punkte:
9.0 von 10
|
|
|
|
WHITFORD ST. HOLMES - Reunion Mailboat Records
Jetzt ist ein kurzer Ausflug in die Musikgeschichte
vonnöten. Irgendwann um 1980 waren Aerosmith so gut wie
tot, Gitarrist Brad Whitford suchte folgerichtig das
Weite, um nicht auch noch im Drogensumpf der Toxic Twins
Steven Tyler und Joe Perry zu versinken. Etwa zeitgleich
hatte sich Sänger/Gitarrist Derek St. Holmes gerade aus
Ted Nugents Begleitmannschafft ausgeklinkt, was lag da
näher, als sich zu einem Rock-Projekt zusammenzuraufen?
Also ab ins Studio, Platte aufgenommen, und das war’s
dann schon, denn kurz nach der Veröffentlichung des
selbstbetitelten Debüts kehrten beide zu ihrer
jeweiligen Stammcombo zurück. Schlappe 35 Jahre später
wollen es die zwei in Würde ergrauten Herren unter dem
programmatischen Titel „Reunion“ nochmal wissen, und da
beide ihre Fertigkeiten beileibe nicht mehr unter Beweis
stellen müssen, haben sie sich in weiser Voraussicht
aufs Songwriting konzentriert, was aus der vorliegenden
Scheibe ein wahrer Ohrenschmaus macht. Schon der fetzige
Opener „Shapes“ macht Appetit auf mehr, doch Moment mal,
was war das denn? Titel „Shapes“, Textzeile „…gone
tomorrow…“, nicht allzu unbekannte Songstruktur. Gab es
da nicht mal einen ähnlich betitelten, getexteten und
klingenden Titel von den Yardbirds, der später sehr
kompetent und knackig von Gary Moore (RIP!) gecovert
worden war? Der Wink mit dem Zaunpfahl ist angekommen
werte Herren, nette Geste! Hin und wieder gönnen sich
die beiden kurze Verschnaufpausen wie im leicht
countrylastigen (die Violine…) „Tender Is The Night“
oder dem etwas deplatzierten Schlusslicht „Flood Of
Lies“ (da wäre mir ein weiterer Fetzer wie „Hell Is On
Fire“ lieber gewesen), aber davon abgesehen dominieren
laute Gitarren das Geschehen. Mal rifflastig („Rock All
Day“, „Shake It“), mal AOR-orientiert („Catch My Fall“),
mal an die Rolling Stones angelehnt (“Hot For You”)
geben sich die Interpreten keine Blösse und
umschmeicheln den Hörer mit dem, was ich einfach zeitlos
gute Rockmusik nenne. Zum Schluss noch ein Hinweis:
Augen auf beim Plattenkauf! „Reunion“ gibt es auch als
Sonderedition inklusive dem 1981er Debüt, zum ersten Mal
auf CD erhältlich, holt euch also unbedingt diese
Ausgabe. Nur dann erlebt ihr Brad Whitford und Derek St.
Holmes jünger, hungriger und somit noch einen Tacken
draufgängerischer als heute. Mirko B.
Punkte:
9.0 von 10
|
|
|
|
|
|
|
UNZUCHT – Neuntöter Out Of Line Music Der
Neuntöter ist ein hübscher, harmlos aussehender, kleiner
Vogel, der seine Beute mit Vorliebe auf Dornen oder
Stacheldraht aufspiesst. Ganz zufällig ist die Wahl des
Albumtitels natürlich nicht, denn die Spezialität der
Unzucht ist melodiöser Dark Rock, der mit einem
unerwartet harten Dorn überrascht – sei dies nun eine
jähe Metal-Attacke oder aber ein besonders tief
bohrender, morbider Text. Die Unzucht ist keine typische
deutsche Rock Band: Ihr Erkennungszeichen sind fast
schon poetische Lyrics, welche die Abgründe der
menschlichen Seele auf erbarmungslose Art und Weise
beleuchten und sich dort genüsslich im Schmerz und der
Einsamkeit suhlen. Und doch versinken sie nicht in der
Melancholie, sondern wechseln gekonnt von heiss
brennender Wut zu zarten Balladen die nicht im Kitsch
versumpfen, ohne sich dabei selbst zu verlieren.
“Neuntöter“ ist das bisher härteste und wohl auch
vielseitigste Album der Band. Wie schon zuvor, überzeugt
auch hier wieder die charismatische Stimme von Sänger
Daniel Schulz. Dass die Unzucht sich nicht vor
Experimenten scheut, beweist sie mit den letzten drei
Tracks, bei denen diverse Gastmusiker zum Zug kommen.
Für das schon im Original etwas härtere “Widerstand“
konnte Shouter Dave Grunewald von Annisokay gewonnen
werden – für meinen Geschmack ist die neue Version
jedoch etwas zu harsch geworden. Allerdings gefällt mir
die Version von “Ein Wort fliegt wie ein Stein“ mit
Chris Harms von Lord of the Lost sehr gut! Wobei da
bereits die Originalversion eins meiner Highlights ist.
Zuletzt gibt es noch einen Remix von Robert Andrew
Bowman, eine Art Club-Version von “Ein Tag wie jeder
andere“ - leider gar nicht meins, wirkt irgendwie nicht
sehr harmonisch und extrem aufgesetzt. Anspieltipps sind
“Ein Wort fliegt wie ein Stein“, der Titeltrack
“Neuntöter“ sowie das sehr Unzucht-typische “Das Lächeln
der Gewinner“. Fazit: Wieder ein sehr gelungenes Album
der Unzucht. Etwas härter und synthielastiger als
früher, aber doch noch ganz klar und unverkennbar
typisch Unzucht! Fans von tiefgründigem Dark Rock
sollten hier unbedingt zugreifen. Patricia H.
Punkte:
9.0 von 10
|
|
|
|
OPERATION: MINDCRIME - Resurrection Frontiers
Records/Musikvertrieb So, nun kommt also mit
«Resurrection» der zweite Teil der Trilogie von Geoff
Tates neuer Band Operation: Mindcrime. Konnte mich der
erste Teil nur bedingt überzeugen, gefällt der
Nachfolger schon um einiges besser. Natürlich wird Geoff
immer an seinen grossen QR-Taten gemessen, nur ist er
halt ein sehr aussergewöhnlicher, sehr kreativer
Künstler, der sich dauernd weiter entwickelt. Kommen wir
zu Musik des neuen Werkes, sehr verspielt und nach
einigen Durchläufen sieht man die vierzehn Songs als
Ganzes. Ttrotz viel Neuem, hört der langjährige
Queensrÿche Fan auch alte wie bekannte Einflüsse seiner
Ex-Band, die der Ausnahme Sänger hier einfliessen lässt.
Ganz interessant sind die vielen Gastmusiker. So hört
man bei «Taking The World» am Mic neben Geoff noch Tim
"Ripper" Owens und Blaze Bayley. Die Drums teilen sich
Brian Tichy, Simon Wright und Scott Mercado, und am Bass
wirken David Ellefson und John Moyer. Natürlich fehlt
auch Geoffs Langzeitbegleiter Kelly Gray an der Gitarre
nicht. Musikalisch ist es fast unmöglich, einzelne Songs
raus zu picken, da wie ich schon oben erwähnte, dieses
Werk als Ganzes zu geniessen ist. Jedenfalls ist der
zweite Teil sehr spannend und gefällt bei jeden weiter
Durchlauf mehr. Hier wird mit so vielen verschiedenen
Sounds gearbeitet und fast bei jedem Song klingen die
Instrumente anders. Mal röhrt der Bass, dann knallt er
wieder, genauso bei den Drums, oder ganz speziell die
Gitarren. Das macht dieses Album noch spannender und
abwechslungsreicher, halt eben typisch Geoff Tate. Nehmt
Euch Zeit für diese ganz besondere musikalische
Wunderreise dieses Ausnahmemusikers, der sich hier viel
Mühe gegeben hat und es meiner Meinung nach auch
geschafft hat, ein grossartiges Stück Musik zu kreieren.
Geniesst oder schweigt! Crazy Beat
Punkte:
9.0 von 10
|
|
|
|
BRAINSTORM - Memorial Roots (Re-Rooted) AFM
Records/Musikvertrieb Das achte Studioalbum
der Power Metaller aus dem Schwabenländle entstand unter
gehetzten Bedingungen, und das hörte man dem ersten
Album für den neuen Rennstall AFM Records deutlich an.
Obwohl das Songmaterial bärenstark war, litt das Ganze
unter der drucklosen Produktion. Das führte mitunter
auch dazu, dass ich mir dieses Album bis auf den
heutigen Tag nicht gekrallt habe. Das Digpak hängt
eigentlich schon Jahre in meinem eBay drin und der
Anbieter bringt diese Teile offenbar auch nicht weg. Die
Situation erinnert natürlich an Nevermore, die mit ihren
2003er Werk «Enemies Of Reality» das gleiche Fiasko
erlebten und diese unangenehme Scharte zwei Jahre später
erfolgreich auswetzten. Brainstorm tun es ihnen nun
gleich und wenn man sich beide Versionen wechselseitig
anhört, fällt einem der Unterschied sofort auf!
Produzent Achim Köhler, der ja schon einigen Brainstorm
Alben wie zum Beispiel «Liquid Monster» (2005) oder der
aktuellen Langrille «Scary Creatures» den nötigen
Feinschliff verpasste, leistete nun auch für «Memorial
Roots (Re-Rooted)» ganze Arbeit, die sich wahrlich
gelohnt hat. Vor allem das Schlagzeug klingt wesentlich
besser und das Endresultat ist nun ganz im Sinne von
Andy B. Franck und seiner Truppe. Somit wird das
Wiederentdecken dieser mittlerweile 7-jährigen
Metal-Perle zur Pflicht eines jeden echten Metalheads.
Zudem befindet sich mit «Nailed Down Dreams» einer der
besten Tracks überhaupt auf diesem Album.
Rockslave
Punkte:
9.0 von 10
|
|
|
|
THE PINEAPPLE THIEF - Your Wilderness
KScope/Irascible Eins vorweg, wer Porcupine
Tree, Pink Floyd und Anathema liebt, sollte das neue
Werk der Edel Proggies um Bruce Soord ohne nachzudenken
einfach kaufen. Die Herren und ihre Gastmusiker schaffen
es, jeden Prog Rock Fan in ihren Bann zu ziehen und mit
ihrer traumhaften Musik in andere Sphären zu entführen.
Mir gefällt besonders Drummer Gavin Harrison. Sein total
eigener Drum-Stil und seine geniale Spielweise werten
das Ganze noch zusätzlich auf. Gut zu hören beim Opener
"In Exile". Die acht Songs sind allesamt total
verspielt, kommen alle mit sehr viel Gefühl und immer
einer Prise Melancholie in Bruce' Stimme. Wunderschöne
Akustik-Gitarren, ruhige Klavierparts, geniale Breaks
und Instrumentalparts prägen die einzelnen Tracks. Hie
und da duellieren sich auch wilde verzerrte Gitarren mit
wirbelnden Drums. Auch das fast instrumentale "That
Shore" trägt den Zuhörer einfach weg in die Welt der
"Thiefs". Oder das ruhig startende "Take Your Shot", das
dann in der Halbzeit Fahrt aufnimmt und am Ende mit
einem starken Gitarrensolo glänzt. Einfach herrlich, das
rein zu ziehen. "Fend For Yourself" ist eine ruhige
wunderschöne Porcupine Tree like Nummer, die mit einem
tollen Klarinettensolo, gespielt von John Helliwell
(Supertramp) überzeugt. Das Herzstück allerdings ist das
knapp zehn Minuten lange "The Final Thing On Your Mind".
Genau so muss ein atmosphärischer Prog Song sein, schwer
zu beschreiben, muss man sich anhören. Mit "Where We
Stood" wird dann das zwölfte Album der Proggies (in
siebzehn Jahren) würdevoll beendet. Man kann sich der
Magie von "Your Wilderness" kaum entziehen, und auch
nach dem letzten Ton dieses Wunderbaren Werkes hallen
die Songs immer noch in meinem Kopf nach. Ganz starkes
Album haben uns hier die Ananas-Diebe hingelegt, ich
denke mal wieder ein Muss für Proggies. Crazy
Beat
Punkte:
9.0 von 10
|
|
|
|
WRETCH - Wretch Bad Omen Records
Auf das Debüt des Indianapolis-Trios Wretch dürften vor
allem Fans der verblichenen The Gates Of Slumber
gespannt gewartet haben, handelt es sich hier doch um
deren Nachfolgeband unter der Führung von
Sänger/Gitarrist Karl Simon. Das erwartungsvolle Flehen
der Fans wurde von den Göttern der düsteren Klänge
jedenfalls erhört, denn was die Band rund um Mastermind
Simon hier abliefert, ist nicht weniger als
allerfeinster Old School Doom in Reinkultur. Weder
weinerliches Gejammer noch unterirdisches Gegrunze oder
übertrieben epische Melancholie trüben hier den
Hörgenuss, stattdessen zelebriert das Trio auf „Wretch“
sein irdisches Dasein mit kraftvollem Doom Rock in
bester Black Sabbath/St.
Vitus/Pentagram/Trouble-Tradition, was die durchaus
legitime Verwendung verspielter Klänge in Dur mit
beinhaltet. Und wenn man sich dann doch die amtliche
Doom-Kante gibt, dann fernab jeglicher Effekthascherei
auf eine richtig rockige Weise. Heavyness und Groove
dominieren über schnöde Niedergeschlagenheit („Running
Out Of Days“, „Rest In Peace“), und sogar das
melancholische, instrumentale Interludium „Grey Cast
Mourning“ sorgt für eine eher nachdenkliche Stimmung
statt diese einfach nur zu trüben. Abgerundet wird das
knackige 34 Minuten dauernde Hörvergnügen zusätzlich
durch einen psychedelischen Einschub mit ausgesprochenem
Jam-Charakter im grossartigen Instrumentaltrack
„Bloodfinger“, was die ganze Sache angenehm auflockert.
Bestenfalls die abschliessende Zeitlupen-Nummer „Drown“
erfüllt die verschiedenen Doom-Klischees und bedient
damit jene die hard The Gates Of Slumber Fans, welche
der Combo bis in alle Ewigkeit nachtrauern werden. So
mag ich Doom Rock, abwechslungsreich und dynamisch, Head
bangen statt Head hängen (lassen…) heisst hier die
Devise, geile Scheibe! Mirko B.
Punkte:
8.9 von 10
|
|
|
|
MOTOROWL - Om Generator Century
Media/Universal Quasi aus dem Nichts
erscheint diese junge thüringische Band und haut gerade
mal zwei Jahre nach der Bandgründung ein Debütalbum
raus, das wirklich aufhorchen lässt. Auch wenn sie beim
ersten Durchören musikalisch irgendwo in den Siebzigern
angesiedelt zu sein scheint, steckt hinter dieser Truppe
einiges mehr, verarbeitet sie doch auf virtuose Weise
Elemente des Doom, Blues, kitschfreien Gothic Rock,
Heavy Psych, Progrock und Metal zu einem
facettenreichen, dynamischen Klangerlebnis. Bei der sehr
emotionsgeladenen Atmosphäre, welche „Om Generator“
versprüht, muss man sich eher auf eine fesselnde
akustischen Reise einstellen als auf das einfache
Anhören eines Albums, denn die durchgehend
melancholische Stimmung der Songs entführt einen relativ
schnell in schaurig-schöne Landschaften waldbedeckter,
nebelbehangener Hügel, wo die Natur noch unberührt und
ursprünglich ist. Monstertracks wie „Beloved Whale“ oder
„Spiritual Healing“ stehen exemplarisch für diese
Fähigkeit des Quintetts, die Tracks sind fesselnd,
bedrohlich, vielschichtig und zuweilen gar verstörend.
Wer die stimmungsvollen Klanglandschaften der frühen
Lake Of Tears ins Herz geschlossen hat, kommt um
Motorowl definitiv nicht herum, gilt ebenso für
Musikfreaks mit einem Faible für doomig angehauchtem
Heavy Psych. Mirko B.
Punkte:
8.9 von 10
|
|
|
|
CARNIFEX - Slow Death Nuclear Blast(Warner
Mein Highlight in diesem Monat sind Carnifex. Das
Quintett aus San Diego USA spielt Death Metal, wie er
heute klingen sollte, nämlich brutal modern mit einer
Prise Melodie. Ein cooles Piano-Intro legt den Weg für
die erste Knüppelorgie „Dark Heart Ceremony“ frei, was
einem gehörig die Haare nach hinten föhnt. Ein geiler
Schlagzeugwirbel leitet den Untergang vom zweitem Song
„Slow Death“ ein, und man bekommt die ganze Härte der
Gitarrenwand zu spüren. Vokalist Scott Lewis grunzt so
cool, dass man sich fragt, ob der gute Mann nicht ein
paar Gratistunden vom Teufel himself bekommen hat. Was
neben der Brutalität auffällt, sind die
zwischenzeitlichen melodischen Parts, was den Songs
richtig gut tut. Auch produktionstechnisch hat man nicht
gespart und sich niemand Geringeren als den Chef „Jason
Suecof“ (Trivium) an Bord geholt, der die sechste Platte
im "Audiohammer Studio" in Sandford Florida kreiert hat.
Hier hat man etwas Gutes erschaffen, das aber noch Luft
nach oben frei lässt. Daniel J.
Punkte:
8.9 von 10
|
|
|
|
CRYSTAL BALL – Déjà Voodoo Massacre
Records/Musikvertrieb Was beim neusten Streich
der Helvetier sofort auffällt, ist der typische
U.D.O.-Sound, wie er damals noch von Stefan Kaufmann
produziert wurde. Man kann zu diesem Sound nun stehen
wie man will, für die einen ist es ein zeitgemässer
Sound, für die anderen zu Rammstein-lastig. Songmässig
hat sich der Fünfer zu seinem Vorgänger «LifeRider»
nochmals gesteigert. Speziell das flotte «Director’s
Cut», das ein bisschen an Europe erinnernde «Suspended»,
das harte «Time And Tide», das halbballadeske «Without A
Net» und das riffige «Dr. Hell» fallen sofort auf und
zaubern dem Hörer ein fettes Grinsen auf die Lippen. «To
Be With You Once More» hätte auch gut als U.D.O.-Ballade
durchgehen können, was hier aber sicher auch auf die
Produktion zurück zu führen ist. Ein weiterer Pluspunkt
ist einmal mehr Sänger Steven Mageney und in meinen
Ohren auch die Songwriterqualitäten von Tony Castell,
der seit dem letzten Album die Innerschweizer hierbei
unterstützt. Wer auf guten Hardrock mit Tiefgang und
Feingefühl steht, wird an der neuen Crystal Ball nicht
vorbei kommen. Dafür ist einfach ein Song wie «Home
Again» zu brillant. Mit «Déjà Voodoo» haben die Jungs
gezeigt, dass sie ihr eigene Basis gefunden haben und
nicht bei anderen "wildern" müssen. Tinu
Punkte:
8.8 von 10
|
|
|
|
AIRBOURNE - Breakin' Outta Hell Spinefarm
Records/Universal Vor allem mit ihrem Debüt
«Runnin' Wild», das nächstes Jahr auch schon eine ganze
Dekade alt sein wird, mischten die Australier mit ihrem
sehr energetisch gespielten "AC/DC-Rock" die Szene
gehörig auf. Es folgten Konzerte en masse und schon bald
hatte man eigentlich fast alles abgegrast, wo man
überhaupt spielen kann. Das erste Schweizer
Headliner-Konzert im einstigen Rohstofflager bleibt
dabei in unauslöschlicher Erinnerung. Da die Jungs eine
wirklich unglaubliche Live-Präsenz hinlegten, hatte man
sie mit der Zeit einfach "gesehen und gehört", zumal
sich die fixen Showelemente wie das "Bierdose am Kopf
zum Platzen bringen" und die in erster Linie ziemlich
waghalsigen Kletter-Aktionen von Frontmann Joel O'Keeffe
bald einmal ihren Reiz verloren. Musikalisch gings es
mit dem Zweitling «No Guts.No Glory» ordentlich weiter,
wobei das unbändige Element des sackstarken Debüts nicht
mehr ganz erreicht wurde. Zu Unrecht oder nicht, aber
mit dem dritten Werk «Black Dog Barking» wurde ich
definitiv nicht mehr wirklich warm und so schwand mein
Interesse an der Band zunehmend. Dank den bisher
dreijährigen Intervallen zwischen den Alben kehrte bis
zum neusten Werk «Breakin' Outta Hell» eine passende
Pause ein, die nun dazu genutzt wurde, wieder mehr "back
to the roots" zu gehen. Einen nicht unerheblichen Anteil
daran hat mit Sicherheit Producer-Ass Bob Marlette, der
eben schon beim Erstling die Finger drin hatte. Obwohl
die Rezeptur bei Airbourne natürlich nicht geändert hat,
verströmt "Breakin' Outta Hell" spürbare Vibes der
Anfangstage und klingt in meinen Ohren wie das 78er
Referenzwerk «Powerage» der grossen Vorbilder. Der zum
Voraus ausgekoppelte Opener wie Titeltrack gibt die
Marschrichtung deutlich vor und spätestens bei «Get Back Up»
wird klar, was ich damit meine. Hätten Angus & Co.
nämlich auch später noch solche Songs im Köcher gehabt,
wäre das ziemlich heftig geworden. Nun sind aber
Airbourne mehr denn je wieder am Drücker und ein
weiterer Titel wie «It's Never Too Loud For Me» ist wie
die berühmte Faust aufs Auge. Dass «I'm Going To Hell
For This» auch glatt auf der «For Those About To Rock
(We Salute You) stehen könnte, unterstreicht den
Anspruch, der angesichts der aktuellen Situation bei
AC/DC geltend gemacht werden könnte. «Breakin' Outta
Hell» kann durchaus als das Album bezeichnet werden, das
dem Original ebenso gut zu Gesicht gestanden wäre.
Anfangs November spielen Airbourne als Support für
Volbeat unter anderem auch im Hallenstadion auf, und
danach wird ganz sicher noch eine Hallentour als
Headliner folgen, die man nicht verpassen sollte!
Rockslave
Punkte:
8.7 von 10
|
|
|
|
WARFATHER - The Grey Eminence Greyhaze Records
Bandkopf Steve Tucker (git/v) scheint momentan einen
Lauf zu haben. Nicht nur macht der Sänger und Bassist
von Werken wie "Formulas Fatal To The Flesh" und
"Heretic" seit letztem Jahr wieder mit Morbid Angel-Chef
Trey Azagthoth gemeinsame Sache (neues Album 2017!
...hoffe ich), sondern er haut mit seiner eigenen
Kapelle WARFATHER gerade sein schon länger erwartetes
zweites Album raus. Und wem die 2000'er Platte "Gateways
To Annihilation" der erwähnten Morbid Angel gefallen
hat, könnte hier eine interessante "Fortsetzung" davon
entdecken. Nicht wirklich überraschend, da er auf
besagtem Album viele Credits verbuchte und sein Stil
höchst eigenständig ist, aber die Parallelen sind für
mich als Fan dennoch überaus willkommen. Denn der
klassische Florida Death Metal mit seiner technischen
Herangehensweise, den eigentlich fast schon doomigen
Riffs in Verbindung mit schneller Doublebass und/oder
Hasenfickdrumming sowie den verschleppten und zum Teil
verschachtelten Kompositionen war schon immer eines
meiner Liebchen. Und WARFATHER erfüllen mir
diesbezüglich (fast) die komplette Wunschliste. Die
Instrumentierung ist fit und dicht geraten, das
Songwriting riecht nach Düsternis, Okkultismus und
leichter Hysterie, die Soli sind kalt, r passen aber ins
Schema und Steve Tucker's dunkles Brüllen trifft in
punkto Phrasierung und Einsatz einmal mehr meinen
persönlichen Geschmack. Überraschend gelungenes Album
das einzig aufgrund der ausgerichteten Thematik über die
Apokalypse, in der Produktion etwas, nun ja,
"apokalyptischer" und schmutziger hätte geformt werden
dürfen. Kann deshalb momentan noch nicht sagen, ob "The
Grey Eminence" den Test der Zeit bestehen wird, aber
wenn ich ehrlich bin, ich wünsche es mir zumindest.
Deshalb gibts von mir auch 0.5 Hoffnungspunkte auf die
Gesamtwertung. The real Death Metal Florida Style,
ladies and gents. Reinhören. Hardy
Punkte:
8.5 von 10
|
|
|
|
|
|
|
SUMERLANDS - Sumerlands Relapse Records/Non Stop
Music Zuerst dachte ich bei dieser Ami-Band aus
Philadelphia an einen Schreibfehler, als ich den
Bandnamen zum ersten Mal las, doch es hat alles seine
Richtigkeit, und somit heisst die Truppe um den
ehemaligen Hour Of 13 und Atlantean Kodex Frontmann Phil
Swanson definitiv nicht Summerlands. Was es mit dem
Bandnamen effektiv auf sich hat, ist mir bis anhin nicht
bekannt. Anyway, es geht ja eigentlich um die Musik, und
die ist schwer im 80er US-Metal angesiedelt. Wem also
Bands wie Cirith Ungol, Pentagram, Omen, Manilla Road
oder Cloven Hoof (noch) was sagen, weiss, wo er
Sumerlands grundsätzlich mal einordnen kann. Das
selbstbetitelte Debüt zieht dabei eigentlich alle
Genre-Register und klingt dennoch nicht altbacken. Die
vergleichsweise ziemlich fette Produktion treibt die
tempomässig variabel gehaltenen Songs gnadenlos nach
vorne und ab und an wird man vom Riffing her an die
alten Savatage erinnert. Dafür verantwortlich ist
mitunter Produzent Arthur Rizk, der neben dem Gitarren-
auch für den Keyboard-Sound verantwortlich zeichnet.
Nach dem flotteren Opener «Seventh Seal» steht das
schleppendere «The Guardian» ebenso den typischen Sound
von Sumerlands, wo eben Savatage aus frühen Tagen
anklingen. Des Weiteren besticht Phil Swanson mit geilen
Vocals. «Timelash» löst anschliessend die Handbremse
wieder und verströmt Vibes eines gewissen Jake E. Lee
(Ex-Ozzy Osbourne). Und auch hier groovt das Teil
amtlich und die Soli sind vom Allerfeinsten. Mit jedem
Durchgang bleibt mehr hängen und setzt sich hartnäckig
in den Lauschklappen fest. Wer beim Oberkracher «Spiral
Infinite» nicht mit headbangen anfängt, mag wohl eher
Helene Fischer oder Andrea Berg. Herrlich auch das
behäbigere «Lost My Mind», das regelrecht nach
Lautstärke schreit. Überraschenderweise ist der
Titeltrack am Schluss ein reines Instrumental. Hört sich
zwar soweit stimmig an, aber mein Winamp-Player zeigt
danach gerade mal 32:17 Minuten an, und da kann man sich
nun darüber streiten, ob das noch als Longplayer
durchgeht oder nicht. Grundsätzlich schon, denn Slayer
das ja 1986 mit «Reign In Blood» locker unterboten
(29:03 Minuten). Trotzdem wäre ein Song mehr schon noch
drin gelegen, ausser es war halt nichts weiteres
Brauchbares mehr vorhanden. Value for money? Entscheidet
selbst! Rockslave
Punkte: 8.5 von 10
|
|
|
|
WILD THRONE - Harvest of Darkness Roadrunner
Records/Warner Das Trio aus dem Nordwesten der
Staaten, genauer genommen aus Bellingham, zelebriert auf
ihrem ersten Longplayer Musik der ganz besonderen Art.
Man kann das Heavy Metal, geschwängert mit Prog Rock
nennen. Das ergibt eine ganz besondere Mischung, die von
jedem Hörer sehr viel Geduld erfordert. Ja genau, weil
es vertrackt, aber nie zu kompliziert zu und her geht.
Die Instrumentalisten zelebrieren auf einem hohen Level.
Vor allem Drummer Noah Burns zeigt hier eine
Weltklasseleistung. Studio Ikone Ross Robinson hat dazu
beigetragen, dass der Sound stimmt und die Jungs können
stolz auf ihr erstes Album sein. Beide Daumen nach oben!
Daniel J.
Punkte:
8.5 von 10
|
|
|
|
BULLETRAIN – What You Fear The Most AOR Heaven/Non
Stop Music Stilsicherer Hardrock erreicht uns
mit dem Zweitwerk „What You Fear The Most“ von
Bulletrain aus Schweden. Nach einer eigentlichen
Zangengeburt erschien acht Jahre nach der Bandgründung
2014 das Debüt der Truppe. Zuvor erschienen zwei EP's
und eine Single, leider verliess aber auch Sänger Robert
Lindell die Band und die Arbeit, die zum ersehnten
Plattenvertrag führte, begann von vorne.
Nichtsdestotrotz konnte „Start Talking“ für positive
Resonanzen sorgen. Der Nachfolger schlägt nun in die
selbe Kerbe. Man bewegt sich sehr versiert zwischen
melodiösem Hardrock, Glam und Sleazy Rock, bleibt dabei
meistens typisch skandinavisch, adaptiert aber immer
wieder amerikanische Anleihen. Mit stellenweise fetten
Chören nähert man sich auch ab und zu dem Stadionrock
an. Die Jungs beweisen ein sicheres Händchen für Songs
mit Substanz, im Melodic genauso wie auch im Sleazy
Bereich. Obwohl bei den softeren Klängen die Tendenz zu
wässrigen und seichten Tracks nicht von der Hand zu
weisen ist. Eine viel bessere Figur machen die Jungs,
wenn's schön dreckig und rotzig wird. Genau da wirkt man
glaubwürdiger und kann punkten. Vor allem Sänger
Sebastian Sundberg verleiht den härteren Tracks deutlich
mehr Charisma. Totzdem machts die Mischung, sprich die
Abwechslung, die Bulletrain und „What You Fear The Most“
die Position sichert. Sleazy meets Melodic ist nicht
neu, macht aber gerade hier viel Spass. Chris C.
Punkte: 8.4 von 10
|
|
|
|
MARTYRION – Our Dystopia Boersma Records
„Wir schreiben das Jahr 2153. Die Welt liegt in Schutt
und Asche. Die Apokalypse ist über die Menschheit
gekommen und es gibt nur noch wenige Überlebende“ Diese
Szenerie ist es, die sich Martyrion aus Köln annehmen.
Die Band um Frontmann David Schäfer gibt es bereits seit
2006, allerdings stiess der Shouter erst vor kurzem zum
Melodic-Death-Quintett. Diese Besetzung brachte frischen
Wind in die Truppe und 2015 wurde ihr Jahr. Auftritte
auf den Bühnen vom Out & Loud-Festival und Metal
Frenz-Open-Air sowie die Entstehung und Produktion des
hier vorliegenden Longplayers „Our Dystopia“.
Musikalisch gesehen bewegen sich die Jungs im Melodic
Death Bereich, bedienen aber in ihren Songs verschiedene
Subgenres. Neben einprägsamen Melodien „What We Leave
Behind“ und kraftvollen Soli steht die Atmosphäre der
Songs im Vordergrund, was durch spezielles Songwriting
und den Einsatz von Interludien abgerundet wird. Mit dem
Spiel zwischen schnellen und langsamen Parts innerhalb
der Songs „We Are Only Human“, wird zudem ein
facettenreiches Arrangement geschaffen, das die Hörer
der Musik in ihren Bann zieht. „The Storm“ ist zudem ein
einfühlsames Instrumental, das eigenes verworrenes
Gedankengut zum Vorschein bringt und mit dem Schlusssong
„With My Eyes Unaffected“ hat sich der Fünfer sogar an
eine Orchestrierung gewagt. Das Szenario einer
postapokalyptischen Welt spiegelt sich nicht nur in den
Texten wider, die den menschlichen Makel thematisieren
und den Menschen als solchen kritisieren, ohne dabei den
Boden zu verlieren und ohne die genreüblichen Klischees
zu bedienen, sondern die Band bringt dieses Szenario
auch auf die Bühne und somit hin zum Auge des
Betrachters. So treten Martyrion stets in abgestimmten
Outfits – fast schon Kampfanzügen – auf, die individuell
angepasst sind und dem Zuschauer ein postapokalyptisches
Weltbild vermitteln. Der Einsatz von Blut und
Tarnschminke rundet das Ganze dann nochmals ab. Klasse
Album einer Band mit viel Potenzial. Oliver H.
Punkte: 8.3 von 10
|
|
|
|
ANOTHER LOST YEAR – Alien Architect EMP Label
Group/Musikvertrieb Ist noch schwierig, diese
Gruppe einzuordnen – einerseits hart und auf eine Art
und Weise rau, auf der anderen Seite fragil, eher glatt
wirkend… Die Jungs aus dem grossen Kontinent ennet des
Atlantik spielen eine Art von Rockmusik, die
stellenweise an moderne Acts wie Breaking Benjamin (da
hat das Promo-Blättchen recht) erinnert, aber auch an
Papa Roach, Rev Theory oder auch Art Of Anarchy.
„Holding On – Letting Go“ erinnert sogar kurzfristig an
The White Stripes (zum Glück nur am Anfang). „Wolves“
als zweiter Track schlägt da die härteren Töne an, da
könnten auch Sevendust oder Three Days Grace Pate
gestanden haben. Der Sänger macht seine Sache mehr als
nur ordentlich, er legt die Betonung an die richtigen
Stellen und kommt mit seinem raueren Gesang, welcher
aber auch zerbrechlich wirken kann (wie beispielsweise
bei „Memories“) und in einem Song auch beides mit
einbringen kann – ich sage nur „We All Die Alone“, ein
Gänsehaut-Track! Klar könnte man hier generell mosern,
dass die Produktion immer noch zu perfekt ist, dass eine
gewisse street credibility von Nöten wäre, um
authentisch wirken zu können - ich persönlich sage:
Scheiss drauf, die Platte als Gesamtes tönt geil und
rockt sich schön gepflegt über die staubigen Highways,
mit allem Grausamen und Schönen. Wer also nach einer
wirklich guten, soliden und abwechslungsreichen
Rock-Scheibe sucht, der wird hier fündig – Puristen
dürfen gerne weiter stänkern, verpassen aber definitiv
was. Wie würde mein Schreibkamerad Hardy so schön
anmerken? Reinhören! Toby S.
Punkte: 8.0 von 10
|
|
|
|
ANCILOTTI – Strike Back Pure Steel
Records/Musikvertrieb Strike Back ist das
Zweitwerk der italienischen-Ancilotti-Familien-Band.
Zumindest sind dreiviertel der Band miteinander
verwandt. Musikalisch wird eine spannende Mischung aus
treibendem (True-) Heavy Metal und Hard Rock geboten.
Dies geschieht auf durchwegs hohem Niveau. Einzig einen
All-Time-Hit vermisse ich. Streiten lässt sich vor allem
über den teilweise arg gepressten Gesang. Dieser klingt
durchaus ein wenig in Richtung Lemmy oder Chris
Boltendahl (Grave Digger) und hat das Pozential, über
die gebotenen 48 Minuten anzufangen zu nerven. Dagegen
ist aber zu halten, dass Barde Bud weitgehend hohe
Tonlagen meidet, und uns somit ein für mich negatives,
aber leider Genre typisches Element, erspart. Wer sich
an Bud’s Gesang gewöhnt oder diesen gar toll findet, der
wird an «Strike Back» seine Freude haben. Den Heavy
Metal zelebrieren Ancilotti mit einem schönen Grave
Digger-artigen Gerumpel, welches treibend aus den
Speakern pulsiert. Dazu kommen Refrains, die durchaus
eingängig sind. Die grösste Stärke von Ancilotti sehe
ich aber in ihrer Offenheit. Diese wird mit den Hard
Rockern „Firestarter“, „The Beast Is Rising“ und „Life
Is For Livin“, dem Zwischending „Never Too Late“ und dem
Rocker „When Night Calls“ zelebriert. Für eine Lärmpause
sorgt die Ballade „Lonely Road“. Anfang und Schluss der
elf Lieder und somit den Rahmen bilden aber die Heavy
Metal-Lieder. «Strike Back» ist eine tolle Scheibe,
welche aber wohl trotz ihrer Klasse in der ganzen
Veröffentlichungs-Flut untergehen wird. Schade
eigentlich! Roger W.
Punkte: 8.0 von 10
|
|
|
|
SUICIDE BY TIGERS – Suicide By Tigers Smilodon
Records Südschweden ist schon seit längerem
bekannt als gesunder Närboden für die Entstehung
etlicher Rock'n'Roll Bands. Diese Tradition wird mit
Suicide By Tigers weitergeführt. Der musikalische Fokus
liegt bei dynamischem Bluesrock mit harten Gitarren und
starken Melodien. Beeinflusst wird die Gruppe durch den
Sound der Briten Free, Taste oder den legendären Led
Zeppelin. Sie teilen ihre Zuneigung zu den späten
Sechzigern und frühen Siebzigern und würzen diese mit
einer Prise Moderne. Das Quartett besteht aus Nils
Lindström (Gesang), Petter Rudnert (Gitarre), Peter
Broch (Bass) und Johan Helgesson (Drums und Percussion).
Im Vorfeld haben alle vier in diversen Bands gespielt
und so ihre Erfahrungen über die Jahre gesammelt. Nun
ist es an der Zeit, ihren Sound à la Deep Purple oder
Thin Lizzy unters Volk zu bringen. Technisch ist die
Platte überzeugend produziert und auch die Stimme von
Nils Lindström ist einwandfrei. Stellenweise hört man
den jungen Chris Cornell, aus frühen Soundgarden-Tagen
heraus. „Fox On The Run“ oder auch „Keep On Smiling“
sind gute Hörbeispiele dafür. Der Sound liegt aber über
das ganze Album gesehen näher am Blues als am Rock und
fällt daher ein bisschen zu langsam und düster aus –
jedenfalls nach meiner Auffassung. Ein bis zwei peppige
Stücke, die einem das Lächeln ins Gesicht zurück
bringen, wären durchaus nicht verkehrt gewesen. So ist
es durchaus vertretbar, dass die eher kurze Platte nach
acht Tracks (mit Bonustrack auf CD, neun) auch schon
wieder vorbei ist. Zum Schwelgen in guten alten Zeiten
und auch für Fans von Classic-Rock sind Suicide By
Tigers mit Sicherheit eine Erfüllung und ein wahrer
Ohrenschmaus. Oliver H.
Punkte: 8.0 von 10
|
|
|
|
HIGH SPIRITS - Motivator High
Roller Records/Musikvertrieb
Die Herren aus Chicago kommen
hier mit ihren dritten Long-Player «Motivator» daher und
präsentieren uns hier Heavy Rock Metal, der mich stark
an die 80er erinnert. Sänger Chris Black trägt mit
seiner klaren Stimme massgeblich dazu bei. Trotz der
Retro-Mucke klingen Songs wie «This Is The Night» sehr
frisch und lebendig, respektiv gefallen schon nach dem
ersten Anhören. Oder die vielen Twin-Soli, wie am Anfang
von «Reach For The Glory» machen Spass und gute Laune,
sind echt tolle Songs. Mir gefallen auch die oft
gesungenen zweistimmigen Leadvocals. Die
Gitarrenspielereien, wie man sie auch oft bei den
älteren Iron Maiden hört, sind klasse. «Haunted By Love»
erinnert mich instrumental an die Deutschen Trance und
punktet mit einer starken Gesangsmelodie. Und genau
darauf scheinen die Jungs aus Chicago Wert zu legen,
nämlich viel Melodie und Harmonie. Auch treibende
Nummern wie «Down The Endless Road» sind einfach geil
und zeitlos. High Spirits bieten hier also neun starke
Songs, die irgendwo zwischen Hardrock und Heavy Metal
angesiedelt sind, ausgestattet mit sehr hohem
Melodic-Anteil. Die Scheibe macht einfach Freude und
sorgt für gute Laune. Wirklich ein starkes wie
gelungenes Album, sehr hörenswert. Crazy Beat
Punkte:
8.0 von 10
|
|
|
|
SIN STARLETT – Digital Overload
Emanes Metal Records
Gegründet 2005 in Luzern,
schlagen die Herren mit Parolen wie "...packed with
songs that breath the raw, hard-rocking spirit of the
N.W.O.B.H.M...", oder "no trends, no gimmicks – just
pure Heavy Metal..." um sich. Somit ist die Tendenz, was
uns die Hel(l)vetier servieren, schon mal vorgegeben.
Das müsste dann auch optisch so umgesetzt werden, sprich
lange Haare, Leder und viele Aufnäher auf den
Jeansjacken! Da haben wir dann schon mal das erste
kleine Problem. Sehe ich mir die Bandfotos an, könnte
die Mannschaft zu 2/5 auch aus Bankangestellten
bestehen! Spirit des guten, alten, englischen Metals? Wo
denn? Lassen wir das Optische, was auf der Bühne aber
nicht ganz unwesentlich ist, also mal auf der Seite. Ich
bin bei Schweizer Bands immer sehr vorsichtig und den
nationalen Bonus haben sie schon lange nicht mehr, da
der internationale Vergleich jeweils gezogen werden
muss. Was bietet uns der Fünfer somit musikalisch? Mit
dem dritten Album eine hörenswerte Scheibe, die geprägt
ist von Elias kernigen Vocals. Die Innerschweizer
bestechen durch tolle Gitarrenparts und liegen mit ihrem
Sound mehr im Hardrock-, denn im Metal-Bereich. Den
Songs haftet jedoch immer ein gewisses Underground-Flair
an, bei dem ich aber fast überzeugt bin, dass dies
völlig beabsichtig ist. Wer sich also gerne mit Bands
befasst, welche ihren 80er-Helden frönen und dabei
versucht sind einen eignen Weg einzuschlagen und dies
auch sehr authentisch vortragen, hat es verdient, sich
in der heutigen Zeit einer breiteren Masse vorstellen zu
dürfen. Gut gemacht, meine Herren. Tinu
Punkte:
8.0 von 10
|
|
|
|
SURTURS LOHE – Seelenheim Einheit Produktionen
Nach fünf Jahren Funkstille
melden sich Surturs Lohe pünktlich zum 20-jährigen
Bandjubiläum mit ihrem vierten Full-Length zurück, wobei
von der ursprünglichen Besetzung einzig noch Ragnfalt
aktiv mitwirkt. Die Thüringer gehören zur alten Garde
des deutschen Pagan Metal und die Nähe zu den Veteranen
von Menhir, Odroerir, Black Messiah und Konsorten ist
nach wie vor spürbar. Allerdings scheint es bei Surturs
Lohe fast so, als ob die Musik in erster Linie Mittler
für die Geschichten ist, welche man ans Volk bringen
möchte. So startet das Album mit ausgedehnten
Erzählungen zum legendären römisch-deutschen Eroberer
Friedrich Barbarossa. Auch die Songtexte erhalten durch
die deutliche Artikulation und die Variation in den
Stimmen einen narrativen Charakter. Als musikalische
Untermalung dienen nicht nur die bei dem Genre zu
erwartenden angeschwärzten Gitarrenriffs und
zweistimmigen Leads, sondern öfters auch sanft gezupfte
Gitarren und engelsgleicher Damengesang, wie im mit
einem geheimnisvollen Schleier belegten Titelsong
'Seelenheim'. Die pagane Note wird durch das hin und
wieder erklingende Blockflötenensemble etwas verstärkt.
Etwas aus dem Konzept fällt 'Schwertleite', in welchem
ein alt klingendes Klavier die Begleitung übernimmt und
so eine ganz andere Stimmung hervorruft. Das sehr
vielschichtige 'Schildwacht' fasst das Album nochmals
zusammen und schliesst es stimmig ab. Mit Surturs Lohe
kann Thüringen die lange Tradition des Pagan Metal
weiter erfolgreich hochhalten. Patrica L.
Punkte:
8.0 von 10
|
|
|
|
|
|
|
MAVERICK - Big Red Metalopolis Records
Dies ist der zweite Rundling der
Herren aus Dublin und führt musikalisch den Weg des
2014er Debüts «Quit Pro Quo» konsequent weiter. Griffige
Melodien, gute Hooklines, geile Gitarrenriffs und etwas
dreckige, aber sehr melodiöse Gesangslinien. Das Ganze
klingt etwas amerikanisch, so in Richtung Firehouse oder
etwas Slaughter. Dann klingt es bei «The One» leicht
nach Volbeat oder nach Mötley Crüe, wie das lebendige
«Mademoiselle». «Forever» könnte glatt als
Scorpions-Song durchgehen, jedenfalls was die Gitarren
anbelangt. Ihr seht oder besser hört, das die Gebrüder
Balfour und ihre Mitmusiker hier sehr vielseitig
agieren. Vor allem die Stimmvielfalt von Sänger David
Balfour steht dem Album sehr gut. Und so melodiöse
Gesangsmelodien wie bei «Whiskey Lover» zeigen, dass die
Iren Songs mit Sucht- und Hitpotenzial schreiben können,
ganz starker Song. Dasselbe gilt für das schnellere,
aber nicht weniger interessante «Renegade». Zum Schluss
gibt es dann noch eine typische Ami Ballade namens «Fly
Away» mit viel akustischer Gitarre, und einfach sehr
schön. Toller Abschluss für ein gelungenes Album, das
mit elf rockigen spannenden Tracks glänzt. Sehr gut
dargeboten, und der verwöhnte Hardrock-Fan sollte hier
auf jeden Fall rein hören. Crazy Beat
Punkte:
8.0 von 10
|
|
|
|
LES DISCRETS – Virée Nocturne
Prophecy Productions Damit man bei der zweiten
Ausgabe des labeleigenen Prophecy Fest nicht mit leeren
Händen erscheinen musste, haben Les Discrets als
Appetitanreger für das anfangs 2017 erscheinende
Studioalbum "Prédateurs" vorab eine EP produziert und
diese dort erstmals unter die Leute gebracht. Auf dem
Tonträger finden, neben dem exklusiven Song "Capricorni.
Virginis. Corvi", ein Demo eines weiteren neuen Stückes
("Le Reproche") und einen Remix von "Virée Noturne"
Platz. Die EP den langjährigen Fans die Möglichkeit,
sich innerlich auf die musikalische Veränderung
vorzubereiten, welche die Band kürzlich angekündigt hat.
Man wandelt neu auf den Spuren von Bands wie Portishead,
Massive Attack, Lana Del Rey oder Pink Floyd. Die
Kompositionen sind elektronischer, mit dem Synthesizer
als zentrales Instrument. Trotz des stilistischen
Wandels kann man sich in den Songs genauso verlieren. Da
sich Fursy Teyssier in den vergangenen Jahren intensiv
mit der grafischen Kunst beschäftigt hat, bindet er
diese neu direkt in die Musik mit ein. Um die
Veröffentlichung des neuen Albums zu gestalten, arbeitet
er mit einem aussenstehenden Grafiker, dem Briten Chris
Friel, zusammen. Patrica L.
Punkte:
keine Wertung
|
|
|
|
VOLA - Inmazes Mascot
Records/Musikvertrieb Wir habe es hier mit einem
Debüt-Album zu tun und die Band dazu stammt aus
Dänemark. Die Musik befindet sich in der Schnittmenge
aus Mathrock, New Artrock und Prog Metal. Beginnt das
Ganze noch mit einem ultrazähen Meshuggah-Riff und
megadüster, schwenkt man dann in einen schönen
melodiösen Refrain ein. Auch der Nachfolge Song «Strey
Te Skies» beginnt megaschwer mit tief gestimmten
Gitarren, melancholisch und auch schwer der folgende
Refrain. «Starburn» beginnt wie ein alter Pink Floyd
Song und mündet wieder in ein schweres Gitarrenriff,
untermalt von breiten Keys. Man kann schon Prog-Züge
erkennen unter all dem schweren Zeugs, man braucht aber
eine Weile, um das alles raus zu hören. «Owls» kommt
dann mit einem wilden Drum / Gitarrengewitter, mündet in
einen röhrenden, verzerrten Bass der den kranken Gesang
begleitet, bevor die Gitarren wieder loskrachen. «Your
Mind Is A Helpless Dreamer» dürfte man dann als sehr
modernen Prog-Rocker ansehen, beziehungsweise anhören.
Das ruhige «Emily» hat dann einen kleinen Porcupine Tree
Touch. Das könnte man nachfolgend von den folgenden
Songs «Gutter Moon» und «Feed The Creatures» auch
behaupten. Puhh..., also keine leichte Kost. Vola lassen
sich vom Musikalischen her nirgends einordnen, aber die
spannungsgeladene Atmosphäre zieht sich durch den ganzen
Rundling hindurch und fordert den Zuhörer. «Inmazes» ist
sicher keine musikalische Massenware, aber durchwegs
hörenswert und spannend. Crazy Beat
Punkte:
7.9 von 10
|
|
|
|
BRUJERA – Pocho Aztlan Nuclear
Blast/Warner
„Pocho Aztlan“ ist der neuste
Streich der Death Metaller von Brujera. Seit 16 Jahren
haben sie nichts Neues mehr auf den Markt gebracht. Mit
der Ruhe ist aber nun Schluss. „Pocho Aztlan“, was so
viel heisst wie „Gelobtes Land“, ist der Mix aus Aztlàn,
der angeblichen Heimstätte der Azteken und der
Geburtsstätte vieler US-Amerikaner mexikanischer
Abstammung. Juan Brujo, Sänger und Mastermind der Band
ist selbst zwischen diesen beiden Welten hin- und
hergerissen. Deshalb ist es für ihn selbstverständlich,
dass alle Lyrics in spanischer Sprache eingesungen
worden sind, um den Songs und die darin verarbeiteten
Themen und Gefühle, die Echtheit zu verleihen, die der
Band wichtig sind. Das Album ist gespickt mit dreizehn
Tracks aus Death Metal- und Grindcore-Bereich, und auch
die Texte decken diverse Themensparten ab. Auf „Pocho
Aztlan“ finden sich Titel über Pablo Escobar „Plata O
Plomo“, fragwürdige schräg eingefahrene Drogentrips
„Isla De La Fantacia“ oder eine überarbeitete
Coverversion der legendären Dead Kennedys. Anstatt
„California Über Alles“ wird hier „California Über
Aztlan“ gehuldigt. Andere beliebte Themen beziehen sich
auf den mexikanischen Old-School-Machoismus, welchen sie
mit „Culpan La Mujer“ (Blamiere die Frauen) zum Besten
geben. Ansonsten erwartet die Hörerschaft druckvolle und
schnelle Nummern, die im Ansatz auch dem Punk zuzuordnen
sind. Juan Brujo’s Stimme ist allenfalls zu Beginn etwas
gewöhnungsbedürftig, dies könnte allerdings mehr an der
Sprache liegen, da diese für unser Ohr eher ungewohnt
ist. Mit der Zeit passt sie aber immer besser zum Sound
und unterstützt grunzend das Gesamtkonzept. Brujera ist
sicherlich mal etwas anderes und bietet Abwechslung zu
den englischsprachigen Bands dieses Genres.
Oliver H.
Punkte:
7.9 von 10
|
|
|
|
GUNS OF GLORY - Strafing Run Pure Rock
Records/Musikvertrieb Yeah! Arschtretender
Rock'n'Roll vom Feinsten aus Finnland. Auch mit ihrem
zweiten Rundling rocken die Nordlichter in bester AC/DC,
Krokus, Nashville Pussy, Rose Tattoo Manier voll
drauflos. Nix wirklich Neues, aber scheissegal, es
rockt! «Running From Glory» kriegen auch Angus und Co.
nicht besser hin (in der aktuellen Besetzung sowieso
nicht), oder «Devil In Me», Rose Tattoo lassen grüssen.
Alle zwölf Tracks gefallen und es rockt einfach. Petris
rauchige Stimme und die immer etwas bluesig getränkten
Gitarren bilden ein gutes Gemisch. Auch wenns mal ein
wenig weniger wild zugeht wie beim tollen «Dont You
Know». Ha und «Till We Die» weist sogar 'ne echte
Motörhead Schlagseite auf, einfach klasse die Jungs. Und
auch wenn man viele ältere AC/DC ähnliche Gitarrenriffs
hört oder auch Krokus like Gitarren, so kriegen die
Songs durch Petris Stimme ihren eigenen Touch. Ich kann
dazu nicht mehr sagen als kaufen, Anlage aufdrehen und
abrocken. Guns Of Glory sind einfach geil und machen
zeitlose Mucke! Punkt und aus!! Crazy Beat
Punkte:
7.9 von 10
|
|
|
|
DANTE FOX – Breathless AOR Heaven/Non Stop Music
Obwohl die Britische Formation Dante Fox nicht
gerade durch Fleiss auffällt, hat sie sich in
AOR-Insiderkreisen einen ausgezeichneten Ruf erarbeitet.
Die Gründung der Band reicht bis ins Jahr 1989 zurück,
das Debüt „Under Suspicion“ erschien dann aber erst
1996. Vielleicht hätten Dante Fox heute einen höheren
Status, wäre das erste Album noch ende der 80er
erschienen, als Melodic einen deutlich höheren
Stellenwert hatte. Nichtsdestotrotz beweist die Band
eisernen Durchhaltewillen, nach dem Motto Klasse statt
Masse. Zwanzig Jahre später erscheint nun mit
„Breathless“ der fünfte Longplayer. Grundlegende
Änderungen gibt es dabei nicht. Nach wie vor thront die
Stimme von Sue Willetts mit ihrer Intensität über dem
Sound von Dante Fox. Aber auch die Backingband, allen
voran Gitarrist Tim Manford und Keyboarder Eric Ragno,
machen eine ausgezeichnete Figur. Ebenso ist die
Rhythm-Section nicht von schlechten Eltern und verleiht
dem Sound ein stabilies, druckvolles Fundament. Die
Gitarre und das Keyboard halten sich die Waage und
lassen sich gegenseitig Platz zur Entfaltung.
Musikalisch widmet man sich dem klassischem AOR, ist
sich dabei aber nicht zu schade, auch Pop-Elemente zu
integrieren. Mit einem dezenten Country Anstrich beweist
man aber auch Kreativität und Individualität. Man
verliert zudem den Rock als Basis nicht aus den Augen
und vermeidet in allzu seichte Gewässer abzudriften.
Zudem hat man anständiges Songmaterial in petto. Die
ganz grossen Songs kann man zwar auch nicht bieten, im
Vergleich lassen Dante Fox aber so manchen Konkurrenzact
hinter sich. Chris C.
Punkte:
7.8 von 10
|
|
|
|
CRY OF DAWN – Cry Of Dawn
Frontiers Music/Musikvertrieb
Bei «Cry of Dawn» handelt es
sich um ein neues Projekt des schwedischen Sängers Göran
Edman. Dieser wiederum dürfte dem Einen oder Anderen
bekannt sein. Immerhin war er schon auf über fünfzig
Veröffentlichungen zu hören. Seine bekannteste
Zusammenarbeit dabei war mit Sicherheit die mit Yngwie
Malmsteen, aber auch für John Norum, Brazen Abbot oder
Glory stand Göran schon hinter dem Mikro. Egal ob
Classic Metal, Progressiv Rock oder AOR, Mr. Edman ist
mit seiner sauberen, kraftvollen und soulbeinflussten
Stimme definitv einer der besseren Sänger. Nun, für Cry
of Dawn hat der gute Mann ein paar nicht ganz unbekannte
Musiker um sich gescharrt, die nebst dem Einspielen der
Instrumente auch am Songwriting massgeblich beteiligt
waren. Das wären Michael Palace (Guitars/Bass), Sören
Kronqvist (Keyboards) und Daniel Flores
(Drums/Keyboards). Musikalisch hat man zusammen ein
fundiertes AOR/Melodic Album abgeliefert. Man legt dabei
offensichtlich viel Wert auf Drive und markante
Hooklines. Dabei verliert man sich selten in belanglosem
Gedudel, sondern treibt die Songs voran, wobei die
Melodien eingängig strukturiert wurden. Obwohl die
Gitarre mit satten Riffs in Erscheinung tritt, wird sie
aber allzu oft vom Keyboard in die zweite Reihe
verbannt, was den Gesamteindruck manchmal schmälert.
Ausgeglichen wird das teilweise durch die voluminöse
Produktion von Drummer D. Flores. Nach eigenen Angaben
orientiert man sich an Night Ranger, Journey, Bad
English und Starship. Das kann so stehen gelassen
werden. Fans der genannten Bands können also bedenkenlos
ein Ohr voll riskieren. Chris C.
Punkte:
7.7 von 10
|
|
|
|
SEVEN – Shattered Escape
Music/Non Stop Music
Achtung: Bei Shattered handelt
es sich weder um ein Album der Tschechischen Melodic
Metaller Seven, noch um eines des Schweizer Soulsängers,
noch um eines der gefühlten 1000 anderen Bands desselben
Namens. Diese Seven kommen aus Grossbritannien, spielen
AOR, brachten Anfang 90er-Jahre zwei Singles raus,
lösten sich schnell wieder auf und sind seit 2014 wieder
aktiv. «Shattered» ist das zweite Album seit 2014 – und
überhaupt. Es bietet gepflegten typischen AOR, welcher
teilweise etwas härter durch die Boxen dröhnt. Ein
erfreulicher Umstand, weil ich in der Regel schon an
plötzlichen Müdigkeitsanfällen leide, wenn ich die
Bezeichnung AOR nur schon höre. Zu lasch klingen mir
viele CD’s aus diesem Bereich. Die britischen Seven
mischen ihrem Adult Oriented Rock eine schöne Prise Hard
Rock bei. Dabei kommen Perlen wie „Fight“ heraus, in dem
mich der Sänger entfernt an Scorpions-Fronter Klaus
Meine erinnert. Ebenfalls in diese Richtung gehen
„Taking Over“, „High Hopes“ (mit Hitpotential), „Live
This Life“, „A Better Life“ und mit Abstrichen der
Eröffnungstrack „Light Of 1000 Eyes“. Bei elf Liedern
insgesamt sind also eine schöne Menge Rocker dabei.
Dadurch verschmerzt man auch die AOR typischen
schnulzigeren Hausfrauen-Lieder. Shattered könnte mit
seiner Mischung also durchaus den Soundtrack für den
modernen Hausmann-Metaller sein. Zumal die Musik beim
Kochen (selber ausprobiert) tatsächlich eine schöne
Atmosphäre schafft. Das musikalische Niveau ist durchaus
hoch, die Melodien sitzen und schmeicheln auch bei den
treibenderen Stücken die Ohren. Wer es also ansatzweise
kuschlig mag, wird hier bestens bedient. Einzig über den
ausgelutschten Bandnahmen lässt sich herrlich streiten.
Aber schlussendlich muss jede Band selber wissen, ob sie
im Internet gefunden werden will oder nicht. Eine Sache
die bei dieser Gruppe sehr schwierig war. Bleibt zu
hoffen, dass sie wenigstens mit ihrer Musik ein wenig
auffallen können. Das Potential dazu ist auf kleinem
Niveau durchaus vorhanden. Roger W.
Punkte:
7.5 von 10
|
|
|
|
INQUISITION – Bloodshed Across The
Empyrean Altar Beyond T... Season Of Mist/Irascible
Inquisition gehören zu den
Bands, die man sofort wiedererkennen würde, selbst wenn
nur Gesang oder nur die Gitarren zu hören wären. In
Kombination schaffen es die beiden immer wieder, eine
Atmosphäre aus kosmischer Finsternis zu zaubern. Dazu
helfen natürlich die okkulten, mystischen Texte genauso
wie der homogen wirkende Sound. Nach dem kurzen Intro
beginnen die stellaren Riffs, die Realität wie durch
einen Malstrom angezogen zu verzerren. Das Gefüge
unserer Wirklichkeit wird brüchig während Dagon
altvordere Gottheiten anruft (‘Wings Of Anu’), was dem
Kenner von Inquisition nicht wirklich neu vorkommen
wird. ‘A Black Aeon Shall Cleanse’ beginnt ruhiger, mit
fast schon epischen Gitarren, und hört nach exakt fünf
Minuten mit monotonem Galopp auf. Der Hörer ist befindet
sich nun in einem alten Mausoleum gigantischen
Ausmasses. Bei ‘The Flames of Infinite Blackness Before
Creation‘ zeigen sich immer mal wieder Verwandtschaften
zu Blut Aus Nord, dissonante Gitarrenbegleitungen zu
repetitiven Riffs verpassen dem Lied einen Hauch Epos.
Dieser klingt noch immer durch die Ruinen des Bauwerkes,
während der Hörer mit angespannter Neugier immer weiter
in das Labyrinth vordringt. Nach einer Stunde ist die
Reise dann abgeschlossen, die Welt verdichtet sich
wieder und nimmt Substanz an. Genauso wie das Götzenbild
mit Tentakeln und Fledermausflügeln. Tristan
Punkte:
7.5 von 10
|
|
|
|
TEMPERANCE - The Earth Embraces Us
All Scarlet Records
Ein spannendes Drittwerk
präsentieren uns die Italiener Temperance. «Auf The
Earth Embraces Us All» vermischen sie ihren Melodic
Metal mit progressiven Elementen, Pop, dezentem Folk und
symphonischen Elementen. Beim Lied „Maschere“ wechselt
Sängerin Chiara Tricarico gar in ihre Muttersprache.
Abwechslung wird also gross geschrieben, zumal auch
Opern-Elemente, tiefe männliche Growls und ein Duett mit
einem unbekannten Barden eingebaut werden. Temperance
rocken hier ohne Scheuklappen und gewinnen zwischen
zuckersüss und knüppelhart. Für mich überzeugt Frau
Tricarico vor allem dann, wenn sie nicht allzu hoch
singt. Um natürlich dann, wenn sie auf italienisch sing.
Wenn die holde Dame aber in hohe Lagen wechselt, wird
aus genialer Härte, barbie-artiges Gepiepse. Das kann
man gut finden, muss es aber nicht. Dafür aber das ganze
Album schlecht zu reden, wäre falsch. Denn die positiven
Aspekte überwiegen klar. Wo die Band allerdings komplett
nichts sagend an mir vorbei rauscht, betrifft die beiden
überlangen Lieder. Und das, obwohl für mich solche Songs
sonst zu den Albumhighlights zählen. Vielleicht wäre das
aber bei einem Konzert, mit entsprechendem Licht
untermalt, ganz anders. Wer Bands wie Nightwish, Within
Temptation und Konsorten toll findet, kann durchaus auch
an diesem Temperance–Werk Freude haben. Für den grossen
Durchbruch reicht das hier Gebotene zwar nicht, aber
immerhin für den Status eines kleinen Genre-Highlights.
Roger W.
Punkte:
7.5 von 10
|
|
|
|
|
|
|
IN FLAMES – Sounds From The Heart Of Gothenburg
Nuclear Blast/Warner Worauf „In Flames“ drauf
steht, ist auch „In Flames“ drin. Es handelt sich
hierbei zwar um nichts Neues der Schweden, ist aber mit
Sicherheit ein gelungenes Fanpaket in Bild und Ton.
Zwanzig Songs ist die DVD-Setlist schwer und in den
anderthalb Stunden konzentrieren sich die Mannen um
Anders Frieden auf ihre gesamte Songhistorie. Die
jüngeren Ohrwürmer „Through Oblivion“ und „Rusted Nail“
hämmern auf die Köpfe der textsicheren Fans in der Arena
ein, doch auch Old School Klassiker wie „Cloud
Connected“ oder der kompromisslose Finisher „Take This
Life“ werden frenetisch abgefeiert. Augenmerklich hat
die Band mit der Wahl der Setlist alles richtig gemacht,
was in Anbetracht der grossen Auswahl sicherlich nicht
einfach war. Das Ergebnis aus Video und Musik ist auch
diesmal wieder eine intensive Performance, wie fast nur
In Flames sie abliefern können – ob rasante
Pyro-Elemente, ein Meer aus leuchtenden Handys zum
melancholischen „With Eyes Wide Open“, Circle Pits oder
fliegende Crowdsurfer! Bei ihrem Heimspiel lassen die
Vollbärtigen keine Sekunde zum Atmen und liefern einen
fetten Vorgeschmack auf ihr kommendes Album, das noch
dieses Jahr erscheinen soll. Angeblich experimentiert
die Band, die mittlerweile nur noch unter dem Genre
„Metal“ verbucht wird, wieder mit Ohrwurmmelodien,
kratzt an neuen Horizonten, jedoch ohne ihre Fans zu
verschrecken. Anders macht dazu die klare Ansage: „Wenn
du die ersten Sekunden der nächsten Single hörst, weisst
du sofort – das sind In Flames!“ Doch jetzt gibt es
zuerst einmal etwas auf die Augen. Taucht ein in den
Klang von Göteborg. Oliver H.
Punkte:
keine Wertung
|
|
|
|
SAHG – Memento Mori Indie
Recordings/Irascible
Die 4 Norweger waren zwar nie
ein Garant für extrem eingängige, dafür umso
atmosphärischere Mucke. Das stellen sie nun mit „Memento
Mori“ wieder unter Beweis, und nur schon beim Opener
„Black Unicorn“ wird klar, dass man den Albumtitel ernst
meint – alles klingt förmlich nach dem endgültigen
Abgang, mal direkter, mal sphärischer, immer begleitet
von der ruhigen, eindringlichen Stimme des Sängers Olav
Iversen. „Devilspeed“ ist dann das Gegenteil, hier wird
in einem ziemlich deftigen Tempo gebolzt und geschrien,
quasi mit Vollgas in die Gruft und ins Jenseits. „Take
It To The Grave“ trumpft dann mit mönchsartigen Chören
auf, die von melancholisch verzerrten Gitarrenklängen
unterbrochen werden. Dieses ganze Schema zieht sich
durch die Scheibe hindurch und macht eines deutlich:
Sahg haben mit „Memento Mori“ ein Album erschaffen, das
den Titel mehr als nur zu Recht trägt – hier wird mit
jeder Note Abschied, Tod und Trauer, aber auch eine
gewisse Wut und Frustration intoniert. Wer mit Bands wie
Memory Driven oder Orchid etwas anzufangen weiss,
bekommt hier echt guten Nachschub für die Lauscher.
Etwas exotisch klingend teilweise, wie unter
Drogeneinfluss, aber nichts desto Trotz sehr intensiv.
Toby S.
Punkte:
7.5 von 10
|
|
|
|
USURPRESS - The Regal Tribe
Agonia Records
Leider entzündet "The Regal
Tribe" auch nach einigen Durchläufen nur ab und zu einen
kleinen Funken. Was verflucht schade ist, denn das
Quartett aus Uppsala liefert wirklich soliden
schwedischen Todesstahl der nonstop zwischen
Aggroattacken, ruhigen Melodieparts und zähem Midtempo
hin und her pendelt. Alle Mitglieder sind alte Hasen der
Szene, zelebrieren ihren selbsternannten Death/Sludge
Metal aber trotz interessanten Kompositionen viel zu
gebremst und zu gut produziert um meine archaisch
gelagerten Testosterondrüsen zur Ausschüttung bewegen zu
können. Verflucht schade auch, dass Sänger Stefan
Pettersson's Stimme viel besser in ein schmutzigeres
Klanggewand passen würde, aber sobald aufs Gaspedal
gedrückt wird, fast wie ein (gutartiger) Fremdkörper
wirkt. Gutes Album, das mit einer amtlichen Portion
Eier, Blut und Schweiss grandios geworden wäre. In
dieser Form wirken USURPRESS aber wie ein
muskelbepackter Höllenhund der befürchtet, wegen zu
schlechten Benehmens eins mit dem Elektroschockhalsband
verpasst zu kriegen. Einen Bonuspunkt lass ich aber noch
für das coole Cover springen und hoffe, dass dieses
Album irgendwann in einer eitrigen, remixten Variante
seinen Weg zu mir finden wird. Reinhören und selbst
entscheiden. Hardy
Punkte:
7.5 von 10
|
|
|
|
MISS BEHAVIOUR – Ghost Play AOR
Heaven/Non Stop Music
Nach den Alben „Heart Of
Midwinter“ (2006), „Last Woman Standing“ (2011) und
„Double Agent“ (2014) erscheint nun der vierte Streich
mit dem Titel „Ghost Play“. Die beiden Bandgründer Erik
Heikne (Guitars) und Henrik Sproge (Keyboards) scheinen
nach diversen Line-Up Wechseln nun ein stabiles
Bandgefüge gefunden zu haben. Dies wirkt sich auch
positiv auf das neue Album aus. Vor allem mit den ersten
zwei Outputs tummelte man sich unter „ferner liefen“
höchstens im Mittelfeld der AOR/Melodic Szene. Schon auf
dem letzten Album war aber eine Steigerung, vor allem im
Wiedererkennungswert der Songs, auszumachen. Dies konnte
nun auch auf „Ghost Play“ fortgeführt werden. Obwohl es
für den grossen Hit nicht reicht, klingt das
Songmaterial homogener und charismatischer als auch
schon. Dem Stil sind die Jungs dabei treu geblieben. Man
schafft eine epische Grundstimmung und integriert viel
Bombast in die Tracks. Das eigentliche Manko konnte man
aber, trotz dieser postiviven Entwicklung, nicht
ausmerzen. Durch fehlende Individualität entsteht eine
gewisse Austauschbarkeit. So kann man aus der Masse
nicht hervor stechen. Für anhaltenden Erfolg wäre aber
genau das unbedingt nötig. So oder so, das Album weist
keine handwerklichen Mängel auf, kann aber auch nicht
wirklich aufhorchen lassen. AOR und Melodic Freaks
werden es aber mit Sicherheit nicht verachten.
Chris C.
Punkte:
7.3 von 10
|
|
|
|
KRYPTOS - Burn Up The Night AFM
Records/Musikvertrieb Vor gut einem Monat
spielten Kryptos als Support von Exodus im Z7 und
hinterliessen einen mehr als nur guten Eindruck. Heavy
Metal aus Indien ist ja nicht gerade sehr verbreitet und
die Truppe um Nolan Lewis (g/v) fand sich in der ersten
Formation bereits 1998 zusammen. Die ersten Jahre
gehörten dem kontinuierlichen Aufbau in der Heimat und
dies quasi unter Ausschluss der hiesigen Metal-Gemeinde
so zu sagen. Sechs Jahre später trugen diese Bemühungen
jedoch Früchte und folgten in Form des respektablen
Debüts «Spiral Ascent», womit die Türe zur Welt
aufgestossen wurde. Ganz dem traditionellen Heavy Metal
der frühen Iron Maiden, Judas Priest und Konsorten,
unter anderem auch Coroner (!) verpflichtet, folgte 2010
für die Inder die erste Tour durch Europa. Drei Jahre
später hiess es dann bereits Kryptos plays Wacken! Dies
kriegte ich jedoch nicht bewusst mit, auch wenn man im
letzten Jahr gar mit Death Angel unterwegs war.
Nichtsdestotrotz ist nun das vierte Studioalbum mit dem
Titel «Burn Up The Night» am Start und ruft nach wie vor
die Vibes der NWOBHM in Erinnerung. Der Opener
«Blackstar Horizon» ist recht flott gehalten und Nolans
Gesang erinnert dabei frappant an Mille von Kreator.
Ähnlich bollert «Full Trottle» daher und lässt durch
exzellente Gitarrenarbeit aufhorchen. Die Soli werden
wieselflink und sauber gespielt. Etwas gedrosselter
erklingen «The Summoning» oder auch «Unto Elysium», wo
die Instrumentierung innerhalb des 80er-Spektrums
durchaus funktioniert, aber der zu gleichförmige Gesang
bereits beginnt anzuecken. Das ist insofern schade, dass
der schnellere, an die alten Iron Maiden erinnernde
Track «Waverider» dadurch an Glanz verliert. Insgesamt
und dank der ordentlichen, aber nicht umwerfenden
Produktion sowie der positiven Live-Erfahrung ist der
Exoten-Bonus nicht zwingend nötig, um im Gespräch zu
bleiben. Die Gesangsleistung ist mir persönlich aber zu
dürftig, da diese leider unter Mangel an Varianz
leidet. Live fiel das allerdings nicht so auf.
Rockslave
Punkte:
7.0 von 10
|
|
|
|
VADER - Iron Times (EP)
Nuclear Blast/Warner Die Polen um Piotr „Peter“
Wiwczarek werden trotz über 30-jährigem Bestehen und
betreffend Anzahl der Veröffentlichungen als eine der
produktivsten Death Metal Bands angesehene Truppe nie
meine persönlichen Favoriten werden. Wer sich mit
anderen Bands aus dem aktuellen Labelroster
identifizieren kann, wird wahrscheinlich aber genau
deshalb ziemlich steil gehen ab dieser Vorab-EP zum im
November erscheinenden neuen Album "The Empire". Zwei
neue, knackig kurze Songs sowie jeweils ein Cover von
Panzer X's düster-groovigem "Piesc I Stal" und
Motörhead's death'n'rolligem "Overkill" wuchten "Iron
Times" auf "stattliche" vierzehn Minuten Laufzeit. Und
da alle vier Songs eine deathmetallisch polierte
Motörhead-Atmosphäre verbreiten und auch die
Coverzeichnung von Motörhead-Visualist Joe Petagno die
Marschrichtung unterstreicht, ist "Iron Times"
eigentlich gar nicht so abstossend geworden wie
befürchtet, sondern verschafft mir im Gegenteil sogar
ein bischen Laune. Reinhören und selbst entscheiden.
Hardy
Punkte:
keine Wertung
|
|
|
|
SOL INVICTUS – The Last Man
Prophecy Productions Um für ihr kommendes
Studioalbum ordentlich die Werbetrommel zu rühren,
veröffentlichen Sol Invictus, die inzwischen bald
dreißig Jahre im Neofolk-Zirkus unterwegs sind, wie
gewohnt eine Vorab-Single. Auf der A-Seite der
7''-Schallplatte nimmt der mit rhythmischen Frauenchören
hinterlegte, apokalyptisch anmutende Titelsong seinen
Platz ein. Auf der B-Seite erhält Tony Wakeford's
markante Stimme noch mehr Erzählcharakter, womit der
gute Herr voll in seinem Element ist. "Your Master's
Voice" ist exklusiv auf dieser Single zu hören.
Patrica L.
Punkte:
keine Wertung
|
|
|
|
ALMAH – E.V.O. Pride&Joy Music
Der ehemalige Angra-Sänger Edu Falaschi kommt mit dem
mittlerweile fünften Studioalbum von Almah um die Ecke.
«E.V.O.» ist ein Konzeptalbum geworden, das sich auf die
Beurteilung des Verstandes und der Seele jener Leute
stützt, welche im neuen Zeitalter der Welt «Age Of
Aquarius» leben würden. Musikalisch sind Almah mit
diesem Album zeitweise relativ nahe am ersten
Angra-Album mit Edu, «Rebirth». «E.V.O.» besticht durch
die teils sehr hohen Gesangsparts des Sängers, der damit
einmal mehr unter Beweis stellt, welch begnadeter
Frontmann er ist. Allerdings reichen die Lieder nie an
den Qualitätslevel einer Angra-Scheibe heran. Das liegt
auch daran, dass Angra mit Kiko (auch bei Megadeth in
Lohn und Brot) und Rafael einfach auf zwei absolute
Meister der Gitarren zurück greifen können. Logisch
weisen auf dieser Scheibe hier der Titelsong und
«Speranza» sehr gute Momente auf. Die Lieder packen und
gefallen von der ersten Sekunde an, weil sie sehr
interessant aufgebaut sind. Wie auch «The Brotherhood»,
das mit Klavierpassagen verfeinert wird und die starke
emotionale Ausprägung des Gesanges sofort unter die Haut
geht. Zusammen mit einem an die Melodie angelegtes Solo
haut hier der Brasilianer einen fulminanten Track
heraus. Neben den ruhigeren Parts sind es auch die
schnellen Songs wie «Higher», welche das Album sehr
abwechslungsreich halten. Almah haben erneut ein
interessantes Werk veröffentlicht, das seine Freunde
finden wird. Allerdings muss sich Edu immer mit seiner
sehr prägenden Angra-Vergangenheit messen lassen und da
schafft es auch «E.V.O.» nicht, aus diesem Schatten
hervor zu treten. Das liegt auch daran, dass die Jungs
nicht wissen, ob sie nun in die Angra- oder doch lieber
in die Dream Theater-Ecke («Corporate War») eintauchen
wollen. Tinu
Punkte:
7.0 von 10
|
|
|
|
KHALDERA - Alternation (EP)
Czar of Crickets Productions/Non Stop Music Hier
haben wir es mit einer hiesigen Formation zu tun, die
sich zum Ziel gesetzt hat, instrumentale Songs zu
produzieren. Zähflüssig wie Vulkanlava erklingen die
ersten Töne vom Opener «Impending Tempest», der auf
einmal recht abrupt zu Ende geht und dem Hörer vor ein
paar Fragezeichen stellt. Mit über sieben Minuten
bekommt man im zweiten Song deutlich mehr für sein Geld.
Auch hier ist man langsam unterwegs, ja schon fast im
Stoner Genre wildernd. Die Gitarren von Sven Eiloff und
Simon Jameson erzeugen die gewünschte Atmosphäre die es
braucht, wenn man ohne Sänger auftritt. Ob das aber
ausreicht, muss jeder für sich selber entscheiden da ja
Musik zum Glück Geschmacksache ist. Mir persönlich
gefällt diese EP nach ein paar Anlaufschwierigkeiten
immer besser, da die Kerle ihre Instrumente
offensichtlich beherrschen, was bei Songs ohne Sänger
immens wichtig ist. Mal schauen, was die Zukunft bringt.
Daniel J.
Punkte:
keine Wertung
|
|
|
|
VIKE TARE – Feed The Flames Einheit
Produktionen Vike Tare melden sich für ein
kurzes Gastspiel aus der mehrjährigen Bandpause zurück.
Dem noch unveröffentlichten Material aus der Zeit vor
der Trennung haben die Friesen in den vergangenen drei
Jahren einen Feinschliss verpasst und die Songs nun auf
einen Tonträger gebannt. Dabei wird klar kommuniziert,
dass "Feed The Flames" das letzte Studioalbum der Band
sein wird. Vike Taren liefern relativ simplen, aber
soliden Pagan Black Metal. Hauptzutat sind einfache,
eingängige Melodien, die mit wechselnder
Anschlagsgeschwindigkeit jeweils über längere Strecken
gezockt werden. Mit keifender, oder wie in 'Trutz,
Blanke Hans' und 'Der Fischer' seltener auch klarer
Stimme, wird das traditionelle Nordfriesische Volksfest
Biikebrennen besungen, das jährlich am 21. Februar
stattfindet. Die Thematik widerspiegelt sich ebenso im
Albumtitel und auf dem Cover. Dieses letzte
Lebenszeichen der Band darf sich durchaus sehen lassen
und dürfte bei Genrefreunden Anklang finden.
Patrica L.
Punkte:
7.0 von 10
|
|
|
|
|
|
|
CHUCK MOSLEY AND VUA - Demos for Sale EMP Label
Group Auf dem ersten Werk von Faith No More „We
Care A Lot“ sang dazumal ein gewisser Chuck Mosley.
Dieser hat anscheinend im Jahre 2009 eine Handvoll Demos
veröffentlicht. Diese hat man jetzt überarbeitet und in
ein neues Gewand gesteckt. Acht Songs à la Faith No
More, wie könnte es anders sein, klingen aus den
Lautsprechern meiner Anlage. Auch hier braucht man
unendlich viel Geduld, zünden die Songs doch nicht im
ersten, aber auch nicht im zweiten Durchgang. Tja,
dieser Alternative-Sound bedarf doch schon stärkere
Nerven für den 08/15-Rocker. Anhänger von Faith No More
können sich ja mal eine Prise von Mosley’s Sound
genehmigen und sich ein Urteil darüber bilden, ob sie
nicht lieber dessen neues Werk auf den Plattenteller
legen und anhören möchten. Daniel J.
Punkte:
7.0 von 10
|
|
|
|
HELSTAR – Vampiro EMP Label
Group
Mit der neuen Helstar-Scheibe
geht es mir ähnlich wie mit dem neusten Vicious
Rumors-Album. Es klingt alles sehr gut, technisch werden
die neuen Lieder einwandfrei vorgetragen, aber der
Kult-Faktor fehlt und somit auch das Gefühl, es mit
einem weiteren Highlight des klassischen US-Metals zu
tun zu haben. Logisch schreit sich James Rivera noch
immer die Seele aus dem Leib und die Songs sind eine
Mischung aus straightem Power Metal und verspielter
Gitarrenarbeit. Aber auch Helstar kämpfen mit dem
gleichen Problem wie Vicious Rumors. Nämlich dem, dass
sie sich an ihrer eigenen Vergangenheit messen lassen
müssen, und da haben die Amis mit Platten wie «Remnants
Of War», «A Distant Thunder» und «Nosferatu» Klassiker
veröffentlicht, welche die Szene mitgeprägt haben.
Wahrscheinlich versucht der Fünfer mit dem textlichen
Konzept von «Vampiro» an die Grosstat von «Nosferatu»
heran zu reichen, was aber nicht klappt. Ganz ehrlich,
Songs wie «To Dust You Will Become», «Black Cathedral»
oder «Blood Lust» sind Kracher und im Vergleich zu den
heutigen Truppen wahre Killer-Tracks. Aber im direkten
Vergleich mit den alten Liedern ganz einfach zweite
Wahl. Was dem Album ausserdem die Luft raubt, sind die
teils sich sehr ähnelnden Songs. Etwas, das man in der
Form von Helstar kaum kennt. Tja, manchmal wünschte ich
mir, dass die Helden-Truppen meiner Jugend es auf dem
belassen, was sie uns damals servierten. Ich möchte mich
mehr an den glückseligen Momente zurück erinnern und
dies mit einem breiten und zufriedenen Grinsen. Mit
einem Album wie «Vampiro» werden die ganz Treuen sicher
einen mächtigen O(h)rgasmus bekommen. Allerdings, wenn
wir ganz ehrlich sind, haben die Texaner schon bedeutend
ergreifenderes und packenderes Material abgeliefert.
Tinu
Punkte:
7.0 von 10
|
|
|
|
APOLLO UNDER FIRE – Apollo Under Fire EMP Label
Group Die Amerikaner möchten Akustik Rock machen,
der direkt die Seele berührt. Herausgekommen ist dabei
eine sehr schöne Kuschelrock-Sammlung – mit grossem
Kuschel und kleinem Rock. Tatsächlich erinnern die
Amerikaner über weite Strecken an die Kuschelrockstars
Bryan Adams und Bon Jovi, mit einem Hauch der
christlichen Band Creed. Dieser Silberling ist so
amerikanisch wie Apple Pie, Stars'n'Stripes und der
Grand Canyon zusammengenommen – die ganze Atmosphäre und
auch die heraufbeschworenen Bilder sind fast schon
kitschig patriotisch. Die Akustikgitarre und die sehr
angenehme, vollmundige Stimme von Sänger Donald
Carpenter harmonieren wirklich schön zusammen, und es
sind ein paar tolle Balladen mit dabei. Allerdings fehlt
mir ganz klar die Abwechslung – alle Tracks laufen
irgendwie nach dem gleichen Schema ab, und es gibt auch
kaum nennenswerte Tempowechsel, was das Ganze etwas
schleppend macht auf Dauer... - Als romantische
Hintergrundmusik zum Entspannen macht sich dieser
Silberling jedenfalls sehr gut! Musikalisch hört man der
Scheibe die 20+ Jahre Erfahrung im Musikgeschäft der
einzelnen Bandmitglieder definitiv an – die
Kompositionen sind solide und Fans von Akustik-Gitarren
werden sich wohl die eine oder andere gerührte
Freudenträne aus den Augenwinkeln wischen müssen.
Highlights sind der Opener “Gotta Believe“, das etwas
energischere “Refuse“ sowie das sehr melodische “When it
Rains“ - wobei sich die meisten Tracks doch recht
ähneln. Fazit: Das Debütalbum von Apollo Under
Fire ist grundsätzlich gelungen, wenn man ein
romantisches Kuschelrock-Album erwartet. Wer auf soliden
Rock gehofft hat, der wird leider bitter enttäuscht.
Reinhören lohnt sich aber dennoch. Patricia H.
Punkte:
7.0 von 10
|
|
|
|
FAKE IDOLS – Witness Scarlet Records Gemäss
dem ‘Promo-Beipackzettel’ sind hier ehemalige Members
von Raintime, Slowmotion Apocalypse und Jar Of Bones
unterwegs, um uns deftige Mucke um die Ohren zu hauen.
Ganz ehrlich: Vollständig schlau bin ich aus dem Sound
nicht geworden. Es ist eine Art von modernem Heavy
Rock/Metal, welcher zwischendurch sachte doomige, dann
wieder melancholisch-melodische Züge aufweist – aber
immer, ohne sich für eine Seite zu entscheiden. Das kann
auch gut gehen, im Falle von Fake Idols geht die Chose
sachte gegen hinten los – all die Stücke haben einen
gewissen Grundton, der sich nicht wirklich verändert und
der bewirkt, dass die Stücke, so rockig-treibend sie
auch sein mögen, nie wirklich eine Eigenständigkeit
entwickeln können. Wie, als würde man sie erkennen, aber
sie ist hinter einem Nebelschleier versteckt (passt ja
sogar zur aktuellen und in Kürze häufig auftretenden
Wetterlage). Da hilft auch der Auftritt von Phil
Campbell nicht wirklich. Kurzum: Wer’s kurz und knackig
auf die Fresse braucht, ist mit Fake Idols sehr gut
bedient. Wer aber Wert auf Individualismus legt, der
wird hier nicht unbedingt fündig. Gut, um sich zu einem
gepflegten Bierchen die Rübe abzuschrauben. Toby
S.
Punkte:
7.0 von 10
|
|
|
|
BAPTISM - V: The Devil’s Fire Season Of Mist/Irascible
Vier Jahre war die Hölle zugefroren seit dem letzten
Release der Finnen, welche nun mit den Gastmusikern
Antti Boman (Demilich), Mikko Kotamäki (Swallow The Sun)
und Mynni Luukkainen (Horna) im Gepäck die Blasphemie
wieder auf die Erdkruste zurück bringen. Mastermind Lord
Sargofarian präsentiert uns mit seinen Mannen in gut 45
Minuten acht neue Ergüsse, wobei man sich das
unspektakuläre Intro „Natus Ex Ingis“ gleich hätte
sparen können. Was beim ersten Durchlauf sehr positiv
auffällt, ist die konstant düstere Atmosphäre und diese
rohe Produktion, welche dem Sound einen gewissen
90er-Jahre Anstrich verpasst. Doch so „true“ ist das
Black Metal Geschreddere dann doch nicht, denn Baptism
verweben teils sehr gekonnt auch richtige Melodien in
ihr Schaffen, was Puristen welche täglich ihre Portion
Hass benötigen, natürlich einen Pflock durch das
schwarze Herz treibt. Doch gerade die melodischen Parts
retten „V: The Devil’s Fire“ über die Mittellinie, denn
das relativ simple Black Metal Riffing alleine ist nicht
wirklich etwas Neues oder birgt grosse Überraschungen in
sich, da gibt es einfach zu viel Konkurrenz, welche
Ähnliches schon abgeliefert hat. Das Baptism meist mit
dem Schnellzug durch die Botanik klirren, liegt in der
üblichen Natur des Black Metal, doch bei dem finalen
„Buried With Him“ wandern die Finnen gegen Schluss hin
noch in Richtung Doom auf, was nicht mal so übel ertönt,
zumal es für zusätzliche Abwechslung sorgt. Doch reicht
ach dieser Punkt nicht aus, dass „V: The Devils Fire“
wirklich als schwarze Perle aus der Masse an Black Metal
Publikationen heraus sticht. Daher kann ich vor dem Kauf
nur empfehlen, hier mal ein Ohr voll zu riskieren. Die
Songs mit den bereits erwähnten Gastmusikern sollten für
einen Lauschangriff auserkoren werden: „Satananda“, „The
Sacrament Of Blood And Ash“ und „Buried With Him“. Da
die Struktur der Songs oftmals gleich gehalten wurde,
sollten diese wirklich bis zum Schluss angehört werden,
da es zu Beginn immer erst eins mit der rohen BM-Keule
auf’s Dach gibt, bevor sich Baptism weit kreativer
öffnen. R.K.
Punkte: 6.8 von 10
|
|
|
|
IMPERIUM DEKADENZ – Dis Manibvs Seasons Of Mist
Nach drei Jahren melden sich die beiden Vespasian
und Horaz mit einem neuen Album, das es in sich hat.
Wobei mit «Es» die finstere Erhabenheit einer längst
vergessenen Epoche gemeint ist. Einerseits schaffen sie
es nämlich, den Endneunziger Black Metal frisch klingen
zu lassen, anderseits schwingt in den Texten eine
melancholische Note mit. Vae Victis wirkt mit drei
Akkorden sehr minimalistisch, die Kadenz beinahe schon
zu einfach. Auch ist die Bridge bei Volcano zu Beginn
nicht gerade einfach hinzunehmen, dennoch kann den rauen
Klängen eine ganz eigene, natürliche Ästhetik nicht
abgesprochen werden. Mit so viel Hall im Gesang könnte
man sogar noch von ein wenig Post Black Metal sprechen,
das die Lieder modern wirken lässt. ‘Pure Nocturnal
Rome’ zum Beispiel klingt ansonsten wie typisch
deutsches Black Metal. Und auch das abschliessende
‘Seikilos’ hat nicht viel Überraschungen bereit, eine
Textzeile und ganz viel Repetition machen die fast
sieben Minuten Spielzeit leider ziemlich träge. Dafür
kann man sich das Album sehr gut vorstellen, wie es Live
vorgetragen würde. Ein gutes Album, ohne grosse
Überraschungsmomente, ansonsten aber ziemlich solide.
Tristan
Punkte: 6.5 von 10
|
|
|
|
NICK OLIVIERI'S MONDO GENERATOR - Best Of
HeavyPsych Records Kennt jemand Mick Olivieri?
Nein? Ich auch nicht, aber genau unter diesem Namen wird
mir der Dateiordner mit der „Best of“ von Nick
Olivieri’s Mondo Generator serviert. Was kommt danach
als Steigerung, etwa Fick Olivieri? Ist im Grunde
genommen egal, denn genau so verpeilt wie Teile des
HeavyPsych Personal zu sein scheinen, klingt in meinen
Ohren diese Compilation. Anders ausgedrückt: Dieses Teil
ist wirklich nur was für wahre Fans bzw. jene, die es
noch werden wollen, sofern sie mit den typisch
Olivieri‘schen Noise-Attacken, abrupten Stilwechseln
(vom rotzigsten Punk über sehr alternative Sounds bis
hin zum Tarantino-Soundtrack ist alles drin bei dem
Herrn) und sonstigen akustischen Schrägheiten
klarkommen. Abgedeckt wird die gesamte Schaffensphase
von Mondo Generator, inklusive der zahlreichen EPs, und
kommt als CD daher, als Doppel-LP in schwarzem – sowie
limitiertem blauem Vinyl. Wer’s braucht soll glücklich
damit werden. Mirko B.
Punkte:
keine Wertung
|
|
|
|
THE KYLE GASS BAND – Thundering Herd
Steamhammer/Musikvertrieb Die Kyle Gass Band ist
zurück! Schwer gerüstet mit neuen Classic-Rock-Songs von
ihrem bald erscheinenden Album „Thundering Herd“.
Pünktlich zum Tourstart am 02. September erscheint das
neue Album mit elf brandneuen Songs. Der musikalischen
Kreativität waren diesmal keine Grenzen gesetzt (was
deutlich zu hören ist) und heraus kam eine Bestie mit
Mr. Kyle Gass (Tenacious D) himself an der Spitze.
Produziert wurde die Platte gemeinsam mit John Spiker
(Filter) und das Resultat davon ist ein teilweise
wegweisendes Classic-Rock-Album, andererseits Songs zum
Vergessen. Die Supergroup aus Los Angeles hat sich ihre
„Road Chops“ redlich verdient mit über fünfzig Shows auf
dem Kontinent im 2015 und versucht jetzt noch einen
drauf zu legen. Mal melodiös verspielt „Cakey“ mit
klassischer Gass-Flöte, mal rotzig rockig „Regretta“
oder „Bring Her Back Better“ oder im ZZ Top-Style „Hell
Or High“. Poppig Grooviges erwartet die Ohren bei „Bone“
und ja, schon fast richtig übel wird es mit „Uncle
Jazz“. Die Mannen haben wirklich vor nichts Halt
gemacht. Ausnahmesänger Mike Bray und Gitarren-Virtuose
John Konesky sind wieder mit dabei, genauso wie Jason
Keene, der wohl beste Fotograf, der jemals Bass gespielt
hat, und nicht zu vergessen Jungtalent Tim Spier,
Drummer und Michael Jackson Double in Einem.
Glücklicherweise stimmt einem „Mamas Ma“ mit hart
groovenden Gitarren wieder milde, sodass man dennoch
gewillt ist, das Album bis zum Schluss anzuhören. Leider
will der Funke dann nicht mehr so richtig rüber
springen, da die zwei letzten Titel so Gesprächseinlagen
à la Tenacious D beinhalten und die Songs nur unnötig in
die Länge ziehen. Technisch mit Sicherheit einwandfrei,
mag „Thundering Herd“ über die gesamte Spiellänge von
gut 38 Minuten nicht wirklich überzeugen und hinkt dem
Debüt „Kyle Gass Band“ meilenweit hinterher. Fans von
Kyle Gass und Jack Black können aber vermutlich mit
dieser Art von experimenteller Musik ihre Herzen höher
schlagen lassen und die vermeintlich schrägsten Dinge
richtig dufte finden! Oliver H.
Punkte: 6.5 von 10
|
|
|
|
DEE SNIDER – We Are The Ones Ear Music/Phonag
Muss man Dee Snider noch der musikalischen Welt
vorstellen? Nein! Denn der Twisted Sister Frontmann hat
mit seinen Stageshows immer wieder bewiesen, dass er
nicht nur einer der, wenn nicht DER geilste Showtyp auf
der Bühne ist, sondern auch eine Stimme hat, die man
sofort aus Tausenden heraus kennt. Twisted Sister
gehören nun mehr oder weniger der Vergangenheit an, und
so haut Mister Snider ein neues Soloalbum raus. Nach
seinen sehr geilen Widowmaker-Scheiben ist es nun das
dritte Solowerk, das uns der Ami um die Ohren knallt.
Und wie nicht anders zu erwarten war, unterscheidet sich
dieser Sound von Twisted Sister, aber auch von
Widowmaker. Sonst hätte er ja gleich wieder eine neue
Scheibe dieser Truppen veröffentlichen können. Was
geblieben ist, sind die tolle Stimme und die sofort in
die Ohren gehenden Melodien. Dies aber mit einem
bedeutend moderneren Anstrich, als man es sich von Dee
gewöhnt ist. Dass nun der Shouter deswegen gleich trendy
wird, tritt ebenso wenig ein, wie wenn er nicht mehr auf
der Bühne fluchen würde. – Denkt man zumindest nach den
ersten Liedern – Ob nun das treibende «We Are The Ones»,
das balladeske, mit einem kleinen Horror-Touch versehene
«Close To You», die Pianoversion vom Twisted
Sister-Klassiker «We're Not Gonna Take It» (GEIL!!!)
oder das freakige «Head Like A Hole», es macht Spass,
verlangt dem Hörer aber auch einiges ab. Mit zunehmender
Spieldauer setzt der Sänger nicht Trends, sondern steigt
auf die bestehenden auf. Etwas, das man in der Form von
Dee nicht unbedingt gewöhnt ist. Wer auf klassischen
Hardrock steht, der sich von den gängigen Trends
überholt sieht, darf hier bedenkenlos zugreifen. Wer
allerdings eine Scheibe in Form von Twisted Sister oder
Widowmaker erwartet, sollte hier zuerst mal ein Ohr
riskieren. Tinu
Punkte: 6.5 von 10
|
|
|
|
EXPIRE - With Regret Bridge 9 Expire kehren
zurück mit ihrem dritten Studiolongplayer. Ein wenig
heavier als auch schon brettert die im Jahre 2009
gegründete Hardcorekapelle ihre dreizehn Songs herunter,
die übrigens nie die Marke von zwei Minuten
überschreiten. Man ist mehrheitlich mit der Handbremse
unterwegs, was eigentlich recht cool klingt, aber bei
diesen kurzen Songs doch zu wenig Abwechslung mit sich
bringen. Drückt doch mal das Pedal durch Jungs! Das
würde Würze in diese doch zahnlose Hardcore-Produktion
bringen. Tja, tausendmal gehört und tausendmal ist
nichts passiert oder so was. Mir ist diese Sauce, wie
schon erwähnt, klar zu fad und fehlt einfach das gewisse
Etwas, um ein gutes Hardcore Werk zu veröffentlichen.
Fans, die alles kaufen müssen..., bitte schön, aber
nicht fluchen nachher! Daniel L.
Punkte: 6.1 von 10
|
|
|
|
|
|
|
FINSTERFORST - #YOLO Napalm Records/Universal
Die Folk/Pagan Metal Kapelle
Finsterforst schlägt auf dem neuen Silberling ganz
andere Töne an und wagt einen Ausflug ins
Hipster-Zeitalter. Das Ergebnis ist eine spassige
Scheibe mit diversen WTF-Momenten, bei denen man sich
ernsthaft fragt: „Was zum Teufel haben die sich dabei
bloss gedacht?!“. Der Anfang ist schon mal sehr stimmig
und auch mein Anspieltipp: “Bottle Gods“ ist eine
rasante Mischung aus Gipsy Marching Band und Pagan
Metal, die an Trollfest erinnert. Bei “Auf die zwölf“
gibt's dann bierselige Stadionstimmung, während der
Titeltrack den neuen Hipstergott #YOLO mit einer
durchaus gelungenen Mischung aus Gipsy- und Nordischer
Musik preist. Weiter geht es mit dem englischen
“Hangover“ - auch hier wird wieder auf Publikumsnähe und
Spassfaktor gesetzt. Dann folgen 5 Coversongs von
äusserst unterschiedlicher Qualität. Das 1. Cover
“Wrecking Ball“ von Miley Cyrus ist überraschend
grossartig geworden! Das Metalgewand steht dem Track
erstaunlich gut und die leicht ironische Note tut ihr
Übriges – sehr spassig! Michael Jacksons “Beat It“ kommt
hingegen nicht so gut rüber – Zwar ist der Track nicht
schlecht, aber es ist auch nichts Aussergewöhnliches.
Hätte es jetzt nicht unbedingt gebraucht. “Der durch die
Scheibeboxxer“ von K.I.Z. klingt nicht gross anders wie
das Original und passt auch nicht wirklich auf die
Scheibe. Mit dem Die Kassierer-Cover “Das schlimmste
ist, wenn das Bier alle ist“ kommt dann der Spassfaktor
wieder durch, und mit dem Cover “The Wild Rover“ liefern
sie zum Schluss nochmal ein echtes Highlight ab. Fazit:
“#YOLO“ ist ein amüsantes Experiment, und man hört
deutlich, dass die Band bei den Aufnahmen einen
Heidenspass hatte. Live kommt dieser rasante Mix bei den
Fans sicherlich bestens an – viel Headbangmaterial,
Songs zum Mitgröhlen und witzige Texte auf Sauf-Niveau.
Als Album finde ich es aber etwas gar doof und bemüht
witzig. Leider wird dieser Eindruck auch durch
mehrmaliges Hören nicht besser... - Die Coversongs sind
zwar eine nette Idee, aber deutlich zu viel des Guten.
Drei von der Sorte hätten mehr als gereicht!
Patricia H.
Punkte: 6.0 von 10
|
|
|
|
TWILIGHT FORCE – Heroes Of Mighty Magic Nuclear
Blast/Warner
Aus Falun kommen nicht nur
Sabaton, sondern auch die Rhapsody-Klone Twilight Force.
Für ihren Zweiltling «Heroes Of Mighty Magic» konnten
sie mit Fabio Leone und Joacim Broden auch gleich die
passenden Gastsänger verpflichten. Aber egal, ob mit
oder ohne Gäste: Dieses Werk rauscht komplett an mir
vorbei! Woran es liegt? Schwer zu sagen, denn die beiden
Rhapsody-Varianten finde ich mindestens teilweise toll.
Der Pomp geht bei Twilight Force durchaus in Ordnung und
die Filmsequenzen sind an sich beeindruckend. Im
Vergleich zu meinen persönlichen Genre-Göttern
GloryHammer fehlt mir hier aber der ohren- und
augenscheinliche Humor. Wer diese Plastikschwerter-Musik
nicht mit einem Augenzwinkern darbietet, hat meiner
Meinung nach sowieso von vorneherein verloren.
Vielleicht ist dies aber eine komplette
Fehleinschätzung, denn wenn sogar unser Hardy im
diesjährigen Sweden-Rock-Bericht den Auftritt der
Faluner als lustige Unterhaltung beschreibt, muss da
durchaus Witz im Spiel sein. Zumal der Album- und die
Liedtitel wie «Powerwind», «There And Back Again» (Herr
der Ringe – wer?) oder «Knights Of Twilight Might» und
das kitschige Albumcover mit dem pinke Flammen
sprühenden Drachen (!!) nicht wirklich ernst gemeint
sein können. Trotzdem – hörbar ist dieser Humor nicht!
Zudem versuchen Twilight Force zwar auf den Punkt zu
spielen, schaffen es aber nie an die Dichte von
GloryHammer anzuschliessen. Hier wirkt Vieles zu wenig
eingängig, nicht nachvollziehbar und zu verzettelt.
Alleine schon der "Blind Guardiansche Sprechpart"
langweilt hier während mehr als sechseinhalb Minuten.
Dass die Band von Nuclear Blast in den Himmel gelobt
wird, ist zwar deren marktschreierisches Recht, macht
mir Twilight Force aber zusammen mit dem Gehörten auch
nicht sympathischer. Wer hier Zugang findet, dem sei es
herzlich gegönnt. Auf «Heroes Of Mighty Magic» sind für
mich Twilight Force aber eine durchschnittliche
Fantasy-Band, der es eindeutig an Durchschlagskraft
fehlt. Oder mit anderen Worten: Falls es den Drachen auf
dem Cover zu töten gilt, sind Twiligt Force weder
genügend stark, noch haben sie die richtigen und
kreativen Ideen dazu. Roger W.
Punkte: 6.0 von 10
|
|
|
|
RAVENEYE – Nova Frontiers Records/Musikvertrieb
UK ist der Geburtsort von RavenEye, einer hart rockenden
Band aus dem Hause Frontiers, die sehr an Inglorious
erinnert. Bei RavenEye spielt aber auch der Punk (s)eine
Rolle. So erklingt «Come With Me» weniger rockiger,
dafür eine kräftige Spur punkiger und frecher. Für den
US-Markt präsentiert die Truppe den Melodie-Bolzen
«Inside» mit viel Hitpotenzial, aber auch einer recht
frechen wie modernen Würze. So rockt sich die Truppe
passsabel durch elf Songs hindurch, lässt viele bekannte
Momente aufblitzen und folgt dabei aber immer einem
roten Faden, welcher RavenEye einen sehr eigenen Stempel
verleiht. Persönlich gibt es in meinem Augen aber
mittlerweile zu viele dieser Retro-Rock-Bands, die
versuchen nicht nur «alt», sondern auch «neu» zu
klingen. Deshalb Selber antesten und für sich selbst
entscheiden, ob dies nun den persönlichen Geschmack
trifft oder nicht. Tinu
Punkte: 6.0 von 10
|
|
|
|
IN THE WOODS – Pure Debemur Morti Productions
Nach ganzen siebzehn Jahren haben sich die Norweger dazu
entschieden, doch wieder ein Album aufzunehmen. Ob nach
siebzehn Jahren noch eine feste Fanbase da ist oder
nicht wird sich zeigen, da die Menge an Bands aber
zugenommen hat wird sich Pure sehr wahrscheinlich erst
mal beweisen müssen. Der Opener klingt durch den Gesang
und die Melodien ein wenig wie 11 Dreams von Mercenary,
was schon mal Stimmung aufkommen lässt. Der zweite Track
hingegen beginnt zögerlicher mit Synthesizer bevor die
stampfenden Gitarren, eher im Hintergrund, das Lied
vorwärtstreiben. Die Träge Stimme zeigt hier zwar ihren
Umfang, wirkt auf mich aber dennoch uninspiriert. So
schleicht das Lied zum Ende hin und wird von ‘Devil’s At
The Door’ abgelöst. Auch dieser Song beginnt eher
zögerlich, beinhaltet aber tatsächlich auch einige
schnellere Stellen, die leider viel zu schnell wieder
durch Synthesizer abgelöst werden. Dem ganzen Bombast
entgegen ziehen die Riffs leider nicht so wirklich. In
den letzten Jahren haben Amorphis oder auch Ishahn
progressive, etwas härteren Metal produziert, der mehr
nach meinem Geschmack ist. Nicht schlecht, aber die
Konkurrenz ist hart. Tristan
Punkte:
6.0 von 10
|
|
|
|
KANZLER & SÖHNE – Durch die Wände Napalm
Records/Universal Crossover ist tot, lang lebe
der Crossover! Mit Kanzler & Söhne erobert eine
Crossover-Truppe aus Deutschland das Jahr 2016. Die
Mischung aus AD, Dog Eat Dog und Megavier ergibt einen
ungeahnt ausdifferenzierten harten Sound aus Samples,
Drums, Bass und Gitarre. Rein instrumental groovt die
Musik ganz schön und der Trupp braucht Vergleiche mit
Korn oder P.O.D. kaum zu scheuen. Da wäre aber noch die
Sache mit dem Rap. Keine Shouts, kein Gesang, keine
Growls. Einfach nur Rap! Ich muss zugeben, dass ich
nicht ganz frei von Vorurteilen diesbezüglich bin. Bands
wie Bodycount haben seinerzeit mit einem knallharten
Ice-T Wahnsinnserfolge gefeiert, obwohl auch diese Texte
teilweise jenseits des guten Geschmacks liegen. Beim mir
vorliegenden Album sind aber auch die Lyrics in
deutscher Sprache und Songs wie „Lass ficken“ oder
„Schmerz“ (...mir tun die Fäuste weh, vom Hurensohn
schlagen...) sind schon ganz nahe dran am niveaulosen
Gangster-Rap-Gehabe ihrer Landsleute. So mag es
vielleicht auch einige erstaunen, dass Produzent und
Crossover-Gitarren-Legende Axel „Axe“ Hilgenstöhler
(Thumb und Dog Eat Dog) die Vision von Kanzler & Söhne
teilt und sich dem Feinschliff des Debüts „Durch die
Wände“ angenommen hat. Dennoch kann man vom Album sagen,
dass mit der musikalischen Brutalität und den textlichen
Ausschweifungen die gute Kinderstube in jedem Fall aufs
Härteste attackiert wird. Wem also eine Mischung aus
Pantera und dem früheren Bushido ausreicht, wird mit der
Platte schon ziemlich gut bedient sein. Ein
ansprechendes Coverartwork hätte vielleicht noch einige
Pluspunkte gutmachen können, aber die Baby-Gangster im
Comic-Style sind dabei keine grosse Hilfe. Um es passend
mit ihren Tracks zu sagen „Abgefuckt“ und „Scheiss
drauf“. Vermutlich ist die beste Zeit des Crossover doch
vorbei oder ich bin einfach nicht mehr in der Lage
nochmals auf diesen Zug aufzuspringen. Oliver H.
Punkte:
5.2 von 10
|
|
|
|
MYRKUR – Mausoleum (Live Album) Relapse
Records/Non Stop Music Nach erst einem Album
schiebt Relapse eine Liveaufnahme nach. Myrkur bekommt
dafür Unterstützung vom Mädchenchor aus Oslo, was den
Chören mehr Tiefe gibt. Das Konzert wurde akustisch
Gespielt, und so fehlen leider die Gitarren und das
Schlagzeug, welches den spannenden Kontrast zum
Elfengesang herstellte. Ohne das hörbare Black Metal
wirken die Lieder leider zu fest nach Enya, denn das
Klavier kann die fehlenden Instrumente nicht
kompensieren. Natürlich wirkten ‘Frosne Vind’ oder
‘Byssan Lull’ bereits auf der CD wie im Bruchtal bei
Meister Elrond gesungen, live jedoch geben die Chöre
einiges mehr an Gänsehautstimmung. Das Album macht
sicherlich Laune, allerdings wirken die Songs auf der CD
abwechslungsreicher. Vielleicht könnte Myrkur das
nächste Album ja mit einem Chor aufnehmen und dabei die
Gitarren nicht auslassen? Wer das Debüt kennt und
schätzt muss unbedingt erst Probehören. Puristen sollten
‘Mausoleum’ auf keinen Fall anfassen. Tristan
Punkte:
5.0 von 10
|
|
|
|
SKILLET – Unleashed Atlantic Records/Univesal
Als ich mir das Video zu „Invincible“ reingezogen
habe, um einen ersten Eindruck der ‘neuen’ Skillet zu
erhalten – nun, ich dachte mir: Haben die jetzt einen
Hipster ans Mikro gestellt? Es stellte sich dann heraus,
dass es doch nur der gewohnte Sänger/Bassist John Cooper
ist. Aber dermassen verunstaltet? Nun ja, Optik ist das
eine, die Mucke die andere Chose. Zugegeben, Skillet
spielen ja bekanntermassen Rock/Metal mit Texten, in
welchen die christlichen Ansichten der Truppe immer
wieder zum Zuge kommen. Allerdings nicht direkt so
plakativ-direkt, dass es einem von Anfang an ablöschen
würde. Zudem hatte, zumindest für mich, die Mucke auf
„Awake“ recht viel Power intus, alleine mit dem Track
„Monster“ konnte ich sehr viel anfangen. Nun, irgendwie
habe ich das Quartett seither aus den Augen verloren,
und „Unleashed“ bot eine gute Gelegenheit,
festzustellen, ob mich die Jungs und Mädels nach wie vor
fesseln. Die Antwort ist ein deutliches und klares
„Jein“. Positiv ist auf der einen Seite, dass man das
Rocken offenbar nicht verlernt hatte – Tracks wie „I
Want To Live“, „Out Of Hell“, „Burn It Down“ (mit klarem
„Monster“-Vibe) oder „The Resistance“ sind ganz
ordentliche Kracher (für Skillet-Verhältnisse, logisch),
auf der anderen Seite haben wir die langsameren Songs
wie „Stars“, „Lions“ oder „Watching For Comets“, welche
auch die Fraktion bedienen, die nicht ganz so steil
gehen wollen. Wo aber, zumindest meiner Meinung nach,
klar der Hund begraben liegt, ist: Der Sound ist
ausnahmslos durchstilisiert und auf poppig/weichgespült
getrimmt. Scheinbar will man die kaufkräftige
Kundschaft, die ein bisschen, aber nicht zu viel, rocken
will, nicht vergraulen. Nicht auszudenken, was für eine
geile Truppe Skillet sein könnten (auch mit dem
christlichen Background), wenn man sich von der
Einheitsbrei-Industrie abkoppeln und ehrliche, dreckige
Mucke produzierte. Das Talent hätte man, die Stimmen
ebenso, es ist effektiv nur eine Frage des Willens. Und
der scheint mehr auf der monetären denn der
authentisch-ehrlichen Seite zu sein. Fazit: Skillet
spielen eine glattgebügelte Mischung aus Nu
Metal/Alternative/Rock mit deutlich mehr elektronischen
Einflüssen als auch schon. Das könnte alles so viel
besser tönen, wenn man denn wollte. Ich will in diesem
Fall nur noch eines: Ein neues Bier, um diese
Enttäuschung hinunter zu spülen. Toby S.
Punkte:
3.5 von 10
|
|
|
|
DARKWELL – Moloch Massacre Records/Musikvertrieb
Ich habe keine Ahnung, wem die Ösis hier nacheifern
wollen – aber Eigenständigkeit klingt anders. So, grad
zu Beginn ein Tiefschlag, das hat doch was, oder? Vor
allem dann, wenn es gerechtfertigt ist. Jaja is ja gut,
also: Die Jungs und die Trällerelse am Mikro (ist so,
anders kann ich das echt nicht bezeichnen) bemühen sich,
eine Art modernen Dark Metal mit symphonischen Anleihen
zu erschaffen (von ‚Gothic‘ kann keine Rede sein, und
von ‚Pionieren‘ schon gar nicht, ihr Labelfuzzies – also
lasst die Scheisse im Promo-Blättchen am besten sein).
Innovativ ist definitiv anders, denn diese Art von Musik
wurde schon tausendfach wiederholt – es wird nunmal
einfach nicht besser. Dazu kommen (meiner Meinung nach)
noch ein paar Vergehen, die einfach nicht hätten sein
dürfen: Die Sängerin singt in einem relativ begrenzten
Spektrum und dermassen dünn, da ist nichts zu wollen.
Ich spüre keine Leidenschaft, kein Feuer, einfach
nichts. Dasselbe gilt für die Keyboard- und
Synthie-Klänge, die stellenweise echt schräg und, nun
ja, nach Casio-Keyboard klingen. Kann man leider echt
nicht anders sehen, zumindest ich nicht. Ich denke zwar,
dass man sich Mühe gegeben hat, und man könnte definitiv
etwas auf die Beine stellen, das Substanz hat – aber
„Moloch“ ist dermassen ohne Ecken und Kanten, einfach
nicht greifbar, und in Kombination mit all den genannten
Faktoren kann und will ich diese Scheibe von Darkwell
nicht weiterempfehlen. Vielleicht beim nächsten Mal.
Punkte gibt’s für den Versuch, diesem doch arg
ausgelutschten musikalischen Gebiet etwas abzutrotzen.
Auch wenn’s nicht allzu viel gebracht hat. Toby S.
Punkte:
2.5 von 10
|
|
|
CD Reviews Archiv
|
|
|
|