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CD Reviews September 2005
Wertung:
  9.0 bis 10 Kaufempfehlung.         7.5 bis 8.9 Gut.
  4.0 bis 7.4 Vor Kauf reinhören.    0.0 bis 3.9 Nicht empfohlen.

OPETH - Ghost reveries
Roadrunner Records/MV

Opeth gehören in meiner Musik-Klassifizierung in die Kategorie "zeitlos", in der sich schon Bands wie Tool und NIN tummeln. Opeth zu hören, ist wie Landschaften zu betrachten, quasi wie Soundtracks zu imaginären Filmen. Deswegen frohlockte mein gesamtes imaginäres Kinopersonal, als rauskam, dass Opeth nun bei Roadrunner unterzeichnet hatten, und somit dem Release des neuen Albums nichts mehr im Weg stand. Und siehe da - inspirierend wie eh und je. Als perfekt gelunge Mischung im Meisterwerk-Dreieck der letzten drei Veröffentlichungen ("Blackwater Park", "Deliverance" und das akustische "Damnation") würde ich den neuen Silberling sowieso betiteln - Man höre sich nur den ersten Track "Ghost of perdition" an. Sämtliche Opeth-typischen Elemente wurden ineinander eingeflochten, keine Sekunde der 10,5 Minuten wirkt überflüssig, man lechtzt förmlich nach jedem Ton. Etwas rockigere Klänge dann zu Beginn des nächsten Tracks, "Baying of the hounds". Und auch hier wieder einmalige Melodien, markerschütternde Death-Vocals und rhythmische Vertraktheit, verbunden durch unglaublich intensive Akustik-Parts. Auch die darauf folgenden Songs lassen sich nie genau definieren, ein Porcupine Tree Anstrich hier, Verweise zu "Damnation" da - geschickter lässt sich Musik nicht machen. Dass hier die Höchstnote verteilt wird, versteht sich von selbst! Der Vollständigkeit wegen muss ich allerdings noch ein paar wichtige Fakten anhängen: Der frisch dazugestossene Keyboarder Per Wiberg (Spiritual Beggars) verhilft den Tracks entgegen aller Erwartungen auf eine weitere Ebene der Emotionen, die Vocals von Mikael Akerfeldt sind in etwa 1:1 zwischen Grunz und Clean aufgeteilt (wobei bei beiden Stimmen eine angenehme Entwicklung bemerkbar ist), und auch die Gesamtkonzeption macht auf eine unerklärliche Art und Weise einfach Sinn. Viel Musik für mein Kopfkino - Welten tun sich auf!
El Muerte
Punkte: 10 von 10        Hier reinhören und bestellen für 27.90 SFr.

DESTRUCTION - Inventor of evil
AFM Records/MV

Was habe ich für Augen gemacht, als ich in den früheren 80er-Jahren eine Band namens Destruction im Schweizer Fernsehen sah, die mit Celtic Frost einen Live-Auftritt zum Besten gaben. Die älteren Semester unter Euch werden sich sicher noch gerne daran erinnern. Da war diese junge Band, die mit Patronengurten, Pudelfrisuren und Lederjacken bestückt "Bestial invasion" zum Besten gaben. Für den Schreiber dieser Zeilen war das so etwas wie die Initialzündung für den Speed oder besser gesagt Thrash Metal. Ich würde sogar so weit gehen, dass Destruction noch vor Metallica dieses so wichtige Genre für den Metal ins Leben gerufen haben. Dies als Information für die Geburt des Thrash Metal. Das süddeutsche Trio veröffentlichte im Dezember '84 die Mini-LP "Sentence of death", gefolgt vom ersten Album "Infernal overkill", das Destruction an die Spitze der europäischen Thrash-Liga katapulierte. Weitere wichtige Alben sind "Eternal devastation" und "Release from agony". Dann kam überraschend im Jahre 1990, auf dem Höhepunkt des Erfolgs, die Trennung von Sänger/Bassist Marcel "Schmier" Schirmer. Dieser gründete seine eigene Band "Headhunter" und der Rest der Truppe versuchte es mit einem anderen Sänger, nämlich dem Schweizer André von Poltergeist. Man dümpelte die 90er-Jahre mehr oder weniger erfolgreich durch die Gegend, bis man sich einig war, Destruction wieder zu reformieren. Anfangs 2000 wartete man gebannt auf die neue Langrille "All hell breaks loose", die die wieder vereinigten Destruction von ihrer besten Seite zeigte. Jetzt schreiben wir das Jahre 2005 - ok, es ist ein bisschen viel Geschichte, doch es lohnt sich doch, wie ich meine, diese spezielle Band für diejenigen, die sie noch nicht kennen, hiermit auf den neusten Stand zu bringen. Also kommen wir zur Sache: Die neue Scheibe nennt sich "Inventor of evil" und gibt dreizehn Thrash Granaten zum Besten. Produziert wurde diesmal wieder mit Peter Tägtgren (Hypocrisy) und unserem V.O. Pulver, der schon das letzte Album "Metal discharge" an den Knöpfen veredelte. Der Sound auf "Inventor of evil" ist glasklar und powerful zugleich. Hier gibt es bezüglich der Arbeit der Produzenten keine offenen Fragen mehr. Der erste Song "Soul collector" bohrt sich dann auch schnell in die Gehirnwindungen des Verfassers und erzeugt permanente Glücksgefühle. Bei "The calm before the storm" hören wir einen Akustik-Intro, was bei Destruction eine Seltenheit ist. Hervor zu heben ist sicher noch "The alliance of hellhoundz", wo Schmier mit verschiedenen Gastsängern für mehr Toleranz und Zusammenhalt in der Szene wirbt und mit Sicherheit einen weiteren Meilenstein dieser göttlichen Scheibe abliefert. Hier die Liste der Gast-SängerIn: Mark Osegueda (Death Angel), Doro Pesch, Biff (Saxon), Speed (Soilwork), Shagrath (Dimmu Borgir), Messiah (Candlemass), Paul DiAnno (Ex-Iron Maiden), Peavy (Rage) und zu guter Letzt Peter Tägtgren himself. Ihr seht, da war viel Arbeit und Herzblut dahinter, dieses Star-Ensemble zusammen zu bekommen. Fazit dieser Momentual-Review: Fette Riffs und ein Monster Gitarrensound, perfektes Schlagzeug, cooler Sänger und geile Songs von Thrasher für Thrasher. Neben Kreator sind Destruction in Europa die Top-Adresse, die man sich merken muss und..., ach Scheisse..., holt Euch einfach dieses grandiose Werk und es wird Euch den Schmalz aus den Ohren pusten..., garantiert!!
Daniel J.
Punkte: 9.8 von 10       Hier reinhören und bestellen für 27.90 SFr.
CATHEDRAL – The garden of unearthly delights
Nuclear Blast/MV

Aus der Kathedrale ertönen seltsame Geräusche. Ein dumpfes Grollen, versetzt mit unverständlichen Lauten. Und da: Knarrende Gitarren kündigen den neuesten Streich an, gefolgt von einsetzendem Schlagzeug und der unverkennbaren Stimme Lee Dorians: Cathedral haben die Pforten zum Garten der unirdischen Genüsse geöffnet. Wer aber beim Titel an beschwingte, fröhliche und leichte Unterhaltung denkt, liegt komplett daneben. So aggressiv und hart haben Cathedral schon lange nicht mehr geklungen, erst recht nicht nach ihrem letzten, eher sanfteren Album "The VIIth coming". Da wird aus allen Rohren geballert, was das Zeugs hält. Dem Hörer wird kaum eine Verschnaufpause gegönnt. Schlag auf Schlag ertönen die Meisterwerke dieser genialen Scheibe, allesamt gehen sie sofort in die Knochen. Es ist mehr als deutlich, dass Cathedral kein bisschen an Kraft und Wut verloren haben. Bis zum Titel "Fields of Zagara" bleibt's auch so, erst hier wird ein Gang runter geschaltet und ein Instrumentalstück eingeschoben. Nicht ohne fieses Grinsen im Hintergrund, denn was danach folgt, ist ein echter Klassiker und knallharter Brocken: "The garden". Mit mehr als 26 Minuten Spielzeit stellt dieses Stück den Kern der gesamten CD dar. Hier wird alles geboten, was Cathedral ausmacht, und noch einiges mehr. Das geht über ein längeres Intro, Akustik-Instrumente und weibliche Vocals zu einem (absolut genialen) Lee Dorian, der gequält und sorgenvoll seine Seele aus dem Leib singt und schreit. Hier hat man so zu sagen eine CD in der CD, denn alleine mit dem Material und den Ansätzen, die hier aufgezeigt werden, hätten Cathedral locker noch eine Scheibe produzieren können und es hätte der Qualität oder der Innovation keinerlei Abbruch getan. Was nun schlussendlich übrig bleibt, nachdem die Kathedrale in Schutt und Asche liegt, kann sich jeder selbst ausmalen: Ein Album, düster, fies, hart, doomig und melodisch, eben etwas, das Cathedral nur zu gut können. Mit deutlich mehr Energie und Power produziert ist diese Scheibe etwas vom Besten, das momentan durch den Boxenwald rauscht. Für Kenner und Anhänger stellt dieses Masterpiece einen absoluten Pflichtkauf dar, für alle anderen gilt: unbedingt reinhören! Denn etwas Vergleichbares wird sehr wahrscheinlich in nächster Zeit nicht zu hören sein.
Toby S.
Punkte: 9.8 von 10                            Hier bestellen für 27.90 SFr.

SAVAGE CIRCUS – Dreamland manor
Dockyard 1/MV

Es ist eine allgemein gültige Tatsache, dass zu viel Medienrummel einer Band, vor allem in songwriterischer Hinsicht, nur schaden kann. Doch braucht eine Regel auch immer ihre Ausnahme, und mit einer solchen haben wir es jetzt zu tun: Kein anderes Debüt wurde in den letzten beiden Monaten im deutschsprachigen Raum so sehr erwartet wie "Dreamland manor" von Savage Circus, der noch taufrischen Band von EX-Blind Guardian Drummer Thomen Stauch. Dabei liest sich das Line-Up, das sich der Felldrescher angelacht hat, wie ein Who-is-Who, der Melodic Speed Metal Szene: Neben Szene-Veteran Piet Sielck sind es vor allem die beiden Persuader-Mitglieder Emil Norberg und Jens Carlsson, die die Erwartungen an diese "Supergroup" noch erhöhten. Nun, nach dem ersten Durchhören wird klar, dass das erwartete Niveau ohne Weiteres erfüllt werden konnte. Daneben wird auch klar, weswegen Thomen Stauch seinen Posten hinter der Schiessbude bei den blinden Gardinen räumte: Zielt die Zukunft von BG eher in Richtung Oper, besinnt sich Stauch auf seine Wurzeln und gibt in bester "Tales from the twilight world"-Tradition wieder einmal Vollgas. Dabei klingen Savage Circus exakt wie die alten Krefelder, sogar der Gesang von Hansi Kürsch wird hervorragend von Jens Carlsson nachgema... - ähh, zum Vorbild genommen. Doch nicht nur die Musiker, sondern auch das Material könnte ohne Weiteres auf Killer-Alben wie "Imagination from the other side" oder "Somewhere far beyond" zu finden sein. Sei es nun das wuchtige "Waltz of the demon", das aggressive "When gell awakes" oder das eingängige "Evil eyes": Leckere Licks, rasende Riffs und eingängige Refrains werden garniert mit abwechslungsreichen Breaks und beeindruckenden Soli. Einzige Ruhepause ist die alles andere als langweilige Semi-Ballade "Beyond reality", die die Stimme von Carlsson bestens in Szene setzt. Das ultimative Highlight stellt jedoch "Born again by the night" dar, dass auch ohne Orchester und hunderte Aufnahmespuren episch hymnisch der Eindruck von Bombast vermittelt werden kann. Dieser Song hat aber auch etwas Fieses an sich, ist es doch der Rausschmeisser der Platte. Denn danach will und will man einfach noch mehr von diesem erhabenen Speed Metal, der dieser Tage alle anderen Bands dieser Sparte auf die hinteren Ränge deplaziert. Aber ohne Blind Guardian daran zu messen, denn ohne diese wegweisende Band würde es Savage Circus in dieser Form gar nicht geben. Bleibt nur die Frage, ob diese wirklich eine Band oder nur ein Studioprojekt zu nennen sind. Hoffen wir mal Ersteres, denn dieses Material ist einfach zu klasse, als dass es nur auf Silikon gebannt bleiben darf. Natürlich muss für das unverschämte Kopieren etwas Abzug vorgenommen werden, das Ganze an sich, hätte aber ohne Weiteres 10 Punkte verdient.
Kissi
Punkte: 9.5 von 10        Hier reinhören und bestellen für 27.90 SFr.

BIOHAZARD - Means to an end
Steamhammer/Phonag

So weit ich informiert bin, ist die neue Scheibe von Biohazard, die sich "Means to an end" nennt, das letzte Werk in der Vereinsgeschichte der New Yorker. Angebliche Querelen innerhalb des Vierers, der mal sowas wie die Speerspitze vom Big Apple Hardcore war, sollen massgebend sein, dass man sich jetzt nach unzähligen relativ guten Platten ein rasches Ende setzen will. Fast jedermann kann sich noch an "Urban discilpine" erinnern, das in der Hardcore Szene, aber auch im Metal-Bereich neue Massstäbe setzte. Die bösen Buben aus Brooklin mixten Hardcore mit Metal-Elementen, der von einem Sprechgesang und auch Wechselgesängen, wie es aus dem Hip Hop gängig ist, begleitet wurden. Der Frontgaul Evan Seinfeld hat dann auch das Image des bösen Buben eingeführt, will heissen Ganzkörper-Tätowierung und Parolen wie: Ich hatte eine schwierige Jugend mit Prügeleien und so weiter und so fort. Das hatte am Anfang auch etwas Cooles an sich, verflog aber mit dem Laufe der Jahre, weil sich unzählige Bands das selbe Image zulegten und es einfach mühsam war, immer hören zu müssen, wie Scheisse das Leben doch sei... - Dadurch fielen natürlich auch Seinfeld's sozialkritische Texte auf, der die Missstände von Amerika's Unterschicht ans Tageslicht schreien musste. Das als kleiner Hinweis für die "Newcomer" unter unseren Lesern. Jetzt interessiert uns natürlich, wie die Helden auf ihrem letzten Werk denn so klingen. Ich würde meinen, ganz amtlich. Auf dem Cover ist der rote Hintergrund von "Urban discipline" mit dem Jungen zu sehen, das heisst so etwas wie "back to the roots". Man gibt sich keine Blösse, die Hüpf-Parts sind da, der Wechselgesang auch und natürlich fehlen auch die Hardcore-Parts nicht. Die zehn Stücke haben eine Spielzeit von 33 Minuten, was heisst, dass Biohazard in ihren Songs schnell zur Sache kommen und das wollen wir ja auch, also kein unnötiges darum herum Getue. Es kracht wie in besten Zeiten und Seinfeld's Hass gegen die Reichen der Welt ist immer noch ungebrochen. Fette Gitarren-Riffs, eine amtliche Produktion, Hasstiraden..., ich glaube, ich wiederhole mich, aber das ist wahscheinlich die Euphorie, die uns Biohazard doch noch mal die volle Kanne rüberbringen. Zuletzt noch was in eigener Sache, wenn Evan Seinfeld seine Ehefrau, das amerikanische Porno-Starlett Tera Patrick, seinen Job machen liesse und nicht andauernd in ihren Filmen mitficken müsste, funktionierten Biohazard sicher noch wie in alten Tagen. Jetzt kommt das andere: Wer verübelt es ihm, auch in diesem Business mit zu machen?!! Schlusswort: Biohazard sind für mich immer noch eine Macht und es würde mich nicht wundern, wenn man in Zukunft noch die eine oder andere Scheibe ins Hardcore Universum schiessen würde. Punkt und aus.
Daniel J.
Punkte: 9.5 von 10       Hier reinhören und bestellen für 27.90 SFr.

BETWEEN THE BURIED AND ME - Alaska
Victory Records/Disctrade

Groovender Toten-Blei springt mir ins Gesicht, als ich "All bodies" meinen Gehörgängen zugänglich mache. Doch schon nach der ersten Minute des Openers der neuen Between The Burried & Me Scheibe fällt mir auf, da stimmt was nicht. Breaks jagen durch die Membrane, Bassläufe hauen mir um die Ohren, und die Gitarren winden sich durch meine Eingeweide. Da ertönt plötzlich ein cleaner Chorus und erinnert stark an 80er Metal, gefolgt von einem melodischen Gitarrenlauf, kurzer Key-Einsatz und es prügelt drauf los, als wären Dimmu Borgir zu lange in der Sonne gestanden. Prügel prügel, grunz und kreisch, ein Break, wirre Leads..., hey hey hey" und nochmals den Chorus zum Abschluss. Ein riesiges imaginäres Fragezeichen baut sich vor meinem geistigen Auge auf. Dieses löst sich auch beim folgenden Titelsong "Alaska" nicht auf. Technische Gitarrenfolter trifft auf wütende Death-Beats, dazwischen kurze Thrash-Riffs, smartes elektronisches Beigemüse im Hintergrund zum Abschluss. Doch es kommt noch mehr, nachdem man sich bei "Croakies and boatshoes" durch einen Dschungel an Death- und Black Metal gekämpft hat, ertönen Akkorde und Leads, die mich unweigerlich an ältere Dream Theater Tage erinnern. Cleaner Gesang erhebt sich für eine kurze Zeit, bevor die Stimmung wieder in Totenblei über geht und wütende Drums mir entgegen schlagen. Es ertönt die Stimme und die Gitarren, wie einst bei Cynic, doch nur kurz, denn schon wieder macht sich eine Kehrtwendung breit und der Sound fliesst in einen Pianopart über, sanft erhebt sich der Gesang, untermalt mit akustischen Saitentönen. Was denn jetzt? Pink Floyd etwa? Doch bevor man sich damit anfreunden kann, entlocken die Saitenmeister wunderschöne Melodien und Läufe ihren Instrumenten, als würde man schon immer zum träumen verleitenden Heavy Metal praktizieren. Doch nach einem kurzen Geplänkel, gibt es mit "Robotuner" wieder voll eins in die Fresse, vergangen ist das Chillout-Feeling und man findet sich im nächsten Schützengraben wieder. Es knallt einmal mehr gewaltig und man hat keine Ahnung, ob es nun Freund oder Feind ist. Nachdem man sich bei "Backwards marathon" ein paar schräge Melodien gegönnt hat, gibt es mit "The primer" eine volle At The Gates- In Flames Breitseite zu verkraften. So wirr meine Review ist, so wirr hört sich "Alaska" auch an. "Haltet den Dieb"! - möchte man hier schreien, erinnern doch einzelne Passagen derart an andere Bands, und es ist eigentlich auch nichts vorhanden, was der Querbeet-Metal Begeisterte noch nie gehört hat. Was jedoch aussergewöhnlich ist, ist diese Mixtur, die sich bei so vielen Richtungen bedient und doch unter eine sehr deftige Knüppelorgie stellt. Wer klare Linien mag, wird mit dieser Scheibe absolut nicht glücklich sein, denn so was wie den berüchtigten roten Faden sucht man vergebens. Jedoch muss ich gestehen, diese gnadenlose Mixtour hat es mir schwer angetan und ich komme kaum mehr davon los. "Alaska" hat durchaus seine Faszination, braucht jedoch Nerven, Zeit und einen offenen Geist. Auch wenn ich Between the Buried & Me nicht auf eine Stufe mit Opeth heben möchte, könnte genau diese Scheibe bei den Leuten Anklang finden, welchen die neue Opeth zu wenig Death Metal-Sauce enthält. Ein ausgedehntes Probehören empfehle ich und weniger die Achtung auf meine Wertung, denn "Alaska" ist definitiv Geschmackssache".
R.K.
Punkte: 9.5 von 10                             Hier bestellen für 29.90 SFr.
PSYOPUS - Ideas of reference
Reflections Records

Völlige Psychos, diese Amis! Sogar die Abgebrühtesten unter euch, die bei den Klängen von The Dillinger Escape Plan, Mastodon oder The Red Chord unterwürfigst in die Knie gehen und dabei an der Steckdose lecken werden ohne halluzinogene Schreikrampfunterdrücker oder mindestens ein paar selbstgebrannten Shots im Gesicht kräftig zu beissen haben! Dies ist kein Werk, dass "einfach mal so nebenher" gehört werden kann, sondern verlangt eigentlich eine fortgeschrittene Musikausbildung um die wahre Brillianz der acht Kompositionen (plus eines Gitarren-Instrumentals) begreifen zu können. Da wird nicht nur mit bipolaren Dynamiken gespielt sondern vor einer Show wahrscheinlich auch der eine oder andere Uranstab verschluckt. Die schwer tätowierten Jungs, namentlich wären da Ausnahmegitarrist Christopher Arp, Drumviech Greg Herman, Bassvirtuoso Fred DeCoste und Frontsicko Adam Frappolli servieren ein zuerst zwar schwer verdauliches Mahl, der Respekt vor den durchgeknallten Musikern erhöhte sich bei mir aber bei jedem Durchlauf fast schon exponentiell. Auch als musikalische Lehrstunde ein superbes Unterrichtsmittel, vor allem für Saiteninstrumentalisten (der geneigte Gitarrist lausche mal dem schräg-schönen "Lmogens's Puzzle"). Erinnert im Grundgerüst an 1960er Jazz, einfach mit einem grindigen Schlagzeug, verzerrter Gitarre und wirklich fies gekreischten Vocals. Hühnerhaut wird garantiert, Kiefersperre ist versprochen und ich sehe die Höhenfeuer von Horden angepissten Musiker die ihr Equipment verbrennen schon vor mir. Die alptraumhafte Outro-Soundcollage mit einem hustenden und sich dabei fast die Lungen auskotzenden Opa ist zwar ein zweischneidiges Schwert, untermauert aber die Vorreiterstellung der Mannen aus Rochester/NY im Randgruppensektor zwischen Genie und Wahnsinn. Devil Horns for PsyOpus!
HaRdY
Punkte: 9.5 von 10       Hier reinhören und bestellen für 19.90 SFr.

JOURNEY – Generations
Frontiers Records/Disctrade

Ein neuer Journey Output ist jeweils für die gesamte Melodic Fraktion Anlass genug, die wildesten Freudentänze aufzuführen. Die kalifornische AOR-Legende gilt immer noch als das "Non plus ultra" unter den Melodic Rock Bands, die Götter des Genres schlechthin. Doch konnte die Truppe in den letzten Jahren nie mehr an ihre Blütezeit mitte 70er bis mitte 80er anknüpfen. Logischerweise verlor man deshalb auch den Major-Deal, kam aber beim, auf diese Sorte Musik spezialisierten, italienischen Label Frontiers unter. Das letzte Lebenszeichen auf Tonträger war die EP "Red 13", die überraschenderweise recht modern ausfiel und die Fans zuerst mal leer schlucken liess. Die ultimative Frage, die im Vorfeld von "Generations" nun auftauchte, ist: Können Journey nochmals an die glorreiche Vergangenheit anknüpfen? Um es vorweg zu nehmen: Sie können! Erstmals kamen alle Bandmembers auf einem Album als Leadsänger zum Zug. Live wird dies schon seit Langem praktiziert, schliesslich haben bei Journey alle aussergewöhnliche Qualitäten als Vocalisten. Acht von dreizehn Nummern wurden aber vom Hauptshouter Steve Augeri eingesungen. Mister Goldkehlchen verstand es wieder einmal, den vor sieben Jahren ausgestiegenen Originalsänger Steve Perry ebenbürtig zu ersetzten. Gitarrist Neal Schon beweist derweil einmal mehr sein grosses Können an der Sechssaitigen. Selten wurde die Kombination von feinfühligen Harmonien und knackigen Riffs so perfekt umgesetzt. Die beiden ersten Titel "Faith in the heart land" und "The place in your heart" zeigen, dass Journey alles andere als eine Weichspülerband sind. Abwechslungsreich bis zum Ende, erweist sich die Scheibe mit Songs in allen melodic-kompatiblen Härtegraden. "Butterfly", "Out of harms way" oder "Better together" heissen ein paar der Highlights. Auch die Tracks, die von Deen Castronovo (d), Jonathan Cain (keys) und Neal Schon (g) eingesungen wurden, reihen sich nahtlos und homogen ins Journey Material ein. Einzig "Gone crazy" mit Bassist Ross Valory als Mic-Schwinger will nicht so recht mit den übrigen Songs harmonieren. Trotzdem ist auch dieser Titel kein eigentlicher Schwachpunkt. "Infinity", "Frontiers" oder "Escape" sind zwar immer noch unerreichte Meisterwerke, aber "Generations" schliesst erfolgreich an diese Zeit an. Klasse!
Chris C.
Punkte: 9.4 von 10          Hier reinhören und bestellen für 27.90 SFr.

ALICE COOPER – Dirty diamonds
Eagle Rock/Phonag

Auf den Altmeister des Shock Rock ist Verlass, wie auf kaum einen Zweiten. So ungefähr alle zwei Jahre erscheint ein neuer Output aus dem Hause Cooper. Nichts mit dem 742sten Aufguss alter Klassiker in Form von "Best Of"-Alben. "Dirty diamonds" ist wieder ein brandneues Studioalbum. Auf der letzten Scheibe "The eyes of Alice Cooper" überraschte der Sänger mit einem völlig anderen Sound, als die Jahre davor. Das Kapitel des 'modernen' Rock wurde jäh abgebrochen und Alice entdeckte seine eigene Vergangenheit wieder. Tief in die 70er zurück führt uns die Musik. "Dirty diamonds" ist einfach die logische und verbesserte Fortsetzung. Nun kann man annehmen, dass es sich nicht um eine Laune gehandelt hat, sondern um eine längerfristige Ausrichtung. Was sich allerdings nicht verändert hat, ist das nach wie vor grosse Talent für ausgezeichnete Songs sowie das Fingerspitzengefühl für famose musikalische Highlights. Lückenlos und homogen reihen sich die potenziellen Ohrwürmer aneinander. Bereits der Opener "Woman of mass distraction" gehört zu dieser Kategorie. Weitere Paradebeispiele sind "You make me wanna", der Titeltrack "Dirty diamonds", "Sunset babies", "Run down the devil", "Steal that car" oder "Your own worst enemy". Auch die softere Seite des Mr. Cooper ist ausgezeichnet vertreten: "The Saga of Jesse Jane", "Pretty Ballerina" und "Six hours". Die Songs sind äusserst abwechslungsreich, um nicht zu sagen fantasievoll, ausgefallen. Da kommt auch schon mal ein Saxophon, eine Trompete, eine Flöte, ein Tamburin oder eine Orgel (dezent!) zum Einsatz. Ein weiteres Highlight sind die humorvollen Texte, für die der gute Alice schon früher ein Fable hatte. Last but not least, etwas ganz Wichtiges zeichnet dieses Album zusätzlich aus, nämlich etwas, das heutzutage selten geworden ist: Charme! In Zeiten, in denen es wieder modern ist, Retro Rock zu spielen, führt kein Weg an Alice Cooper vorbei, denn der Mann gehört eben zu den Originalen, zu den Mitbegründern dieser Art des Rock'n'Roll.
Chris C.
Punkte: 9.4 von 10         Hier reinhören und bestellen für 27.90 SFr.

L.A. GUNS - Tales from the strip
Mascot Records/Disctrade

Endlich, endlich ist sie da!! Die neue Perle der L.A. Guns! Lieber Phil Lewis und Anhang, nach drei Jahren wurde es aber auch Zeit! Umso grösser die Überraschung, denn die Jungs sind seit Jahren schier ohne Unterbruch auf Welttournee. Woher sie die Zeit für's Studio genommen haben, wird wohl ein Geheimnis bleiben. Das Resultat allerdings ist bemerkenswert! Ein Konzept-Album zu Ehren einer wundervollen Stadt namens Los Angeles, insbesondere ihrem Rock'n'Roll-Zentrum, dem "Sunset Boulevard", unter Einheimischen einfach nur der "Strip" genannt. Die energiegeladenen Geschichten vom Strip erzählen vom Nachtleben, von Schmerz und Liebe, von berühmten Bars, wie dem "Whiskey" oder dem "Rainbow", und natürlich von Girls. Schon der Opener "I don't mean nothing" hinterlässt Brandspuren an des Hörers Ohr! Das darauf folgende "Electric neon sunset" erinnert an den älteren Klassiker "One way ticket", nur etwas lauter und weniger schwermütig. Meine Favoriten "Gypsy soul" und "Rox baby girl" brillieren mit erotischen Reimen und erektionserzeugenden Gitarren-Riffs. "Hollywood's buring" seinerseits ist der wohl auffälligste Song mit der markantesten Hookline. Doch auch an balladesken Stücken fehlt es dieser Ode an Angel City nicht! "Vampire", ein stark nach Phil's Autobiographie klingender Song, sowie "(Can't give you) anything better than love" überzeugen ganz klar. Die vier Männer der grössten aller Hollywood-Combos geben instrumental wieder mal hundert Prozent, und auch die Backing Vocals lassen keine Wünsche offen. Das dickste Lob gebührt aber Stacey Blades an der Gitarre, denn erst seine perfekte Saitenarbeit bringt die Seele der Musik richtig zum Vorschein. Bleibt nur noch anzuwarten, wann die L.A. Guns Europa wieder mal beehren. Gerüchten zufolge soll dies schon bald sein, und die U.S.-Tournee ist schon vorbei. Ein Zückerchen für die Fans gibt es auf der offiziellen Homepage www.laguns.net! Klickt dort auf den Update vom 29. August '05 und ladet Euch den Videoclip zu "Tie your mother down" runter. Also ihr geschminkten Spandexträger, viel Vergnügen mit diesem prächtig geschliffenen Diamant, ich kümmere mich jetzt erst mal um ein Flugticket nach L.A.!
Maiya R.B.
Punkte: 9.3 von 10        Hier reinhören und bestellen für 27.90 SFr.
SALTATIO MORTIS – Des Königs Henker
Napalm Records/MV

"Mann-o-mann, das ist ja eine Überraschung! Die rocken ja so richtig, sind das wirklich Saltatio Mortis?", entgegne ich meinem teilnamslosen Computer, als dieser die soeben eingeschobene CD abspielt. Denn wer die Vorgänger-Alben der Band auch nur vom Hörensagen her kennt, weiss, dass das Sextett in seiner bisherigen Karriere grösstenteils auf strombetriebene Sechssaiter verzichtete. So pendelten die Deutschen mal zwischen traditionellem, purem Mittelalter-Liedgut ("Tavernakel" - 2001, "Heptessenz" - 2003) oder "Tanzwut-artigen" Elektro-Spielereien wie "Das zweite Gesicht“ (2002) oder "Erwachen" (2004), die mit ihren Techno/Dark Wave Beats wohl mit das Nervigste sind, was je eine Band veröffentlicht hat, die zum Rock-Genre gezählt werden darf. Doch wie schon erwähnt, schlägt "Des Henkers König" in eine ganz andere Kerbe. Schon der Opener und Titeltrack besticht durch seine modern groovenden Gitarren der Marke In Extremo, wobei die Stimme von "Alea des Bescheidenen" eher Parallelen an STS’ Eric Fish aufweist, was klar als Kompliment zu werten ist. Genau so überzeugend klingt "Das Salz der Erde", das verdächtig nach "Nur ihr allein" von den schon genannten In Extremo klingt. Überhaupt haben sich die aus dem Grossraum Mannheim stammenden Musiker wohl eines zum Motto gemacht: Abgucken, was bei anderen funktioniert und es dann selbst ausprobieren. Wenn stört's, wenn das Diebesgut dann noch mit einer grosszügigen Prise Eigenständigkeit angereichert wird. Ob das aggressive "Rette mich", das tieftraurige "Tote Augen" oder das rockige "Mondlicht", alles klingt irgendwie schon gehört, was wohl den einzigen Wermutstropfen auf "Des Königs Henker" darstellt. Der Rest der Platte besteht aus hochwertigem Mittelalter-Rock, der den Vergleich mit den ganzen Grossen des Genres nicht zu fürchten hat. Die Highlights sind dabei das treibende "Tritt ein" oder das hitverdächtige "Vergiss Mein nicht“, dessen Refrain schon nach dem ersten Durchgang nicht mehr aus dem Ohr zu kriegen ist. Neben einem reinen Mittelalter-Stück ("Ecce gratum") folgt dann noch das Grande Finale: "Die Hoffnung stirbt zuletzt" ist dieses betitelt und ist eine epische Mittelalter-Hymne, die an den Kampfgeist des Menschen appelliert. Ich appelliere nun an Euch: Kauft Euch diese CD, denn dann werden Saltatio Mortis keine andere Wahl mehr haben, als wieder ein solches Album zu veröffentlichen, was die Techno-Mucke des Sextetts endgültig als Ausrutscher der Vergangenheit deklarieren würde.
Kissi
Punkte: 9.3 von 10        Hier reinhören und bestellen für 27.90 SFr.

CARPTREE - Man made machine
InsideOut Music/Phonag

Kurz und bündig erklärt ist "Man made machine" ein atmosphärisches, dichtes, interessantes, abwechslungsreiches und grossartiges Stück Prog Rock. Es werden viele Parallelen zu Genesis und auch Marillion entdeckt, und was noch auffällt, ist die Ähnlichkeit von Flinck's Stimme mit der von Fish, unglaublich. Die zehn Songs machen unheimlich Spass, das Spektrum reicht von zwei- bis achtminütigen Tracks. Man findet hier einfach alles, was das Prog Herz begehrt: Herrlich verspielte Lieder, mit wunderschönen Chören untermauert, tolle Gesangslinien, schöne Spielereien von Gitarren, Keys und Klavier. Hört Euch nur mal die wunderschöne und zarte Ballade "The weakening sound" an, schöner kann man Prog-Balladen nicht spielen. Da reiht sich eine Prog-Perle an die andere, "Man made machine" ist einfach ein zeitloses Prog-Album geworden und sicher das Reifste und Beste der drei bisher veröffentlichten Werke von Carptree. Genesis und Marillion Fans, die auf ihre älteren Alben abfahren, können hier ohne Bedenken zugreifen.
Crazy Beat
Punkte: 9.3 von 10          Hier reinhören und bestellen für 27.90 SFr.

BRIDES OF DESTRUCTION – Runaway brides
Mascot Records/Disctrade

Was haben die einstigen Helden der achtziger (Sleazy) Szene, die heute noch aktiv sind, für musikalische Möglichkeiten? Einige Bands sind beim traditionellen Sound ihrer Wurzeln geblieben. Das ist 100 %ig legitim und ehrlich, nur der Erfolg bleibt bescheiden. Beispiel Cinderella oder Great White. Andere versuchen mit der Zeit zu gehen und so ihren Erfolg zu erhöhen. Aktuelle Beispiele sind Velvet Revolver oder eben Brides Of Destruction. Beide Bands haben noch eine weitere Gemeinsamkeit, nämlich Members mit grossen Namen. Bei den Brides ist das Tracii Guns (ex L.A. Guns) und war Nikki Sixx (Mötley Crüe). Nikki zieht bekannterweise mit seiner Stammcombo im Moment eine Reunion durch und stand somit den B.O.D. nicht mehr zur Verfügung. Mit „Runaway Brides“ erscheint nun trotzdem bereits das zweite Album. Nebst Gitarrist Tracii und Neuzugang Scott Sorry (Bass), sind auch noch Scot Coogan (Drums) und Sänger London LeGrande mit an Bord. Musikalisch macht man da weiter, wo das Debüt endete. Das heisst ganz viel kreischende, dreckige Gitarren, ein paar wirklich coole Songs, einige wenige überflüssige Tracks und ein Sänger mit einer Wahnsinns Stimme. Eigentlich Kick Ass Rock’N’Roll wie es sein sollte, doch der Sound kann auch kritisiert werden. Gegen die Integration moderner Sounds ist natürlich nichts einzuwenden, im Gegenteil, ein Zeitgeist Touch ist die Folge einer normalen Entwicklung. Der Anteil der traditionellen Musik sollte aber nicht vernachlässigt werden, denn wenn der moderne Anteil das Traditionelle verdrängt oder in den Schatten stellt, verliert eine Band bzw. Musiker die ihre Wurzel in den Achtzigern haben ganz einfach an Glaubwürdigkeit. Somit ist „Deadman’s Ruin“ mit dem durchgehend gesampelten Gesang schlichtweg scheisse, der letzte Track „Dimes In Heaven“ beginnt saugeil, der Crossover mässige Refrain versaut aber den ganzen Titel. Der Rest kann man im Gross und Ganzen stehen lassen, vor allem da London LeGrande so schön drckig und Leidenschaftlich singt. Da kommt mehr als einmal die Erinnerung an Axl Rose auf. Im direkten Vergleich mit Velvet Revolver schneiden Brides mit diesem Album jedenfalls deutlich besser ab.
Chris C.
Punkte: 9.2 von 10    Hier reinhören und bestellen für 27.90 SFr.

BESEECH - Sunless days
Napalm Records/MV

Während sich der Sommer zurück meldet und für warme Temperaturen sorgt, habe ich die Pflicht, eine Review über das neue Beseech Album "Sunless days" zu verfassen. Also, schnell die Jalousien runterkurbeln, ein paar Kerzen entflammen und in Raum und Seele Platz schaffen für dunkle, nordische Rock-Töne. So breitet sich schon bei "Innerlane" eine melancholische Atmosphäre aus und lässt gedanklich das Laub der Bäume sanft zu Boden gleiten. Mit dem Einsetzen des Pianos bei "The outpost" erheben sich die ersten Nebelschwaden und öffnen dem Monat November das Tor zur Gegenwart. Obwohl Beseech keine Innovations-Welle lostreten und in Sachen Gothic Rock Metal momentan eine Flutwelle die Regale unter sich begräbt, schaffen es Beseech doch, aus dem düsteren Durchschnitt hervor zu stechen. Grund dafür sind erstens Erik Molarin und Lotta Höglin, welche sich nicht das 1000-fache "Beauty and the Beast" Konzept praktizieren, oder opernhaft durch die Lande trällern, sondern mit ihren klaren Stimmen dem Sound von Beseech das gewisse Etwas verleihen. Die Beiden harmonieren perfekt zusammen und im Vergleich zu vielen anderen Bands, ist Erik's Stimme der von Lotta absolut ebenbürtig. Zweitens verzichten Beseech auf Orchester-Untermalung, Bombast, Kitsch, oder den Versuch, den einen Hit zu platzieren, um in irgendwelchen Charts einsteigen zu können. Bei den neun Kompositionen inklusive dem äusserst gelungenen Danzig Cover "Devil's plaything", gibt es keinen Ausfall zu verzeichnen. Düster, romantisch, mal melancholisch, mal hoffnungsvoll wecken Beseech die Sehnsüchte und Gefühle der dunklen Seelen. Die Pianoballade "Lost", begleitet von Lotta, weiss genau so zu überzeugen, wie das abschliessende "Restless dreams", was mich ansatzweise an ältere Gathering Werke erinnert. Grundsätzlich legt sich der Mantel der Melancholie über alle Stücke und so leben die Kompositionen mehr von ihrer Ausdruckstärke und Emotionen, als von harten Klängen. Sicherlich kein Werk, um die Läuse aus den Haaren zu schütteln, jedoch zeigt es auf, dass weniger durchaus mehr sein kann und es keine Orchester und fette Chöre braucht, um Gefühle wecken zu können.
R.K.
Punkte: 9.2 von 10          Hier reinhören und bestellen für 27.90 SFr.

A PERFECT MURDER - Strenght throught vengeance
Victory Records/Disctrade

Kanada's französisch sprechende Region Quebec hat nicht nur die Space Metaller von VoiVod hervorgebracht, nein..., auch eine talentierte Band namens A Perfect Murder stellt jetzt Ansprüche auf den Metal-Thron im Ahornland. Der Erstling des Fünfers, der auf "Unbroken" getauft wurde, stand noch für Hardcore mit wenig Metal-Einflüssen. Die knüppelharte Produktion von "Unbroken" wurde damals von einem gewissem Pierre Remillard (Ex-Obliveon) produziert. Genau der selbe Mann hat sich nun dem neuen Output "Strenght throught vengeance" angenommen und wieder eine superbe Arbeit gemacht, und hat sogar die Rhythmus-Gitarre eingespielt. Die neue Scheibe ist weniger Metalcore, viel mehr würde ich sie dem Thrash Metal zuschreiben. Gut, der Gesang von Kevin Randal ist immer noch sehr Hardcore-mässig, aber musikalisch dominieren die Metal-Riffs klar. Die Klampfen braten schön und sägen, dass es eine wahre Freude ist. Ja, der Titeltrack hat sogar was von Exodus, so genial sind die Gitarren eingespielt und die Drums formen eine sichere Rhythmus-Bank. Zudem sind die elf Stücke abwechslungsreich, voller Breaks, geilen Riffs und stampfenden Parts, die dann schnurstracks in höllenschnelle Parts übergehen. Für mich sind A Perfect Murder genau das richtige Gemisch zwischen zwei Metalsparten, ja die Balance ist perfekt und nie langweilig. Gefällt mir sehr gut!!
Daniel J.
Punkte: 9.2 von 10       Hier reinhören und bestellen für 27.90 SFr.

YOB – The unreal never lived
Metalblade Records/Phonag

Stichwort Doom-Metal. Was sind die spontanen gedanklichen Einfälle dazu? Düster, langsam, schwer und absolut tödlich..., dies alles und noch viel mehr trifft auf Yob zu, eine Band aus Eugene, Oregon, die genau so geheimnisvoll ist wie ihr Name, da nicht sehr viel über sie bekannt ist. Seit 1996 haben sie sich dazu entschlossen, die finstersten Abgründe der Menschheit zu vertonen. Leider sind sie bis zum heutigen Tage in Europa eher ein Insider-Tipp geblieben, was sich aber mit dem neuesten Release hoffentlich bald ändern wird. Als Erstes springt einen die (für eine komplette CD) eher geringe Trackzahl ins Auge, denn mit "nur" vier Stücken könnte man ja meinen, die werten Herren seien schlichtwegs zu faul gewesen, mehr zu produzieren. Doch weit gefehlt! Jeder einzelne der Tracks hat es in sich, und das nicht nur wegen der monumentalen Länge von bis zu sage und schreibe 21 Minuten! Zähflüssig, schleppend und deprimierend wabert der Sound aus den Boxen und zieht alles mit sich in den Abgrund, was nicht niet- und nagelfest ist. Yob beschränken sich nicht auf die althergebrachten Methoden und spielen genau das in dem Moment, in dem es ihnen gerade passt. Dies mag zuweilen dazu führen, dass man meinen könnte, die Band hätte sich nicht so recht entscheiden können, wann welcher Melodiebogen gespielt werden soll. Doch nach mehrmaligem Hören dürfte so ziemlich jedem klar sein, dass dies alles System hat. Es wird eine Struktur erbaut, in der niemand sicher ist. Man ist auf kein (eher spärlich) gesätes Solo gefasst, man kann auch nicht genau vorhersagen, wann der Sänger wieder beginnt zu singen oder zu grunzen. Und auch genau dieses Detail macht Yob extrem sympathisch. Sie beschränken sich nicht auf ein festgefahrenes Schema, sondern verändern, variieren und ergänzen dort, wie es ihnen gerade beliebt. Und der Sänger beschränkt sich nicht auf's Grunzen, sondern schreit, flüstert, erzählt..., es ist eine unglaubliche Vielfalt, die hier vorherrscht! Yob sind nicht eine Band, die gerade nach dem ersten Reinhören in den Gehörgängen festhängt, sondern eher ein wenig mehr Zeit braucht. Aber enttäuscht wird man auf gar keinen Fall, denn selten wurde Doom Metal so variantenreich und innovativ vertont, wie auf "The unreal never lived".
Toby S.
Punkte: 9.2 von 10        Hier reinhören und bestellen für 29.90 SFr.

FORTY DEUCE – Nothing to lose
Frontiers Records/Disctrade

Diese Band wurde vor rund zwei Jahren gegründet. Will man dem Label Infoblatt Glauben schenken, während einer After Hours Party in Hollywood. Was Forty Deuce von tausenden anderen neu gegründeten Bands unterscheidet ist, dass mit Richie Kotzen ein begnadeter Musiker mit viel Erfahrung (Mr. Big, Poison) bei dieser Truppe spielt. Warum der gute Richie plötzlich nicht mehr unter seinem Namen Solo-Alben veröffentlicht, wie in den letzten Jahren regelmässig geschehen, bleibt schleierhaft. Da sein Nachname logischerweise nur im deutschsprachigen Raum äusserst ungünstig ist, bleibt diese Tatsache als Grund reine Spekulation. Dass "Nothing to lose" aber trotzdem wie ein neues R. Kotzen Solo-Album wirkt, liegt einerseits daran, dass er nebst den Gitarren auch die Vocals beigesteuert hat, andererseits sind mit Taka, Ari und Thr3e drei Mitstreiter am Werk, die völlig unbekannt sind. Live ist die Band in L.A. sehr aktiv und hat sich zu einem heissen Insider-Tipp gemausert. Gesangstechnisch hat sich Richie extrem weiter entwickelt. Seine Vocals, die früher doch ziemlich dürftig waren, sind inzwischen richtig geil. Sein Gitarristen Ego Gedudel, sprich langweiliges Instrumental Zeugs, gehört genau so der Vergangenheit an, wie die Ausflüge in Jazz, Blues und sogar Singer-Songwriter Gefilde. Echter Rock'n'Roll ist auf "Nothing to lose" angesagt, hart und dreckig, aber trotzdem mit einem modernen Touch. Durch die gesunde Mischung von traditionellem und zeitgemässem Hardrock, in Kombination mit starkem Songmaterial, ist die Scheibe das bis jetzt vielleicht beste R. Kotzen Album überhaupt. Songs wie "Oh my God (fucked up again)", "Complicated", "Stand up" oder "Next to me" beweisen jedenfalls die überzeugenden Qualitäten, die der Mann auch als Songwriter hat. Vielleicht gelingt Richie mit dieser Formation, was ihm bis jetzt nicht gelungen ist: Der verdiente, internationale Erfolg!
Chris C.
Punkte: 9.0 von 10       Hier reinhören und bestellen für 27.90 SFr.

HYPOCRISY - Virus
Nuclear Blast/MV

"Schatz, der Herr Tägtgren steht vor der Tür und möchte uns was verkaufen..." - "Ach was, das kann gar nicht sein, der war doch erst gestern da!" Unglaublich, aber wahr: Mr. Überproduzent ist schon wieder zurück gekehrt und beehrt uns nach der Projektarbeit bei Bloodbath und dem neuen Pain-Album mal wieder mit einer neuen Scheibe seiner Ursprungs-Combo Hypocrisy. Ich wüsste zu gerne, wo der gute Mann seine Ideen hernimmt, denn obwohl ihm eine beachtliche Anzahl an Fans stetig Fahnenflucht und Leichenfledderei vorwirft, ist mit beinahe jedem Release eine Steigerung zu erkennen. So auch mit dem neuen Silberling "Virus", der sich wieder deutlich vom letzten Album "The arrival" unterscheidet. Thematisch geht's diesmal nicht überwiegend nur um Aliens (Juhui!), sondern auch mal um Zerstörung und Chaos (wer hätte es gedacht?), die Produktion ist noch lange nicht so glatt gebügelt, und die Songauswahl bietet die ganze Palette zwischen neuzeitlichen Midtempo-Stampfern und klassischen Hochgeschwindigkeits- Granaten. Letztere haben wir aller Wahrscheinlichkeit nach Drum-Kobold Horgh (Ex-Immortal) zu verdanken, es lassen sich einige hübsche Parallelen ziehen. Nach einem kurzen Intro geht's gleich mit dem Track "Warpath" los, dank welchem schnell klar wird, was man während den folgenden vierzig Minuten in die Lauscher gehauen kriegt: Tighte Drums, fiese Keyboards und giftspeiende Vocals. "Fearless" präsentiert sich dann mit gemässigterem Tempo, "A thousand lies" walzt mal eben alles platt, bei "Incised before I've ceased" dann ein lustiges Orgel/Gitarren-Duell, und als Rausschmeisser das epische "Living to die", das auch von Pain hätte stammen können. Dazwischen eingestreut finden sich immer wieder einige schnelle Abrissbirnen, und auch die allseits beliebten Todesmelodien lassen meist nicht lange auf sich warten. Aus meiner Sicht klar eine Steigerung aus dem Hause Tägtgren, an welcher mit Sicherheit die Arbeit an den Bloodbath- und Pain-Scheiben massgebend beteiligt war.
El Muerte
Punkte: 9.0 von 10          Hier reinhören und bestellen für 27.90 SFr.

HELLOWEEN – Mrs. God
Steamhammer/Phonag

Drei Tracks befinden sich auf der neuen Single von Helloween, die uns damit auf das kommende Album vorbereiten wollen. Die Bilanz fällt dabei 14:7 aus. Aber von Anfang an: Die Hamburger Happy-Metal-Institution hat eine bewegte Zeit hinter sich, wollte sich doch für's letzte Album "Rabbits don't come easy" einfach kein permanenter Schlagzeuger finden. Dieses Problem ist jetzt gelöst. Der Glückliche heisst Dani Löble und spielte vorher bei Rawhead Rexx. Alles happy also bei Happyween? Jain. Schockten sie unlängst einige alte Fans mit der Nachricht, dass sie ein Album einspielen wollen, das "Keeper of the seven keys III" heissen sollte. Für viele haben diese zwei 88er-Alben einen seither nie mehr erreichten Kultstatus. Viele befürchteten auch, dass Andy Deris den Vorgaben seines übermächtigen Vorgängers nicht gerecht werden kann. Die 3-Track-Single beweist nun, dass sowohl die kritischen Fans, wie die Band recht haben. Der Song "Mrs. God" ist mit seinen kitschigen Melodien und dem schwachen Gitarren-Solo wirklich nicht das Gelbe vom Ei, und wirkt wie ein kalter Abklatsch der letzten Single "Just a little sign". Auch "Run (the name of the enemy)" wirkt schwach, und ist als exklusiver Single-Track den Kauf der Single kaum wert. Anders verhält es sich aber mit dem 14-minütigen Song "The ring for a 1000 years". Dieser beginnt mit gesprochenen Worten und steigert sich dann langsam zu einem abwechslungsreichen Bombast-Song, bei dem man sich sofort in alte Keeper-Tage zurück versetzt fühlt. Zwar haben Helloween mit Andy Deris am Gesang auch lange, gute Nummern wie "Time of the oath", "Nothing to say" oder "The dark ride" geschrieben. Der "Neue" übertrumpft aber alle um Längen. Man höre sich nur mal die Gitarren-Duelle zwischen Michael Weikath und Sascha Gerstner an. Alte und neue Fans dürfen sich dieses Jahr also besonders auf Halloween (31. Oktober) freuen. Dann kommt das neue Album "Keeper of the seven keys – The legacy" in die Läden. Da dieses als Doppel-Album erscheinen wird, könnt Ihr das Geld für die Single getrost sparen. Keeper-Fans, endlich habt ihr den würdigen Nachfolge-Song für "Halloween" und "Keeper of the seven keys"!
Roger W.
Punkte: keine Wertung    Hier reinhören und bestellen für 11.90 SFr.

DIE HAPPY - Bitter to better
GUN/Sony-BMG

Ach, es ist herrlich zu sehen, wie sich eine Band Mühe gibt, gute Songs zu schreiben und von den verschiedenen Methoden dafür Notiz nimmt. So ist Die Happy's Frontfrau Marta Jandovà fest davon überzeugt, dass man ein gutes Stück nicht einfach schreiben, arrangieren und aufnehmen kann. Nein, sie müsse ein Lied proben, sie müsse sehen, ob sie dazu hüpfen und bangen könne und dann wisse sie erst, ob das Stück es verdient, auf eine Platte zu kommen. Neben der kompletten Besetzung haben an "Bitter to better" auch externe Songwriter mitgeholfen, so zum Beispiel Diane Warren, die unter anderem schon für Aerosmith, Bon Jovi oder Alice Cooper komponiert hat. Musikalisch geht es immer noch rotzfrech zu und her, wer da nicht ins Hüpfen gerät, hat mindestens zwei Hüftprothesen und keine Krücken. Doch wie schon auf dem Vorgänger "The weight of circumstances" können die Deutschen auch ruhiger. "I am" ist eine dieser zu Herzen gehenden Balladen, die übrigens unter der Mithilfe der erwähnten Misses Warren entstanden ist. Die neue Scheibe erscheint mir jedoch vielschichtiger als die früheren Werke. Es wurde mehr Wert auf das Bassspiel gelegt, es geht nicht mehr nur darum, ein Riff nach dem anderen zu zocken, nur um möglichst hart zu klingen. Und trotzdem ist auch diese Scheibe typisch Die Happy und macht gute Laune- nicht zum Sterben aber zum Feiern. Wer sie bisher noch nie live gesehen hat, verpasst definitiv was. Da wird aber auch jeder skeptische Brummbär zur fröhlichen Hupfdohle. Dieser Spirit kommt auch auf dem Album zur Geltung, denn Die Happy haben etliche "First Takes" frisch von der Leber weg verwendet, da es ihnen vor allem um den Ausdruck und weniger um die Perfektion ging. Mutig eigentlich, wo es doch heute möglich ist, wirklich alles abzuschleifen und glatt klingen zu lassen. Genau das ist es, was mich unter anderem so freut an dieser Scheibe: Die Einsicht, dass Musik genau dann perfekt ist, wenn sie einfach von Herzen kommt!
Leandra J.
Punkte: 9.0 von 10
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CRIMINAL - Sicario
Metalblade Records/Phonag

Kannst du dich noch an das elektrisierende Gefühl erinnern, als du das erste Mal eine Platte deiner dazumal- noch- nicht- Lieblingsband gehört hast und vor lauter Entzücken fast mit feuchter Hose und wackeligen Knien wieder aus dem Plattenladen getragen werden musstest? Ist gerade zwei Minuten her als es mich wieder einmal fast überkam, und glücklicherweise war ich zu Hause! Denn der Criminal'sche Neo Thrash wurde für mich zu einem einschneidenden Hörerlebnis! Von Andy Classen druckvoll und brutal produziert, ist "Sicario" (spanisch für "Auftragskiller") wohl eine der besten Arbeiten die das "Stage 1 Studio" verlassen durften. Gleich der Opener "Rise and fall" beginnt mit einer fetten Attacke, walzt sich durch alle Spielarten des chilenisch-britischen Zusammenschlusses und wird mit einem feinen Wah-Wah-Solo von Gitarrist Rodrigo Contreras veredelt (der auch sonst mit tadellosen Soli aufwarten kann!). Die Vermischung aus Machine Head, Carcass und alten Sepultura rauscht supertight aus den Boxen und begeistert durch abwechslungsreiches, spannendes Songwriting und der zwar griffigen, aber dennoch verspielten Instrumentierung. Criminal waren auf dem amerikanischen Kontinent Ende der 90er eine ganz grosse Nummer, wurden aber wegen der südamerikanischen Musik-Krise gedroppt, wanderten danach einer nach dem anderen nach England aus und reformierten sich mit dem einheimischen Drummer Zac O'Neil (Ex-Extrem Noise Terror) zum aktuellen Mörder Line-Up. Nach allen Missernten dürfte es der Band darum hoffentlich endlich vergönnt sein, mal reifere Früchte zu pflücken. Tolle Scheibe!
HaRdY
Punkte: 8.8 von 10
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CRYSTAL BALL - TimeWalker
Nuclear Blast/MV

Es gibt wohl kaum eine andere Schweizer Rock-Band (ausser Krokus, Gotthard und Shakra), die so zielgerichtet ihr Ding seit den Anfängen durchzieht. Sechs Jahre nach dem überzeugenden Debüt "In the beginning", das sogar in Japan für Aufsehen sorgte, legen Crystal Ball nun mit ihrem fünften Album "TimeWalker" die in jeder Beziehung bisher reifste Vorstellung auf's Parkett. Diejenigen, die der Meinung sind/waren, dass die Innerschweizer nur Pussy-Rock spielen, sollten sich mal den Opener "Digital world" in die Lauscher blasen! Ein lupenreiner Power Metal Kracher erster Güte wird da vom Stapel gelassen, dass gleich der Mörtel von der Gipsdecke runter bröselt. Auch "Tear down the wall" geht sogleich gut ins Ohr und verströmt satte Hard Rock Vibes à la Shakra, angereichert mit dem, was man von Crystal Ball kennt und schätzen gelernt hat: Schöne Melodien der Marke Pretty Maids/Pink Cream 69 und kräftige Vocals von Mark Sweeney wie mächtige Backing Vocals der Mitmusiker! "TimeWalker" ist als Konzept-Album ausgelegt und erzählt in jedem Song eine Episode aus der Weltgeschichte. Eingebettet in überwiegend dezente, aber tragende Keyboard-Sounds, wird auch die Melodic Rock Ecke ausreichend gewürdigt. Herausragend über das ganze Album sind die geilen Guitar-Leads von Scott Leach wie die Melodieführung überhaupt. Das langsame und sphärische "Walk through the time" unterstreicht derweil, dass das Zauberwort "Abwechslung" heisst, um die Spannung zu erhalten, besonders bei einem Konzept-Album. So gehen, stets kernig rockend, praktisch alle Songs einher. Mein Favorit, nebst dem genialen Opener, ist das Purple-lastige "The eye of the storm". Weniger mundet mir hingegen das viel zu cheesige "Celebration". Soundtechnisch hat man sich abermals keine Blösse gegeben und wiederum auf die geschätzten Dienste von Stefan Kaufmann (Ex-Accept, U.D.O.) zurück gegriffen, der schon den Vorgänger "Hellvetia" veredelt hat. Auch das schöne Cover-Artwork und der künstlerisch gestaltete Inhalt des Booklets lassen keine Wünsche offen. Das limitierte Digipak ist deshalb sehr zu empfehlen, zumal dort noch ein "besonderer" Bonus-Track verewigt wurde. Etwas traurig hingegen stimmt indes der gesundheitsbedingte Abgang von Gitarrist/Keyboarder und Ur-Mitglied Tom Graber, der sein Mitwirken auf "TimeWalker" als persönliches Abschiedsgeschenk an die Band hinterlässt und noch für ein paar wenige Konzerte im Herbst mit dabei sein wird. Sein Nachfolger wurde in der Person des Deutschen Connie Andreszka gefunden, der bereits im Juni seine erste Show mit Crystal Ball absolviert hat. Der Blick in die Kristall-Kugel lässt deutlich erkennen: Die Zeichen stehen auf Sturm!
Rockslave
Punkte: 8.7 von 10      Hier reinhören und bestellen für 27.90 SFr.

ENTWINE - Silver
Century Media/Phonag

Ein Lebenszeichen zum kommenden Herbst, lassen die finnischen Düster-Rocker von Entwine in Form der "Silver"-EP, auf die in den Startblöcken wartenden Melancholie Brüder und Schwestern los. Oft als Schattengewächs von H.I.M. betitelt, haben Entwine diese schon längst in den Sack gesteckt. Denn im Vergleich zur "Ville Valium" Truppe werden Entwine von Album zu Album besser und machen genau das, was man bei H.I.M. seit ihrem guten Erstlingswerk vermisst..., sie rocken! So eröffnet "Break me" den 5-Track Reigen und lässt es schon mal tüchtig zu Werke gehen. Die Gitarren sind schön fett in Szene gesetzt und treiben den Song dynamisch voran. Die Tastentöne wirken weder penetrant, noch dominierend, sondern schmeicheln sich um die Saitentöne und sorgen so für eine angenehme, aber keinesfalls aufdringliche Atmosphäre. Klang einst die Stimme von Mika eher weinerlich, hat sie sich hörbar weiter entwickelt und passt hervorragend in die Klangwelt von Entwine. Egal, ob nun "Break me", "Carry on dancing" oder "Still waiting", jeder dieser neuen Songs hat das Hitpotenzial, um in jedem Düster-Tempel für beschwingte Tanzbeine zu sorgen. Komplexere Songs sucht man aber auch hier vergebens, es wird auf Nummer sicher gerockt, dafür ordentlich und Entwine beweisen, dass sie es verstehen Gothic Rock Nummern auf einen Silberling zu pressen, welcher schöne Melodien hervorzaubert und hungrig nach mehr macht. Bei den beiden Live-Stücken "Still remains" und "The pit", welche sich auch auf "Silver" befinden, fallen insbesondere die nochmals verstärkt in den Vordergrund gesetzten Klampfen auf und zeigen deutlich, dass es nichts zu schmachten gibt. Auch wenn Entwine nicht sonderlich innovativ sind, soliden Gothic Rock, welcher diese Bezeichnung verdient hat, spielen sie allemal und lassen die weitaus bekannteren Landsleute in der Dunkelheit vergessen.
R.K.
Punkte: keine Wertung
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STRATOVARIUS - Stratovarius
Sanctuary Records/MV

Eigentlich ist es ja das achte Weltwunder, überhaupt noch ein weiteres Album in dieser Besetzung (die allerdings schon wieder geändert hat, da Bassist Jari Kainulainen mangels Engagement geschasst wurde) in Händen zu halten. Die letzten Monate, nein, eigentlich zwei Jahre waren geprägt von massiven Schwierigkeiten innerhalb der Band, allen voran die psychischen Probleme von Mainman Timo Tolkki. Die Band drohte definitiv Geschichte zu werden, zumal Sänger Timo Kotipelto deswegen Leine zog, von allerletzten, gemeinsamen (inzwischen gespielten) Konzerten die Rede war und eine Zeit lang mit einer gewissen Miss K. gar eine Sängerin (!) als Nachfolgerin gehandelt wurde. Anyway..., lassen wir die Vergangenheit ruhen und weitere Details aussen vor. Fakt ist, dass Stratovarius durch diese Querelen und ein paar grottenschlechte Konzerte ihren Headliner-Status als Speerspitze ihres Genres eingebüsst haben. Höchste Zeit also, nur noch nach vorne zu schauen und die Wunden zu lecken. Die neue Langrille ist, da nur mit dem Bandnamen betitelt, in der Tat als eine Art Neuanfang zu verstehen. Der Opener "Maniac dance" (witziger Anfang mit dem Sound der ersten Computer-Games) ist ein heavy Groover, der wie ein wütender Büffel daher stampft und sich entfernt sogar nach den alten Metallica (!) anhört! Wer nun denkt, dass nach dem Uptempo-mässigen Einstieg ein standesgemässer Speedster ansteht, irrt gewaltig! Statt Tempo-Gebolze folgt mit "Fight!!!" zwar eine flottere Nummer, die aber (der generell wuchtigen Produktion wegen) ebenso voll in die Knochen geht. Timo Kotipelto überzeugt dabei stimmlich genau gleich wie immer. "Just carry on" besitzt auch kein Tempo, dafür Melodie. Was sich hiermit abzeichnet, setzt sich konsequent fort: Stratovarius legen 2005 offenbar keinen Wert mehr auf die überwiegenden Double-Bass Drum Granaten der letzten Jahre, sondern lassen es deutlich gemässigter sowie deutlich keyboardärmer, aber nicht minder überzeugend angehen. "Back to madness" (mit Tenor-Einschub, orchestralen Chören und Sprechpart zum Schluss!) hört sich zum Beispiel wie eine vertonte (Metal-) Oper an. Ok, das gab's ungefähr mit "Mother Gaia" ("Infinite - 2000") auch. "Gypsy in me" erinnert derweil von der Art her an "Hunting high an low", um bei "Inifinite" als Vergleich zu bleiben. "Götterdämmerung (Zenith of power)" macht seinem Namen (nach der Diskussion um den ursprünglich angedachten Titel "Hitler" - *sic*) vor allem musikalisch alle Ehre, wie auch die Schlusstriplette "The land of ice an snow", "Leave the tribe" und "United", die mit üppigem Pathos auffährt und Stratovarius von einer erfrischend neuen wie zugleich alten, bewährten Seite zeigen. Mal sehen, wie sich die "Double Billing Tour" mit HammerFall zusammen präsentieren und wer als Sieger der beiden Abende (23.11 & 25.11.05) im Z7 hervorgehen wird.
Rockslave
Punkte: 8.5 von 10          Hier reinhören und bestellen für 27.90 SFr.

IVORY NIGHT – 7 – Down of the night
Eigenvertrieb

Nicht nur in der Schweiz brodelt der Untergrund mit guten, talentierten Bands, die längst einen Plattendeal verdient hätten. Auch in Deutschland, oder besser in Kaiserslautern, gibt es eine Band, die das Zeug dazu hat, in Zukunft für Aufsehen zu sorgen. Dabei ist die Rezeptur, der sich Ivory Night bedienen, nicht mal so neu oder besonders innovativ. Heavy Metal Bands der klassischen Sorte gibt es ja wirklich schon genug. Das Geheimnis, das jedoch hinter dem Potenzial von Ivory Night steckt, setzt sich erstmal durch (die für eine Demo-Band) ungewöhnlich gute Produktion zusammen. Andererseits schaffen es Ivory Night aber auch, mit ihrer Leidenschaft und ihren Melodien im engen Heavy Metal Korsett Akzente zu setzen. Man höre sich nur mal "Salvation is an honest man" an. "Mother Earth" überzeugt mit seiner Dynamik, die über die gesamten acht Minuten gehalten werden kann und weckt mit seinen Chören Assoziationen zu HammerFall. Auch die restlichen zwölf Songs werden jeden richtigen Heavy Metal Fan zufrieden stellen. Abstriche gibt es nur für das schon oben erwähnte Fehlen von neuen, zündenden Ideen. Wer sich die CD krallen will, kann dies für 10 Euro auf www.ivorynight.de tun. Auf der professionell wirkenden Homepage findet ihr zudem viele Infos über die Band und "Sound-Müsterlis" zum Downloaden.
Roger W.
Punkte: 8.5 von 10
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APOPTYGMA BERZERK – You and me against the world
GUN/Sony-BMG

Seit die Norweger 1991 mit dem zungenbrecherischen Namen unter der Leitung von Mastermind Stephan Groth ihre ersten musikalischen Gehversuche unternommen hatten, sind Apoptygma Berzerk eher für elektronische, tanzbare Musik bekannt. Mit den Jahren hat die Truppe aber immer wieder die Stile gewechselt, über EBM, Industrial oder auch Techno wurde alles ausprobiert, auseinander genommen und auf eine völlig eigene Art und Weise wieder zusammen gesetzt, was auch den anhaltenden Erfolg erklärt. Mit dem neuesten Streich "You and me against the world" haben sich die Jungs nun dazu entschlossen, elektronische mit rockigeren, teilweise sogar metallischen Elementen zu kombinieren. Neu ist diese Idee zwar nicht, aber bisher wurde meistens das Rezept ‚Metal mit elektronischen Einflüssen’ umgesetzt, und dies nicht immer zu Gunsten der Kreatoren, wie das Beispiel Paradise Lost (um das bekannteste Beispiel zu nennen) zeigt. Zu Unrecht, denn die Vermischung von Elektronik mit Metal ist ein interessantes und meistens sehr gutes Experiment. Wer nun befürchtet, dass Apoptygma Berzerk nicht an ihre früheren Erfolge anknüpfen können und ihren einzigartigen, zum Tanzen motivierenden Musikstil aufgegeben hätten, der irrt gewaltig. Hier treffen harmonische Melodien auf dezent im Hintergrund gehaltene Gitarren-Riffs, und über all dem schwebt Stephan's klare Stimme. Für Elektronik-Fans ein Pflichtkauf, für Freunde melodischer und teilweise eher elektronischer Metal-Musik (Vergleiche zu Zeromancer drängen sich geradezu auf) ein interessanter Vorschlag. Ein Denkanstoss ist diese Scheibe allemal, sowohl was die Toleranz gegenüber alternativer Metal-Musik mit Elektronik, als auch den Inhalt der Texte betrifft.
Toby S.
Punkte: 8.3 von 10           Hier reinhören und bestellen für 29.90 SFr.

XCARNATION - Grounded
Frontiers Records/Disctrade

XCarnation sind gar nicht so leicht zu beschreiben, da sehr viele verschiedene Elemente in diesem Werk zu finden sind. Der gebürtige Türke Cenk Eroglu hat dieses Album kreiert, mit ein paar bekannten Gesichtern wie Kip Winger, Pat Mastellotto (King Crimson), Rod Morgenstern (Winger), Reb Beach (Winger) und noch einigen mehr. Hier hört man Einflüsse von Alternative, Metal, Rock..., man streift den Grunge und es werden auch immer wieder türkische Instrumente und Parts eingestreut. Auch hört man des Öfteren die selben technischen Spielereien, die Lenny Wolf auf seinen letzten beiden Werken immer wieder verwendet hat. Und dann gibt's wieder 'ne schöne, gefühlvolle Klavier-Ballade ("Without you"), oder wer es lieber etwas düsterer mag, wird mit "Desperately sad" bestens bedient. Also eben, keine leichte Kost und trotzdem hat des Teil was für sich, und braucht so seine Zeit, bis man sich damit angefreundet hat. Frag sich zum Schluss nur noch, wer sich denn das Zeugs, auch wenn es wirklich gut ist, denn überhaupt noch leisten kann, bei diesen Benzin äh..., sorry..., CD-Preisen!
Crazy Beat
Punkte: 8.1 von 10                             Hier bestellen für 33.90 SFr.

TERRA NOVA - Escape
Frontiers Records/Disctrade

Über Terra Nova gibt's eigentlich gar nicht so viel zu sagen, was aber keinesfalls negativ ausfallen muss. Geboten wird auf "Escape" lupenreiner AOR-Rock der knackigen Art. Spritzige Songs, die strotzen vor tollen Chören, tollen Melodien und Refrains, die sich fast alle nach dem dritten Durchlauf im Gehör festsetzen und zum Mitsingen anstiften. Auch die wunderschöne Ballade "Heaven knows" ist durchaus gut gelungen. Untermalt werden die Songs von der warmen und angenehmen Stimme des Fred Hendrix. Ebenfalls ansprechend kommt der gute Mix zwischen Keys und Guitars, will heissen, dass die Keys nicht den ganzen Sound verbreien, sondern nur die Riffs ergänzen. Klasse Album.
Crazy Beat
Punkte: 8.1 von 10           Hier reinhören und bestellen für 27.90 SFr.

THE GATHERING Accessories - Rarities & B-Sides
Century Media/Phonag

Momentan werden wir förmlich zugedeckt mit Gothic Metal aus Holland. Doch lange bevor Epica, After Forever, Within Temptation & Co. unsere Lauscher mit ihren Klängen sättigten, war da 'ne Band mit einem Mädel, welche vor zehn Jahren für Aufsehen sorgte. Natürlich spreche ich hier von The Gathering, respektive Anneke van Giersbergen und dem legendären "Mandylion"-Album, welches wohl für einige der Fans (inklusiv meiner Seele) zum Besten zählt, was The Gathering jemals zustande brachten. Auch das folgende "Nightime birds" hatte sehr starke und emotionale Songs, welche in keiner Gothic Metal Sammlung fehlen dürfen. Doch dann begann die Band sich weiter zu entwickeln, wurde experimenteller und entfernte sich zunehmend von ihren metallischen Wurzeln. Diese Weiterentwicklung ist nicht bei Allen auf Gegenliebe gestossen und ich kann es niemandem verübeln, wenn er keinen Bezug zu den neueren Alben der Band hat. Nun scheint es doch so, als wäre tüchtig in den Kellergewölben gewühlt worden, um genau dieser alten Fanschar eine kleine Freude zu bereiten. Diese Doppel-CD Raritätensammlung beinhaltet fast ausschliesslich Material von und um die "Mandylion - Nightime Birds" Zeiten. Doch es ist nicht bloss eine "Best-of Old Times", sondern man hat hier teilweise sehr spezielle Aufnahmen aus der Dunkelheit hervor geholt. So liegen zum Beispiel "Strange machines" und "Leaves" in einer Live- (mit Orchester) Version vor, oder "Third chance" und "Shrink" in alternativen Fassungen. Dazu gibt es Covers von Dead Can Dance, Slowdive und Talk talk. Allgemein ist viel Material enthalten, welches auf "Nightime birds" keine Verwendung fand, oder aus der Demo-Session zu "How to measure a planet" stammt. So ist dieses Album eine kleine Fundgrube und vielleicht auch eine kleine Entschädigung für die Fans, welche mit einer Träne im Gesicht den alten Gathering nachtrauern. Ich glaube jedoch kaum, dass dies ein Zeichen ist, dass die Band wieder zu ihren Wurzeln zurück kehrt. Die-hard Gathering Fans können eine Anschaffung in Betracht ziehen, ansonsten bleiben nur die Erinnerungen an die guten alten Zeiten.
R.K.
Punkte: keine Wertung    Hier reinhören und bestellen für 27.90 SFr.

SYMPHORCE - Godspeed
Metalblade Records/Phonag

Vor sechs Jahren schuf sich Andy B. Franck (v) mit Symphorce das musikalische Ventil zu seinem Ausstieg bei Ivanhoe. Die reine Prog-Schiene wurde deutlich in Richtung facettenreichem Power Metal verlassen und mittlerweile hat sich die Band parallel neben Brainstorm stetig weiter entwickelt. Für uns Schweizer ist dabei natürlich das Mittun von Freedom Call Gitarrist Cede Dupont ein zusätzliches Augenmerk wert, der seit dem zweiten Album "Sinctuary" (2000) fest zum Line-Up gehört. Alle vier bisherigen Alben (besonders "Twice second", das Letzte von 2004) überzeugten durch's Band weg. Somit durfte man gespannt sein, was nach dem aktuellen Brainstorm Oberknaller "Liquid monster" folgen würde. Nach einem kurzen Intro ("Forsight") wird der Metalreigen mit dem mächtigen "Everlasting life" eröffnet, das von der Art her an das vorletzte Album "Phorceful ahead" (2002) erinnert. Das heisst also donnernde Drums, bratende Riffs, Cede's flinke Soli und darüber der kräftige wie melodiöse Gesang von Andy. So geht es eigentlich das ganze Album hindurch. Die Mischung zwischen Uptempo-Songs mit getragenen Zwischenparts ("Nowhere") und vollem Gebrettere ("Haunting") stimmt auch dieses Mal. Selbst leicht psychedelisch Angehauchtes ("Black water") hat auf "Godspeed" seinen Platz gefunden. Hier lassen sich bei der Gitarren-Arbeit gewisse Anleihen von den frühen Machine Head und generell auch immer wieder mal Nevermore ausmachen. Zudem blitzen, wie bei "Wounds will last within", vereinzelt ein paar Zakk Wylde'sche Schnörkel auf. Die Produktion als Solches ist diesmal eine Ecke knackiger und transparenter als bei "Twice second" ausgefallen, hört sich also mehr nach "Phorceful ahead" an. Insgesamt ein weiteres, feines Album, obwohl man auf "Godspeed" nichts wirklich Aussergewöhnliches hört, will heissen jedoch zu 100% Symphorce Songs der gewohnten Klasse erhält. Die Höhepunkte stehen am Schluss: Da wäre zum einen das groovige "The mirrored room" mit Cinderella-getränkten Slide-Guitar Sprengseln (!!) drin und zum anderen die geile Halb-Ballade "Crawling walls for you".
Rockslave
Punkte: 8.0 von 10        Hier reinhören und bestellen für 27.90 SFr.

STATUS QUO - The party ain't over yet
Sanctuary Records/Sony-BMG

Diese Spezies ist definitiv am Aussterben! Kaum später als die Beatles begründeten Status Quo vor unglaublichen 40 Jahren ihre phantastische Karriere mit bis dato über 100 Millionen (!) verkauften Tonträgern und das Gründer-Duo Rossi/Parfitt hat locker den gleichen Legenden-Status inne, wie die Songwriter-Gespanne Lennon/McCartney, Jagger/Richards und Page/Plant. Und die Party ist immer noch nicht zu Ende, so das treffende Motto der neusten Langrille zum abermals runden Band-Jubiläum. Unlängst spielten ja die Alt-Rocker bei uns wieder zwei Konzerte (Zürich und Huttwil), die immer noch Heerscharen von Fans anzogen, die sich mittlerweile über drei Generationen erstrecken. Unvergessen auch der hammergeile, letztjährige (und notabene kostenlose!) Auftritt in einem grossen Hangar auf dem Flughafen in Kloten, anlässlich des "Tages des offenen Türe von Unique". "Heavy traffic", das vorangegangene Album überraschte nach Jahren gemässigter und mitunter klar zu poppig ausgerichteter Mucke mit kernigen Songs, die sogar etwas AC/DC-Flair an den Tag legten. Sie hatten es also doch noch nicht verlernt: das Rocken! Das tut auch der neue Opener und Titeltrack, der jetzt schon über Hymnen-Charakter verfügt. Ebenso flott flutscht "Gotta get up an go" durch die Speaker und manch einer fragt sich da wohl zum x-ten Mal, wie man mit bloss "drei Akkorden" weltberühmt werden kann: Das ist der Beweis! Nebst der gewohnten Kost gibt es aber auch hier wieder mal den einen oder anderen Song, der erfrischend aus dem sonst so starren Boogie Rock Korsett ausbricht, wie zum Beispiel "Familiar blues"! Das ist doch Tom Petty & The Heartbreakers höre ich jemanden sagen, aber mir fällt da eine andere, ganz bestimme Band ein, die heute kaum einer der jüngeren Generation mehr kennt (wie sollte er auch!?) und eine meiner ganz grossen 70er Pop-Faves ist: Sailor! (Zwei Hits waren: "Girls, girls, girls" & "A glass of champagne"). Auch "The bubble", "Belavista man" und "Nevashooda" klingen nicht unbedingt "Quo-typisch", sind aber gerade deshalb interessant. Cool auch der Groover "Goodbye baby", ein flotter Rock'n'Roller, wie er im Buche steht. Nicht alle der insgesamt dreizehn Tracks sind auf dem gleichen Level und obwohl "Heavy traffic" einen Zacken "härter" und besser war, ist die Party aber wirklich noch längst nicht zu Ende: Wir feiern mit und stossen an auf die nächsten zehn Jahre - Prost! Übrigens stehen Status Quo anlässlich der AVO-Session vom 10.11.05 in Basel nochmals auf einer Schweizer Bühne. Achtet hierbei auf den Internet-Stream von Bluewin!
Rockslave
Punkte: 8.0 von 10                             Hier bestellen für 29.90 SFr.
SAGA - Chapters live (DCD)
Steamhammer/Phonag

Noch eine Live-DCD von Saga? Braucht das die Welt wirklich, könnte sich hier der geneigte Fan fragen. Bei genauerem Hinschauen kann diese Frage jedoch mit einem klaren "Ja" beantwortet werden, denn das ist für Saga und "Chapter-Fans" gleichermassen neu: Alle 16 Chapters, diesmal schön der Reihe nach..., am Stück gespielt..., und erst noch live! Was 1979 auf "Images at twilight" (der zweiten Scheibe) mit dieser den Chapters zu Grunde liegenden Science Fiction-Story seinen Anfang nahm, zog sich praktisch durch alle Saga-Alben hindurch und fand mit dem 16. Chapter auf der "Marathon"-Scheibe von 2003 sein definitives Ende. Dadurch, dass die einzelnen Teile über die Jahre hindurch bewusst nicht in chronologischer Reihenfolge erschienen, blieb die Spannung der Story bis am Schluss erhalten. Da man das Werk nun musikalisch wie textlich als Ganzes vorliegen hat, lag es nahe, dies einmal, so zu sagen als Krönung, am Stück raus zu bringen. Aus dem Promo-Material ist leider nicht ersichtlich, von wo die Aufnahme stammt, aber dem Applaus nach dürfte das Konzert mindestens vor einer mittelgrossen Zuschauerkulisse statt gefunden haben. Das Resultat dürfte jeden Saga-Fan zufrieden stellen. Allerdings merkt man anhand der Alt-Klassiker "Don't be late", "It's time", "No regrets", "Too much to lose" und "No stranger", dass die erste Hälfte insgesamt eher besser ist als die neueren Songs. Trotzdem gehört diese zeitgemäss abgemischte DCD in jede Saga-Sammlung rein!
Rockslave
Punkte: keine Wertung    Hier reinhören und bestellen für 27.90 SFr.
JUNE – If you speak any faster
Victory Records/Disctrade

Erinnert ihr Euch noch an den Film "Amercian pie" und speziell an die netten, kleinen Gitarren-Band-Melodien, die in den passenden Momenten zu hören waren? Ja? Dann könnt ihr Euch gut Vorstellen, wie June klingen. Wer solche "catchy" und leicht punkige Sounds nicht mag, sollte ab hier nicht mehr weiter lesen. Denn June aus Chicago präsentieren uns mit ihrem Debüt-Album "If you speak any faster" genau diesen leicht zu verdauenden Sound. Dies muss nicht schlecht sein und kann im Falle von June ab und zu auch ganz schön 'alternativ' rocken. Beispiele dafür findet man über alle elf Tracks verteilt. "My side of the story" wird sogar dezent von einer Hammond-Orgel begleitet. Auch sonst können die Amis mit netten Melodien und zum Teil zweistimmigen Refrains überzeugen. Die beiden Gitarristen Tim Brennan und Mark Palacz zeigen ebenfalls mehr, als Standard-Akkorde- Gedudel und ergänzen sich mit Riffs und übereinander gelagerten Sounds. Alles in Butter also? Ja irgendwie schon. Irgendwie fehlt mir auf dem Album aber noch der berühmte Überhammer-Song. Für ein Debüt-Album bekommt man aber dennoch einiges geboten. Bleibt abzuwarten, wie sich June auf der Bühne schlagen. Mit der richtigen Promotion und noch einem Werk auf ähnlichem Niveau könnten sie aber schon bald in aller Munde sein. Und dies trotz der musikalischen Nähe zu Blink182 und Konsorten.
Roger W.
Punkte: 8.0 von 10
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SEETHER - Karma and effect
Epic/Sony-BMG

Ist mit Karma gemeint, dass Seether des Schicksals wegen dazu verdammt sind, gewisse Songteile von Nirvana nicht mehr aus dem Kopf zu bekommen? Ist der Effekt diese Platte, die an eben jene Grunge-Ikone, wie auch an Staind erinnert? Nicht, dass sie schlecht wäre, nur... - Alles klar, ich appelliere wieder einmal an den Willen zur Innovation. Laut Website und offiziellen Bandinfos haben sich Seether seit ihrem Erstlingswerk extrem gewandelt. Mit Pat Callahan wurde nach etlichen Fehlversuchen nun ein kompetenter Drummer gefunden. Die Band sei innerlich gewachsen und habe wieder zusammen gefunden. Was nichts anderes bedeutet, als dass sie das tun, was sie am Besten können: Nämlich hübschen Rock'n'roll, der sowohl durch Anleihen im Grunge, als auch durch solche im Nu Metal besticht. Nur..., das kennen wir ja schon, also wo ist der grosse Wandel? Veränderungen können sowohl ins Positive, als auch ins Negative gehen, deshalb ist Beständigkeit eigentlich eine sichere Sache. Ja, ok, "Karma and effect" klingt schon selbstbewusster. Wer wäre das nicht, wenn die erste Scheibe UND der Re-Release von damals beide vergoldet worden wären?! Wir erinnern uns: Shaun Morgan verliebte sich in Amy Lee von Evanescence und machte "Broken" mit ihr zum Hit. Das sorgte natürlich sofort für Dollarzeichen in den Augen der Verantwortlichen und sie hatten Recht behalten. Nun werden wir sehen, ob die Kassen auch wegen der neuen Platte klingeln werden. Eines ist auf jeden Fall klar: Wo Seether drauf steht, ist auch Seether drin und das erklärt eigentlich alles.
Leandra J.
Punkte: 7.5 von 10       Hier reinhören und bestellen für 29.90 SFr.

TOTALISTI - Slave to none
Mascot Records/Disctrade

Das Debüt der Amis Totalisti wurde von keinem Geringerem als Queensryche Drummer Scott Rockenfield produziert, einfach so zur Info. Das Teil rockt voll nach vorne los und ist so in ungefähr in der Schnittmenge von Tool und System Of A Down angesiedelt. Der Gesang wird abwechslungsweise in Gebrüll, Growlen und schönen Gesangsmelodien dargeboten, was dem Teil dann doch einige Abwechslung verleiht. Auch findet man von wütenden Gitarren-Riffs bis zu Prog Frickel Parts die ganze Palette vor. "Slave to none" ist im Ganzen gesehen ein recht gutes Metal Album geworden..., wild, spritzig, und trotz der ganzen Wildheit sind die Melodien, vor allem beim Gesang nicht zu kurz gekommen, was dem Album echt gut tut.
Crazy Beat
Punkte: 7.5 von 10                              Hier bestellen für 29.90 SFr.

MOW DOWN - Pay to play
Eigenvertrieb

Mow Down sind vier Jungs aus Luzern, die sich dem Hardcore widmen. Wenn man Luzern hört, dann bleibt zu hoffen, dass die Jungs ihre Instrumente nicht zu tief im Wasser haben..., Ihr wisst schon..., wegen dem Hochwasser! Aber lassen wir die Naturkatastophe mal links liegen und beschäftigen uns mit Mow Down, denn die sind alles andere als eine Katastrophe. Risi (g), Viking (b), Ralph (d) und Hüge (v) haben sich im Jahre 2004 gefunden und wollen jetzt den Hardcore revoluzionieren. Der Sound kommt schon mal gut für eine Demo-Produktion, die Gitarren sind absolut branchenüblich, will heissen fett, tiefer gestimmt und auch der Rest der Truppe kommt auf der Mini-CD nicht zu kurz. Die seche Stücke haben einen satten Groove, die Vocals von Hüge sind dämonisch tief und natürlich hören wir schnelle Parts mit den obligatorischen Hüpf-Parts. Alles in allem klingen Mow Dowm mehr als nur gut, aber um einen Plattenvertrag an Land ziehen zu können, braucht es noch ein bisschen mehr Reife, das heisst am Songwriting feilen und bei den Instrumenten noch mehr raus holen. Wenn alles klappt kann man in einem oder zwei Jahren mit Mow Down rechnen. Sollte man im Auge behalten!
Daniel J.
Punkte: keine Wertung

ROYAL HUNT - Paper blood
Frontiers Records/Disctrade

Der gute Andre Andersen kann es einen schon schwer machen. Denn je nach Betrachtungsweise, könnte man diesen neusten Output als sehr gut oder als unteren Durchschnitt bewerten. Fakt ist, Royal Hunt haben sich mit den Jahren immer mehr zur Andre Andersen Band entwickelt. Das hat zur Folge, dass er grösstenteils für's Songwriting zuständig ist und das Teil zudem auch produziert hat. Das wichtigste und dominierende Instrument ist und bleibt das Keyboard, das logischerweise von Andre bedient wird. Technisch überzeugt der Däne mit jedem Ton. Ohne zu übertreiben kann er als einer der Besten an den Tasten diesseits des Universums gehandelt werden. Er ist so was wie der Yngwie Malmsteen des Keyboards. Dies bringt aber den alles entscheidenden Nachteil mit sich, dass eben die Keys praktisch konstant dominieren und die Gitarren in die zweite Reihe verbannen. Für den Hard Rock / Heavy Metal Fan mit durchschnittlichen Ansprüchen ist das einfach too much. Ein weiterer Schwachpunkt sind die Songs, die grösstenteils identitätslos vor sich hin plätschern. Irgendwie scheinen Mr. Andersen die kreativen Songideen ausgegangen zu sein. Auf jeden Fall bestand dieses Problem auf den ersten paar Scheiben noch nicht, die Tracks waren damals einfach vielschichtiger, interessanter und abwechslungsreicher. Da kann auch die starke Gesangsleistung von John West nichts daran ändern. Fazit: Handwerklich ist "Paper blood" ausgezeichnet, als zu erwartendes Resultat von begnadeten Musikern. Wem aber ein guter Song wichtiger ist als technische Finessen, sitzt mit Royal Hunt definitiv auf dem falschen Dampfer. Melodic Freaks mit Hang zum Symphonischen und Keyboarder sollten das Album aber unbedingt anchecken. Die zweitgenannte Gattung kann bestimmt noch was lernen.
Chris C.
Punkte: 7.2 von 10          Hier reinhören und bestellen für 27.90 SFr.
SIX REASONS TO KILL – Reborn
Bastardized Recordings

Ohne gleich, wie in diesen Tagen unter Schreiberlingen üblich, über die Erscheinung Metalcore Ecke zu wettern, gibt es doch eine Sache, die man dieser Bewegung ankreiden kann: Eine Kapelle klingt wie die andere!! Diese Tatsache zu umgehen, versuchen die deutschen Six Reasons To Kill, die mit "Reborn" eine ziemlich Death-lastige Version der Mode-Erscheinung auf die bangfreudige Gesellschaft loslassen. Zwar veröffentlichten die Jungs schon satte drei Silberlinge (darunter zwei Split-Alben), doch erst jetzt wird ihr brutaler und technischer Sound einer breiteren Masse zugänglich gemacht. Dies wird auch höchste Zeit, denn für eine Band, die in einer Sparte tätig ist, die mit einem "-core" endet, bestechen die Koblenzer durch ziemlich viel Abwechslung. So heisst es bei dem Quartett nicht nur: Aufdrehen, drauf dreschen, fertig! Die Songs schaffen es meist, länger als drei Minuten zu dauern und werden mit Hilfe einiger Breaks spannend gestaltet. So regen Tracks wie "Symbols of ignorance" oder "Retribution" in bester Götheburg-Tradition zum Mattenschwingen auf, lassen Dampfwalzen à la "Against all enemies" die Nackenmuskeln knacken und lösen Raser-Nummern wie "Truth remains" oder "Cutting away" den Bang-Alarm aus. Das Kompliment geht dabei nicht nur an die unheimlich versierte Instrumenten-Fraktion (Präzise wie 'ne Swatch...), sondern auch an Front-Schreihals Chris, der mal sabbert wie ein Schwarzmetaller, dann wieder growlt wie Dave Vincent, nur um danach die typischen Hardcore-Shouts zu bringen. So viel Versiertheit können viele Ikonen der Brutalo Metal Szene nicht aufweisen. Natürlich wird "Reborn" keinem traditionellen Metalhead die Core-Szene schmackhaft machen können, dafür aber all die zufrieden stellen, die diese Ecke der harten Gitarren-Musik zu ihren Favoriten zählen.
Kissi
Punkte: 7.2 von 10                              Hier bestellen für 29.90 SFr.

JOHN 5 - Songs for sanity
Mascot Records/Disctrade

John 5 hat seine Axt schon geschwungen für Leutchen wie Marilyn Manson, Dave Lee Roth und Rob Halford. Nun schmeisst er uns hier sein zweites Solo-Album auf den Tisch. "Songs for sanity" ist ein reines Instrumental- Werk, auf dem sogar noch Steve Vai ein Gast-Solo beigesteuert hat. Aber eben..., bei den reinen Gitarristen-Alben kommt oftmals ziemlich schnell Langeweile auf, ausser man sei selber ein Axtschwinger. John hat zwar in dem Bereich einige gute Songs auf den Silberling gebannt: So findet man neben dem üblichen Gefrickel auch wirklich tolle Riffs ("Damaged", das tolle "Blues balls" oder auch Country-like Tracks wie "Gein with envy" und "Fiddlers". Selbst einige ruhige Momente ("Behind the nut love") machen das Album schliesslich doch noch ziemlich abwechslungsreich und sorgen dafür, dass "Songs for sanity" auch für Nicht-Saitendehner einigermassen interessant bleibt.
Crazy Beat
Punkte: 7.2 von 10
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PHILIP BARDOWELL - In the cut
Frontiers Records/Disctrade

Philip Bardowell ist der Leadsänger von Unruly Child und präsentiert uns hier sein Solo-Album. Er hat zudem auch schon Aufmerksamkeit erlangt durch Arbeiten zusammen mit Ace Frehley und Peter Criss. Philip's Stimme erinnert des Öfteren an den guten alten Lou Gramm von Foreigner, ohne aber als dessen billiger Klon zu klingen. Der gute Philip singt sich hier also durch zehn recht gute, aber ein bisschen zu glatt geratene Melodic Rock/AOR- Songs. "In the cut", der Titeltrack, ist gerade mal der einzige flotte Rocker, der Rest besteht aus wohl guten Songs mit tollen Melodien und Chören, aber diese wirken insgesamt zu geschliffen. Somit ist das ganze Album eigentlich eher für etwas ruhigere Momente gedacht. Gut zum Entspannen..., allein oder zu zweit.
Crazy Beat
Punkte: 6.9 von 10                           Hier bestellen für 27.90 SFr.

FURIA - Re-Birth
Adipocere Records

Verdammt! Voller Vorfreude, es sei der neue Longplayer in den CD-Schacht geschoben, stellte sich "Re-Birth" aber schnell als Vorab-MCD auf den im Herbst erscheinenden Longplayer heraus. Aber überraschenderweise wurde für eine MCD reichhaltiges Material digitalisiert! Von den vier vertretenen Audio-Songs werden "Dogmas fall" und "Evil spells approval" auf der kommenden LP "Kheros" vertreten sein, während "Anthem for Kheros" und "Coma" als Bonus-Material daherkommen (es wird unter den offiziellen Kanälen auf alle Fälle nix Gegenteiliges behauptet). Im Gegensatz zur von mir abgöttisch geliebten "Un lac de larmes et de sang..."-Scheiblette von 2003, kommen die Songs aber nicht mehr so avantgardistisch- blackmetallisch daher, sondern gehen leider in eine modernere Richtung à la "..and Oceans" oder neuere "The Kovenant". Aber bevor ich nicht alle Songs gehört habe, möchte ich eigentlich noch gar nicht all zu viel kritisieren, da Furia bis jetzt immer einem Konzept folgten und ich die Songs nicht fälschlicherweise aus dem Zusammenhang reissen möchte. Als Zusatzmaterial gibt's einen fast Viertelstündigen, tollen Mitschnitt vom 2003er Auftritt in Langres sowie ebenfalls als Live-Version eine glasklare Version des "Un lac de..."-Songs "Elmira". Wer sich den kompletten Gig reinziehen möchte, kann sich ja die empfehlenswerte "La source noir"-Box reinpfeifen. Enthält neben dem qualitativ hochstehenden, mit sechs Kameras(!) gefilmten Konzert eine remasterte Version des ersten Albums und eine Novelle, die das lyrische Konzept der Furianer beschreibt. Tja, ich warte somit gespannt auf den kompletten Longplayer und hoffe schwerstens, nicht enttäuscht zu werden.
HaRdY
Punkte: keine Wertung
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FEAR FACTORY - Transgression
Roadrunner Records/MV

Mit "Archetype" haben Fear Factory einige Kritiker und wohl auch Fans verblüfft. War die Band nach "Digimortal" und internen Streitigkeiten bei einigen Fans abgeschrieben, konnten sie ihre Rückkehr mit dem letzten Album feiern. Um so mehr gespannt war ich auf das neue Album und durch die Ankündigung von Burton C. Bell, dass dieses Album viele erstaunen werde. So habe ich mit fast Allem gerechnet und schon in meinen Träumen ausgemalt, dass der Angstfabrik so ein Riesenwurf gelingt, wie einst vor zehn Jahren mit "Demanufacture". Doch Träume sind Schäume und die Realität holte mich bereits mit dem ersten Song "540.000 Fahrenheit" erschreckend ein. Zwar lassen die Anfangstakte noch kurz einen Kracher erahnen, doch dann setzt die klare Stimme von Burton ein und schmeichelt sich lieblich um das Klanggewand. Zwar preschen zwischendurch die Gitarren nach vorne, aber kommen gegen diesen Schwall an Melodie nicht an. Der folgende Titeltrack "Transgression" führt dann die Produktion der Angstfabrik auf ein Niveau hoch, welches mit Rasierklingen-Riffs meine Ohrmuscheln zerstückelt. Auf einem Thrash-lastigen Grundgerüst brettern die Jungs nach vorne und endlich schreit sich Burton mit seinem heiseren Organ die Seele aus dem Leibe. Das Level kann mit dem folgenden "Spinal compression" gehalten werden und der für Fear Factory typische Sound entfaltet endlich seine bleiernen Flügel. Somit war wohl der Opener bloss ein Fehltritt? Doch bereits bei "Contagion" verliert die Produktions-Strasse wieder an Dynamik. Zwar tÜrmen sich tonnenschwere Riffs auf, doch auf erstaunlich langsamen Tempo. Dazu kommt wieder dieser ach so melodische Refrain, der aus dem bösen schwarzen Mann eine fürsorgliche Hebamme macht. "Empty vision" knattert wie ein Traktor durch die Landschaft und wirkt irgendwie farb- und geruchlos. So erhoffe ich mir wieder eine Steigerung, doch die Produktion der Angstfabrik bricht mit "Echo of my scream" völlig zusammen..., eine Fear Factory Ballade, oder so was Ähnliches und ich frage mich langsam, ob die Jungs einen Song fÜr einen Tempo-Taschentuch Werbespot geschrieben haben. Verdammt, wo sind die Killer-Riffs, die Mörder-Drums, die eiskalte Aura, welche einst die Angstfabrik zu Terminatoren der harten Klänge empor steigen liess? Diese Frage bleibt auch mit "Supernova" im Raum stehen. Dieser Song ist zwar rockig, aber ja doch, hier steht Fear Factory auf dem Cover, doch da lacht sich selbst meine 5-jährige Nichte kaputt. Bei Beginn von "New promise" schläft mir fast das Gesicht ein, doch nach einer guten Minute kommt endlich die Erlösung durch ein FF-typisches Riff, welches den Schlaf entzwei reisst und es schafft, Dynamik und Spannung zurück ins Spiel zu bringen. So schöpfe ich neue Hoffnung und bereite mich auf das U2-Cover "I will follow" vor. Doch gleich der erste Takt vernichtet meine Träume, einen U2 Song mal in einer Stakkatoriff-Gewitterwolke mit vernichtenden Doppelbass-Attacken zu erleben. Statt dessen tönt die Gitarre fast so wie das Original, kein wütendes Geshoute, sondern einmal mehr die liebliche Seite von Burton. Fazit: Gähn & schnarch! Diesen Track hätte man höchstens als Bonus-Song verwenden können. So ist für mich der Tiefpunkt von "Transgression" erreicht und ich bin knapp davor, Aktien einer Kläranlage zu ergattern. So erwarte ich auch nicht viel vom Killing Joke Cover "Millenium". Doch da führt die Riffwand wieder hoch und bricht tonnenschwer über mich herein. Yeah, da sind sie wieder und fegen allen Unmut hinweg, so macht es wieder Spass und Cover Nummer Zwei ist absolut gelungen. "Moment of impact" rollt das Feld von hinten nochmals auf und entpuppt sich als Fear Factory Thrash Schmetter- Track. Verdammt, sie können es doch noch!! Als Ausklang finden sich auf meiner CD noch "Slave labor", "Cyber waste" und "Drones" in einer Live- Version, doch leider ist der Sound grottenschlecht und kann nur als nettes Beigemüse abgestempelt werden. Mein Eindruck von "Transgression" ist sehr zwiespältig. Zwar finden sich einige Fear Factory würdige Nummern auf dem Album, doch genau so viele enttäuschende Momente. Grundsätzlich fehlt es an Brachialität, welche man von der Angstfabrik sonst gewohnt ist. Insbesondere die einst übermächtigen Drums poltern viel du nett durch die Landschaft. Es mangelt an Blast-Parts und der eisig klinischen Atmosphäre von früher. Mir kommt es vor, als sei die Kurzarbeit in den Produktionshallen ausgerufen worden. Wären nicht einige Lichtblicke vorhanden, würde ich wohl von der Enttäuschung des Jahres sprechen. "Transgression" setzt sich für mich zusammen mit "Digimortal" auf die untere Treppe des FF-Schaffens, vielleicht knapp darüber. So hoffe ich auf die nächste Scheibe und die alte Form der Jungs, solange werden mir "Demanufacture", "Obsolete" und "Archetype" die Zeit vertreiben.
R.K.
Punkte: 6.8 von 10       Hier reinhören und bestellen für 27.90 SFr.

THE JUNIOR VARSITY - Wide-eyed
Victory Records/Disctrade

Selbstbewusst sind sie ja - nichts Neues bei Amerikanern, aber diese Band hat laut ihrer Biografie doch schon einiges durchgemacht. Doch weder schlechte Touren noch unzählige Raubüberfälle haben sie von ihrer Mission abhalten können. Nachdem die Amerikaner sich entschieden hatten, den Job als Musiker vollzeitlich auszuführen und auf den schweren Kopf am Montagmorgen zu verzichten, konnten sie sich ganz auf ihre Töne konzentrieren. Herausgekommen ist nach "The great compromise" eine Scheibe voller lockerer, alternativer Rocksongs. Diese scheinen beim ersten Durchlauf eher belanglos, bleiben aber mit der Zeit doch etwas in den Gehörgängen haften. Dann entdeckt man jazzige und psychedelische Einflüsse, aber vor allem auch viel Radiotauglichkeit. "Wide-eyed" eignet sich gut als Lounge-Beschallung oder aber auch als Einschlafmusik. Klingt jetzt alles negativ, ist es aber eigentlich nicht. The Junior Varsity haben sich wirklich Mühe gegeben und eine nette Platte ohne ungewohnte Ecken und nervige Kanten abgeliefert. Man hört einen Song und kennt den Spirit der CD. Mag langweilig anmuten, aber wie gesagt, bei mehrmaligem Durchhören beginnt die Musik Laune zu machen. Und da sich die Jungs ja entschieden haben, mit vollem Einsatz im Business mitzumischen, kann man sich sicher sein, wieder einmal von ihnen zu hören. Ob sie dann andere Wege eingeschlagen haben, eine Kopie von Wide-eyed abliefern oder sich innerhalb ihres Stils neu erfinden, steht jedoch noch in den Sternen.
Leandra J.
Punkte: 6.8 von 10       Hier reinhören und bestellen für 29.90 SFr.

SIEBENBUERGEN – Darker designs & images
Napalm Records/MV

Siebenbürgen ist der deutsche Ausdruck für das sagenumwobene Düsterland Transylvanien, der Region in Rumänien, der Heimat Graf Dracula's und seinen spitzzahnigen Verwandten. So passt es doch gut, dass die aus Schweden stammende Combo ihren melodischen Black Metal mit Gothic Einflüssen kurz als Vampyric Metal bezeichnet. Obwohl die Band schon seit Mitte der 90er aktiv Pech und Schwefel verbreitet und schon vier Vorgänger- Alben auf den Markt geschmissen hat, hält sich der Bekanntheitsgrad Siebenbürgens weitgehend in Grenzen, was nicht zuletzt daran liegt, dass die letzte Scheibe "Plagued be thy angel" als Einheits-Dunkelbrei zu bezeichnen ist und seither auch schon vier volle Jahre vergangen sind. Mit "Darker designs & images" schaffen die schwedischen Vampire nun endlich, was sie beim letzten Versuch nicht zustande gebracht hatten, nämlich eine Symbiose aus gewisser Härte, Melodien und Bombast zu erschaffen. Letzteres ist vor allem der hochkarätigen Produktion zu verdanken, die sowohl das Rohe, Brutale als auch das betörend Mystische optimal in Szene zu setzten vermag. Diese beiden Gegensätze werden von Marcus Elin (Lead Vocals bzw. Growls) und Erika Roos (Feminin Vocals), die sich meist erstaunlich gut ergänzen, obwohl die weibliche Stimme manchmal ein wenig zu lange nur "Ahhs" und "Ohhs" trällert. Schon nach dem ersten Durchhören fällt dann aber leider auf, dass die Skandinavier nicht gerade Fans von Abwechslung sind und so klingt für einen Laien wohl jeder Song wie der Vorhergehende, obwohl dem nicht immer so ist (leider dennoch ein paar Mal). Das straighte "Rebellion", das nach dem überflüssigen und extrem klischeehaften Intro (Schmerzensschreie gequälter Menschen und eine verzerrte, absolut unverständliche Stimme) gleich auf die Zehn haut und mit einem erstaunlich traditionellen Solo aufwartet, das für mich natürlich das Highlight des ganzen Silberlings darstellt. Ein weiterer schwarz angehauchter Glanzpunkt ist das schwedisch vorgerotzte "Skuggor", das getragen das Flair von endlosen Wäldern und kalten Gewässern verbreitet. "Born under a black sun" oder "As legion rise" können schon beinahe als rockig bezeichnet werden und klingen für Düster Metal Verhältnisse extrem fröhlich und lassen den Fuss locker im Takt mitwippen. Wieder schwarz wird es mit dem apokalyptischen "Of blood and magic", das den Black-Bombast-Veteranen Dimmu Borgir schon beinahe das Wasser reichen kann. Enttäuschend ist hingegen der letzte Song "Summoner of the unseen", der vielversprechend mit bedrohlichen Klavier-Passagen und Cello-Untermalung beginnt, sich dann aber als blosses Outro entpuppt und nach dreieinhalb (!) Minuten so endet, wie er begonnen hat. Wer schon immer mal wissen wollte, wie es klingt, wenn man Dimmu Borgir auf dem einen Ohr und After Forever auf dem anderen hört, bekommt hier die Gelegenheit dazu.
Kissi
Punkte: 6.8 von 10         Hier reinhören und bestellen für 27.90 SFr.

NUCLEAR ASSAULT - Third world genocide
Steamhammer/Phonag

Nostalgie pur! Nuclear Assault sind zurück mit einem neuen Album. Genau zehn Jahre ist es her, dass sich die New Yorker sang und klanglos aus der Szene verabschiedeten. Die Musiker um den kleinwüchsigen Gitarristen John Connelly und den bekennenden Kiffer Dan Lilker haben sich im Jahre 2002 wieder zusammen getan und veröffentlichten eine Live-Scheibe ("Live again"). Die New Yorker, deren Kunst es ist, Metal mit Hardcore zu vermischen und Alben wie "Game over", "Survive" oder "Handle with care" zu veröffentlichten, zählten zu den Hightlights der Amis, die mit Overkill und Anthrax die Ostküsten-Liga dominierten. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie ich als Veteran des Thrash Metal gespannt war, als es hiess, die Jungs werden ein neues Album veröffentlichen. Das Cover ist schon mal unspektatulär, denn den Schädel haben sie vom "Survive"-Cover übernommen. Beim ersten Song "Third world genocide" kam dann die Erleuchtung. Die Produktion ist grottenschlecht! Der Gesang von John Connelly war nie der Beste, aber früher wenigstens originell. Heute ist Connelly nur noch ein Schatten seiner selbst. Die Midtempo-Songs sind ohne grosse Struktur aufgebaut, zu belanglos und ideenlos plätschern sie vor sich hin, nichts ist mehr vom alten Spirit vorhanden. Die schnellen Hardcore-Parts, der Groove, die sozialkritischen Texte und der Humor von Songs wie "Hang the Pope". Nur bei "Price of freedom" flackert kurz die Klasse der Amis auf. Gesamtfazit: "Leute, nemmt Euch ein wenig mehr Zeit zum Komponieren, denn so werdet ihr so schnell wieder verschwinden, wie ihr zurückgekommen seid!" Old-School Fans werden sich eher Exodus oder Death Angel reinziehen, die sind nämlich um Lichtjahre besser als Nuclear Assault. Schade um die Jungs.
Daniel J.
Punkte: 6.5 von 10        Hier reinhören und bestellen für 27.90 SFr.

ILL NINO - One nation underground
Roadrunner Records/MV

Die sechs Latino-Amerikaner, zu denen neuerdings auch Ex-Machine Head-Klampfer Ahrue Luster gehört, hatten es in der Vergangenheit nicht leicht. Ihre erste Scheibe wurde zwar auf dem Höhepunkt der Nu Metal-Welle veröffentlicht, ihre Zweite ging aber im Strom der Plagiate unter. Kurz darauf stieg dann ihr damaliger Saitenhexer aus, und beschuldigte sie öffentlich als Playback-Band. Ein Vorwurf, dem sich die Band nie klar entgegen stellte. Ihr eben erschienenes drittes Album strotzt nichtsdestotrotz nur so von liebgewonnenen Elementen. Die Percussion-Elemente sind ebenso noch vorhanden, wie die spanischen Gitarren und Lyrics. Dennoch ist der Metal-Faktor deutlich gestiegen, was schon beim Opener "This is war" schnell klar wird: Das Haupt-Riff zählt zu den schnellsten Sachen, die die Band je veröffentlich hat. Zwei, drei Rhythmus-Wechsel, melodische Refrains und ein Percussion-Mittelteil machen den Rest des Songs aus, und finden sich auch in den darauf folgenden Tracks wieder. Das Riff vom zweiten Stück "My resurrection" erinnert stark an "Yesterday don't mean shit" von Pantera, und einige Samples und Melodiebögen könnten gut und gerne aus der Feder von Linkin Park stammen. "My pleasant torture", eine Ballade, sticht aus der Masse der sich ähnelnden Tracks heraus, weil darauf der Mix zwischen klassischen und harten Gitarren am besten funktioniert. Mit "Barely breathing» hält dann der Kitsch in Form eines Xylophons der Hölle Einzug, welches aber glücklicherweise bereits nach einer Minute im Feedback des sich ankündigenden Songs verschwindet. Dummerweise ist auch dieser Track nicht der erhoffte Überflieger, und mehr als alle anderen Songs weist er dann doch viel zu grosse Parallelen zu Killswitch Engage auf. Die Melodieführing, Rhythmik-Elemente und Lead-Gitarren hätten genau so von deren letztem Album stammen können. Obwohl es vom handwerklichen Standpunkt aus gesehen nix zu beanstanden gibt, muss ich dennoch etwas Elementares bemerken. Der Metal, den Ill Nino hegen und pflegen, zählt nach wie vor zu den kurzlebigen Sorten, und war, wie erwähnt, vor zwei, drei Jahren richtig gross. Nur die neu entdeckte Riff-Gitarre und die Perkussions- und klassischen Gitarren-Elemente ermöglichen diesem Album den Sprung auf die nächste Ebene mit Ziel "Eigene Stilistik".
El Muerte
Punkte: 6.5 von 10      Hier reinhören und bestellen für 27.90 SFr.

SICK-U-R - MMIV
Eigenvertrieb

Neues aus dem Lande Österreich. Die 4-Mann Band Sick-U-R liefert uns mit MMIV ein Demo-Werk ab, bei dem man nicht so recht weiss, was man davon halten soll. Beginnt die CD zuerst noch Viel versprechend mit treibendem, gothic-lastigem Heavy Metal, nervt einen das Teil spätestens ab dem vierten Track. Bis zum letzten und fünften Lied bleibt die Wahl, ob man das Mini-Abum aus dem CD-Player schmeissen, oder zum ersten Track zurück schalten soll. Grund dafür sind die grausamen, zu sehr in den Vordergrund gemischten Keyboard-Teppiche, die die Lieder in meterdicke Schleimschichten verpacken und den Songs alle Luft zum Atmen nehmen. Lichtblick im Ganzen ist Sänger Sandro Holzer, der mit seiner variablen Stimme immerhin vereinzelte Glanzpunkte setzen kann. Oder singt da etwa zwischendurch Keyboarder Roman Fischer? Ihr musikalisches Können zeigen uns Sick-U-R auf jeden Fall im ersten Track. "Dragonlord" rockt angenehm los, überzeugt mit geschickten Tempi- wie Stilwechseln und dezent eingesetzten Sprechgesängen. Der zweite Track "Metal God" kränkelt dann bereits am oben erwähnten Keyboard, weiss aber dennoch durch die diabolische, düstere Stimmung zu gefallen. Sick-U-R wurden im Herbst 2000 gegründet und konnten schon für Schandmaul eröffnen, von denen sie musikalisch aber meilenweit entfernt sind. Setzen sie in Zukunft noch mehr auf Rock, könnte es mit der Gruppe auch weiterhin bergauf gehen. Momentan sollte man aber auf den Nachfolger von "MMIV" warten. Wer Sick-U-R trotzdem mal antesten will, kann dies auf www.sick-u-r.com tun.
Roger W.
Punkte: 6.5 von 10

DESASTER - Angelwhore
Metalblade Records/Phonag

Herrlich! Neues Futter für alle Traditionalisten mit alten, von 666 Patches überzogenen Jeanskutten, kiloweise angeschweissten Killernieten, weissen Adidas und fanatischem Gesichtsausdruck. Desaster verzaubern seit '88 die treuen Fanscharen. Zwar weniger durch Aufsehen erregende Platten- Produktionen, jedoch mittels überzeugend kultigen Live-Auftritten, cool geposten Bandpics, tiefschwarzer Underground-Credibility und Songtexten, die derart klischeebehaftet aufgemotzt wurden, dass sie schon wieder geil sind! Und nicht zu vergessen der spürbare Spass an der Sache, der Desaster zu puren Rock'n'Roll-Göttern emporhebt und einfach Sex, Drugs and Alcohol verkörpert. Der Sound kommt in der Manier von alten Destruction und Hellhammer daher, ist relativ einfach gestrickt und bedient darum vor allem die naschsüchtige Spezli-Vernichtungs-Abteilung. Denn so unterhaltsam Songs wie zum Beispiel "Revelation genocide", "Havoc" oder "Ghouls to strike" zu Anfang auch sein mögen, schleicht sich bei mir ohne Gerstensaft-Vitaminisierung oder visuelle Unterstützung bereits beim zweiten Durchhören ein bisschen lange Zeit ein. Wo die Jungs live auftauchen, bleibt kein Auge trocken, die CD an sich selbst ist für mich aber eher eine zwiespältige Sache, da mit Konzept, Cover, LP-Ausführungen et cetera zwar sehr detailreich und bodenständig verfahren wurde, der musikalische Inhalt dem aber nicht gleichgestellt werden kann. Klar ist die Produktion räudig wie vor fünfzehn Jahren und dennoch in gut hörbarem Klanggewand, aber das Songwriting kommt nicht über gutes Party-Riffing hinaus. Echt unterhaltsam dafür ihre Website: www.total-desaster.de; von Fans für Fans und old school as fuck. Hail Desaster!
HaRdY
Punkte: 6.2 von 10       Hier reinhören und bestellen für 27.90 SFr.

IN BLACKEST VELVET - InSuiSight
Eigenvertrieb

Die Pause seit dem "Edenflow" Debüt von 2001 wurde vom Sextett genutzt, um Sänger Christian Müller (Ex-Night in Gales/ Godz At War) in die Band einzubringen und ihren melodischen Death Metal deutscher Machart um Atmosphäre und Groove zu verstärken. Die 20-minütige MCD tönt für meinen Geschmack zwar etwas zu entspannt, um noch als Death Metal durch zu gehen, aber wieso nicht zu Grunzereien mal ein bisschen chillen? Machen Schweinebauern doch ebenso. Die meisten Songs sind in einem lüpfigen Midtempo gehalten und kommen sauber produziert und transparent daher. Beruhigende, zum Teil zweistimmige Leads ergeben griffige Melodieführungen und erzeugen einen beruhigenden Underton. Zwar sind Stakkatoriffs ebenso vorhanden, wie einige Metalcore-mässige Breakdowns, jedoch hatte ich immer das Gefühl, die Band werde mit angezogenen Zügeln und der Kandare tief im Maul geritten (im übertragenden Sinne natürlich). Auch die Vocals kommen mir ein bisschen zu gut erzogen entgegen. Denn obwohl die Mikro-Artisten ein breites Spektrum inne haben (von Carcass bis Sisters Of Mercy), assoziierte sich in meinem Kopf dauernd eine angezogene Handbremse. Versteht mich nicht falsch, "InSuiSight" ist ein wirklich toll produziertes, professionell aufgemachtes Produkt mit tollen Songs (speziell "Whorehouse" und das abschliessende, leider viel zu kurze Valium-Instrumental "Nothingness" habens mir angetan), ich hätte mir jedoch ein bisschen mehr "am-Sack-kratzen-Attitüde", sprich Rock'n'Roll in der gesamten Aufnahme gewünscht.
HaRdY
Punkte: keine Wertung

DARKEST HOUR – Undoing ruin
Victory Records/Disctrade

Was bei der neuen Scheibe von Darkest Hour aus den Lautsprechern schallt, tönt anfangs verdächtig nach dem üblichen Metalcore, der momentan an jeder Ecke zu finden und deshalb meistens nicht sonderlich innovativ ist. Dies ist Fakt, jedoch wird hier versucht, dem Ganzen eine Kehrtwendung zu geben, sei es nun durch abwechslungsreiche, durchwegs professionelle Gitarrenarbeit und einem perfekt getime'ten Schlagwerk, nach dem man seine Uhr stellen kann, oder durch verschiedene Synthesizer-Klänge, welche die gesamte Atmosphäre der CD gut unterstreichen... - Und da kommen wir schon zum eigentlichen Problem: Die Ansätze wären extrem gut (man beachte das Intro zum ersten Stück "With a thousand words to say but one"), aber sie verschwinden sehr schnell, werden ertränkt im einheitlichen Geschrei und dem überdimensionalisierten Klanggewand. Es wird zuviel auf einmal in Angriff genommen. Auch wenn Sänger John Henry sich teilweise im cleanen Gesang versucht, so bleibt es eben leider nur beim Versuch. Im Endeffekt bleibt da nur zu sagen: Diese Scheibe wird wohl kaum sonderlich Beachtung finden, da das Abheben vom üblichen Mainstream nur ansatzweise gelingt. Da hilft auch die Mitwirkung von Strapping Young Lad-Mastermind Devin Townsend als Produzent nicht wirklich. Schade eigentlich. Aber im Auge sollte man Darkest Hour trotzdem behalten. Vielleicht wird das nächste Werk der grosse Wurf.
Toby S.
Punkte: 5.6 von 10          Hier reinhören und bestellen für 27.90 SFr.

SILVERSTEIN - Discovering the waterfront
Victory Records/Disctrade

Dem Albumtitel nach würde ich jetzt einfach mal vermuten, dass die Scheibe nicht allzu viel Metal enthält - klingt eher wie ein Touristenführer. Gleich beim ersten Track wird dann klar, dass diese Scheibe als Reisebegleiter tatsächlich einiges hergeben würde - Vorausgesetzt, man hätte schwarze Nagelpolitur im mit Tippex beschmierten Rucksäckchen, Vans an den Füssen und als Reiseziel das Emocore-Ländchen auserkoren. Auf der Reise wird man dann mit Pinkelpausen beim Afi-Dörfchen und Zwischenstop beim The Used-Aussichtspunkt belohnt und darf sich neben dem My Chemical Romance-Schrein hübsch den Eyeliner nachziehen. Die Sightseeing-Tour verläuft ohne grössere Probleme, an jeder zweiten Ecke werfen die Einheimischen Pommesgabeln entgegen, und Gelegenheiten zum heimlich Kippen anzünden und zwischen jedem Zug auf den Boden spucken gibt's nicht nur genug, nein, das wird hier sogar öffentlich geduldet. Mit anderen Worten: Ein Traumland für unsere ach so Evil-Jugend. Dass der Band einige gute Hooks gelungen sind, wollen wir ihr nicht verübeln, aber leider kann sie weder überraschen, noch eine eigene Note etablieren. Popcore at its best!
El Muerte
Punkte: 5.0 von 10        Hier reinhören und bestellen für 27.90 SFr.

CRUSADE - Loathed resistance
Eigenvertrieb

Death Metal Core, so bezeichnen Crusade aus unserem östlichen Nachbarlande ihren Sound, welchen sie in Form von dieser 4-Track EP auf die Menschheit los lassen. Dass die Jungs nichts mit herzerweichenden Melodien und der Förderung von Sport im hohen Alter zu tun haben, wird gleich beim Opener "Reaping tempest" klar. Das Front-Geröchel von Martin Wagesreither erinnert mich hie und da an Cannibal Corpse, doch nicht bloss das, sondern der Sound allgemein. Treibende Stampf-Riffs wechseln sich mit Blastgeprügel ab und schwängern die Luft mit Aggression. Dieses Schema trifft auch auf die folgenden drei Tracks zu und ich suche krampfhaft irgendwas Positives in diesem Release zu finden. Doch über allem trumpft der katastrophale Drum-Sound. Arrrrghh..., mir ist ja klar, dass dies hier eine Eigenproduktion ist und der Level und somit auch meine Ansprüche tiefer liegen, doch so fade und drucklos wie das tönt, vermiest es die letzten aufstrebenden Hoffnungsschimmer. Zwar weben Crusade fleissig an ihrem Soundgerüst und schaffen es auch, ein paar gute Breaks einzuflechten, doch dann wirkt die Akustikmasse wieder hypernervös und unkoordiniert. Das Ganze leidet einfach zu sehr unter der Aufnahmequalität und ich frage mich, wie Crusade tönen würden, wenn sie auf eine fette Produktion bauen könnten. Andererseits, sehe ich über die erwähnten Mängel hinweg, verbleibt zu wenig, was mich vom Hocker reissen würde. Klar ist das Aggressions- Potenzial sicherlich vorhanden, doch irgendwie tönt es einfach zu durchschnittlich, um aus einer Masse Hass hervor zu stechen. Ich habe hier wirklich Mühe mit diesem Teil und möchte nicht weiter auf den Jungs rumhacken, jedoch muss ich auch erwähnen, dass ich gerade im Extrem Metal Bereich aus der Schweiz schon durchaus Besseres gehört habe.
R.K.
Punkte: keine Wertung
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