New Music Reviews Juli 2020
Wertung:
  9.0 bis 10 Kaufempfehlung.         7.5 bis 8.9 Gut.
  4.0 bis 7.4 Vor Kauf reinhören.   0.0 bis 3.9 Nicht empfohlen.
U.D.O. – We Are One  (2 Red Vinyl)
AFM Records/Phonag
Überraschenderweise kommt Udo Dirkschneider mit einem neuen Album, zusammen mit dem Musikkorps der Bundeswehr, um die Ecke. Dieses Mal mit neuen Songs, die unglaublich genial klingen. Hier passen Metal und Klassik bestens zusammen, und das Album erinnert immer wieder an das U.D.O.-Werk «Faceless World». Das Zusammenspiel beim Titeltrack ist harmonisch und packend. Wechselt dabei von einen AC/DC-liken Track zu Film-Musik und endet in einer Mischung aus dramatischen Klassik-Elementen und purem Metal. Der Titelsong ist eine Hymne geworden, die bei jedem U.D.O.-Gig als Höhepunkt gelten würde. Das sich aufbauende «Love And Sin» hätten selbst Manowar von der Dramatik her nicht besser hinbekommen. Mit dem Flöten-Einsatz wird das Böse mit einem lieblichen Moment abgelöst, um dann in einen fetten, riffbetonten Metal-Track überzugehen. Der Chor während des Refrains passt perfekt und mit einem Gänsehaut erzeugenden Gitarren-Solo wird die Nummer bestens abgerundet, in welche sich auch noch die Bläser einschleichen. Schwerfällig und richtig böse erklingt «Children Of The World», das durch einen Kinderchor ergänzt wird. Bei «Blindfold The Last Defender» hat Sängerin Manuela Markewitz ihren grossen Auftritt. Sie verleiht dem Gesamten mit ihrer klaren und kräftigen Stimme eine zusätzliche Note. Das Duett zwischen Manuela und Udo ist auf «Neon Diamond» zu hören. Eine Mischung, die harmonisch klingt, auch wenn die Stimmen nicht unterschiedlicher sein könnten. «Mother Earth» und «Rebel Town» sind typische U.D.O.-Tracks, die mit dem Orchester an noch mehr "Heavyness" gewinnen. Schon fast ein tanzbares, swingendes Lied ist «Beyond Gravity» geworden, das durch die Dudelsäcke einen schottischen Anstrich erhält. Das Zusammenspiel zwischen Gitarren-Parts, Drums und Dudelsäcken harmoniert fantastisch. Fast schon "modern", und mit einem kleinen Querverweis zu «Cut Me Out» (vom «Solid»-Album), ist «Here We Go» geworden. Was bei einem U.D.O.-Werk nicht fehlen darf, ist eine Doublebass-Drum Nummer, die hier auf den Namen «We Strike Back» getauft wurde und das Zusammenspiel zwischen Band und Musikkorps auf ein neues Level hebt. Packend ist auf dem ganzen Werk erneut das Gitarrenspiel von Andrey Smirnow und Fabian Dammers. Ich bin mir sicher, da werden wir zukünftig noch einiges an sensationellen Momenten zu hören bekommen. «We Are One» ist eine unglaublich motivierte Scheibe geworden, die dank der kritischen Texte einen zusätzlich Pluspunkt bekommt. Die spielerische Leistung beider Parteien klingt famos, und die Stimme von Udo bleibt das Nonplusultra in der Metal-Szene.
Tinu 
Punkte: 10 von 10
MYSTRAS – Castles Conquered and Reclamed  (CD)
I, Voidhanger Records
Diese Platte ist der Inbegriff von «das Album das ich Gebraucht habe, von dem ich nicht wusste das ich es brauche» aber erst mal ein paar Infos darüber was Mystras eigentlich ist. Das ein Mann Projekt stammt aus Athen, Griechenland und kommt von niemandem geringeren als Ayloss den einige sicher schon vom etwas Bekannteren Atmospheric Black Metal Projekt Spectral Lore kennen. Mystras selber bedient sich dem Medieval Black Metal und fokussiert sich textlich auf weniger besungene Heldentaten die nicht von Königen und Rittern sondern vom einfach Volksmann, Bauern oder Soldaten handeln die sich gegen Macht und Unterdrückung aufwiegeln. Dabei ist die Geschichte immer aus einem anti-faschistischen und anti-nationalistischen Blickwinkel erzählt. Der Sound ist Roh und gleichzeitig von vielen Mittelalterlichen klängen und Melodien durchwirkt. Das merken wir gleich zu Beginn mit dem ersten Titel «Castles Conquered and Reclamed» ein Absoluter roher und hallender Titel der ohne Umschweife und Intro direkt los legt und einem in die Zeit des ersten wirklichen Black Metals zurück versetzt. In starkem Kontrast dazu steht «The Cutty Wren» ein Akustik Titel mit ruhiger Melodie aus verschiedenen Mittelalterlichen Instrumenten zusammengesetzt und wunderschön meditativ. Auch «The Murder of Wat Tyler» beginnt mit einer fein gespielten Gitarre, diese wird aber nach einer halben Minute von einem absolut Epischen Riff unterbrochen, welches durch die 13 Minuten des Song immer weiter getrieben und von verschiedenen Vocals noch untermalt wird. «Contre Dolour» ist erneut ein akustischer Interlude welcher durch flöten und Seiten-, beziehungsweise Zupfinstrumente zum entspannen und vorbereiten auf das nächste Brett anregt. Dieses kommt nämlich sogleich in der Form von «Storm the Walls of Mystras» ein erneuter Raw Black Metal Track der aber wunderschön von einem einzelnen Zupfinstrument geleitet und gesteuert wird. Das erschafft eine tolle tiefe und weckt in mir ein nostalgisches Gefühl an die Zeiten in denen ich zum ersten mal Summoning und Caladan Brood für mich entdeckt hatte. «O Tsakitzis» hingegen klingt wie eine Alte, leicht verstimmte Geige die irgendwo in einem einsamen Burgturm entstaubt und Gespielt wird. Ein Gefühl von Leere und stille.

Mit «The Zealots of Thessaloniki» werden die Lebensgeister aber schnell wider geweckt, denn dieser Titel strahlt pure Energie aus. Am Anfang die einzelnen Laute die eine Tanzende, ja schon fast fröhliche Melodie spielt und dann die Rohe Gitarre und die Blast Beats die darüber spielen ohne die Melodie verklingen zu lassen blassen einem buchstäblich weg. Der Track ist schnell, wütenden und brutal und man kann nicht anders als sich davon mitreissen zu lassen. Auch «Ai Vist Lo Lop» führt diese Stimmung weiter. Eine sehr fröhlich Mittelalter Musik die einem zum Tanzen anregt und mich erneut ins Träumen versetz…. Ich bin so froh wenn der Ganze Corona scheiss vorbei ist und ich mich wider auf Mittelalter Festivals Austoben kann den genau auf das macht dieser Song Lust. Der letzte Track «Wrath and Glory» legt noch einmal alles drauf was in der Trick Kiste des Musiker steckt. Ein Brett von einem Song mit Epischen Vocals, einer einprägsamen Melodie und absoluter, roher old school Black Metal Härte. Bei meiner Recherche zu dem Album hatte ich tatsächlich die Möglichkeit mit Ayloss selbst zu schreiben und während ich das Ding jetzt noch Zehn mal von vorne höre lasse ich ihn selbst beschreiben wie das Album klingt, denn besser als er kann ich selbst es nicht auf den Punkt bringen «My intention was to make it raw, distant and ancient sounding. Similar to the feeling when you bought black metal tapes in the 90s that featured grainy photographes or drawings of castles and so on. // so i’d say the idea of Mystras is to make Music that sounds like it comes from another age.»
Simu 
Punkte: 10 von 10
ENSIFERUM – Thalassic (Gatefold Red Marbled Vinyl & Digital Copy)
Metal Blade/Sony
Nun kommt sie also, die achte reguläre mit Spannung erwartete Platte der finnischen Folk/Viking/Melodic Death-Metaller um den Gitarristen und einzig verbliebenes Gründungsmitglied Marcus Toivonen. Frischfleisch gibt es in Form von Pekka Montin als permanenter Keyboarder (und Klargesang), der Netta Skog nach nur einer Platte ersetzt. Ansonsten stehen die Nordmänner in altbewährter Formation am Start und zeigen in gut 45 Minuten (ohne Bonustracks), was sie musikalisch umtreibt. „Thalassic“ bedeutet übrigens so viel wie „mit dem Meer lebend“. Entsprechend zum Titel des Albums startet die Scheibe auch mit Meeresrauschen und dem Traum eines Seefahrers – untermalt mit folkloristischen Instrumenten. „Rum, Women, Victory“ gibt dann erst einmal ordentlich Gas, obwohl der Track nicht typisch Ensiferum ist. Es wird aber Tempo gemacht, Petri, Pekka und Marcus singen im Wechsel und eine Mid Tempo-Passage reichert die Nummer an. „Andromeda“ verlässt dann die Partyzone und es wird etwas epischer und liefert mehr oder weniger die klassischen Trademarks der Finnen. Mit „The Defence Of The Sampo“ geht es in die Kalevala-Mythologie und die Töne werden umgehend älter und folkiger, ohne Tempo, epische Elemente und Eingängigkeit vermissen zu lassen. Für meinen Geschmack, der Track der Platte! „Run From The Crushing Tide“ bewegt sich wieder hin zur Seefahrerei. Der Speed/Folk Metal mit gutturalem Gesang kommt hier nun sehr gut zum Tragen. Tempo, Refrain, Stilwechsel bezüglich Gesang etc. passen. Abwechslungsreich und dynamisch macht man sich vor der Flut davon. Die Magie der Mittsommernacht muss man wohl mal in Skandinavien erleben. Den Song zur Feier liefern die Finnen auf dem neuen Langeisen, mit einem Irish Folk-angehauchten Track, der zum Mittanzen einlädt. Die letzte Nummer auf der normalen Version ist "Cold Northland (Väinämöinen Part III)", womit es wieder in die Kalevala geht. Da sollte es natürlich bei jedem Ensiferum-Liebhaber klingeln. Auf der ersten Scheibe aus dem Jahr 2001 befinden sich davon die Teile I + II. Es wird episch und es klingt nach einem Wintersun und Ensiferum Co.-Projekt. Ausreichend Abwechslung ist also auch auf „Thalassic“ geboten und das gesamte Werk ist wieder einmal technisch perfekt. Bezüglich des langen Tracks und des Covers ist man wieder auf das Format früherer Scheiben zurückgekehrt. Es ist zwar nicht alles Gold, was glänzt, aber insgesamt mehr als genügend starkes Material auf dem Langeisen, um sich nahe der zehn Punkte zu platzieren.
Oliver H.   
Punkte: 9.8 von 10
LAMB OF GOD – Lamb Of God  (LP)
Nuclear Blast/Warner
Ganze fünf Jahre mussten sich Fans gedulden, um neuem Material der Amis lauschen zu dürfen. Lamb Of God können sich diesen Luxus aber leisten, da ihre Scheiben fast durchgängig auf den obersten Plätzen der Charts landen. Das Warten hat sich diesmal auch gelohnt. Lamb Of God präsentieren sich auf der aktuellen, selbstbetitelten Scheibe so stark wie zu „Resolution“-Zeiten. Die auf der letzten Platte zum Grossteil vermissten Riffs zwischen Thrash Metal und Southern Rock-Einflüssen sind auf „Lamb Of God“ wieder präsent – die Axtfraktion um Mark Morton und Willie Adler greifen mal wieder ganz tief in die Trickkiste. Das merkt man gleich am unglaublich intensiven Einstieg „Memento Mori“, das nach einem etwas langen Introteil mit dieser unnachahmlichen Mischung aus Höllen-Groove und Düsternis, von Randy Blythe nochmal stimmlich auf den Höhepunkt gebracht wird. Brachiale Hammer-Riffs liefern die Jungs auch auf „Checkmate“, „Poison Dream“ und „Gears“, wofür andere Bands ihre Verwandten verhökern würden. Lamb Of God schaffen es dabei, Einflüsse aus der gesamten Band-Karriere mehr oder weniger offensichtlich einzubringen. Von den Punk-Frühzeiten (noch als Burn The Priest) bei „Routes“ (wo Testament-Fronter Chuck Billy dem Song noch einen Schub in die Thrash-Ecke gibt) über die progressivere Schiene bei „Resurrection Man“ hin zu den knackigen Riffs der „Wrath“-Zeit bei „Checkmate“. Viel gibt es also nicht zu meckern über „Lamb Of God“. Zwei Songs, „Reality Bath“ und „On The Hook“, kommen nicht an die anderen heran und das unnötige Feature von Hatebreed’s Jamey Jasta bei „Poison Dream“ hätten sich die Herren sparen können. Kenner würden behaupten, dass man auch das Fehlen von Chris Adler an den Drums vermisst, obwohl der Neue (Art Cruz) seine Sache sehr ordentlich macht. Es ist wohl eine der besten Scheiben der Amis und kommt an den „Resolution“-Thron verdammt nahe dran. Respekt!
Oliver H.  
Punkte: 9.6 von 10
DESCEND - The Deviant  (Digipak)
Aftermath Music
Der schwedische Prog-Death-Fünfer namens Descend, seit 2003 auf den berühmt-berüchtigten Pfaden des Metals unterwegs, aus Stockholm, präsentiert mit 'The Deviant' ihren dritten Longplayer, nebst diversen Singles, einer EP und einem Demo und wandern auf den Pfaden des musikalischen Erguss à la Opeth, etwas In Flames oder Edge Of Sanity, klingen jedoch sehr eigen und ganz und gar nicht nach Schwedentod, also ähnlich wie Opeth. Ja, Parallelen sind auszumachen, doch sind Descend doch etwas stärker deathlastiger als Opeth. 6 Songs sind auf 'The Deviant' zu finden, jedoch mit einer Gesamtspiellänge von 48:52 Minuten, wird diese verkappte EP zu einem full-length Release. Die Schweden gehen dabei an ihren Instrumenten sehr frickelnd, technisch hochstehend und verdammt groovig ans Werk. Viele Solimomente, straightes, hartes Riffing kombiniert mit Melodien, ja wie ich stets schön formulieren zu pflege: Storyteller-mässig. Hä? Ja, geschichtenerzählend, jedoch mit den Instrumenten und ja, der Gesang ist ja auch ein Instrument. Also, so fehlliegen kann ich nun auch wieder nicht, denn kommt das Geschichtenerzählende mit dem musikalisch Dargebotenen Hand-in-Hand daher und passt wie eine moderne Oper oder ein modernes Musical wie die bekannt-berüchtigte Faust auf's Auge. Der Bass ist klar, untermalend und doch sehr 'walkend', will schreiben fast schon ein Solo-Bass, denn dieser untermalt die beiden Gitarristen hervorragend. Auch die female Vocals, zusammen mit den männlichen Vocals, eine Mischung aus klaren, wundervollen Vocals, gepaart mit sehr tiefem, bösem Growl, welche beispielsweise Angela Gossow oder Alissa White-Gluz (beide Arch Enemy, Angela ehemals und Alissa aktuell) nicht minder beherrschen. Die Drums tragen die Spannweite von Blasts und Grindcorepatterns bis zu speedigen, deathigen, thrashigen Double-Bass-Attacken, als auch sehr virtuoses Drumming, welches sich problemlos auch im powermetallischen Prog-Metal zu finden ist. Ja, zweifelsfrei ist musikalisches Können bei Descend am Werk und ja, die Produktion ist hammermässig, das Songwriting eine wahre Macht und das Coverartwork gehört in die Ahnensammlung. Anspieltipps wären, ja, von 6 Tracks wohl alle, und dennoch konnte ich mich durchringen für 'The Purest One', das kurze 'Avalin' und 'The Deviant'. Meisterhaft!
Leopold   
Punkte: 9.5 von 10
PESSIMIST - Holdout  (CD)
MDD Records
1. Meinung:
Ein erfrischendes, drittes full-length Studioalbum der Germanier Pessimist aus Weil am Rhein. 'Holdout' nennt sich der Kracher, sieben Jahre sind seit dem letzten Release ins Land gezogen. Der Fünfer legt sogleich dann kräftig thrashend los, denn wie schon so oft meinerseits geschrieben: Gut Ding will Weile haben, was auch hier bei 'Holdout' und den darauf enthaltenen 9 Tracks zweifelslos der Fall ist. Da wird die gesamte Bandbreite moderner, intelligenter und hervorragend frickelnder Thrash-Metal dargeboten und die/der geneigte Zuhörer/in greift somit gerne mit vollen Händen zu. Mit Anleihen an Kreator, Havok, Destruction, Paradox, Accuser, Tankard, Sodom, Slayer und Konsorten zeigen Pessimist glasklar die Richtung, in welche musikalisch glorreich gepflegt geprügelt wird. Die Gitarren riffen sich schneidend ins rote Fleisch, mal moshend, mal roh und kompromisslos scharf. Doch zur Auflockerung gibt es stets hervorragende Groove-Parts, soloistisch starke Ausflüge, gepaart mit akustischen Einlagen, wo sogleich die Vielseitigket 'pessimistischer' Songwriterkunst zu Tage geführt wird. Der Tieftöner steht den Klampfen selbstredend in nichts nach, hat einen sauberen, druckvollen Sound und zieht autark die Spuren in den Sand, will schreiben, wieder mal richtig goiler und hörbarer Thrash-Bass im 'Holdout'-System. Die Drumspattern wechseln von den obligaten Double-Bass-Attacken bis zu kurzen Blasts, sehr viel Mosh- und Grooveparts, welche wahrlich das Thrashfest einläuten. Der Gesang - ja, erinnert etwas an Kreator und Tankard - ist im geifenden, giftelnden, screamenden und shoutenden Bereich anzusiedeln, böse, aggressiv und klar verständlich, und - trotz den Anleihen - eigenständig. Die fette, glasklare und wandmässig rüberkommende Produktion, abgeschlossen mit einem herrlichen Coverartwork, passt einfach alles zusammen. Anspieltipps wären da 'Death Awaits', 'Landsknecht', 'Mountain Of Death' und '7-28'. Thrash-Metal-Hammer!
Leopold   
Punkte: 9.5 von 10

2. Meinung:
Pessimist hauen ihr drittes Album raus, das sich dem heftigen Thrash Metal unterwirft. Böse, ganz böse kreischt sich Michael Schweitzer durch die neun Tracks, bei denen in meinen Ohren überhaupt nichts hängen bleibt. Klar ist das Ganze aggressiv gespielt und besticht durch eine wilde Unbekümmertheit. Aber mit den alten Helden wie Testament, Overkill oder Megadeth hat dies hier absolut nichts zu tun, sondern klopft schon eher an die Black Metal Türe. Nichts für meine Ohren, denn nach drei Liedern klingt mir alles zu monoton und (sorry) zu langweilig.
Tinu
Punkte: 4.5 von 10
TOKYO MOTOR FIST – Lions  (CD)
Frontiers Music/Musikvertrieb
Auf das zweite Album der Truppe um den ehemaligen Danger Danger-Sänger Ted Poley und Trixter-Gitarristen Steve Brown war ich sehr gespannt. Mit dem Rhythmusduo Chuck Burgi (Schlagzeug) und Greg Smith (Bass) brennt nichts an, und das Songmaterial knallt fett aus den Boxen. Ted und Steve haben sich gefunden und schreiben Lieder, die sofort ins Ohr gehen und eine Mischung aus... klar, den alten Danger Danger und Trixter sind. Schon der Opener «Youngblood» überzeugt mit einem feinen Einstiegsriff und tollem Gesangspart. Logisch sind die «Oh-ooooh-oh» immer wieder zu hören («Monster In Me») und lassen Def Leppard Fans aufhorchen. «Lions» macht von der ersten bis zur letzten Sekunde Spass. Was, ihr glaubt mir nicht? Dann hört euch «Around Midnight» an oder «Mean It». Als hätte es Grunge nie gegeben und die Stadien würden noch immer von Whitesnake, Poison, Mötley Crüe, KISS und Cinderella ausverkauft, welche aufstrebende, junge Truppen als Support mitnehmen. Genau so erklingt «Lions». Das Leben besteht nur aus positiven Momenten und bereitet Freude ohne Ende. Griesgrämigkeit und Miesepeter wurden gemartert und Nirvana, Pearl Jam und Alice In Chains schämen sich für ihre Songs, welche sie nie veröffentlicht haben. Wer die gleichen Gedanken mit sich herum trägt, dem wird «Lions» der passende Soundtrack dazu sein. Sei es mit der balladesken Titelnummer, «Decadence On The 10th Street», dem Übersong «Dream Your Heart Out» oder dem Rausschmeisser «Winner Takes It All». So muss ein tolles Hard Rock Album klingen, bei dem die musikalischen Fähigkeiten nie zu kurz kommen. Danke euch für dieses Album!
Tinu  
Punkte: 9.4 von 10
CARTHAGODS – The Monster In Me  (CD)
Metalville
Die tunesischen Progressive/Symphonic-Metaller Carthagods sind mein Lichtschimmer in diesem Review-Monat. Bewegen sich alle vier anderen zu reviewenden Alben im anständigen Mittelbereich (sind mit anderen Worten auf hohem Niveau langweilig), ist diesen Afrikanern ein richtiger Höhepunkt gelungen. Dabei setzen die Tunesier Elemente in ihrer Musik, die ich eigentlich zunehmend weniger toll finde: Symphonische Orchester, welche die Lieder zu ersticken drohen. Meist bevorzuge ich deshalb die rohe Variante des Heavy Metals. Bei Carthagods ist das aber was anderes. Hier stimmt das Zusammenspiel zwischen Orchester und Band. Die Lieder sind auf hohem Niveau progressiv, wechseln zwischen zart und hart, und klarem, zerbrechlichem Gesang zu rauem Geschrei bis Gekeife. Dasselbe gilt für die Instrumente. Von akustischen Gitarren, E-Gitarren bis hin zu Black Metal-Gebolze ist alles zu hören. Dabei stehen trotz gelegentlichen Gefrickel-Teile die Melodien im Zentrum. Das zweite Album der in den 90er-Jahren gegründeten Band ist episch, versiert und trotzdem ausladend, bluesig, symphonisch, Heavy Metallisch und mehr. Und es klingt erstaunlich eigenständig, auch wenn eine Nähe zu Symphony X nicht abzustreiten ist. Und wer ein Lied wie «A Last Sigh» erschafft, in dem alles möglich ist, hat sowieso meinen ewigen Respekt verdient. Spannend auch, dass zum Schluss des Album das Lied «Rebirth» in einer rein orchestralen Version präsentiert wird. Diese hat mit dem Original gar nichts zu tun und könnte als eigenständiges Lied durchgehen. Wer symphonischen Heavy Metal mit leichten progressiven Einflüssen mag, kann hier nichts falsch machen. Dass der Sänger dabei wie eine Mischung aus Sir Russel Allen (Symphony X) und Jorn Lande klingt, ist das i-Tüpfelchen auf dem Ganzen. Ich bin begeistert.
Roger W.   
Punkte: 9.2 von 10
PRIMAL FEAR – Metal Commando  (Gatefold 2 LPs)
Nuclear Blast/Warner
Die Truppe um Sänger Ralf Scheepers und Bassist Mat Sinner ist eine eingespielte Einheit, welche dank Tom Naumann und Alex Beyrodt über ein sensationelles Gitarrengespann verfügt, das im Studio von Magnus Karlsson unterstützt wird. Dank Neutrommler Michael Ehré (The Unity, Gamma Ray) verfügt die Truppe wieder über einen powervollen Trommler, welcher den Songs den nötigen Drive verleiht. Es kann sein, dass es dieses Mal vielleicht den einen oder anderen Hördurchgang mehr braucht, bis man sich bei den neuen Tracks "eingelebt" hat. Aber noch immer überzeugen die Herren auf der ganzen Linie und machen dabei keine Gefangenen. Der hymnische und schnelle Opener «I'm Alive» wird durch die kommende Live-Hymne «Along Came The Devil» abgelöst. Ein Track, der dank der sehr aggressiven Stimme von Ralf und dem Groove, der an «Alive And On Fire» erinnert, völlig begeistert. Primal Fear haben nichts von ihrer Erhabenheit verloren und gehören noch immer zum Besten, was es im traditionellen Metal zu hören gibt. Wie auch mit dem flotten «Halo» oder dem schweren und harten «Hear Me Calling». Das rockige und metallene «The Lost & The Forgotten» bläst dem Hörer ebenso den Marsch wie «Raise Your Fist». Mit «Infinity» erklingt der bis anhin längste Track der Band-Geschichte. Eine sich aufbauende, musikalische Story, die man sich angehört haben muss und eine, die an Schluss mit Streichern und Klavierklängen beendet wird. Es kann sein, dass auf anderen Primal Fear-Werken grössere Hits zu hören waren, aber als geschlossenes und kompaktes Album hat sich die Truppe hier selber ein kleines Denkmal gesetzt.
Tinu 
Punkte: 9.0 von 10
CRO-MAGS - In The Beginning  (LP)
Nuclear Blast/Warner
Crossover-Thrashige und thrashig-crossoverische Songs, in der Anzahl von 13 Tracks, prasseln hier der/dem geneigten Zuhörer/in entgegen. Und ja, die Cro-Mags sind nach all' den Jahrzehnten, seit 1980, gegründet in New York, immer noch voll im Säftle und powern mit ihrem eigenen Crossover-Thrash mit starker NY-Prägung, ja auch die Cro-Mags sind Kreatör dieser goilen Stilrichtung, alles platt. Nicht nur Suicidal Tendencies oder D.R.I. können kräftig-herben Skatersound zocken, nee, auch die Cro-Mags stehen hier auf der Matte bzw. dem Board, hellyeah! Erinnert auch etwas, nebst den erwähnten beiden Acts, an Leeway, Excel, Nuclear Assault, M.O.D., S.O.D., Prong oder Ratos de Porćo. Die Gitarren kommen trotzdem sehr thrashig daher, die Riffs sind von Hardcore, Crossover und Thrash-Metal beeinflusst und stets ein melodiös-shrederhaftes Soli ist irgendwo im Song, egal ob am Anfang oder gar am Ende des Tracks auffindbar, was dem Sound eine gewiss-goile Würze auszuschmücken hilft. Der Tieftöner scheppert klar und tendenziell hardcorig daher, was wiederum dem Gesamtsound zum Tragen kommt, denn da gibt's so die gewisse NY-melancholische Schwere. Die Drumattacken sind herrlich wirbelnd, straight, double-bassig und dennoch stets im Groovebereich anzusiedeln, denn diese Patterns treiben diesen hervorragenden Sound an die Macht. Auch die Vocals sind ein Spagat zwischen Thrash, Crossover und Hardcore, erinnert teilweise etwas an Biohazard, denn die sind tief, aggressiv, klar und ebenfalls nach vorne strebend. Die Produktion kommt ultarhart und druckvoll rüber, das Coverartwork dezent, denn schlussendlich zählt die gezockte Mucke auf 'In The Beginning'. Es ist das sechste Studioalbum von Cro-Mags, 'In The Beginning', nebst diversen Singles, EP's, Live-Albums, Compilations, und so weiter, und so fort. Anspieltipps? Alle 13 Tracks, denn selten habe ich so ein zusammengehörendes Album an Songs gehört wie eben 'In The Beginning'. Bin jetzt noch geflashed! Doch zur Hilfe wären so 'Two Hours', 'Don't Talk About It', 'Don't Give It', 'Drag You Under', 'There Was Time' oder das geniale Instrumental namens 'Between Wars'. Eine Hammerveröffentlichung des NY-Vierers um den Mainman Harry Flanagan, flankiert von Gabby Abularach, Garry Sullivan und dem Meisterklampfer Rocky George, bekannt aus der Combo Suicidal Tendencies. Yep, so macht es einfach Spass!
Leopold   
Punkte: 9.0 von 10
VOIVOD - The End Of Dormancy (EP Vinyl)
Century Media/Sony
Zwei Jahre nach der Veröffentlichung des grossartigen "The Wake"-Album geben Voivod mit einer 3-Track-EP wieder einmal ein Lebenszeichen von sich. Mit dieser EP namens "The End Of Dormancy" bieten Voivod altbekannte Songs in Studio-Version und Live-Versionen. Den Anfang macht "The End Of Dormancy (Metal Section)" in der Studioversion. Diesen Song kennt man schon vom letzten Album "The Wake", aber nicht in dieser Version mit diversen Bläsersektionen! Und interessanterweise wirken diese Bläser überhaupt nicht fehl am Platz, sondern fügen sich nahtlos in den Gesamtsound ein. Voivod meets Jazz, könnte das passende Motto sein, das wirklich überzeugend umgesetzt wird. Beim zweiten Song gibt es den ersten Song nochmals, aber mit ausgiebigem Livefeeling! Aufgezeichnet wurde der Song am Montreal Jazz Fest 2019, was auch als Aufnahmeort für den letzten Song gilt. "The Unknown Kowns" kommt die Ehre zu, diese EP zu beenden. Ursprünglich auf dem Album "Nothingface" veröffentlicht, macht der Song auch in der Liveversion eine ausgesprochen gute Figur! Dieses Mal bleiben die Blasinstrumente aber in den Instrumentenkoffern! Diese EP lässt uns eine neue Seite von Voivod entdecken, die aber ausgezeichnet zu den Sci-Fi-Innovatoren passt!
Roolf   
Punkte: keine Wertung
DEFEATED SANITY - The Sanguinary Impetus (Gatefold Colored LP)
Willowtip Records
Ja, auch das Berliner Trio namens Defeated Sanity ist seit 1993 auf den Gassen des grindcorigen Tech-Death-Metal unterwegs und zelebriert auf Ihrem neuesten Werk namens 'The Sanguinary Impetus' hervorragend, auf 9 Tracks, wie intelligenter, hyperschneller Tech-Death mit Grindcore verknüpft werden kann, ohne die obligaten progressiven Zeichen zu setzen, ultraschnellen Shreds und Soli sowie technisch versierten Einspringsel einzuverleiben. In Sachen 'Technik' geht's da schon in Richtung Necrophagist, Nile, Suffocation und Konsorten, in Sachen Groove stehen da formidabel Suffocation, Dying Fetus und Konsorten Pate, um einen Vergleich aufzeigen zu dürfen. Die Riffs kommen knüppeldick und sehr filigran rüber, mit vielen Breaks und Tempiwechsel untermalt, mit kurzen Shredsoli, aber sehr kräftigem Riffgewitter. Die Donnerwand namens Schlagzeug blasted und grindcored, nebst dem ultimativen Double-Bass, gewaltig nach vorne, bespickt mit fliegenden Tempiwechsel, kurzen Breaks und stetem Groove. Jawohl, steter Groove wird im Songwriting hochgeschrieben, trotz den vielen Tempiwechsel. Der Tieftöner kommt ebenfalls sauber und filigran daher, ebenfalls im solodesken Tiefflug, gepaart als Mitstreiter der Klampfologie. Der Gesang ist im sehr tiefen Growl zu finden, verständlich und brutal zugleich. Die Tiefe der Stimme passt perfekt zum Gesamtsound und dem technischen Gefrickel. Böse, sehr böse! Eine sehr goil, druckvoll und klare Produktion sowie ein herrliches Coverartwork runden 'The Sanguinary Impetus' hervorragend ab. Anspieltipps wären: 'Phytodigestion', 'Arboreously Transfixed' oder 'Drivelling Putrefaction'.
Leopold  
Punkte: 9.0 von 10
OSYRON – Foundations (EP)
SAOL
Nach zwei Studioalben liefern uns Osyron mit «Foundations» eine EP bestehend aus fünf Tracks und einem Bonus. Die aus Kanada stammende Epic Progressive Metal Band möchte mit dieser halben Stunde etwas kanadische Geschichte, genauer die Geschichte der kanadischen Soldaten im ersten Weltkrieg, die als Kanonenfutter endeten, verarbeiten. Und dies tun sie, indem sie fünf gigantische Songs an den Tag legen. Osyrons Kompositionen sind bis ins Detail durchdacht und verblüffen mit jeder Passage aufs Neue. Die EP beinhaltet so ziemlich jede Stimmung, die durch Musik erzeugt werden kann – mal düster und knallhart, mal berührend und sinnlich, mal energiereich und aufmüpfig treten die Kompositionen des Quintetts daher. Reed Altons kräftige Stimme reisst sofort mit und komplettiert die energiereichen und virtuosen Tracks passend. Der Opener «The Cross» ist ein epischer, harter Track, der die dunklen und hellen Seiten Osyrons aufzeigt. Es beginnt mit einem düsteren, schweren Intro, welches in ein brachiales Gitarrenriff übergeht, in einem eingängigen Refrain mündet und mit der komplex aufgebauten Bridge das Highlight setzt. Streichermotive und Choreinlagen durchziehen den Song, die das gewisse Etwas ausmachen und den Gegenpol zur dunklen Bridge bilden. Das hammerharte «Ignite» an zweiter Stelle fasziniert mit diversen Stimmungswechseln, progressiven Elementen, Power und orientalischen Melodien im instrumentalen Part. «Battle of The Thames» beginnt mit Akkustikgitarren-Klängen und erzählerischem Gesang, baut sich immer epischer auf und mündet in einem tollen, raffinierten Gitarrensolo. «The Ones Below» geht mit dem Riffing und aufmüpfigen Gesangsmelodien in den Route 66 – Hard Rock hinein. An fünfter Stelle steht der Titeltrack «Foundations», der schon alleine verblüfft und in seiner Komplexität strahlt. Und wer hätte es gedacht – als Bonus wird die kanadische Nationalhymne in Osyron-Stil angehängt – passt zum Thema, wäre jedoch meines Erachtens nicht nötig gewesen... Durch das ganze Album sind immer wieder Schlachtrufe zu hören, die explizit an die Soldaten erinnern sollten und der Musik wiederum ein Stück Identität und Power geben. Zudem werden oft Assoziationen zu Soldatenmärschen durch die präzise Rhythmik und eben in Kombination mit den Chorrufen hergestellt. «Foundations» ist eine mehr als gelungene EP, die bei jedem Durchhören neue Details ans Licht bringt. Einfach nur raffiniert – geil!
Sina   
Punkte: keine Wertung
CREEON - Circle Of Reality  (CD)
Eigenvertrieb
Interessant, sehr interessant - Creeon klingen wie eine Mischung aus Rev Theory, Seether, Bullet For My Valentine, Those Damn crows und Gloomball. Heavy Rock trifft auf eine angerauhte, kräftige Rockröhre, die Mucke ist mit Ecken und Kanten versehen, und mit einem Song wie "Fuck You All" oder "First World Problems" hat man bei mir eh schon gewonnen. Immer wieder überraschen Songs wie beispielsweise "We're Gonna Lose", welcher zuerst wie eine Ballade anfängt und sich dann zu einem ordnetlichen Rocker steigert. Klar hat es auch die obligatorischen Balladen wie "Take Care" oder "Hope In Hell", welche aber glücklicherweise nicht im schmalzigen Pathos ersaufen, sondern immer einen eigenen Twist aufbieten, welcher die Songs wieder in die Rock-Schiene schiebt. Geile Sache! Generell lässt sich über die Eidgenossen sagen (jawoll, da sind Schweizer am Werk, obwohl ich zuerst Amis vermutet hatte), dass sie mit einer kraftvollen Instrumentierung, gutem Gespür für groovige Songstrukturen und einem echt begnadeten Sänger und einem super Zweitsänger einfach geile Rocksongs schreiben, welche sich jeweils genug unterscheiden, um Individualität zu bewahren, aber nicht zu viel, als dass man den roten Faden verlieren könnte. Creeon ist eine Band, die sich mir direkt ins Herz gespielt hat, von dem her kann ich allen, die auch nur ein bisschen mit härterem Rock etwas anfangen können, "Circle Of Reality ans Herz legen. Groovy!
Toby S.   
Punkte: 9.0 von 10
ORGÖNE - Mos/Fet   (2 LPs)
Heavy Psych Sounds Records
Mit einem Doppelalbum zu debütieren, ist nicht gerade üblich. Die französische Band Orgöne haut aber als Einstand 80 Minuten Musik raus. Der erste Song "Erste Ritual" dauert knapp 20 Minuten und bietet experimentellen Space Rock mit starker Arabica-Note! Dieser Song versetzt einen zurück in die Zeiten der Jam- und Freestyle-Sessions. Da passt auch der theatralische Gesang bestens dazu. Obwohl die Musik sehr kauzig ist, mindert das ihren Groovefaktor keineswegs! Das blanke Chaos herrscht auch immer mal wieder. Doomiger Space Rock wird mit "Requiem For A Dead Cosmonaut" dargeboten, und dieser Song ist fast zu normal für Orgöne. Ein Titel wie "Soviet Hot Dog (Le Tombeau de Laika)" lässt schon vermuten, dass der Song alles andere als gewöhnlich sein wird! In dieser verstörrenden Soundcollage wird auch noch der Knüppel aus dem Sack gelassen, was das Ganze noch schwerer verständlich macht. Definitiv keine Musik für schwache Nerven! Ruhig und psychedelisch beginnt "East Song", der in der Mitte dann feinsten Space Rock zelebriert. "Ägyptology" entführt uns ins Land der Pharaonen, und es wird zwar nicht orientalisch, sondern staubiger Stoner Rock, der zur Wüste bestens passt, gespielt. Dröhnend nimmt das "Mothership Egypt" Kurs auf unser Gehör. Mit wehklagendem Doom, der im Verlauf des Songs zu Space Rock mutiert, überraschen uns nun Orgöne erneut. Also an Abwechslung mangelt es Orgöne nicht, und so wird es in den überlangen Songs auch nicht langweilig. So bietet auch dieser Song zahlreiche Wendungen, Drehungen und Überraschungen! Ein furioser Trommelwirbel steht am Anfang von "Rhyme Of The Ancient Astronaut" und danach gibt es freakigen Space Rock auf die Ohren. Mit Groove im Überfluss kann dieser Song voll überzeugen. Wie ein Chamäleon seine Farben beliebig wechselt, genauso oft wechselt dieser Song seine Richtungen und man bleibt im Ungewissen, wohin die Reise gehen soll. Der monumentale Schlusstrack "Astral Fancy" dauert 19 Minuten und beginnt in sachen Gesang sehr orientalisch. Die Musik scheint das aber nicht weiter zu kümmern, denn diese geht in eine komplett andere Richtung. Das Faszinierende ist aber, dass am Schluss trotzdem alles irgendwie zusammen passt! Diese Musik wandelt immer auf dem schmalen Grat des Wahnsinns, und man muss sich auf diese Musik einlassen, dann kann man aber unheimlich viele Dinge entdecken! Mein Geheimtipp in diesem Soundcheck!
Roolf    
Punkte: 9.0 von 10
THE MOON AND THE NIGHTSPIRIT - Aether (Gatefold Violet Vinyl)
Prophecy Productions
The Moon And The Nightspirit ist ein Musikprojekt aus Ungarn, harmonisch aufgebaut von den zwei Gründungsmitgliedern Agnes und Mihaly. Mit «Aether» hab diese Beiden nun innerhalb von 17 Jahren schon ihr siebtes Werk herausgebracht. Das Album beginnt atmosphärisch, melodisch mit dem gleichbenannten Song «Aether». Von Beginn an steht das Instrumental stark im Vordergrund, vielfältig und ausgewogen. Zusammen mit den abwechselnden Einsätzen des leisen Gesanges von dem Duo ergibt das eine Mischung, die unter die Haut fährt. Das war jetzt der erste Song und ich bin schon hin und weg. Man taucht ab in einen tiefen See voller genialer Vielfalt. Man muss ja schon sagen, dass die Musiker alleine schon kleine Genies sind, wenn man beachtet, wie viele Instrumente sie mit solch einem Können zu spielen wissen. Man findet alles, was das Musikerherz begehrt: Violine, Perkussion, Harfe, Zitter, Gitarre und Holzblasinstrumente. Diese setzen die Beiden so gekonnt ein, dass aus den sieben verschiedenen Songs ein grosses Bild gewebt wird, kein Part so wie der Andere aber doch in einer wunderschönen, zusammenpassenden Einheit. Und dazu kommt natürlich noch der Gesang, fein und hoch von Agnes und tief und rau von Mihaly. Damit schaffen die Musiker noch ein weiteren Kontrast in das sonst schon so vielfältige Musikgeflecht und schaffen eine tiefgründige, wunderschöne Mischung. Ich bin begeistert!
Zoé   
Punkte  9.0 von 10
DESTRUCTION – Born To Thrash (Live In Germany)  (2 LPs)
Nuclear Blast/Warner
Unverhofft kommt oft, so auch mit diesem Live-Album, welches aus der Corona-Krise heraus veröffentlicht wurde. Dies wurde auf dem Party-San-Festival aufgenommen und zeigt das zum Quartett erstarkte Trüppchen mit einer unglaublichen Spielfreude. Vom damals erst gerade neuerschienen Studioalbum «Born To Perish» spielt die deutsche Thrash Metal-Legende zwei Songs, während der Rest aus dem bekannten Klassikern von Destruction besteht. Persönlich gefällt mir das Schlagzeugspiel von Randy Black um einiges besser als dasjenige seiner Vorgänger. Einfach, weil der Kanadier ein bedeutend erdigeres Auftreten besitzt, als das oftmals mechanische und kühle Wirken vor seinem Einstieg bei den Deutschen. Ein weiterer Gewinn ist Gitarrist Damir, der mit seiner filigranen Spielweise die perfekte Ergänzung zu Gründungsmitglied Mike ist. Somit ein Rundum-Sorglos-Paket, welches jeden Thrash- und Metal-Fan begeistern wird. Bei welchem natürlich «Mad Butcher», «Total Desaster», «Thrash Till Death» und «Bestial Invasion» die ganz grossen Momente sind, welche durch «Born To Perish» und «Betrayal» bestens abgerundet werden. Ein tolles Live-Werk, das mit zehn Tracks ein «Best Of»-Feuerwerk abliefert, das Seinesgleichen sucht.
Tinu  
Punkte:
keine Wertung
DAWN OF ASHES - The Antinomian  (LP)
Artoffact Records
Sehr robuster Industrial/EBM aus Los Angeles; irgendwie fühle ich mich in eine Matrixartige Welt entführt. Auch thematisch passt diese Ästhetik, denn diese Scheibe behandelt den möglichen Fall der Menschheit, da wir blind den Leadern folgen. Düster und zum Denken anregend ist dies auf jeden Fall. Die Dunkelheit dieser Musik ruft eine ganz eigene Art der Trance hervor. Das ist es, was richtig gute Musik ausmacht: wenn sie den Hörer in eine ganz andere Welt entführt. Etwas makaber untermalt mit Geräuschen von Menschen die Schmerzen (oder gar Folter?) leiden, verleiht diese Zutat eine weitere Prise des morbiden Vergnügens. Fast schon anturnend und definitiv abgespaced. Wer auf Dunkelheit steht ist hier bestens bedient. Die Scheibe landet auf der Favoritenliste 2020 und ist für alle zu empfehlen, die es dunkel und anregend mögen.
Mona   
Punkte  9.0 von 10
KALL – Brand  (Gatefold Neon Orange Vinyl)
Prophecy Production
Kall ist ein 2012 gegründetes Sechs-Mann-Projekt, das aus der Asche einer Meiner Lieblings DSBM-Bands hervorgegangen ist, nämlich Lifelover. Die sechs Schweden haben 2013 als Kall ihre erste Single veröffentlicht, 2014 folgten dann eine weitere Single, ein Split und das selbstbetitelte Album, 2015 war die nächste Single fällig und 2020 ist nun das zweite Studioalbum am Start. «Brand» ist ein Sechs-Track-Album mit Gesamtlänge von etwas unter einer Stunde und im DSBM/Depressive Rock angesiedelt. «Rise» beginnt gleich mit ein paar Harten Gitarrennoten, die immer mehr verzerrt werden. Der Sound springt danach um zu etwas Depressive Rock-mässigem, und man sieht nach Erscheinen der verzweifelten Vocals sehr schnell, woher die Band kommt. Track Nummer zwei «Fervour» kommt anfangs etwas akustischer und ruhiger daher. Bis bei knapp einer Minute die Vocals und restlichen Instrumente hinzu kommen, und das auf eine dunkle Art und Weise, dass es einem gleich etwas anders wird. Der Track wechselt sich ab, da weiter zwischen Akustik und sehr schönen Black Metal-Parts ab. Die Mitte des Albums markiert «Eld», welcher mit einem ruhigen Singsang beginnt und sich anschliessend wieder voll in einen härteren Sound reinlegt. Die Abwechslung danach erinnert an den Song zuvor, aber mit noch etwas mehr pPower dahinter. «Fukta Din Aska» hat eine einheitliche Bass- und Drum-Melodie, die laufend von immer mehr Instrumenten begleitet wird und in der zweiten Hälfte von sehr abstrakten klängen und Pausen durchzogen ist, der Track ist mit knapp über 17 Minuten auch der längste des ganzen Albums. Auch «Hide Below» hat einen ruhigen Anfang und eine sehr schöne Melodie, die mit der Verzweifelten Singstimme zusammen sehr an ältere Solstafir-Alben erinnert. Der letzte Track ist «Fall», welcher schon 2015 als Single veröffentlicht wurde. Auch dieser Song hat eine Melodie zum Träumen, und man wird so davon gepackt, dass man ihn viel zu schnell durchgehört hat und ihn noch einmal vom vorne hören muss. Ehrlich gesagt geht es mir mit dem ganzen Album so. «Brand» kommt hundertprozentig auf die Top 10 Liste meiner Alben des Jahres und ist trotz einiger kleineren Wiederholungen definitiv eine der besten Veröffentlichungen des DSBM-Genres der letzten Jahre.
Simu   
Punkte  9.0 von 10
PARALYDIUM – Worlds Beyond
Frontiers Music/Musikvertrieb
Nach der 2015 veröffentlichten EP «The Paralydium Project» kommt nun das erste Studioalbum der (Symphonic) Progressive Metal Band Paralydium aus Schweden. Das Quintett besteht aus Sänger Mikael Sehlin (Degradead), den Dynazty-Mitgliedern Mikael Blanc (Keyboard), Jonathan Olsson (Bass) und Georg Härnsten Egg (Drums) sowie Gründer John Berg (ex-Dynazty). Ahm… ja, WOW! Hier wird solider Progressive Metal der allerfeinsten Art produziert. «Worlds Beyond» könnte so beschrieben werden, als würden die Welten von Dream Theater, Symphony X, Seventh Wonder und Threshold aufeinanderprallen. Dies ergibt eine energiereiche, treibende Mischung aus eingängigen Melodien, ratternden Gitarrenklängen und hochkomplexen Instrumentalparts, die einfach nur Spass machen. Die oft in den Bridges auftretenden Keyboardsoli erinnern zudem stark an die alten Sonata Arctica-Scheiben. Paralydium spielen mit klassischen, teils symphonischen Einflüssen, ohne zu übertreiben oder kitschig zu werden. Paralydium treffen genau den Mittelpunkt zwischen hell und dunkel, zwischen genügend Melodie und genügend Härte, zwischen rotem Faden und Progy-Komplexität. Dies gestaltet das Album so spannend und fesselnd. Jeder Song verbirgt eine neue Überraschung und zieht in eine andere Ecke des Progy-Genre. Sänger Mikael Sehlin erinnert mit seiner Power-Röhre an Henning Basse (Firewind, Mayan) und komplettiert somit das raffinierte, komplexe Grundgerüst präzise. Mehr kann hier nicht gesagt werden – «Worlds Beyond» ist effektiv eine perfekte Mischung aus allem, was sich ein Fan des Progressive Metals wünschen kann. Ich bin hin und weg!
Sina   
Punkte  9.0 von 10
LIVING GATE - Deathlust EP  (CD)
Relapse Records
Death-Metal in the veins as Morbid Angel, Suffocation, Cannibal Corpse macht besagten Schreiberling schon sehr neugierig, was die geneigte Leserschaft mittlerweile wohl oder übel zur Kenntnis (mal zähneknirschend, mal wohlwollend) genommen hat. Yep, und hier haben wir doch tatsächlich eine fundierte EP namens 'Deathlust', von dem belgisch-U.S.-amerikanischen Konsortium namens Living Gate. 5 Songs, die einen leicht technisch-progressiven Touch herzeigen, vom gemischt zusammengewürfeltem Vierer Living Gate, welches das Debutalbum, eben 'Deathlust', präsentiert. Herrliches, death-metal-lastiges Riffing, kombiniert mit technischen Finessen und thrashigen Parts, wie auch leicht Prog-Metal à la Opeth oder Rivers Of Nihil einfliessen lässt. Die Gitarren riffen gewaltig durch die Songs, gepaart mit feinen Finessen, welche das Songwriting sehr öffnet und abwechslungsreich gestaltet. Hevorragend intonierte Soli, mal melodiös, mal einfach shredmässig gespielt. Der Tieftöner geht gut ab, sehr 'Walking-Bass'-lastig, jedoch passend zum Songwriting, sehr solodesk und erinnert teilweise an Cynic, Atheist und Konsorten, vom technischen Aspekt gesehen. Die Drumpatterns sind straight, double-bassig, gepaart mit Blasts und auch Grindcore-Attacken, doch auch hier kommen vereinzelt speedige und thrashige Patterns zum Zuge, und eben, sehr groovig. Ein herrliches Coverartwork sowie die satte, druckvolle Produktion überzeugt wieder einmal mehr eine hervorragende Band, in diesem Falle Living Gate. Anspieltipps wären da 'Roped', 'Heaven Ablaze' und 'The Delusion Of Consciousness'. Meine Punkteregion wäre da die 9.0. Dieses Teil soll in einer gutsituierten Death-Metal-Sammlung unbedingt zu finden sein.
Leopold  
Punkte:
keine Wertung
BAD TOUCH – Kiss The Sky  (CD)
Marshall Records
Obwohl die Formation Bad Touch aus England stammt, klingt sie sehr amerikanisch. Black Stone Cherry trifft auf The Black Crows. Die Jungs bieten uns astreinen Classic Rock, der uns auf eine Zeitreise tief in die Siebziger mitnimmt. Das Südstaatenflair steht dabei zwar nicht im Vordergrund, ist aber stets präsent. Bereits zum vierten mal beweist die Truppe, dass Classic Rock zeitgemäss und aktuell klingen kann. Voraussetzung ist dabei Kreativitiät, die sich in interessantem Songmaterial niederschlägt. Genau da punktet Bad Touch praktisch durchs Band, sprich über die ganze Laufzeit von „Kiss The Sky“. Mit Songs wie „We Come A Little Closer“, „I Get High“, „Strut“ oder dem Cover „I've Got The Music In Me“, im Original von der Kiki De Band, wird der Spirit von damals authentisch wiedergegeben. Dabei wird auch jede Menge Groove transportiert, mit dem die Band es schafft, einen um den Finger zu wickeln. Auch musikalisch lassen die Jungs nichts anbrennen. Ob knackige Gitarren oder erdige Vocals, es klingt einfach immer homogen, charismatisch und intensiv. Bad Touch haben viel Potenzial, das sie noch weit bringen könnte.
Chris C.    
Punkte: 8.9 von 10
LONG DISTANCE CALLING - How Do We Want To Live (2 LPsCD)
InsideOut Music
Geil! Das siebte Album der deutschen Instrumental-Rocker startet mit coolen Synthie Klängen, dazu ein straightes Rock-Drum, bevor man in Pink Floyd-Sphären eintaucht, mit Eloy-Spuren. Die Drums ziehen sich fast durch den Song hindurch und werden gegen Ende noch durch coole verzerrte Gitarren auf den Höhepunkt gehoben. Hab selten einen so starken Instrumental-Song gehört, grosse Klasse, wie das Album hier startet. Man arbeitet hier mit deutlich mehr Elektronik-Sounds und Sprachsamples als auf älteren Alben, aber wie es scheint, alles selbst von der Band entworfen. Die Deutschen schaffen es auch, instrumental eine Aussagekraft in die Songs zu bringen, so wie das niemand anders kann. Das Ganze Album ist spannend und sehr hörenswert, da kommt interessanterWeise nie Langeweile auf, wie das sonst so üblich ist bei sängerlosen Werken. Long Distance Calling präsentieren uns hier ein Album mit vielen Facetten, Gefühl und Atmosphäre, eingebettet in sehr interessante elektronische Elemente, die durch Drums und Gitarren grandios ergänzt werden. Hier kriegt der verwöhnte Zuhörer mal was richtig Spannendes und nicht Alltägliches auf die Ohren. Ganz starkes Album, das den Zuhörer fesselt und nicht mehr loslässt.
Crazy Beat  
Punkte: 8.9 von 10
FORDOMTH - Is, Qui Mortem Audit  (CD)
Auric Records/Edel
Holla die Waldfee, da kommt ganz goiler, bombastischer Black-Metal aus unserem südlichen Nachbarland, Italien, genauer aus Sizilien auf uns zugerollt, doomig, schwerfällig. Nun, wer steckt denn hinter dem sizilianischen Vierer? G.B., G.C., M.R. und V.C., ganz einfach. What the fuck? Yep, doch das mindert in keinster Weise das musikalisch Zelebrierte, teils in sehr mystischer Machart, durch die sizilianischen Wädlern geisternd. Ja, Formdoth lassen sich auf 'Is, Qui Mortem Audit' (frei übersetzt à la 'Er, der tot hört') die mystische Zeit gewähren und erklingen. 4 Tracks, mit einem 'verkappten' 5. Song, wie ein 'Hidden Track' erreicht 'Is, Qui Mortem Audit' eine Spielzeit von 36:48 Minuten und mutiert zu einem full-length Release. Interessant, was so alles dabei entdeckt werden kann, wann ist ein Release eine LP, wann eine EP, und dennoch will ich nicht abschweifen vom Thema, nämlich des sehr interessanten, archaisch-mystischen und atmosphärischen, doomigen Black-Metal von Fordomth, welcher sich unweigerlich der/dem Zuhörenden in die Gehörgänge reinfrisst und sich niederlässt. Man spürt förmlich den norwegischen Black-Touch, unweigerlich, denn so Burzum, Sulphur, Svart Crown und Konsorten sind heraushörbar, und dennoch ist der Sound sehr eigenständig, ja gar avant-gardistisch zelebrierend. Es wird ordentlich geblasted und geblacked, doch auch akustische, ruhige Momente wechseln sich mit den gejagten Parts im Soundwriting ab. Blasts, Gore, Black-Metal-Double-Bass-Attacken, welche dann geöffnet werden, in die ruhigeren Fahrwasser der Drumpatterns, die dann in den düsteren Doom wechseln, also langsam und genüsslich dahinschwegeln wie zähfliessende Lavaströme, was auf Sizilien ja keinen Seltenheitswert hat. Der Tieftöner lässt die Saiten ordentlich vibrieren, tief, klar und leicht verzerrt, was ich so raushören darf und kann. Die Gitarre rifft rasend schnell, um dann sogleich in die langsamen, doomigen Parts hinunterzugleiten. Solodeske Ausflüge sind sehr rar gesäät, dafür wird mit viel Gefühl gerifft und akustische Akzente gesetzt. Die Vocals sind tief im gutturalen Gesang zu finden, klar, düster, gefährlich, böse und geisterhaft kommen die Sequenzen rüber. Ja, und neben den 'gestandenen' Instrumenten kommen da noch tibetische Glocken, Synth-Einstreusel und Flöten zum Zuge. Yep, avantgardistisch darf man hier schon ruhig husten. Ein geniales Coverartwork sowie eine sehr gute, satte Produktion runden 'Is, Qui Mortem Audit' ab. Ja, Anspieltipps bei wenigen Songs wird dann auch zu einer Kür, doch hier ist sie: 'Scire' und 'Esse' sind mir gut hängen geblieben.
Leopold 
Punkte: 8.8 von 10
SOUL GRINDER - Chronicles Of Decay  (CD)
Black Sunset/MDD
Hellyeah, was für ein erstes full-length Album mit 'Chronicles Of Decay', nebst der ersten EP namens 'Sadistic Parasite' liefern das Bremer Trio namens Soul Grinder ab? 11 Tracks, frisch aus dem höllischen Inferno. Sehr ausgereifter, leicht thrashig-angehauchter Death-Metal in U.S.-amerikanischer Machart, so à la alte Deicide, Morbid Angel, Suffocation, Immolation, Malevolent Creation und Konsorten des geordneten Deaths. Sehr groovig und treibende Mucke, inklusive den Blasts, die sehr geordnet intoniert den gewünschten Effekt nicht verfehlen. Das ist richtig goile, erdige, ehrliche Mucke von Soul Grinder, die einfach Spass macht. Yep, auch Death-Metal kann, darf, muss und soll Spass machen, heilige Kacke nochmals. Erwähenswerte Anspieltipps? Well, alle, doch hier wären 'Flesh Defiler', 'My Unvilling Giver', 'The Sun And The Serpent' und 'March Of The Dead'. Yep, auch hierbei wird Groove und Nackenschütteln hoch angesetzt. Die Drums pattern in gewohnter Manier die Double-Bass rauf und runter, aber auch die goilen, thrashigen und moshigen Patterns finden Zugang auf 'Chronicles Of Decay' sowie weitere finessische Drumpatterns. Die Gitarre rifft sich genüsslich und deathisch mit thrashigem Einschlag durch die 11 Songs, gepaart mit durchdachten Soli, welche die Abwechslung im Songwriting stets hervorruft. Der Tieftöner wandelt auf soliden, sauberen Pfaden, hat einen echt goilen Basssound und erdet die Klampfe auf deren soloistischen Pfaden. Die Vocals sind im tieferen, thrashigen Shouting und leichtem, tiefen Growl zu finden, perfekt zum Gesamtsound. Das Coverartwork ist hammermässig gestaltet, die Produktion drückt den Soundwall gekonnt nach vorne, sauber und klar. Eine gelungene Death-Metal-Messe.
Leopold 
Punkte: 8.7 von 10
RYDERS CREED – Lost Souls  (CD)
Off Yer Rocka Recordings
Die jungen Engländer stehen mit „Lost Souls“ mit ihrem zweiten Album nach „Human Clay“ (2018) auf der Matte. Bereits mit dem Erstling konnten die Jungs die New Wave Of Classic Rock-Gemeinde auf sich aufmerksam machen. Ohne Kurskorrektur wurde nun die Qualität nochmals gesteigert. So klingt die neue Scheibe nun äusserst homogen und kompakt, aber auch vielschichtig und abwechslungsreich. Ob man nun die Black Stone Cherrys, Black Star Riders oder andere verwandte Formationen als Anhaltspunkte heranzieht, ist nicht wirklich relevant, da Ryders Creed ihren eigenen Stil im Umfeld des siebziger Hard Rock gefunden und verfestigt haben. Man deckt die ganze Palette von dreckigem Rock'n'Roll bis zu intensiven Balladen komplett ab. Das eine oder andere Mal adaptiert man auch epische Klänge und lässt zudem Raum für cleane Gitarrenklänge. So bleibt das erstklassige Songmaterial immer interessant. Die Jungs wechseln öfters mal den zu erwartenden Pfad, verlieren aber nie das Ziel aus den Augen. Ebenso besticht man durch eine kritiklose, musikalische Inszenierung ohne nennenswerte Schwachpunkte und durch einen satten Sound. Man kann es drehen und wenden wie man will, auf „Lost Souls“ ist keine schwächelnde Phase erkennbar. Ob es den einen oder anderen charismatischen Hook noch vertragen würde, ist irgendwann einmal eine subjektive Ansicht.
Chris C.  
Punkte: 8.7 von 10
NEW FOUND GLORY – Forever + Ever + Infinity  (LP)
Hopeless Records/Sony
Ach du Scheisse! Die gibt’s noch? Das zumindest habe ich gedacht, als ich auf das neue Machwerk von New Found Glory starrte und die Skepsis war gross. Die Veröffentlichungen der letzten Jahre hinterliessen bei mir den Eindruck, dass man diese Band getrost abschreiben kann. Was aber dann musikalisch aus den Boxen knallte, überraschte auf ganzer Linie. Trotz der miesen Ausgangslage war die Dichte schneller Pop-Punk-Songs auf keinem ihrer Alben höher. Nie waren mehr Einflüsse aus dem Hardcore hörbar. Dass sie dieser Art Musik nicht abgeneigt sind, hatten sie schon mit Cover-Versionen diverser Titel von Bands wie Shelter und Lifetime bewiesen oder auch bei ihrem Fun-Nebenprojekt International Superheroes Of Hardcore. Ob die Herren in einer Midlife-Crisis stecken und es nochmal wissen wollen oder was auch immer der Grund für dieses Aufbäumen ist, hoffe ich, dass auch zukünftige Veröffentlichungen wieder wie „Forever + Ever + Infinity“ klingen werden. Es gibt zwar noch immer Tracks, die ich gerne überspringe, weil sie mir dann doch zu poppig sind. Auch die obligatorische Schmalz-Ballade ist mit „More And More“ vorhanden. Dennoch werden es zweifellos einige Lieder in meine Playlist schaffen – und dort auch längere Zeit bleiben. Wer also noch einen Funken „Fun-Punk“ im Blut hat, sollte sich die neue NFG-Scheibe unbedingt zu Gemüte führen. Für mich sind New Found Glory heisse Anwärter für das „Comeback des Jahres“ ihres Genres.
Oliver H.   
Punkte: 8.6 von 10
REBEL WIZARD - Magickal Mystical Indifference  (LP)
Prosthetic Records
Da gibt's was gewollt auf die Nüsse, wohl gefrickelt und einfach mal frei Schnauze wech' ... Goil, einfach mal blackenisierter Metal in ein Instrumentalsong, 'Heavy Negative Wizard Metal In-Fucking-Excelsis', verpackt. Gibt's denn Instrumental-Black-Metal? Sehr filigraner Black-Metal, goil frickelnder, technisch hochstehender Instrumentenkünstler, der NKSV (Bob Nekrasov). Bin positiv perplex, ehrlich geschrieben. Weshalb? Weil Rebel Wizard eine sehr eigene, erkennbare Form des Black-Metals intoniert, denn einerseits brutal blackig, dann wieder sehr beschwingt instrumentalisiert. Nun, 'Magickal Mystical Indifference' ist Rebel Wizard's dritter full-lenght Output, nebst diversen EP-Releases. Interessant ist auch, dass Rebel Wizard viel Industrial-Einfluss sich holt für seine stets straighten Songs. Als Multiinstrumentalist ist NKSV ein wahrliches Multitalent. Aus Melbourne, Australien, stammend, zaubert er ein herrliches Arsenal an echt goilen Black-Metal-Riffs, herrlich, technisch-hochstehenden Soli, ein Tieftöner der wahrlich den Klampfen in nichts nachsteht, will schreiben, nebst dem ordentlichen Untermalen auch die virtuosen Freiheiten lässt, die Drums (mit Programming untermalt) treiben die 10 Songs auch gekonnt nach vorne, peitschen das Ganze in blackadeske, deathige und speedig-thrashige Höhen, herrlich. Sehr eigenständig, erinnert mich zeitweise an John 5 oder Marc Rizzo (Soulfly), mit deren Soloausflügen, welche ebenfall sehr eigen gelungen sind, wie dieses von Rebel Wizard. Ein okkultiger Schriftzug, ein durchdachtes, sehr gelungenes Coverartwork sowie eine gute und druckvolle Produktion rundet dieses Event ab. Anspieltipps: 'Heavy Negative Wizard Metal In-Fucking-Excelsis', 'Dance Of The Duchess In The Pale Pink Light' und 'Magickal Mystical Indifference'. Herrlich, nur schon die Albumtitel, hellyeah!
Leopold   
Punkte: 8.6 von 10
POLTERGEIST – Feather Of Truth  (Gatefold Gold Vinyl)
Massacre Records/Phonag
Sie haben Ende der achtziger und zu Beginn der neunziger Jahre für Furore gesorgt im Thrash Metal Bereich und galten als sehr innovative Truppe. Schmier von Destruction war ein Wegbegleiter wie auch der damalige Despair-Shouter Robert Kampf, der Poltergeist den ersten Plattenvertrag anbot. Mit André Grieder hat der Fünfer einen Sänger mit einer kräftigen und sehr angenehmen Stimme in den eigenen Reihen. Diese verleiht den Songs immer einen melodischen, aber auch äusserst aggressiven Touch und hebt die Truppe aus den unzähligen Thrash-Bands heraus. Mit VO Pulver verfügt die Band über einen ausgezeichneten Songwriter, Gitarristen und Produzenten, welcher Poltergeist genau jenes Gesamtbild verleiht, damit sich die Helvetier abheben können. Furios trumpfen die Lieder auf, die sich ab und zu auch in leicht modernen Gefilden bewegen. Die finden aber immer wieder, dank einer grossen Bandbreite, beim traditionellen Metal ein, der von den amerikanischen Thrash-Bands der ersten Stunde beeinflusst wurde. Auch heute hat der Fünfer ein Album im Gepäck, bei dem keiner der zwölf Songs abfällt, sondern jeder von der ersten Sekunde an zu gefallen weiss. Dabei wird die Geschwindigkeit immer wieder gedrosselt und entsprechend angezogen, so dass zum Beispiel «Phantom Army» ein lupenreiner Power Metal Track ist, während «Megalomaniac» mit viel Speed zu gefallen weiss. Tolles Album der Schweizer, das sich jeder Metal-Fan anhören sollte.
Tinu  
Punkte: 8.5 von 10
EREMIT - Desert Of Ghouls (EP)
Transcending Obscurity Records
Nach dem sensationellen Debut "Carrier Of Weight" legen Eremit mit der 2-Track-EP "Desert Of Ghouls" nach. Behäbig erwärmt sich "Beheading The Innumerous" ganz schön langsam auf Betriebstemperatur. Mit einem markanten Riff, das im Endlosschlaufen-Modus läuft, wird mächtig Stimmung erzeugt! Mit dem Einsetzen des Sängers gewinnt der Song noch an zusätzlicher Abwechslung. Der Sound ist sehr reduziert und basisch gehalten. Geboten wird hier richtig dreckiger Doom, der meilenweit von Hochglanz-Doom entfernt ist! Orientalisch beginnt "City Of Rash-il-num" und tiefenentspannt. Ganz langsam entwickelt sich das esoterischen Geplänkel dann doch noch zu einem Doom-Song! Hektik sucht man in diesem Song vergeblich, denn bekanntlich liegt die Kraft in der Ruhe. Nach einer gefühlten Ewigkeit kommt der Song, mit herrlich verzerrten Gitarren und dem Einsatz des Sängers, auf den Punkt! Wer dem neuentfachten Hype des EP-Formates erlegen ist und auf ultraderben Doom steht, sollte sich diese EP von Eremit unbedingt anhören, aber für für alle Feingeister gilt: Finger weg von dieser EP!
Roolf   
Punkte:
keine Wertung
MICHAEL GRANT & THE ASSASSINS – Always The Villain  (CD)
Frontiers Music/Musikvertrieb
Michael Grant..., na klingelts? Der Junge hat mal als Tourgitarrist bei den L.A. Guns gespielt, und genau so hört sich der Sound auch an. Knackiger, frecher und rotziger US-Rock, der direkt in die Fresse geht und nach mehr schreit. Mit dem Titeltrack liegt man ein bisschen bei den alten W.A.S.P. und fährt ganz hartes Geschütz mit «Killing My Slowly» auf. Auch «Nightmares» gefällt mit toller Gitarrenarbeit und besitzt einen schaurig glänzenden Anstrich, welcher gut zu The 69 Eyes passen würde. Michael Monroe hört man bei «Red Light Run» raus und die L.A. Guns haben bei «Gimme Salvation» ihren Auftritt. «Always The Villain» wird die Musikwelt nicht revolutionieren, aber zumindest bieten die elf Tracks spannende Abwechslung, die man sich anhören sollte.
Tinu 
Punkte: 8.5 von 10
TEMPLE OF DREAD - World Sacrifice  (LP)
Testimony Records
Und ein weiterer Hammer-Thor-Schlag voll in die Fritten. Aus Spiekeroog, Ostfriesland, stammt das Trio Temple Of Dread und zelebriert mit 'World Sacrifice' und deren 9 Songs darauf, sehr death-thrashig-speedigen Metal, welcher etwas auch an Sodom (gesanglich), Morgoth und Konsorten erinnert, doch das Trio von Temple Of Dread zieht engere Kreise und lässt die Panzergeschosse ordentlich vom Stapel und Tisch. Ja, sowohl thrashige als auch deathige Elemente finden sich in den Songs vor, und das coole daran ist, dass auch speedige Elemente Zugang ins Songwriting finden durften, was den 9 Tracks einen unglaublich straighten Touch geben. 'World Sacrifice' ist der Zweitling, 'Blood Craving Mantras' war im Jahre 2019 der Erstling und man darf ungeniert sagen, auch wenn die Zeit so kurz zwischen den Veröffentlichungen war, 'World Sacrifice' knüpft nahtlos an das Debutalbum an. Die Gitarren riffen sich mal etwas thrashig, dann speedig, dann blackadesk und stets mit einem deathigen Unterton durch die Songs, gepaart mit meldiösen, schnellen Soli, welche stets ungebraucht und ungebremst rüberkommen und Temple Of Dread eben den eigenständigen Soundteppich generiert. Der Tieftöner hat auch einen leichten sodomischen und venomischen Touch, scheppernd und doch klar untermalend, das Bindeglied zwiscen den Drums der Klampferie. Die Drums jagen ebenfalls patternisiert durch die Tracks, stets groovend und speedend, mit den obligaten Double-Bass-Attacken, Blasts, doch auch die eben benannten speedigen Momenten kommen dabei nie zu kurz. Der Gesang ist tief und aggressiv Shoutend, leicht kratzenden an dem gutturalen Gesang, doch nicht oft überschreitend. Ein aggressives Coverartwork wie eine sehr gute, treibende Produktion runden 'World Sacrifice' gekonnt ab. Anspieltipps wären da wohl 'Enforcers Of The Vile', 'Machine', 'Dedication' und 'Commands From A Black Soul'. Höllisches Strandfeuer.
Leopold   
Punkte: 8.5 von 10
SMACKBOUND - 20/20 (CD)
Frontiers Music/Musikvertrieb
Die 2015 in Finnland gegründete Truppe um Frontlady und Schauspielerin Netta Laurenne vereint mehr oder weniger Bekannte Mitstreiter wie Gitarrist Teemu Mäntysaari (Wintersun), Drummer Rolf Pilve (The Dark Element, Stratovarius) und die beiden Tracedown Recken Vili Itäpelto (keyb) und Tuomas Yli-Jaskari (b). Nachdem man sich zuerst, wie tausende andere Combos auch, mit Covers berühmter KollegenInnen die Sporen abverdiente, war die Zeit reif für Smackbound. Geboten wird melodischer, mitunter leicht düster angehauchter Hard & Heavy Sound, der in erster Linie von der prägnanten wie variablen Gesangsstimme von Netta lebt, durchaus auch progressive Momente aufweist und eine gewisse Verwandtschaft zu Kobra & The Lotus offenbart. Die Keyboard- wie orchestralen Parts sind teils etwas gar dominant wie bei «Close The Sober» und gelangen aber, wie beim geilen, jedoch zu kurzen «Run» auch dezenter und sphärischer zum Einsatz. Halbballadeskes wird anschliessend mit dem starken «The Game» geboten, wo sich Miss Laurenne durch ihren Top-Gesang abermals auszeichnen kann. Powermetallische Anwandlungen vermittelt «Those Who Burn», während das groovige «Hey Motherfuckers» den Refrain des Monats liefert. Bei «Troublemaker» hatte man zuvor wohl etwas viel Motörhead gehört, da man sich hierzu den abbangenden Drummer Mikkey Dee plastisch gut vorstellen kann. Bei «Date With The Devil» wäre ein leiserer Keyboard-Sound besser gewesen, und dass am Schluss oft noch das Beste oder je nachdem Längste folgt, obliegt «Wind And Water», das sich zwischen lieblich und episch einreiht. Die insgesamt zehn Songs loten den Bereich Hard & Heavy gut aus, und je mehr man sich auf dem Debüt «20/20» rein hört, desto mehr erschliessen sich einem die magischen Momente. Seien es die Melodylines, respektive der wunder- wie wandelbare Gesang von Netta Laurenne.
Rockslave   
Punkte: 8.5 von 10
MARHOLD – A Homemade World  (CD)
iGroovemusic
Seit 2008 bestehend, veröffentlichen Marhold nach vier EP’s nun ihr erstes full-length Studioalbum «A Homemade World». Es wirkt, als hätte das Quartett zuvor mit diversen Stilen etwas experimentiert, um nun mit diesem Konzeptalbum sich selbst und ihre Musik vorzustellen. Die Berner (Thun) verbinden Alternative Rock mit progressiven und klassischen Elementen, um einen einzigartigen Stil zu kreieren. «A Homemade World» beschäftigt sich mit dem Verhältnis des Menschen mit seiner Umwelt und dessen Einfluss auf unsere Natur. Das zwölfteilige Album beginnt mit einem kurzen, erfüllenden und eingängigen Klavierintro «Sunrise», welches im Verlauf durch Streicher ergänzt wird und gleich die Atmosphäre der Band einleitet. Der zweite Track «Homemade» stellt den Stil Marholds hervorragend vor und sagt so ziemlich alles aus, was die Musik der Band ausmacht. Das Lied ist fast neun Minuten lang und beinhaltet eine Bandbreite von rockigen Riffs, träumerischen Gesangparts und harten Steigerungen, die sich schon fast im Metal wiederfinden. Sängerin Aleksandra Poraszka zeigt sich zuerst von ihrer ruhigen, feinen Seite, bis sich ihr sinnlicher Gesang in böse Screams verwandeln. Die Sängerin bestimmt durch das Variieren in Art und Weise des Singens stark die Dynamik der Platte. Gitarrist Marc-Alain Gertsch ist ebenfalls regelmässig zur Akzentuierung am Mikrophon zu hören, was ebenfalls für Power und Abwechslung sorgt. Schnell wird klar, dass Marhold eine Palette von wunderschönen Melodien bis hin zu harten, mitreissenden Riffs und ausgefeilten, progressiven Instrumentalparts zu bieten hat. Poraszka streicht zudem, wenn sie nicht singt, die Geige, was so ziemlich das markanteste Merkmal der Band darstellt. Groovige Rhythmen und tiefe Gitarrenklänge werden mit aufmüpfigen oder sinnlichen Geigenmelodien ergänzt. «A Homemade World» ist ein ständiges Spiel mit powerreichen und emotionalen Passagen, was einen tollen Verlauf des Albums herstellt. Leider lässt sich jedoch kein wirklicher Hit herauskristallisieren – was jedoch teilweise zum Konzeptalbum passen würde. Der einzige, der mir noch speziell den Kick gegeben hat, ist «Power of Nature», da hier der Alternative Rock bzw. Metal durch die mit Effekten gezerrten Rap-Einlagen der Sängerin nochmals zur Geltung kommt. Die Scheibe vereint diverse Stilrichtungen und musikalische Elemente zu einem interessanten, faszinierenden und Spass bereitenden Werk! Ich bin schon gespannt, wie es mit den Bernern weitergeht – ich freue mich auf mehr.
Sina 
Punkte: 8.5 von 10
FATAL FUSION - Dissonand Minds  (LP)
Apollon Records Prog
Die Herren aus Oslo haben sich total dem Prog der 60er und 70er verschrieben. Und das nun schon seit vier Alben. Das neue Werk umfasst 4 Songs wobei zwei davon die 15 Minuten überschreiten. Die erste Nummer "Coming Forth By Day" ist schon eine wunderbare Prog-Perle, voller Gefühl und musikalischen Spielereien. Einfach herrlich dabei zuzuhören. Und dazu die etwas raue sehr melodiöse Stimme von Knut Erik Grondveth, die oft an Procol Harum`s Gary Brooker erinnert. Das ist einfach tolle, zeitlose Musik, genau so, wie sie Proggies lieben. Der meist etwas trockene Sound kommt wunderbar aus den Boxen, wie halt der 70er-Prog auch war, sehr authentisch. Natürlich hört man hier alle möglichen Einflüsse wie Yes, Genesis, Pink Floyd, Rush, Jethro Tull und all die grossen 70er-Helden. Und ich find das echt klasse, dass die Musik dieser Bands weiterlebt in der Musik von Fatal Fusion. Die Norweger zelebrieren das auf musikalisch sehr hohem Niveau. Mehr gibt’s hier nicht zu sagen. Mögt ihr 70er-Prog? Na dann los, kaufen und geniessen.
Craz Beat  
Punkte: 8.4 von 10
BALANCE BREACH – Dead End Diaries  (CD)
Out Of Line Records
Wer bei Skandinavien an kalten monoton-düsteren Black Metal denkt, wird durch Balance Breach eines Besseren belehrt. Die fünf Newcomer aus Finnland toben sich mit ihrem Debütalbum „Dead End Diaries“ im Metalcore vollends aus und schrecken auch nicht davor zurück, munter unterschiedlichste Einflüsse ihrem Sound beizumischen. Als die Jungs 2019 den Bandwettbewerb des „Tuska Open Air“ in Helsinki gewannen, konnte man bereits erahnen, welch gewaltige Core-Walze sich wohl in Kürze durch die Wohnzimmer rollen wird. Jetzt, ein Jahr später ist die Zeit für ihren Erstling „Dead End Diaries“ reif und die Szene darf sich auf frischen Wind in ihren Reihen freuen. Ruhige Passagen mit klaren Gitarren und energetisch-geladenen Refrains, die sofort im Kopf hängen bleiben, geben sich abwechselnd mit brutalen Brüllattacken und schroffen Riffs in rasantem Tempo die Klinke in die Hand und schaffen dadurch eine einzigartige und abwechslungsreiche Atmosphäre. Diese zieht sich ungebremst durch das knapp 40 Minuten lange Werk. Besonders die markante Kombination aus sphärisch und brutal, clean und guttural erinnern an andere skandinavische Genre-Talente wie Aviana oder Awake The Dreamer. Trotzdem kreiert der Fünfer mit ihrer Musik einen ganz eigenen Stil, der insbesondere in der aktuellen Situation umso mehr Lust auf ausgelassene Moshpits macht. Gewürzt werden die hochgradig individuellen Songs stets mit technischen Soli und ausgefeilten Breakdowns, die sowohl „Dead End Diaries“ als auch die Band als solches bereits sehr praxiserfahren und weit entwickelt erscheinen lassen.
Oliver H.  
Punkte: 8.3 von 10
MORA PROKAZA - By Chance  (CD)
Season Of Mist/Irascible
"By Chance" ist das dritte Album von Mora Prokaza und zugleich ihr Einstand bei Season Of Mist. Wenn das Label von Avantgarde bei der jeweiligen Band spricht, dann bin ich schon mal vorgewarnt und meine Alarmglocken läuten im Dauerbetrieb! Und so werden meine Vorahnungen schon mit dem ersten Song "WIMG" bestens bedient. Eine sehr spezielle Mischung von unterschiedlichsten Stilen werden hier in den Betonmischer gekippt. So behaupten sich die Black Metal-Vocals gegen die vielen anderen Stile wacker. "I'm Not Yours" beginnt wie der Soundtrack eines Italo-Westerns und bietet, anstelle von Gesang, geflüsterte Sprechpassagen. Musikalisch wird es in diesem Song dann immer elektronischer. Diese aussergewöhnliche Mischung hat aber schon noch ihren Reiz, und so gelingt es Mora Prokaza sehr gut, die einzelnen Stilelemente zusammen zu mischen. Mit Glockenspiel und Akkordeon wird "Check It" eingeläutet und von Metal fehlt nun jegliche Spur. Wie bei Igorrr, die eine ähnliche Stilmixtur vorzuweisen haben. Vorallem durch den Einsatz des Akkordeons, ist eine gewisse Nähe zu Igorrr nicht von der Hand zu weisen. In die unrühmliche Kategorie "Geräuschkulisse" geht "I'm A Human" und ist nicht wirklich ein Song im herkömmlichen Sinn. "I See It This Way" ist ein Soundcollage inklusiv gebellten Vocals. Der künstliche Drumbeat gibt dem Song einen geilen Drive. Als Hintergrundmusik mit Geschrei im Vordergrund würde ich den Song "Madonna" bezeichnen. Dieser Song geht mal kurz so richtig zur Sache, bis es wieder mega schräg wird und man sich fragen muss: Wer soll nur die Zielgruppe von Mora Prokaza sein?! Den Stempel "SPEZIELL" darf man guten Gewissens auch bei "Be There" einsetzen. Zu wildem Getrommel stösst der Sänger irgendwelche wirren Beschwörungen aus. Das Kapitel "Soundcollagen" erhält mit "Sorry Man" eine Fortsetzung. Wie bei den Vorgängern, wird auch in diesem Song der Gesang als zusätzliches Instrument eingesetzt. Dieses sehr spezielle Album kommt mit "Blacker Than Black" zum Ende, und Mora Prokaza zeigen sich auch zum Schluss hin von ihrer experimentellen und avantgardistischen Seite. Sehr spezielle Musik für sehr spezielle Leute!
Roolf
     
Punkte:
8.2 von 10
VOYAGER - Ghost Mile (Re-Issue LP)
Season Of Mist/Irascible
Warum die australischen Pop/Prog-Metaller ihr bereits 2017 veröffentlichtes Album "Ghost Mile" nochmals veröffentlichen, entzieht sich meiner Kenntnis. Und noch was, Chino Moreno merkte bei deren gemeinsamen Tour an, Sänger Danny Estrin klinge zuweilen wie Duran Duran-Sänger Simon LeBon. Hört man genauer hin, ist dieser Vergleich gar nicht so abwegig. Das tut aber dem Mainstream-Prog Metal sehr gut, will sagen die Stimme passt, hat Gefühl und wird hier mit starken Gesangslinien untermauert. Musikalisch geht man hier etwas härter zur Sache, nicht immer aber vermehrt. Die Australier verstehen es Prog mit Pop zu vermischen wie beim tollen "What A Wonderful Day". Ich kenne keine andere Combo, die das so geschickt verknüpft. Im Falle von "Disconnected" mit ordentlich Doublebass und tiefer gestimmten Gitarren, coole Mucke. Es gibt aber auch pure Pop-Songs wie "This Gentle Earth", ist aber ebenfalls hörenswert. Ich mag das, wenn nicht der ganze Rundling nur runtergeschrubbt wird. Das macht "Ghost Mile" spannend und abwechslungsreich. Ebenfalls eine tolle musikalische Vermischung ist das interessante "As The City Takes The Night". Kommt ziemlich verspielt mit starken Bass / Drums am Anfang, wechselt mehrmals die Stimmung und den Härtegrad. Zum Schluss gibt’s noch drei Live-Bonus-Tracks. "Ghost Mile", "Lost" und die starke Prog-Nummer "The Meaning Of". Wer Yoyager noch nicht kennt, wird am Anfang vielleicht etwas Mühe haben mit deren Musik. Hat man aber mal den Zugang zu den Aussies gefunden, wird man ihre Musik sicher mögen.
Crazy Beat
     
Punkte:
keine Wertung
BEYOND THE BLACK – Hųrizųns  (2 LPs)
Airforce1 Records/Universal
Beyond the Black aus Deutschland veröffentlichen mit «Hųrizųns» ihr viertes Studioalbum. Hier wird packende Energie durch die Verbindung von symphonischen, poppigen und industrialen Elementen erzeugt. Grundsätzlich kann gesagt werden, dass Beyond the Black (BTB) ihr letztes Album «Heart of the Hurricane» mit «Hųrizųns» erweitern, ihren alternativen Stil verfeinern und ihre Leidenschaft für die Musik weiter mit der Welt teilen. Das kann man der Band garantiert nicht nehmen – in jedem Song ist ihre Passion intensiv spürbar, was eine zusätzliche, herzerwärmende Freude bereitet. Jennifer Haben, Frontwoman und Leader der Band, übermittelt mit ihrer Stimme und den Lyrics eine Flut an Stärke, Power und Spass. «Hųrizųns» beginnt mit dem gleichnamigen Opener – einem sinnlich beginnenden, sich in den typischen BTB-Stil aufbauender Hit, der Lust auf mehr macht und das Album hervorragend vorstellt – sozusagen das «Hysteria» von «The Heart of the Hurricane». Mit «Some Kind of Monster» (mein Favorit!), «Human», «Marching on» und «Welcome To My Wasteland» werden neue Knaller geliefert, die im Ohr bleiben und das Herz auf diverse Art und Weise erwärmen. Mit Chris Hermsdörfer an der Gitarre und am Mikrophon werden tolle Duette geliefert – seine Stimme findet mit Jennifers einen tollen Einklang. Aber nicht nur Chris und Tobias komplettieren «Hųrizųns» mit ihrem Gesang, auch Elize Ryd (Amaranthe) ist in dem soliden, träumerischen «Wounded Healer» an Jennifers Seite zu hören. Zusätzlich ist ebenfalls Tina Guo am elektischen Cello in «I Won’t Surrender» zu Gast. «Hųrizųns» ist ein gutes Album, welches BTB treu bleibt bzw. ihren Stil in einem weiteren Schritt definiert. Obwohl BTB’s Stil, der insbesondere durch Jennifers einzigartige Stimme einen totalen Wiedererkennungswert hat, sind doch wirklich fast schon extreme Parallelen zu Within Temptations Album «Resist» erkennbar; vor allem in der Verknüpfung von symphonischen und industrialen Elementen, in den energiereichen aber doch teils schwermütigen Melodien und Refrains sowie in der grundlegenden Dynamik des Albums. Es ist schwierig zu beschreiben – das Album kann praktisch nicht kritisiert werden, es liefert hammer Tracks, jedoch fehlt trotzdem das gewisse etwas, das dem Album den letzten Funken geben sollte. «Hųrizųns» ist ein solides, kraftvolles und Freude bereitendes Werk, das, hoffentlich die Aufmerksamkeit von neuen Fans auf sich zieht.
Sina     
Punkte:
8.0 von 10
MADHOUSE – Braindead  (CD)
Iron Shield Records
Wilden Thrash Metal gibt es von den deutschen Madhouse. Die Band war zwischen 1987 und 1990 rund um Hamburg aktiv und wurde 2014 wiederbelebt. 2018 folgte das erste neue Album. Mit "Braindead" schieben sie den zweiten Hassbolzen nach. Dieser zeichnet sich vor allem durch Riffs, Riffs und Riffs aus. Das ganze wirkt wie eine melodischere Variante von Slayer, ohne aber an dessen überragendes Songwriting heranzukommen. Trotzdem offenbaren Madhouse immer wieder eine virtuose Ader und streuen trotz des Gebolzes eingängige Melodien ein. Die elf Lieder wirken oft ein wenig hektisch und könnten mit entsprechendem Körpereinsatz live für Furore sorgen. Auf CD ist mir die Sache mit zunehmender Dauer ein wenig zu eintönig. Und das, obwohl die Qualität der Lieder nicht merklich abnimmt. Schön auch, dass Sänger Didi Schulz immer in den tiefen Tönen bleibt und so die Lieder richtig nach vorne antreibt. Madhouse als reiner Thrash Metal abzustempeln, würde ihnen aber nicht gerecht. Eine Hymne wie den Titelsong würde man von einer solchen Truppe sonst nicht erwarten. Ihre grösste Stärke spielen Madhouse entsprechend dann aus, wenn sie mal das Tempo drosseln, um dann wieder richtig loszulegen. Unter dem Strich ist "Braindead" ein gutes Album, das Thrash-Freunde begeistern könnte. Für eine höhere Liga fehlt aber, wie so oft, das letzte Quäntchen noch zwingenderes Songwriting.
Roger W.     
Punkte:
8.0 von 10
BLUE ÖYSTER CULT - iHeart Radio Theater (2CD & DVD)
Frontiers Music/Musikvertrieb
Böse Zungen sprechen womöglich von Ausverkauf oder Restenverwertung, wenn wie hier ein BÖC Live-Album aus dem Jahre 2012 feil geboten wird. Doch gerade jetzt, während des immer noch grassierenden Corona-Virus Irrsinns, erscheint einem die Geräuschkulisse des Pulikums aktuell vertrauter denn je! Der Grund liegt darin, dass dieses intime Konzert im New Yorker "iHeart Radio Theater" im Rahmen eines speziellen Webcasts vor gerade mal 200 Leutchen stattgefunden hat. Geplant war dann wohl, die ebenso gefilmte Show entsprechend zu veröffentlichen. Das dauerte nun aus mir nicht bekannten Gründen deutlich länger und wird erst jetzt kommerziell als Begleitwerk zum damals 40-jährigen Jubiläum der Band unters Volk gebracht. Interessant gestaltete sich die Setliste, die nur den Zeitrahmen zwischen dem selbstbetitelten Debüt von 1972 und dem Album «The Revölution By Night von 1983 abdeckte. Somit war dies in erster Linie ein audiophiles Festessen für BÖC-Altfans und Puristen. Die beiden noch verbliebenen Ur-Members Donald “Buck Dharma” Roeser (v, lead guitar) und Eric Bloom (v, rhythm guitar) wurden flankiert von Richie Castellano (g, keyb), Kasim Sulton (b) und Jules Radino (d). Das Konzert für diese exklusive Webcast-Darbietung dauert(e) etwas über eine Stunde, wurde mit «R.U. Ready 2 Rock» raumfüllend eröffnet, nahm den Weg über den Groover «Cities On Flame With Rock And Roll», kredenzte mitunter auch «The Vigil», um dann gegen den Schluss hin unweigerlich bei den beiden unverwüstlichen Klassikern «Godzilla» und «Don't Fear The Reaper» zu landen. BÖC-Anhänger dürften hier nicht lange fackeln, zumal das Ganze bild- und tonmässig, wahlweise als CD/DVD, Blu-ray oder Vinyl erworben werden kann. Wer von dieser kultigen Ami-Band allenfalls noch Nachhilfeunterricht für das musikalische Allgemeinwissen benötigt, sollte ebenso zugreifen.
Rockslave 
Punkte:
keine Wertung
BLUE ÖYSTER CULT - Curse Of The Hidden Mirror (CD, Re-Release)
Frontiers Music/Musikvertrieb
Was macht man, wenn das letzte Studioalbum schon fast zwei Dekaden alt ist und eben dieses längst vergriffen ist?! Genau, man schmeisst es nochmals auf den Markt, und da das Vinyl-Revival nun schon einige Jahre anhält, sind die Zeiten für potenzielle Fans, sprich Käufer besser denn je. Im Fall von Blue Öyster Cult, kurz BÖC ist es aber so, dass diese vor allem in Europa nach wie vor kaum in aller Munde sind, da sie in früheren Jahren selten bis gar nicht auf den alten Kontinent übersetzten. So kam es dann halt, dass die Mehrheit der an solchen Sounds interessierten Leuten bloss die Tonträger anhören konnte. Und da lohnte es sich nach mehreren Alben Ausschau zu halten und nicht nur die Hits «Don't Fear The Reaper» oder «Godzilla» zu kennen. In diese Kategorie gehört sicher auch das bisher letztveröffentlichte Werk «Curse Of The Hidden Mirror», das grundsoliden und kernigen Hardrock bietet, der zu keinem Zeitpunkt altbacken klingt! Dass das Ganze durchaus auch etwas mehr Schmackes bieten kann, offenbart zum Beispiel «One Step Ahead Of The Devil», wo auch die Vocals bezüglich der Intensität einen spürbaren Zacken zulegen. Der ruhigere Gegenpart hierzu trägt den Titel «Out Of That Darkness», wo musikalisch gelegentlich ein paar Fetzen von Foreigner aufblitzen. Bei «Stone Of Love» gelangen wir mitunter in die Zone von Tom Petty & The Heartbreakers, während «Eye Of The Hurricane» als gediegener Rocker bei vielen Combos aus der Ecke unterkommen könnte. Zum Schluss folgen bei «Good To Feel Hungry» coole Bassklänge und ein paar leicht funkige Vibes, die passend neben der auch sonst immer wieder mal auftauchenden Hammond Orgel anklingen. Unter dem Strich bestätigt sich einmal mehr, dass bei Blue Öyster Cult das stilistische Schubladendenken einfach ins Leere läuft und dass so die breite Masse halt nie abgeholt werden kann.
Rockslave 
Punkte:
keine Wertung
KANSAS - The Absence Of Presence  (2 LPs)
InsideOut Music
Hier ist es nun, das 16. Studio Album der Jungs aus Topeka, USA. Obwohl nur noch zwei Gründungsmitglieder dabei sind, nämlich Gitarrist Richard Williams und Drummer Phil Erhard, halten die beiden mit diversen Band-Mitgliedern die Kansas-Fahne hoch. Wir gewohnt bieten die Amis 9 Songs, die im Grossen im Prog-Rock zuhause sind. Viele Songs erinnern mich musikalisch und Stimmlich an die Proggies Amarans Plight. Soll heissen, gefühlvoller Prog Rock mit tollen Melodien. Besonders gefallen Kansas, wenn sie ein bisschen Tempo in die Songs bringen wie beim an Yes erinnernden "The Song The River Sang". Oder das rockige "Throwing Mountains", das mit coolem Gitarrenriff glänzt. Kansas hatten schon immer ein Gespür für gute Melodien, und sie schaffen es, ihre Prog-Songs so zu in melodiöse Lieder zu verpacken, so dass man die Melodien schnell im Ohr hat. Was noch auffällt, ist, dass man auf diesem Rundling die Violine in den einzelnen Songs viel weniger einsetzt. Ab und zu war das in vor allem älteren Alben fast ein wenig nervig. So passt das wunderbar. Und so ist "The Absence Of Presence" auch wieder ein tolles, abwechslungsreiches Werk geworden, das vor allem durch den Gesang lebt, die Chöre und natürlich die vielseitig gespielten Instrumente, Kansas-Fans werden das Teil sicher mögen.
Crazy Beat   
Punkte:
8.0 von 10
ENUFF Z’NUFF – Brainwashed Generation  (CD)
Frontiers Music/Musikvertrieb
Mit ihrem Debütalbum rammte die Truppe meine Haustüre ein. Lieder wie «New Thing» oder «Fly High Michelle» höre ich mir noch heute sehr gerne an. Mit zunehmendem Bandalter veränderten die Jungs ihre Musik und verabschiedeten sich vom sleazigen Rock und sind heute zu Recht die Beatles des Hard Rock. «If Got My Money Where My Mouth Is» ist wohl das Paradebeispiel dafür, wie das Quartett im Hier und Jetzt klingt. Kernig, rockig und immer mit einer kleinen Überraschung im Gepäck. Wie auch bei «Help I’m In Hell» das zu Beginn einen völlig anderen Track vermuten lässt. Klar schwebt bei Enuff Z'Nuff noch immer eine kleine Cannabis-Nebelschwade («Drugland Weekend», das Solo spielt hier kein Geringerer als Ace Frehley!) mit. Aber dies gehört irgendwie zu den Jungs. Hymnen schreiben die Herren noch immer, wie mit «It's All In Vain», wo auch die Hammondorgel zum Einsatz gelangt. Enuff Z'Nuff gehen ihren Weg unbeirrt weiter, produzieren dabei erneut ein tolles Album und haben mit «Go…» einen richtigen Hit im Ärmel, welcher auch auf das Debüt gepasst hätte.
Tinu    
Punkte:
8.0 von 10
EMMURE – Hindsight  (CD)
SharpTone Records/Warner
Die amerikanische Deathcore-Band Emmure führt auf ihrem Album „Hindsight“ den Nu Metal wieder dem Deathcore zu. Die Songs klingen, als ob Korn oder Limp Bizkit halb verwest und stinkend, aber mächtig angepisst, aus ihren Gräbern auferstanden seien. Die Atmosphäre auf den 13 Tracks ist zwar groovig, aber auch eiskalt. Emmure malen die bösesten Utopien und liegen damit leider gar nicht so falsch. Gerade die Tatsache, dass dem Sound jeglicher Kuschelfaktor entzogen wurde, macht die Truppe auch 2020 noch relevant. Unerbittlich drückende Riffs, Bassgranaten und Gekreische, das angespitzter nicht sein könnte. Die Band entfernt sich immer weiter von üblichen Strukturen, die Gitarren agieren aggressiv Djent-mässig und das futuristische Endprodukt klingt im besten Sinne angsteinflössend. Der Sound erinnert oft an das Gefühl, wenn man kurz vor dem Einschlafen ruckartig in die Tiefe fällt. Wenn Emmure dann noch schräge Kinderstimmen wie bei „Pan“ einfügen, dann brennen sich die Alpträume noch tiefer in den Schädel. Vieles mag auf die 08/15-Hörer unfertig wirken, und mit fortschreitendem Album nimmt auch dieses Gefühl zu. Man kann sich auch an den häufigen und manchmal etwas zu deutlichen Verbeugungen vor Korn‘s Jonathan Davis stören und andererseits kommt auch die Frage auf, warum es so lange gedauert hat, bis Bands sich diese Schizo-Waffe ebenfalls zu eigen machen. Grundsätzlich ist das, was Emmure mit „Hindsight“ darbieten, seiner Zeit voraus und wie es schlussendlich gefällt, das können nur die Fans bestimmen.
Oliver H.     
Punkte:
7.8 von 10
SATANICA - Resurrection Of Devil's Spirit  (CD)
Iron Shield Records
Zunächst dachte ich an einen schlechten Witz, der plakative Bandname, der holprige Albumtitel, die absolut albernen Pseudonyme (Ritti Danger, Ozzie Alastor, Shee Lipps, K.Z. Behemoth) und dann noch diese Pandpics! Ich sah mich schon mit einer misslungenen Black Metal – Version von Steel Panther konfrontiert und bereitete mich mental vorsorglich auf einen Verriss vor. Beim Anhören kam dann die grosse Überraschung. Von wegen Black Metal-Parodie, das japanische Quartett mit dem singenden Drummer spielt feinsten True Metal in der Schnittmenge irgendwo zwischen Accept, Saxon, U.D.O. und Stratovarius. Dass sie damit keinen Originalitätspreis gewinnen werden, liegt in der Natur der Sache. Hier geht es um den Spirit und um die Umsetzung, und da gibt es kaum was zu bemängeln. Die Balance zwischen messerscharfen Riffs teutonischer Prägung, packenden Melodien und dem gerade richtigen Mass an Pathos und Epik stimmt, die Produktion ist druckvoll, und dass sie es trotz der weltweit wuchernden Political Correctness immer noch wagen, einen ihrer Songs „Kamikaze“ zu nennen, rechne ich den Jungs zusätzlich noch an. Und obwohl ich das hier in anderer Form schon tausende Male gehört habe, kann ich mir die Scheibe auch nach dem x-ten Durchlauf immer noch mit Vergnügen anhören, so macht Metal eben richtig Spass. Von neun Songs haben es sieben auf meine Playlist geschafft, das entspricht abgerundeten 77%, und schon steht meine Wertung fest. Wenn die Punktevergabe bloss immer so einfach wäre.
Mirko B.    
Punkte:
7.8 von 10
BLOODY HEELS – Ignite The Sky  (CD)
Frontiers Music/Musikvertrieb
2012 wurde Bloody Heels in Riga gegründet. Das Quartett spielt eine melodischere Version von Crashdļet und Crazy Lixx, erreicht dabei aber nicht den Qualitätslevel der beiden genannten Truppen. Das Problem liegt daran, dass man bei «Criminal Masterminds» zu "böse" und mit einem starken "Gang"-Querverweis auftrumpfen will. Dazu ist der Track aber zu melodisch, was dem Ganzen einen "eigenartigen" Anstrich verleiht. Vielversprechend klingt «No Matter», aber auch hier versucht man zu viel in den Track zu packen, anstatt sich auf ein einfaches Riff zu beschränken. Ein ähnliches Problem haben auch die neueren Kissin' Dynamite-Alben. Mit «Stand Your Ground» und «Healing Waters» (mit Saxophon-Klängen) finden sich noch zwei hörenswerte Tracks auf dem Album. Für einen weiteren Rundling sollten sich Bloody Heels dringendst überlegen, in welche Sparte sie gehören wollen. Ist es nun der moderne oder doch lieber der sleazige Rock?!
Tinu    
Punkte:
7.8 von 10
NACHTALTAR – Schicksal (EP)
Eigenrelease
NachtAltar ist ein relativ neues aus der Schweiz stammendes Projekt. Die beiden Gesichter dahinter stammen aus Winterthur und haben jetzt 2020 ihre erste Veröffentlichung parat. «Schicksal» ist eine Zwei-Track-EP, welche sehr klassischen Black Metal verkörpert. Der erste Track «ich kann dir nicht sagen, wie hässlich diese Welt ist» kommt direkt und ohne Umschweife zur Sache. Die Vocals, die in Hochdeutsch gehalten sind, kommen gleich von Anfang an mit den Instrumenten zusammen und bilden einen rohen, harten, klassischen Black Metal. Der zweite Track «Alltag» ist am Anfang etwas ruhiger gehalten und begrüsst uns erstmal mit Vocals, die beschwörerisch über eine gleichbleibende Drum-Melodie singen. Daraufhin kommen aber wieder alle Instrumente zusammen. Die Melodie ist dabei etwas langsamer und schleppender als beim Vorgänger. Insgesamt ist die EP ein solides Stück Musik, und man sollte NachtAltar definitiv im Auge behalten und auf weitere, darauf folgende Veröffentlichungen hoffen.
Simu
  
Punkte:
keine Wertung
ANGBAND – IV  (CD)
Pure Underground Records
Zu den Exoten des Labels Pure Underground Music zählen seit langem die Iraner von Angband. Seit ihrem Debüt „Rising From Apadana“ (2008) ist die Band aus Teheran bei ihnen unter Vertrag. Der Exotenstatus verleiht ihnen seit jeher etwas Besonderes in der Szene. Jedoch wurde es seit ihrer letzten Veröffentlichung 2012 „Saved From The Truth“ sehr still um die Band. Jetzt aber genug der Stille. Mit ihrem neuen Werk lässt es das Trio wieder ordentlich krachen. Nun übernimmt auf dem vorliegenden Werk „IV“ stellenweise niemand Geringeres als Pharaoh- und Control Denied-Sänger Tim Aymar das Mikrofon. Auf ihren neun neuen Tracks trifft Progressive/Power Metal wie selbstverständlich auf persische Folklore, als ob es keinen Einfluss aus verschiedenster Herkunft geben würde. Balladeske Momente und hymnische Metal-Parts gehen hier eine unvergleichliche Symbiose ein, die nur bei dieser Band zustande kommt. Wer hochwertigen Metal aus wahren Exotenländern schätzt, der wird mit diesem Album voll auf seine Kosten kommen!
Oliver H.
Punkte:
7.5 von 10
STARMEN – Kiss The Sky  (CD)
Melodic Passion Records
Aus Schweden stammen Starmen und haben sich (fast logischerweise) dem melodischen Hard Rock verschrieben. Vieles erinnert dabei vage an Y&T, die sich die Refrains bei Treat abgeschaut haben und KISS als Einfluss verbuchen können. Schlecht ist es nicht, was uns der Vierer präsentiert, aber vom Hocker hauen die zehn Lieder auch niemanden. Zu vieles hat man schon an anderer Stelle und besser gehört. Trotzdem sollte man sich das Album alleine wegen der Gitarrenarbeit von Andreas Lindgren anhören. Der Junge hat einiges zu bieten und wird speziell die Fans der alten Gitarrenhelden überzeugen können.
Tinu
Punkte:
7.5 von 10
MEAN STREAK – Eye Of The Storm  (CD)
El Puerte Records
Manchmal lohnt es sich, einem Album mehrere Chancen zu geben. Als Reviewer mache ich das zwar ständig, bevor ich meine Meinung niederschreiben. Nicht immer entwickelt sich das neueste Werk aber positiv. Beim fünften Album der schwedischen Power-Metaller Mean Streak reicht es nach eineinhalb Wochen Dauerbeschallung immerhin zu einem fröhlichen Mitwippen. Nicht mehr und nicht weniger. Zu Beginn wirkten die elf Lieder auf mich aber etwas belanglos. Zu gewöhnlich, zu oft gehört und nicht wirklich packend fand ich in diese Lieder. Dazu kommt ein Sänger, der in den Höhen an Helloween's Andy Deris erinnert, dort nervt und diese Tonlage einfach zu oft einsetzt. Das erleichterte die Sache definitiv nicht. Auf der anderen Seite veröffentlichen Mean Streak hier elf Lieder mit Abwechslung, Kraft und ganz ohne Kitsch. Damit laufen sie gut im Heavy-Metallischen Mittelfeld mit. Wer den Sänger besser als ich findet, könnte sich gar in dieses Album verlieben. Soweit bin ich aber bei weitem nicht. Dazu packt mit das Werk schlicht zu wenig. Das fünfte Album wird wohl kaum zu weltweitem Ruhm führen. Zu einigen Konzerte (wenn es wieder möglich ist) und zu einigem Respekt in der Szene reicht es aber allemal. Zumal die Lieder über einen guten Rhythmus verfügen, der keine Wünsche offen lässt und teilweise eine düstere Atmosphäre aufkommen lässt. Wer klassischen Heavy Metal mag, kann gerne ein Ohr riskieren.
Roger W.  
Punkte:
7.5 von 10
GEEZER – Groovy  (LP)
Heavy Psych Sounds Records
Ein Album eben mal “Groovy” zu taufen, zeugt entweder von einem sehr soliden Selbstvertrauen oder von einem gewissen Hang zur leichtsinnigen Selbstüberschätzung. Der Dreier aus Kingston, New York, kann sich ohne weiteres zur ersten Kategorie zählen, wenn auch mit kleinen Abstrichen. Zwar wird dem Rock der Siebzigerjahre mit deutlich hörbarem Enthusiasmus Tribut gezollt, dennoch gibt sich das Album über weite Strecken recht entspannt und auf das Wesentliche reduziert, und das, obwohl das Fuzz-Pedal konstant durchgedrückt wird und der Bass ganz ordentlich im Vordergrund bollert. Ich würde mal sagen, den Jungs ist im Sound eine gewisse Lässigkeit mindestens genauso wichtig, wenn nicht gar wichtiger, als ununterbrochen drauflos rockende Nummern. Dazu kommt der Gesang von Gitarrist Pat Harrington. Zwar klingt die Stimme des offensichtlich in Würde ergrauten Rauschebartes genau so, wie sie sollte, rau und vom Leben gezeichnet, aber mit der Zeit stellt sich ob den limitierten Fähigkeiten im Gesang dann doch eine gewisse Monotonie ein. Diesen kleinen Mangel macht er allerdings auf instrumentaler Ebene mehr als wett, denn durch sein einfühlsames und sehr dynamisches Gitarrenspiel verleiht er den Songs viel Wärme und an den gegebenen Stellen die nötige Power zugleich. Und wenn sie wollen, dann können sie auch ganz ordentlich knallen. Der namensgebende Titelsong ist ein arschcooler Rocker vor dem Herrn, der so richtig Laune macht. Wer da nicht augenblicklich unweigerlich mit irgendeinem Körperteil mitwippt, hat seine Leichenstarre schon seit einem Weilchen hinter sich gelassen, das Ding wird live ein Oberknaller sein, wetten? On Top kommt zur Krönung noch das abschliessende „Black Owl“ dazu, trippiger Blues Rock vermengt mit der Power des Stoner Rock und der urigen Macht des Doom Marke Saint Vitus oder Spirit Caravan, sehr geil! Unterm Strich haben wir also hier ein richtig cooles, stimmiges (Stoner) Rock Album, das für gute Stimmung und Unterhaltung sorgt, ohne dabei auch nur ansatzweise oberflächlich oder kalkuliert zu wirken.
Mirko B.  
Punkte:
7.5 von 10
MARTYR – Fists Of Iron  (LP)
Gates Of Hell Records
Als wären die achtziger Jahre nie beendet worden, biegt Martyr um die Ecke. Der "Deutsche" beweist ein gutes Gespür für schnörkellosen Metal und Melodien, die sich schnell festkrallen. Auch wenn die Produktion ein bisschen "chaotisch" wirkt, hilft genau dies, das Flair von «Fists Of Iron» am Leben zu erhalten. Diese EP erfindet den Metal nicht neu und gliedert sich zwischen den alten Tokyo Blade, Satan und Blitzkrieg ein. Ein bisschen kommt noch die unbekümmerte Art der uralten Grave Digger dazu und fertig ist die Mixtur, aus der «Fists Of Iron» besteht. Je länger die Scheibe dauert, desto besser gefallen die Lieder, und wenn nach dem Instrumental «Thunder» mit «Protectors Of Metal» gross aufgefahren wird, werden die Halswirbel mit Freude im Takt bangen. Klar triefen die Songtitel schlimmer mit "Metal" als bei Manowar, aber dafür machen diese Songs auch um einiges mehr Spass, als die letzten Veröffentlichungen von Joey DeMaio und Co. Schade nur, dass Martyr eine reine One-Man-Show ist und somit das Bandgefühl, welches solche Musik immer auszeichnete, flöten geht. Trotzdem ein sehr interessantes Album.
Tinu  
Punkte:
7.5 von 10
BLAZING RUST – Line Of Danger  (CD)
Pure Underground Records
Aus dem russischen St. Petersberg kommen Blazing Rust. "Line Of Danger" ist das zweit Album, mit dem sie die Metal-Welt erobern wollen. Dabei setzen sie auf einen mittelklassigen Heavy Metal, der nach sehr, sehr vielen Hördurchgängen beginnt, etwas zu greifen. Mehr leider nicht. Das ist schade. Denn eigentlich setzen Blazing Rust auf das normale Heavy Metal-Songwriting. Will heissen: mal schneller, mal etwas doomig und immer schön rumplig. Aus diesen Zutaten aber überragende Lieder zu kreieren, ist etwas, das nur wenige beherrschen. "Line Of Danger" ist bei weitem kein schlechtes Album, aber eines, das man schnell wieder vergessen wird. Das soll den Enthusiasmus des Quartetts nicht stoppen, sondern sie anspornen, noch besser Lieder zu schreiben. Denn streng genommen machen hier Blazing Rust bereits sehr vieles richtig. Die Riffs knallen, der Sound ist druckvoll, und der Sänger kann durchaus was. Für einen Platz an der Sonne reicht das alleine aber noch nicht. Dafür ist die Konkurrenz einfach zu stark. Wer Bands wie Judas Priest oder HammerFall mag, kann hier gerne ein Ohr riskieren.
Roger W.  
Punkte:
7.5 von 10
BLACKBALLED - Elephant In The Room  (LP)
Metalville/Musikvertrieb
Das Rock-Trio aus Manchester ist das Baby von New Model Army-Gitarrist Marshall Gill, und die Tatsache, dass es ausschliesslich traditionellen Klänge frönt, macht es in meinen Ohren weitaus konsistenter und erträglicher als seine stilistisch eher unschlüssige Stammcombo. Begünstigend kommt noch die Tatsache hinzu, dass Gill, der hier neben der Gitarre auch das Mikro bedient, grosser Clutch-Fan ist, was man dem dritten Output der Band zumindest in Teilen auch anhört. Blues Rock zeitgenössischer Prägung dominiert dementsprechend die Szenerie, wobei stellenweise auch andere Genres wie Funk („The Lion“) oder melancholische Klänge aus der Singer / Songwriter – Ecke („Another Lonely Day“) zugelassen werden, was im letzteren Fall durchaus als Reminiszenz an The Kinks durchgehen kann. Und wenn wir schon bei Vergleichen sind, das treibende „Someone Else‘s Shoes“ ist eine tiefe Verbeugung vor ZZ Top, was mir dieses Trio gerade nochmal sympathischer macht. In seiner Ganzheit bietet die neue Scheibe also genug Abwechslung; von der sanften Pianoballade („Flesh And Bone“) bis hin zum stampfenden Rocker („Show Me The Light“) mit viel bluesig angehauchtem Material dazwischen ist alles dabei, was dem geschmackssicheren Rockfan den Tag versüsst. Nicht ein Überflieger im eigentlichen Sinn, aber mindestens ein sehr solides Werk, das Laune macht.
Mirko B.
  
Punkte:
7.1 von 10
KINGNOMAD - Sagan Om Rymden  (LP)
Ripple Music
Sehr interessante Mixtur, die uns das schwedische Quartett auf seinem nunmehr dritten Album anbietet. Das inspiratorische Fundament liegt dabei, wie so oft, tief im Art Rock der Siebzigerjahre vergraben, hinzu kommen noch die schon fast obligaten, aber hier sehr dezenten Elemente aus der psychedelischen Musik. Aber was aus diesem Haufen schlussendlich etwas ganz besonderes macht, ist die zusätzliche Hinzunahme dieser ganz besonderen Art von mysteriösem, traditionellem Doom Rock, angereichert mit einem feinen Händchen für schmeichelnde Melodien und Harmonien, welche die Band insbesondere bei den Vocals in die Nähe von den Meistern des Fachs, namentlich Ghost, rückt, wobei hier allerdings vollends sowohl auf den sonoren Pomp wie auch auf die metallisch verzerrten Gitarren der Letztgenannten verzichtet wird. Die Herangehensweise von Kingnomad ist weitaus filigraner und reduzierter, was den Fokus des Zuhörers stets auf das Wesentliche lenkt, da jeglicher Ballast in Form von überladenen Soundarrangements fehlt. Anspieltipps: Das lässig swingende „The Omega Experiment“, das mit orientalischem Beat versehene Gesangsharmonie-Wunder „Multiverse“ und vor allem das zunächst behäbige, ab dem Mittelteil jedoch herrlich proggige „Tillbakablick -The Usurper King“. Diese Scheibe dürfte für Proggies gleichermassen interessant sein wie für Alternative Rock-Fans.
Mirko B. 
Punkte:
7.1 von 10
SHINING BLACK FEAT BOALS & THORSON – Same  (CD)
Frontiers Music/Musikvertrieb
Der ehemalige Malmsteen-, Royal Hunt- und Ring Of Fire Shouter Mark Boals ist zurück und hat zusammen mit dem ehemaligen Labyrinth- und Vision Divine-Gitarristen Olaf Thorson seinen neuen Auftritt in der Musikszene. Wie zu erwarten, erinnert vieles an den italienischen Bombast-Metal, mit dem Labyrinth erfolgreich wurden. Weniger theatralisch präsentiert sich Mark, der noch immer über eine fantastische Stimme verfügt und von der ersten Sekunde an überzeugt. Daneben sind es die melodischen Elemente, die durch die dominanten Keyboard-Parts einen zentnerschweren Stempel aufgedrückt kriegen. Wer auf Rhapsody und Konsorten steht, wird hier seine helle Freude daran finden. In meinen Augen ist aber alles zu "risikolo" komponiert.
Tinu 
Punkte:
7.0 von 10
WINO - Forever Gone (Compilation LP)
Ripple Music
Akustische Soloalben sind halt immer ein zweischneidiges Schwert. Einerseits bieten sie dem involvierten Künstler die Möglichkeit, sich von einer anderen – oft ungewohnten Seite zu zeigen. Andererseits sind sie gerade deswegen stilistisch oft dermassen weit weg vom sonst üblichen Betätigungsfeld des Interpreten, dass sie selbst für beinharte Fans schlicht uninteressant sind. The Godfather of Doom, Scott „Wino“ Weinrich, ist in dieser Hinsicht glücklicherweise kein unbeschriebenes Blatt mehr, das mit einem solchen Output für grosse Überraschungen sorgen würde, fand doch schon 2010 sein Singer / Songwriter-Album „Adrift“ durchaus Anklang, der durch die gemeinsamen Auftritte mit Conny Ochs nur noch gefestigt wurde. Insofern verfügt er bereits über eine solide Fanbasis, welche Geschichten wie dieser zugetan ist und sich voller Freude auch diese Scheibe ins Regal stellen wird. Im Grundtenor erwartungsgemäss melancholisch gehalten, klampft und singt sich Wino gemessen an der akustischen Ausrichtung des Albums überraschend kräftig durch die elf Songs. Teilweise haben es alte Bekannte auf „Forever Gone“ geschafft, kennt man doch „Dark Ravine“ und „Dead Yesterday“ bereits von seiner Kollaboration mit Conny Ochs, wobei diese Versionen hier bluesiger, um nicht zu sagen härter, klingen als die Originale. Ebenfalls ganz gelungen ist die Joy Division-Adaption „Isolation“, welche hier stellvertretend für alle Tracks steht, denen zur akustischen Gitarre doch noch elektrische Instrumente und Drums hinzugefügt worden sind. So entgeht man der akustischen Monotonie, welche solchen Alben ansonsten oft anhaftet. Ripple Music wird unter dem Banner „Blood And Strings“ übrigens noch weitere Alben in dieser Machart veröffentlichen, auf denen namhafte Musiker ihre Fähigkeiten als Singer / Songwriter beweisen werden können. Es lohnt sich also, die Augen offen zu halten und der Dinge harren, die da noch kommen werden. Dieses Album ist jedenfalls der gelungene Auftakt dieser angekündigten Serie.
Mirko B. 
Punkte:
keine Wertung
SPELL – Opulent Decay  (LP)
Bad Omen Records
2007 bis 2013 lief dieses Trio unter dem Namen Stryker. Nach zwei Veröffentlichungen entschieden sie sich für einem Namenwechsel zu Spell, unter dem sie nun mit «Opulent Decay» das dritte Studioalbum liefern. Die Psychedelic Rock Band aus Kanada vereinen eine Bandbreite an verschiedenen Stilrichtungen – von harten Gitarrenriffs bis zu samtweichen, erfüllenden Melodien. «Opulent Decay» ist eine Reise durch das Unbekannte. Die Songs bauen sich unvorhersehbar auf, überraschen mit Stimmungswechseln und überzeugen in ihrer Aussagekraft. Auch wenn zwischendurch die Post abgeht, hinterlässt das Album einen eher ruhigen, zurückgezogenen und verträumten Eindruck. Tolle Gitarrenmelodien und insbesondere Gitarrensoli durchziehen das Werk, die den Hörer durch verschiedene Dynamik und Stimmungen hindurchführen und in ihrer abwechselnden Einbettung in die Gesamtmusik unterschiedlich auftreten. Damit ist gemeint, dass ein Solo mal explizit in der Bridge als solches auftritt, mal werden im Hintergrund ausgefallene Gitarrenklänge produziert, die sich im Klangteppich einordnen und auf eine andere Weise verblüffen. Zum Teil erinnert die Musik mit den Riffs an typischen Classic Rock, mal wird alles total verzwickt, atmosphärisch und speziell – die psychedelischen und progressiven Einflüsse sind mal mehr, mal weniger präsent, und auch da schwanken sie in der Stimmung, die sie erzeugen. Es werden die Sonnen- sowie Schattenseiten aufgezeigt; mal äusserst verträumt, sinnlich und schön; mal düster, schwer und unbehaglich. Auch Cam Mayhams Stimme ist immer unterschiedlich präsent. Ich würde seinen Klang als eine Mischung zwischen Ozzy Osbourne und Geddy Lee (Rush) beschreiben. Zum Teil trägt er die Leadrolle und zieht die Aufmerksamkeit auf sich, zum Teil verschwindet er in den verschiedenen Ebenen, die aufeinandergeschichtet den Sound Spells ausmachen. Auch in der Musik im Allgemeinen sind meines Erachtens einige Parallelen zu früheren Rush-Zeiten zu hören. Die Songs prasseln nacheinander als eine Einheit daher – «Opulent Decay» mit seinen zehn Tracks ist als ein ganzes Stück zu betrachten, die Songs sind toll aufeinander abgestimmt und kein Track sticht wirklich als abgeschlossenes Element heraus. Dies kann je nach Vorzug interessant, aber auch etwas mühsam werden. Grundsätzlich ist «Opulent Decay» ein tolles, spannendes Werk, das für seinen Stil des Psychedelic Rock beim Durchhören definitiv Eindruck schindet. Ich frage mich nur, ob auch der gewisse Wiedererkennungswert vorhanden ist. Genau weil die Musik trotz der ruhigen Atmosphäre doch abwechslungsreiche Züge mit sich bringt und kein Track als Ohrwurm oder mit explizit faszinierenden Melodien fesseln, wirklich heraussticht, bleibt nach dem Durchhören doch nicht wirklich was hängen. Das dritte Studioalbum von Spell ist gut und interessant, jedoch ganz klar nicht jedermanns. Reinhören und einen eigenen Eindruck verschaffen ist hier definitiv angesagt.
Sina  
Punkte:
7.0 von 10
STORM SEEKER - Beneath in the Cold  (CD)
NoCut/Musikvertrieb
Pirate Folk Metal aus Deutschland und nein, es ist kein Klamauk wie die Schotten von Alestorm ihn präsentieren. Solide folkig, piratig aber ohne Rumblödeln und generell ansprechend präsentiert sich die Düsseldorfer Gruppierung. Da bekommt man gleich Bock auf Ferien am Meer. Leicht aber nicht anspruchslos hört sich die Scheibe wie im Fluge durch. Die Freude am Spiel ist deutlich zu hören und macht das Hörerlebnis nochmal angenehmer. In meinem persönlichen Fall ist es nichts für jeden Tag, aber um die Laune zu heben oder als eine extrem gelungene Abwechslung ist dies auf jeden Fall eine sehr gute Wahl. Besonders gut ist die Balance zwischen dem typisch Piratigen und dem Folk gelungen. Die Vocals sind primär im gleichen Stil, doch die weiblichen Einlagen verleihen dem Ganzen einen untypischen Charme. Normalerweise verbindet man Pirate Metal ja nicht wirklich mit Female Vocals. Eine sehr gelungene Mischung mit Potential. Für mich eine Band, auf die ich bestimmt ein Auge behalten werde.
Mona  
Punkte:
7.0 von 10
MARK SPIRO – 2+2=5 (Best Of & Rarities CD)
Frontiers Music/Musikvertrieb
Mark Spiro wurde unter anderen durch seine Filmmusik bekannt. Der in Seattle geborene Ami präsentiert hier auf drei Alben seine besten Tracks und Raritäten. Musikalisch liegt alles irgendwo im amerikanischen AOR, bei dem die Melodien über allem stehen, als nächstes der Refrain besticht und zu guter Letzt sich ein Riff verirrt. Fans von Loverboy, Journey und Survivor dürfen hier bedenkenlos zugreifen. Insbesondere, wenn sie noch eine Styx-Scheibe im CD-Schrank haben. Logisch gefallen «Midnight Blue Ocean», «Take Your Time» oder «It's A Beautiful Life». Aber in meinen Ohren fehlen hier die rockigen und knackigen Momente.
Tinu 
Punkte:
keine Wertung
BLACK KNIGHT – Road To Victory (CD)
Pure Steel Records
Diese Strasse führt leider nicht zum Sieg. Denn anders als der Albumtitel vermitteln möchte, bewirkt das dritte Werk dieser holländischen Heavy-Metaller wohl nicht den damit erhofften Durchbruch. Dazu ist im Songwriting einfach noch zu viel Luft nach oben. Es ist damit eine typische Veröffentlichung von Pure Steel Records: Liebevoll eingespielt, von Fans für Fans und für Heavy Metal-Forscher super, für die grosse Masse aber einfach schlicht zu wenig relevant. Black Knight wurden 1981 im Einzugsgebiet von Amsterdam gegründet. 1982 und 1992 entstanden zwei Demos. Seit 1998 veröffentlichen die Metaller etwa alle zehn Jahre ein neues Album. In dieser langen Zeit müsste es doch eigentlich möglich sein, acht hervorragende Lieder zu kreieren. Ist es aber scheinbar für die Holländer nicht. Zwar bemühen sie sich um Abwechslung. In «Primal Power» vermischen sie zum Beispiel verschiedene Heavy Metal-Stile zusammen und bleiben doch beim melodischen Power Metal. Trotzdem packt auch dieses Lied nicht. Das ist schade. Denn das Album wurde druckvoll produziert und kann rein Soundtechnisch international mithalten. Wären jetzt die Lieder noch super toll, anstatt nur annehmbar, würde das nicht zuletzt der Band dienen. So aber kann ich trotz positiven Ansätzen nur eine Punktezahl im Mittelmass zücken.
Roger W.
 
Punkte:
7.0 von 10
ANGEL - A Woman's Diary - Chapter II  (CD)
Massacre Records/Phonag
Roh und persönlich präsentiert sich die Imperia-Frontfrau und spricht in ihren Songs alles Mögliche aus ihrem Leben an. Auch Songs, welche sie bereits als 12-Jährige geschrieben hat befinden sich auf dem Soloalbum. An sich ist die Musik sehr angenehm und stimmlich wie auch musikalisch schafft es Angel, mich zu entführen. Ein paar Elemente brennen sich besonders ins Gedächtnis, etwa Angel Maria's Poem, einem Gedicht auf Norwegische. Irgendwie fühle ich mich in die 80er entführt, wie die guten alten Lovesongs. Lustigerweise ist diese Musik (mehrheitlich) im besten Fall Soft Rock. Mit den paar stärkeren Einlagen (wie etwa mit dem Song Imprisoned) werden aber die Krallen gezeigt. Ob das Album auch wirklich den Metalfan ansprechen kann, ist schwer zu beurteilen. Solide sind die Musik und die Vocals auf jeden Fall. Da es aber nicht die typischen, harten Pfade sind, empfehle ich schon ein kurzes Reinhören vor dem Kauf.
Mona 
Punkte:
7.0 von 10
MASSIVE WAGONS - House Of Noise  (LP)
Earache Records
Uhei... Nicht ganz einfach, diese Truppe zu beschreiben. Aerosmith? Guns'n'Roses? Def Leppard? Flogging Molly? AC/DC? Trifft irgendwie alles zu, und irgendwie auch nicht. Massive Wagons erfinden logischerweise das Rad nicht neu (mal ehrlich, wer tut das heutzutage noch?), aber sie picken diverse Einflüsse aus unterschiedlichen Rock-Genres und fügen sie zusammen, dann lassen sie den Sänger seine markant wirkende Stimme darüber legen, und fertig ist das "House Of Noise". Viel mehr kann ich echt nicht schreiben, das muss man selbst gehört haben, um sich ein Urteil bilden zu können. Rockig!
Toby S.
 
Punkte:
7.0 von 10
MARYANN COTTON - Hallelujah (CD)
El Puerto Records
Die Glam-Sleaze Combo des Namensgebers Maryann Cotton alias Jackie Patino (ja, der Sprössling von Vater Hal am Bass!) stammt aus Dänemark und setzt mit «Hallelujah» bereits den vierten Longplayer auf die Startlinie. 2012 erschien das Debüt, das damals auch über meinen Tisch lief und insgesamt, trotz dem kultigen Line-up mit den ehemaligen King Diamond Recken Pete Blakk (g) und Snowy Shaw (d) eher unausgegoren daher kam. Von den folgenden zwei Alben «Into Eternity» (2015) und «Murder» (2017) nahm ich keine Notiz mehr. Dass nun «Hallelujah» als Album Nummer vier beim nota bene vierten Record Label veröffentlicht wird, spricht auch entsprechend Bände. Ohne Papa Hal Patino im Rücken, könnte der Sohnemann, der inzwischen nach Los Angeles umgesiedelt ist, wohl kaum was reissen. Die neuen Songs aus dem Hause Patino hören sich vor allem von der blitzsauberen und druckvollen Produktion her ganz ordentlich an. Grösstes innovatives Manko ist allerdings die Gesangsstimme des Leadsängers, die sich nach wie vor und überwiegend bös nach dem mitunter auch musikalisch einflussnehmenden Alice Cooper anhört. Darüber kann man sicher "hinweg hören", aber irgendwann reichts, da die Ähnlichkeit bei den rockigeren Tracks derart frappant ist, dass es schon fast Weh tut. Erst bei der Ballade «Eternal Love» hört man den echten Jackie Patino, und das passt dann locker. Die neuen Mitstreiter Sebastian Sly (g) und Shawn Kernon (d), die für Pete und Snowy kamen, liefern ebenso einen tadellosen Job ab, und mit dem über 8-minütigen halbballadesken Rausschmeisser «My Own Way», der sich etwas im Fahrwasser von «November Rain» der Gunners bewegt, holen Maryann Cotton immerhin noch ein paar Kohlen aus dem Feuer. Obwohl handwerklich zweifellos gut, würde allerdings mehr drin liegen.
Rockslave 
Punkte:
7.0 von 10
NINTH CIRCLE – Echo Black  (CD)
Pure Underground Records
Das vierte Studioalbum des Heavy / Power Metal Trios Ninth Circle ist auf dem Markt. Neu mit Richie ‘Captain Black’ Brooks am Schlagzeug kehren die Amerikaner aus Los Angeles nach sechs Jahren zurück. Hier wird Metal im Stil der 80er Jahre geliefert, der Tendenzen des US-, des Euro-Metals sowie der NWoBHM beinhaltet. Tolle Riffs, treibende Rhythmen und ausgefallene Gitarrensoli durchziehen das Album und Dennis Brown an der Gitarre sowie am Mikrophon überzeugt mit seiner geilen Stimme. Regelmässig sind Chöre zu hören, die der ansonsten eher einfach gestrickten Musik einen Touch obendrauf geben. Die Lieder Ninth Circles sind jeweils direkt auf den Punkt gebracht. Für «Forever More» ein an vierter Stelle, der für den typischen Stil Ninth Circles steht, wurde Frank Gilchriest (Riot V, Feanor) am Schlagzeug als Gastmusiker geholt Obwohl jedoch im Allgemeinen eine tolle Dynamik auf dem Album erzeugt wird, ein Spiel zwischen düsteren, schweren und aufmüpfigen Motiven im Iron Maiden-Stil, bleibt beim Durchhören fast nichts hängen. Es bleibt durchgehend ziemlich flach und das gewisse etwas, das einen Wiedererkennungswert erzeugen würde, fehlt. Die einzige Nummer, die aus dem Konzept fällt, ist Track fünf «Tokyo Nights». Ein poppiger Song, der mit seinem mehrstimmigen Refrain im Seventh Wonder / Def Leppard Stil und seiner aufmüpfigen Melodie wirklich toll klingt, aber eben nicht zum zuvor gehörten Stil passt. Gegen Ende des Albums wird nochmals die Aufmerksamkeit erweckt. «Then & There» erinnert stark an Def Leppard und schlägt noch am ehesten die Brücke zwischen «Tokyo Nights» und den sonstigen direkten, rockigen Stil Ninth Circle. Der letzte Track «Warrior», der nochmals zum Hinhören zwingt, bringt einen krönenden Abschluss des Albums und zieht die Brücke im Album. Für «Warrier», ein Cover des 1977 veröffentlichten Riot Songs, wurden nochmals drei Gastmusiker hinzugeholt - Jeff Prentice (schon auf Ninth Circles Album «The Power of One» 2008 als Keyboarder dabei), Todd Michael Hall (Sänger Riot V) und Mike Flyntz (Gitarrist Riot V). Geiler Abschluss, nur schade, dass es sich hier nicht um Eigenmaterial handelt. Grundsätzlich ist «Echo Black» ein geiles, solides Album, das tollen Heavy Metal bietet. Reinhören ist empfohlen.
Sina
 
Punkte:
6.8 von 10
PIXIE NINJA - Colours Out Of Space  (LP)
Apollon Records Prog
Die schwedisch - norwegische Band verarbeitet auch bei ihrem zweiten Werk reichlich elektronische Klänge in ihrem Sound. Der Opener, ganze 10 Minuten lang, demonstriert das in vollem Umfang, ausser einem schönen cleanen Fender Stratocaster-Sound-Part, lebt der Instrumentale Titeltrack nur von elektronischen Klängen. Das fast ebenso lange folgende "Leng Plateau" schlägt in dieselbe Kerbe, nur geht das Ganze mit mehr Tempo und etwas mehr Gitarren voran. Treibende Drums halten den Song spannend. Die Elektrosounds sind aber weiterhin dominant. "Cosmik" kann man sich irgendwie wie einen modernen Pink Floyd-Song vorstellen, wenn es denn so einen gäbe. Beim 11-Minuten-Longtrack hört man ab und zu Parallelen zu Radiohead. der Song ist lang und natürlich auch elektronisch verspielt. Ich würde diese Musik jetzt weniger als Prog bezeichnen. Eher so Experimentell, düster, elektronisch, etwas Rock und halt eben Instrumental. Speziell ist das schon, was Marius Leiranes und seine Kumpels hier machen. Sicher nicht jedermanns Sache, aber mal reinhören, warum nicht?
Crazy Beat 
Punkte:
6.6 von 10
YSENGRIN - Intiatio (Best Of CD)
I, Voidhanger Records
Um das 15-jährige Bandjubiläum ausgiebig zu feiern, bringen Ysengrin mit "Intiatio" ein mehr als obskures Best-Of-Album raus. So haben fünf bereits bekannte Songs zusammen mit vier neuen Songs den Weg auf diese Compilation gefunden. Sehr ursprünglicher Black Metal, als er noch in den Kinderschuhen steckten, kommt mit "Potencée d'Or" aus den Boxen und der Sound scheint direkt aus einer Gruft zu kommen. Von der Qualität bewegt man sich in der tiefsten Demo-Ursuppe! "Celui qui est au dessus" ist ein kurzes Intermezzo, das sehr entspannt daher kommt und den gleichen Charakter eines überflüssigen Intros hat. Mit grottigem Sound geht es bei "Pass'Age" weiter, aber dieser Song verströmt immerhin eine sehr bedrohliche und unheimliche Stimmung. Da gefriert einem merklich das Blut in den Adern! Auch "Mémorables (G. de Nerval-extrails)" glänzt mit Müllsound, und so hört man eigentlich überhaupt gar nichts aus dem Sound raus! Diese Unterproduktion zerstört eigentlich sehr viel und so sind die sieben Minuten alles andere als ein Hörgenuss! Interessant beginnt "Ode à l'Escarboucle" und jetzt wird im Dark Metal gewildert, während der Sänger sich trotzdem noch im Black bzw. Death Metal wähnt. Viele unausgereifte Ideen, die da Ysengrin zusammen tragen und man könnte meinen, dass es sich bei Ysengrin um eine Demoband handelt. Leider macht der knarzige Sound auch "Téménos" ungeniessbar. Ganz ruhig werden irgenwelche Beschwörungsformeln mit "Mia Carne Sepolta" herunter gebetet, und man fragt sich, ob man noch im richtigen Film ist?! Bei "Monumentum" wird voll drauflos geprügelt, aber nur bis es wieder total undiffernziert wird. Einen ruhigen Ambiente-Teil haben Ysengrin auch noch in den Songs verbaut. Ein komischer Song, der von einem unpassenden rockigen Riff getragen wird. Das Outro "Pantaculum Mystagogia" ist ein atmosphärischer song, der sehr schnell zu Ende ist. Mit diesem Album machen sich Ysengrin beim besten Willen keinen Gefallen, und das vorallem in Sachen Song- wie auch Soundqualität!
Roolf 
Punkte:
keine Wertung
HYPERION – Into The Maelstorm  (CD)
Fighter Records
Musikalisch klingt alles gut, was uns die Herren aus Bologna servieren, aber bedingt durch die Stimme von Michelangelo Carano und der Produktion wird vieles relativiert. Wo kann man die Italiener einordnen? Für Metal ist es zu thrashig und für Thrash zu metallisch. Also irgendwo in der Mitte, vielleicht mit einem Querverweis zu Lääz Rockit, allerdings, ohne jemals die Qualität der Amis zu erreichen. Die Gitarren solieren im Doppel, haben interessante Riffs und sind der Mittelpunkt dieses Albums. Allerdings reicht dies nicht aus, um die Jungs aus dem Mittelmass heraus zu reissen. Kann sein, dass bei diesem zweiten Album die Songs noch ein bisschen besser ausgearbeitet, auch besser klingen und mehr im Gedächtnis bleiben würden. Am Ende des Albums bleibt ein interessanter, aber auch ein fader Beigeschmack.
Tinu 
Punkte: 6.5 von 10
CARACH ANGREN - Frankensteina Strataemontanus  (CD)
Season of Mist/Irascible
Die wohl berühmteste holländische Symphonic Black Metal Band ist mit dem sechsten Studioalbum zurück und zum ersten Mal scheint es einen stark bemerkbaren Überfluss an Reizen zu geben. Nebst dem in der Aussprache schwierigen Albumtitel ist auch die Musikalische Kost recht schwer geraten. Die in sich selber epischen und überaus gelungenen Elemente wirken zusammengefügt etwas zu vollgeladen. Etwas weniger wäre da wohl mehr. Konzentriert man sich auf die einzelnen Instrumente und Vocals, passt alles perfekt. Aber das Gesamtbild wird dadurch sehr heftig - meiner Meinung nach im eher negativen Sinn. Mag sein, dass ich die Genialität hinter dem Album nicht verstehe. Zum so Hören ist es aber nicht gerade das Wahre - besonders verglichen mit den Vorgängeralben welche auf die richtige Art und Weise reinhauen konnten. Mit jedem Hören wird es aber besser - muss man fairerweise sagen. Als Album für sich ist es interessant und super gut gemacht. Verglichen mit anderen Carach Angren Alben ist es aber recht überladen was ich als ermüdend empfinde. Schade.
Mona 
Punkte: 6.0 von 10
HERXHEIM – Incised Arrival  (CD)
I, Voidhanger Records
Diese Projekt aus den US, genauer gesagt Texas, ist noch relativ jung. Die Gründung lässt sich auf 2017 zurückführen, In 2019 wurde dann die erste Demo «Cultivating Throne Of Fur» veröffentlicht, und nun 2020 das erste, Full–Length-Album «Incised Arrival». Der Sound bewegt sich irgendwo zwischen Doom, Death und Black Metal und ist dabei immer sehr roh. Wie das genau klingt, sehen wir uns jetzt mal an. Wir beginnen mit «Wanton Of Idols», der die Messlatte gleich hoch legt. Erst ein leise anschwellendes Gitarrendröhnen, das von Schreien begleitet wird, dann ein echt starkes Old School-Doom-Riff. Der Track verläuft weiter in Teilen aus klassischem Doom mit Death Metal Vocals, verzerrten Gitarren und Schreien, und zum Schluss einem schnelleren Black Metal-Part. «Lesson Crescent» fährt gleich auf dieser Black Metal-Schiene weiter und ist dabei extrem roh und eindeutig am First Wave Black Metal der 80er und 90er Jahre orientiert. Selbiges zählt für «Branded By Pentagram» und «Chateaux Delirium» obwohl letzterer wieder etwas langsamer und mehr in Richtung Doom gespielt ist. «Eve’s Rampike» sind ein paar ewig lang gezerrten Gitarrennoten mit ebenfalls verzerrten Beschwörungen darüber. Der Letzte Track «Warrior Master Lore» schlägt mit den Riffs und Pausen in die gleiche Kerbe wie der erste Track, läuft aber um einiges mehr in die Black Metal-Richtung und hat somit ein deutlich höheres Tempo. Das Album ist toll für alle Fans von sehr sphärischem, sehr rohem Early Black Metal. Ich persönlich finde den ersten Track den Besten und ist für mich auch der einzige mit wiedererkennungswert, dafür ist dieser aber auch wirklich Stark.
Simu 
Punkte: 5.0 von 10
SHE HATES EMOTIONS - Melancholic Maniac
Out of Line Music
Das Soloprojekt des Blutengel-Frontmannes überrascht mich (oder auch nicht), denn nichts in dieser Musik rockt auch nur ansatzweise. 80s Synth, that's it. Trotz guten Einfällen für die vielen elektronischen Melodien klingt die Musik etwas platt und so zieht sich das Album sehr in die Länge. Als Fan der 80er bin ich ehrlich gesagt etwas enttäuscht. Da gabs Interesanteres in den damaligen Hitparaden. Besonders schade dünkt es mich, weil der Gothictouch bei Blutengel durchkommt. Hier nix. 08-15 Synthesizerspiel welches beinahe ermüdend wirkt. Für Megafans vielleicht trotzdem ein Erlebnis. Für mich leider nicht. Eine Scheibe, die man sich getrost sparen kann.
Mona 
Punkte: 3.0 von 10
PALAYE ROYALE - Bastards
Sumerian Records
Ganz ehrlich, ich habe keine Ahnung, was ich zu diesem werk schreiben soll. Zuerst mal, es hat praktisch kaum was mit Rock oder Metal zu tun, eventuell entfernt am Rande, aber das wär's dann auch schon. Alle Tracks weisen komplett unterschiedliche Ansätze auf, gewisse sind stark Pop-beeinflusst, modern elektronisch gehalten, quasi Depeche Mode vermischt mit der neuen Theory Of A Deadman-Scheibe. Zwischendurch sind Rockabilly-Einschübe zu vernehmen, aber auch hier gilt, dass die Chose zu glatt und zu modern produziert worden ist, als dass es irgendwie interessant sein könnte. Den einzigen Song, der sich mir wirklich eingeprägt hat, ist "Lonely" - hätte super zu Sons Of Anarchy gepasst, die Thematik sehr schmerzhaft. Aber der ganze Rest? Da werden auch immer wieder zu viele Effekte auf einmal abgespielt, dass quasi nur noch ein Rauschen entsteht. Dürfte gewollt sein, mir persönlich ist es schleierhaft, wie man so etwas gut finden kann. Anyway: Ich kann diese Scheibe effektiv nicht empfehlen, es sei denn, man steht auf ultramodernen Quasi-Rock, der wirklich nur am Rande etwas damit zu tun hat. Schräg.
Toby S. 
Punkte: 3.0 von 10
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